Stationäre Therapie - was erwartet mich?

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Hamna
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Stationäre Therapie - was erwartet mich?

Beitrag Mi., 15.12.2010, 16:27

Da jetzt ja (scheinbar) feststeht, dass ich ab Januar eine stationäre Therapie machen werde, gehen mir natürlich einige Fragen im Kopf rum und ich hoffe auf Austausch mit einigen, die schon mit stationärer Therapie Erfahrungen gemacht haben.

Die meisten Gedanken mache ich mir im Moment über die Länge... was ich bisher so mitbekommen habe, kann das ja mal gut 3 - 4 Monate dauern - also brauche ich wohl nicht befürchten, nach 6 Wochen wieder nach Hause geschickt zu werden? Oder richtet sich das auch nach der Krankenkasse? Können die die stat. Therapie auch ganz ablehnen?

Noch ist es mir ein absolutes Rätsel, was ich alles da mit hinnehmen muss. Brauche ich auch Sportklamotten? Irgendwie habe ich die irre Vorstellung, alle schlurfen da den ganzen Tag im Jogginganzug und Hauslatschen rum.

Bzw., was ich mitnehmen darf. Bücher, Handy, IPod, Laptop - oder ist das sowieso von Klinik zu Klinik unterschiedlich?

Ab wann gibt es Wochenendurlaub und muss man den nehmen?

Wie ist überhaupt der Tagesablauf? Hat man viel Leerlauf?

Hab ich was zu fragen vergessen? Bestimmt fällt mir noch was ein...


lg, Rilke

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reddie
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 17:51

Hallo Rilke,
ja ich habe schon Klinikerfahrungen sammen können. Mal überlegen...
Rilke hat geschrieben: Die meisten Gedanken mache ich mir im Moment über die Länge... was ich bisher so mitbekommen habe, kann das ja mal gut 3 - 4 Monate dauern - also brauche ich wohl nicht befürchten, nach 6 Wochen wieder nach Hause geschickt zu werden? Oder richtet sich das auch nach der Krankenkasse? Können die die stat. Therapie auch ganz ablehnen?
Entweder entscheidet die Krankenkasse oder die Rentenversicherung. Manchmal wird der Antrag zunächst mit dem Verweis auf ambulante Therapie abgelehnt. Dem kann man jedoch widersprechen, indem man nachdrücklich auf die Notwendigkeit eines stationären Aufenthaltes hinweist.

Meine Erfahrungen, die allerdings auch schon einige Jahre zurückliegen: Die Grunddauer betrug 6 bis 8 Wochen, die bei fast allen nochmal um zwei/vier Wochen verlängert wurde. Dies hängt aber wahrscheinlich vom Klinikkonzept ab. Wenn Du erstmal da bist, stellen die ja dann den Verlängerungsantrag, in Abstimmung mit Dir natürlich
Rilke hat geschrieben: Noch ist es mir ein absolutes Rätsel, was ich alles da mit hinnehmen muss. Brauche ich auch Sportklamotten? Irgendwie habe ich die irre Vorstellung, alle schlurfen da den ganzen Tag im Jogginganzug und Hauslatschen rum.
Was man mitnehmen darf, ist von Klinik zu Klinik unterschiedlich, man bekommt aber eine Liste der benötigten Dinge (bei mir so absurde Sachen wie Turnschuhe mit weißen Sohlen für die Halle, wenn ein Schwimmbad vorhanden ist Badekleidung...).

Wir haben uns eigentlich nach dem Sport immer umgezogen, weil man in den Pausen auch mal raus ist, um einen Spaziergang oder Einkauf zu machen. Um halb elf mussten wir alle wieder in der Klinik sein und um halb zwölf auf dem Zimmer.
Rilke hat geschrieben: Ab wann gibt es Wochenendurlaub und muss man den nehmen?
Da habe ich unterschiedliches erlebt. Manchmal gehört ein Wochenendurlaub zum Programm, sogenannte Erprobung, wie es einem im Alltag geht. Würde ich mal vorher nachfragen, dann weißt Du Bescheid.
Rilke hat geschrieben: Wie ist überhaupt der Tagesablauf? Hat man viel Leerlauf?
Manche Dinge wie z.B. eine Frühvisite, bei der sich die gesamte Gruppe trifft, sind bindend, ansonsten hast Du Einfluss auf die Menge Deiner Therapieaktivitäten. Du planst das zusammen mit Deinem Bezugstherapeuten.

Es gibt schon viel Leerlauf, weil man z.B. auch Arbeitsblätter bekommt oder Tagebuch schreiben soll und nach dem Mittag gibt es meist ein Päuschen. Der Feierabend ist auch nicht so spät, so dass man freie Zeit hat, die man allein auf seinem Zimmer oder mit den Mitpatienten verbringen kann. Bei uns gab es damals eine Sitzgruppe für jede Station, in der immer viel los war, Raucherraum, Fernsehraum, Schwimmbad, Sporthalle...

So das wars erstmal von mir!

reddie

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Hamna
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 20:18

Hallo reddie, vielen dank für deine Antworten.
Entweder entscheidet die Krankenkasse oder die Rentenversicherung.
Oh. Naiv wie ich bin dachte ich, in erster Linie entscheiden mal die Therapeuten
Manchmal wird der Antrag zunächst mit dem Verweis auf ambulante Therapie abgelehnt. Dem kann man jedoch widersprechen, indem man nachdrücklich auf die Notwendigkeit eines stationären Aufenthaltes hinweist.
Ach je. Dann kann sich der Beginn also womöglich noch verzögern. Das wär ja doof. Hm, ambulante Therapie hatte ich schon (45 Std. VT bis 25.01.2010) und würde ich auch gern wieder haben, nach der stationären. Aber so wie sich das anhört, kann ich mir das wohl abschminken. Außerdem hätte ich ja gern wieder die Alltagsbegleitung durch den amb. Pflegedienst nach der stat. Thera Bild

Ansonsten erstmal danke, hast mir schon geholfen

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stern
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 20:46

Oh. Naiv wie ich bin dachte ich, in erster Linie entscheiden mal die Therapeuten
Ich tendiere insoweit auch in Richtung Reddie... und in erste Linie entscheiden da m.W. die Gutachter. Bzw. die Versicherung (was dann vermutlich eher private oder Zusatzvers. betrifft), wenn der Leistungsumfang nicht (mehr) abgedeckt ist, was je nach Versicherung unterschiedlich sein kann. Ich hab' es in der Tat erlebt (aber das war eher vereinzelter der Fall), dass manche Patienten frühzeitig nach Hause geschickt werden mussten, weil nicht mehr weiterbezahlt wurde. Da waren dann auch die Therapeuten machtlos. Darüberhinaus gab es auch noch ein paar Patienten (und das waren mehr als die eben genannten), die selbst dazu beigetragen haben (z.B. Absprachbrüche, gröbere nichteinhaltung von Hausordnungen usw.), dass sie gehen mussten. Da kann dann die KK sinngem. argumentieren, dass jemand ja gar nicht zu seiner Genesung beitragen will, und damit den Patient auf Kosten sitzen lassen. Das ist ganz heikel, sollte man nicht riskieren.
Hm, ambulante Therapie hatte ich schon (45 Std. VT bis 25.01.2010) und würde ich auch gern wieder haben, nach der stationären. Aber so wie sich das anhört, kann ich mir das wohl abschminken.
Puh, wie das dann mit der Wartezeit ist (zumindest für amb. VT) kann ich dir nicht sagen... aber ich sehe keinen Grund, warum dir eine amb. Nachvorsorgung grds abschminken solltest (macht ja auch Sinn). Müssteste dich halt im Optimalfall möglichst frühzeitig darum kümmern (und in der Klinik kann dir vermutlich auch dein Bezugs-Thera für deine Belange dazu etwas sagen... aber die Organisation liegt dann an dir).

Ablehnungen (des stat. Aufenthaltes) betreffen dann eher Fälle, die vorher noch gar keine amb. Therapie hatten.... aber selbst das kann man nicht pauschalisieren... nur die KK kann es halt erstmal so sehen... weiß ich jedenfalls von einer Patientin, dass sieh damit zunächst Schwierigkeiten hatte. Dann halt Widerspruch einlegen bzw. der Arzt könnte dann auch noch etwas an die Kasse schreiben (?)... aber wie das genau ablief/abläuft: Keine Ahnung. Wenn der Kostenträger die RV ist, gilt mein Geschreibse vermutlich nur eingeschränkt. Welche Art von Klinikaufenthalt ist es denn: Eher Reha oder stat. PT.

Edit: Aber nicht zu viele Gedanken machen, oft läuft es auch ganz reibungslos .
Liebe Grüße
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reddie
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 21:40

Oh ich wollte Dich da jetzt nicht noch mehr verunsichern. Ich hatte vorher auch ambulante Therapie und es wurde nach Widerspruch dann auch genehmigt, habe der Kasse einfach meine Lage sehr persönlich geschildert und darauf verwiesen, dass ich sonst wahrscheinlich auf der Akutpsychiatrie lande.

Wegen Therapie nach dem Aufenthalt, die lief bei mir normal weiter, bis das Stundenkontingent erschöpft war. Und für die Betreuung sehe ich auch keine Gefahr.

reddie

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Hamna
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 22:20

Hallo Stern, danke dir Reddie, kein Problem

es wird eine stat. PT sein. Nachversorgung hört sich gut an, scheint also eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Ich dachte nur, weil ich ja schon 45 Std. amb. Thera hatte und dann jetzt die stat., dass das irgendwann ausgeschöpft ist.

Was heißt denn "im Optimalfall frühzeitig drum kümmern"? Sollte ich jetzt schon amb. Therapeuten kontaktieren? Oder warten, was die in der Klinik sagen. Ich bin nicht mal sicher im Moment, ob sich nicht unter den gegebenen Umständen die Diagnose nochmal ändert.

Ich denke, sollte die KK rumzicken, wird mein Arzt sich schon an die wenden. Aber da ich mir ja im Nov. auch gerade den Krankenhausaufenthalt eingehandelt habe, wird wohl auch der letzte Gutachter oder Sachbearbeiter sehen, dass da noch Therapiebedarf besteht.

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stern
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 23:03

Ich dachte nur, weil ich ja schon 45 Std. amb. Thera hatte und dann jetzt die stat., dass das irgendwann ausgeschöpft ist.
Irgendwann ist sicher ausgeschöpft, aber doch nicht nach 45 Stunden.
Was heißt denn "im Optimalfall frühzeitig drum kümmern"? Sollte ich jetzt schon amb. Therapeuten kontaktieren? Oder warten, was die in der Klinik sagen. Ich bin nicht mal sicher im Moment, ob sich nicht unter den gegebenen Umständen die Diagnose nochmal ändert.
Von der Diagnose ist das jedenfalls nicht abhängig. Jeder stellt seine eigene Diagnose, also sowohl ein Arzt, Thera und Klinik, glaube ich, die im Zweifel auch mal voneinander abweichen können. In der Klinik wird man eh von oben bis unten fein durchdiagnostiziert, sag ich mal, so dass es sein kann, dass die Klinik eine andere Diagnose als eine bereits existente für passender erachtet. Ein weiterer Thera ist aber, glaube ich wiederum, nicht an diese Diagnose gebunden... aber er wird sich wohl gut überlegen, ob er wirklich eine andere als die Klinik verteilt, gerade wenn er den Patienten noch nicht so gut kennt... eben weil in einer Klinik lieber zu genau als ungenau zu diagnostizieren versucht wird, so zumindest mein Eindruck. Soviele Fragebögen habe ich bisher jedenfalls noch nie ausfüllen müssen... zur Aufnahme, zwischendrin und auch nochmals bei Entlassung *schwitz*... manche Patienten mit unklarerer Diagnose erhielten sogar einen Termin beim Chefarzt. Aber wie gesagt: Jeder diagnostiziert, wie er es für passend erhält, da scheint jeder seine "hoheit" zu haben, dass er im Zweifel nicht an vorangegangene Diagnosen zwingend gebunden ist, was ja auch ok ist.

Mit möglichst frühzeitig meine ich, dass es eben dauern kann bis man einen amb. Thera findet, vgl. Forum + Wartezeiten. Kann aber auch schneller gehen. Kann man halt nur bedingt beeinflussen, wie schnell man jemand passenden findet. Und wenn man dann nicht zu viel Leerlauf haben will, dass man das halt im Hinterkopf hat. Ist halt von der Klinik raus evtl. auch wieder eine Umstellung, weil eine Klinik normal einen sehr geschützten Rahmen bietet. So dass es hilfreich sein kann, dann möglichst frühzeitig wieder amb. anzuschließen (ich hatte noch Stunden), dass der Übergang nicht als zu heftig empfunden wird (das ging aber bei mir gut, weil ich dann doch wieder um Welten stabiler war... na gut, ein paar "Nachwirkungen" gab es schon, aber das legte sich mit der Zeit wieder). Vor dem Aufenthalt zu suchen (und auch wegen Weihnachten, Jahreswechsel, wo eh viele Urlaub haben dürften) finde ich für dich realistisch gesehen zu stressig. Manche Patienten haben von der Klinik aus versucht, etwas in die Weg zu leiten, wobei die Sinnhaftigkeit vermutlich auch davon abhängig ist, wie nah die Klinik liegt... ansonsten gehen Telefonate immer (ausser es gibt Telefonkontakteinschränkungen). Geh' jetzt erstmal in die Klinik, würde ich sagen.

Und gehe jetzt mal nicht davon aus, dass die KK Schwierigkeiten macht. Wenn das tatsächlich eintreten sollte, kann man dann immer noch sehen, was man dann macht. Aber nicht schon im Kopf Szenarien durchspielen. Hast ja auch Glück, dass das mit der Klinik so zügig geht... normal kann man da auch teils mit guten Wartezeiten rechnen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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