Therapeut und Klient

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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fragestellend
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Therapeut und Klient

Beitrag Sa., 31.12.2011, 08:40

Hab eine allgemeine frage...

Wielange hat es bei euch gebraucht bis ihr eure Beziehung zum Therapeuten als gut und Vertraut gesehen habt?
Was war mit den Eindrücken vom Erstgespräch? Habt ihr euch da wirklich ein Bild machen können? Hat sich es Bestättigt oder eher nicht?
-also ich glaub ja das man beim Ersten gespräch wirklich nur die Symphatie/Antiphatie frage klären kann aber mehr?!? Hm.. weis nicht. Oder vielleicht kann man auch nie mehr zum Therapeuten sagen?
Wie ist das bei euch...

Lg

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Emi2010
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 08:56

Ich fand meine Therapeutin von Anfang an sehr sympatisch und einfühlsam. Richtig vertrauen kann ich nach fast 6 Jahren Therapie fast immer noch nicht,aber das liegt nicht an ihr sondern einfach an meiner Störung/Vergangenheit. Ich denke das man schon relativ schnell spührt,ob das funktionieren kann.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 09:27

Fragestellend: Aus welcher Perspektive fragst du denn? Bist du ganz am Anfang (habe deine anderen Fragen jetzt nicht parat)? Oder läuft es bei dir schon länger? Ich komme mir etwas dumm vor, wenn ich antworte und du vielleicht viel mehr Erfahrung hast als ich Andererseits: Vielleicht freust du dich ja über alle Antworten?

Ich mache jetzt seit knapp drei Monaten eine Therapie. Am Anfang habe ich gar nicht bewusst darüber nachgedacht: "sympathisch oder nicht?". Vermutlich hätte sich irgendwas in mir gemeldet, wenn ich ihn nicht sympathisch gefunden hätte. Aber mehr war nicht. Und dann, nach ca. einem Monat, ging ES los. Es war, als hätte jemand einen Knopf gedrückt oder als hätten wir einen anderen 'Raum' betreten. Das hört sich furchtbar kitschig an, aber ich empfand das fast irgendwie als magisch. Obwohl das noch gar nicht so lange her ist, gelingt es mir nicht zu rekonstruieren, was dieses Magische genau ausgelöst hat.

Ich habe angefangen, die Stunden an mich heranzulassen; sie haben mich berührt. Und damit habe ich natürlich auch den Therapeuten anders wahrgenommen. Es fiel mir plötzlich auf: Hoppla, dies ist eine besondere Beziehung! Wahrscheinlich waren es einfach seine Reaktionen, die irgendwie anders waren als das, was ich vorher gekannt hatte: keine Phrasen, kein Gefasel, kein "was erzählst du denn da für einen Mist". Ich hab einfach gemerkt, dass das, was ich sage, auch tatsächlich genauso aufgenommen wird, ohne vom Gegenüber durch ein "ist doch bescheuert"-Raster gefegt zu werden. Und wenn man erst mal merkt, dass man verstanden wird (was nicht heißt, dass man toll gefunden wird, sondern einfach nur, dass das, was man erzählt, demjenigen nicht albern oder blöd vorkommt, sondern dass ihm das nicht fremd ist und dass er sich das erklären kann), dann kann man (also: ich) auch vertrauen.

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Engel22
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Beiträge: 167

Beitrag Sa., 31.12.2011, 15:30

hallo fragestellend
das ist ein sehr wichtiges merkmal, wenn nich das wichtigste die beziehung zw. thera und dir
nun ja kommt natürlich auch drauf an was man selber für ein mensch ist wie man in kontakt kommt mit anderen ob man abwartend ist oder forsch. aber im grunde ist es erst mal ein fremder mensch, da dauert es bis man vertrauen aufbaut aber eine grundsympathie sollte schon da sein. im ende sollte man mit seinem thera über alles reden können, damit er einem richtig helfen kann.also ich hatte gleich am anfang eine super beziehung, liegt aber auch daran das meine hausärztin auch meine thera ist und ich schon 3-4 vorher da war wg allgemeinen sachen, trotzdem ist es was anderes dann in therabeziehung zu sein und ich hab auch noch nich über alles geredet,kommt aber auch drauf an wenn was passt zu sagen oder auch eher nicht.
grundlegend könnte ich mir keine bessere thera wünschen und vorstellen =)

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Honig
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Beiträge: 101

Beitrag Sa., 31.12.2011, 17:01

Mir hat die erste Stunde zum Kennenlernen ein paar wichtige Informationen geliefert:
- die Therapeutin urteilt nicht über mich
- sie banalisiert meine Probleme nicht
- sie gibt keine Ratschläge
- sie fragt und äußert das, was sie verstanden hat, und sie klärt solange, bis ich sagen kann, "ja, so meine ich es."
- sie versteht, was ich will (sie konnte mein Therapieziel mit Worten auf den Punkt bringen), und nimmt es absolut ernst
- sie arbeitet FÜR mich

Sicher gibt es noch ein paar mehr Punkte aufzuzählen. Mir fällt es nicht leicht, mich auszudrücken. Deshalb bleibt die Liste unvollständig. Bis jetzt wurde ich in den mehr als 60 Stunden noch nicht enttäuscht. Die Therapie verlief bisher keinesfalls reibungslos. Ich hatte zwischendrin schon große Zweifel, doch die Therapeutin ist beständig. In der ersten Stunde konnte ich nicht alles für mich klären. Aber ich hätte gespürt, wenn die gar nicht mein Fall ist. Verwundert und erleichtert war ich, dass sie sich vorstellen konnte, mit mir zu arbeiten. Sie sagte das am Ende der ersten Stunde und ich durfte ihr meine Entscheidung ein paar Tage später am Telefon mitteilen. Sie wollte in der zweiten Stunde wissen, warum ich mich für sie entschieden habe.

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Emela
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Beitrag So., 01.01.2012, 12:12

hallo,
meine therapeutin hat mir zum erstgespräch die tür geöffnet und war super nett. daraufhin wusste ich, bei ihr möchte ich es probieren. meine motivation war dann erstmal die neugierde, was hier wohl passieren wird.

von vertrauen war da noch garkeine spur. einfach nur sympathie/neugierde und der leidensdruck, der mich zu ihr geführt hatte.
definitiv war die sympathie aber der erste bausteine der "therapeutischen beziehung".

dann irgendwann habe ich gemerkt, dass sie fachlich wirklich gut ist und professionell arbeitet. und so fing ich nach ein paar monaten an, sie für ihre arbeitsweise wertzuschätzen und war glücklich darüber, eine therapeutin gefunden zu haben die weiß was sie tut!

auf dieser grundlage des fachlichen vertrauens konnte ich gut mit ihr arbeiten und mich öffnen.

das reicht mir mittlerweile als "beziehung" zu meiner therapeutin.

eine ganze zeit lang hab ich gedacht, da würde was schief laufen. aber heute denke ich darüber nicht mehr nach..
ich denke es gibt möglicherweise verschiedene arten von vertrauen. und würde das fachliche vertrauen, von einem emotionale vertrauen abgrenzen.
meinen besten freundinnen beispielweise vertraue ich emotional sehr stark. ich weiß, dass ich über alles mit ihnen reden kann,dass sie immer da und immer ehrlich zu mir sind.

bei meiner therapeutin würde ich nichts von alledem annehmen.

liebe grüße

emela

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Mary-Lou
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Beiträge: 597

Beitrag So., 01.01.2012, 16:35

Emela hat geschrieben:dann irgendwann habe ich gemerkt, dass sie fachlich wirklich gut ist und professionell arbeitet. und so fing ich nach ein paar monaten an, sie für ihre arbeitsweise wertzuschätzen und war glücklich darüber, eine therapeutin gefunden zu haben die weiß was sie tut!
das ist für mich auch ein wichtiger Aspekt. Ob es bei meiner Thera so ist, weiß ich nicht, aber ich habe das Gefühl. In dieser Hinsicht habe ich Vertrauen zu ihr. Und das lässt mich bei ihr schonmal wohl- und gut aufgehoben fühlen. Der Rest muss sich bei mir noch entwickeln.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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abendrot79
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Beitrag So., 01.01.2012, 20:06

Ich denke das "wie lange" kann man gar nicht so genau festlegen, denn meiner Meinung nach verändert sich selbst eine vertrauensvolle-therapeutische Beziehung immer wieder mal und es gibt Höhen und Tiefen. Es gibt ja keinen Punkt an dem das Vertrauen "fertig" ist und ab da konstant so bleibt wie es ist.

Bei mir war es so, dass die Sympathie schon da war, noch ehe ich meine Thera damals angerufen habe ... es war ganz komisch, denn ich habe in den gelben Seiten nach Therapeuten gesucht und dann ihren Namen gefunden und sofort gewusst DIE ODER KEINE. Ich habe dann auch nur diese eine Therapeutin angerufen und somit auch nur ein einziges Erstgespräch geführt ... dabei hat sich das erste gute Sympathie-Gefühl bestätigt und bei ihr habe ich dann auch die Therapie begonnen. Ich weiss dass ich da wahrscheinlich eher die Ausnahme bin und einfach Glück hatte, aber ich denke zumindest die Sympathie spürt man einfach. Noch sicherer habe ich mich dann gefühlt, als sie am Ende des Erstgespräches sagte, von ihrer Seite aus würde einer Zusammenarbeit nichts im Wege stehen.

Zum Thema Vertrauen kann ich gar nicht soooooo viel sagen, denn ich hatte bisher erst ca. 10 Sitzungen und da ist noch (fast) alles offen in Richtung Vertrauen .... es gab allerdings mal ein Erlebnis bzw. eine für mich ganz schlimme Stunde, in der ich am Ende gar nichts mehr sagen konnte. Ich war vollkommen blokiert und in mir selber gefangen und habe gedacht, das ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten . Letztendlich hat mich aber genau diese Stunde ein grosses Stück in Sachen Vertrauen weitergebracht, denn genau in dieser Stunde war meine Thera für mich da wie sonst nie zuvor. Sie hat mich und meine Gefühle nicht abgewertet, nicht kritisiert, nicht unter Druck gesetzt, sondern war wie selbstverständlich für mich da und hat mir das Gefühl gegeben, alles fühlen und tun zu dürfen, wonach mir ist. Und nach dieser Stunde wusste ich plötzlich, wie sich "Vertrauen" anfühlt .... und dennoch bin ich der Meinung, dass dieses Vertrauen weiter wachsen muss und längst nicht "fertig" ist. Ich könnte also nie sagen ab wann sich unsere Beziehung "vertraut" anfühlte ...

Je länger die Therapie geht, desto schwieriger und tiefer gehen die Themen und was eben noch "Vertrauen" war, fühlt sich plötzlich nur noch an wie "Sympathie" ... ich denke das Vetrauen bleibt permanent in Veränderung und muss sich ebenfalls weiterentwickeln. So stelle ich mir das zumindest vor .... bei mir stehen demnächst nochmal ein paar harte Themen an bei denen mir jetzt schon übel wird und auf einmal zweifel ich, ob da wirklich schon genug Vertrauen ist
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Mary-Lou
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Beiträge: 597

Beitrag So., 01.01.2012, 21:43

Ich glaube, dass für jeden von uns der Begriff "Vertrauen" etwas anderes bedeutet. Vielleicht solltest du erst einmal darüber nachdenken, welche Art von Vertrauen du benötigst und dir wünschst.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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fragestellend
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Beitrag So., 01.01.2012, 23:45

Danke euch allen für die Antworten

@titus2
Ich bin gaaanz am Anfang. Gerade das Erstgespräch hinter mir.

Sie ist mir symphatisch ja, kommt auch ziehmlich professionell drüber.
Es war aber ein ziehmlich angespanntes Gespräch... (kann aber sein das dies auch von mir aus ging oder mir überhaupt nur so vorkommt.)

Was aber dazu kommt ich habe sie von jemandem Empfohlen bekommen dem ich sehr wohl vertraue, und jetzt weiß ich nicht so ganz ob das mein Gefühl ist oder nur das Vertrauen in die andere Person... Vielleicht macht das aber auch keinen unterschied.

Für mich ist Vertrauen, wenn ich jemandem alles sagen kann.
Wenn ich mir sicher bin, egal was ich getan habe, ich werde nicht verurteilt.
Wenn der andere immer ehrlich ist. Wenn ich mich drauf verlassen kann das derjenige immer hinter mir steht egal was passiert.

Nun gut, diese Art von Vertrauen hab ich aber auch nur bei meiner ältesten Freundin. Ich erwarte mir das auch nicht von der Thera. Im allgemeinen Erwarte ich mir das von niemandem weil man sowieso nur enttäuscht wird. Aber egal.
Trotzdem aber möchte ich einem Menschen gegenübersitzen der auch menschlich ist.
Ich erwarte mir irgendwie schon, dass wir auch mal lachen, sie mir ihre Meinung sagt usw.
Dass ganze halt distanziert, wegen der distanz die alle immer für so wichtig finden.

Lg

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 02.01.2012, 08:54

@fragestellend: Wenn es nichts wird, kannst Du immer noch wechseln. Das hätte auch den Vorteil, unterschiedliche Perspektiven zum gleichen Problem kennenzulernen. Deshalb würde ich es locker angehen und einfach mal schauen, ob es passt oder nicht. Du musst Dich ja nicht gleich verlieben. Ich wechsle derzeit auch, nehme aber nun diese pragmatische Sicht dazu ein, das entlastet mich sehr.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil


leberblümchen
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Beitrag Mo., 02.01.2012, 09:22

Fragestellend: Vieles von dem, was du dir wünschst, sind einfach Grundvoraussetzungen für den Beruf eines Psychotherapeuten. Auch wenn ich mir diese Frage "kann ich wirklich alles sagen, ohne verurteilt zu werden?" selbst gestellt habe, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es Therapeuten gibt, bei denen man diese Frage mit "nein" beantworten müsste. Aber es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt Aber du hast Recht: Es reicht offenbar nicht, um sich fallen zu lassen, wenn der Verstand einem sagt, dass man vertrauen kann; man muss es auch fühlen. Und das muss sich noch nicht in den ersten Wochen zeigen, meine ich. Das wäre ja vielleicht auch ein bisschen komisch, gleich in der zweiten Stunde das Intimste rauszulassen, oder?

Ich vermute, dass es einfach so ist, dass man sich antastet. Auch heute noch läuft es so, dass ich mit etwas - scheinbar - ganz Banalem anfange und mir gar nicht klar ist, wie sehr mich das belastet. Und während ich so erzähle und dabei auf Fragen antworte, merke ich, dass ich es irgendwie zulassen kann, dass mich diese Dinge berühren. Wie gesagt: Es ist dabei so, als würde man einen anderen Raum betreten. Und plötzlich ist man 'drinnen' und fühlt viel mehr. Und dann kommen auch die Tränen oder die Erkenntnis. Wenn ich dieselben Dinge einem Bekannten erzähle, fühle ich komischerweise überhaupt nichts. Dann erzähle ich so, als handele es sich um irgendwelche belanglosen Anekdoten. Aber in den Sitzungen hat vieles eine andere Dimension. Und das kommt bzw. kam automatisch, ohne dass ich mich vorher gefragt hätte: Kann ich vertrauen?

Und wenn man solche Erlebnisse ein paar Mal hatte, dann geht man vielleicht wieder einen Schritt weiter und kann sich noch mehr öffnen. Es ist - für mich zumindest - tatsächlich so, als würde man von jemandem an die Hand genommen.

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Lilly111
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Beiträge: 938

Beitrag Mo., 02.01.2012, 15:27

Hallo fragestellend,

du scheinst dem Thema "Vertrauen" vielleicht etwas zu viel Bedeutung beizumessen und gleichzeitig hast du eine ganze Reihe von Erwartungen an deine Thera bzw. Therapie.
Für mich ist Vertrauen, wenn ich jemandem alles sagen kann.
Du bist in Therapie, nicht im Beichtstuhl.
Wenn ich mir sicher bin, egal was ich getan habe, ich werde nicht verurteilt.
Das ist naiv.
Wenn du deine Katze grausam zu Tode gequält hast, wird dich deine Thera (zumindest innerlich) verurteilen.
Theras sind Menschen. Keine Heiligen und auch keine Roboter.
Wenn der andere immer ehrlich ist. Wenn ich mich drauf verlassen kann das derjenige immer hinter mir steht egal was passiert.
Das sind zwei Paar Schuhe.
Immer ehrlich ist niemand. Du nicht, ich nicht, Thera auch nicht.
Sich auf den Thera verlassen zu können, ist in der Tat sehr wichtig um ein vertrauensvollen Verhältnis entwickeln zu können.
Im allgemeinen Erwarte ich mir das von niemandem weil man sowieso nur enttäuscht wird.
Wenn du mit dieser Einstellung soziale Kontakte eingehst, dann sind die Chancen gut, dass du tatsächlich enttäuscht wirst.
Eine sich selbst erfüllende Prophezeihung.

Viel Erfolg und Spaß in deiner Therapie.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Lisa Lyon
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Beiträge: 67

Beitrag Mo., 02.01.2012, 15:49

Hallo fragestellend,

natürlich ist so ein Erstgespräch eher angespannt. Ich würde das nicht als Indikator für Vertrauen nehmen.
Du bist ja noch ganz am Anfang, bleib entspannt, schone deine Kräfte für kommende Stürme.
Mach dir nicht so viel Gedanken und höre auf deinen Bauch.

Vertrauen in der Therapie ist kein starres Ding, es ist ein Prozess.

Bei mir war es wie eine Sinuskurve, aber mit klarer Tendenz nach oben!
Und ich rede hier von einem jahrelangen Prozess.

LG
Lisa


leberblümchen
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weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 02.01.2012, 16:14

Lilly, also das mit dem Verurteiltwerden sehe ich eigentlich anders. Natürlich ist eine gequälte Katze oder Mord und Totschlag etwas extrem. Aber stell dir jemanden vor, der kleinere Macken hat - wie vermutlich jeder von uns: Der Eine ist vielleicht ständig beleidigt, ein Anderer lästert ständig über seine Mitmenschen - alles keine schönen Eigenschaften. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass in der Therapie der Fokus darauf gelegt wird, das Verhalten zu bewerten und beurteilen. Oder stell dir jemanden vor, der irgendwelche sexuellen Präferenzen hat, unter denen er leidet und die ihm peinlich sind. Wenn man da nicht absolut sicher sein kann, dass der Therapeut das aufnimmt, ohne darüber entsetzt oder unangenehm berührt zu sein, dann kann man doch nicht vertrauen, oder?

In Bezug auf die Ehrlichkeit weiß ich nicht so genau, was man da erwarten kann. Aufrichtigkeit erwarte ich schon. Das ist doch gerade der Unterschied zu jeder anderen nicht-therapeutischen Beziehung, meine ich.

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