Je länger ich mich in diesem Forum aufhalte,desto häufiger wird mir bewußt, dass die Wurzel allen Übels,
wenn ich es mal so nennen darf, tief in mir selbst ruht oder auch nicht ruht, je nachdem.
Bei genauerem Überlegen stelle ich fest, dass ich schon immer recht schwierig war
und dementsprechend auch immer eher eine Einzelgängerin.
Da meine unangepassten Verhaltensweisen mich bis ins frühe Erwachsenenalter oft
in Schwierigkeiten gebracht haben, habe ich mir damals wohl unbewußt eine andere Strategie zugelegt:
Ich versuche immer, alles, aber auch alles zu verstehen. Bewußt, mit langem Nachdenken usw.
Besonders dann, wenn Gefühleins Spiel kommen. Gefühle gleich welcher Art, ob gute oder schlechte.
Irgendwann war ich aber eben soweit, dass ich spontane Impulse so gut wie nie mehr zugelassen habe.
Irgendwie gefiel mir das. So hatte ich immerhin alles was mich betrifft unter Kontrolle.
Bis auf dieses eine Mal, wo es nicht funktioniert hat und mich diese dummen,kindischen völlig überflüssigen
Gefühle überrannt haben, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Könnte das der Grund sein, dass man deshalb so tief fällt??? Weil man es so lange verhindern konnte,
dass so etwas überaus bescheuertes überhaupt passiert??? Tut es deshalb so weh??
Mein Verstand diktiert zwar auch jetzt die Richtung, um dieses Gefühlschaos zu beseitigen,
aber es scheint ein aussichtsloser Kampf.....
Wann ist der Kampf entschieden??? Wo bitte ist der Schiedsrichter??
Sorry, aber ich musste das nochmal loswerden....
Einfachich
Verstand vs. Gefühl - Kann es einen Gewinner geben?
-
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
- , 43
- Beiträge: 9
Verstand vs. Gefühl - Kann es einen Gewinner geben?
Wenn eine stille,heimliche Sehnsucht
laut und öffentlich wird,
dann ist es an der Zeit
sich von ihr zu verabschieden!
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Hallo Einfachich,
das ist aber interessant, was du da schreibst, denn mir fällt seit längerem auf, dass ich mich selber auch immer mehr dahingehend entwickle.
Man will Dinge verstehen, die man nicht verstehen kann, weil sie vielleicht nicht dafür gemacht sind, dass überhaupt jemand sie versteht, bilde ich mir manchmal ein.
Was mich sehr beunruhigt ist, dass ich Gefühle immer mehr verdränge und auch nicht mehr auf sie eingehe. Ich denke zwar über sie nach, was sie bewirken können, und dann versuche ich mich so schnell wie möglich von ihnen zu distanzieren, sie könnten ja wehtun.
Dass die Gefühle mich einholen, darauf warte ich noch, oder auch nicht. Entweder sie tun es oder nicht.
Aber das würde mich auch sehr interessieren, wer am Ende gewinnt, auch wenn ich dir bei der Frage leider nicht weiterhelfen kann.
Suche auch noch nach einer Antwort
Machs gut
das ist aber interessant, was du da schreibst, denn mir fällt seit längerem auf, dass ich mich selber auch immer mehr dahingehend entwickle.
Man will Dinge verstehen, die man nicht verstehen kann, weil sie vielleicht nicht dafür gemacht sind, dass überhaupt jemand sie versteht, bilde ich mir manchmal ein.
Was mich sehr beunruhigt ist, dass ich Gefühle immer mehr verdränge und auch nicht mehr auf sie eingehe. Ich denke zwar über sie nach, was sie bewirken können, und dann versuche ich mich so schnell wie möglich von ihnen zu distanzieren, sie könnten ja wehtun.
Dass die Gefühle mich einholen, darauf warte ich noch, oder auch nicht. Entweder sie tun es oder nicht.
Aber das würde mich auch sehr interessieren, wer am Ende gewinnt, auch wenn ich dir bei der Frage leider nicht weiterhelfen kann.
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Machs gut
Look straight ahead, there's nothing but blue skies
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- Helferlein
- , 31
- Beiträge: 54
Aloha
Sind wir Menschen?
Entwickeln wir uns?
Schlicht alles rational zu bewerten verläuft sich spätestens in der Maßstabsfrage nach der Vernunft (siehe auch: dt. Idealismus, dessen Ergebnis der Nihilismus war).
Auch Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung, verstehen zu wollen ist gut, sich entwickeln zu wollen noch besser, aber gegen die eigenen Gefühle zu leben schlicht unmöglich, nahezu schon eine Selbstvergewaltigung!
Sehr polarisierend formuliert, aber ich denke Deine Handlungsbasis ist genügend rational...
Peace,
Realitätskorrektur.
Sind wir Menschen?
Entwickeln wir uns?
Schlicht alles rational zu bewerten verläuft sich spätestens in der Maßstabsfrage nach der Vernunft (siehe auch: dt. Idealismus, dessen Ergebnis der Nihilismus war).
Auch Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung, verstehen zu wollen ist gut, sich entwickeln zu wollen noch besser, aber gegen die eigenen Gefühle zu leben schlicht unmöglich, nahezu schon eine Selbstvergewaltigung!
Sehr polarisierend formuliert, aber ich denke Deine Handlungsbasis ist genügend rational...
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Realitätskorrektur.
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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@ realitätskorrektur:
Autsch, ich wollte gar nicht philosophisch werden, aber vielleicht sollte ich es tun.
Bislang habe ich mich da gar nicht weiter mit beschäftigt, weil ich dachte, es sei sowieso
zu kompliziert für mich. Nach deiner Antwort habe ich mal ein bisschen nachgelesen
und ich muss sagen, irgendwie hat es mir weitergeholfen.
"Selbstvergewaltigung" der Ausdruck gefällt mir ( ungewollt ) weil es den Nagel ziemlich
genau auf den Kopf trifft. Aber das ist ja nicht Sinn der Sache.
Wahrscheinlich können mir Denkanstösse in diese Richtung helfen,
mich selbst anders wahrzunehmen
und mir dadurch den Umgang mit meiner Umgebung und mir selbst zu erleichtern.
@birbri: Diese "Gefühlsverdrängung" war bei mir ein jahrelanger Prozess, eine Folge vieler
scshwieriger Zeiten. Achte auf dich, dass es dazu nicht in diesem Ausmaß kommt......
Glaub mir : irgendwann holt es einen sowieso ein und das ist dann mehr als schmerzlich!
Danke euch beiden für eure Antworten.
Einfachich
Autsch, ich wollte gar nicht philosophisch werden, aber vielleicht sollte ich es tun.
Bislang habe ich mich da gar nicht weiter mit beschäftigt, weil ich dachte, es sei sowieso
zu kompliziert für mich. Nach deiner Antwort habe ich mal ein bisschen nachgelesen
und ich muss sagen, irgendwie hat es mir weitergeholfen.
"Selbstvergewaltigung" der Ausdruck gefällt mir ( ungewollt ) weil es den Nagel ziemlich
genau auf den Kopf trifft. Aber das ist ja nicht Sinn der Sache.
Wahrscheinlich können mir Denkanstösse in diese Richtung helfen,
mich selbst anders wahrzunehmen
und mir dadurch den Umgang mit meiner Umgebung und mir selbst zu erleichtern.
@birbri: Diese "Gefühlsverdrängung" war bei mir ein jahrelanger Prozess, eine Folge vieler
scshwieriger Zeiten. Achte auf dich, dass es dazu nicht in diesem Ausmaß kommt......
Glaub mir : irgendwann holt es einen sowieso ein und das ist dann mehr als schmerzlich!
Danke euch beiden für eure Antworten.
Einfachich
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Guten Abend,
laut diversen psychologischen Experimenten ist die Mehrheit der Menschen ziemlich irrational, womit die Theorie der Rationalität ihren Witz verliert und sogar ihre Berechtigung in Frage gestellt werden kann. Allerdings fällt es uns offenbar leichter, logische Schlüsse zu ziehen, wenn es um aus dem Alltag vertraute Phänomene geht und nicht nur um abstrakte Dinge wie in den psychologischen Studien. So spielt für uns der Inhalt eine große Rolle, wenn es um unsere Fähigkeit geht, gewisse logische Schlüsse zu ziehen. Es hängt also mit der logischen Form als auch von dem jeweiligen Inhalt ab. „Der Arbeitsweise unseres Geistes bzw. unserer Gehirne liegt kein bloßes »Logik-Programm« zugrunde; vielmehr sind unsere kognitiven Fähigkeiten spezialisiert für und ausgerichtet auf spezifische Probleme, die sich uns gewöhnlich stellen [...].“ (Baumann, Peter: Erkenntnistheorie. Stuttgart, 2002; S. 221)
Eine andere wichtige Frage bezüglich der psychologischen Experimente ist: Woher weiß man eigentlich, wie die Versuchspersonen die Regel interpretieren? Es liegt ja nicht auf der Hand, dass sie Regeln als einfaches Konditional und nicht als Bikonditional verstehen. Im Alltag machen wir z.B. oft Äußerungen, die die Form eines Konditionals zu haben scheinen, aber als Bikonditional gemeint sind. Bevor man also die Testergebnisse interpretieren kann, muss man erst herausfinden, wie die Versuchspersonen bestimmte Sätze verstehen.
All diesen Einwänden ist eines gemein: „Es kann sein, dass die Experimentatoren bzw. die Interpreten der Resultate der Experimente die Versuchspersonen einfach falsch verstanden haben. Fügt man noch hinzu, dass die Annahme, der andere sei grundsätzlich bei Trost und halbwegs rational, eine notwendige Bedingung dafür darstellt, dass man den anderen überhaupt verstehen kann, so ergibt sich nicht nur kein katastrophales Resümee hinsichtlich der rationalen Fähigkeiten der Menschen; vielmehr müsste man sogar sagen, dass Rationalität schon aus methodologischen Gründen eine Grundeigenschaft des »animal rationale« ist. Anstatt zu sagen, dass die meisten Leute meistens ziemlich rational sind, müsste man sagen, dass die meisten Menschen meistens ziemlich rational sind.“ (Ebda.)
Zusätzlich sei erwähnt, dass wenn man Gründe/Rechtfertiger nach Typen unterscheidet, sich zwei Arten von Gründen unterscheiden lassen: konklusive und nicht-konklusive Gründe „Eine Überzeugung, dass p, ist genau dann ein konklusiver Grund für eine Überzeugung, dass p, wenn p sich entweder aus bloß logischer oder aus logischen und semantischen Gründen aus q ergibt.“ (Ebda., S. 187)
Nicht-konklusive Gründe sind also Gründe, deren rechtfertigende Kraft nicht auf Logik oder Semantik beruht. Nicht-konklusive Gründe sind nicht wahrheits-erhaltend und nicht wahrheitswert-erhaltend. Allerdings können auch nicht nicht-konklusive Gründe sehr gute Gründe sein und sind sogar unverzichtbar. Nicht-konklusive Gründe beruhen wesentlich auf Induktion und Wahrscheinlichkeitserwägungen, denn mit Logik alleine kommen wir ja nicht durchs Leben. So wird ersichtlich, dass nicht-konklusive Rechtfertigung entwertbar ist. Man nennt nicht-konklusive Gründe auch nicht-monoton.
Was sind nun ganz allgemein die Regeln der Rationalität, die Standards der Rechtfertigung und Begründung? Baumann gibt hier folgende erste, trivial klingende, Regel an:
„(R1) Eine rationale Person stützt ihre Überzeugungen auf gute Gründe.“ (Ebda., S. 188)
Einer weit verbreiteten Auffassung zufolge ist logische Konsistenz und Widerspruchsfreiheit eine notwendige Bedingung für rationale Überzeugungen. Es gibt mehrere Gründe für Inkonsistenz; z.B. wenn der propositionale Gehalt der Überzeugung eine logische Kontradiktion darstellt (z.B.: S glaubt, dass p und nicht-p.). Allerdings scheint es offenbar Fälle zu geben, in denen wir klar widersprüchliche Überzeugungen haben, z.B. die Müller-Lyer-Illusion. Ein weiterer Typ von Inkonsistenz besteht darin, dass der propositionale Gehalt der Überzeugung zwar keine Kontradiktion darstellt, aber verdeckt enthält. Eine Überzeugung kann also auch verdeckt einen Widerspruch enthalten.
Die beiden erwähnten Formen von Inkonsistenz betreffen einzelne Überzeugungen, allerdings können auch Systeme von Meinungen inkonsistent sein. Die Rationalität von Überzeugungen erfordert also auch, dass das System der Überzeugungen einer Person keine Überzeugungen enthält, die sich gegenseitig (verdeckt oder offen) widersprechen.
Überzeugungssysteme können aber auch latent widersprüchlich sein. Wenn eine Person einen nahe liegenden Schluss nicht sieht und die entsprechende Überzeugung nicht hat, dann ist das System seiner Meinungen latent inkonsistent. Aber Rationalität ist wesentlich etwas Begrenztes und lässt Grade zu. Zusammenfassend lässt sich folgendes Inkonsistenz-Prinzip rationaler Überzeugungen festhalten:
laut diversen psychologischen Experimenten ist die Mehrheit der Menschen ziemlich irrational, womit die Theorie der Rationalität ihren Witz verliert und sogar ihre Berechtigung in Frage gestellt werden kann. Allerdings fällt es uns offenbar leichter, logische Schlüsse zu ziehen, wenn es um aus dem Alltag vertraute Phänomene geht und nicht nur um abstrakte Dinge wie in den psychologischen Studien. So spielt für uns der Inhalt eine große Rolle, wenn es um unsere Fähigkeit geht, gewisse logische Schlüsse zu ziehen. Es hängt also mit der logischen Form als auch von dem jeweiligen Inhalt ab. „Der Arbeitsweise unseres Geistes bzw. unserer Gehirne liegt kein bloßes »Logik-Programm« zugrunde; vielmehr sind unsere kognitiven Fähigkeiten spezialisiert für und ausgerichtet auf spezifische Probleme, die sich uns gewöhnlich stellen [...].“ (Baumann, Peter: Erkenntnistheorie. Stuttgart, 2002; S. 221)
Eine andere wichtige Frage bezüglich der psychologischen Experimente ist: Woher weiß man eigentlich, wie die Versuchspersonen die Regel interpretieren? Es liegt ja nicht auf der Hand, dass sie Regeln als einfaches Konditional und nicht als Bikonditional verstehen. Im Alltag machen wir z.B. oft Äußerungen, die die Form eines Konditionals zu haben scheinen, aber als Bikonditional gemeint sind. Bevor man also die Testergebnisse interpretieren kann, muss man erst herausfinden, wie die Versuchspersonen bestimmte Sätze verstehen.
All diesen Einwänden ist eines gemein: „Es kann sein, dass die Experimentatoren bzw. die Interpreten der Resultate der Experimente die Versuchspersonen einfach falsch verstanden haben. Fügt man noch hinzu, dass die Annahme, der andere sei grundsätzlich bei Trost und halbwegs rational, eine notwendige Bedingung dafür darstellt, dass man den anderen überhaupt verstehen kann, so ergibt sich nicht nur kein katastrophales Resümee hinsichtlich der rationalen Fähigkeiten der Menschen; vielmehr müsste man sogar sagen, dass Rationalität schon aus methodologischen Gründen eine Grundeigenschaft des »animal rationale« ist. Anstatt zu sagen, dass die meisten Leute meistens ziemlich rational sind, müsste man sagen, dass die meisten Menschen meistens ziemlich rational sind.“ (Ebda.)
Zusätzlich sei erwähnt, dass wenn man Gründe/Rechtfertiger nach Typen unterscheidet, sich zwei Arten von Gründen unterscheiden lassen: konklusive und nicht-konklusive Gründe „Eine Überzeugung, dass p, ist genau dann ein konklusiver Grund für eine Überzeugung, dass p, wenn p sich entweder aus bloß logischer oder aus logischen und semantischen Gründen aus q ergibt.“ (Ebda., S. 187)
Nicht-konklusive Gründe sind also Gründe, deren rechtfertigende Kraft nicht auf Logik oder Semantik beruht. Nicht-konklusive Gründe sind nicht wahrheits-erhaltend und nicht wahrheitswert-erhaltend. Allerdings können auch nicht nicht-konklusive Gründe sehr gute Gründe sein und sind sogar unverzichtbar. Nicht-konklusive Gründe beruhen wesentlich auf Induktion und Wahrscheinlichkeitserwägungen, denn mit Logik alleine kommen wir ja nicht durchs Leben. So wird ersichtlich, dass nicht-konklusive Rechtfertigung entwertbar ist. Man nennt nicht-konklusive Gründe auch nicht-monoton.
Was sind nun ganz allgemein die Regeln der Rationalität, die Standards der Rechtfertigung und Begründung? Baumann gibt hier folgende erste, trivial klingende, Regel an:
„(R1) Eine rationale Person stützt ihre Überzeugungen auf gute Gründe.“ (Ebda., S. 188)
Einer weit verbreiteten Auffassung zufolge ist logische Konsistenz und Widerspruchsfreiheit eine notwendige Bedingung für rationale Überzeugungen. Es gibt mehrere Gründe für Inkonsistenz; z.B. wenn der propositionale Gehalt der Überzeugung eine logische Kontradiktion darstellt (z.B.: S glaubt, dass p und nicht-p.). Allerdings scheint es offenbar Fälle zu geben, in denen wir klar widersprüchliche Überzeugungen haben, z.B. die Müller-Lyer-Illusion. Ein weiterer Typ von Inkonsistenz besteht darin, dass der propositionale Gehalt der Überzeugung zwar keine Kontradiktion darstellt, aber verdeckt enthält. Eine Überzeugung kann also auch verdeckt einen Widerspruch enthalten.
Die beiden erwähnten Formen von Inkonsistenz betreffen einzelne Überzeugungen, allerdings können auch Systeme von Meinungen inkonsistent sein. Die Rationalität von Überzeugungen erfordert also auch, dass das System der Überzeugungen einer Person keine Überzeugungen enthält, die sich gegenseitig (verdeckt oder offen) widersprechen.
Überzeugungssysteme können aber auch latent widersprüchlich sein. Wenn eine Person einen nahe liegenden Schluss nicht sieht und die entsprechende Überzeugung nicht hat, dann ist das System seiner Meinungen latent inkonsistent. Aber Rationalität ist wesentlich etwas Begrenztes und lässt Grade zu. Zusammenfassend lässt sich folgendes Inkonsistenz-Prinzip rationaler Überzeugungen festhalten:
„(R2) Wenn die Überzeugung einer Person (zu einem bestimmten Zeitpunkt) rational sind, dann enthält keine dieser Überzeugungen offen oder verdeckt einen Widerspruch und das System dieser Überzeugungen enthält weder einen manifesten noch einen nahe liegenden latenten Widerspruch.“ (Ebda., S. 191)
Die meisten Philosophen und Logiker meinen, dass Widersprüche zu vermeiden sind, aber es gibt auch die – z.B. von Hegel vertretene – Ansicht, dass Widersprüche einen fundamentalen Aspekt der Wirklichkeit ausmachen: „Wenn nun die ersten Reflexionsbestimmungen, die Identität, die Verschiedenheit und die Entgegensetzung, in einem Satze aufgestellt worden, so sollte noch vielmehr diejenige, in welche sie als ihre Wahrheit übergehen, nämlich der Widerspruch, in einem Satz gefasst und gesagt werden: »Alle Dinge sind an sich selbst widersprechend«, und zwar in dem Sinne, dass dieser Satz gegen die übrigen vielmehr die Wahrheit und das Wesen der Dinge ausdrücke.“ (Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik II. Werke 6. Frankfurt am Main, 1996; S. 74 f.)
Sind Widersprüche etwas Schlechtes? Antwort: Die Abwesenheit von Widersprüchen ist eine Bedingung von Meinungs-Rationalität und dies ist wiederum eine grundlegende Rationalitätsbedingung. Widersprüche sind zu vermeiden, weil sie inhaltsleer sind. Allerdings ist dies problematisch, weil man dann auch Tautologien aus einem rationalen Überzeugungssystem verbannen müsste und dies wäre unplausibel. Inhaltsleere ist nicht das Problem der Kontradiktionen. Überzeugender ist ein anderer Einwand gegen das Zulassen von Kontradiktionen: Man kann aus Kontradiktionen eine beliebige Konklusion logisch ableiten. Wenn also Kontradiktionen rational akzeptabel sind, dann müssten somit auch alle nur denkbaren Propositionen rational und akzeptabel sein. Dies ist aber absurd.
Ein weiter Einwand gegen das völlige Ausschließen von Widersprüchen aus rationalen Überzeugungssystemen stützt sich auf die Existenz von Paradoxien. Allerdings ist kein Grund zu sehen, wieso es ausgeschlossen sein sollte Paradoxien aufzulösen, ganz im Gegenteil. Aber auch wenn Widersprüche nicht rational akzeptabel sind, sollte man doch den Ernst der Probleme, die Widersprüche aufwerfen können, nicht ignorieren.
Zusammenfassend liegt es nahe zu sagen, dass Konsistenz eine notwendige Bedingung für Rationalität ist, aber sie scheint nicht hinreichend zu sein, weil wir jemanden der inkorrekt schließt, für irrational halten, womit wir auch jemanden, der überhaupt keine Schlüsse zieht, für irrational halten müssen. Dies ist aber irreführend. Erstens, weil man aus einer unendlichen Menge von Prämissen unendlich viele Schlüsse ziehen kann und der Mensch dazu nicht in der Lage ist. Zweitens sind viele dieser Schlussfolgerungen zu komplex und übersteigen die menschlich kognitiven Fähigkeiten. Es ist wichtig diese Grenzen zu erkennen, denn die Frage der Rationalität lässt sich nur innerhalb der Grenzen des menschlich Machbaren sinnvoll darstellen. Selbstverständlich kann man von einer rationalen Person nicht erwarten prinzipiell alle ihr zugänglichen Schlussfolgerungen zu ziehen, denn dies wäre eine »Energieverschwendung« und somit irrational. Man zieht hauptsächlich relevante Schlüsse. Allgemein kann man festhalten, dass Rationalität nicht verlangt, dass man Schlussfolgerungen zieht, die uninteressant sind oder gar von Wichtigerem ablenken; die Rationalität verlangt nicht, dass man Überlegungen anstellt, deren Durchführung mehr Kosten als Nutzen verursacht. Was die Rationalität von Überzeugungen verlangt, hängt also auch vom praktischen Kontext ab; was die theoretische Rationalität verlangt, wird durch die Erfordernisse praktischer Rationalität mitbestimmt.
Mir ist bewusst, dass solch lange Beiträge laut Forumsbestimmgen nicht unbedingt erwünscht sind, allerdings ist dies hier eines meiner Themen, weswegen ich bezüglich der Länge des Beitrages um Verständnis bitte.
Mit freundlichen Grüßen
Die meisten Philosophen und Logiker meinen, dass Widersprüche zu vermeiden sind, aber es gibt auch die – z.B. von Hegel vertretene – Ansicht, dass Widersprüche einen fundamentalen Aspekt der Wirklichkeit ausmachen: „Wenn nun die ersten Reflexionsbestimmungen, die Identität, die Verschiedenheit und die Entgegensetzung, in einem Satze aufgestellt worden, so sollte noch vielmehr diejenige, in welche sie als ihre Wahrheit übergehen, nämlich der Widerspruch, in einem Satz gefasst und gesagt werden: »Alle Dinge sind an sich selbst widersprechend«, und zwar in dem Sinne, dass dieser Satz gegen die übrigen vielmehr die Wahrheit und das Wesen der Dinge ausdrücke.“ (Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik II. Werke 6. Frankfurt am Main, 1996; S. 74 f.)
Sind Widersprüche etwas Schlechtes? Antwort: Die Abwesenheit von Widersprüchen ist eine Bedingung von Meinungs-Rationalität und dies ist wiederum eine grundlegende Rationalitätsbedingung. Widersprüche sind zu vermeiden, weil sie inhaltsleer sind. Allerdings ist dies problematisch, weil man dann auch Tautologien aus einem rationalen Überzeugungssystem verbannen müsste und dies wäre unplausibel. Inhaltsleere ist nicht das Problem der Kontradiktionen. Überzeugender ist ein anderer Einwand gegen das Zulassen von Kontradiktionen: Man kann aus Kontradiktionen eine beliebige Konklusion logisch ableiten. Wenn also Kontradiktionen rational akzeptabel sind, dann müssten somit auch alle nur denkbaren Propositionen rational und akzeptabel sein. Dies ist aber absurd.
Ein weiter Einwand gegen das völlige Ausschließen von Widersprüchen aus rationalen Überzeugungssystemen stützt sich auf die Existenz von Paradoxien. Allerdings ist kein Grund zu sehen, wieso es ausgeschlossen sein sollte Paradoxien aufzulösen, ganz im Gegenteil. Aber auch wenn Widersprüche nicht rational akzeptabel sind, sollte man doch den Ernst der Probleme, die Widersprüche aufwerfen können, nicht ignorieren.
Zusammenfassend liegt es nahe zu sagen, dass Konsistenz eine notwendige Bedingung für Rationalität ist, aber sie scheint nicht hinreichend zu sein, weil wir jemanden der inkorrekt schließt, für irrational halten, womit wir auch jemanden, der überhaupt keine Schlüsse zieht, für irrational halten müssen. Dies ist aber irreführend. Erstens, weil man aus einer unendlichen Menge von Prämissen unendlich viele Schlüsse ziehen kann und der Mensch dazu nicht in der Lage ist. Zweitens sind viele dieser Schlussfolgerungen zu komplex und übersteigen die menschlich kognitiven Fähigkeiten. Es ist wichtig diese Grenzen zu erkennen, denn die Frage der Rationalität lässt sich nur innerhalb der Grenzen des menschlich Machbaren sinnvoll darstellen. Selbstverständlich kann man von einer rationalen Person nicht erwarten prinzipiell alle ihr zugänglichen Schlussfolgerungen zu ziehen, denn dies wäre eine »Energieverschwendung« und somit irrational. Man zieht hauptsächlich relevante Schlüsse. Allgemein kann man festhalten, dass Rationalität nicht verlangt, dass man Schlussfolgerungen zieht, die uninteressant sind oder gar von Wichtigerem ablenken; die Rationalität verlangt nicht, dass man Überlegungen anstellt, deren Durchführung mehr Kosten als Nutzen verursacht. Was die Rationalität von Überzeugungen verlangt, hängt also auch vom praktischen Kontext ab; was die theoretische Rationalität verlangt, wird durch die Erfordernisse praktischer Rationalität mitbestimmt.
Mir ist bewusst, dass solch lange Beiträge laut Forumsbestimmgen nicht unbedingt erwünscht sind, allerdings ist dies hier eines meiner Themen, weswegen ich bezüglich der Länge des Beitrages um Verständnis bitte.
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