Wem habt ihr vom Missbrauch erzählt?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Wem habt ihr vom Missbrauch erzählt?

Beitrag Do., 02.06.2016, 19:22

Wem konntet ihr euch anvertrauen?

Ich habe es bisher nur geschafft, meiner Therapeutin davon zu erzählen und auch erst im zweiten Anlauf nach 9 Monaten Therapie.

Ich könnte mir glaube ich auch nie vorstellen, das irgendjemand anderem zu erzählen.
Ich glaube, es würde mir nicht helfen.

Hat es euch geholfen, das außerhalb der Therapie zu erzählen?

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Bumpam
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:02

Ich kann mir auch nicht vorstellen es ausserhalb der Therapie zu erzählen.
Und ich glaube auch ganz bestimmt nicht, dass mir das helfen würde. Ganz im Gegenteil.
Liebe Grüße, Bumpam

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:06

Detailliert nix. Allgemein ja - und meistens hab ich es bereut, manchmal wars hilfreich.
Hello darkness, my old friend...


ziegenkind
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:12

zwei freundinnen. das war wichtig. mittlerweile erwähne ich in manchen gesprächen, in denen es um missbrauch geht, manchmal die tatsache. das macht nicht viel mit mir. außer vielleicht dies: ich schäme mich nicht mehr.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Clairice
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:18

Ich hab's zweimal erzählt und es bereut. Würde das nie mehr irgendwem anderen erzählen als meiner Therapeutin.

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CrazyChild
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:24

Niemandem. Damals, als das über Jahre ging, niemandem. Bis heute weiß es nur meine Thera. Niemand sonst. Auch nicht mein Mann. Niemals könnte ich es ihm sagen. Ich trage das seither als schwarzen Fleck mit mir rum, das mich oft immer noch sehr quält. Ich kann das nicht. Ich schäme mich immer noch viel zu sehr. Manchmal denke ich, wenn ich es nur öffentlich erzählen könnte, die Leute mich anhören und verstehen würden, mich nicht dafür verurteilen, dann könnten die Schuldgefühle vielleicht besser werden.
LG, CrazyChild

***stay strong***


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Speechless
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:25

Bereut, weil die Reaktionen nicht so waren, wie ihr euch das gewünscht hättet?

Ich denke, dass es eben auch keine richtige Reaktion auf sowas geben kann. Meiner Therapeutin habe ich es auch nur erzählt, dass wir es bearbeiten können.

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Clairice
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:27

Nee, weil das Gegenüber damit nicht umgehen kann, es meist überfordert ist und irgendwie dann dieses Mitleid rüberschwappt.

Ich denke so etwas ist einfach besser bei nem Thera aufgehoben. Wenn ich ihn selbst be-und verarbeitet habe, sieht das bestimmt noch mal anders aus.

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:29

Bereut, weil es mir peinlich ist. Und sich in jedem Konflikt (mit einigen, nicht mit allen!!) für mich das Gefühl einschleicht: wenn ich nicht aufpasse verrät er/sie mich.
Bereut weil ich vor Scham den Kontakt meide.
Hello darkness, my old friend...

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Rosa Wolke
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:41

Meiner Therapeutin und einigen engen Freundinnen. Den einen nur die Tatsache, bei einer, die selbst Missbrauch erlebt hat auch etwas mehr. Bei den ersten war es schwierig und belastend, aber nach der Therapie wurde es leichter.
Den ersten beiden Freundinnen habe ich es erzählt in der Hoffnung, dass es dem ganzen die Macht nimmt und ich dadurch nicht mehr ständig davon verfolgt werde. Dieser Wunsch wurde mir natürlich nicht erfüllt. Auch eine richtige Reaktion gibt es glaub ich nicht.
Heute belastet mich der Missbrauch nicht mehr so (Therapie seit letztem Jahr zuende) und ich finde eins hat es mir gebracht mit mehreren Vertrauten darüber zu sprechen: Ich kann es besser als einen Teil meiner Vergangenheit sehen und nicht mehr als den Teil, der mich ausmacht. Klar hat dabei auch die Therapie geholfen, aber zu merken, dass Freundinnen mit mir weiterhin genauso umgehen wie vorher, mich genauso mögen wie vorher, das hat mir geholfen.
Aber ein Fehler ist es meiner Erfahrung nach, wenn man sich eine Verbesserung/Erleichterung/Hilfe von Gesprächen mit Freundinnen erwartet. Für mich war es vor allem am Anfang auch immer erst eine Belastung darüber zu sprechen und auch zu merken, dass andere selbst wenn ich davon erzählt habe nicht unbedingt verstehen was das mit mir gemacht hat und für mich bedeutet.

Mein Fazit: Langfristig war es gut mit mehreren darüber gesprochen zu haben, kurzfristigwar es anstregend, belastend und teilweise auch mit Enttäuschung verbunden


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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:48

Ich denke auch Überforderung und Mitleid wären meine Bedenken, nicht zu verwechseln mit Mitgefühl.

Meine Thera ist total sachlich geblieben in dem Moment, hat deutlich gesagt, was das war, was da passiert ist - das hat mir echt sehr geholfen in dem Moment komischerweise.

Habe früher öfter überlegt, es meinen Partnern zu erzählen, aber mich dann doch immer dagegen entschieden.

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saffiatou
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Beitrag Do., 02.06.2016, 20:52

Ich habe natürlich meinem Therapeuten und meiner Ärztin davon erzählt.

Meine beste Freundin weiß es schon eine Weile, habe ihr das vor der Reha erzählt, weil ich
Verständnis brauchte, warum ich so lange Therapie mache. Ihre Reaktion war für mich sehr
hilfreich, sie hat mich einfach wortlos in den Arm genommen. Es war gut es ihr anzuvertrauen,
denn sie achtet nun ganz anders auf mich, wenn wir irgendetwas vorhaben, sagt sie immer,
ich soll ihr sagen, wenn es ein Problem mit zu vielen Menschen gibt, oder eine Panik sich
bildet. Dann nimmt sie mich zur Seite und bringt mich in Sicherheit - das ist ein gutes Gefühl.

Sonst wissen es noch drei andere gute Freunde und mein väterlicher Freund. Nur eine der Freundinnen,
jetzt ehemalige, haben alle hilfreich reagiert, diese ehemalige Freundin wollte danach nicht mehr
von mir wissen, hat auf alle meine Kontaktversuche nicht mehr reagiert.

Für mich war es hilfreich, meine besten Freunde einzuweihen, denn nun muss ich mir keine Ausreden
einfallen lassen, warum ich bestimmte Dinge nicht machen kann, oder meide.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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lilu
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Beitrag Do., 02.06.2016, 21:21

Meinem Mann, als kurze Info, darüber reden wollte ich mit ihm nicht. Was soll er auch dazu sagen und ich will ihn damit nicht überfordern oder ihn "bedrängen"..

Zwei Freundinnen, Therapeuten..

Den Zeugen, die dabei waren bzw. dazukamen, es aber verdrängt haben, oder aber meinten ich lüge...

EUCH...
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe


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Beitrag Do., 02.06.2016, 21:27

Stimmt, euch jetzt auch.

In der Therapie bin ich sehr erleichtert, das gesagt zu haben. Habe auch das Gefühl, dass meine Thera jetzt noch besser mit mir umgeht, noch vorsichtiger und schützender.

Es reicht mir auch so, aber irgendwie finde ich es schon traurig, dass meine Thera als einzige alles aus meinem Leben weiß und nicht jemand, der in meinem Leben ist und zwar in privater Hinsicht, nicht beruflich.

Dazu kommt, dass die Sexualität seitdem nicht funktioniert und ich es in der nächsten Beziehung vllt doch erzählen sollte, damit man sich diesem Thema langsam nähern kann. Aber vllt gibt es dafür auch ne andere Lösung oder die Lust auf Sex kommt irgendwann automatisch, wenn das Thema bearbeitet ist. Das zumindest ist die Hoffnung.

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lilu
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Beitrag Do., 02.06.2016, 21:32

Ich musste und wollte meinen Mann wenigstens einweihen, auch um ihm verständlich zu machen, warum ich in manchen Situationen vielleicht nicht so angemessen reagiere. Einfach nur als Info....ich möchte mich aber nicht weiter bei ihm drüber auslassen, das wäre die falsche Adresse und ich erwarte da auch keinen Trost, freue mich aber über Verständnis....


Sexualität ist ein absolut schweres Thema für mich und da will ich auch "noch" nicht drüber reden, auch nicht mit Therapeuten...
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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