Schwester in der Akutklinik
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Schwester in der Akutklinik
Hallo,
ich hoffe ihr könnt mir ein wenig weiterhelfen.
Wir mussten vor drei Wochen meine Schwester in eine Klinik bringen, da sie zu verwirrende Gedanken äußerte und wir uns nicht mehr sicher waren, ob sie sich etwas antut.
Sie wurde in der Klinik aufgenommen.
Jetzt stellt sich heraus, dass sie bislang keine Einzelgespräche mit einem Therapeuten wahrnehmen konnte. Die Therapien (wie Yoga oder Ergotherapie) sind kein Zwang und klar, sie geht größtenteils nicht hin.
Vor Jahren hatte sich einen recht ähnlichen Zusammenbruch und war in einer anderen Klinik. Es ist also leider nichts Neues.
Das größte Problem liegt jedoch darin, dass sie uns, der Familie ganz psychotische Gedanken mitteilt (im Flüsterton sagt sie, sie gehöre da gar nicht hin, sei nur ein Simulant, sie habe das Leben von sich und ihrem Mann zerstört, sie würde für immer in der Klinik bleiben müssen, Flüsterton - damit es niemand mitbekommt). Wir wissen, dass sie in den Visiten so tut als sei alles okay, die Betreuer wissen nichts von den Gedanken. Wir als Angehörige werden leider gar nicht involviert. Wenn ich etwas frage, ist man meist eher genervt - so wirkt es zumindest auf mich.
Ich habe große Sorge, dass sie weiter schauspielert, so gut als würde es ihr halt gerade mal nicht gut gehen. Dabei sind das ganz schlimme Wahngedanken die sie da hat. Aber niemand weiß davon.
Könnt ihr mir bitte sagen was wir machen können? An wen kann man sich wenden? Ja meine Schwester ist Erwachsen, sie weiß schon was ihr guttut, aber ich bezweifle dass sie das gerade wirklich versteht. Die Betreuer blocken immer ab, ich habe immer das Gefühl zu übertreiben, aber es ist doch wichtig, dass die dort auch von den Wahngedanken wissen oder etwa nicht?!
Vielen Dank vorab für eure Ratschläge!
ich hoffe ihr könnt mir ein wenig weiterhelfen.
Wir mussten vor drei Wochen meine Schwester in eine Klinik bringen, da sie zu verwirrende Gedanken äußerte und wir uns nicht mehr sicher waren, ob sie sich etwas antut.
Sie wurde in der Klinik aufgenommen.
Jetzt stellt sich heraus, dass sie bislang keine Einzelgespräche mit einem Therapeuten wahrnehmen konnte. Die Therapien (wie Yoga oder Ergotherapie) sind kein Zwang und klar, sie geht größtenteils nicht hin.
Vor Jahren hatte sich einen recht ähnlichen Zusammenbruch und war in einer anderen Klinik. Es ist also leider nichts Neues.
Das größte Problem liegt jedoch darin, dass sie uns, der Familie ganz psychotische Gedanken mitteilt (im Flüsterton sagt sie, sie gehöre da gar nicht hin, sei nur ein Simulant, sie habe das Leben von sich und ihrem Mann zerstört, sie würde für immer in der Klinik bleiben müssen, Flüsterton - damit es niemand mitbekommt). Wir wissen, dass sie in den Visiten so tut als sei alles okay, die Betreuer wissen nichts von den Gedanken. Wir als Angehörige werden leider gar nicht involviert. Wenn ich etwas frage, ist man meist eher genervt - so wirkt es zumindest auf mich.
Ich habe große Sorge, dass sie weiter schauspielert, so gut als würde es ihr halt gerade mal nicht gut gehen. Dabei sind das ganz schlimme Wahngedanken die sie da hat. Aber niemand weiß davon.
Könnt ihr mir bitte sagen was wir machen können? An wen kann man sich wenden? Ja meine Schwester ist Erwachsen, sie weiß schon was ihr guttut, aber ich bezweifle dass sie das gerade wirklich versteht. Die Betreuer blocken immer ab, ich habe immer das Gefühl zu übertreiben, aber es ist doch wichtig, dass die dort auch von den Wahngedanken wissen oder etwa nicht?!
Vielen Dank vorab für eure Ratschläge!
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Ich würde als Angehörige trotzdem auf einem Termin mit dem behandelnden Arzt bestehen und mitteilen, was ich über den Zustand der Patientin weiß und dass ich mir Sorgen mache.Wenn ich etwas frage, ist man meist eher genervt - so wirkt es zumindest auf mich.
Normalerweise müsste das Personal darauf angemessen eingehen.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka
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Du kannst eigentlich davon ausgehen, dass die Ärzte das schon checken. Ich arbeite selbst gerade auf einer geschlossenen Psychose-Station und auch wir haben Patienten, die sehr sehr angepasst sind und bloß nicht auffallen wollen, trotzdem ist klar, dass eine Psychose vorliegt. Allerdings wird bei uns auch das Gespräch mit den Angehörigen gesucht. Deswegen würde ich zumindest mal anrufen und den behandelnden Arzt um Rückruf bitten.
Und ich selbst, an paranoider Schizophrenie erkrankt, bin auch jemand, der sich immer sehr still in der Klinik verhält und denkt das verstecken zu können. Aber man hat im Schub solche Eigenheiten und Auffälligkeiten, dass die das trotzdem checken.
Und ich selbst, an paranoider Schizophrenie erkrankt, bin auch jemand, der sich immer sehr still in der Klinik verhält und denkt das verstecken zu können. Aber man hat im Schub solche Eigenheiten und Auffälligkeiten, dass die das trotzdem checken.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Ich kann nur sagen, dass sehr "leise" angepasste Menschen auf einer Akutstation oft "übersehen" werden. Personalmangel, Leute die Stress machen, Angehörigd, die Stress machen usw.Schwester86 hat geschrieben: ↑Sa., 04.01.2020, 16:46 Könnt ihr mir bitte sagen was wir machen können? An wen kann man sich wenden? Ja meine Schwester ist Erwachsen, sie weiß schon was ihr guttut, aber ich bezweifle dass sie das gerade wirklich versteht. Die Betreuer blocken immer ab, ich habe immer das Gefühl zu übertreiben, aber es ist doch wichtig, dass die dort auch von den Wahngedanken wissen oder etwa nicht?!
Also auf den eher nicht so gut geführten Stationen.
Die Angepassten werden oft monatelang einfach geparkt ohne das was passiert. Aus dem Grund würde ich euch auf jeden Fall raten einen Gesprächstermin mit dem Psychiater der Station zu vereinbaren. Es hilft schon, wenn der weiß, dass da Angehörige sind, die sich kümmern und er die Patientin dann einfach mehr auf dem Schirm hat.
Aber auch wenn der Arzt Bescheid weiß, wird sie ein Neuroleptikum bekommen. Am Anfang niedrig dosiert und dann immer höher. Und dadurch wird das Gehirn soweit lahm gelegt, dass auch die Wahngedanken mehr oder weniger verschwinden.
Mehr wird auf einer Akutstation nicht passieren. Da würde ich mir keine Hoffnung machen. Sie wird normalerweise medikamentös eingestellt und dann entlassen. Dann kann man nur hoffen, dass sie die Medikamente weiter nimmt.
Und muss dann mit den Nebenwirkungen der Medikamente auch klar kommen. Die sind echt nich ohne.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
Virginia Woolf
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Es wird ihr vermutlich empfohlen werden, es zu nehmen. So lange sie nicht auf der Station komplett durchdreht und nicht zu beruhigen ist, MUSS sie es nicht nehmen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)
(Konfuzius)
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Hallo,
lieben Dank für eure Gedanken und Kommentare!
Ihr habt mich bestärkt auf einen Termin zu bestehen, dass werde ich nächste Woche in den Angriff nehmen. Ihren Mann werde ich denke ich ebenfalls bitten mit in den Termin zu kommen.
Sie ist aktuell auf einer Station für Depressionen, nicht Psychosen - dass ist meines Wissens nach noch einmal eine andere Station. Sie bekommt immer abends ein Medikament und eines als Bedarfsmedi. Das war beim letzten Aufenthalt in der anderen Klinik auch bereits so.
Mir wurde auch gesagt, dass sie in einer Akutklinik ist - ich weiß gar nicht wie es danach weitergehen soll. Sie hat als Vollzeitbeschäftigte gearbeitet, aber die Arbeit war mit ein Faktor das es dazu gekommen ist. (Überforderung)
Wie geht es denn normalerweise weiter? Wenn sie entlassen wird, sie wird ja nicht wirklich behandelt mit Therapie, kann man sie auch verlegen lassen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie weiterarbeiten kann. An wen kann man sich hier wenden, um zu erfahren und zu erarbeiten wie es weitergehen kann?
Wenn niemand mit ihr über die Gedanken spricht, werden diese ja auch nicht besser.
lieben Dank für eure Gedanken und Kommentare!
Ihr habt mich bestärkt auf einen Termin zu bestehen, dass werde ich nächste Woche in den Angriff nehmen. Ihren Mann werde ich denke ich ebenfalls bitten mit in den Termin zu kommen.
Sie ist aktuell auf einer Station für Depressionen, nicht Psychosen - dass ist meines Wissens nach noch einmal eine andere Station. Sie bekommt immer abends ein Medikament und eines als Bedarfsmedi. Das war beim letzten Aufenthalt in der anderen Klinik auch bereits so.
Mir wurde auch gesagt, dass sie in einer Akutklinik ist - ich weiß gar nicht wie es danach weitergehen soll. Sie hat als Vollzeitbeschäftigte gearbeitet, aber die Arbeit war mit ein Faktor das es dazu gekommen ist. (Überforderung)
Wie geht es denn normalerweise weiter? Wenn sie entlassen wird, sie wird ja nicht wirklich behandelt mit Therapie, kann man sie auch verlegen lassen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie weiterarbeiten kann. An wen kann man sich hier wenden, um zu erfahren und zu erarbeiten wie es weitergehen kann?
Wenn niemand mit ihr über die Gedanken spricht, werden diese ja auch nicht besser.
Ich denke, es ist sinnvoller, mit dem Arzt darüber zu reden als mit dem Pflegepersonal, denn nur der hat ja die Leitung über die Behandlung und so laufen deine Beobachtungen auch nicht über Dritte, die das auch nur weitergeben können.
Ist sie auf einer offenen oder geschlossenen Station?
Oft wird man von einer geschlossenen Station erst einmal auf einen offene verlegt und erst dann nach Hause entlassen.
Theoretisch sollte auch ein "Entlassmanagement" stattfinden, d. h. es wird vorher geklärt, was mit Arbeit, Weiterbehandlung etc. geschieht.
Praktisch klappt das aber - leider - nicht immer.
Normalerweise besteht ja in der Psychiatrie ein Behandlungsteam aus Sozialarbeitern, Ärzten, Oberarzt, etc. und es finden auch Besprechungen statt über die Patienten.
Das Wichtigste ist aber sicher, rauszufinden, was deine Schwester will und sie sich vorstellen kann, bzw. was sie für zuhause braucht.
In einer Akutklinik wird ja - meist - nur soweit stabilisiert, dass man zuhause wieder halbwegs klar kommt. Selbst die Gespräche, die man dort u. U. hat, reichen oft nicht aus, um daheim dann dauerhaft (alleine) klar zu kommen.
Ich weiß gar nicht, ob therapeutische Gespräche in einer akuten Psychose so viel Sinn machen (bitte nicht hauen - ich weiß es wirklich nicht).
Ich denke, es ist auf jeden Fall wichtig, dass deine Schwester bei dem Gespräch mit dabei ist - über ihren Kopf hinweg mit dem Arzt zu reden, wäre sicher sehr schlimm für sie.
Ist sie auf einer offenen oder geschlossenen Station?
Oft wird man von einer geschlossenen Station erst einmal auf einen offene verlegt und erst dann nach Hause entlassen.
Theoretisch sollte auch ein "Entlassmanagement" stattfinden, d. h. es wird vorher geklärt, was mit Arbeit, Weiterbehandlung etc. geschieht.
Praktisch klappt das aber - leider - nicht immer.
Normalerweise besteht ja in der Psychiatrie ein Behandlungsteam aus Sozialarbeitern, Ärzten, Oberarzt, etc. und es finden auch Besprechungen statt über die Patienten.
Das Wichtigste ist aber sicher, rauszufinden, was deine Schwester will und sie sich vorstellen kann, bzw. was sie für zuhause braucht.
In einer Akutklinik wird ja - meist - nur soweit stabilisiert, dass man zuhause wieder halbwegs klar kommt. Selbst die Gespräche, die man dort u. U. hat, reichen oft nicht aus, um daheim dann dauerhaft (alleine) klar zu kommen.
Ich weiß gar nicht, ob therapeutische Gespräche in einer akuten Psychose so viel Sinn machen (bitte nicht hauen - ich weiß es wirklich nicht).
Ich denke, es ist auf jeden Fall wichtig, dass deine Schwester bei dem Gespräch mit dabei ist - über ihren Kopf hinweg mit dem Arzt zu reden, wäre sicher sehr schlimm für sie.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.
Nun, es gibt z.B. auch schizoaffektive Psychosen. Die Station sagt nicht so viel aus... manchmal wird auf Stationen verlegt. wo etwas frei ist (zumindest in Körper-KH habe ich das schon erlebt). Pflegekräfte entscheiden wenig... daher würde ich schauen, den behandelnden Arzt zu erreichen und mit ihm reden. Dass wahnhafte Gedanken nicht auffallen, ist schwer vorstellbar... im Anfangsstadium ist das vielleicht noch unauffälliger. Aber ein Gespräch schadet sicherlich nicht. Nach der Psychiatrie wäre eine stationäre PT möglich (z.B. psychosomatische Klinik mit idR Wartezeit) oder ein ambulante Psychotherapie. Vorliegen einer akuten Psychose wäre hier jedoch öfters eine Kontraindikation. Sobald es ihr wieder besser geht, kann vllt. zunächst einen Verlegung auf eine andere Station erfolgen... am besten direkt den Arzt fragen, wie es mit therapeutischen Gesprächen aussieht. Aber wichtig wird v.a. sein, dass sie nach Entlassung an der Therapie dranbleibt. Vielleicht lässt sich bereits aus der Psychiatrie etwas arrangieren. IdR sind die Wartezeiten dann lange (anders als in der Akutpsychiatrie).
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Du solltest nur vorher telefonisch einen Termin ausmachen mit dem Arzt und nicht einfach besuchen und dann soll der Arzt sich spontan Zeit nehmen, das klappt so nicht. Anrufen, Arzt um Rückruf bitten und fragen, wann du am besten kommen kannst für ein Gespräch.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
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Vielen lieben Dank für eure Beiträge!
Ich versuche mal drauf einzugehen. Sie befindet sich auf einer offenen Station - welche auch für kurze Zeit geschlossen werden kann. Aber an dich offen.
Dieses Entlassmanagement befürchte ich, wird tatsächlich nicht richtig berücksichtigt. Im Grunde bekommen wir durch verschiedene Situationen leider immer einen schlechteren Eindruck von der Klinik bzw. von den Betreuern und habe leider nicht mehr wie anfangs das Gefühl, dass sie gut aufgehoben ist. Es klingt absurd und kaum realistisch - aber die Betreuer und Ärzte wissen tatsächlich nichts von ihren Gedanken. Meine Schwester spielt ziemlich erfolgreich die Rolle, nicht aufzufallen. Sie ist sehr einsilbig und sagt nur das nötigste. Da es keine Gespräche mit den Betreuern gibt und keine Einzeltherapie, sondern nur Oberarztvisiten - bespricht meine Schwester mit niemandem etwas („sie darf um keinen Preis auffallen“ und es ist für mich wirklich Wahnsinn, wie sie einfach einen Schalter umlegen kann. Habe es selber mitbekommen).
Nichtsdestotrotz, wir werden anrufen und einen Termin mit dem Oberarzt vereinbaren. Ich hoffe dass das möglich ist. Meine Schwester werde ich auch darüber informieren, dass sie da auch Bescheid weiß und nicht überfahren wird.
Ich hoffe sehr dass das Gespräch etwas bringt. Ansonsten weiß ich nicht mehr, wie ich ihr helfen kann. In der anderen Klinik hatte sie wenigstens Gesprächstherapie und Bezugspersonen, die sich lieb um sie gekümmert haben. Auch wenn uns keine Wahl blieb, habe ich ein schlechtes Gewissen, sie dorthin gebracht zu haben. Dieses auf der Stelle treten und ahnungslos zu sein ist ziemlich zermürbend.
Ich versuche mal drauf einzugehen. Sie befindet sich auf einer offenen Station - welche auch für kurze Zeit geschlossen werden kann. Aber an dich offen.
Dieses Entlassmanagement befürchte ich, wird tatsächlich nicht richtig berücksichtigt. Im Grunde bekommen wir durch verschiedene Situationen leider immer einen schlechteren Eindruck von der Klinik bzw. von den Betreuern und habe leider nicht mehr wie anfangs das Gefühl, dass sie gut aufgehoben ist. Es klingt absurd und kaum realistisch - aber die Betreuer und Ärzte wissen tatsächlich nichts von ihren Gedanken. Meine Schwester spielt ziemlich erfolgreich die Rolle, nicht aufzufallen. Sie ist sehr einsilbig und sagt nur das nötigste. Da es keine Gespräche mit den Betreuern gibt und keine Einzeltherapie, sondern nur Oberarztvisiten - bespricht meine Schwester mit niemandem etwas („sie darf um keinen Preis auffallen“ und es ist für mich wirklich Wahnsinn, wie sie einfach einen Schalter umlegen kann. Habe es selber mitbekommen).
Nichtsdestotrotz, wir werden anrufen und einen Termin mit dem Oberarzt vereinbaren. Ich hoffe dass das möglich ist. Meine Schwester werde ich auch darüber informieren, dass sie da auch Bescheid weiß und nicht überfahren wird.
Ich hoffe sehr dass das Gespräch etwas bringt. Ansonsten weiß ich nicht mehr, wie ich ihr helfen kann. In der anderen Klinik hatte sie wenigstens Gesprächstherapie und Bezugspersonen, die sich lieb um sie gekümmert haben. Auch wenn uns keine Wahl blieb, habe ich ein schlechtes Gewissen, sie dorthin gebracht zu haben. Dieses auf der Stelle treten und ahnungslos zu sein ist ziemlich zermürbend.
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Es gibt leider sehr schlechte Stationen (auch innerhalb einer Klinik können Stationen sehr unterschiedlich sein), die gar nicht den Kontakt zu Angehörigen suchen oder sich darum kümmern, was mit dem Erkrankten nach dem stationären Aufenthalt passiert. Tut mir sehr leid zu lesen, dass es bei euch wohl so ist.
Gibt es keine andere Psychiatrie in eurer Nähe, die vielleicht eine bessere Psychose-Station hat?
Gibt es keine andere Psychiatrie in eurer Nähe, die vielleicht eine bessere Psychose-Station hat?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Wenn in der anderen Klinik etwas frei ist, wäre es dann möglich, sie zu entlassen und dorthin zu gehen? Wobei ich so oder so denke, entscheidender ist eine vernünftige Therapie nach der Psychiatrie. Das kann eine Psychiatrie so kaum leisten. Aber wenn gar nichts an Gesprächen oder anderen Angeboten stattfindet, ist das sicherlich nicht optimal. Dann ist es auch kein Wunder, wenn das nicht auffällt. Je höher der Arzt im Dienstgrad, desto besser, da umso mehr Einfluss auf Behandlungen. Zunächst ist natürlich wichtig, dass die akuten Beschwerden passend behandelt werden.
Zuletzt geändert von stern am So., 05.01.2020, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
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Es ist ja erstmal so, dass jede Psychiatrie für ein "Wohngebiet" zuständig ist. Man kann also in Wohngebiet A nicht einfach in Psychiatrie B gehen, sondern nur, wenn man auch in Wohngebiet B lebt. Bei Psychiatrie hat man normal keine Krankenhauswahl.
Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, zum Beispiel wenn man in A wohnt, aber in ambulanter Behanldung in B ist oder A einen nicht aufnehmen will... manchmal geht's auch mit viel Wartezeit. Man sollte es auf jeden Fall erfragen, ob es möglich ist, sie in einer anderen Psychiatrie unterzubringen in eurer Nähe.
Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, zum Beispiel wenn man in A wohnt, aber in ambulanter Behanldung in B ist oder A einen nicht aufnehmen will... manchmal geht's auch mit viel Wartezeit. Man sollte es auf jeden Fall erfragen, ob es möglich ist, sie in einer anderen Psychiatrie unterzubringen in eurer Nähe.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Mir stellt sich ein wenig die Frage, warum deine Schwester in die Klinik gegangen ist?
Was verspricht sie sich von einem Aufenthalt dort?
Oder ist sie nur hin, weil ihr sie gedrängt habt?
Wie stellt sie sich ihre Zeit nach der Entlassung vor?
Versteh' mich bitte nicht falsch, ich kann durchaus nachvollziehen, dass man sich als Angehöriger da große Sorgen macht.
Ich bin immer ein bisschen im Zwiespalt bei Angehörigengespräche ohne das Beisein des betroffenen Patienten. Zu oft kam es vor, dass es dann innerhalb der Familie Riesenstress gab, weil es der Patient als massiv übergriffig ansah, wenn Angehörige ihrem Arzt irgendwas mitteilen, was der Pat. vielleicht nicht mitteilen möchte. Sie wird ja ihre Gründe dafür haben, dass sie sich nicht öffnen möchte.
Ich sehe die Diskrepanz zwischen helfen wollen als Angehöriger und deiner Schwester, die vielleicht andere Vorstellungen von ihrer Behandlung hat.
Deswegen reite ich ein wenig drauf rum, was sie denn möchte. Denn ohne ihr Engagement und ihren Willen, an sich zu arbeiten wird sich nicht viel ändern. Auch wenn es als Angehöriger mitunter schwierig ist, mitanzusehen.
Eventuell könnt ihr sie auch in eine andere Klinik verlegen lassen, wenn sie das möchte und die andere Klinik sie aufnimmt.
Aber egal, in welcher Klinik sie ist: Alles steht und fällt mit ihrer Mitarbeit. Egal, ob's um Tabletteneinnahme, Reha, Umschulung, Psychotherapie, oder, oder, oder geht.
Was verspricht sie sich von einem Aufenthalt dort?
Oder ist sie nur hin, weil ihr sie gedrängt habt?
Wie stellt sie sich ihre Zeit nach der Entlassung vor?
Versteh' mich bitte nicht falsch, ich kann durchaus nachvollziehen, dass man sich als Angehöriger da große Sorgen macht.
Ich bin immer ein bisschen im Zwiespalt bei Angehörigengespräche ohne das Beisein des betroffenen Patienten. Zu oft kam es vor, dass es dann innerhalb der Familie Riesenstress gab, weil es der Patient als massiv übergriffig ansah, wenn Angehörige ihrem Arzt irgendwas mitteilen, was der Pat. vielleicht nicht mitteilen möchte. Sie wird ja ihre Gründe dafür haben, dass sie sich nicht öffnen möchte.
Ich sehe die Diskrepanz zwischen helfen wollen als Angehöriger und deiner Schwester, die vielleicht andere Vorstellungen von ihrer Behandlung hat.
Deswegen reite ich ein wenig drauf rum, was sie denn möchte. Denn ohne ihr Engagement und ihren Willen, an sich zu arbeiten wird sich nicht viel ändern. Auch wenn es als Angehöriger mitunter schwierig ist, mitanzusehen.
Eventuell könnt ihr sie auch in eine andere Klinik verlegen lassen, wenn sie das möchte und die andere Klinik sie aufnimmt.
Aber egal, in welcher Klinik sie ist: Alles steht und fällt mit ihrer Mitarbeit. Egal, ob's um Tabletteneinnahme, Reha, Umschulung, Psychotherapie, oder, oder, oder geht.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.
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Danke für eure weiteren Antworten!
Natürlich wird meine Schwester beim Gespräch mit dabei sein. Da habe ich mich vermutlich missverständlich ausgedrückt.
Zum Thema Aufenthalt in der Klinik: wir sind zusammen mit ihr abends in die Klinik gefahren und haben mit der zuständigen Ärztin gesprochen, welche beschloss (mit Zustimmung meiner Schwester), dass sie erstmal dort bleibt. Sie wurde also akut an einem Abend aufgenommen. Wir hatten gar kein Mitspracherecht, was für mich auch vollkommen okay war, mir war die Meinung meiner Schwester wichtig und der Ärztin. Beide stimmen dem Aufenthalt zu. Sie konnte nicht versprechen sich nichts anzutun. Unser Impuls mit ihr dorthin zu fahren rührte daher, dass sie sehr sehr verwirrende Gedanken ausgesprochen hat, sie hat nicht mehr gegessen, nicht mehr richtig getrunken. Sie war nicht mehr die selbst und eher abwesend als da. Das zog sich über viele Wochen vorher.
Zum besseren Verständnis, ich bzw. wir kennen diese Situation, vor Jahren verlief es fast identisch. Wir haben sie völlig abwesend daheim angetroffen, war offensichtlich selbstgefährdet und wurde von uns in eine Klinik gefahren. (natürlich ging es ihr nicht von heute auf morgen schlecht, wieder über Wochen, Überforderung - Gedankenkarussell - nichts mehr wirklich essen - kaum trinken). Dort wurde entschieden, dass sie dort bleibt.
Ich werde nichts machen ohne ihr Beisein, nichts besprechen ohne es mit ihr vorher besprochen zu haben. Sie wird beim Gespräch mit dem Oberarzt natürlich auch dabei sein. Immerhin geht es um sie, ich möchte nur, dass ihr geholfen wird - damals lief alles etwas anders und es dauerte ein paar Wochen. Aber der Ablauf war so anders, wir spürten die Fortschritte. Sie war wieder vollkommen sie selbst. Das war wirklich nur eine Krise, nach ein paar Wochen war alles wieder in Ordnung, es war besser, dauerte noch ein wenig, aber sie war wie vorher.
Sie stellt sich aktuell noch gar nix vor, weil sie so sehr in ihren Gedanken festhängt (wie auch damals) sie glaubt für immer dort bleiben zu müssen. Sie hat psychotische Gedanken (wie damals) und glaubt alles zerstört zu haben. Realistisch über die Zukunft zu sprechen, was sie möchte, ist aktuell gar nicht möglich ohne eine Krise hervorzurufen. Sie habe alles zerstört, gehöre dort nicht hin weil sie nur simuliere (sie glaubt das wirklich, das ist einfach nicht sie, ich weiß sowas ist immer schwierig zu glauben. Aber ich kenne aus der Familiensituation was Wahngedanken sind). Sie ist eigentlich sehr reflektiert - aber ich weiß (und bitte glaubt mir) wenn sie sich selbst so sehen würde, könnte sie gar nicht nachvollziehen was sie da tut. Von der letzten Krise weiß sie von den ersten schwierigen Wochen garnichts mehr.
Natürlich wird meine Schwester beim Gespräch mit dabei sein. Da habe ich mich vermutlich missverständlich ausgedrückt.
Zum Thema Aufenthalt in der Klinik: wir sind zusammen mit ihr abends in die Klinik gefahren und haben mit der zuständigen Ärztin gesprochen, welche beschloss (mit Zustimmung meiner Schwester), dass sie erstmal dort bleibt. Sie wurde also akut an einem Abend aufgenommen. Wir hatten gar kein Mitspracherecht, was für mich auch vollkommen okay war, mir war die Meinung meiner Schwester wichtig und der Ärztin. Beide stimmen dem Aufenthalt zu. Sie konnte nicht versprechen sich nichts anzutun. Unser Impuls mit ihr dorthin zu fahren rührte daher, dass sie sehr sehr verwirrende Gedanken ausgesprochen hat, sie hat nicht mehr gegessen, nicht mehr richtig getrunken. Sie war nicht mehr die selbst und eher abwesend als da. Das zog sich über viele Wochen vorher.
Zum besseren Verständnis, ich bzw. wir kennen diese Situation, vor Jahren verlief es fast identisch. Wir haben sie völlig abwesend daheim angetroffen, war offensichtlich selbstgefährdet und wurde von uns in eine Klinik gefahren. (natürlich ging es ihr nicht von heute auf morgen schlecht, wieder über Wochen, Überforderung - Gedankenkarussell - nichts mehr wirklich essen - kaum trinken). Dort wurde entschieden, dass sie dort bleibt.
Ich werde nichts machen ohne ihr Beisein, nichts besprechen ohne es mit ihr vorher besprochen zu haben. Sie wird beim Gespräch mit dem Oberarzt natürlich auch dabei sein. Immerhin geht es um sie, ich möchte nur, dass ihr geholfen wird - damals lief alles etwas anders und es dauerte ein paar Wochen. Aber der Ablauf war so anders, wir spürten die Fortschritte. Sie war wieder vollkommen sie selbst. Das war wirklich nur eine Krise, nach ein paar Wochen war alles wieder in Ordnung, es war besser, dauerte noch ein wenig, aber sie war wie vorher.
Sie stellt sich aktuell noch gar nix vor, weil sie so sehr in ihren Gedanken festhängt (wie auch damals) sie glaubt für immer dort bleiben zu müssen. Sie hat psychotische Gedanken (wie damals) und glaubt alles zerstört zu haben. Realistisch über die Zukunft zu sprechen, was sie möchte, ist aktuell gar nicht möglich ohne eine Krise hervorzurufen. Sie habe alles zerstört, gehöre dort nicht hin weil sie nur simuliere (sie glaubt das wirklich, das ist einfach nicht sie, ich weiß sowas ist immer schwierig zu glauben. Aber ich kenne aus der Familiensituation was Wahngedanken sind). Sie ist eigentlich sehr reflektiert - aber ich weiß (und bitte glaubt mir) wenn sie sich selbst so sehen würde, könnte sie gar nicht nachvollziehen was sie da tut. Von der letzten Krise weiß sie von den ersten schwierigen Wochen garnichts mehr.
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