Sinn von Erstgesprächen

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StatueOfFreedom
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Sinn von Erstgesprächen

Beitrag Mi., 23.11.2016, 21:37

Hallo,

ich muss mir wegen eines Wohnortwechsels einen neuen Therapeuten suchen und so langsam werde ich wahnsinnig. Bisher hat mir kein Therapeut einen Platz im nächsten halben Jahr in Aussicht gestellt, im Durchschnitt liegt die Wartezeit bei 8 Monaten. Das ist ziemlich bitter, wenn man gerade mittendrin ist, in der Therapie.

Nun bietet mir ein Therapeut ein "vorgezogenes Erstgespräch" an, ich soll auch einen ziemlich langen Fragebogen ausfüllen bis zu diesem Gespräch. Gleichzeitig steht aber in dem Brief, dass die Wartezeit für einen Therapieplatz 8-12 Monate beträgt.

Ich frage mich: welchen Zweck hat dann das Gespräch? Kennt ihr so etwas von anderen Therapeuten?

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saffiatou
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Beitrag Do., 24.11.2016, 00:10

Vielleicht solltest Du diesen Strohhalm lieber ergreifen.

Manche Theras behaupten auch, daß sie eine lange Warteliste haben und wenn dann die Erstgespräche gut verlaufen, schaffen sie irgendwie Platz im Kalender.

Nur nicht aufgeben....

Viel Glück,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Solage
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Beitrag Do., 24.11.2016, 00:24

Habe ich auch so erlebt.
Im Erstgespräch wurde dann plötzlich ein Termin freigeschaufelt.
Das hat schon was mit Sympathie zu tun.
Mein Therapeut sagte, dass er erkennen muss, ob er mit diesem Klienten viele Jahre zusammen arbeiten kann.
Das würde er schnell erkennen.
Andere Therapeuten hatten auch plötzlich was frei....

Die persönliche Vorstellung ist schon entscheidend.

Therapeuten schauen eben auch, mit wem sie können.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 24.11.2016, 06:39

Hallo StatueOfFreedom,

ein Erstgespräch hat den Sinn einander kennenzulernen. Im Erstgespräch entscheidet sich oft, ob sich beide, also du und der Therapeut, eine Zusammenarbeit vorstellen können. Wenn sich beide eine gemeinsame Arbeit vorstellen können, dann kommst du auf die Warteliste.
Meine Erfahrung ist zudem, dass Therapeuten das Erstgespräch benutzen um die Dringlichkeit einer Therapie zu beurteilen. Ich war mal bei einer Therapeutin, die eine Warteliste von 2 bis 3 Jahren hat. Das teilte sie mir am Telefon mit. Nach dem Erstgespräch rutschte ich auf eine 9 monatige Wartezeit. Sie hat mich also in ihrer Warteliste höher eingestuft.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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StatueOfFreedom
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Beitrag Do., 24.11.2016, 08:17

Danke für eure Antworten. Vermutlich war das meine Intention, zu erfragen, ob das Gespräch evtl doch eine Chance sein kann und die langen Wartezeiten zum Teil auch der Abschreckung dienen sollen. Denn in der Praxis wurde ich direkt am Anfang gefragt, ob ich trotzdem auf die Warteliste möchte. Beinahe hätte ich auch nein gesagt.

Ich frage mich nämlich, was das Gespräch jetzt bringen sollte, wenn ein Platz doch eigentlich erst in 10 Monaten frei ist. In der Zeit kann ja alles passieren, Dinge ändern sich, werden besser oder schlechter und die Chance, woanders einen Platz zu bekommen ist relativ hoch. Dann wäre das Erstgespräch verschwendete Zeit für den Therapeuten und wir wissen ja alle, wie knapp die Ressourcen sind. Aber ich mag mir auch nicht zu viele Hoffnungen machen..


isabe
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Beitrag Do., 24.11.2016, 08:26

Das mit der Sympathie würde ich nicht überbewerten: Es wird geschaut, ob beide miteinander können (ist nicht dasselbe wie Sympathie) UND wie dringlich die Angelegenheit ist. Es gibt viele "Bewerber", die zwar einen Therapeuten kontaktieren, die aber gar nicht besonders motiviert sind, von wegen: "Mein Partner sagt, ich sollte mal zum Therapeuten" oder: "Ich weiß nicht genau, was ich will und wollte mal gucken". Vermutlich machen diese Menschen sogar den Großteil der Anrufenden aus (kann man irgendwo nachlesen, hab die Quelle aber nicht parat). Nun sollen die natürlich auch die Chance haben, sich behandeln zu lassen, nur muss dafür nicht jeder Therapeut begeistert die letzten Lücken in seinem Kalender füllen. Die meisten Therapeuten sind eher "voll" und kaum jemand wird tagelang auf einen Anruf warten. Es ist also der Normalfall, erst mal vor einer halbverschlossenen Tür zu stehen. Trotzdem wird kein Therapeut, wenn er wirklich "voll" ist, wegen eines neuen Patienten auf die Idee kommen, Überstunden zu machen. Wenn grundsätzlich Lücken da sind, werden sie an Leute vergeben, bei denen es passt und dringlich ist.

Und wenn dich jemand einlädt, um zu gucken, ob ihr vielleicht in einem halben Jahr oder später beginnen mögt, dann hast du dadurch Zeit gewonnen; sonst müsstest du in einem halben Jahr, wenn ihr euch das erste Mal getroffen habt und nicht miteinander könnt, von neuem suchen. So aber weißt du, worauf du wartest, und das kann beruhigend sein. Außerdem hättest du dann im Notfall schon mal jemanden, den du anrufen könntest. Es könnte auch sein, dass einer seiner bisherigen Patienten noch eher die Therapie beendet (womöglich auch wegen eines Umzugs), sodass du früher anfangen könntest.
Zuletzt geändert von isabe am Do., 24.11.2016, 08:28, insgesamt 1-mal geändert.


isabe
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Beitrag Do., 24.11.2016, 08:27

Bisher hat mir kein Therapeut einen Platz im nächsten halben Jahr in Aussicht gestellt -- Quelle: viewtopic.php?f=21&t=38091&p=900289#p900289
die Chance, woanders einen Platz zu bekommen ist relativ hoch -- Quelle: viewtopic.php?f=21&t=38091
Verstehe ich nicht.

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StatueOfFreedom
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Beitrag Do., 24.11.2016, 08:51

Bisher hat mir kein Therapeut im nächsten halben Jahr (6 Monate) einen Platz in Aussicht gestellt. Der Therapeut mit dem vorgezogenen Erstgespräch bietet mir einen Platz in voraussichtlich 8-12 Monaten an. Daher ist es wahrscheinlicher, dass ich bei einem anderen Therapeuten früher unterkommen kann. In diesem Fall schließe ich natürlich von mir auf die Population, aber bei 8-12 Monaten gehe ich tatsächlich davon aus, dass die Chance, woanders unterzukommen nicht gerade gegen Null geht. Daher habe ich mich gefragt, ob hinter dem Aufwand des Erstgesprächs evtl mehr stecken könnte als nur eine Formalität.


isabe
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Beitrag Do., 24.11.2016, 09:01

Wahrscheinlich so ein Mittelding zwischen Formalität und Inhalt. Ich würde die Chance wahrnehmen und trotzdem woanders schauen und dann, falls du vorher etwas gefunden hast, dort absagen.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 24.11.2016, 09:03

Hallo StatueOfFreedom
In der Zeit kann ja alles passieren, Dinge ändern sich, werden besser oder schlechter
Im besten Fall werden die Dinge so besser, dass Du gar keinen Therapieplatz mehr brauchst und ihn absagen kannst. Und wenn sich Dinge verändern, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, dann kannst du dem Therapeuten ja zu Therapiebeginn erzählen, was sich alles in den Wartemonaten so ereignet hat.

Ich kann Deine Gedanken durchaus nachvollziehen. Ging mir bei der Therapeutin, die mir nach ca. 9 Monaten einen Therapieplatz gab, genauso. Meine Themen und meine Therapieziele hatten sich in der Zwischenzeit während der Wartemonate verändert. Ich sprach dies in unserer ersten Sitzung an und fragte sie, ob sie auch unter den veränderten Bedingungen bereit ist mit mir zu arbeiten. War sie.
Allerdings brach ich die Therapie nach kurzer Zeit ab und wechselte zu meiner jetzigen Therapeutin. Denn umgekehrt funktonierte es für mich nicht. Die Therapeutin wäre nicht schlecht gewesen, wenn es mir weiterhin um die ursprünglichen Themen gegangen wäre. Aber für meine veränderten Themen war sie für mich unpassend.
Sowas kann natürlich alles in Wartemonaten passieren.

Du kannst Dich ja auch auf mehrere Wartelisten bei mehreren Therapeuten setzen lassen. Ist zwar nicht so ganz fair, aber du wärst nicht der erste Klient, der so versucht schnell an einen Therapieplatz zu kommen. Dann hättest du zum einen die Chance schnell an einen Therapieplatz zu kommen. Und zum anderen hättest Du die Wahl zu welchem Therapeuten zu gehen möchtest. enn sich während der Wartemonate etwas verändert, kann es auch sein, dass sich die Therapeutenwahl ändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Echolotin
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Beitrag Do., 24.11.2016, 11:53

Ich würde an deiner Stelle das angebotene vorgezogenr Erstgespräch auch wahrnehmen. Es kann dir egal sein, ob es für den Therapeuten eventuell verschwendete Zeit ist. Für dich kannst du im besten Fall eine Entscheidung treffen, dass die Wartezeit sich lohnt oder gar nicht lohnt. Oder er dir momentan keinen festen Therapieplatz aber vielleicht frei gewordene Termine von anderen Patienten anbieten kann.
Wenn du dort auf der Warteliste stehst und er dir sympathisch ist kannst du trotzdem noch bei anderen Therapeuten schauen, ob es woanders besser, gleich und zeitnäher eine Therapie möglich ist.
Der Therapeut bekommt auch das vorgezogene Gespräch bezahlt, da würde ich mir insgesamt nicht soviele Gedanken machen. Er wird seine Gründe haben es anzubieten und auch seine Erfahrung damit.

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Echolotin
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Beitrag Do., 24.11.2016, 11:55

Ich glaube die Therapeuten wissen auch, dass die Patienten auf mehreren Wartelisten stehen. Ich denke es ist für sie völlig ok wenn man dann fairerweise anruft und Bescheid sagt, dass man woanders untergekommen ist. Da müssen sie nicht hinterhertelefonieren und der nächste Patient freut sich.

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 24.11.2016, 19:07

StatueOfFreedom hat geschrieben:Bisher hat mir kein Therapeut im nächsten halben Jahr (6 Monate) einen Platz in Aussicht gestellt. Der Therapeut mit dem vorgezogenen Erstgespräch bietet mir einen Platz in voraussichtlich 8-12 Monaten an. Daher ist es wahrscheinlicher, dass ich bei einem anderen Therapeuten früher unterkommen kann. In diesem Fall schließe ich natürlich von mir auf die Population, aber bei 8-12 Monaten gehe ich tatsächlich davon aus, dass die Chance, woanders unterzukommen nicht gerade gegen Null geht. Daher habe ich mich gefragt, ob hinter dem Aufwand des Erstgesprächs evtl mehr stecken könnte als nur eine Formalität.
Es steckt der Wunsch dahinter eine Stunde Leerlauf zu füllen und abrechnen zu können, also Geld zu verdienen.

Kenne das, meine Chefin trägt mir auch Pat. in den Kalender ein, von denen sie weis das ich sie nicht therapieren kann, weil ich mehr als ausgebucht bin, aber diese Therapieeinheit zufällig gerade leer(Terminabsage) geworden ist.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 24.11.2016, 19:13

Echolotin hat geschrieben:Ich würde an deiner Stelle das angebotene vorgezogenr Erstgespräch auch wahrnehmen. Es kann dir egal sein, ob es für den Therapeuten eventuell verschwendete Zeit ist..
Es ist keine verschwendete Zeit für den Psychotherapeuten, denn er bekommt diese Sitzung bezahlt.
Für dich kannst du im besten Fall eine Entscheidung treffen, dass die Wartezeit sich lohnt oder gar nicht lohnt. Oder er dir momentan keinen festen Therapieplatz aber vielleicht frei gewordene Termine von anderen Patienten anbieten kann..
Mit der definitiven Entscheidung für diesen Psychotherapeuten wäre ich vorsichtig. Möglicherweise existiert nur eine imaginative Warteliste.
Wenn du dort auf der Warteliste stehst und er dir sympathisch ist kannst du trotzdem noch bei anderen Therapeuten schauen, ob es woanders besser, gleich und zeitnäher eine Therapie möglich ist.
Der Therapeut bekommt auch das vorgezogene Gespräch bezahlt, da würde ich mir insgesamt nicht soviele Gedanken machen. Er wird seine Gründe haben es anzubieten und auch seine Erfahrung damit.
Jepp, weiter suchen ist angesagt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Echolotin
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Beitrag Fr., 25.11.2016, 00:08

Lockenkopf hat geschrieben:
Echolotin hat geschrieben:Ich würde an deiner Stelle das angebotene vorgezogenr Erstgespräch auch wahrnehmen. Es kann dir egal sein, ob es für den Therapeuten eventuell verschwendete Zeit ist..[...]..Der Therapeut bekommt auch das vorgezogene Gespräch bezahlt, da würde ich mir insgesamt nicht soviele Gedanken machen. Er wird seine Gründe haben es anzubieten und auch seine Erfahrung damit.
Es ist keine verschwendete Zeit für den Psychotherapeuten, denn er bekommt diese Sitzung bezahlt.
Du liest schon alles und klickst nicht gleich wild auf zitieren, oder? Schrieb ich doch.
Lockenkopf hat geschrieben:
Echolotin hat geschrieben: Für dich kannst du im besten Fall eine Entscheidung treffen, dass die Wartezeit sich lohnt oder gar nicht lohnt. Oder er dir momentan keinen festen Therapieplatz aber vielleicht frei gewordene Termine von anderen Patienten anbieten kann..
Mit der definitiven Entscheidung für diesen Psychotherapeuten wäre ich vorsichtig. Möglicherweise existiert nur eine imaginative Warteliste.
Schrieb ich was von einer endgültigen Entscheidung? Falls er doch keine Warteliste hat, lässt es sich ja wohl im Erstgespräch klären warum er am Telefon eine andere Aussage trifft.
Lockenkopf hat geschrieben:
StatueOfFreedom hat geschrieben:Daher habe ich mich gefragt, ob hinter dem Aufwand des Erstgesprächs evtl mehr stecken könnte als nur eine Formalität.
Es steckt der Wunsch dahinter eine Stunde Leerlauf zu füllen und abrechnen zu können, also Geld zu verdienen.

Kenne das, meine Chefin trägt mir auch Pat. in den Kalender ein, von denen sie weis das ich sie nicht therapieren kann, weil ich mehr als ausgebucht bin, aber diese Therapieeinheit zufällig gerade leer(Terminabsage) geworden ist.
Kannst du oder willst du den Unterschied zwischen einer Physio- oder Psychotherapie nicht verstehen?
Aber ich verordne mir jetzt

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