Das Forum schreibt im November

Manchen Menschen fällt es leichter, über ihre Gefühle und Gedanken zu schreiben oder zu malen, als sie auszusprechen. Hier ist Platz dafür: Bilder, Gedichte, Erfahrungsberichte und andere Texte (bitte nur eigene).
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Dunkle
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Das Forum schreibt im November

Beitrag Di., 04.11.2008, 22:07

Herzliche Einladung zum forumsinternen Novemberschreiben!

Wer vor, neben oder nach den nervenaufreibenden Diskussionen um die Dinge unseres Lebens in unserem heißgeliebten Forum noch Platz und Zeit hat, ist herzlich eingeladen, sich hier zu beteiligen!

Das Haus mit der Nummer sieben hat ACHT Wohnungen. In drei davon wurden von mir schon Mieter hineingesetzt. Fünf bleiben also anderen Phantasien überlassen!

Die drei schon benannten Mieter erleben einen grauen Morgen im November auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Der Ausgang ist jeweils völlig offen.

Jeder und Jede darf Schicksal für die Mieter spielen, Amor oder Baron Lefuet, Postbote oder Versicherungsvertreter. Erlaubt ist, was gefällt!!!

Hereinspaziert, Hereinspaziert!!!!!

Es würde mich doch nicht wundern, wenn wir einen forumsinternen Roman zusammenbekämen, der na Spannung und Unterhaltung nichts zu wünschen übrig lässt!!

Nur Mut! Und eine flotte Feder!

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Dunkle
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Beitrag Di., 04.11.2008, 22:10

Eine nichtbestimmbare Graustufe, unentschlossen zwischen Nacht und Tag. Ein feiner Nieselregen überzog den Blätterteppich auf den Gehwegen, wenn die ersten Passanten darüber liefen, würde sie zu einem rutschigen Blätterbrei werden…
Es war November – untrüglich – manche liefen umher, als fürchteten sie, sich mit ebenjener Stimmung anzustecken. Keiner im Haus mit der Nummer sieben der unscheinbaren Vorstadtstrasse ahnte, das dieser November alles ändern würde. Die geschlossene Wolkendecke lies nicht zu, sich irgendwelche Gedanken über nicht Greifbares zu machen, geschweige denn Illusionen, wie es wohl innerhalb kürzester Zeit alles anders werden könnte. Im November muss man funktionieren. Erkältungsfrei, depressionsfrei, illusionsfrei. Um dann die Weihnachtsmaschinerie anlaufen zu sehen, zu erleiden, zu erdulden, und das Jahr zur Strecke zu bringen. Im November geht alles noch viel mehr seinen Gang als sonst. Alle wollen durchkommen. Sonst nichts.

Das Haus war noch ein wenig unscheinbarer als die anderen Häuser in der Strasse. Ein kleiner Vorgarten umzäunte einen Baum, der versuchte, sich neben dem Haus Richtung Himmel zu strecken. Drei Stockwerke und ein ausgebautes Dachgeschoss, eine Eingangstür, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, ebenso wie die Briefkästen und die Klingelanlage. Es gab acht Wohnungen in dem Haus, die unter dem Dach waren klein und beherbergten jeweils nur eine Person.

Es war ausgerechnet die Müllabfuhr, die Justus aus seinem unruhigen Morgenschlaf riss, das nervige Motorbrummen des Sammelfahrzeugs, das ruppige Herausfahren der Tonnen, die Hydraulik, die sie dann mehrmals mit Getöse an das Fahrzeug heranzogen, um auch den letzten Rest Abfall aus ihnen herauszuschlagen. „Das machen die absichtlich…!“, dachte Justus, als er sich schwerfällig umdrehte, um nach seinem Wecker zu greifen, ihn sich dicht vor die Augen zu halten und zu entziffern, dass es 5 Uhr 50 war. Zu gefährlich, um wieder einzuschlafen, weil es viel zu wenig Zeit war, um noch einmal einzutauchen in die Wärme und Vergesslichkeit des Schlafs, dem man dann möglicherweise noch schlechter entfliehen konnte und den Morgen wiedereinmal in heilloser Hektik zu begraben. Er stellte den Wecker vorsichtig auf den Nachttisch zurück. War da noch ein Traumfetzen? Es war, als ob der Fetzen verstecken mit ihm spielte. Irgendetwas aber schien doch dagewesen zu sein, das er heute seinem Analytiker erzählen konnte? Oder war es doch zu peinlich? Marion neben ihm schnarchte leise, dann wurde auch ihr Schlaf unruhiger und sie drehte sich noch einmal um, fiel kurz zurück in einen nichtbeendeten Traum. Im Kinderzimmer war noch Ruhe. Ein Moment vor dem Tag. Ein Moment Stille. Ein Moment für ihn. Die Gedanken durchliefen das, was bevorstand.

Genau darüber, im gleichen Zimmer ein Stockwerk höher, schreckte Marie aus dem Schlaf. Sie stöhnte, sie war auf ihren übereinandergelegten Armen auf der Tastatur eingeschlafen. Rote Striemen im Gesicht, verquollen, zerknautscht, mit rasenden Kopfschmerzen und steifem Nacken, quälte sie sich wankend vom Tisch hoch, hielt sich einen Moment an der Tischkante fest und torkelte dann auf steifen Beinen ins Bad. Der Bildschirmschoner zog unermüdlich und gnadenlos Rohrleitungen über den Schirm. Es war eine Sisyphus-Arbeit, denn immer wenn der Bildschirm voller Rohre war, musste die Arbeit von neuem beginnen. Marie hatte sich unterdessen eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht, sie kam hoch und nahm unversehens im Spiegel ihr Gesicht wahr. Wieder eine sinnlose Nacht, wieder umsonst. Er schrieb nicht, rief nicht an, kam nicht in den Chat. Bis drei Uhr morgens hatte sie gewartet. Sie überlegte, ob sie, ohne die anderen in der Wohngemeinschaft zu stören, in die Küche gehen könnte, um sich Kaffee zu machen. Sie lief zurück in ihr Zimmer, schaute aus dem Fenster von oben auf die orangen Arbeiter der Müllabfuhr, beschloss dann kurzerhand, rauszugehen und sich frische Brötchen zu holen und den schmerzenden Kopf schnell einer Kälte- und Regentherapie auszusetzen. So leise wie möglich zog sie sich an und zog behutsam die Tür ins Schloss. Nur Arndt lag wach und hörte es, sein Zimmer war direkt neben dem Eingang. Er schlug mit der flachen Hand aufs Laken, drehte sich auf den Bauch und seufzte. Was hatte sie? Was war mit ihr los? Warum sprach sie nicht darüber? Warum schien sie nicht mal zu bemerken, wie er versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Was hatte sie vor? Er stand auf, passierte kurz schlurfend das Bad, sah dann, dass Maries Zimmertür nur angelehnt war und das Licht brannte. Er flüsterte fragend ihren Namen, zögerte, dann schob er die Tür weiter auf und ging in ihr Zimmer….

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Dunkle
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Beitrag Di., 04.11.2008, 22:12

In noch einer weiteren Wohnung des Hauses Nummer 7 endete die Nacht früher als gewöhnlich. Im Dachgeschoss, der Wohnung links neben der Treppe, zerklingelte das Telefon die Stille. Ohne Gnade, ohne Anrufbeantworter quälte die Tonfolge Jans Ohren aus dem Schlaf. Einmal war es wenigstens zu etwas nütze, nicht auf dem neuesten Stand der Technik zu sein: Das Telefon befand sich nämlich brav am Ende der Leitung, die in der Wand steckte. Jan nahm ab, murmelte etwas wie „Ja“ in die Muschel. Es vergingen einige Minuten, in denen sich an Jan alles änderte. Sein Körper straffte sich, das Gesicht nahm einen wachen Ausdruck an, er blieb ganz ruhig und hörte zu – ohne einen einzigen Kommentar, konzentriert. Nach drei Minuten legte er langsam auf, ging ohne Eile ins Bad, dann ins Schlafzimmer, zog sich an und verließ die Wohnung. Ab heute war alles anders…

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kamikatze
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 08:04

Laura. Unerbittlich wiederholte der Wecker sein unsägliches Gepiepse. Genauso hartnäckig bediente sie sich der Wiederholfunktion. Sie kannte den Griff ja schliesslich nur zu gut. Jeden Morgen das gleiche: ein stiller Machtkampf mit dem Wecker!
Entnervt schälte sie sich aus dem Bett. Schlaftrunkener Gang ins Bad. Mechanischer Ablauf. Dem Blick in den Spiegel wich sie aus. Sie war schon deprimiert genug.
Nachdem die Kaffeemaschine mit dem feucht-fröhlichen Geblubber und Gezische sachte den Lebenssaft preisgab, der Laura wieder zu einer klareren Sicht verhalf, begannen sich ihre Gedanken wieder zu entwirren.
Mails checken. Agenda abfragen. Termine planen. Koordinieren. Der Tagesplan schlang seine verpflichtenden Arme bereits eng um Laura. Sie wollte sich bereit machen. Dezente Garderobe; einzig die orange-gelb leuchtende Wollkappe war ein Farbtupfer im fein abgestimmten Outfit. Nun ein erster prüfender Blick in den Spiegel. Knapp und präzis musterte sie sich. Einigermassen zufrieden mit sich nestelte sie nach dem Schlüssel. Schuhe an und raus!
Im Treppenhaus war ein lautes Schnarchen zu vernehmen.
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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jennyfer
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 09:51

Laut gähnend, erklang ein hoch quietschender Ton aus dem sich richtig durchstreckenden Hundebaby "sam". Schnüffelnd bewegte er sich in Richtung Kuschelschlafstätte von Toby. Einem kleinen Jungen, der schon letzten Herbst hier mit seiner Familie im dritten Stockwerk eingezogen war... Tief in seinem warmen Schlaf, der ihn mit so viel Geborgenheit und Sicherheit erfüllte, spürte er eine kalte schnuppernde Hundebabynase, die ihm sofort ein Iiiiiiii entlockte. Er drehte sich so schnell wies nur ging um, damit er sich im Polster abwischen konnte. Danach rappelte sich Toby auf, um langsam den erst angebrochenen Novembermorgen halbwegs erfassen zu können.

Noch völlig verschlafen, rieb er sich seine müden Augen, um etwas besser sehen zu können. So langsam wurde ihm klar, dass sein Traum ein ruckhaftes Ende fand, indem er von seinem "sam" um Aufmerksamkeit zu erhaschen, mit seiner kalten und feuchten Nase geschubst wurde. Genau dieser eine niedliche Hundebabyblick vermochte es, Toby, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Somit verdrängte er für einige Augenblicke, dass er wieder, wie jeden Tag sich zur Schule quälen musste, weil Mama sagt "das ist halt so". Mit bereits schon vor dem Frühstück- Gedanken in der Schule wieder ausgelacht zu werden, setzt er sein Gesicht auf, dass ihn halbwegs glücklich erscheinen lässt, damit wenigstens nicht wieder seine Mama zu ihm sagt " jetzt tu nicht so, Kinder können eben gemein sein" und geht bereits fertig angekleidet in Richtung Küche.

Es ist schon nach sechs Uhr, und der Bus wird nicht auf ihn warten. "Mama ich muss doch bald gehen. Stehst du auch auf?" ein "ich komm ja schon" dringt zu seinen Ohren durch. Selber entschließt sich der erst 10 jährige Junge den Tisch aufzudecken, da Mama wieder einmal erst in letzter Sekunde völlig verschlafen und launisch in die Küche wandern wird.

Tobys Vater Stefan muss jeden Tag sehr früh das Haus verlassen, da seine Arbeitsstelle sehr weit entfernt liegt. Erst spät abends, wenn Toby längst im Pyjama mit sam noch kuschelt, kommt er müde nachhause. Zu erschöpft, um ein offenes Ohr für seine Familie zu haben. Kein wie war es denn von seiner Frau Sabrina zu vernehmen. Schweigend isst er täglich sein Abendbrot um dann endlich seine Ruhe zu haben. Wie gerne würde er sein Leben verändern, um wieder richtig daran teil haben zu können.


„so, bin schon da“ vernahm Toby von seiner Mama. Im Morgenrock noch schnell ein Pausenbrot gestrichen, ein flüchtiger Kuss auf seine Stirn gedrückt, ein „tschüss“ hinter hergeschickt… und zu war die Türe zum Haus Nummer sieben. Schon von weitem sah Toby seinen Bus näher kommen. Er rannte so schnell er nur konnte auf dem mit Blättern fast übersähten rutschigen Gehweg um ihn ja nicht zu versäumen. Mit seinem "Alles richtig gemacht" Gefühl, begab er sich in Richtung ausgelacht werden, und schon geschah es. Mit einem hefigen Schlag spürte Toby die unsanfte Landung auf dem harten Asphalt, die sein Gesicht verzerren lies. Weinend raffte er sich wieder auf, und bestieg völlig verschmutzt seinen Bus mit unbestechlichem Ziel, Richtung Schule.
...

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Beitrag Mi., 05.11.2008, 14:39

Ich hasse dieses Badezimmer. Gut, dass ich bei Thomas duschen konnte. Thomas war nett. Er wollte, dass ich bleibe. Normalerweise bleibe ich nie. Gestern hieß ich Simona. Und ich war eine gute Simona. Sie hat Thomas viel Spaß bereitet. Es war komisch, seinen warmen Körper beim Aufwachen zu spüren. Ich hab ihm die Telefonnummer von Frau Roth hingelegt. Sie bekommt so selten Anrufe. Jetzt hab ich Hunger. Spaghetti oder Spiegeleier? Er hatte Murmelaugen. Murmel, ein schönes Wort. Wieso klingen manche Wörter schon so eklig, wie das, was sie bezeichnen? Blutwurst, ein hässliches Wort. Oder Ronald. Ich kenne nur doofe Ronalds. Heute Abend bin ich Mareike. Mal sehen. Mareike ist blond. Ja.
Wer klingelt ausgerechnet jetzt? Mist. Vielleicht hat mich einer der Hausbewohner gerade nach Hausse kommen sehen. Ich hab gestern überall Zettelchen in die Briefkästen geworfen: „Hi, ich bin Elisabeth, die Neue im Haus, wer Lust hat, kann am kommenden Samstag ab 11:00 auf einen Kennenlernsekt vorbeischauen.“
Vielleicht will jemand absagen. Ich mache jetzt nicht auf. Ich will schlafen. Aber vorher noch rauchen. Der kleine Balkon ist schön. Ich möchte Löwenmäulchen im Sommer hier haben. Würde sich was ändern, wenn ich jetzt hier runterspringe? Ich darf nicht runterschauen. Komisch, schon als 6 jährige konnte ich nicht auf einem Turm stehen, ohne darüber nach zu denken runter zu springen. Wenn ich unheilbar krank wäre, würde ich es tun. Sicher. Noch einen Zug, dann geh ich rein. Was mache ich mit dem Badezimmer? Wer kommt auf die beknackte Idee ein Badezimmer von oben bis unten zu verspiegeln? Ich geh schlafen.

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struggle
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:11

Laut hob die Kirchturmuhr an zu schlagen. Bing - bong - bing - bong... Genau einhundertmal, unerbittlich. War es denn schon wieder 7 Uhr? Frau Fischer erhob sich mit einem kleinen Seufzer. Wieder war eine Nacht geschafft, wieder durfte sie einen neuen Tag begrüßen. Wenn die Nächte nur nicht sooo lange wären, seitdem Tod ihres Mannes.
Ihrer allmorgendlichen Routine folgend schlurfte sie zuerst in die Küche und setzte das Wasser auf. Sie bereitete jeden Tag ihre ganz spezielle Kräutertee-Mischung vor, die sie dann bis zum Abend getrunken haben musste. Man hörte doch immer wieder, wie wichtig es doch sei, gerade im Alter genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, und da sie dazu neigte, auf das Trinken zu vergessen, musste sie sich eben mit diesem kleinen Trick behelfen. Auch ihrem Mann hatte sie täglich eine Kanne voll Tee zubereitet, Früchtetee, mit etwas Sirup gesüßt. Abermals entfuhr ein kleiner Seufzer ihren Lippen. Nun war es schon an die 4 Jahre her, dass er von ihr gegangen war, und immer noch fehlten ihr diese kleinen Handgriffe, die er so zu schätzen wusste.
Sie schüttelte den Kopf, wie um die trüben Gedanken zu vertreiben, und ging ins Bad um sich zu waschen. Dabei wanderten ihre Gedanken erneut zu ihrem Mann. Wie schwer hatten sie doch vor 10 Jahren ihr kleines Häuschen am Waldrand verlassen. Das kleine Häuschen mit dem Garten und den vielen Vögeln die sie allmorgendlich mit einem fröhlichen Konzert geweckt hatten. Aber irgendwann war auch das kleine, etwas abgelegene Häuschen zu groß geworden. Ihr Mann, Karl, hatte die Gartenarbeit immer schwerer bewältigt und auch ihr war der Haushalt von Tag zu Tag etwas schwerer gefallen, und man konnte doch nicht jedesmal die Kinder bemühen, wenn man eine Kleinigkeit in der Stadt besorgen wollte... "Marie", hatte Karl gesagt, "da wird eine Wohnung im Parterre frei. Lass sie uns nur ansehen." Das Ehepaar hatte besichtigt, beratschlagt, und sich schweren Herzens zu einem Umzug entschlossen. Auch hier gab es einen kleinen Garten, und von ihrem Wohnzimmer aus konnte sie ihn problemlos erreichen, keine Stufe behinderte ihren Weg. Gottseidank waren die jungen Leute so lieb und kümmerten sich um das Rasenmähen. Dieser etwas ruhige junge Mann Justus war da sehr zuvorkommend und verlässlich und nahm sich im Austausch gegen eine Mitbenützung ihrer Rasenfläche gerne der Sorgen der alten Frau an. Frau Fischer lächelte bei dem Gedanken an die muntere Rasselbande.
Laut pfeifend brachte sie der Teekessel wieder in die Realität zurück. Ihr Lächeln verschwand hinter der gerunzelten Stirn. Sie war ja so vergesslich geworden in letzter Zeit und außerdem viel langsamer als früher. Kritisch betrachtete sie den Waschlappen in ihrer Hand, legte ihn auf den Rand des Waschbeckens und ging in die Küche. Früher war sie immer auch schon angezogen gewesen, wenn sich der Teekessel meldete, da hatte sie auch noch auf den pfeiffenden Aufsatz verzichten können. Heute musste sie sich überall doppelt und dreifach absichern, es war ihr auch schon passiert, dass das ganze Wasser auf dem Herd verkocht war, weil sie von einem Telefonat abgelenkt worden war und darauf vergessen hatte.

Etwas später saß sie endlich angezogen beim Frühstücktisch. Die Tasse Kaffee - ihre Enkel nannten die Getreidemischung verachtend "Omakaffee", aber im Krieg konnte man sich ja nichts anderes leisten und heute war sie schon so daran gewöhnt, das sie nicht mehr darauf verzichten wollte - dampfte im Häferl und sie strich Honig auf die bebutterte Scheibe Vollkornbrot. Sie buk es immer noch selbst, nach ihrem ureigenen Rezept, dass sie nach und nach aus vielen Gesprächen und Erfahrungswerten zusammengestellt hatte. Und auch der Honig war ihr seit langem gewohnt und teuer. Gerne dachte sie an ihren Schulkollegen zurück, der immer soviele Pickeln gehabt hatte. Er hatte jeden Tag sein Honigbrot gegessen. "Honig treibt" pflegte sie zu ihren Kindern zu sagen, als diese die Pubertät durchlitten, und hatte ihnen geraten, doch darauf zu verzichten und stattdessen zur Marmelade zu greifen.

Zufrieden biss sie in ihr Brot und beobachtete die schön langsam erwachende Stadt.
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Beitrag Do., 06.11.2008, 05:18

"oh yeah, baby" dachte er sich, 2,5 kg Gras weniger und 5000 Euro Gewinn mehr "yeah, macht mich das geil"
Er wußte vor lauter Cola garnicht mehr, wie ihm geschah, diese geldgeile Schlampe ritt ihn einfach wund, er konnte nicht, auch garnichts dagegen tun, sie wollte ihn und irgendwie stellte ihn das zufrieden, auch wenn er immer und immer wieder an seinen Gewinn denken mußte...allein deswegen kam er fast schon, er griff mit beiden Händen ihre vollen Brüste, mit diesen unwiderstehlich steifen Nippeln, während ihre Stimme vor Lust schrie.
Er war der Mann, erfolgreich, besonders erfolgreich, beide Unterschicht, aber er hatte das Geld...und somit den harten...Erfolg!
Sie war geil, das machte ihn geil, mehr noch, das er geil gefunden wurde...was suchte er eigentlich, dachte er sich...
Irgendwie war es nur dieser Augenblick, sternhagelträumendvoll wie unvergleich gottverlassen höllennah paradiesvertrieben und doch...angekommen, war es nicht das, wonach alle strebten?
Ihre Scheiß-Rolex im Sex-Schweiß glänzen zu sehen? Ihren Scheiß-Maserati als Ausrede für die Liebe, die sie nicht geben konnten zu nehmen?
"Geil...."

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kamikatze
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Beitrag Do., 06.11.2008, 08:06

Laura schloss die Haustür mechanisch, verstaute den Schlüssel dienstbeflissen in der Handtasche. Das Schnarchen war nicht zu ignorieren.
Verdutzt ging sie dem Geräusch nach. Bis sie merkte, dass ihr Nachbar die Haustüre offenstehen gelassen hatte. Sie konnte nicht anders als sich in die Wohnung reinzuschleichen. Vergessen war ihr Termindruck.
Die Wohnung muffelte nach Alkohol und kaltem Tabakrauch. Sie musste die Nase verziehen. Und doch. Irgendwie war sie fasziniert. Sie roch förmlich das Testosteron. Und billiges Parfüm einer Frau.

Da lagen sie im Tiefschlaf. Zerwühlte Laken. Nackte Haut. Auf dem Nachttisch ein Stapel Geld.
Sie stolperte über die Jeanshose am Boden. Fiel geradewegs in seine Arme.
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Beitrag Fr., 07.11.2008, 02:30

Ok ,ich geb’s auf, ich kann nicht schlafen. Mist, und ich habe heute Spätdienst. Hoffentlich kommen nicht wieder so viele Idioten heute Nacht. Ich hab immer noch Hunger, bin aber zu , faul, mir was zu kochen. Schade, dass ich hier im Haus noch niemand so gut kenne, dass ich mich zum Frühstück einladen könnte. Spiegeleier, das wär’s jetzt. Danach ein fettes Nutellabrötchen, Fleischsalat wär auch nicht schlecht. Hab ich überhaupt noch was im Kühlschrank? Thomas hatte auch eine schöne Haut... zart gebräunt und weich. Ich muss heute einkaufen gehen. Zum Sekt sollte ich am Samstag auch was anbieten können. Ich könnte Blätterteig mit Olivenpaste servien, geht schnell, macht was her und schmeckt gut. Oh Mann, ich hab so Hunger!

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jennyfer
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Beitrag Fr., 07.11.2008, 08:38

Toby stieg wütend und auf den Boden schauend in seinen Schulbus. Am Fahrer vorbeigehuscht, ertönt ein lautes, knappes „halt, junger Mann“. Erschrocken blieb Toby stehen, und zögerte dem Fahrer direkt ins Gesicht zu sehen. „so setzt du dich nicht in meinen Bus, so völlig verdreckt“. Nickend ging Toby etwas weiter nach Hinten, und hielt sich dann an einer Stehschleife fest.

Schräge kichernde und musternde Blicke trafen ihn, sodass er nicht mehr wusste, wo er hinsehen sollte. Der Blick auf den Boden war unumgänglich. Ruckartig bewegte es ihn als das Fahrzeug sich wieder in Gang setzte. Noch mal nach vorne gedrückt, und wieder eine Haltestelle. Das Schnauben der Hintertüre zu vernehmen, lärmende Kinder die sich durch den engen Gang an ihm vorbeidrängelten, um noch schnell einen der letzten Sitzplätze zu ergattern.

Unsanft, wurde Toby zur Seite gedrängt, unbeachtet gedrückt und geschuppst. Dies wäre alles noch auszuhalten gewesen, wären da nicht die drei Jungs von seiner Klasse zugestiegen, die ihm das Leben so schon schwer machten. „Schaut mal“ „Toby der Verlierer, Toby der Verlierer“ vernahm er mit wieder gesenktem Blick. „seht mal wie der schon wieder angezogen ist“ „diese Jacke hat meine Mutter letzte Woche entsorgt“ rief ein anderer Junge. „hast bei uns im Müll gewühlt?“ Gelächter drang durch den Schulbus während Toby immer weiter in seine eigene ganz tief verborgene Welt versank.

Noch verschwommen drang ein "ich nenn dich jetzt sabrina- sabrina" zu Toby durch. "Darf deine Mutter überhaupt mit einem Bus fahren? Oder muss sie für zwei Sitzplätze bezahlen?" "Sabrina-Sabrina".....und dann war alles still. Kein Geräusch mehr zu vernehmen. Toby war völlig in seiner Traurigkeit versunken um darin so lange es ging zu verweilen. Alleine wars doch so schön ruhig, so friedlich so breit um ihn herum...völlig wegetreten für einige Minuten, ums aushalten zu können.

Ein Rütteln zerrte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. "Sabrina-Sabrina" doch Toby drückte sich wie ein Reflex seinen Fingernagel ins Nagelbeet damit das endlich aufhören konnte. Damit es endlich still wurde. Der Bus hielt an, die Kinder sprangen raus, und tatsächlich, es war auf einmal so still...
...

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struggle
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Beitrag Fr., 07.11.2008, 16:21

War das nicht eben der kleine Junge aus dem ersten Stock gewesen? Wie hieß er doch gleich? Tony, oder so ähnlich. Hastig war er aus dem Haus gestürzt, den Blick weit in die Ferne gerichtet.
Frau Fischer schüttelte verwundert den Kopf. Es gab kaum einen Tag, an dem der Junge nicht im allerletzten Moment das Haus verließ. Wieso gelang es seiner Mutter denn nicht, ihn etwas früher aus dem Bett zu bekommen? Diese Eile tut einem Kind doch nicht gut! Ich möchte wetten, dass er noch nicht mal ein ordentliches Frühstück bekommt - überhaupt schaut er immer so verschreckt aus. Seltsam, dass man den Vater nie sieht.
Frau Fischer schob die Gedanken an den Buben, der ihr irgendwie leid tat, beiseite und beschloß, am Vormittag ein paar Kleinigkeiten vom Greissler zu besorgen - sie brauchte ja nicht mehr so viel, seit sie Essen auf Rädern bekam - und freute sich schon auf den kleinen Umweg durch ihren geliebten Park.
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