Meinungsverschiedenheiten mit ambulanten Psychiater

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Zehke
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Meinungsverschiedenheiten mit ambulanten Psychiater

Beitrag Mi., 14.08.2024, 10:49

Hi,

ich würde gern eure Meinung hören.

Letzte Woche Donnerstag hatte ich Psychiatertermin und fragte ob er mir vielleicht ein ärztliches Attest wie der Psychologe ausstellen könnte, dass es für meine psychische Gesundheit besser wäre zeitnah aus meiner Wohnung auszuziehen damit ich versuchen kann bei dem Sozialamt einen sozialen Härtefall zu beantragen und temporäre finanzielle Unterstützung für den Umzug zu erhalten.
Hintergrund: ich habe einen mindestens psychotischen Nachbarn, der vor 3 Wochen Mal wieder Zwangseingewiesen würde und als Fremdgefährdend bekannt ist. Er war der Meinung ich hätte Leute umgebracht und er hätte Angst vor mir. Das letzte Jahr war sehr unschön. Die letzten 3 Wochen vor der Zwangseinweisung die Hölle: Er hat versucht bei mir einzubrechen, ist mit dem Maurerhammer auf meine Tür losgegangen, hat mir die Tür zugeklebt, mir kurzzeitig nachgestellt. Und würde zwangseingewiesen, nachdem er die Sache mit dem Maurerhammer zur Zeit der Anzeige gegenüber der Polizei zugab und denen von seinen Wahnvorstellungen erzählte.

Argumentation des Psychiaters war:
- is halt ein schwieriger Nachbar
- außerdem ist er weg und ihm gehts dann besser also abwarten.
- Gefälligkeitsatteste werden erkannt
- auch wenn der Psychologe von Retraumatisierung ausgeht erkennt er keine Traumatisierung
- in der neuen Wohnung kanns noch schlimmer sein

Zu dem ersten Punkt fing ich an aufzuzählen, was der Nachbar für nen Bockmist gebaut hat. Und wurde sehr schnell abgewürgt. Da dacht ich mir "Ey, das kannst du doch gar net beurteilen, du weist doch gar net was die letzten Wochen los war. (Ich zucke immernoch zusammen und halte kurz inne, wenn eine der Nachbartüren in unmittelbarer Umgebung ins Schloss fällt)

Während die Argumentation bis auf der erste Punkt doch valide war, schwang da ein... ich kann es schlecht beschreiben ... etwas Persönliches mit. Als würde er beleidigt sein, dass ich frage. Als würde ich mir zuviel rausnehmen...

Das war nicht die erste Meinungsverschiedenheit und immer läuft es nach dem gleichen Muster: Es gibt eine Meinungsverschiedenheit. Er argumentiert durchaus valide... da schwingt aber immer etwas mit (im Tonfall) dass mir das Gefühl gegeben hat, ich erlaube mir grad zuviel, ich bin schuld oder Ähnliches.

Ich glaube nachdem dass jetzt 4 Mal passiert ist, kann ich mir meiner Wahrnehmung insofern sicher sein: da ist etwas Negatives. Es erscheint mir was persönliches zu sein. Irgendwas stimmt auf jeden Fall nicht.

Letzten Sommer wollte ich trotz krank, wieder arbeiten gehen weil ich Angst um meinen Job hatte. Und er kam mir (auch mit diesem Tonfall) mit: "Sie können nichtmal an einer belebten Straße in einem Grillrestaurant sitzen ohne reizüberflutet zu werden, Sie können ja arbeiten gehen, ich kann Sie nicht aufhalten, aber ich bin dagegen, ich kann Ihnen ab Übernächster Woche eine Widereingliederung anbieten."

Durch den Tonfall, rutsch ich dann immer in so einen Mix aus: "He Moment mal" und versuche zu argumentieren, was zum Abwürgen führt, das wiederum führt zu ein Stück weit bockig sein. Der andere Part ist: "Mhh, ich verhalt mich schon wieder falsch! Is schon wieder meine Schuld" Beide Teile halten sich die Waage.

Als ambulanten Psychiater würde ich ihn gern behalten, da er doch fachlich sehr gut ist und mit der Erkrankung durchaus sehr gut umgehen kann.

Es bringt mir aber nichts wenn ich mich nach einem Disput wie heute nicht mehr traue noch eine Frage zu stellen, weil ich mir denke "Ich hab grad gar keinen Plan mehr was angemessen ist und was nicht. Was wenn meine Frage die ich noch hab auch unangemessen ist?"

Kann mir jemand Tipps zum Umgang mit dem Psychiater geben? Ich überlege ein klärendes Gespräch anzufragen und das Thema anzusprechen. Da Psychiater aber hoffnungslos überlaufen sind, sind die Vorzeichen dass das Erfolg hat, eher mau, da keine Zeit. Und ich weiß ja auch nicht was jetzt wirklich hinter diesem Verhalten steckt.

Ich und der Psychologe glauben, dass der Psychiater durchaus mitkriegt, dass es knirscht. ... Er meinte zum Schluss auch, wenn's Rede- oder Behandlungsbedarf gibt, soll ich vorbeikommen.

Wie finde ich raus, ob die Arzt-Patientenbeziehung noch was bringt oder nicht?

Sollte ich vielleicht doch den Psychiater wechseln? Jetzt beim drüber nachdenken geht mir durch den Kopf: Vielleicht bin ich nervig/unerwünscht oder Ähnliches.

Wie würdet ihr vielleicht damit umgehen?

Danke schonmal für die Antworten.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 10:53

Ja, du brauchst einen anderen Psychiater.

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candle.
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 11:13

Hallo,

dieses Attest kann dir auch dein Psychologe ausstellen.

Viele Grüße
candle
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Zehke
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:02

Das Attest vom Psychologen hab ich, das ist auch nicht das Thema. Meinungsverschiedenheiten darf es geben. Was mich wurmt und womit ich irgendwie umgehen muss, ist was auf Beziehungsebene passiert.

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candle.
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:08

Was für eine Beziehungsebene?

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Zehke
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:13

Wie gehe ich damit um, dass da im Tonfall was Negatives mitschwingt? Klärendes Gespräch? Psychiaterwechsel? (Ich denke ich habe meinen Fokus im Eingangspost deutlich gemacht)

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candle.
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:19

Ich würde auch gehen, das wurde dir aber schon geschrieben. Reden scheint ja nichts zu bringen.

candle
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Zehke
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:21

OK, danke... Geht ja darum mehrere Meinungen zu hören. ;-)

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candle.
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:26

Zehke hat geschrieben: Mi., 14.08.2024, 12:21 OK, danke... Geht ja darum mehrere Meinungen zu hören. ;-)
Es ist immer schwierig über dritte Personen zu reden. Ich weiß nicht wie du bist, ich weiß nicht wie der Psychiater ist. Ich kenne deine Lebensumstände nicht.

An sich klingt es ganz vernünftig, was er "gesagt" hat. Die Probleme werden sich wohl nicht wesentlich ändern nur weil du umziehst.

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Montana
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 12:43

Genau da bin ich anderer Meinung. Dieser spezielle Nachbar wird nicht mit umziehen, und der ist nicht einfach nur ein schwieriger Nachbar, sondern er hat der TE eine besonders negative Rolle in seinen Wahnvorstellungen gegeben und sich dadurch zu einer Gefahr entwickelt. Nicht für jeden der da wohnt, aber für die TE. Man kann ihm keine Schuld für sein Verhalten geben, weil er ja krank ist, aber sich in Sicherheit zu bringen ist deshalb nicht weniger sinnvoll. Dafür bedarf es meiner Meinung nach noch nichtmal einer Retraumatisierung. Hilfe bei einem Umzug gibt es eigentlich dann, wenn es unzumutbar ist, in der bisherigen Wohnung zu bleiben. Das ist aus vielen Gründen möglich: Schimmel oder sonstige Probleme in der Wohnung, aber auch ein Nachbar wie dieser hier. Der kann nach seiner Rückkehr besser dran sein, aber man kann sich dessen nicht sicher sein, und selbst wenn er dann wirklich keine Gefahr mehr darstellen sollte, kann doch eigentlich jeder normale Mensch nachvollziehen, dass das für die TE einem Glücksspiel gleicht. Einem, an dem sie freiwillig nicht teilnehmen möchte.

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 13:09

wozu das Attest?
Such eine neue Wohnung in einer neuen Umgebung wie jeder andere Nachbarn-geplagte Mensch.
Was hälst du dich da mit unsinnigen Kämpfen auf?
..:..


kaja
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 13:12

@Sinarellas

Weil die Transferleistungen begehrt und deshalb nicht beliebig umziehen darf.

Die Kostenübernahme muss vorher eingeholt werden.
After all this time ? Always.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 15:21

Hallo Zehke,

in sehe in deiner Situation zwei Dinge:

Zum einen, wie schlimm eine Situation ist, kann nur der beurteilen, der es erlebt hat. Dein Psychiater kennt nur deine Beschreibungen, kann aber nicht das fühlen, was Du fühlst, da er die Situation nicht selbst erlebt hat.

Zum anderen, ja, dein Psychiater hat Recht. In der nächsten Wohnung kann es noch schlimmer sein. Vermutlich (wissen kann ich es nicht) versucht er an Dich zu appellieren darüber nachzudenken, wie Du mit der Situation umgehen kannst, so dass du dir bei neuen Problemen in einer neuen Wohnung selber helfen kannst, ohne erneut umzuziehen.

Ich musste selber innerhalb eines Jahres drei Mal umziehen (mit Attest), weil ich buchstäblich vom Regen in die Traufe geraten bin.
Man kann als Mieter versuchen die Situation zu klären, z.B. Vermieter, Polizei. Diese beiden Wege hatte ich eingeschlagen. Da die Situation immer weiter eskalierte entschied ich mich zu einem dritten Umzug.
Die Probleme, die ich jetzt mit einer Mitbewohnerin hatte, ließen sich "leicht" klären, durch Einschalten des Vermieters und durch das Erlernen von Verhaltensweisen, wie z.B. auf die Briefe dieser Mitbewohnerin nicht mehr zu reagieren, sie zu ignorieren, ...

Mein Appell an Dich wäre deshalb nicht gleich bockig zu reagieren, sondern auch darüber nachzudenken, ob sich deine Probleme auch anders klären lassen, z.B. dadurch, dass du lernst auf die Situation anders zu reagieren. Denn es kann dir durchaus passieren, dass du in der nächsten Wohnung erneut vor Problemen mit Nachbarn stehst. Vielleicht nicht so heftige wie jetzt, aber Probleme, die anderswertig belasten.

Auch beim Thema "Arbeiten gehen" würde ich mich fragen, ob an seinen Worten "Sie können nichtmal an einer belebten Straße in einem Grillrestaurant sitzen ohne reizüberflutet zu werden" etwas dran ist.
Er sagt ja nicht, dass du nie wieder arbeiten gehen sollst, sondern dass es zum derzeitigen Zeitpunkt zu früh ist.

Ich würde einfach sagen, nicht gleich bockig reagieren, sondern erst mal über seine Worte nachdenken, gucken, ob an diesen etwas Wahres dran ist.
Wenn du zu dem Schluss kommst, dass es keine andere Lösung gibt als umziehen, dann tu es. Atteste bekommst du auch an anderen Stellen, z.B. Hausarzt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Zehke
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 21:08

@Jenny Doe
Ich habe Ordnungsamt Polizei und Vermieter informiert... Der Typ hat jetzt bereits drei Anzeigen. Die 4 wird schwer zu beweisen. Haben Sie schon Mal versucht mit einem Psychotiker über Wahnvorstellungen zu verhandeln? - Nein? Die lassen sich nicht vom Gegenteil überzeugen... Das hätte für mich richtig bitter ausgehen können. @Montana hat es sehr schön auf den Punkt gebracht... Meinung darf der Psychiater haben wie er denkt. ... Das ist nicht der Punkt. Ich komme nicht wegen sachlichen Argumenten auf den Trichter da schwingt was Negatives mit. In der Arzt-Patienten-Beziehung stimmt etwas nicht. ... Und ich kann auch nur bedingt aus meiner Haut. Nach an 4 Stellen die gleiche Show sollte mindestens einer der Parteien auf den Trichter kommen: So geht's nicht weiter....

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Zehke
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 21:44

Folgende Personen(gruppen) sind der Ansicht raus aus der Wohnung:
- Polizei
- Arbeitgeber
- Freunde
- Psychologe
- Sozialpsychiatrischer Dienst

Die Frage stellt sich für mich also nicht.

Es ist unwahrscheinlich dass ich zweimal hintereinander an einen Nachbarn gerate der psychotisch + fremdgefährdend ist.
Mit allen anderen kann man reden. Aber auch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist: Ich wurde abgewürgt und im Tonfall des Psychiaters ist was Negatives, möglicherweise Persönliches mitgeschwungen und das zum 4. Mal.

Psychologe sagt : neuer Psychiater. Für meine Begriffe war er etwas zu sehr auf meiner Seite. Ich weis dass ich nicht perfekt bin. Als ich das anbrachte, meinte er ich soll mit mir nicht so hart ins Gericht gehen und als Patient könnt ich sein wie ich will ... naja ich seh das ein bisschen anders.

Wenn mir jemand _vorwirft_:
- alte Muster - Kann ich mit leben, weils genau das ist.
- könnte es sein dass das oder das projiziert wird - diskutier ich aber möglich
- seh ich die Sache zu eng - möglich

aber "einfach nicht so bockig sein" verfehlt den Kern der Sache.

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