Frühkindliche Erfahrung ... ab wann?!

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Dolem
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Frühkindliche Erfahrung ... ab wann?!

Beitrag So., 22.03.2009, 16:14

Hallo,

ich wollte mal hören ab wann frühkindliche Erfahrung/en einen Einfluß auf mein späteres Leben haben können.

Es war so, dass ich gleich nach der Geburt etwa 4 bis 5 Monate im Krankenhaus bleiben musste. (Ich habe meine Mutter schon öfter gefragt was ich denn nun nochmal genau hatte, aber es immer wieder erfolgreich verdrängt so dass ich jetzt nicht mehr weiß was es ist ... aber das nur am Rande). Ich bin Jahrgang '65 und da war es noch nicht so, dass die Mutter im Krankenhaus bleiben konnte um das Kind zu betreuen. Meine Frage dazu ist eben, ob ich als Kleinstkind schon etwas davon "mitbekommen" haben kann oder eher nicht? Ist das vielleicht eine Ursache dafür, dass ich nur sehr schlecht vertrauen kann und meine Beziehungen wenn überhaupt nicht lange halten? Kann das ein Grund sein, dass ich eben gerne alleine bin?

Danke

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chicheringrün
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Beitrag So., 22.03.2009, 16:35

Hallo Dolem,

ja, das kann durchaus ein Grund sein. Gerade in der frühkindlichen Zeit ist der Kontakt zur Mutter sehr wichtig. Darum kommen kleine Kinder auch heute (laut meiner Thera, aber du schreibst es ja auch) nur noch in Begleitung der Mutter ins Krankenhaus. Ein Krankenhausaufenthalt wäre für das Kind eine viel zu lange Trennung von der Mutter. Laut meiner Thera wird damit angefangen das Kind für ein paar Minuten von der Mutter zu trennen (Beispiel habe ich gerade keins), dann vielleicht eine Stunde und so weiter. Dies ist wichtig um das Ur-Vertrauen auszuprägen.
Wenn man das Ur-Vertrauen am Anfang seiner Kindheit nicht so stark erfahren hat, dann hat man es auch im späteren Verlauf des Lebens schwerer zu vertrauen.

Liebe Grüße
chicheringrün
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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metropolis
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Beitrag So., 22.03.2009, 16:40

Hallo Dolem,

ich bin fest davon überzeugt, dass solche frühkindlichen / postnatalen Ereignisse einen großen Einfluss auf einen Menschen haben, vor allem wenn es um einen Krankenhausaufenthalt von 4-5 Monaten. Das Urvertrauen, das durch die Bindung zur Mutter oder einer konstanten Person entsteht, ist nach solchen Erfahrungen stark gestört oder nicht vorhanden.

Ich selbst war eine Frühgeburt und musste für ein paar Wochen im Brutkasten bleiben. Die ersten 4 Tage nach meiner Geburt konnte mich meine Mutter noch nicht besuchen. Danach kam sie eigentlich täglich. Aber es war trotzdem nicht genug um eine stabile Bindung zwischen uns beiden herzustellen. Ein längerer Krankenhausaufenthalt mit wenig Besuchsmöglichkeiten ein Jahr später ließen eine Heilung dieser frühen Wunde gar nicht erst zu. Den Preis dafür zahle ich noch heute (psychisch).

Solch ein frühkindliches Trauma kann man eigentlich gut mit einer Psychanalyse bearbeiten, falls du in deinem aktuellen Leben Beeinträchtigungen hast, die du gerne ändern möchtest. Schon mal drüber nachgedacht?

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Dolem
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Beitrag So., 22.03.2009, 16:53

Hallo ihr zwei,

danke für die schnellen Antworten.

Meine Eltern haben mich damals sicherlich auch jeden Tag besucht, aber so richtig ran durften sie nicht an mich. Wenn ich es noch richtig von meiner Mutter weiß (ich muss sie nochmal genauer fragen), denn durften sie mich aber nicht einmal auf den Arm nehmen.

Kann eine solche Erfahrung auch zu anderen psychologischen Traumata/Beschwerden führen, die sich aber erst jetzt, über 40 Jahre später, zeigen? Also nicht "nur", dass ich nicht richtig vertrauen kann, sondern eben auch, dass ich körperliche Symptome habe - mal geht es mir wie immer, mal würde ich am liebsten den ganzen Tag im Bett liegen bleiben - medizinisch aber nicht so recht was zu finden ist?

Und ganz allgemein: Ich habe vor eine Therapie zu machen, habe auch schon ein paar Therapeuten angerufen, aber bisher ohne Erfolg. Ich frage mich nur, ob ich das Vertrauen habe, denn auch wirklich sprechen zu wollen und können. Wenn ich es nicht schaffe mit einem Freund drüber zu sprechen, wie soll ich es mit einem mir ganz fremden Therapeuten können? Das verstehe ich gerade nicht ganz: Wie geht das? Wie wirkt das? Funktioniert das?

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chicheringrün
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Beitrag So., 22.03.2009, 17:03

Dolem hat geschrieben:Ich frage mich nur, ob ich das Vertrauen habe, denn auch wirklich sprechen zu wollen und können. Wenn ich es nicht schaffe mit einem Freund drüber zu sprechen, wie soll ich es mit einem mir ganz fremden Therapeuten können? Das verstehe ich gerade nicht ganz: Wie geht das? Wie wirkt das? Funktioniert das?
Was hältst du davon dem Therapeuten das gleich am Anfang zu sagen, dass du große Probleme mit dem vertrauen hast? Da weiß er schonmal Bescheid. Vielleicht könntest du dich ihm am Anfang auch in Briefform mitteilen. Also aufschreiben was dich bewegt und ihm das dann in der Sitzung geben oder vorlesen oder (was ich noch besser finde ) vorlesen lassen.
Vertrauen kann sich erst nach und nach entwickeln. Therapeuten nehmen sich für dich Zeit, die Zeit ist allein für dich reserviert, er oder sie hört dir zu. Im Detail variiert das von Therapeut zu Therapeut. Ob es funktioniert kann man nur durch ausprobieren herausfinden. So schwer es ist.

Zu deiner anderen Frage kann ich nichts dazu sagen.
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Willy Brandt

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Dolem
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Beitrag So., 22.03.2009, 17:10

Ja, danke.
Und wie schon geschrieben ich habe ja auch schon telefoniert. Ich habe gefragt, weil ich gerade mal eine Pause eingelegt habe mit dem Telefonieren, weil es mir wieder etwas besser ging. Aber das mit dem Aufschreiben bzw. es gleich zu sagen ist natürlich in Ordnung. Momentan scheint mir wieder das größte Problem überhaupt einen Termin zu bekommen ... schau mer mal, ich habe hier eine lange Liste liegen, da wird sich schon was finden wo es passt und wo ich unterkommen kann.

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Gärtnerin
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Beitrag So., 22.03.2009, 17:22

Hallo Dolem,

natürlich kann eine solche Erfahrung auch noch wesentlich später zu Symptomen führen. Die Trennungserfahrung nach deiner Geburt ist ja nichts, was damals isoliert stattgefunden hat und danach abgeschlossen war. So eine Erfahrung kann für ein Neugeborenes, das ja allein schon für sein Überleben darauf programmiert ist, ständigen Kontakt zur Mutter zu halten, ein ganz existentielles Trauma sein. Das prägt sich tief ein, und die Seele entwickelt Überlebensstragtegien, z.B. indem sie Bedürfnisse abspaltet, um den Schmerz der ständigen Nichterfüllung nicht mehr spüren zu müssen. Diese Mechanismen können im weiteren Leben wie eine Brille sein, durch die du alle sonstigen Erfahrungen siehst und einordnest. Somit kann die Art, wie du Beziehungen angehst oder auf bestimmte Umstände reagierst, durchaus bis heute von der ursprünglichen Trennungserfahrung beeinflusst sein.

Mit einem Therapeuten zu sprechen, kostet sicher Überwindung. Bis das Vertrauen hergestellt ist, dauert es eine gewisse Zeit. Aber interessanterweise ist es oft leichter, mit einem Therapeuten zu sprechen als mit einem Freund. Den Therapeuten musst du nämlich nicht schonen, darfst ihm auch Tränen zumuten. Er lässt dir alle Zeit der Welt, wertet nicht, und du kannst sicher sein, dass er nichts weitererzählt.

Liebe Grüße und viel Glück,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Dolem
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Beitrag So., 22.03.2009, 18:09

Danke auch dir.

Dass ich überhaupt die Erkenntnis habe, dass ich eine Therapie brauche ist schon ein großer Schritt für mich (und ein wichtiger). Und ich habe ja auch schon telefoniert und die Liste der Therapeuten liegt hier auch, dass ich sie jeden Tag sehe. Eigentlich nur noch eine Frage der Zeit wann ich denn endlich einen Termin bekomme.

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Nurse_with_wound
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 02:40

Ich war auch im Krankenhaus, 2 Monate, wegen irgendeinem Virus. Meine Mutter war bei mir.
Habe auch schwierigkeiten mit dem Vertrauen,und andere Dinge.
Das waren viele andere Kinder auch. Fruehchen haben einen noch haerteren Schicksal, und sie haben trotzdem spaeter nicht so viele Probleme wie ich.
Meine Jugendfreundin war in der Kinderkrippe. Wenn man sich vorstellt wie so eine Kinderkrippe im Sozialismus damals aussah, wie wenig die Kinder geknuddelt werden, muesste man die schlimmsten Neurosen erwarten. Aber nein, sie ist voellig normal, hat inzwischen 3 gesunde Kinder auf die Welt gebracht. Ich war die ersten 2 Jahre zuhause und habe bereits vom Kindergarten sowas wie Traumata bekommen.
Ich traue diesen Theorien ehrlich gesagt nicht ganz, dass die Dinge die wir in der Kindheit erlebt haben solchen Einfluss auf uns haben. Auch wenn hochwissenschaftlich, wirkt es wie Esoterik auf mich. Wie Astrologie. Selbst das erachte ich als mindestens genau so wahrscheinlich.
Ich habe gelesen, dass nicht alles so genau erforscht ist wie man glaubt. Ist das nicht so ein verzweifelter Versuch der Wissenschaft nach Ursachen zu suchen, wenn sonstige Erklaerungsmodelle versagen?

Was ich mir vorstellen kann ist , dass die motorische Entwicklung besonders beeinflusst werden kann.
Aber wenn ich mit dem Kind in Babysprache rede , oder schoene Literatur vorlese, das ist doch voellig wurst.
ISt das nicht ueberbewertet?
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Anne1997
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 06:49

[quote="Nurse_with_wound"]Habe auch schwierigkeiten mit dem Vertrauen,und andere Dinge. (...) Fruehchen haben einen noch haerteren Schicksal, und sie haben trotzdem spaeter nicht so viele Probleme wie ich. Meine Jugendfreundin war in der Kinderkrippe. (...) Aber nein, sie ist voellig normal, hat inzwischen 3 gesunde Kinder auf die Welt gebracht. Ich traue diesen Theorien ehrlich gesagt nicht ganz, dass die Dinge die wir in der Kindheit erlebt haben solchen Einfluss auf uns haben.[/quote]
Hallo Nurse_with_wound, hallo Dolem,

die Dinge aus der Kindheit müssen überhaupt keinen solchen Einfluss auf uns haben.
Es wird immer Studien und einfach Erfahrungen geben, dass Kinder in Krippen, nach längerer Isolation im Krankenhaus etc. sich sehr gut entwickeln und bei manchen, die anscheinend "ganz normal" aufwuchsen, bei den Eltern, im Kindergarten, viele Probleme auftreten
(mit allen Schattierungen bzw. auch umgekehrt).

Die Art des Umgangs mit den Kindern dort, eine gewisse Disposition der Kinder (auch genetisch), die Qualität (und nicht die Quantität) der Beziehung zu den Kindern ist entscheidend - nicht nur in diesen begrenzten Zeiträumen.
Ein Baby merkt, ob eine Beziehung da ist (egal ob in "Babysprache" oder mit "schöner Literatur" ...).

Problematisch wird es sicherlich, wenn man diese frühe Zeit als eine Entschuldigung für aktuelle Probleme benutzt und nicht bereit ist "Jetzt" zu leben, sich mit seinen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, ein Leben, das man ja auch aktiv bis dahin gestaltet hat.
Deshalb ist es oft sehr wichtig, sich mit dieser frühen Zeit zu befassen, um z.B. bessere Umgangsmöglichkeiten mit den aktuellen Problemen (z.B. wenn keine Beziehungen gelingen, Vertrauen sehr schwer fällt) zu bekommen.

Und die Theorien, die sich damit auseinandersetzen (vor allem Allan Schore, Karin und Klaus Grossmann, Karl H. Brisch, natürlich der erste große Bindungstheoretiker Bolwby), sind alles andere als "esoterisch" anmutend, sondern zeigen wissenschaftlich das auf, was Gärtnerin so gut in ihrem Beitrag hier beschrieben hat.
Eigentlich alle psychotherapeutischen Richtungen integrieren diese Erkenntnisse, alle Richtungen sind - auf ihre Weise (durchaus nuanciert) - dadurch "beziehungsintensiver" geworden bzw. befinden sich auf dem Weg, wenn man so die Publikationen sichtet.

Denke, dass Du, Dolem, einen guten Weg gehst! Das Wissen darum, dass Du eine Therapie brauchst, hilft schon einmal enorm weiter! Und ich wünsche Dir einen guten Therapeuten und alles Gute für Dich selbst!

Herzliche Grüße
Anne

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Nurse_with_wound
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Beitrag Di., 16.02.2010, 13:58

hallo Anne1997
danke fuer den sehr konstruktiven Beitrag!
Ich habe bei Amazon.de mal die Namen der Autoren eingetippt die du genannt hast . Viele Bücher haben 5 Sternchen von den Leser bekommen, kann man davon ausgehen dass sie nicht zu wissenschaftlich geschrieben sind und auch einem Newbie gut bekommen ? (meine Erfahrung bei Amazon ist, dass ein kompliziertes Buch bei den Leserrezis niemals die volle Punktzahl bekommt)
Um welche Bücher handelt es sich genau?
Ein Baby merkt, ob eine Beziehung da ist (egal ob in "Babysprache" oder mit "schöner Literatur" ...).
genau das verstehe ich nicht, weil ein Kind, ein Jugendlicher ist auch hochsensibel und merkt eben wesentlich mehr als ein Baby weil ein älteres Kind die Zusammenhänge besser versteht und das Erinnerungvermögen voll ausgebildet ist.

Ich glaube die Wissenschaft argumentiert so, dass die Erfahrungen bei einem Baby direkt ins Unterbewusstsein gehen ( so ungefär oder?) weil die Entwicklung des Gehirns und die Lernfähigkeit beim Baby am schnellsten sind.
Ich zb erinnere mich nur dunkel und nur an manche Situationen die vor meinem 3 Lebensjahr passiert sind.
Mein Problem mit der Theorie ist, wenn das Gehirn, das Erinnerungsvermoegen, das Bewusstsein noch ziemlich unentwickelt ist, woher weiss man das so genau, ob die für die unterbewusste Speicherung der Erfahrungen zuständige Gehirnareale so gut ausgebildet sind.


Interessant sind die Beobachtungen bei Babies. Die Schwiegermutter meines Cousins sagte, man soll den kleinen (damals 2 Monate alt) nicht so viel auf Händen tragen weil er sonst nicht lernt alleine zu recht zu kommen. Die Eltern und ich, als ich zu diesem zeitpunkt Besuch war waren natürlich ganz verrückt nach dem kleinen.
Den alten Weisheiten der aelteren Frauen glaube ich schon.
Das heisst auch, dass eben die Quantität nicht unbedingt gut ist.

Meine Theorie ueber den Krankenhausaufenhalt ist, vielleicht nicht der Näheentzug , sondern zu viel nähe, die späteren Probleme verursacht.
Man stelle sich eine besorgte Mutter vor, deren Kind schwer Krank ist/war. So ein baby das bereits Probleme mit der Gesundheit hatte, wird vielleicht doppelt so viel bettutelt und auf den Händen getragen.
Bei meiner Mutter war es klar dass ich ihr einziges Kind bleiben werde, weil mein Vater alt war und keine Kinder mehr wollte.
Dennoch, sie hat keine Probleme gehabt mich mal mit anderen Leuten allein zu lassen. Also wars doch vielleicht nicht übertrieben. Daran habe ich ganz tolle erinnerungen, es machte mir zb Spass als Baby wenn ich mit 15 Jährigen Mädchen zu spielen, die Babysitting gemacht haben.
Ich glaube schon dass so ein Schicksalsschlag spätere Folgen hat.
Auch das Spielen mit gleichaltrigen ist fuer die Entwicklung des Babys von Bedeutung, kann ich mir vorstellen. In der Kinderkrippe lernen die Kinder sehr früh mit anderen Kindern umzugehen.

Die Art des Umgangs mit den Kindern dort, eine gewisse Disposition der Kinder (auch genetisch)
Ich glaube die Genetik spielt eine grössere Rolle als ihr zugeschrieben wird.

Es ist zwar, vielleicht blöder und vielleicht geschmackloser Vergleich, ich hatte einn interessantes Gespräch mit einer Hundekennerin , sie sagte, dass bestimmte Charaktereigenschaften bei Hunden völlig weggezüchtet wurden. Ich habe bis jetzt angenommen, dass es Erziehungssache ist.
Man kann vermutlich einen Mops oder einen Labrador so viel abrichten wie man will, er wird nie richtig aggressiv.

Kann es sein, dass bei der Genetik , auch beim Menschen mehr dran ist, als die Psychologie und Gehirnforschung bis jetzt angenommen hat?
Practice what you preach

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schwarzweiss11
Helferlein
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Beitrag Fr., 27.08.2010, 22:48

Hm, nein.

Die Spiegelneurone im Gehirn werden nicht richtig ausgebildet beim Säugling, wenn er nicht den regelmässigen, vertrauensvollen Kontakt zu einer ihn liebevoll umsorgenden Person hat - das kann auch eine Krankenschwester oder sonstwer sein.

Ma muss sich diese Spiegelneurone wie eine Anlage vorstellen, die jeder neugeborene Mensch hat: die Fähigkeit, das Gegenüber zu spiegeln.
Beispiel: wenn jemand lacht, wirkt das ansteckend, wir spiegeln. Wenn jemand gäht, ist das ansteckend. Wenn jemand aggressiv ist, ist das ansteckend. Wir wissen intuitiv, wie der andere "drauf" ist, durch die Körpersprache des Gegenübers, und diese Erkenntnis geht so schnell, weil dieses Spiegeln als Säugling gelernt wird, wenn wir es denn durch eine Vertrauensperson als Säugling lernen konnten.

Fehlt aber dem Säugling diese liebevolle körperliche (Streicheln, Harris nennt das "O.K.-Streicheln") und emotionale, natürlich auch verbale Zuwendung in diesen entscheidenden Anfangsmonaten nach der Geburt, gibt es später im Leben Probleme, weil das Urvertrauen sich nicht ausbilden konnte. Der Säugling, völlig hilflos und abhängig, kann, wenn diese Person fehlt, nicht die Erfahrung machen, dass er voll umsorgt wird, dass ihm nichts passieren kann, dass er z.b Hilfe bekommt und getröstet wird, wenn er weint, dass er dann körperliche und emotinale zuwendung bekommt, die er als hilfloser Säugling einfach braucht... und zwar immer braucht, solange er abhängig ist, das ist das wichtigste.

Urvertrauen ist ja nichts weiter als der Satz: "Alles wird gut - egal was mir passiert." Diese Erfahrung kann man nur als Säugling machen - das als Erwachsener nachzuholen, ist oft sehr schwer bis unmöglich.

Nachzulesen z.b. in J. Bauers: "Warum ich fühle, was du fühlst" (Klassiker) und auch in: "ich bin o.k., du bist o.k., eine Einführung in die Transaktionsanalyse von Harris.
Beides sehr empfehlenswerte Bücher.

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