Ich bin Alkoholikerin

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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ingwer75
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Ich bin Alkoholikerin

Beitrag Fr., 25.01.2019, 05:27

Schönen guten Morgen,

ich lese nach langer Zeit wieder hier im Forum mit, war lange Zeit nicht da.
Heute möchte ich einfach auch mal schriftlich festhalten, was ich schon lange weiß -

dass ich Alkoholikerin bin.

In Behandlung bin ich seit Ewigkeiten, war auch schon sehr oft stationär. Nach wie vor ist mein größtes und schwierigstes Thema, das Thema zuhause sein. Seit Ewigkeiten suche ich nach Auswegen, Tricks um aus meiner Situation zu kommen, wenn es denn wieder soweit ist, dass die Welt nur grau in grau erscheint und negative, melancholische Gefühle und die Frage des Seins Überhand nimmt.

Wenn es passend und euch recht ist, möchte ich, wenn ich es kann hier berichten und mich austauschen vor allem auch um das Thema Alkohol, da ich mit niemandem darüber reden kann.
Mit niemandem stimmt so nicht....meine Psychiaterin, Psychologin und auch in der Tagesstruktur, die ich besuche...wissen alle Bescheid.
Ich meine also Privatpersonen, ne Freundin oder einen Freund.
Bei niemandem spreche ich die Problematik mit dem Alkohol an.

Ein stationärer Aufenthalt kommt für mich in nächster Zeit nicht in Frage. Zuletzt war ich Ende 2017 stationär.
Wäre sehr froh und dankbar, wenn ich mich hier ehrlich schreiben könnte, ohne in die Ecke geschoben zu werden oder als "Alki" abgesstempelt zu werden.

Heute ist z.B. wieder ein sehr gefährlicher Tag für mich. Freitags gehe ich nicht in die Tagesstruktur und sollte den Tag bis Mann und Tochter gegen ca. 16:30 Uhr nachhause kommen gut überstehen.
Möchte die Wäsche, die ich in Körben abgestellt habe zusammenlegen, Küche aufräumen und einkaufen. Das tägliche Gassigehen erledigt sich sowieso von selbst jeden Tag.
Während des Tages hoffe ich nicht in das Gefühl, das mich zuhause immer überkommt, abzusumpfen und mehr als drei Bier zu trinken.
3 große Dosen Bier sind so der Anhaltspunkt seit einiger Zeit, den ich versuche nicht zu überschreiten, was leider nicht immer gelingt und vor allem Montag, Freitag und am Wochenende sehr, sehr schwer fällt.

Ich erwarte und erhoffe mir nicht zu viel, bin seeeeehr genügsam und bescheiden geworden und für kleinste Kleinigkeiten dankbar, die machbar und umsetzbar sind.

Noch immer hängt die Weihnachtszeit bis die Tage nach Neujahr hinterher und nach.
Viele Erinnerungen kamen wieder hoch - grob gesagt 40 Jahre zurück und gedanklich gemischt 30 Jahre in die Zukunft und dies hat mein Empfinden und Gefühlsleben gesprengt.

Als kleine zusätzliche Aufgabe für den heutigen Tag möchte ich einen Zettel mit "Herzlich Willkommen" mit nem einfachen Bildchen für unsere Tochter gestalten, da sie heute von der Berufsschule nachhause kommt - Sonntagabend muss sie dann wieder ins Internat.

Es gibt schon einige Beiträge dieser Art, ich würde mich freuen, wenn ich hier auch so meinen Platz finden könnte.

Ich wünsche euch allen einen angenehmen Freitag und einen guten Start ins Wochenende.

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Nico
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Beitrag Fr., 25.01.2019, 05:59

Wenn du Alkoholikerin bist und schon mehrmals in stationärer Behandlung warst, weißt du, dass 3 große Bier keine Lösung für dich sind.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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amarok
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Beitrag Fr., 25.01.2019, 11:24

Mit Süchten habe ich (zum Glück) keine Erfahrung. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es umheimlich schwer ist damit aufzuhören, wenn es schon zur Gewohnheit geworden ist. Ist es denn bei Dir eher das Verdrängen oder Überspielen von etwas? Oder ein Ersatz für etwas? Wenn Du irgend ein neues Hobby finden würdest oder Dich einer Gruppe mit ähnlichen Problemen anschliessen würdest?

Hast Du aber vielleicht all das schon versucht?
:-) bleib bei Dir :cool:

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Malia
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Beitrag Fr., 25.01.2019, 14:42

Hast du schon mal eine richtige stationäre Entzugsbehandlung über mehrere Monate gemacht?
So lange wie die Hintertür "Alkohol trinken" offen ist, ist es unwahrscheinlich, dass sich in deinem Leben etwas ändern kann.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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ingwer75
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Beitrag Fr., 25.01.2019, 18:11

Hi, ich hatte einen guten Tag, hab allerdings auch mehr getrunken und schlafen können.
Die Art zu trinken ist schon zur Gewohnheit geworden, das gebe ich zu und natürlich auch das Verdrängen und Überspielen von etwas.
Ich bin ein Mensch, der alleine einfach nicht klar kommt....ganz egal wie....gedanklich, auch im Handeln und Tun, Umsetzten.
Alleine geht es einfach nicht.
Ich habe schon sooooo Vieles probiert und weiß einfach nicht mehr weiter.
Ständig bin ich auf der Such nach "DER LÖSUNG"....
Genetisch wie ein weiteres Leben danach haben mir all die Zustände zugetragen, das ist mir klar.
Ich möchte auch nicht mehr in der Vergangenheit schwelgen, sondern im Hier und Jetzt leben, aber ich scheitere stets kläglich daran.
So oft heftet der Gedanke an mir, dass ich ein anderes Leben führen würde, wäre meine Kindheit anders gewesen und ich kann - wie ich immer wieder bemerke - nicht loslassen davon.
Ich krieg die Kurve einfach nicht gekrazt.
Es ist als wäre ich eine tickende Zeitbombe.

Möchte euch noch um einen Tip bitten.....meine leibliche Mutter weiß nichts von den Geschehnissen in der Pflegefamilie und ein Gespräch hätte diesbzgl. auch keinen Sinn - hab es mal probiert.
So ist es nun, dass ich mit ihr quasi eine Scheinwelt errichten muss. Sie vergisst auch sehr viel. Sie ist ein sehr einfach, naiver Mensch gestrickt, der sich eigentlich nur dafür interessiert wer gestorben ist und was es Neues gibt.
Für mich ist dies sehr schwer, denn ich wünsche mir eine Mama, an der man sich anlehnen kann und auch berichten kann wie es einem wirklich geht.
Für meine leibliche Mama wäre es für mich am besten eine Art Roman zu schreiben und zu sprechen, denn mein reales Leben würde sie nie verstehen.
Wie sollte ich dies am besten angehen?

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Malia
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Beitrag Fr., 25.01.2019, 22:15

Vielleicht ist der Alkohol deine " Mama"
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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ingwer75
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 04:42

Ganz sicher ist er ein sehr großes Stück "Mama" für mich.

Nach einer wieder mal sehr traumreichen Nacht startet ein neuer Tag.
Habe mir vorgenommen heute mit meiner Tochter in die Therme zu fahren.
Alleine haben wir das noch nie gemacht und ich weiß gar nicht wann ich zuletzt in einer Therme war.

Heute ist natürlich wieder das schlechte Gewissen da, da ich gestern "überschritten" habe.
Die Psychologin von der Tagesstruktur war vor einiger Zeit bei einer Fortbildung, Thema Alkohol wurde besprochen. Neuere Ansätze rund um dieses Thema.......es wird nicht versucht abstinent zu sein, sondern zu minimieren. Ganz kurz und einfach nun von mir ausgedrückt. Seit zwei Wochen denke ich darüber nach evtl. zur Suchtberatung zu gehen. Vor einigen Jahren war ich dort, bin mit der zuständigen Dame aber nicht gut zurecht gekommen, es hat einfach nicht gepasst. Seit einiger Zeit arbeitet nun eine zweite Dame. Noch bin ich am Hin und Her.....

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Blume1973
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 05:32

Hallo Ingwer!

Den Alkohol zu minimieren finde ich gar nicht so einfach. Ich zum Beispiel, bin keine Alkoholikerin, aber, wenn ich mal trinke, dann fällt‘s mir schon schwer, aufzuhören, wenn‘s grad lustig ist - so meine Erfahrung. Ist vlt bei jedem anders.

Bemerken dein Partner oder Kinder, dass du trinkst?

Was ich wegen deiner Mutter sagen kann, ist zwar traurig, aber wahr - nur ganz wenige haben Eltern, die zuhören und wirklich da sind, so wie wir uns das wünschen würden. Sich an ein funktionierendes Elternhaus zu klammern, kann daher ganz oft, nicht in Erfüllung gehen. Auch meine Mutter ist so, dass ich mit ihr nicht über meine Probleme reden kann.

Malia hat es vorher ganz konkret geschrieben - am Besten wäre stationär einen Entzug zu machen und das auch richtig durchzuziehen, denn alleine und ohne Hilfe, ist das schon sehr, sehr schwer.

Ich sehr meinem Schwager seit 40 Jahren bei seinem Alkoholismus zu. Und er hat es in all den Jahren nicht geschafft aufzuhören. Er hat allerdings nie Hilfe gesucht.

Gut finde ich, dass du dir bewusst bist, dass du Alkoholiker bist und das auch hier schreiben kannst!

Such dir professionelle Hilfe - das ist mein Rat.

Alles Gute
Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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Nico
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 09:05

Warum trinkst du ( meistens mehr als) 3 große Bier?
Der Alkohol soll doch etwas bewirken oder?
Was nützt es dir dann den Alkohol zu minimieren?
Mit 1 - 2 großen Bieren hast du diese Wirkung nicht und daher wird es genau so nicht funktionieren wie es bisher nicht geklappt hat nix zu trinken.

Du müsstest die Umstände die dich immer wieder in diesen Betäubungswunsch treiben beseitigen und das ist beinharte schonungslose Arbeit an sich selbst.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 09:18

Wieso arbeitest du nicht? Und da mein ich nicht nur das normale Arbeiten, auch Ehrenamt, AUfgaben, Chor etc. es gibt tausend Möglichkeiten deinen Tag besser zu strukturieren und mit Dingen zu füllen die Spaß machen. Dazu ambulante Psychotherapie nach einer Entzugstherapie. DU brauchst jahrelange Begleitung und ein Helfernetz. Dazu die Anonymen Alkoholiker, Bücher darüber oder andere Selbsthilfemöglichkeiten. DU kannst sehr viel mehr tun als dich damit zufriedenzugeben, dass es nur 3 Bier manchmal sind. Lerne dich besser zu reflexieren. Ansonsten ist es eine Entscheidung für den Alkoholismus von dir. Und Rückfälle passieren.
..:..

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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 11:19

ingwer75 hat geschrieben: Sa., 26.01.2019, 04:42 Neuere Ansätze rund um dieses Thema.......es wird nicht versucht abstinent zu sein, sondern zu minimieren
Das ist nicht so neu:

Z.B. gibt es das hier in einem Institut für Kurzzeittherapie, wo ich mal eine berufliche Weiterbildung machte:
https://www.nik.de/ambulanz.html

Für diese Weiterbildung machte ich ein Praktikum in einer großen Suchtklinik für Alkoholkranke. Mein Vorgesetzter, der Sozialarbeiter und Psychotherapeut ist, war jedoch
total entsetzt über diese Methode, da dabei eine hohe Gefahr eines Alkoholrückfalls besteht und dieses sehr gefährlich ist.Wer wirklich alkoholabhängig ist, und dieses ist eine seelische Erkrankung, darf gar keinen Alkohol mehr trinken und muss Gruppen besuchen wie die anonymen Alkoholiker und andere.
Soweit ich mich erinnern kann hieß es auch immer, es darf sich kein Alkohol in der Wohnung/Haus befinden.
Allerdings muss eine Alkoholentgiftung unter ärztlicher Aufsicht in einer Klinik stattfinden, da es sonst zu lebensgefährlichen Entzugserscheinungen kommen kann.
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Mark Twain

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Malia
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 12:25

Die Behandlungsmethode "Alkoholmenge reduzieren statt Abstinenz" ist für schwere Alkoholiker,
die ohne Alkohol nicht mehr lebensfähig sind und in bestreuten Einrichtungen leben.
Um sich vom Alkohol aus eigener Entscheidng zu verabschieden, braucht es einen Leidensdruck.
Den kann ich in den Beiträgen der TE nicht erkennen.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 13:23

Ingwer 75, du könntest dir einen "Notfall"-Plan machen, was du stattdessen, also statt Alkohol trinken machen könntest. Also immer wenn du Suchtdruck bekommst guckst du auf deinem Plan, was du stattdessen machst. Sei es malen, lesen, mit dem Hund raus gehen oder sonst etwas schönes.
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Mark Twain

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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 26.01.2019, 13:27

Und das bestreute Wohnen sollte sicher betreutes Wohnen heißen Malia
::?
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Mark Twain

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Beitrag Sa., 26.01.2019, 14:33

Klein-Ida hat geschrieben: Sa., 26.01.2019, 13:27 Und das bestreute Wohnen sollte sicher betreutes Wohnen heißen Malia
::?
Kennst du bestreutes Wohnen noch nicht?
Das ist eine Sonderform von beschützt und betreut :lol:
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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