Nachrichten, die bewegen (VI)

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stern
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Nachrichten, die bewegen (VI)

Beitrag So., 30.04.2017, 13:52

Nachdem im anderen Thread 100 Seiten erreicht wurden, geht es nun hier weiter.



Thematisch schließe ich nochmals an:

"Neonazi scheiterte mit Klage gegen Erlanger Nachrichten
Rechter Vertreter wollte der Zeitung die Bezeichnung 'Neonazi' verbieten - 06.11.2015 10:30 Uhr"

http://www.nordbayern.de/region/erlange ... -1.4768884

Die Argumentationslogik ist sehr perfide... aber da das Muster immer ähnlich ist, auch recht leicht durchschaubar. So fordert die AfD in einem Parteiprogramm, dass Islamkritik erlaubt sein müsse. :gaehn: :gaehn: Ist ja eh bereits der Fall... stellt also höchstens etwas klar, was eh bereits verwirklicht ist. Aber dann wird es spannend: Als Islamophobie oder Rassismus sei Islamkritik natürlich nicht zu diffamieren. DAS würde Rechte konterkarieren (z.B. besagte Meinungsfreiheit oder Pressefreiheit). Klarstellend: Islamkritik ist sicherlich nicht per se als rassistisch einzuschätzen... kommt halt darauf an. Und das fände ich schlimm, wenn das (Rassismus o.ä) nicht mehr benannt werden dürfte, insbes. durch die Presse.
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ziegenkind
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Beitrag So., 30.04.2017, 14:11

Lemon, wenn du "kritik gegen das system" übst und dir anderswo anmasst, von dem erhalt der deutschen kultur zu radebrechen, dann kriegst du von mir exakt zwei keulen übergezogen:

1. du beherrscht die deutsche sprache nicht

2. du willst angeblich etwas erhalten, dass du selber munter mit Füssen trittst.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag So., 30.04.2017, 14:13

Das hier finde ich auch sehr zeitgemäss als Forderung (Achtung! Ironie):

"Die AfD sieht mit Sorge, wie die deutsche Sprache in Wissenschaft und Wirtschaft zunehmend durch das Englische ersetzt wird, und will dem mit gezielten Fördermaßnahmen entgegenwirken."

(Quelle: https://www.alternativefuer.de/leitantrag-wahlprogramm/)

An die Gefahr von "Übersetzungsfehlern" denken die Damen und Herren wie es scheint nicht. Auch nicht daran, dass Wissenschaft und Wirtschaft nunmal nichts "nationales" sind sondern etwas "internationales". Aber am Besten zwingen wir den Rest der Welt gleich dazu, sich die deutsche Sprache gefälligst anzueignen, wenn sie mit uns handeln oder unsere geistigen Erkenntnisse teilen möchte. So geht es ja schließlich nicht, dass man sich einfach auf die Sprache einigt, die die meisten Menschen in diesen Bereichen bereits sprechen. Überhaupt: Sich einigen ist als nationale Schwäche anzusehen!


isabe
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Beitrag So., 30.04.2017, 14:32

Nun, woran bemisst sich das Beherrschen einer Sprache, und wer darf urteilen? Wenn überhaupt, dann wohl nur jemand, der seinerseits keine Fehler macht... (sonst funktioniert die Argumentation einfach nicht).
1. du beherrscht die deutsche sprache nicht

2. du willst angeblich etwas erhalten, dass du selber munter mit Füssen trittst.
Zwei Fehler in zwei Sätzen (plus ein unterkringeltes Relativpronomen) sind jetzt nicht so überzeugend, wenn man jemanden für seinen Sprachstil kritisieren möchte.
Zuletzt geändert von isabe am So., 30.04.2017, 14:36, insgesamt 1-mal geändert.

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mio
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Beitrag So., 30.04.2017, 14:45

isabe hat geschrieben: So., 30.04.2017, 14:32 Zwei Fehler in zwei Sätzen (plus ein unterkringeltes Relativpronomen) sind jetzt nicht so überzeugend, wenn man jemanden für seinen Sprachstil kritisieren möchte.
Nicht zu vergessen, dass die Groß- und Kleinschreibung einen Sinn hat.

Mehrere "Keulen" sind etwas anderes als etwas "keulen".


ziegenkind
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:15

Danke für die sekretärinnendienste. Ich quatsche mit gutem grund nicht über deutsche kultur - deutsch ist sichtbar nicht meine muttersprache. Ich verdiene hier nur mein geld, weil es an deutschen universitäten so wenig konkurrenz gibt.
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stern
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:23

Ich bin kein Sprachwissenschaftlicher... und Sprache ist auch nicht mein besonderes Steckenpferd *pfeif*. Deutsch wäre aber sicher nicht die erste Sprache, die ich mit Wissenschaftssprachen assoziieren würde - zumindest in der "neueren" Zeit.

Nur schätze ich, dass man auch hier die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann:
Das Deutsche hatte später - beinahe ein Jahrhundert lang - den Status einer der drei weltweit führenden Wissenschaftssprachen (neben Englisch und vor Französisch), da im 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert zahlreiche Erfindungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse im deutschsprachigen Raum entstanden.[3] Nach den beiden Weltkriegen setzte sich Englisch als in den meisten Bereichen des internationalen wissenschaftlichen Austauschs führende Sprache durch. Dies ist zum einen auf die Herrschaft des Britischen Imperiums, zum anderen auf die Weltmachtstellung der USA zurückzuführen und auf die zwei Weltkriege selber. Auch der Exodus der deutsch-jüdischen Intelligenz während der nationalsozialistischen Diktatur und der deutschen Intelligenz in den Jahren nach 1945 spielte eine große Rolle, da viele Wissenschaftler in die USA emigrierten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftssprache
Man kann sich im Inland meinetwegen über die Sinnhaftigeit gendergerechter Sprache oder Anglizismen streiten. Aber wird der amerikanische Wissenschaftler extra Deutsch lernen wollen, weil eine deutsche Partei Deutsch wieder als führende Wissenschaftssprache etablieren will, hmm.

Bin trotzdem etwas hin- und gerissen. Denn die Sprache ist natürlich auch ein Teil der Kultur. Was einen (mich) jedoch von der AfD schnell Abstand nehmen lässt: Die Ideologische Überfrachtung verschiedener Themen, die einem förmlich ins Auge springt. Dass die AfD Sprachschützer sein will kaufe ich nicht ab. Und ich sehe auch einen Sinn darin, Handels- oder Wissenschaftssprachen politisch zu reglementieren... sondern das können Wissenschaftler oder Handelspartner selbst ausmachen, wie sie sich am besten verständigen. Zumal eine deutsche Partei eh keine internationalen Regeln aufstellen kann. Aber in jedem Fall würde ich eine solche Position als weniger problematisch ansehen als manch' andere. Problematisch könnte sein, wenn Wissenschaftler, die strikt in deutscher Sprache publizieren, dann wenig(er) internationale Beachtung finden. Und praktisch gesehen, glaube ich eh nicht, dass sich das zurückdrehen lässt...
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isabe
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:31

Ziegenkind:
Ich glaube nicht, dass jemand, der "das" nicht von "dass" unterscheiden kann, an einer deutschen Universität unterkommt, höchstens vielleicht als Reinigungspersonal oder im facility management. Ein Sprachniveau von C1 wird vorausgesetzt, und das beinhaltet ebenjene Unterscheidung (bzw. die von dir gemachten Fehler sollten ab Niveau B1 nicht mehr vorkommen).

Und wenn man weiß, dass man diese Sprache nicht auf einem durchschnittlichen Niveau beherrscht, ist es umso arroganter, Anderen diese Fehler nicht zuzugestehen und sie sogar noch dafür lächerlich zu machen. Arroganz steht niemandem.

Bildung ist immer 'ne feine Sache, aber wer seine vermeintliche Bildung instrumentalisiert, um sich über Andere zu erheben, hat nicht verstanden, wofür Bildung überhaupt sinnvoll ist.


mio
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:35

Ich denke auch eher, dass es thematisiert wird, weil es ein gerne genommenes "Streitthema" ist und da in den letzten Jahren auch eine Menge "Unsinn" veranstaltet wurde und auch nach wie vor wird. Auf sowas springen dann eben die Wähler an, die Angst haben, dass ihr Kind kein vernünftiges Deutsch mehr lernt in der Schule.

Nur wird ein Mensch der bereits den Status eines Wissenschaftlers hat und es noch nicht gelernt hat bis dahin, es wahrscheinlich auch nicht mehr lernen, sondern dann wohl eher einen fähigen Lektor hinzuziehen. Führt also am Ziel komplett vorbei, so es nur um den Erhalt der Sprache als "Volkssprache" und nationales Kulturgut gehen soll.

Die "Jugend von heute" belustigt sich im Übrigen selbst deutlich darüber... Stichwort: Duden von morgen.



Hätte mein Neffe mich nicht kürzlich aufgeklärt, was das soll, ich wäre dumm gestorben.

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stern
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:36

Anderseits: Wenn amerikanische Wissenschaftler bzw. Forscher nach Deutschland auswandern, um (unabhängig) forschen zu können, könnte man in dem Zug vielleicht auch Deutsch wieder stärker etablieren. :lol: Stichwort: Make America think again. Im Ernst:
Wissenschaftler demonstrieren "Make America think again!"
Weltweit haben Wissenschaftler beim "March for Science" für eine unabhängige Forschung demonstriert. Vor allem in den USA sorgen sie sich, unter Trump nicht mehr frei forschen zu können - zum Beispiel bei Themen wie Klimawandel oder Impfungen.
https://www.tagesschau.de/ausland/march ... e-105.html
Wohin staatliche Einmischung führen kann, sieht man ja...
Zuletzt geändert von stern am So., 30.04.2017, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.
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isabe
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:40

Stern:
Das ist ja das Problem: Die AfD braucht die "einfachen" und ungebildeten Leute; also kann sie sich nicht über sie erheben. Trotzdem verrät sie damit eigentlich ihre konservativen Werte. Das Problem habe ich immer mit rechten Menschen: Ich finde Konservativ-Sein durchaus interessant, wenn es z.B. um humanistische Bildung und Instrumentalunterricht geht. Oder darum, sich in seiner Freizeit mit Dingen zu beschäftigen, die von vielen Menschen als "altmodisch" bezeichnet werden (Wandern, Literatur, Theologie, Philosophie, Bildungsreisen, Briefmarken, Tischlern, Sprachpflege, Brauchtum usw.). Wenn es nur darum ginge, würde ich mich auch als "konservativ" bezeichnen, auch deshalb, weil es eigentlich eine schöne Vorstellung sein kann, nach bestimmten Regeln zu leben.

Problematisch wird es dann, wenn all das, was abweicht von diesen Regeln, als "Gefahr" dargestellt wird. Wenn also die eigenen inneren Schweinereien (wie homophile Neigungen) oder das eigene Versagen nicht gesehen werden kann und nach einem Schuldigen gesucht wird.


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Beitrag So., 30.04.2017, 15:50

Isabe, kassiereinnen entscheiden mit gutem grund nicht über die rekrutierung an deutschen hochschulen.

Ich hab übrigens nie behauptet, perfekt zu sein. Das muss ich auch nicht, um mich über leute zu amüsieren, die sich zum befürworter von werten und kulturellen traditionen aufschwingen, von denen sie nix verstehen.
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Mondin
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Beitrag So., 30.04.2017, 15:52

isabe hat geschrieben: So., 30.04.2017, 15:40 Problematisch wird es dann, wenn all das, was abweicht von diesen Regeln, als "Gefahr" dargestellt wird. Wenn also die eigenen inneren Schweinereien (wie homophile Neigungen) oder das eigene Versagen nicht gesehen werden kann und nach einem Schuldigen gesucht wird.
Ich sehe die Gefahr eher darin, dass jedem, der sich nicht lustig links gibt, dann irgendetwas angedichtet wird. Es soll doch tatsächlich Leute geben, die sind konservativ ohne Leichen im Keller. Scheinbar triggert das eine Art Neidkultur, dass dann immer flugs irgendwer zu Stelle ist um nach vermeintlich verborgenen Makeln zu forschen, seien diese auch noch so an den Haaren herbeigezogen.

Es gibt im Übrigen sehr viele stockkonservative Menschen, die ich als wesentlich freundlicher und toleranter erlebt habe als jeden angeblich so freizügigen Linken und/oder Öko, die sich meist als verkappte (und entsprechend engstirnige) Ideologen entpuppten, trat ich mal in näheren Kontakt.

Alte Werte zu mögen, das macht einen nicht automatisch homophob, islamfeindlich oder blöd. Es ist schlicht ein Lebensentwurf und eine innere Einstellung, die es genauso zu respektieren gilt, wie jeder Homosexuelle, Hardcore-Linke, jede Feministin etc. pp. es für sich selbst andauernd lautstark einfordern.

Grüßerle!
Mondin

PS: Eine passende Nachricht zu dem, was mir zu all dem hier nur noch einfällt -> http://www.sueddeutsche.de/wissen/psych ... -1.1075387 :-P


ziegenkind
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Beitrag So., 30.04.2017, 16:15

isabe hat geschrieben: So., 30.04.2017, 15:31 Ein Sprachniveau von C1 wird vorausgesetzt, ist.
heilige einfalt. unzählige professuren in deutschland sind mit personen besetzt, die kein einziges wort deutsch sprechen.
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