Grenzen setzen und mit den Folgen leben...

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BöseTochter
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Grenzen setzen und mit den Folgen leben...

Beitrag Fr., 01.08.2014, 12:45

Hallo zusammen,
habe mich heute schon kurz vorgestellt. Nun zu meinem Problem.

Mein 90jährige Mutter lebt alleine in ihrer Wohnung. Sie ist altersbedingt auf mehr und mehr Hilfe angewiesen, die ich ihr nach Möglichkeit auch gebe. Ich habe noch eine jüngere Schwester, die immer einen "guten" Grund findet, warum sie sich gerade nicht um unsere Mutter kümmern kann. So bleibt letztlich alles an mir hängen. Ich bin gesundheitlich angeschlagen und merke gerade die Grenzen meiner Belastbarkeit sehr deutlich. Leider ändert das nichts an den Erwartungen meiner Mutter an mich und nur an mich. Das meine Schwester nicht mehr Aufgaben übernehmen kann (wobei die Belastung zu 90% bei mir liegt und nur zu 10% bei ihr) ist sebstverständlich. Das wird gar nicht erst in Frage gestellt.

Mit dem Rücken an der Wand, habe ich mit meiner Mutter gesprochen und ihr gesagt, dass wir die Aufgaben anders verteilen müssen, so dass die Belastung gerechter zwischen uns Schwestern aufgeteilt ist. Woraufhin meine Mutter anfing meine Schwester zu verteidigen, dass man ihr auf keinen Fall mehr Belastung zumuten dürfe. (Mir offenbar schon.) Ich bestand darauf, dass die Aufgaben 50/50 geteilt werden und machte konkrete Vorschläge - die auf taube Ohren stießen.

Nun hat ein medizinischer Zwischenfall bei meiner Mutter eine intensive Pflege notwendig gemacht, für die natürlich nur ich in Frage kam. Geplagt von Schuldgefühlen, meine Mutter sich nicht sich selbst überlassen zu können, ging ich weit über meine Grenze und nun geht es mir körperlich und seelisch richtig schlecht. Daraufhin sprach ich mit meiner Mutter über die Möglichkeit eine Haushaltshilfe einzustellen, die mich entlastet oder eine Pflegestufe anzustreben, die finanziell einiges mehr möglich machen würde. Doch meine Mutter sperrt sich gegen jeden meiner Vorschläge. Sie wirft mir vor, sie aufzuregen und ihr das Leben schwer zu machen. Wenn ich nach Einzelheiten frage, wiegelt sie ab mit "Ach hör mir damit auf." Damit ist jedes Gespräch beendet.

Für mich ist es offenbar, dass sie nicht bereit ist, Kompromisse zu machen. Sie will alles nach ihren Vorstellungen.
Habe auch mit ihrem Hausarzt gesprochen, ob vielleicht eine Demenz ihr Verhalten erklären würde (das wäre etwas anderes) doch er meint, so wie er sie kennt und erlebt, ist sie völlig klar im Kopf und weiss was sie tut.

Ihr Verhalten verletzt mich sehr und die Sätze drehen in jeder Minute in der mein Denken nicht mit etwas anderem beschäftigt ist - in meinem Kopf ihre Runden. Mein Verstand sagt mir, dass diese Aussagen Blödsinn sind, denn ich tue wirklich alles, um meiner Mutter das Leben zu erleichtern, doch mein Herz glaubt es nicht. Es ist schwer, mit der Situation zu leben.
Wie schaffe ich es, die quälenden Gedanken loszuwerden. Ich mache schon Yoga und Meditation und dabei gelingt es mir die Gedankenkreisläufe abzuschalten, aber sobald ich auf Routine umschalte, geht es wieder los.

Zur Vorgeschichte:
Meine Mutter hat - was die Zuwendung betrifft - schon immer grundsätzliche Unterschiede gemacht zwischen mir und meiner Schwester. Wenn nach einem Schuldigen für irgendetwas gesucht wurde, dachte man zuerst an mich. In einer schweren Krise habe ich meine Mutter gebeten, mich wenigstens einmal zu umarmen (kann mich nicht erinnern, dass sie es jemals getan hat) - sie verweigerte es mir und sagte: "das kann ich nicht". Über die Ursachen ihres Verhaltens kann ich nicht mir ihr reden, weil sie blockt.
Hat jemand von Euch eine Idee, was dahinter stecken könnte? Ich finde ihr Verhalten mir gegenüber sehr merkwürdig, da sie zu Gefühlen offenbar fähig ist, wie ich an meiner Schwester sehe.

Wie komme ich aus dieser Zwickmühle zwischen Pflichtbewußtsein und Schuldgefühl wieder heraus. Habe schon eine VT hinter mir, die nicht viel gebracht hat.

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ENA
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:01

Ich glaube, die einzige, die reagieren kann, bist Du (in sofern ein Gespräch unter Schwestern nichts bringt). Ich vermute mal, dass es auch schwer wird, nach so langer Zeit aus einer so alten Dame noch herauszubekommen, woran es liegt. Da müsste erst ne Annäherung stattfinden können, so dass sie sich dem öffnet...in so weit ihr selber überhaupt klar ist, woran es liegt. Als Du schriebst, dass sie bei der Bitte um Einzelheiten abwiegelt und das Thema beendet, kann mir schon der Gedanke, ob sie es nicht weiß bzw. dass es ihr vermutlich schon klar ist, wie ungerecht es ist.
Vielleicht hat es was mit dem Vater zu tun, vielleicht wollte sie nur ein Kind, vielleicht entsprachst Du nicht einer bestimmten Rolle, vielleicht war die Geburt schwierig, vielleicht erinnerst Du sie an irgendwas, an irgendjemand (unbewusst)?

Ich denke, Du selber könntest wohl höchstens wirklich den Rückzug antreten, müsstest aber dann die Vorwürfe aushalten, es sei denn, Du brichst den Kontakt ganz ab. Wie ist denn der Kontakt zu ihrem Hausarzt? Könnte er Dich dabei unterstützen, dass sie vielleicht doch eine Hilfe von Außen annimmt?

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Elfchen
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:04

Liebe Tochter

Du kannst deine Mutter nicht ändern und schon gar nicht mehr in dem Alter du kannst aber dich ändern.
Es wird nichts werden, an ihre Vernunft oder ihr Verständnis zu appellieren.

Was ich dir sagen kann: du hast ein Recht auf dein persönliches Leben. Es geht nicht, dass du dich für dieses undankbare, manipulative, ungerechte Geschöpf- ich formuliere extra so, auch wenn es deine Mutter ist- kaputt schuftest.
Was heisst schon, sie will alles nach ihren Vorstellungen.. sie kann nur das Spiel spielen, indem du mitmachst. Es ist an dir, für dich und dein Wohlergehen zu sorgen.

Weisst du, du liebe Tochter, solange du dich böse nennst und wahrnimmst, beeinflusst du dich schon alleine dadurch negativ, und schwächst deine Position noch mehr.
An deiner Stelle würde ich mich komplett abgrenzen, die Pflege in professionelle Hände geben, und dein Leben leben. Du kannst sie ja besuchen, mit ihr spazieren, Kaffee trinken, oder was dir Spass macht.
Irgendwie glaube ich sogar, dass sie dich erst achten wird, wenn du mal den Tarif durchgibst. Und wenn sie es dann noch nicht tut, dann kann es dir grad nochmal egal sein.

Ich weiss, das tönt für dich, liebe Tochter, wahrscheinlich sehr hart. Im Gegensatz zu dir bin ich wirklich eine böse Tochter, und habe sogar den Kontakt vor bald 30 Jahren komplett abgebrochen. Seither bin ich auf dem Weg zu mir, und ich finde es wunderbar.

Alles Liebe und viel Kraft, und das schlechte Gewissen schmeiss gleich in die Tonne. Lass dich nicht manipulieren, von niemandem, und schon gar nicht von dieser ungerechten alten Frau.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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BöseTochter
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:28

@ ENA
Auch das übrige Verhalten meiner Mutter (ggü. meinem Vater, ihre Aussagen über ihre Ehe etc.) lassen mich vermuten, dass in ihren Augen schon allein die Tatsache, dass ich hier bin, falsch ist. Mein Vater liebte mich über alles, obwohl er sich sicher lieber einen Jungen wünschte. (seine erste Ehe war ungewollt kinderlos) Vielleicht war es sogar seine Liebe zu mir, die meine Mutter eifersüchtig machte. Aber das ist schon lange her. Mein Vater ist seit über 30 Jahren tot. Meine Mutter hat auch keine Beziehung und in der Folge keinen Kontakt zu meinen Kindern.

@ Elfchen

Es ist mir bewußt, dass ich meine Mutter nicht ändern werde. Das Verhalten, welches sie jetzt zeigt, hatte sie auch schon in früheren Jahren, es hat sich mit dem Alter nur verschärft.
Danke für den Hinweis mit meinem Forums-Namen. Er brachte mir schon den ersten Funken Erleuchtung. Mir wurde bewußt, dass ich mich mit den Augen meiner Mutter wahrnehme. Das ist ihr Blickwinkel. Mich so zu betrachten habe ich schon in früher Kindheit gelernt, genauso wie ich die Schuldgefühle verinnerlichte, die sie mir einredete. So ging es mein ganzes Leben lang. Es scheint mir, je mehr sie mich von sich wies, desto mehr versuchte ich es, ihr recht zu machen. Vielleicht in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann besänne. Doch das ist die naive Hoffnung eines kleinen Mädchens. Leider passiert es mir sehr schnell, dass ich in der Beziehung zu ihr auch jetzt noch in diese Rolle hineinrutsche.
Nach meiner Therapie hatte ich zu meinem eigenen Schutz für ein Jahr den Kontakt zu meiner Mutter und Schwester abgebrochen. Es hat mir sehr gut getan, weil mein Herz endlich zur Ruhe kommen konnte. Dann meldete sich meine Mutter bei mir und wir finden neu an... um nun wieder an der selben Stelle zu landen.
Ich hatte auch schon an Kontaktabbruch gedacht, aber angesichts ihres Alters und ihrer Hilfsbedürftigkeit habe ich heute viel mehr Probleme damit, als seinerzeit.
Ich dachte daran, mich emotional von ihr zu distanzieren. Weiß aber nicht ob ich es schaffe.
Gestern war ich bei ihr und mein sachliches Schutzschild hat gut gehalten, auch nachdem sie mir massive Vorwürfe gemacht hat. Doch in der folgenden Nacht konnte ich dennoch kein Auge zutun, weil diese Sätze wie ein böser Fluch über meinem Kopf kreisten.
Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich mir diese Vorwürfe nicht weiterhin anhören sollte. Ich empfinde mich jedoch in einer Zwickmühle. Mache ich was sie will, ist es als wäre ich vergewaltigt worden, achte ich meine Grenzen und breche den Kontakt ab, quälen mich Schuldgefühle.
Im Moment rufe ich mich immer zur Ordnung, wenn ich diesen Vorwurfsgedanken wieder Raum gegeben habe und denke an etwas anderes, aber verschwinden die Schuldgefühle irgenwann? Oder ist es so wie wie trockenen Alkoholikern, sobald man der Sucht einen Raum gibt, ist sie wieder da.
Ich fürchte, dass es so sein könnte.

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candle.
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:46

Hallo Tochter!

Willkommen im Forum!

Ich kann mir deine Situation sehr gut vorstellen, mir ging es nicht anders als ich noch mit meiner Mutter in Kontakt stand. Das Los der ältesten Tochter immer Gewehr bei Fuß zu stehen, während es die anderen Geschwister nicht gekümmert hat was da los ist. Ich denke mal, dass wir ältesten Kinder sehr zur Verantwortung erzogen werden- natürlich nebenher mit großen Schuldgefühlen, wenn man ein klein wenig Freiheit für sich selbst wünscht.
Ich dachte daran, mich emotional von ihr zu distanzieren. Weiß aber nicht ob ich es schaffe.
Das habe ich auch mal versucht, ist sicher eine mögliche Methode aus der Psychotherapie, aber wenn es zu verstrickt ist, dann geht es schlicht nicht, weil ich meiner Meinung nach auch den Gegenpart (Mutter) brauche, die so flexibel ist auch anders reagieren zu können. Aber es blieb halt so und bei mir sprangen dann immer wieder die alten Gefühle an.

Was du vielleicht tun könntest, wenn du Ideen hast zu deiner Entlastung, dass du ungefragt mal den Weg der Pflegestufe angehst, egal was deine Mutter zetert. Zumindest müßte dann ja eine Prüfung stattfinden womit du auch eine Einschätzung von außen bekommen würdest. Und dann schaust du mal wie sich das entwickelt. Würde der Hausarzt deiner Mutter das denn befürworten?

Einen Kontaktabbruch bei dem hohen Alter wo sie dazu alleinlebend ist, halte ich jetzt auch gerade nicht für die perfekte Lösung. Nicht wegen deiner Mutter, sondern deinetwegen.

Viele Grüße!
candle
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BöseTochter
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:58

@candle
Aus Familientradition war eigentlich meine Schwester dazu ausersehen, sich um meine Mutter zu kümmern, so wie es meine Tante, die auch die jüngste der Geschwister war, sich um meine Oma gekümmert hat. Doch diese hat meiner Mutter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hat die ganze Fürsorge mitgenommen, als ihre Kinder noch klein waren, dass sie arbeiten gehen konnte und dann als es daran ging, auch mal was zu geben, hat sie sich ausgeklinkt.
Ich bin bei der Geschichte nur der Lückenbüßer und sicher nicht das Kind, dass Mutter gerne in der Verantwortung gesehen hätte, wenn es um ihre Pflege geht.

Zum Glück habe ich eine liebe Freundin, die um einiges älter als ich ist und die mir vermutlich ein bißchen sowas wie die Mutter ersetzt, die ich nie hatte.

Das mit der Pflegestufe ist kompliziert. Ich kann den Medizinischen Dienst anrücken lassen, doch wenn meine Mutter den erzählt was sie alles noch selbst macht, auch wenn sie es in Wirklichkeit nicht mehr kann, ist das für sie ein guter Grund um die Einstufung abzulehnen. Man muss sich vor Augen halten, dass es sich hier um eine Versicherung handelt, die nicht gerade darauf erpicht ist, den Leuten Geld zu geben. Ich habe das alles schon mal mit meinem Schwiegervater erlebt, weiß also, dass ohne ihre Mithilfe nichts geht. Leider ist der Hausarzt einer von der Sorte "Lass mich nur in Ruhe mit deinen Problemen". Die Versicherungskarte darf man jedes Quartal abgeben, auch mal ein Rezept abholen, aber bitte nicht mehr.

Das mit dem Kontaktabbruch im Alter sehe ich ähnlich. Andererseits fällt es mir sehr schwer ihren vorwurfsvollen Blick und das Schweigen zu ertragen. Damit hat sie meinen Vater und mich schon früher in Schach gehalten. Sie konnte wirklich tagelang schweigen. Es ist ihre Königsdisziplin :(

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candle.
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 14:20

BöseTochter hat geschrieben: Aus Familientradition war eigentlich meine Schwester dazu ausersehen, sich um meine Mutter zu kümmern,
Oh, interessant! Historisch kenne ich es ja auch quasi nur so, dass die Älteste oder der Älteste die Fürsorge übernimmt. Aber sicher gibt es auch andere Modelle. Nur seltsam, dass deine Schwester dann nicht die Verbindung dazu hat, wenn sie auserkoren ist?
Ich bin bei der Geschichte nur der Lückenbüßer und sicher nicht das Kind, dass Mutter gerne in der Verantwortung gesehen hätte, wenn es um ihre Pflege geht.
Denkst du das oder weißt du das? Das Thema Pflege zwischen Eltern und Kind bzw. anderen nahen Verwandten ist schon recht speziell. Dazu gibt es momentan ja auch einige Dokumentationen wo sich Menschen schon recht viele Gedanken machen wie sie im Alter versorgt sein möchten. Wie würdest du es denn für dich gehandhabt wissen? Vielleicht hilft dir ja dieser Gedanke weiter.
Das mit der Pflegestufe ist kompliziert. Ich kann den Medizinischen Dienst anrücken lassen, doch wenn meine Mutter den erzählt was sie alles noch selbst macht, auch wenn sie es in Wirklichkeit nicht mehr kann, ist das für sie ein guter Grund um die Einstufung abzulehnen.
Naja, so ganz einfach ist es wohl auch nicht, wenn da eine vernünftige Person vom MDK anrückt. Die lassen sich meines Wissens auch Vorgänge zeigen und lassen sich das nicht per se nur erzählen.
Man muss sich vor Augen halten, dass es sich hier um eine Versicherung handelt, die nicht gerade darauf erpicht ist, den Leuten Geld zu geben. Ich habe das alles schon mal mit meinem Schwiegervater erlebt, weiß also, dass ohne ihre Mithilfe nichts geht.
So negativ kann man das natürlich auch sehen. Aber mir geht es letztlich um dich, dass es dir hilft aktiv zu werden. Ich weiß ja nicht wann das war mit deinem Schwiegervater, aber es tut sich schon einiges auf diesem "Markt".

Angenommen du müßtest für dich sorgen und gehst jetzt in eine Klinik, was würde denn dann mit deiner Mutter passieren? Wer kümmert sich dann?

candle
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Feenya
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 14:57

Nun hat ein medizinischer Zwischenfall bei meiner Mutter eine intensive Pflege notwendig gemacht, für die natürlich nur ich in Frage kam. Geplagt von Schuldgefühlen, meine Mutter sich nicht sich selbst überlassen zu können, ....
Ich habe ein paar Worte in deinem Zitat etwas dicker hervorgehoben.

Warum kommst NATÜRLICH nur du in Frage?
Wer gibt dir SCHULD?


Deine Mutter? - Man muss nicht immer auf das hören, was alterssture Menschen manipulativ von sich geben.
Du? - Dann mache dich aber schnell von dieser "Natürlichkeit" und "Schuld" frei. Es ist nicht dein Schuh; er passt dir ja gar nicht.

Warum denkst DU, dass NATÜRLICH nur du in Frage kommst und du die SCHULD am med. Zwischenfall hast.

Verabschiede dich davon, dass es deine Schuld ist, und NATÜRLICH kommst NICHT du in Frage.
Denn ....

GANZ NATÜRLICH ist nun deine Schwester an der Reihe, weil sie damals - als die Kinder klein waren - die Hilfe deiner Mutter in Anspruch genommen hat.
Es ist Zeit, dass deine Schwester - ganz NATÜRLICH - nun diese Hilfe zurückgibt.

Ziehe dich heraus, aus deiner vollen Verantwortung. So lange, bis deine Schwester ein 80:20 Betreuungsverhältnis zu dir hat.
Und da hat deine Schwester NATÜRLICH zuerst einmal 80% zu leisten.
Wenn sie das hinbekommen hat, kannst du die 30% Überschuss, zu ihren Lasten, ja wieder von ihren Schultern nehmen.

Dann habt ihr - gerechte - 50/50 Betreuung.

Und für das Organisieren von Pflegestufe und Fremdbetreuung bist NATÜRLICH auch NICHT du alleine zuständig.
Zuletzt geändert von Feenya am Fr., 01.08.2014, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:00

candle. hat geschrieben: Aus Familientradition war eigentlich meine Schwester dazu ausersehen, sich um meine Mutter zu kümmern,
Oh, interessant! Historisch kenne ich es ja auch quasi nur so, dass die Älteste oder der Älteste die Fürsorge übernimmt. Aber sicher gibt es auch andere Modelle. Nur seltsam, dass deine Schwester dann nicht die Verbindung dazu hat, wenn sie auserkoren ist? [/quote]
Denkst du das oder weißt du das? Das Thema Pflege zwischen Eltern und Kind bzw. anderen nahen Verwandten ist schon recht speziell. Dazu gibt es momentan ja auch einige Dokumentationen wo sich Menschen schon recht viele Gedanken machen wie sie im Alter versorgt sein möchten. Wie würdest du es denn für dich gehandhabt wissen? Vielleicht hilft dir ja dieser Gedanke weiter.
Nein das war bis vor ein paar Jahren, bis Mutter tatsächlich Hilfe brauchte, überhaupt keine Frage, dass meine Mutter sich um meine Nichten kümmert und meine Schwester im Gegenzug später um unsere Mutter. Nur als es soweit war, hatte meine Schwester andere Pläne.
Was mich betrifft - aber ich habe eine andere Beziehung zu meinen Kindern - so vertraue ich ihnen und ihren Entscheidungen. Wir reden so offen miteinander, dass sie mir auch sagen würden, wenn die Erfüllung meiner Erwartungen an sie problematisch wäre. Ich würde nicht auf die Idee kommen, Forderungen an meine Kinder zu stellen, obwohl das ihr Leben stark beeinträchtigen würde. Aber wie gesagt, die Beziehung ist eine andere.
Naja, so ganz einfach ist es wohl auch nicht, wenn da eine vernünftige Person vom MDK anrückt. Die lassen sich meines Wissens auch Vorgänge zeigen und lassen sich das nicht per se nur erzählen.
Ich habe einige Jahre im Hausnotruf gearbeitet und habe da viel mitbekommen. Die Anzahl der "vernünftigen" beim MDK ist wirklich sehr begrenzt.
So negativ kann man das natürlich auch sehen. Aber mir geht es letztlich um dich, dass es dir hilft aktiv zu werden. Ich weiß ja nicht wann das war mit deinem Schwiegervater, aber es tut sich schon einiges auf diesem "Markt". Angenommen du müßtest für dich sorgen und gehst jetzt in eine Klinik, was würde denn dann mit deiner Mutter passieren? Wer kümmert sich dann?

Das mit meinem Schwiegervater ist jetzt drei Jahre her.
Ich wüßte mal keinen, der sich um meine Mutter kümmert, wenn ich ausfalle. Die Situation wäre wohl die, dass meine Schwester am WE einmal käme um nach Mutter zu schauen und es ansonsten soweit kommen würde, dass etwas passiert (sie macht sich mitten in der Nacht auf den Weg irgendwohin, oder sie lässt die Herdplatten an etc.), bis auch mal die offiziellen Stellen anerkennen, dass diese Frau definitiv nicht alleine leben kann.


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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:08

...bis auch mal die offiziellen Stellen anerkennen, dass diese Frau definitiv nicht alleine leben kann.
Ganz ehrlich?
Darauf würde ich es ankommen lassen. Und das auch der Schwester so sagen.
Den Herd, und alles womit sie sich in Gefahr bringen kann, würde ich inaktiv schalten. Sicherung für den E-Herd abschalten, Gas abschalten, ....

Und wenn deine Mutter mitten in der Nacht herumirrt, und sie aufgegriffen wird, dann soll sich deine Schwester dafür verantwortlich fühlen.

Du bist jetzt psychisch am Ende. Punkt!
Es ist höchste Zeit, dass deine Schwester nun in ihre Verantwortung eintritt!

Mache die Wochenende zu DEINER Zeit, und die Woche über hat die Schwester zu sorgen. Und von Mo. - Fr. betrittst du die Wohnung deiner Mutter erst gar nicht mehr.
Dann gibt es keine Schuldzuweisungen, kein "Ach hör mir damit auf.", und kein "du bist eine böse Tochter".

Die Aufgaben sind klar verteilt: Mo - Fr. : jüngere Tochter, Sa/So: ältere Tochter.
Zuletzt geändert von Feenya am Fr., 01.08.2014, 15:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:13

Feenya hat geschrieben: Warum kommst NATÜRLICH nur du in Frage?
Wer gibt dir SCHULD?
Deine Mutter? - Man muss nicht immer auf das hören, was alterssture Menschen manipulativ von sich geben.
Du? - Dann mache dich aber schnell von dieser "Natürlichkeit" und "Schuld" frei. Es ist nicht dein Schuh; er passt dir ja gar nicht.
Warum denkst DU, dass NATÜRLICH nur du in Frage kommst und du die SCHULD am med. Zwischenfall hast.
Verabschiede dich davon, dass es deine Schuld ist, und NATÜRLICH kommst NICHT du in Frage.
Ich komme NATÜRLICH deshalb in Frage, weil ich krankheitsbedingt nicht arbeiten kann und aus der Perspektive meiner Mutter daher nichts zu tun habe. Meine Schwester arbeitet Vollzeit und wenn sie mal nicht arbeitet, geht es ihr nicht gut, also darf man sie doch gar nicht belasten...
Mutter gibt mir die Schuld, weil ich mich nicht an ihre Regeln halte. Damit hat sie schon manipuliert, seit ich denken kann. (Als ich von zu Hause ausgezogen bin, hat sie mir gedroht, wenn mein Vater stürbe sei es meine Schuld - das ist nun über 30 Jahre her.) Diese Muster sind so festgefressen in mir, dass Vernunft da nur ein zartes Stimmchen ist und schnell überhört wird. Ich weiß, was ich für meine Mutter tue und dass das was sie sagt Blödsinn ist, dennoch verfehlen die Worte nicht ihre verletzende und schuldstiftende Wirkung.


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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:16

Ich komme NATÜRLICH deshalb in Frage, weil ich krankheitsbedingt nicht arbeiten kann und aus der Perspektive meiner Mutter daher nichts zu tun habe.
Ja, aus der Perspektive deiner Mutter.
Aber aus deiner Perspektive doch nicht.

Nicht umsonst bist du krank. Und kranke Menschen, die auf Krankenschein zuhause sind, können auch nicht "in der Altenpflege arbeiten."
... dennoch verfehlen die Worte nicht ihre verletzende und schuldstiftende Wirkung.
Wenn du dich von Mo. bis Fr. von deiner Mutter fernhältst, dann kann sie nichts Verletzendes und Schuldzuweisendes an dich richten.
Zuletzt geändert von Feenya am Fr., 01.08.2014, 15:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:17

Feenya hat geschrieben:
...bis auch mal die offiziellen Stellen anerkennen, dass diese Frau definitiv nicht alleine leben kann.
Ganz ehrlich?
Darauf würde ich es ankommen lassen. Und das auch der Schwester so sagen.
Den Herd, und alles womit sie sich in Gefahr bringen kann, würde ich inaktiv schalten. Sicherung für den E-Herd abschalten, Gas abschalten, ....

Und wenn deine Mutter mitten in der Nacht herumirrt, und sie aufgegriffen wird, dann soll sich deine Schwester dafür verantwortlich fühlen.

Du bist jetzt psychisch am Ende. Punkt!
Es ist höchste Zeit, dass deine Schwester nun in ihre Verantwortung eintritt!

Mache die Wochenende zu DEINER Zeit, und die Woche über hat die Schwester zu sorgen. Und von Mo. - Fr. betrittst du die Wohnung deiner Mutter erst gar nicht mehr.
Dann gibt es keine Schuldzuweisungen, kein "Aber geh!", und kein "du bist eine böse Tochter".

Die Aufgaben sind klar verteilt: Mo - Fr. : jüngere Tochter, Sa/So: ältere Tochter.
Toller Vorschlag. Damit könnte ich leben Meine Schwester eher nicht. Sie hat mich vorhin angerufen. Nachdem ich gestern die Fronten geklärt habe und sie mir die unsäglichen Vorwürfe gemacht hatte, macht sie jetzt Terror bei meiner Schwester, weil sie sich nicht mehr traut hier anzurufen. Die fallen aus allen Wolken und wissen nicht, was sie jetzt machen sollen. Ich fühle mich komisch unruhig, als müsste ich mich jetzt kümmern. Aber ich weiß, das muss ich aushalten, sonst habe ich verloren. Mal sehen wie es jetzt weiter geht. Das WE steht bevor und meine Schwester und Familie sind schon in Chill-Stimmung.

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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:21

Feenya hat geschrieben:
Ich komme NATÜRLICH deshalb in Frage, weil ich krankheitsbedingt nicht arbeiten kann und aus der Perspektive meiner Mutter daher nichts zu tun habe.
Ja, aus der Perspektive deiner Mutter.
Aber aus deiner Perspektive doch nicht.

Nicht umsonst bist du krank. Und kranke Menschen, die auf Krankenschein zuhause sind, können auch nicht "in der Altenpflege arbeiten."
Genau das war ja heute meine Erleuchtung - mir war nicht bewußt, dass ich mich durch die Augen meiner Mutter sehe und bewerte. Warum das so ist, liegt wohl in meiner Kind- und Jugendzeit.

Ich bin nicht auf Krankenschein zu Hause. Ich bin durch eine Erkrankung nicht vermittlungsfähig - ist ein Zustand der mittlerweile fast zehn Jahre dauert. Ich bin nur eingeschränkt einsetzbar und sobald ein AG etwas von einer Enschränkung hört (was ich ja sagen muss, weil es offensichtlich ist) war's das auch gewesen.


Feenya
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:23

Ich habe meinen Beitrag oben noch ein wenig ergänzt.
Toller Vorschlag. Damit könnte ich leben Meine Schwester eher nicht.
Tja, dann muss deine Schwester jetzt damit leben lernen.

Dir ist die Pflege deiner Mutter zu stark geworden und du bist darüber krank geworden (wie du im erste Beitrag schreibst.) Deine Psyche und dein Körper brauchen unbedingt Entlastung!

Wenn deine Schwester Vollzeit arbeitet, und sie keine Zeit hat ihre Mutter zu pflegen, dann soll sie dafür sorgen, dass von Mo. - Fr. ein Pflegedienst bei deiner Mutter vorbeikommt.
IHR Part! Und nicht der deine!

Jetzt bist du einmal dran zu chillen.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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