Healthy Eating Disorder

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Hiob
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Healthy Eating Disorder

Beitrag So., 09.01.2011, 19:43

Liebes Forum.

Im Land der großen Freiheit haben die Psychologen eine Krankheit diagnostiziert, die „Healthy Eating Disorder“ heißt. Die Krankheit wird mit Medikamenten behandelt, die auch bei „Manischdepressiven“ gegeben wird. Wer jetzt schmunzelt und dem 2 Fragen auf einmal auftauchen, der soll sie lieber für sich behalten. Nein, eine „Du bist nicht gehorsam-Krankheit gibt es noch nicht“ (zumindest nicht bei Erwachsenen, bei Kindern ist es irgendwas mit A.). Dennoch anders. Man heilt damit sozusagen die Menschen, die die Produkte der Nahrungsmittelindustrie (Monsanto, Nestle und Co.) nicht konsumieren wollen (die unversteckt eine gewisse Marktmacht im Bereich der Fütterung der Masse übernehmen wollen). Tut mir leid, für Inhalte an dieser Stelle….der Bericht über meine heutige Mittagsmahlzeit oder meinen Lieblingssänger währe sicher „interessanter“.

Kann man die deutsche und österreichische Psychologie/Psychotherapie generell vor diesem Hintergrund auch als Instrument der Pharmaindustrie und der Wirtschaft ganz allgemein verstehen? Und, wie versteht man all die anderen „Krankheiten“, die die Psychologie hierzulande „diagnostiziert“? Sind die etwa einmal von Adolf Merckle (formals Shareholder of Ratiopharm, oder von Pfizer oder Johnson & Johnson oder Novartis oder GlaxoSmithKline…) erfunden worden, um uns zu „therapieren“? Komische Frage eigentlich, das muss ich den Kollegen zugestehen.

Hiob

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Goldbeere
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Beitrag So., 09.01.2011, 20:00

Hallo Hiob,

Waschzwaenge wurden auch nicht von der Seifenindustrie erfunden. Jemand, der aus Angst, Nahrungsmittel zu essen, die Zucker, Weizen, Soja etc enthalten oder gekocht wurden etc. , extrem untergewichtig bis zu einem lebensbedrohlichen Zustand geht, und sich kein Essen erlauben kann, dass dem Reinheitszwang widerspricht, zeigt kein gesundes/normales Essverhalten.

Ich finde es nicht gut, dass du hier die Schwierigkeiten von Menschen mit komplexen Essstoerungen herabwuerdigst und ins Laecherliche ziehst. Vielleicht sollten die Depressiven einfach mal vom Hintern hochkommen, dann waer das ja alles kein Problem ... die Schiene, meine ich.

Gruss
Goldbeere
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Ive
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Beitrag So., 09.01.2011, 21:42

Hallo Hiob!

Ich glaube, dass so etwas wie "Orthorexia nervosa" - in diese Richtung geht offenbar die von Dir genannte Sache - schon eine handfeste Störung darstellen kann; wie weit diese Krankheitwert hat, liegt wohl an der jeweiligen Ausprägung. Das das Kind einen bestimmten Namen bekommt, kann ich nun nicht so negativ sehen wie Du.

Allerdings halte ich alle diese - sagen wir: Erscheinungen der Neuzeit nicht für eine medikamentöse Behandlung geeignet. Ebenso wie die Anorexie oder binge eating disorder liegt die Ursache im Menschen, in dessen Psyche oder Seele, und was sollen da Tabletten an Heilung bewirken?

Gruß, Ive

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stern
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Beitrag So., 09.01.2011, 23:41

Hiob hat geschrieben:Und, wie versteht man all die anderen „Krankheiten“, die die Psychologie hierzulande „diagnostiziert“? Sind die etwa einmal von Adolf Merckle (formals Shareholder of Ratiopharm, oder von Pfizer oder Johnson & Johnson oder Novartis oder GlaxoSmithKline…) erfunden worden, um uns zu „therapieren“? Komische Frage eigentlich, das muss ich den Kollegen zugestehen.
Ist das dein Ernst... also willst du das ernsthaft diskutieren, weil es für dich fraglich ist? Oder werden deiner Ansicht nach Psychosen, Panikattacken, traumatische Belastungsreaktionen, Essstörungen oder Depressionen (die ja bekanntlich auch zum Tode/Suizid führen können) und sonstige psychische Störungen von Pharmaunternehmen (frei) erfunden/ausgedacht??? Vielleicht magst du dir ja mal persönlich ein Bild machen, welche Krankheiten (die ICH nicht in Anführungszeichen setze) es so gibt, und dich jeweils mit Betroffenen persönlich auseinander setzen, wie diese unter ihrer Erkrankung LEIDEN... und ob sie die Erfindungen der Pharmaindustrie dafür ursächlich sehen. Dann klären sich vielleicht deine Fragen. Leiden ist btw. ein Merkmal, das so ziemlich auf jede Erkrankung zutrifft. Will auch heißen: Healthy eating wird sicher nicht allein aufgrund der Tatsache dass sich jemand (nach best. Prinzipien) "gesund" zu ernähren versucht zur Essstörung (wobei die Krankheitseinsicht bei ES auch teils phasenweise eingeschränkt sein kann), so dass
Wer jetzt schmunzelt ...
ich dabei nicht schmunzeln musste. Aber vermutlich du selbst? Was findest du denn konkret zum Schmunzeln?

Und vor diesem Hintergrund (LEIDEN das Krankheiten grds. auszeichnet) finde ich es super, dass es Berufsgruppen, Institutionen, Forschungen, Unternehmen, etc. gibt, die nach dzt. wissenschaftlichen Erkenntnissen ANGEBOTE bereitstellen, um zu versuchen leidenden Menschen zu helfen, z.B. psychotherapeutisch oder medikamentös. Ein "Angebot" eines Psychologen oder Arztes (z.B. u.a. durch Medikamente) impliziert auch, dass man es ja nicht annehmen muss, sofern man keine Notwendigkeit für sich sieht... ebenso wie niemand Produkte von Nestle @ Co. verspeisen oder aus Tetrapacks trinken muss, sondern es frei steht, sich z.B. eine Milchkuh zuzulegen und einen Obstbaum zu pflanzen, um sich Saft selbst zu pressen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Selene
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 09:37

So ganz irrelevant sind die "Wirtschafts- und Machtinteressen" des "Systems" aber auch nicht... Vielleicht so wie bei der Schulbildung, die soll das Kind fördern, seine Talente zur Entfaltung bringen, aber eben auch zu funktionierenden Gesellschaftsgliedern und Arbeitskräften formen. Genauso verhält es sich mit der Frage der körperlichen und geistigen Gesundheit. Natürlich soll Leidensdruck gemildert werden, aber es wird natürlich auch "auf Linie gebracht" und funktionsfähig gehalten.
Aber es geht noch weiter: Der Hype um die Schweinegrippe bspw., natürlich spielten da Pharmainteressen eine ganz entscheidende Rolle. Bei psychischen Krankheiten wird es sich nicht anders verhalten. Nichts ist ja schwerer als die Abgrenzung von Gesundheit/Krankheit. Erst recht, wenn man (wie Fromm) auch eine "Pathologie der Normalität" in Erwägung zieht. Denn wie "krank" (schädlich) ist denn vieles von unserem normalen, gewünschten Verhalten, z. B. beim Konsumieren?
Außerdem frage ich mich auch, worunter manche psychisch Kranke wirklich leiden, unter ihrer "Krankheit" oder darunter, dass man ihnen von allen Seiten deutlich macht, dass sie sich ändern müssen, dass "das so nicht geht"...
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
kein Übermaß an Wissen,
und kein Übermaß an Schönheit
Ralph Waldo Emerson


montagne
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 11:49

Es ist doch ein Kontinuum. Nicht jeder der mal eine Diät macht hat Magersucht, nicht jeder, der mal schwermütig ist hat eine Major Depression, nicht jeder der sich sehr gesund ernährt hat eine Orthorexia nervosa oder Healthy Eating Disorder. Das heißt aber nicht, dass es diese Krankheiten und das damit verbundene Leiden nicht gibt.

Dennoch gibt es natürlich gerade im bereich Psychiatrie Interessen der gesellschaft. ich denke auch nicht, das es "das System" ist oder eine "böse" höhere Macht, wie die Pharmaindustrie. WIR sind es. Ichd enke auch wir hier, im Forum, die meisten ja sicher selbst betroffen von einer psychischen "Störung".
Wie oft liest man hier: Meine Mutter hat Borderline, mein Vater war Alkoholiker, mein bruder war ein sadis, meine Schwester eine Narzißtin. Verallgemeinert gesagt: Mutter, vater, geschwister haben nicht so funktioniert wie man sich das gewünscht häte, wie man es zur Norm erhoben hat. Also werden sie als "krank" oder "böse" etiketiert.
Ähnlich geht es den Betroffenen heute. Sie funktionieren auf der Arbeit, Schule, Uni nicht so, wie es erwünscht wird und schon sind sie Außenseiter, Buhmänner- und frauen.
Das alles ist bequemer als sich über ursächliche Zusammenhänge gedanken zu machen und sich mit dem menschen an sich, seiner Biographie auseinanderzusetzen. das ist eben so. zu einem gewissen Grad nicht änderbar. Aber ein bisschen eben doch.
amor fati

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Hiob
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 20:26

*schmunzel* Beschäftigt ihr euch denn nicht mit den Dingen um euch herum, mit den Begriffen "Brainwashing" oder den Geschäften der Pharmaindustrie, der Psychologie, der Esoterik usw. ? Beschäftigt ihr euch nicht damit, wie man Krankheiten auch im nonpsychologischen Bereich kreiert? Welchen Nutzen es hat, dass gewisse Menschen "behandlungsbedürftig" werden? Dass ich psychische Schwierigkeiten verunglimpfen würde, glaub ich nicht, möglicherweise hab ich da einen gewissen beruflichen Einblick und ein gewisses Interesse, die seelischen Befindlichkeiten der Menschen zu respektieren. Aber eben das...zwingt zum Hinterfragen. Verteidigen werd ich mich da ganz sicher nicht, hehe, obwohl das sicher auch ganz interessant werden würde.

Wagt ihr es nie, das was euch gesagt wird, zu hinterfragen? Verstehst du denn überhaupt mein Anliegen, liebe Goldbeere? Wenn dir Dinge sofort aufstoßen, wie vielleicht mein Text, fragst du dich denn dann nicht, ob ich nicht genau das schreibe, weil ich den Widerspruch in deinem Denken erst erzeugen wollte?....dennoch vielleicht weiter auf deiner Seite sein könnte, als du hier zu verstehen erkennen gibst? Meinst du, dass du dich mit den Dingen beschäftigen wirst, wenn dein Denken dir deine Welt zurechterklärt oder ein Außenstehender? Meinst du, dass sich für dich etwas ändert, wenn alles "irgendwie erträglich" ist? Die Pillen......machen die nicht erst, dass ihr auf diese Krankheiten erst so richtig abfahrt? *listig kucke*

Hiob
Zuletzt geändert von Hiob am Mo., 10.01.2011, 20:42, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 20:41

vallée hat geschrieben:Es ist doch ein Kontinuum. Nicht jeder der mal eine Diät macht hat Magersucht, nicht jeder, der mal schwermütig ist hat eine Major Depression, nicht jeder der sich sehr gesund ernährt hat eine Orthorexia nervosa oder Healthy Eating Disorder. Das heißt aber nicht, dass es diese Krankheiten und das damit verbundene Leiden nicht gibt.
Definitiv.

Wenn jemand auf dem Gesundheitsnahrungstrip ist weil er eine paranoide Angst vor irgendwelchen verunreinigten Nahrungsmitteln oder vor für den Körper "krankmachenden" und "ungesunden" Nahrungsmitteln hat ist das ganz einfach eine Zwangsstörung genauso wie ein Waschzwang oder Ordnungszwang.

Diese sind auch nur sehr bedingt mit Medikamenten behandelbar.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 20:45

vallée hat geschrieben: Wie oft liest man hier: Meine Mutter hat Borderline, mein Vater war Alkoholiker, mein bruder war ein sadis, meine Schwester eine Narzißtin. Verallgemeinert gesagt: Mutter, vater, geschwister haben nicht so funktioniert wie man sich das gewünscht häte, wie man es zur Norm erhoben hat. Also werden sie als "krank" oder "böse" etiketiert.
Nö, sie werden als Personen etikettiert die anderen Menschen Leiden zufügen. Und das ist durchaus legitim weil psychisch krank im klinischen Sinne sind solche Menschen in der tat.

Was ist dabei, wenn jemand an einer psychischen Krankheit leidet das Kind beim Namen zu nennen. Bei "mein Vater hat einen Bandscheibenvorfall" oder "Meine Oma hat Alzheimer" regt sich doch auch niemand auf.

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Hiob
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 20:46

...das mein ich ja mit Brainwashing. *grinse*

Naja, egal, jedenfalls für Adolf Merckle ist dieser Zug wohl abgefahren, der Zug mit dem Geschäftsmodell "Healthy Eating Disorder". Aber für seine Nachfolger wird es neue "Disorders" geben. Noch mehr erklär ich jetzt dazu nicht, komm mir schon langsam wie Achim von der Maus vor. Vielleicht kommt der Klingelton irgendwann aus einer anderen Richtung.

H.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 20:48

Hiob hat geschrieben:. Aber für seine Nachfolger wird es neue "Disorders" geben.
Man braucht dafür keine neuen "Disorders". Die fallen alle in irgendeine der bereits vorhandenen Kategorien. ZB im Fall der Leute mit dem gesund ernähren Wahn in die Kategorie der Zwangsstörung.

Genauso wie es wurst ist ob du nach Glücksspiel, WoW, dem Internet, Kaufen etc süchtig bist, das ist alles nicht stoffgebundene Sucht, nur das Objekt um das das ganze kreist ist halt verschieden.

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krabath
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 20:50

Na wenn das mal keine Hiob´s Botschaft war...

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geronimos secret
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 21:07

Lieber Hiob,
Kann man die deutsche und österreichische Psychologie/Psychotherapie generell vor diesem Hintergrund auch als Instrument der Pharmaindustrie und der Wirtschaft ganz allgemein verstehen?

Generell vielleicht nicht, aber im Grunde: ja!
Andererseits könnte es natürlich durchaus sein, dass eine solche Störung existiert, vor allem dann, wenn "gesundes Essen" zum Zwang wird.

Bezogen auf die USA wundert mich allerdings garnichts mehr, seitdem ich folgende Dokumentationen über die Lebensmittelindustrie und deren Machenschaften gesehen habe (übrigens sehr zu empfehlen!):

Monsanto - mit Giften und Genen
Food Inc.

Die in diesen Dokumentationen gezeigten Szenarien sind zwar noch nicht auf Deutschland übertragbar, aber Monsantos Lobyisten arbeiten hart daran. Gerade hat die EU zwei Sorten genmanipulierten Mais der Marke Monsanto für den europäischen Markt zugelassen....
Was Unternehmen wie Monsanto, Nestle und Kraft etc. global anrichten ist eine Katastrophe, von der die wenigsten wissen. Leider.
Eat Pray Love

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Wasserdrache
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 21:23

Hmpf, warauf magst du hinaus?
Auf die Hysterinachrichten von BSE, Schweine/Vogelgrippe etc.
Auf die Dioxinskandale die derzeit die Medien auf Trab halten?

Magst du überhaupt auf die Missstände eingehen oder nur hämisch darüber grinsen wie die Leminge auf die Nachrichten reinfallen und den Abhang runterstürzen?

Bekomme irgendwie das Gefühl das du eine Leming-Theorie nachgehst. Wenn es dir Freude bereitet...sei es drum.
Wunder entstehen dann, wenn einer mehr tut, als er muss.
Hermann Gmeiner, Gründer der SOS-Kinderdörfer (1919-1986)


montagne
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 21:40

münchnerkindl hat geschrieben:
vallée hat geschrieben: Wie oft liest man hier: Meine Mutter hat Borderline, mein Vater war Alkoholiker, mein bruder war ein sadis, meine Schwester eine Narzißtin. Verallgemeinert gesagt: Mutter, vater, geschwister haben nicht so funktioniert wie man sich das gewünscht häte, wie man es zur Norm erhoben hat. Also werden sie als "krank" oder "böse" etiketiert.
Nö, sie werden als Personen etikettiert die anderen Menschen Leiden zufügen. Und das ist durchaus legitim weil psychisch krank im klinischen Sinne sind solche Menschen in der tat.

Was ist dabei, wenn jemand an einer psychischen Krankheit leidet das Kind beim Namen zu nennen. Bei "mein Vater hat einen Bandscheibenvorfall" oder "Meine Oma hat Alzheimer" regt sich doch auch niemand auf.
Also ich habe grundsätzlich nichts dagegen die Dinge beim namen zu nennen.

Ich sehe da aber wie sich ein Kreis schließt: Wenn man Menschen als "krank" labelt, die anderen leid zugefügt haben und man sich slebst aber als psychisch gestört oder krank ansieht. Muss man dann nicht zugestehen, dass man auch anderen Leid zufügt? Seinen Kindern, seinem Partner? und wenn man psychisch krank wird, weil einem zu viel leid zugefügt wurde, ist es dann nicht so, dass auch den eigenen Eltern und Geschwistern zu viel leid zugefügt wurde? Auch sie Opfer sind?
Und so ist es doch oft.. die Spur der Vernachlässigung, der Misshandlung und des missbrauchst lässt sich meist über viele Generationen zurückverfolgen.

Ich bin nicht generell gegen klare Worte, ich kritisiere nur, dass diese Kategorien dazu missbraucht werden sich dahinter zu verschanzen um den anderen nicht als ganzen Menschen wahrnehmen zu müssen. Um die Spaltung in gut und böse aufrecht zu erhalten. Um das abzutun, was wir nicht verstehen.
Ich denke dazu brauchen wir immer neue Kategorien der Krankheit.
Und auch um selbst in einer passiven Rolle bleiben zu könne, sofern es beliebt so ein Label auf sich selbst anzuwenden.
amor fati

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