'Aspi', Assi oder einfach nur daneben?

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Cythrawl
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"Aspi", Assi oder einfach nur daneben?

Beitrag Mo., 26.03.2012, 19:09

Liebe Forumsgemeinde,
erst mal ein Hallo in die Runde (erster Beitrag und so).

Wo fang ich am besten an? Ich habe zahlreiche Probleme, besonders im sozialen Bereich, die ich trotz intensivster Internet-Studie nicht einordnen kann.
Ein Kumpel von mir wurde zwar, bei ähnlichen Symptomen mit manischer Depression diagnostiziert, und einige davon treffen auch auf die "Modekrankheit" Asperger zu, aber ich schließe für mich beide aus; alleine schon deswegen weil ich auch Verhaltensmuster aufzeige die beiden Erkrankungen wiedersprechen.
Keine Ahnung ob ich einfach nur schräg drauf bin, oder ob hinter einigen der "Eigenarten" doch eine psychische Erkrankung steckt.
Ich denke mal, am besten arbeite ich mal mein Post-It ab... Dinge die mich einfach im täglichen Leben, mehr oder weniger behindern
  • Begrüßung: Für viele Menschen ist es normal, dem Gegenüber die Hand zu reichen, ich kann das nur bei engen Vertrauten.
  • Lob / Kritik: Immer ein schweres Thema. Kritik annehmen fällt mir schon schwer, in den meisten Fällen kannich sie jedoch entkräften. Bei Lob sieht die Sache anders aus. Da steh ich meistens da und weiß nicht was ich sagen soll. Für mich ist es normal mein Bestes zu geben. Lob ist mir da richtig unangenehm, und bei Floskeln um das Lob herabzuspielen habe ich erst Recht Problemen.
  • Floskeln: Viele Menschen benutze sie gerne. "Kein Problem", "Wie gehts" etc. sind schnell mal gesagt. Bei mir sieht es anders aus. Ich habe ernsthaft das Gefühl als würde sich mein Körper dagegen wehren so etwas zu sagen. Ich habe zeitweise, bei einem einfachen "wie gehts" das erwartet wird, das Gefühl als würde sich mir der Hals zuschnüren. Bei Gesprächen über Nichtigkeiten (Sport, Autos, alltäglicher Smalltalk zwischen Kollegen eben.) steige ich schnell aus, weil alleine dem Gespräch zu folgen mir zeitweise Kopfschmerzen bereitet.
  • Ich bin extrem Geräuschempfindlich. Nicht nur Lärm, sondern auch störenende Geräusche bringen mich oft dazu, dass ich mich richtig konzentrieren muss um keinen Wutausbruch zu bekommen. Anderer Seits liebe ich laute
  • Musik: Das ist ein Medium in welches ich mich komplett hineinversetzen kann. Da vergesse ich alles um mich herum. Klar, das haben viele Leute, aber wie viele sagen ihrem Gegenüber mitten im Gespräch er soll ruhig sein, weil man das Lied hören will, oder achten beim Sex mehr auf die Hintergrundmusik als auf die Handlung.
  • Ein vielleicht nicht ganz unwichtiger Punkt hier ist, dass meine Mutter mir unlängst offenbarte, dass sie, als ich ein Kind war, bereits dachte ich hätte autistische Züge. Ich wollte so gut wie nie körperliche Nähe und habe die meiste Zeit alleine gespielt.
  • Teamwork / Hilfe: Ich mache Dinge nach wie vor lieber alleine. Bevor ich mir die Zeit nehme, jemandem eine Tätigkeit zu erklären, mache ich es lieber selbst. Andersrum genauso. Bevor ich nach Hilft frage versuche ich erst mich selbst in die Materie einzuarbeiten. Hilfe von Dritten ist der letzte Weg. Es gibt nur ein oder zwei Personen, denen ich blind vertraue, die ich auch wegen Kleinigkeiten frage.
  • Direktheit / Emotionen / Empathie: Im private Bereich eher eine Seltenheit, erwarte ich im beruflichen genau die gleiche „Perfektion“ von meinen Kollegen, wie von mir selbst. Da kann ich auch schon mal ordentlich ungehalten werden. In den seltensten Fällen fühle ich mich danach im Unrecht, auch wenn der Ausbruch noch so heftig war. Das Gefühl dem Gegenüber unrecht getan zu haben, kenne ich so gut wie nicht.
    Auf meinem Tonfall werden die Leute auch oft nicht schlau. Drum ist mir schriftliche Kommunikation, wo möglich, meist auch lieber.
    Im Privaten äußert sich das so, dass ich bei eigentlich keinem Thema, und sei’s noch so tragisch (Tod eines Verwandten, etc.) wirklich mitfühlen kann. Es ist mir einfach egal…
  • Interessen: Selten vielschichtig, meist, phasenweise, auf ein Gebiet spezialisiert. Sei’s nun exzessives Lego-Bauen als Kind, damit einhergehend später Architektur und daraus resultierend Zeichnen im allgemeinen, Excel-Formeln, VBA-Programmierung. Immer der Hang zur Perfektion. Ausbildung zum Chemiker ohne Schwierigkeiten; hatte für mich einfach eine tiefere Logik und ging ohne Lernen dahin.
  • Menschenmengen: Die hasse ich wie die Pest, so absurd es bei einem Liebhaber von Konzerten und Festivals auch klingen mag. Eventuell spielt Alkohol da eine Rolle. In Menschenmengen, sei‘s in der U-Bahn oder in Einkaufszentren etc. fühl ich mich unwohl und bekomm auch schnell Aggressionen.
...mir gehen die Zeichen aus....

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Cythrawl
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Beitrag Mo., 26.03.2012, 19:11

  • Telefonieren: Oder im allgemeinen Sprechen / angesprochen werden ohne Blickkontakt, stellt ebenfalls ein Problem dar. Ich versteh nur die Hälfte gleich, beim Rest hinkt das Gehirn hinten nach. Meist hab ich es schon verstanden bevor ein „Hä?“ über die Lippen ist.
  • Blickkontakt: Halte ich nicht mal bei meiner Freundin länger stand. Das hat aber nix mit Selbstbewusstsein zu tun, davon hab ich genug, aber ich fühle mich einfach unbehaglich.
  • Bis heute bin ich die meiste Zeit allein, weil mir Kontakt zu anderen, sagen wir mal, zu anstrengend ist.
Auf der anderen Seite bin ich eben doch ein Mensch der von sich behauptet mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Entgegen Allem oben geschildertem lerne ich gerne neue Menschen kennen, genieße es, wenn ich aus mir heraus gehen kann und bin trotzdem (oder gerade deswegen) immer offen anderen gegenüber.

Eigene Erfahrungen in die Richtung?

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Elfchen
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Beitrag Mo., 26.03.2012, 19:56

hallo du!

das tönt alles ziemlich ähnlich wie bei meinem sohn, 20 jahre alt.
er hat die diagnose asperger. am meisten leidet er unter geräuschen oder bestimmten wörtern. dann bekommt er fast krämpfe. essen mit ihm am tisch ist fast unmöglich.
ansonsten hat er sich selber einfach so angenommen, wie er ist, und wir lieben ihn so.

manchmal bin ich etwas wehmütig, weil er sich so ungerne berühren liess, als kind schon. auch leide ich glaub mehr darunter, dass er kaum menschen braucht. die akzeptanz ist aber in meinen augen das allerwichtigste.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Hamna
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Beitrag Mo., 26.03.2012, 19:57

Hallo Cythrawl,

bist du denn der Meinung, dass das eine behandlungsbedürftige Störung ist? Also, ich kann mich in den meisten deiner Beschreibungen wiederfinden, habe das aber noch nie als problematisch oder gar behandlungswürdig empfunden.

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Lilly111
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Beitrag Mo., 26.03.2012, 21:10

Cythrawl hat geschrieben:Eigene Erfahrungen in die Richtung?
Ja. Nur mit dem Unterschied, dass ich nichts Problematisches darin sehe.
Was hilft es dir, wenn du dir selbst eine ganze Reihe von vermeintlichen Diagnosen auf die Stirn klebst und dir immer wieder vor Augen führst (ok, in dem Fall nur, wenn du in den Spiegel schaust ) wie problembehaftet du doch bist?

Was wäre denn dein nächster Schritt? Willst du dich "umprogrammieren" lassen? Hin zu einem perfekten Menschen ohne Ecken und Kanten? Würdest du dich selbst dann besser annehmen können? Das "schräg" drauf sein scheint für dich ja ein Problem zu sein.

Lilly
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Cythrawl
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 04:08

Lilly111 hat geschrieben:Würdest du dich selbst dann besser annehmen können? Das "schräg" drauf sein scheint für dich ja ein Problem zu sein.
Ein echtes Problem stellt es für mich nicht dar, im zwischenmenschnlichen Bereich wird's aber manchmal doch schon etwas kompliziert.
Mit dem "sich selber annehmen" hab ich auch keine Schwierigkeiten, im Gegenteil, ich würde mich eher als sehr selbstbewusst bezeichnen.

Was mich bei dem Thema treibt ist schlichtweg Neugier und das ich gerne wüsste woher all diese Eigenarten stammen.

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Lilly111
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 08:55

Gut. Dann nehme ich den Ball mal an.

Empfindest du dich selbst als (zu) kompliziert oder haben andere das Problem mit deiner vermeintlichen Kompliziertheit? Wenn's die Anderen sind, kann es dir egal sein. Es sei denn, es ist jemand, den du sehr schätzt. Dann könnte man vllt. über bestimmte Konzessionen nachdenken.

Warum ist der Mensch wie er ist? Die Frage kann man versuchen philosophisch zu beantworten oder man kann versuchen, so wie du es scheinbar tust, für jede Eigenschaft bzw. Persönlichkeitsmerkmal eine Entsprechung in der Kindheit oder Erziehung zu suchen. Sozusagen auf "Fehlersuche" zu gehen. Weil du VBA-Programmierung erwähnt hast - das Programm umschreiben, damit es absturzsicherer läuft und kompatibel (-ler) zu anderen Programmen ist?

So als "Gesamtpaket" dürfte die Ursachenforschung wohl eher schwierig sein bzw. sehr allgemein bleiben. Vielleicht magst du über einzelne Punkte deiner Liste detaillierter reden?

Grundsätzlich schon ein interessantes Thema. Du denkst offenbar darüber nach: Warum bin ich, wie ich bin? Ich denke öfter mal darüber nach: Warum fühle ich, wie ich fühle? Aber diese Frage beantworten zu wollen, ist wohl noch unmöglicher.

Lilly
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Cythrawl
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 10:39

Lilly111 hat geschrieben:Empfindest du dich selbst als (zu) kompliziert oder haben andere das Problem mit deiner vermeintlichen Kompliziertheit?
Sowohl als auch. Klar stört es mich, dass ich bei gewissen Gesprächsthemen, oder Leuten die nicht zur Sache komme, grundlos Aggressionen bekomme, die unterdrücken muss und wenns länger dauert auch schon mal Kopfschmerzen davon bekomm.
Und ja, es stört mich auch, dass ich schwer mit Menschen ins Gespräch komm weil mir eben der initiale Small-Talk widerstrebt.
Es sei denn, es ist jemand, den du sehr schätzt.
Meine Holde. Sie leidet manchmal drunter, dass ich viel Zeit alleine brauche und vor einer anstehenden gemeinsamen Wohnung hab ich echt Panik. Bei Dingen die sie beschäftigen kann ich auch nicht unbedingt mitfühlen.
Warum ist der Mensch wie er ist? (...) Sozusagen auf "Fehlersuche" zu gehen. (...) Warum bin ich, wie ich bin? (...) Warum fühle ich, wie ich fühle?
Würde ich nicht so unmöglich sehen wie du. Alles was wir tun ist biologisch/biochemisch induziert, somit kann man auch nach dem Grund suchen. Vielleicht kann man das auch schon wieder als krankhaft analytisch bezeichnen

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Lilly111
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 11:28

Cythrawl hat geschrieben:Sowohl als auch. Klar stört es mich, dass ich bei gewissen Gesprächsthemen, oder Leuten die nicht zur Sache komme, grundlos Aggressionen bekomme, die unterdrücken muss und wenns länger dauert auch schon mal Kopfschmerzen davon bekomm.
Ich versuche an der Stelle aus der Konversation auszusteigen. Warum sollte man sich etwas antun, was einem offensichtlich nicht gut tut? Als so grundlos empfinde ich die Aggressionen in dem Fall nicht. Solche Leute, die eine halbe Stunde brauchen, um zu erklären, dass die Erde möglicherweise doch keine Scheibe sein könnte, stehlen mir meine Zeit. Die ist endlich. Also warum verschwenden?
Cythrawl hat geschrieben:Und ja, es stört mich auch, dass ich schwer mit Menschen ins Gespräch komm weil mir eben der initiale Small-Talk widerstrebt.
Die Aussage unterstellt, dass ein Gespräch immer mit einem initalen Small-Talk beginnt. Ist das so? Ich erlebe öfter Situationen, in denen man in Nullkommanichts bei durchaus tiefgründigen Gesprächen angekommen ist. Allerdings, zugegeben, in einer besonderen Gesprächskonstellation. Also mit Fremden, die man aller Voraussicht nach niemals wiedersieht. Da wird es manchmal sehr schnell sehr privat.
Cythrawl hat geschrieben:Meine Holde. Sie leidet manchmal drunter, dass ich viel Zeit alleine brauche und vor einer anstehenden gemeinsamen Wohnung hab ich echt Panik. Bei Dingen die sie beschäftigen kann ich auch nicht unbedingt mitfühlen.
Das sind zwei Baustellen.
Das bei euch offenbar unterschiedliche Bedürfnis nach gemeinsam und allein verbrachter Zeit gehört wohl zu den vielen Kompromissen, die man in einer Partnerschaft schließen muss. Möglichst ohne Leiden. Vielleicht könnt ihr euch mit der gemeinsamen Wohnung langsam rantasten. Mal sozusagen auf Probe bei dem anderen einziehen, wissend, dass es ein Zurück gibt, wenn's gar nicht geht. Weißt du denn für dich, was genau diese Panik auslöst? Das kann ja ganz viele Ursachen haben.
Das nicht-mitfühlen-können ist, hm, schwierig. Vllt. liegst an der (fehlenden?) Wellenlänge? Vllt. könnt ihr noch mehr aufeinander zugehen. Dem anderen Einblicke ins eigene Seelenleben gewähren, bei gleichzeitigem Interesse für die Abgründe des anderen.
Cythrawl hat geschrieben:Würde ich nicht so unmöglich sehen wie du. Alles was wir tun ist biologisch/biochemisch induziert, somit kann man auch nach dem Grund suchen. Vielleicht kann man das auch schon wieder als krankhaft analytisch bezeichnen
Ähm..., ehrliche Antwort? Ja! Könnte man.
Weil, bitte, wie soll das in der Praxis aussehen? Lass ich ein CT machen, wenn ich gerade Gefühl xy habe und der Doc möchte dann bitteschön mal nachschauen, welche Synapsen rot blinken? Und selbst wenn, was ist mir damit geholfen? Oder vllt. tut es auch das große Blutbild? Wenn Zink zu Eisen im selben Verhältnis stehen, wie der Mond zur Erde und die Wurzel aus der Anzahl der roten Blutkörperchen größer ist als Sinus minus Quadrat von Wasser, dann..., ja was dann? Bin ich verliebt? Oder traurig? Und wenn man genau diese Konstellation "nachbauen" kann, ist man immer wieder in genau dergleichen Gemütsverfassung? Das ist zu einfach. Zum Glück zu einfach.

Es ist schon so, wie ich oben geschrieben habe, dass ich manchmal verstehen möchte, warum ich etwas empfinde wie ich es empfinde. Es würde wohl manches leichter machen und möglicherweise zukünftige Irrtümer vermeiden helfen. Aber andererseits ist es für mich auch immer wie ein Wunder der Natur. Eines, wenn man es dann bis ins letzte Detail erforschen würde, seinen Zauber verlieren würde.

Lilly
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 14:10

Meiner ganz persönlichen Laienmeinung nach gibt es, salopp zusammengefasst, diverse Abstufungen, bei Bedarf bitte korrigieren:
Introvention - schizoid - Asperger - autismus - manchmal noch gepaart mit mehr oder weniger stark ausgeprägten AD(H)S

Ich glaube, es gibt hier kein Entweder/Oder, nur ein Kontinuum, und je nachdem und je nach persönlichen Belieben kann man sich etikettieren (lassen).
Beschäftigte mich selbst gerade mal wieder mit dem Thema, weil ich keinen Unterschied zwischen den „gängigen“ Asperger-Symptomen und mir erkenne. Auch nicht hier in deiner Schilderung, um genau zu sein, finde ich es vergleichsweise harmlos zu meinem „früheren“ Ich. Nur mit einem Unterschied: Ich mag und schätze Soziales. Mittlerweile. Das war nicht immer so, ich musste es teilweise extrem mühsam lernen (erst ab 28!) und ich werde mich immer ein wenig abseits wie ein Alien ("einfach anders") fühlen und fremd in diesem Leben, auch wenn ich es mittlerweile gut verbergen kann. Zumindest eine Zeitlang.

Ich bin überzeugt, dass ein Großteil solcher Verhaltensmuster antrainiert ist, und dass man, wenn man will oder muss, EINIGES dazu beitragen kann, damit es sich bessert. Wenn man will. Ich behaupte nicht, dass man damit ALLE Probleme aus der Welt schaffen kann, aber doch so Einiges. Wenn die werten Herrn und Frau ASPIS mal von ihren arroganten, hohen Ross runterkommen würden, so könnten sie schon einiges zu ihrer sozialen Integration beitragen...
Das soll keine Beleidigung sein, und es schließt mich selbst mit ein.

Beispiel:
Der so verhasste Smalltalk, welcher immer als einer der ersten Indizien genannt wird, und angeblich eine GABE/TALENT sei, dass man entweder hat oder nicht. Blödsinn, behaupte ich. Man kann Smalltalk lernen. Das geht natürlich nicht, wenn man a) es nicht lernen möchte weil man es für ach so nichtig hält, b) soziales Erfahrungen vermeidet c) man ein überheblicher Misanthrop ist.
Als ich 23 war, bekam ich Panikanfälle in Kaufhäusern, wenn eine Kassiererin nur freundlich "Guten Tag" sagte, weil es eine gelogene Floskel war, weil man von mir entsprechende Re-Floskel erwartete. Mit 28 erst fand ich ein Umfeld (an der Uni unter weltoffenen, intelligenten, toleranten Naturwissenschaftlern!) , welches meiner entsprach, und siehe da, es hat zwar gedauert, aber ich LERNTE Smalltalk. Dazu musste aber das richtige Umfeld her und ich von meinem hohen Ross runter steigen, denn…
Bei Gesprächen über Nichtigkeiten (Sport, Autos, alltäglicher Smalltalk zwischen Kollegen eben.) steige ich schnell aus, weil alleine dem Gespräch zu folgen mir zeitweise Kopfschmerzen bereitet
… guckst du hier. Mit welchem Recht steht es dir zu, so etwas als NICHTIG zu verurteilen? Und das auch noch unter Generallverdacht(=Vorurteile). Für andere Menschen kann es sehr wohl sehr wichtig sein, z.B. dem Millionenschweren Autoverkäufer, dem Angestellten im Autowerk, dessen Existenz auf dem Spiel steht, oder dem Profi-Sportler, oder dem Wettbürobesitzer usw. Und außerdem erfüllt Smalltalk eine sehr wichtige Funktion.

Wenn ich nun aber all das für mich selbst als absolut NEGATIV werte, und mir zu fein dafür vorkomme, als was besseres, na klar bekomme ich da Kopfschmerzen oder schieb einen Hals, wenn ich ständig zu Themen gezwungen werde, die ich für „unter meiner Würde“ halte, weil nichtig und oberflächlich.

Erstens, es kommt – wie immer! - auf das Gleichgewicht an. Auch heute noch, jetzt, da ich Smalltalk beherrsche, kann ich mit Menschen, die NUR Smalltalk betreiben, NUR oberflächlich sind, nichts anfangen. Aber liegt das am Smalltalk per se? Nein. Sondern nur, WIE und WIE OFT er verwendet wird.
Zweitens, es kommt darauf an MIT WEM man Smalltalk betreibt. Beispielsweise wenn man verliebt ist oder in einer Beziehung steckt, da liebt man auch die NICHTIGKEITEN am/mit den anderen. Nennt sich dann ALLTAG. Umgekehrt hingegen, wenn mir jemand unsympathisch ist, wird mir dessen Nähe IMMER „Kopfschmerzen und Unwohlsein“ bereiten, egal wie tiefsinnig die Diskussion sein mag…

So, ist das jetzt so schwer? Unlogisch? Oder emotional? Nein, es ist mE ziemlich logisch. Unverständlich ist für mich hingegen mittlerweile, wieso so viele angeblich logisch-fixierten Menschen dieser simplen Logik nicht folgen können?! Es ist nicht schwer zu verstehen, dass es nicht DEN „bösen, nichtigen, oberflächlichen Smalltalk“ per se gibt, sondern nur eine Frage wer es wann wo wie und wie oft anwendet. Warum wird das sooft übersehen? Weil einer dem anderen ohne zu hinterfragen nachplappert (Aspis = können kein Smalltalk), was aber viel wichtiger ist: sie WOLLEN kein Smalltalk. Könnten sie, wenn sie wollten? Hmmm?

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Lilly111
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 15:31

@Gothika

Interessanter Beitrag, Danke.
Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass es als krank angesehen wird, wenn jemand keinen Small-Talk mag oder kann.
Bei Gesprächen über Nichtigkeiten (Sport, Autos, alltäglicher Smalltalk zwischen Kollegen eben.) steige ich schnell aus, weil alleine dem Gespräch zu folgen mir zeitweise Kopfschmerzen bereitet
… guckst du hier. Mit welchem Recht steht es dir zu, so etwas als NICHTIG zu verurteilen?
Die Aufregung verstehe ich nun allerdings nicht. Wenn es für Cythrawl Nichtigkeiten sind, sagt er doch damit nicht, dass es für die Kollegen unwichtig ist. Es ist für ihn unwichtig und deshalb bereiten ihm solche Gespräche Kopfschmerzen. Was ich zum Teil durchaus nachvollziehen kann. Wenn mir eine Freundin am Telefon gefühlt stundenlang die neuesten Aldiangebote vorbetet, fange ich auch an mir die Fingernägel zu feilen oder mich sonstwie sinnvoll nebenbei zu beschäftigen. Diese Gespräche allein sind schlicht unerträglich, so wichtig sie für meine Freundin auch sein mögen.

Aber wie du schon schreibst, auf das richtige Gleichgewicht kommt es an.

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Beitrag Mi., 28.03.2012, 16:22

... weil ich in dem zitierten Wortlaut eindeutig eine Wertung zu entdecken glaube. Es ist meines Erachtens ein Unterschied, ob man ein Gesprächsthema als "langweilig" bezeichnet und nur mit halben Ohr zuhört, oder ob man etwas als NICHTIG bezeichnet. Für mich birgt allein dieses Wort eine abwertende Färbung.

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Cythrawl
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Beitrag Do., 29.03.2012, 07:40

Lilly111 hat geschrieben:Allerdings, zugegeben, in einer besonderen Gesprächskonstellation. Also mit Fremden, die man aller Voraussicht nach niemals wiedersieht.

Damit hab ich auch kein Problem, wenn's ein interessantes Thema ist. Ist aber eben nicht die Regel.
Weißt du denn für dich, was genau diese Panik auslöst?
Mich nicht so zurückziehen zu können, wie ich es vielleicht brauche.
Das nicht-mitfühlen-können ist, hm, schwierig. Vllt. liegst an der (fehlenden?) Wellenlänge?
Nein, das ist es nicht. Hab bisher keine kennen gelernt die besser zu mir passen würde. Ist einfach ein generelles Problem, egal bei wem. Da geht's nicht nur um Empathie sondern auch um die eigene Gefühlswelt. Richtige Freude, Trauer etc. hab ich schon ewig nicht mehr empfunden, bzw. nicht so intensiv wie es anscheinend andere tun.
Gothika hat geschrieben:Meiner ganz persönlichen Laienmeinung nach gibt es, salopp zusammengefasst, diverse Abstufungen,
Da stimme ich komplett zu, ist aber auch die Meinung einiger Spezialisten
Mit welchem Recht steht es dir zu, so etwas als NICHTIG zu verurteilen? Und das auch noch unter Generallverdacht(=Vorurteile)
weil ich in dem zitierten Wortlaut eindeutig eine Wertung zu entdecken glaube.
Meine eigene Meinung wird mir ja noch vergönnt sein oder? Und wo bitte siehst du in meiner Aussage Vorurteile?
Für andere Menschen kann es sehr wohl sehr wichtig sein, z.B. dem Millionenschweren Autoverkäufer, dem Angestellten im Autowerk(...)
Für den Klobürsten-Designer mag's wichtig sein ob die Borsten weiß oder blaßblau sind, den Rest der Menschheit interessiert das wohl eher weniger.
Wenn ich nun aber all das für mich selbst als absolut NEGATIV werte, und mir zu fein dafür vorkomme, als was besseres, na klar bekomme ich da Kopfschmerzen oder schieb einen Hals, wenn ich ständig zu Themen gezwungen werde, die ich für „unter meiner Würde“ halte, weil nichtig und oberflächlich.
Bei aller Netiquette, aber da fällt mir nur noch das ein.
Wennst mir schon die Frage stellst, woher ich mir das Recht nehme Dinge als nichtig zu bezeichnen: Woher nimmst du das Selbe mich und andere hier als überheblich darzustellen? Woraus schließt du das?

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Beitrag Mo., 02.04.2012, 02:04

Zu den Fragen an mich: Ich habe das schon weiter ober erklärt, schlichtweg weil ich ganz persönlich mE (= meines Erachtens) ist dem Wort "NICHTIG" etwas Abwertendes lese. Dies mag ein Trugschluss sein, aber leider wurde nicht wirklich darauf eingangen.

Wenn DU, - ganz speziell DU! - Wörter wie "nichtig" verwendest, meinst du damit wertfrei belanglos und uninteressant, ohne weitere Färbung und HIntergedanken, eben wertfrei? Ja oder Nein?

Ich kriege auch oft Kopfschmerzen oder die sog. Krätze bei gewissen Themen. Aber nur, wenn sie mich ärgern oder ich sie für unter meinem Niveau erachte, niemals, wenn sie "nur" langweilig/uninteressant sind, denn dann wären sie soooo uninteressant, dass sie KEINE Reaktion (außer Langeweile) in mir auslösen. Und genau deshalb - , sprich: gängige Verkehrsauffassung plus eigene Erfahrung - gehe ich stark davon aus, dass in diesem Kontext "nichtig" abwertend gemeint ist. Die jetzige Antwort plus (virtuellen) Tonfall lassen mich zumindest nicht das Gegenteil vermuten, ganz und gar nicht, es bestätigt mich eher in meiner These...

Letzendlich ist es uninteressant. So oder so, du hältst dich für was Besseres und für Besonderes, und bist hier im Forum auf der Suche nach einer Projektionsfläche, welche ich dir hiermit, gönnerhaft wie ich bin, anbiete. Mit diesem aufgesetzten ÜBER-betonten Selbstbewusstsein schützt du dich vor dessen Schattenseiten, nämlich dem Mangel an genau desselben. Sorry, es ist wie es ist: ein leichtes Verständnis chemischer und logischer Zusammenhänge täuscht nicht über den Mangel im sozialen Bereich ("EQ") hinweg. Die Diagnose "ASPIE" wäre ideal, um sich das schön zu reden, aber was nicht ist, das ist nicht. Ich bin mir ganz, ganz sicher: wenn du wolltest oder dich ein Thema oder eine Person interessiert, bist sogar du zu Smalltalk fähig, und ... - mich ganz weit aus dem Fenster lehnend - ... wer sozial genug ist um eine Freundin und Sex zu haben, der ist noch nicht Aspie genug.

Mit einem Schmunzeln, nicht böse gemeint. Touché.

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Beitrag Mo., 02.04.2012, 14:40

Gothika hat geschrieben:(...) eben wertfrei? Ja oder Nein?
Eben nicht wertfrei, drum ja auch "meine Meinung". Wenn ich eine Meinung zu einem Thema oder einer Sache habe, dann schließt das, für mich, eine Wertung mit ein.
Letzendlich ist es uninteressant. So oder so, du hältst dich für was Besseres und für Besonderes, und bist hier im Forum auf der Suche nach einer Projektionsfläche, welche ich dir hiermit, gönnerhaft wie ich bin, anbiete. Mit diesem aufgesetzten ÜBER-betonten Selbstbewusstsein schützt du dich vor dessen Schattenseiten, nämlich dem Mangel an genau desselben.
(...)Die Diagnose "ASPIE" wäre ideal, um sich das schön zu reden, aber was nicht ist, das ist nicht.(...)wer sozial genug ist um eine Freundin und Sex zu haben, der ist noch nicht Aspie genug.
Du denkst auch du hast die Weisheit mit Löffeln g'fressn und bist am Weg zur Omnipotenz, oder?
Und nochmal, du kritisierst mich, weil ich Dinge für mich bewerte, nimmst dir aber selbst das Recht raus, so zu tun als würdest mich nach ein paar Posts in einem Forum kennen und könntest eine Wertung über meine Person abgeben Bild
Wärst du in der Lage sinnerfassen zu lesen, dann wäre dir auch aufgefallen, dass ich gleich im Anfangspost die Diagnose Asperger für mich ausgeschlossen habe
Ich bin auch nicht im Forum um meinen unglaublichen Drang nach Selbstdarstellung zu befriedigen, sondern um, wie ich ebenfalls bereits schrieb, mit anderen Usern auszutauschen die eventuell die gleichen Problemnchen haben wie ich.

Stattdessen kann ich mich jetzt mit jemandem herumschlagen, der das Forum anscheinend wirklich als Projektionsfläche nutzt und sich bei der Zurschaustellung seiner unglaublichen Menschenkenntnis Selbstbestätigung holt. Bild

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