Betrunken Auto gefahren

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Lungo
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Betrunken Auto gefahren

Beitrag Sa., 08.10.2022, 10:40

Hallo,

ich habe große Schuldgefühle, welche bei mir auch starke Depressive Symptome auslösen.
Der Grund ist, dass ich mal angetrunken Auto gefahren bin und dann über einen Igel gefahren bin (ich bin aber mittig gefahren und er ist nicht unter die Reifen). Ich bin also der Meinung er hat es ohne Schaden überstanden, ich bin auch nochmal zurück gelaufen und habe geschaut ob ich ihn finde, er war aber nicht mehr da.

Ich schäme mich zum einen, dass ich angetrunken noch Auto gefahren bin und auf der anderen Seite sagt mir immer eine Stimme "Vielleicht ist dem Igel doch was passiert und du hättest etwas anderes machen können wenn du nüchtern gewesen wärst".

Ich frage mich jetzt wie ich mir das verzeihen kann, wie ich weiterleben kann ohne Schuldgefühle, ich werde ja nie 100% sicher sein, ob dem Igel nicht doch irgendetwas passiert ist. Hilft da nur sich selbst zu verzeihen? und wie schaffe ich das?

Danke

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candle.
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 11:31

Hallo Lungo!

Wann war dann diese Fahrt?

Bist du in therapeutischer Behandlung?

LG candle
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Lungo
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 13:09

Vor ein paar Wochen. Habe noch keine therapeutische hilfe

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candle.
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 13:22

Lungo hat geschrieben: Sa., 08.10.2022, 13:09 Vor ein paar Wochen. Habe noch keine therapeutische hilfe
Naja, wegen dieser einen Angelegenheit würde ich nicht unbedingt in Therapie gehen, ABER da ist ja bei dir offenbar mehr und länger eine Problematik hinter, die ich nicht kenne.
Warst du denn schon mal in Therapie?

candle
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Gespensterkind
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 14:30

Suchst Du denn therapeutische Hilfe?
Geht es Dir um die Unsicherheit ggf. den Igel verletzt zu haben oder um die Schuldgefühle, betrunken Auto gefahren zu sein?
Warum bist Du denn betrunken gefahren? Das erste Mal?
Und kennst Du das von Dir, dass Dich Schuldgefühle so umtreiben?

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~~~
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 14:39

Lungo hat geschrieben: Sa., 08.10.2022, 10:40 Ich frage mich jetzt wie ich mir das verzeihen kann, wie ich weiterleben kann ohne Schuldgefühle, ich werde ja nie 100% sicher sein, ob dem Igel nicht doch irgendetwas passiert ist. Hilft da nur sich selbst zu verzeihen? und wie schaffe ich das?
Also ich bin früher betrunken und bekifft Auto gefahren. Bei mir ist zum Glück nichts passiert, außer das ich mal an einer Leitplanke lang geschrammt bin.

Also ich kenne das mit diesen Schuldgefühlen hinterher.

Ich denke, man kann nicht verändern, was in der Vergangenheit passiert ist. Die Schuldgefühle teilen die ja mit, dass du etwas getan hast, was nicht in Ordnung war. Sie senden dir ja Signale.
Aber sie sind nicht dazu da, dass du sie nun in Endlosschleife in deinem Kopf wiederholst? Was soll das bringen?

Ich gehe damit so um: Ich denke mir dann irgendwann, das einzige, was ich tun kann, ist etwas dafür zu tun, das solche Dinge in der Zukunft nicht mehr passieren. Also keine Ahnung, was der Grund dafür war bei dir. Aber wenn du ausschließen kannst, dass es noch mal passiert, dann ist es ja so in Ordnung.

Und wegen deiner Schuldgefühle. Vielleicht kannst du es in etwas gutes umleiten. Es gibt ja viele Igelnotstationen. Vielleicht kannst oder willst du da irgendwie mithelfen? Vielleicht hilft es dir, wenn du das Gefühl hast, du kannst es wieder gut machen.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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alatan
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 17:05

Einen Igel zu überfahren, ist zwar nicht schön, passiert aber auch nichtalkoholisierten Autofahrern. Das Problem ist vielmehr das Autofahren in diesem Zustand, was ja die Wahrscheinlichkeit für daraus resultierende Schädigungen von dir oder anderen stark erhöht und insofern selbst schuldhaft ist. Das absichtliche oder fahrlässige Hervorrufen von bewusster Schuld (in diesem Falle also von Fahren unter Alkoholeinfluss) dient oft der unbewussten Ablenkung von unverarbeiteten unbewussten Schuldgefühlen, die einen belasten. Dann kann man gut "beschäftigt" sein, sich um diese vermeintliche (Igel überfahren) oder tatsächliche (Alkoholfahrt) Schuld zu kümmern. Ist aber letztlich Zeitverschwendung, weil das wesentliche, was das Leben langfristig beeinträchtigt, nicht bearbeitet werden kann.

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Sydney-b
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 18:17

Hallo Lungo:

Ein guter Anfang wäre, dass du dir selber versprichst - und es dann auch einhälst - nie wieder im alkoholisierten Zustand Auto zu fahren!

An Stelle des Igels hättest du nämlich auch einen Menschen überfahren können.

Wahrscheinlich ist dir das irgendwie bewusst und deshalb haderst du so wegen dem Igel.

Also: Nie wieder im alkoholisierten Zustand Auto fahren!

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candle.
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 18:41

Ich denke, er weiß, dass man nicht betrunken Auto fährt und denke auch, dass das nicht der Kern der "Schuld" ist oder das Thema hier ist.
Wie kann man nur immer auf die Idee kommen Moralpredigten zu halten, statt nachzudenken was da noch ist?

Ich bin auch mal betrunken Auto gefahren als ich noch ganz jung war. Es ist nichts passiert, es war extrem unvernünftig und ich habe es nie wieder getan. Ende der Geschichte.

candle
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Candykills
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 18:54

Oh man, ich kann total nachvollziehen, was in dir vorgeht. Ich falle auch regelrecht in Depressionen, wenn ich nur eine Motte getötet habe. Das kann in meinem Umfeld auch niemand nachvollziehen und es wird gerne „abgewertet“.

Aber Dich bewegt es und das darf es und du bist halt so.
Ich kann dir da nur sagen: wäre dem Igel was passiert, dann wäre er noch da gelegen in keinem schönen Zustand.
Also es ist ziemlich sicher so, dass ihm nichts passiert ist.

Trotzdem sollte man unabhängig von irgendwelchen Igeln auf der Fahrbahn nicht alkoholisiert ein Auto lenken.
Lass das einfach zukünftig, das ist echt kacke.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sydney-b
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 19:01

Liebe Candle,

hättest du meinen Post richtig gelesen, hättest du feststellen können, dass ich überhaupt keine Moralpredigt gehalten habe.

Auf diese Idee bin ich (durch seine Frage, wie er die Schuldgefühle wieder loswird!) überhaupt nicht gekommen!!!

Deshalb wäre für mich der Ansatz: "Ich verspreche mir, nie wieder im alkoholisierten Zustand Auto zu fahren ", für mich ein erster Schritt, um die Schuldgefühle be-(ver) arbeiten zu können.

Es ist möglich, dass es für Lugo auch ein erster Schritt ist...

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Gespensterkind
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Beitrag So., 09.10.2022, 05:12

candle. hat geschrieben: Sa., 08.10.2022, 18:41 denke auch, dass das nicht der Kern der "Schuld" ist oder das Thema hier ist.
Wie kann man nur immer auf die Idee kommen Moralpredigten zu halten, statt nachzudenken was da noch ist?
...die Frage ist nur: was ist denn "der Kern" oder "das eigentliche Thema"? Das ist mir bislang noch nicht so richtig klar - oder ich kapiere es einfach nicht... :cry: ....vielleicht würde es ja helfen, wenn Lungo dazu selbst etwas sagen könnte?

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alatan
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Beitrag So., 09.10.2022, 05:30

Was soll der "Kern" sein als das Thema Schuldgefühle?
Um das zu vermeiden, nutzt man es, sich Schuld einzureden, wo nichts passiert ist oder eben, bewusste Schuld zu produzieren.

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Malia
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Beitrag So., 09.10.2022, 09:09

Mir gefällt, dass du ausgestiegen bist und nachgeschaut hast, Lungo.
Und ich bin sicher, dass dem Igel nichts passiert ist.
Er hätte nämlich platt auf der Straße gelegen, wenn er überfahren worden wäre.
Also: Glück gehabt - du und der Igel.

Die Befürchtung, Schuld auf mich geladen zu haben, kenne ich zu gut.
Das ist wirklich quälend.
Schwere Schuldgefühle zeugen ja auch von einem hohen moralischen Anspruch und allein der kann das Leben schon schwer machen.

Ich bin in meiner Saufzeit als junge Frau betrunken Mofa gefahren und bin heute dankbar dafür, dass es mir bald geklaut worden ist und ich noch kein Auto hatte.

Wir machen alle Fehler.
Gut, wenn man daraus lernt.
„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
A. Schopenhauer

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Lungo
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Beitrag So., 09.10.2022, 10:21

Danke für die Beiträge.

Wenn ich im nüchternen Zustand über den Igel gefahren wäre, hätte ich keine Schuldgefühle, dann wäre es eben passiert, ich hätte geschaut ob ihm was passiert ist und wäre dann beruhigt weitergefahren. Dadurch, dass ich aber alkoholisiert war rechne ich mir eine Schuld an falls ihm etwas passiert ist. Auch wenn ich mir zu 95% sicher bin, dass ihm nichts passiert sein kann, quält es mich nicht die 100% Sicherheit zu haben.

Es quält mich also, dass ich eventuell eine Schuld an dem Tod des Tieres trage. Meine Frau meint zu mir, dass es aber im Endeffekt nur ein Igel war, aber ich fühle mich trotzdem schuldig. Der Punkt vor dem ich nun stehe ist, dass ich mir meinen Fehler verzeihen muss. Es fühlt sich gerade so an, als ob ich die Schuldgefühle nie mehr los werden würde. Es fühlt sich so an, als müsste ich mein Leben lang für diesen Fehler büsen. Meine Frau meint, dass das aber nicht normal sei, solche Schuldgefühle wegen der Sache zu entwickeln. Für mich fühlt es sich aber leider komplett logisch an. Ich bin eventuell schuld am Tod eines Lebewesens, also fühle ich mich schlecht. Ich trage selbst Schuld an der Situation, habe etwas schlechtes gemacht und fühle mich deswegen als schlechter Mensch.

... ich bin leider nicht sonderlich religiös obwohl ich streng katholisch aufgewachsen bin. Wäre schön, wenn ich einfach beichten könnte und ich würde glauben, dass mir verziehen wird. Momentan fühlt es sich leider gerade so an, als könnte ich mir diesen Fehler niemals verzeihen. Ich hoffe das ändert sich noch. Ich kann es sehr schlecht akzeptieren, wenn ich etwas falsch gemacht habe bzw. das Gefühl habe ein schlechter Mensch sein zu können.

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