Aggressionen, Selbsthass, Wut, Traurigkeit wie damit umgehen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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JungerFuchs_xyz
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Aggressionen, Selbsthass, Wut, Traurigkeit wie damit umgehen?

Beitrag Sa., 30.03.2024, 18:03

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum. Ich würde gerne einfach mal nieder schreiben, was mich beschäftigt.

Zur Zeit habe ich wieder starke Aggressionen, Wut auf Kollegen und z.B. deren Kommentare und Meinungen, Angstzustände, Angst vor Konflikten.
Ich bin ein 39 Jahre alter Mann und kann mich selbst nicht leiden. Viele sagen ich stehe mir selbst im Weg bzw. ich hätte sonst alles im Griff nu mich nicht! Für Aussenstehende oft nicht nachvollziehbar. Ich bin soweit gesund und ich habe eine Arbeit, um die mich wohl andere beneiden würden.
Aber ich mag nicht nicht! Ich hatte doch nie wirklich eine richtige Beziehung. Warum? Meist weil ich immer der "Liebe" und "Nette" bin! Daran ist es meist gescheitert und weil ich keine Persönlichkeit entwickelt habe aus meiner Sicht. Ich habe mittlerweile so einen Hass auf mich und das ich immer als der Liebe und Nette abgestempelt werde. Ich kann auch nichts geben, solange man sich selbst nicht leiden kann. Ich glaube einfach nicht an mich.Ständiges Schwarz & Weis denken!
Aber ich kann auch nicht sagen, was ich will und wer ich bin. Mir ist alles egal und ich habe das Gefühl keine eigene Persönlichkeit gefunden zu haben. Ich habe Angst vor Konflikten, weil diese mich wütend machen. Ich hasse SmallTalk und leider nehme ich aus Sicht anderer vieles persönlich! Viele machen mich wütend mit ihrem dummen Gelaber und Kommentaren. Manchmal denke ich, wahrscheinlich bin ich selbst eine Art "Narzisst" oder so. Anders kann ich es mir nicht erklären. Wenn meine Blicke töten könnten, dann hätte ich das wohl schon oft getan mit meinem Blick.
In Gesprächen grinse oder lächle ich immer. Dabei ist mir überhaupt nicht zum Lachen etc. Ich maskiere da eher und anscheinend fallen mir alle Emotionen Abends ab. Ich kann dann auch nichts mehr geben, gerade was soziales angeht, dass macht mich fertig. Oder von meinem Freund (der einzigste den ich noch habe). Immer so fragen: Was glaubst woran es liegt dass ich keine Freundin habe oder warum es nicht klappt! Innerlich macht mich das wieder so wütend. Weil ich weiss woran es liegt und ich mittlerweile keinen Bock mehr habe überhaupt jemand kennenzulernen. Liegt wohl auch daran, dass ich kein richtige Männervorbild hatte. Immer nur bei meiner Oma aufgewachsen und meine Mutter als Leitperson.
Ich gehe auch zur einer Therapie und nehme auch Medikamente. Aber ich bin innerlich immer so getrieben und kann nichts mehr genießen. Nicht abschalten und Dinge die nicht beendet sind z.B. aus der Arbeit, dadrüber zerbreche ich mir Stunden den Kopf. Auch haben andere immer zu viel Macht, über mich. Sie wissen das ich Angst haben und nutzen dieses Aus. Einer meinte mal: Ich bin ein Kackbratzenmagnet. Viele sind wohl neidisch auf mein Aussehen oder mein Erfolg!
Auch fühle ich mich unter gewissen Leuten ständig fehl am Platz. Ich mache dann immer nur witzige Kommentare oder ansonsten besteht bei mir eine Diskussion aus ständigen Fragen.

Ich wohne immer noch im Haus meiner Eltern. Wobei ich sagen muss, dass ich alles selbst mache. Essen, Wäsche etc.
Aber ich schaffe den Absprung nicht. Ich hänge leider stark an meiner Mutter und manchmal habe ich aber auch eine richtige Wut auf sie. Wut auf beide (Vater und Mutter). Wahrscheinlich weil ich mich nicht angenommen fühle und sie nie richtig lieben konnten.

Bei der Arbeit komme ich auch wieder an so einen Punkt, wo ich nicht mehr kann. Aber wenn ich mich krankschreiben lasse, dann darf ich mir nur dumme Kommentare von Kollegen später anhören. Und drängende Fragen, was ich habe und warum ich eventuell depressiv bin.

Warum sind viele Menschen aus meiner Sicht dumm? Wahrscheinlich bin ich es selbst und projiziere das auf andere.

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 30.03.2024, 18:09

"das ich immer als der Liebe und Nette abgestempelt werde. "
Das ist eine feine Ausrede die ich nachvollziehen kann, am Ende aber nützt es dir nix, wenn du deinen Misserfolg bei sozialen Interaktionen auf 2 Eigenschaften von dir siehst.
"Aber ich mag nicht nicht!"
Das ist etwas was du ausstrahlst, ob du willst oder nicht, selbst die sozPhob / Stressreaktionen im sozialen Umfeld verändern deinen Duft auf Dauer und wirkt mit dazu.

Du musst dich wohl erst um dich selbst kümmern, da gibts einiges anzusehen und zu reflektieren würde ich vermuten.
"Ich wohne immer noch im Haus meiner Eltern."
Absoluter Show-Stopper - reds dir nicht schön.
Aber weißt ja selbst, dass du dich dringend lösen musst von deinem Nestchen.

"Warum sind viele Menschen aus meiner Sicht dumm? Wahrscheinlich bin ich es selbst und projiziere das auf andere."
Yes, du lenkst dich damit selbst ab. Auf dem Weg kannst du weiter bleiben, ändert aber nix.
..:..

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JungerFuchs_xyz
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Beitrag Sa., 30.03.2024, 18:37

Sinarellas hat geschrieben: Sa., 30.03.2024, 18:09 "das ich immer als der Liebe und Nette abgestempelt werde. "
........
Was ich aber nicht verstehe: Wenn z.B. andere menschen oder z.B. Kollegen auch in einem Mehrfamilienhaus leben und der Sohn oder die Tochter auch in dem Haus wohnen in ihrer eigenen Wohnung, dann ist es Ok?
Ab wann ist man denn nicht mehr im Nest? Wenn man nebenan wohnt oder mehrere Kilometer weg?
Zuletzt geändert von Pauline am Fr., 05.04.2024, 05:29, insgesamt 1-mal geändert.
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 30.03.2024, 18:57

Warum hast Du denn in Deinem Eingangspost erwähnt, dass Du bei Deinen Eltern wohnst

Außerdem: glaubst Du, es tut Dir und Deiner Selbstliebe gut, wenn Du bei jemandem wohnst, auf den Du eine Wut hast?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Takli
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Beitrag So., 31.03.2024, 09:02

Deine Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen sind nicht dein Versagen/Unvermögen. Sie sind Symptom vergangener traumatischer Erfahrungen. Vielleicht würde es dir helfen zu dir selbst eine positivere Einstellung zu entwickeln, wenn du dir mehr Wissen zu Traumata aneignen würdest. Dann könntest du dir gegenüber vielleicht nachsichtiger sein und die Einschränkungen besser akzeptieren. Manchmal braucht es erst Akzeptanz bevor sich etwas verändert.

Alles Gute!

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münchnerkindl
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Beitrag So., 31.03.2024, 10:07

JungerFuchs_xyz hat geschrieben: Sa., 30.03.2024, 18:03
Ich gehe auch zur einer Therapie und nehme auch Medikamente. Aber ich bin innerlich immer so getrieben und kann nichts mehr genießen. Nicht abschalten und Dinge die nicht beendet sind z.B. aus der Arbeit, dadrüber zerbreche ich mir Stunden den Kopf.
Warum sind viele Menschen aus meiner Sicht dumm? Wahrscheinlich bin ich es selbst und projiziere das auf andere.

Das was du beschreibst könnte durch Psychopharmaka auch schlimmer werden anstatt besser weil sie bei einigen Betroffenen den Effekt haben die Emotionen einfach nur zu dämpfen, und damit natürlich auch die guten Emotionen. Damit werden ggf die schlechten Emotionen etwas besser, aber die Guten gehen mit weg.

Wie lange nimmst du die schon und was nimmst du? Ich würde mal in mich gehen und überlegen ob sich da mit Beginn der Einnahme der Psychopharmaka auch was verschlechtert hat. Und ob das überhaupt nenneswert wirkt, weil du klingst ja alles andere als jemand bei dem eine Behandlung "wirkt". Und dann, wenn das so unzureichend bis garnicht wirkt auf was anderes umsteigen, bzw absetzen. Besprich das mit deinem Psychiater, und wenn der sich unverständig zeigt such dir einen anderen.

Und für mich hört sich das auch an wie eine Traumafolgestörung, eine soziale Traumatisierung in der Kindheit, die dazu geführt hat dass du nie gelernt hast dich in sozialen Situationen und mit anderen Menschen wohlzufühlen. Und man muss auch sagen, gerade Antidepressiva helfen eher nicht bei rein sozial bedingten Ängsten, Niedergeschlagenheit, Gestresstheit, also wenn diese eine ganz konkrete Ursache haben.

Wie läuft denn die Therapie, was machst du in der Therapie? Wie lange machst du die Therapie schon, hast du das Gefühl dass das irgendwie hilft? Hast du das was du hier schreibst schon beim Therapeuten angesprochen und wenn ja, was sagt der dazu? Ist bei dir jemals eine ausführliche Diagnostik gemacht worden sodass klar ist aus welcher Ecke deine Probleme kommen. Für mich hört sich das an als könnte es was aus der Ecke der Persönlichkeitsstörungen, Borderline oÄ sein. Sollte das der Fall sein gibt es für diese Art von Problemen speziell entwickelte Psychotherapiemethoden.

Generell kann man sagen, du hast irgendwelche Probleme mit dem Umgang mit anderen Menschen. Du hast ganz offensichtlich soziales Miteinander und wie man das "macht" als Kind nicht gelernt und die Probleme die du dadurch jeden Tag hast verunsichern und frustrieren dich jeden Tag Es ist kein Wunder dass es dir emotional nicht gut geht und "wütend werden" ist halt nun mal eine Möglichkeit mit Verhaltensrepertoir des Menschen. Ist halt nicht zielführend aber erst mal völlig verständlich. Stell dir das mit dem nicht gut erlernten sozialen Umgang einfach so vor wie eine Fremdsprache die du nicht gelernt hast, nichts das mit deinem Charakter zu tun hat sondern einfach eine Fähigkeit die du zur Zeit wo das stattfinden sollte nicht gelernt hast, es ist kein persönliches Versagen, nichts wo du wütend auf dich selbst sein müsstest.
Und jetzt brauchst du eine Therapie und auch Lebensumstände wo du das nachträglich lernen kannst. Dann geht auch die Verzweiflung und Wut weg.

Ich würde mal über eine stationäre Psychotherapie nachdenken, weil da hast du auch viel Therapie in der Gruppe, mit anderen Menschen die auch Probleme haben und dich deswegen garantiert verstehen und nicht abwerten. In der wo ich war gab es zB auch extra soziales Kompetenztraining das sehr gut war. In einer Klinik hättest du mal ein positives, abwertungsfreies Übungsfeld.

Mit dem noch zuhause wohnen, ich denke das solltest du ändern. Evtl brauchst du neben Therapie auch psychosoziale Hilfe. Die gibt es zB bei den sozialpsychiatrischen Diensten, die könnten dir bei so konkreten Anforderungen wie eigene Wohnung unter die Arme greifen. Was arbeitest du denn, hast du einen Job der dir Spaß macht und genug Einkommen?

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JungerFuchs_xyz
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Beitrag Do., 04.04.2024, 21:24

Takli hat geschrieben: So., 31.03.2024, 09:02 Deine Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen sind nicht dein Versagen/Unvermögen. ............
Hallo Takli,
danke für deine Antwort. Ich habe vieles schon selbst gelesen, auch was Traumata etc. betrifft. Ich denke ich weiss, woher das kommt das ich kein Urvertrauen habe und auch kein Vertrauen in andere. Ich verstehe nur die Konflikte nicht! Und ich verstehe nicht, dass viele mich ausnutzen und ich es nicht merke. Viele üben Macht auf mich aus, weil sie um meine Angst wissen und nutzen dies aus. Daher kann ich sol Leuten auch nicht trauen. Warum bremsen mich ein, zwei Kollegen immer aus in meinem Handeln. Egal was ich tue. Alles wird hinterfragt, warum ich wie etwas tue. Ich will meine Arbeit einfach gut machen. So habe ich es gelernt in der Ausbildung. Aber oft machen die Kollegen mich schlecht und ich zweifele Teils immer mehr an mir selbst. einer sagt immer z.B. er mag es nicht, wenn Menschen lügen etc. Er selbst ist aber sehr fordernd. Legt selbst eine Doppelmoral an den Tag. Am liebsten würde ich eine Arbeit haben, wo ich alleine arbeiten kann. Warum muss man sich immer ärgern lassen und wenn man die Leute mal in die Schranken weisst fruchtet es nicht.
Zuletzt geändert von Pauline am Fr., 05.04.2024, 05:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Takli
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Beitrag Fr., 05.04.2024, 11:30

JungerFuchs_xyz hat geschrieben: Do., 04.04.2024, 21:24 Warum bremsen mich ein, zwei Kollegen immer aus in meinem Handeln. Egal was ich tue. Alles wird hinterfragt, warum ich wie etwas tue. Ich will meine Arbeit einfach gut machen. So habe ich es gelernt in der Ausbildung. Aber oft machen die Kollegen mich schlecht und ich zweifele Teils immer mehr an mir selbst.
Das ist natürlich schwierig zu beurteilen, da kann man nur spekulieren. Es kann sein, daß du die Arbeit besser/schneller machst, als deine Kollegen und sie fürchten schlecht dazustehen. Das würde mir jetzt so spontan einfallen. Möglicherweise hat das gar nichts mit deinen Ängsten zu tun?

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JungerFuchs_xyz
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Beitrag Mo., 08.07.2024, 10:17

Hallo zusammen,

vielleicht kann mir jemand ein paar wohltuende Worte sagen und Hilfestellung geben. Derzeit gehe ich wieder mit ständigen Sorgen und Ängsten zur Arbeit. Hauptsächlich habe ich Angst was mich erwartet und starke Angst vor Konflikten. Ich gehe Konflikten aus dem Weg. Ich schaffe es nicht mich zu behaupten gegen andere. Kollegen sagen oft, ich solle mal aus mir herauskommen! Ich weiss aber nicht wie das gehen soll? Ich habe irgendwie keinen richtigen Zugang zu meinen Gefühlen. Ich sage auch meist ja und habe noch nicht mal überlegt was ich sagen will. Ich weiss auch nicht wie und bis wo ich eingestehen darf? Auch habe ich kein Selbstvertrauen. Ich könnte eigentlich sehr stolz auf mich sein, was ich alles schon geschafft habe. Ich bin bald 40 Jahre alt, bin 192cm groß, noch nie wirklich eine Beziehung geführt. Viele verstehen es nicht, warum ich keine Partnerin habe. Ich denke, dass ich mich immer noch nicht selbst angenommen habe. Ich mag mich denke ich selbst nicht und daher möchte ich indirekt auch keine Beziehung haben und wer will schon immer einen ja Sager und netten Mann? (zumindest ist das meine Erfahrung)

Konflikte hasse ich. Ich habe ein Kollege. Anfangs hatte ich mich gut mit ihm verstanden, aber mittlerweile macht er mich aggressiv. Ich denke das dieser Kollege selbst psychische Probleme hat (der raucht ständig seine Zigaretten, E-Zigaretten mit Nikotin, dann seine direkte Art, Doppelmoral, sehr fordernd zu anderen, egozentrisch, verwirrt einen mit seinen Aussagen, kommentiert alles). Mittlerweile habe ich starke Ängste, weil ich mich nicht weiss, wie ich mich gegenüber ihm verhalten soll. Er meinte mal, ich solle nicht alles persönlich nehmen oder ihm vertrauen. Das kann ich aber nicht unterscheiden, wann jemand was gegen mich hat und wann nicht.Wenn z.B. er aus meiner Sicht eine blöde Art an mich hat und mich oft pampig anmacht, dann ist das für mich ein Angriff.
Ich denke ich habe, dass nie richtig gelernt mit sozialen Kontakten. Ich kann nicht diskutieren ohne sauer zu werden. Als müsste ich den Diskussions Kampf gewinnen.
Ich versuche mittlerweile herauszufinden, wann es mir gut geht. Und das ist meist, wenn ich alleine für mich arbeiten kann ohne e Ablenkungen (aber wo soll man so einen Arbeitsplatz finden). Auch bin ich oft langsam im Verständnis, bis ich etwas verstehe oder höre nicht richtig zu bei anderen, dass ich danach nicht weiss, was die Person gesagt hat. Ich hatte mal einen Test abgelegt und die Ärztin meinte ich habe AD(H)S. ich bin selbst oft unsicher über die Diagnose. heutzutage sagt jeder was anderes. Das nicht zuhören liegt eher daran, dass ich mit den Gedanken woanders bin und ich tausend Gedanken im Kopf habe. Dem Kollege wollte ich das schon öfter erklären, warum ich manchmal nicht zuhöre und ich das nicht absichtlich tue. Nur er will keine Ausreden hören.
Ich kann auch nicht unterscheiden, ob mich jetzt jemand ausnutzen möchte oder nicht. Welche Absichten eine Person hat. Das kann ich nicht fühlen. Manchmal denke ich, ich habe einen leichten Autismus oder sei etwas.
wenn ich ehrlich bin, bin ich oft überfordert mit Vielem und ich könnte auch oft nur weinen. Wenn ich von der Arbeit komme, dann fällt meine sog. Maske ab und all meine Emotionen kommen heraus. Ich grinse auch oft zu Leuten. Denke das ist auch ein Zeichen von Unsicherheit und Maske. Dieses insgeheim gefallen wollen.
Ich möchte so gerne mal ohne Sorgen und Panik durchs Leben gehen. Ohne Angst in die Arbeit zu gehen. Ich weiss das es eventuell auch mit Verantwortung zu tun hat und man seine Gedanken lenken kann. Aber ich kann es nicht. Es strengt mich extrem an mit Menschen zu reden, vor allem SmallTalk. Ich nehme derzeit immer noch Antidepressiva um ruhig zu bleiben und damit meine Ängste weniger sind.

kennt jemand das, was ich schreibe und kann mir etwas Hilfestellung geben. Vielleicht ist es auch eine Art Opferhaltung von mir. Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich weil ich unglücklich bin in meinem Job und ich nie meinen richtigen Weg bis jetzt gefunden habe.

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Kirchenmaus
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Beitrag Mo., 08.07.2024, 10:27

Hallo JungerFuchs,

mich berührt das, was du schreibst.

Ich glaube, dass es dir nicht gut tut, deine Gefühle bekämpfen zu wollen. Das hat noch niemandem geholfen. Wichtig wäre, dich selbst kennenzulernen und vielleicht auch zu mögen und dann mit dir selbst freundlich zu leben.

Also zum Beispiel: Wenn du etwas nicht sofort verstehst – mach dich nicht dafür fertig, sondern stehe für dich selbst ein. Vielleicht brauchst du es schriftlich? Oder in anderen Worten? Oder anders strukturiert? Es ist kein Versagen, wenn die Kommunikation nicht auf Anhieb klappt. Dann muss man etwas anderes probieren.

Ich finde auch nicht, dass du etwas bei dir bekämpfen solltest, weil sich da ein Kollege benimmt wie ein Vollidiot. Wichtig wäre da, Grenzen zu setzen.

Wie kannst du das lernen? Wie kannst du dich mir dir selbst anfreunden?
Hast du selbst schon etwas versucht? Therapie? Selbsthilfegruppe?
Hast du jemandem, dem du vertraust und mit dem du offen reden kannst?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 08.07.2024, 10:54

JungerFuchs_xyz hat geschrieben: Mo., 08.07.2024, 10:17 Manchmal denke ich, ich habe einen leichten Autismus
Vieles von dem was du schreibst, könnte darauf hindeuten. Kannst du dir vorstellen, darüber mit Hausärztin oder Psychiater (falls vorhanden) zu reden und zu überlegen, ob eine Diagnostik bzw weitere Abklärung sinnvoll sein könnte?
Eine Autismusdiagnose würde deine Probleme zwar nicht beseitigen, aber es könnte dir dabei helfen, mit dir selbst mehr Mitgefühl zu haben und dich selbst nicht immer wieder in die Überforderung zu bringen, weil du meinst, ständig deine sozialen "Defizite" maskieren zu müssen.

Kompetente Diagnostikstellen für Erwachsene sind leider selten, und gerade als nach außen eher "unauffällige" autistische Person hat man große Angst davor, dort abgebügelt zu werden, gerade weil man sich ja überwiegend "unauffällig " verhält. Gute Diagnostiker fragen zb nach, nicht nur ob du Augenkontakt herstellen kannst, sondern auch, ob das intuitiv passiert oder bewusst, und auch was das mit dir im Inneren macht.
AD(H)S und Autismus schließen sich übrigens inzwischen auch nicht mehr gegenseitig aus, es ist also möglich, beides zu haben, was doppelt anstrengend sein kann, weil du im Inneren in sehr verschiedene Richtungen strebst. es gibt aber auch Autismusmerkmale, die ADHS sehr ähnlich sind, bzw es gibt Überschneidungen.

Alles Gute für dich!
l.
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― Anne Lamott

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JungerFuchs_xyz
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Beitrag Fr., 12.07.2024, 09:04

Hallo Lisbeth und erst mal Danke für deine Antwort.
Ich gehe schon zu einem Psychiater wegen meinem Medikament, Zwecks Depressionen. Das mit dem Autismus etc. habe ich schon angesprochen beim Hausarzt bzw. Psychiater. Irgendwie wird man oft nicht so Ernst genommen. Sie meinten, was mit so eine Diagnose bringen würde? Klar, ich hätte eventuell eine Klarheit für meine Probleme.
Ich merke halt auch bei z.B. Diskussionen, dass ich oft verwirrt bin oder ich mich nicht erklären kann. Im Kopf stellt sich mir dann immer die Frage z.B. : "warum hat die Person das gerade gesagt? wie meinst sie das?
Man könnte auch sagen ich bin sehr verpeilt. Das haben schon viele gesagt. Wobei ich mich nicht als dumm bezeichnen würde, wobei ich selbst an mir zweifle, leider.
Zuletzt geändert von Tristezza am Fr., 12.07.2024, 09:32, insgesamt 1-mal geändert.
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chrysokoll
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Beitrag Fr., 12.07.2024, 09:09

Ich finde die Frage was eine Diagnose bringen soll immer höchst ärgerlich. Das würde bei körperlichen Erkrankungen ja auch niemand fragen. Eine Diagnose ist einfach Grundvoraussetzung.
Sie bringt erst einmal Klarheit. Oder auch Ausschluss. Und erst dann kann man weiter überlegen ob und wie behandelt werden soll und kann. Möglicherweise reicht dann auch das Wissen, man kann sich selber Strategien erarbeiten und anlesen oder eine Selbsthilfegruppe besuchen oder auch weiter Ausschau halten.

Ich finde eine Diagnose steht immer am Anfang. Und klar, nicht jede Selbsteinschätzung von Patienten ist korrekt, aber wenn über Jahre bestimmte Probleme bestehen dann sollte dem nachgegangen werden.
Geh hier wenn möglich mit Nachdruck vor. Du kannst dich auch selbst erst einmal an entsprechende Ambulanzen oder Selbsthilfegruppen wenden, wo du hilfreiche Tipps bekommst

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lisbeth
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Beitrag Fr., 12.07.2024, 09:40

JungerFuchs_xyz hat geschrieben: Fr., 12.07.2024, 09:04 Das mit dem Autismus etc. habe ich schon angesprochen beim Hausarzt bzw. Psychiater. Irgendwie wird man oft nicht so Ernst genommen. Sie meinten, was mit so eine Diagnose bringen würde? Klar, ich hätte eventuell eine Klarheit für meine Probleme.
Hallo JungerFuchs,

Ja, ist das alte Spiel, dass man gerade als "hochfunktionaler" autistischer Mensch, der vielleicht auch über Jahre/Jahrzehnte nicht besonders auffällig war mit dem Thema nicht ernstgenommen wird. Angefangen von "Sie haben doch soziale Kontakte" oder "Sie können doch Augenkontakt" bis hin zu "Bisher war das doch auch kein Problem?" (doch, aber mir war nicht klar, dass es nicht allen so geht... :roll: ) oder "Was bringt Ihnen denn die Diagnose"? Ich komm aus dem Augenrollen schon gar nicht mehr raus... :roll:

Die Frage "Was bringt Ihnen die Diagnose?" ist auch falsch gestellt. Ich will ja nicht eine Diagnose, um dann abc oder xyz zu bekommen. Sondern eine korrekte Diagnose sollte immer vor einer Behandlung etc. stehen. Sonst wirst du womöglich falsch behandelt, gerade im psychischen Bereich.

Viele Merkmale einer Autismus-Spektrum-Störung haben zB Überlappungen oder große Ähnlichkeiten mit anderen psychischen Krankheiten, zB PTBS, Zwangsstörung, Angststörung usw. Es *macht* aber einen Unterschied, ob du viel Struktur und Routine im Alltag brauchst, damit dein Nervensystem (das grundsätzlich anders funktioniert als bei neurotypischen Menschen) gut reguliert ist. Oder ob du eine Zwangsstörung hast, die dazu führt, dass du wirklich zwanghaft an deinen Abläufen klebst. Oder auch bei sozialer Angst... Das gehört von erfahrenden Diagnostiker*innen, die sich mit dem Thema Autismus und den Differentialdiagnosen auch gut auskennen abgeklärt.

Wenn du Autismus hast, dann wird zB keine Expositionstherapie der Welt bei möglichen Ängsten Besserung bringen, im Gegenteil - denn deine Ängste sind eben *nicht* irrational. Dann wird auch Exposition in sozialen Situationen nicht viel verändern, denn die Situationen bleiben für dich verwirrend (und damit auch angstbehaftet).

Eine legitime Frage finde ich dagegen: "Was würde eine Diagnose für Sie verändern"? Darüber habe ich zB mit meiner Psychiaterin lange gesprochen, die sich zwar mit dem Thema Neurodiversität auch nicht auskennt, das aber wenigstens auch so zugibt und mich dann weiter überweist. Welchen Unterschied eine Autismus-Diagnose machen kann, hab ich ja weiter oben schon mal skizziert:
Eine Autismusdiagnose würde deine Probleme zwar nicht beseitigen, aber es könnte dir dabei helfen, mit dir selbst mehr Mitgefühl zu haben und dich selbst nicht immer wieder in die Überforderung zu bringen, weil du meinst, ständig deine sozialen "Defizite" maskieren zu müssen.
Würde auch noch dazufügen, dass es dir hilft, die passenden Ansatzpunkte zu finden, um im Alltag Dinge zu verändern. Weil bestimmte Dinge einfach so sind wie sie sind und eben nicht veränderbar. Weil der Grundstress für einen neurodiversen Menschen in einer Welt, die auf neurotypische Mensche ausgerichtet ist, sowieso schon sehr hoch ist. Und dann kommt es eher darauf an, zu lernen, mit dem Umfeld (egal ob Freunde, Familie, Job) klar zu kommunizieren, Grenzen zur Überforderung besser zu erkennen und entsprechend gut für sich selbst zu sorgen, anstatt in die (Über-)Anpassung zu gehen.

Noch ein wichtiger Punkt: Du könntest mit korrekter Diagnose einen GdB beantragen, und selbst wenn du "nur" einen GdB von 30 bekommst, kannst du wiederum bei der Arbeitsagentur eine Gleichstellung beantragen. Dann bist du zB am Arbeitsplatz Schwerbehinderten gleichgestellt und besser geschützt, wenn es zu Veränderungen am Arbeitsplatz oder betriebsbedingten Kündigungen kommt. Falls du arbeitslos bist, kriegst du von der Arbeitsagentur mehr und passgenaue Betreuung/Unterstützung. Du musst dem Arbeitgeber/der Arbeitsagentur deine Diagnose nicht mitteilen.

Ich würde dich ermutigen, das anzusprechen, und darauf zu bestehen, dass du das *wirklich* diagnostisch abklären lassen möchtest. Selbsttests sind nur bedingt aussagekräftig, aber du kannst ja mal zur Untermauerung einen solchen Selbsttest ausfüllen und ausdrucken und dann zum Termin mitbringen.
Ein weiterer Anhaltspunkt wäre, dass die Probleme "schon immer" da sind, also seit der Kindheit. Vielleicht in anderer Ausprägung, aber dass du soziale Situationen zB als Kind schon nicht gut verstanden hast und dir die anderen Kinder/Menschen ein Rätsel waren...
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Beitrag Fr., 12.07.2024, 09:46

JungerFuchs_xyz hat geschrieben: Fr., 12.07.2024, 09:39 Nur kann ich oft meine Gedanken nicht steuern, obwohl ich frei habe. Da drehen sich trotzdem oft die Gedanken z.B. um die Konflikte bei der Arbeit. Ich weiss das diese Grübelei überhaupt nichts bringt. Aber meinem blöden Kopf einfach mal zu sagen, Ruhe jetzt, dass ist schwer
Sowas (aus deinem anderen Thread) *kann* zB auch auf Autismus hinweisen, dass man sich an bestimmten Dingen/Gedanken regelrecht festbeißt und davon nicht mehr (alleine) loskommt. Die meisten Psychiater und Psychotherapeuten schieben das aber einfach ganz schnell in die Depressions- oder Zwangsstörungsschublade ("Pat. hat Grübelzwänge").
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― Anne Lamott

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