Wie verhalte ich mich bei einem 'erstarrten' Kind

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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baka
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Wie verhalte ich mich bei einem 'erstarrten' Kind

Beitrag Fr., 03.07.2009, 14:46

Hallo..

ICh habe da mal eine Frage..
Ich arbeite in einem Kindergarten. Wir haben ein Mädchen (unter 5 J.) , das zuhause in den letzten Jahren häufig Gewalt und vermutlich auch sex. Gewalt erleben musste.
Sie zeigt in Situationen, in denen Sie Schmerzen erleidet, ein Erstarrungs-Verhalten. Am Anfang weint sie, dann fällt sie in eine Starre.

Wir hattten nun heute im Team verschiedene Ansichten, wie man sich in solch einer Situation verhält.
Das Mädchen hat sie am Kopf verletzt (Große blaue Beule) und lag dann nach anfänglichem Kühlen und Trösten starr auf dem Boden. Meine Kollegin nahm sie dann hoch und hatte sie auf den Arm..
ne andere Kollegin griff sie an, dass man das nicht macht..

Wie verhalte ich mich in diesem "Schock"-Zustand? GIbt es da Richtlinien? Therapie-MEthoden?

Ich wäre über Antworten sehr dankbar..

gruß baka

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zucker
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 15:00

Wie hat das Mädchen auf "in den Armen nehmen" reagiert?

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 15:02

Ich würde als allererstes das Jugendamt wegen der vermuteten Zustände zuhause einschalten...

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baka
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 15:04

Das Mädchen hat sich angelehnt.. aber nicht umgeklammert..
sie fühlte sich aber nicht schlecht dabei..

ich hätte die kleine auch auf den Arm genommen..
ICh finde sie soll da Gefühl bekommen, das sie mit ihren Schmerzen nicht allein sein muss,
sondern andere in diesen Situationen bei ihr sind..

die Kinder leben seit Dezember in einer Pflegfamilie..
wegen den früheren Umständen in der Hekrunftsfamilie

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zucker
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 15:12

baka hat geschrieben: ICh finde sie soll da Gefühl bekommen, das sie mit ihren Schmerzen nicht allein sein muss,
sondern andere in diesen Situationen bei ihr sind..
Das finde ich auch, auf jeden Fall! Es muss ja nicht ein unsensibles auf den Arm nehmen sein, so im Sinne "lass dich mal umarmen und dann ist wieder gut", sondern das kann ja vorsichtig geschehen und immer schauen, wie das Kind darauf reagiert.

M. E. kann man da auch keine Regeln erstellen "so muss man das machen", sondern da brauchts gesunden Menschenverstand und Einfühlungsvermögen. Wenn das Mädchen mal nicht angefasst werden möchte, dann ist auch dies zu respektieren, dann würde ich einfach bei ihm sitzen bleiben, damit es merkt, dass man anteil nimmt.

Was waren denn die Argumente im Team von denen, die gegen das Halten waren?

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sumati001
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 15:27

Hallo baka,
ich denke, wenn die kleine sich offenbar wohl gefühlt hat, wird's auch richtig gewesen sein...
aber... ich würde jedenfalls auch das jugendamt einschalten. problem ist halt, dass die behörden immer sehr zögernd und langsam zu arbeiten scheinen... und zu lange alle wegschauen.
habt ihr eventuell (parallel dazu) zugang zu einem kindertherapeuten - kinderschutzzentrum oder ähnlichem? es gehört auf jedenfall durch einen profi abgeklärt, was da los ist!!!
auf keinen fall ignorieren, wenn ein verdacht auf missbrauch besteht... so viele hier in den foren erzählen davon, welche erfahrungen sie als kinder machen mussten und niemand hat offenbar adäquat darauf reagiert!!! lasst die kleine nicht im stich!!!!
lg sumati001

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baka
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 15:36

die langen wege haben wir gemerkt..
vom ersten melden bis zum es geschieht endlich was passiert ist fast ein Jahr ins LAnd gelaufen..

Wie gesagt, sie lebt nicht mehr bei ihren Eltern..
die Geschehnisse passieren nicht mehr..

eine Kollegin meinte, in dem Zustand müsse nur der Oberkörper hochgelagert werden und das Kind müsse von selbst wieder aufstehen... naja ich wollt mich nun halt mal informieren, weil solche Situationen mit dem Kind ja noch öfters passieren können..
und dann "muss" sich ja keiner über jemanden hinweg setzen mit seinem Handeln..
so hätten wir vielleicht handlungsstrategien oder ratschläge..
1
aber ich merke grad schon wieder, dass wenn man drüber redet, die ganze situation hinterfragt und sich bewusster macht...
Kinderzentrum oder KjP ist eine gute Idee.. 1

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jennyfer
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 16:13

Ist dieses Mädchen verübergehend in diese Pflegefamilie gekommen? Oder darf sie dort bleiben und wird einen Anschluss bis ins Erwachsenenalten bekommen? Wie sieht euer Kontakt zur Pflegefamilie aus? Wird nicht nachgefragt, wie sich das Mädchen bei euch verhält, nach solchen Zuständen die sie immerhin (vllt) fünf Jahre erleben musste? Ist sie in psychologischer Behandlung?

Ich für mich empfinde das ein Hand in Hand mitarbeiten (über Jahre hinweg) seelisch überlebenswichtig ist. Heute ist es Kindergarten Pflegefamilie Therapeut. Doch dann was ist wenn die Schule folgt? Es ist zb zuwenig wenn ihr euch diesem Mädchen so wie sie es braucht widmet, und dann kommt sie in die Schule und erfährt diesen zusätzlichen Halt warscheinlich nicht mehr. Darum alles Hand in Hand und daher wäre ein Pflegeelternkontakt mit der Betreuungsstätte und später Schulstätte so wichtig. Sie wird sehr viel Hilfe brauchen, und auf Menschen angewiesen sein, die sie vorallem verstehen können. Sie darf weder bedrängt noch stehengelassen werden. Sie wird es auch in optimalen Betreuungsbedingungen (Hand in Hand) noch sehr schwer haben und vllt ein Leben lang daran kauern. Daher erkundigt euch bitte, wie das Mädchen untergebracht ist (auf Dauer?) und ob sie psychologisch betreut wird.

Dieses Erstarren kann ein wegschalten sein. Denn wenn ihr es jetzt manches Mal schafft das sie freiwillig wieder zurück kommt, was ist dann wenn sie auf Lehrer trifft, denen das im Unterricht nicht möglich ist...

Dies sind nur meine Gedanken, die mir gerade einfielen. Ich finde es sehr lobenswert, dass du dir darum Gedanken machst wie ihr diesem Mädchen am besten helfen könnt.

Ich habe jetzt auf lange Sicht geschrieben.

Liebe Grüße

jennyfer
...

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jennyfer
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 16:17

Ein Skandal, dass dies ein Jahr dauerte, bis das Mädchen rausgeholt wurde.

Ich habe auf lange Sicht geschrieben, und eigentlich wäre dies alles die Aufgabe derer, die das Mädchen in diese Pflegefamilie gaben. (sehen, dass sie bestmöglichst begleitet wird).

Mich macht das sehr traurig, denn ich kenne diese Starre.

Lg.
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lingaroni
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 17:34

bitte umbedingt dafür sorgen, dass das kind therapeutisch begleitet wird.

@jennyfer: ja es ist ein skandal!

LG

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baka
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 18:21

Ich habe das Kind nicht in meiner Gruppe, so weiß ich leider nicht, ob es therapeutische Hilfe bekommt..
werde mal nachfragen, wegen therapeutische Hilfe..
denn ich denke auch dass es sehr wichtig ist..

der Kontakt zur Pflegefamilie ist sehr sehr gut..
mind einmal wöchentlich regelmäßigerr telefonkontakt und ungefähr einmal wöchentlich persönlicher kontakt.. wenn es probleme gibt, oder auch die pflegefamilie probleme hat, suchen sie den austausch.. da läufts klasse..
ich denke es wird eine dauerhafte unterbringung sein.. die entwicklung seit dem sie dort ist, ist phänomenal..
sie hat diese erstarren nur in situationen in denen sie sich starke schmerzen zufügt..
bis vor einigen monaten war es auch bei schrecksituationen oder kleinen stürzen z.b. mit dem laufrad..
es hat sich schon sehr verbessert..

ich finde es auch schrecklich, dass es so lange gedauert hat...

aber ich bin so froh, dass sie so eine tolle familie gefunden hat

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jennyfer
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 18:38

Hallo baka,

mich freut zu lesen, dass das Mädchen so gut untergebracht ist. Und natürlich ihre Fortschritte, einfach schön das ihr geholfen wird. Auch wie ihr euch im Kgia Gedanken macht. Ich hoffe es gibt mehrere wie euch die Kinder betreuen und dabei nicht wegsehen.

Ich bin auch der Meinung das Mädchen sollte immer wieder erleben dürfen, dass sie nicht alleine gelassen wird in ihrem Schmerz. Allein schon ein da bleiben (wie schon beschrieben) oder auch ein trösten (wenn sie es möchte) kann sie, denke ich, unterstützen.

Ich wünsche euch weiterhin alles Gute,

jennyfer
...

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baka
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Beitrag Fr., 03.07.2009, 19:29

danke für eure antworten

danke für das kompliment jennyfer..
ich finde das gehört zum job dazu...

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lingaroni
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Beitrag Sa., 04.07.2009, 05:12

@baka
mir ist zum thema schock noch etwas eingefallen. ich hatte vor kurzem erste hilfe und da haben wir gelernt, dass es verschiedene arten von schock gibt. und ich erinnere mich, dass man ganz unterschiedlich vorgehen muss. füsse hochlagern, oberkörper hochlagern, ... usw. ich glaube, irgendwie habt ihr alle recht gehabt oder alle unrecht, weil ihr vergessen habt die art des schocks zu diagnostizieren.
LG

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Hope67
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Beitrag Sa., 04.07.2009, 07:58

Hallo baka,

schön, das es doch Menschen mit offenen Augen gibt Ich habe mich gefragt, wie eine Mutter reagieren würde, wenn ihr Kind sich weh tut oder verletzt. Intuitiv nimmt sie das Kind auf/in den schützenden Arm. Ist es nicht so? Das hat Deine Kollegin getan und da es dem Kind nicht unwohl war (anlehnen empfinde ich als eine Art Nähe) finde ich das richtig gut.
Was mich interessieren würde... hat die andere Kollegin sie direkt in der Situation - also in Anwesenheit des Kindes - angegriffen, das man "soetwas" nicht macht? Womöglich als das Kind auf dem Arm war? Dann hat die Dame (so würde ich das mal ausdrücken) ihren Beruf verfehlt Wäre ja für das Kind eine Bestätigung, das man durch Erwachsene keinen Schutz erfahren kann.
Körperliche Gewalt an Kindern ist eine schreckliche Sache. Und wenn es in diesem Fall bereits soweit ist, das sie "dicht macht" benötigt sie wirklich dringend kindertherapeutische Hilfe. Sprecht mit den Pflegeeltern darüber, denn als Kindergarten habt Ihr diesbetreffend leider keine andere Möglichkeit oder Kompetenz. Denke ich jedenfalls ^^

Aber nichtsdestotrotz am Rande: Eine meiner Nichten (die weder körperliche Gewalt noch Missbrauch durchleben muss) hat vom Kleinstkindalter bis ca. zum 10. Lebensjahr eine Störung der Gehirnnerven gehabt. In Schock- oder Schmerzsituationen (vom Rad gefallen, gestossen, Schreck bekommen etc.) ist sie hormonell in eine Art Starre gefallen. Teilweise waren Körperteile auch krampfig. Vielleicht vorsichtshalber mal abchecken lassen? Sie konnte "erweckt" werden, wenn man ihr z.B. ins Gesicht gepustet hat oder sie laut angesprochen hat.

Hach ja... wenn man doch allen Kindern der Welt helfen könnte die Hilfe brauchen

Schönes Wochenende
Hope

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