'Grabschen' - Anzeige erstatten?
"Grabschen" - Anzeige erstatten?
Hallo,
ich bin heute im Supermarkt ziemlich fies angegrabscht worden. Von hinten an den Po bzw. eher zwischen die Beine. Das kam ganz plötzlich, der Typ stand mit mir und meiner kleinen Tochter im gleichen Gang.
Ich bin dann sofort weg gegangen und habe ihn auch nur ganz kurz gesehen. Dass meine Tochter dabei war und ich nicht wollte, dass sie das mitbekommt, hat mich noch mehr verunsichert.
Meine Freundin fragte mich jetzt, ob ich das anzeigen möchte ...
Hat hier jemand mit sowas Erfahrungen?
Ich möchte das eigentlich einfach schnell beiseite schieben, der Zeitpunkt ist auch denkbar schlecht, weil ich gerade in Therapie viel an der sexualisierten Gewalt arbeite, die ich erlebt habe und deshalb sowieso sehr dünnhäutig bin. Ich weiß gar nicht, ob ich das gerade packe.
Andererseits ist 'schnell weg gehen, nichts sagen, es wegschieben...' wieder so eine Opferhaltung, die ich eigentlich nicht mehr einnehmen will.
Und eigentlich ist so eine Anzeige gegen Unbekannt ja auch eh für die Katz, oder?
Und wenn das nachverfolgt werden sollte und er auch gefasst werden würde (Kameras im Supermarkt?), was hätte das dann für Konsequenzen für mich? Müsste ich dann vor Gericht gegen ihn aussagen oder so? Das will ich nämlich auf keinen Fall.
Ich möchte das einfach nicht mehr drüber nachdenken ... (Und tue es trotzdem. )
ich bin heute im Supermarkt ziemlich fies angegrabscht worden. Von hinten an den Po bzw. eher zwischen die Beine. Das kam ganz plötzlich, der Typ stand mit mir und meiner kleinen Tochter im gleichen Gang.
Ich bin dann sofort weg gegangen und habe ihn auch nur ganz kurz gesehen. Dass meine Tochter dabei war und ich nicht wollte, dass sie das mitbekommt, hat mich noch mehr verunsichert.
Meine Freundin fragte mich jetzt, ob ich das anzeigen möchte ...
Hat hier jemand mit sowas Erfahrungen?
Ich möchte das eigentlich einfach schnell beiseite schieben, der Zeitpunkt ist auch denkbar schlecht, weil ich gerade in Therapie viel an der sexualisierten Gewalt arbeite, die ich erlebt habe und deshalb sowieso sehr dünnhäutig bin. Ich weiß gar nicht, ob ich das gerade packe.
Andererseits ist 'schnell weg gehen, nichts sagen, es wegschieben...' wieder so eine Opferhaltung, die ich eigentlich nicht mehr einnehmen will.
Und eigentlich ist so eine Anzeige gegen Unbekannt ja auch eh für die Katz, oder?
Und wenn das nachverfolgt werden sollte und er auch gefasst werden würde (Kameras im Supermarkt?), was hätte das dann für Konsequenzen für mich? Müsste ich dann vor Gericht gegen ihn aussagen oder so? Das will ich nämlich auf keinen Fall.
Ich möchte das einfach nicht mehr drüber nachdenken ... (Und tue es trotzdem. )
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Hallo Zephyr,
ich persönlich hatte leider schon mehrfach solche Ereignisse (Schule, Straßenbahn, Supermarkt, Zug). In keinen der Fälle hatte ich eine Anzeige erstattet. Nicht weil es nicht richtig gewesen wäre, sondern weil der Täter, sofern er gefasst wird, keine wirklich nennenswerte Strafe bekäme. Ich jedoch mit einer Anzeige mehrere für mich negative Faktoren an der Backe hätte...
z.B. Zeitaufwand, ggf. Aussage vor Gericht, zusätzlicher Stress, nicht schnell damit abschließen können und vor allem aber, sollte man nicht vergessen, daß Täter dadurch auch den Namen und die Daten des Opfers erfahren werden.
Gerade letzteres macht mir da am meisten Angst.
Ich hätte in Deinem geschilderten Fall, wohl genauso gehandelt, alleine schon wegen Deinem Kind.
Weggehen war in diesem Moment, in meinen Augen wohl das Beste.
In einer Situation, die ich in einer Staßenbahn erlebte, hatte ich mit einem s.g. Frotteur zu tun, dem hatte ich kurzerhand mit meiner Umhängetasche, in der sich ein schwerer Aktenordner befand, mit einer kräftigen Drehung, die Tasche in seinen Familienschmuck gerammt.
Dies war für mich viel befriedigender, als es eine Anzeige hätte werden können.
Leider hat man nicht immer die Möglichkeit, sich wirklich in einem solchen Moment wehren zu können.
Was Dich anbetrifft, ich würde die Entscheidung, ob Du nun eine Anzeige erstatten möchtest, ganz nach Deinem eigenen Gefühl treffen und nicht danach, was richtig oder falsch wäre.
L.G. Tobe
ich persönlich hatte leider schon mehrfach solche Ereignisse (Schule, Straßenbahn, Supermarkt, Zug). In keinen der Fälle hatte ich eine Anzeige erstattet. Nicht weil es nicht richtig gewesen wäre, sondern weil der Täter, sofern er gefasst wird, keine wirklich nennenswerte Strafe bekäme. Ich jedoch mit einer Anzeige mehrere für mich negative Faktoren an der Backe hätte...
z.B. Zeitaufwand, ggf. Aussage vor Gericht, zusätzlicher Stress, nicht schnell damit abschließen können und vor allem aber, sollte man nicht vergessen, daß Täter dadurch auch den Namen und die Daten des Opfers erfahren werden.
Gerade letzteres macht mir da am meisten Angst.
Ich hätte in Deinem geschilderten Fall, wohl genauso gehandelt, alleine schon wegen Deinem Kind.
Weggehen war in diesem Moment, in meinen Augen wohl das Beste.
In einer Situation, die ich in einer Staßenbahn erlebte, hatte ich mit einem s.g. Frotteur zu tun, dem hatte ich kurzerhand mit meiner Umhängetasche, in der sich ein schwerer Aktenordner befand, mit einer kräftigen Drehung, die Tasche in seinen Familienschmuck gerammt.
Dies war für mich viel befriedigender, als es eine Anzeige hätte werden können.
Leider hat man nicht immer die Möglichkeit, sich wirklich in einem solchen Moment wehren zu können.
Was Dich anbetrifft, ich würde die Entscheidung, ob Du nun eine Anzeige erstatten möchtest, ganz nach Deinem eigenen Gefühl treffen und nicht danach, was richtig oder falsch wäre.
L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.
Vielleicht gibt es ein Frauen-Notruftelefon in deiner Stadt/Region, und du könntest dich dort beraten lassen, was das für und wider einer Anzeige betrifft?
Im Supermarkt sind die Chancen recht hoch, dass es Überwachungskameras gibt, ob das am Ende dann tatäschlich dazu führt, dass der Täter identifiziert werden kann, das kann ich nicht beurteilen.
Und ja, eine Anzeige, Aussage usw. sind auch belastend. Andererseits kann es aber auch ein Akt der Selbstermächtigung sein, weil du das nicht unter den Teppich kehrst, weil der Übergriff "wenigstens" in den Statistiken auftaucht, egal ob der Täter am Ende ermittelt werden kann. Ob das für dich persönlich eine Rolle spielt, wirst du selbst am besten wissen.
LG von lisbeth.
Im Supermarkt sind die Chancen recht hoch, dass es Überwachungskameras gibt, ob das am Ende dann tatäschlich dazu führt, dass der Täter identifiziert werden kann, das kann ich nicht beurteilen.
Und ja, eine Anzeige, Aussage usw. sind auch belastend. Andererseits kann es aber auch ein Akt der Selbstermächtigung sein, weil du das nicht unter den Teppich kehrst, weil der Übergriff "wenigstens" in den Statistiken auftaucht, egal ob der Täter am Ende ermittelt werden kann. Ob das für dich persönlich eine Rolle spielt, wirst du selbst am besten wissen.
LG von lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Ich find es auch echt schwierig zu beantworten und es gibt wohl auch kein richtig oder falsch.
Grundsätzlich kann eine Anzeige dazu führen, dass man selbst etwas dafür getan hat, sich zu wehren. Und vielleicht ist das ein Stück mehr raus aus der Opferrolle.
Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass dann überhaupt nicht Überwachungskameras etc. ausgewertet werden, ich befürchte einfach, es könnte abgetan werden, weil es zu viel Aufwand für wenig Erfolg ist. Selbst wenn man auf einer Überwachungskamera jemanden erkennen könnte, werden dann Fahndungsphotos veröffentlich werden?
Und wenn der Typ wieder im Supermarkt auftaucht, wer würde dann die Polizei verständigen?
Ich bin da sehr skeptisch.
Das soll nicht heißen, dass ich es nicht absolut richtig finde, Anzeige zu erstatten.
Ich glaube, es ist wirklich eine sehr individuelle Entscheidung. Und die Entscheidung darüber, was ich will und wie ich damit am besten abschließen kann.
Grundsätzlich kann eine Anzeige dazu führen, dass man selbst etwas dafür getan hat, sich zu wehren. Und vielleicht ist das ein Stück mehr raus aus der Opferrolle.
Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass dann überhaupt nicht Überwachungskameras etc. ausgewertet werden, ich befürchte einfach, es könnte abgetan werden, weil es zu viel Aufwand für wenig Erfolg ist. Selbst wenn man auf einer Überwachungskamera jemanden erkennen könnte, werden dann Fahndungsphotos veröffentlich werden?
Und wenn der Typ wieder im Supermarkt auftaucht, wer würde dann die Polizei verständigen?
Ich bin da sehr skeptisch.
Das soll nicht heißen, dass ich es nicht absolut richtig finde, Anzeige zu erstatten.
Ich glaube, es ist wirklich eine sehr individuelle Entscheidung. Und die Entscheidung darüber, was ich will und wie ich damit am besten abschließen kann.
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Hallo Zephyr,
vielleicht wäre das hier ein Mittelweg für dich: Diese Erfahrung auf sich beruhen lassen, keine Anzeige usw., ABER in der Therapie mögliche zukünftige Verhaltensweisen besprechen, z. B. den Täter laut anschreien oder sofort das Handy nehmen und denjenigen filmen und mit der Polizei drohen o. ä., ggfls. dann auch den Supermarkt einbeziehen, vielleicht bekommt der Täter dann Hausverbot. Und falls das dein Stamm-Supermarkt ist, mal nachfragen, ob die Kamera-Aufzeichnungen haben, wie lange die sie vorhalten, falls du dich doch an die Polizei wendest und dieses als Beweismaterial bräuchtest.
vielleicht wäre das hier ein Mittelweg für dich: Diese Erfahrung auf sich beruhen lassen, keine Anzeige usw., ABER in der Therapie mögliche zukünftige Verhaltensweisen besprechen, z. B. den Täter laut anschreien oder sofort das Handy nehmen und denjenigen filmen und mit der Polizei drohen o. ä., ggfls. dann auch den Supermarkt einbeziehen, vielleicht bekommt der Täter dann Hausverbot. Und falls das dein Stamm-Supermarkt ist, mal nachfragen, ob die Kamera-Aufzeichnungen haben, wie lange die sie vorhalten, falls du dich doch an die Polizei wendest und dieses als Beweismaterial bräuchtest.
"A slave is one who waits for someone to come and free him." Ezra Pound
Danke euch für eure Antworten.
Ihr sprecht genau die Bedenken an, die ich eben auch habe. Es wäre für mich sehr schwer und nicht das was ich gerade brauche. Und es würde vermutlich eh zu nichts führen - bzw. wenn es zu was führen würde, würde mir das nur Angst machen.
Und ich käme mir auch so vor, aus würde ich da eine riesige Sache aus einer Kleinigkeit machen.
Ich habe mich deshalb dazu entschieden es nichts anzuzeigen.
@Nutriaa,
danke für die Idee.
Ich habe gerade leider wieder großes Misstrauen meiner Therapeutin gegenüber und weiß nicht, ob ich es schaffe, das anzusprechen. Zumal meine nächste Stunde auch erst in drei Wochen ist. Aber vielleicht kann ich mir sowas für mich selbst überlegen.
Ihr sprecht genau die Bedenken an, die ich eben auch habe. Es wäre für mich sehr schwer und nicht das was ich gerade brauche. Und es würde vermutlich eh zu nichts führen - bzw. wenn es zu was führen würde, würde mir das nur Angst machen.
Und ich käme mir auch so vor, aus würde ich da eine riesige Sache aus einer Kleinigkeit machen.
Ich habe mich deshalb dazu entschieden es nichts anzuzeigen.
@Nutriaa,
danke für die Idee.
Ich habe gerade leider wieder großes Misstrauen meiner Therapeutin gegenüber und weiß nicht, ob ich es schaffe, das anzusprechen. Zumal meine nächste Stunde auch erst in drei Wochen ist. Aber vielleicht kann ich mir sowas für mich selbst überlegen.
Falsch, es ist absolut keine Kleinigkeit.
Und es ist nicht in Ordnung, was Dir passiert ist.
Trotzdem verstehe ich Dich, bezüglich was eine Anzeige alles so mit sich bringt, oder bringen kann.
Ich finde es sehr schade, daß Du dies nicht mit Deiner Therapeutin besprechen kannst.
Es beschäftigt Dich ja nun zurecht.
L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.
Ich habe gerade mal geguckt, vielleicht sowas hier:Vielleicht gibt es ein Frauen-Notruftelefon in deiner Stadt/Region
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/f ... trufe.html
Diese Art zu denken, wurde und wird (leider noch immer) den Frauen seit anno Zopf eingetrichtert, damit sie sexuelle Übergriffigkeit quasi als Kavaliersdelikt abtun UND sich weiterhin gefallen lassen.... Und ich käme mir auch so vor, aus würde ich da eine riesige Sache aus einer Kleinigkeit machen.
ich glaube nicht,, dass du es als Kleinigkeit empfindest, denn es war ein Eingriff in deine Privat- und Intimsphäre, der niemandem zusteht.
Alles Gute für dich!
"A slave is one who waits for someone to come and free him." Ezra Pound
Danke.
Ja, ihr habt ja Recht. Bei anderen sehe ich das auch, dass das keine Kleinigkeit ist, aber bei mir fällt es mir schwer.
Ja, ihr habt ja Recht. Bei anderen sehe ich das auch, dass das keine Kleinigkeit ist, aber bei mir fällt es mir schwer.
-
- Helferlein
- , 69
- Beiträge: 109
Meine Schwiegermutter wurde im Altenstift von einem Pfleger sexuell belästigt. Meine Frau hat es angezeigt. Nach einer Weile kam die Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft. Der verdächtigte Täter bestreitet die Tat, die Schwiegermutter ist dement. Fall ad acta.
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com
Ich würde sowas immer anzeigen.
Ich meine, wenn er später irgendwann mal krassere Dinge macht istber wenigstens schon "aktenkundig".
Für mich wäre es aber auch keine große Belastung.
Man spricht da eigentlich immer mit einer Polizeibeamtin.
Keine Ahnung, wann sowas überhaupt mal vor Gericht geht.
Ich meine, wenn er später irgendwann mal krassere Dinge macht istber wenigstens schon "aktenkundig".
Für mich wäre es aber auch keine große Belastung.
Man spricht da eigentlich immer mit einer Polizeibeamtin.
Keine Ahnung, wann sowas überhaupt mal vor Gericht geht.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
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