Großer Stress nach Tod

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Delany
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Großer Stress nach Tod

Beitrag So., 17.02.2008, 03:22

7 Monate nach dem Tode meiner Mutter musste ich am Mittwoch meine ebenfalls sehr geliebte Schwiegermutter zu Grabe tragen. Seither leide ich unter massiven Durchfällen und Panikattacken. Mindestens genau so schlimm ist mir die Reaktion meiner Umwelt, die da meint, nach der Beerdigung könne ich mich nun doch endlich wieder "abregen"!
Wer hat ähnliche starke psychosomatische Erfahrungen nach dem Verlust lieber Menschen gemacht und kann mir weiterhelfen. DANKE

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Polarsternin
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Beitrag So., 17.02.2008, 14:35

hallo Delany,
tut mir leid für dich, dass du Menschen in so kurzer Zeit verlieren musstest.

Ein (Todes-)verlust ist die stärkste emotional Reaktion, die ein Mensch erleben kann. Unsere Mitwelt hat dafür kaum Verständnis. Der Tod wird in unserer Gesellschaft als etwas Künstliches erlebt, als etwas Unwirkliches, und überwiegend in den Medien in geballter Form konsumiert.
Du musst dich mit deiner Trauer auseinander setzen, sonst kann das ernsthafte psychische Folgen mit sich bringen. Trauern ist ein richtiger Prozess, der über eine längere Zeit anhalten kann. Die Mindesttrauerzeit betrage, lt. Kast zwei Jahre. Lass dich also nicht unter Druck setzen, den hast du eh schon genug. Es gibt speziell zur Trauer Gesprächskreise, dann bist du damit nicht alleine. Du kannst dich an die Kirchengemeinden wenden und dich über mögliche Gesprächskreise erkundigen. Du kannst das aber auch alleine machen, mit Hilfe verschiedener Bücher. Oder Psychotherapie. Der Wege gibt es viele. Aber auf keinen Fall die Trauer unterdrücken.

Ich kann dir das Buch von Verena Kast empfehlen "Trauern". Sie ist Psychotherapeutin und Dozentin in Zürich und schreibt sehr einfühlsam.

Viel Kraft wünsche ich dir, Polarsternin

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Delany
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Beitrag So., 17.02.2008, 15:05

Liebe Polarsternin,

danke für deine einfühlsame Antwort auf meinen Hilferuf!
Besonderen Dank dafür, dass du mir Verena Kast wieder in Erinnerung gerufen hast! Vor 15 Jahren habe ich ein Buch von ihr gelesen; ich glaube,es handelte sich um Trennungsängste! Das scheint wohl ein Lebensthema bei mir zu sein. Danke also für den Hinweis auf ihr Buch zum Trauerprozess, welches ich bisher nicht kannte!
Auch dir alles Gute, Delany

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sisyphus
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Beitrag Mi., 20.02.2008, 19:48

Liebe Delany,

ich kann sehr gut nachvollziehen wie es dir geht, weil ich ähnliches erlebt habe. Im Nachhinein betrachtet wurde mir erst jetzt, als ich deinen beitrag gelesen hab klar, was da abgelaufen ist und wie es in dieser für mich ganz schwierigen situation zu einer heftigen panikattacke kam. VIelleicht klärt das ja auch einiges für dich.

Ich versuchs mal so zu beschreiben: ein ganz enges Familienmitglied ist gestorben. Dann hab ich ertmals über das Ereignis in der Zeitung gelesen und dann meiner Mutter die Zeitung gegeben. Ich hatte dabei solche Angst, dass meine Mutter endgültig zusammenbrechen würde. Wodurch mein eigener Schmerz in den Hintergrund trat. Da ich aber selber vollkommen am Ende war, spielte mir dann meine Körper einen Streich und machte mich so auf meine eigene Trauer aufmerksam. Es begann ganz langsam und wurde immer heftiger: zuerst Herzrasen, immer schneller, Atemprobleme bis ich nicht mehr sitzen und auch nicht mehr reden konnte und nur mehr liegend an die Decke starrte.

Kann es sein, dass die psychosomatischen Bescherden bei dir (und bei mir) nicht einfach ein Signal des Körpers sind, den Schmerz nicht länger zu unterdrücken?! Wenn wir in einer Situation in der es uns so schlecht geht noch auf die Meinung (oder Trauer) anderer Rücksicht nehmen müssen, dann verlieren wir uns in unserem Schmerz selbst aus den Augen. Wir versuchen es zu unterdrücken, aber der Schmerz und die Trauer nehmen dann einfach einen anderen Weg: über den Körper. Und vielleicht denkt sich dein Körper gerade: ich halte diesen Schmerz nicht mehr aus! Der ganze Scheiß (tschuldigung) muss raus!!! --> Durchfall?! .......ähm naja, das war jetzt sehr frei assoziert, aber vielleicht ist es ja tatsächlich so?!

Daher denke, ich dass es dir vielleicht hilft, wenn du den Schmerz einfach zuläßt - und hör dabei bitte nicht auf andere, die meinen "es sei schon genug"! Sowas ist in meinen Augen einfach nur dumm. Sorry.

Rede mit Freunden darüber und vielleicht würde dir auch professionelle Hilfe gut tun.


Liebe Grüße und viel Kraft und Mut,
sisyphus
Des einen Freud,
des anderen Nietzsche

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Delany
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Beitrag Mi., 20.02.2008, 21:35

Liebe Sisyphus,

vielen Dank für deinen aufrichtigen Beitrag. Ich hoffe sehr, dass du gute Menschen um dich hast, denn dass sich ein so junger Mensch am Rande des Abgrundes zu Hause wähnt, hat mich schon betroffen!
Deshalb gleich ein Zitat des Philosophen Bollnow vorneweg: "Die Hoffnung ersäuft die Angst!"
Du hast Recht: Unser Körper muss sich Möglichkeiten schaffen, die Trauer und die mit der Todesbegegnung einhergehende Angst zu verarbeiten. Wir sind zu sehr dazu erzogen worden, unsere Gefühle, besonders die negativen,unter "Verschluss" zu halten! Da reagiert der Körper stellvertretend mit Atemnot(wie bei dir) oder "Schleusenöffnung"(wie bei mir).
Mir geht es körperlich und seelisch ein wenig besser, weil ich die Möglichkeit hatte,mit Menschen zu sprechen, die alle auf ganz unterschiedliche Art Trauer verarbeitet haben. Eine Bekannte erzählte mir, dass sie auf den Tod eines geliebten Menschen mit lautem Schreien reagiert habe! Das erinnert mich an die "Klageweiber"in anderen Kulturen und ich muss Polarsternin erneut Recht geben, wie arm doch unsere Kultur im Umgang mit den letzten Dingen des Lebens geworden ist!
Vielen lieben Dank nochmals für deine Worte und dir auch alles erdenklich Gute. Herzlichst, Delany

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CarinaCarina
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Beitrag Do., 21.02.2008, 23:11

Auch mir tut es schrecklich Leid, was dir passiert ist. es ist einfach schrecklich einen geliebten Angehörigen zu Verlieren. Gegen deine körperlichen Beschwerden weiß ich keine Tips aber vielleicht hilft auch dir die Hoffnung, die schon vielen Menschen vor dir geholfen hat. Und zwar die Hoffnung die uns die Bibel gibt. Dort heißt es nämlich in 1. Thessalonicher 4:16 . . .denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen ... Verstorbenen werden ... auferstehen. Und in Offenbarung 21:4 heißt es: "und er [Gott] wird jede Träne von ihren Augen abwischen und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird trauer noch Geschrei noch Schmerz mehr sein, die früheren Dinge sind vergangen.

Ich hätte noch weitere sehr schöne Bibelstellen und auch einen sehr guten Artikel mit dem Thema "Hoffnung für geliebte Verstorbene". Wenn du Lust hast, kannst du mir jederzeit schreiben. (Anmerkung Kleine Fee: Emailadresse aus Sicherheitsgründen entfernt, dafür gibt es die Funktion im Profil)
Kannst dich natürlich auch einfach melden, wenn du jemanden zum reden braauchst.

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Delany
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Beitrag Fr., 22.02.2008, 12:19

Liebe CarinaCarina,

erneut bin ich dankbar und berührt davon, dass sich mit dir ein weiterer junger Mensch mit diesem schwierigen Thema auseinandersetzt!
Danke für das Zitat aus der Offenbarung. Im Sterbeamt wurden die Jesuworte aus dem Johannesevangelium zitiert: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt!
Langsam dringen diese und andere tröstende Bibelstellen zu mir durch. Im ersten Moment der Trauererstarrung kann man/konnte ich sie kaum wahrnehmen! Herzlichen Dank für deinen Hinweis.
Alles Gute, Delany

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