Fragebogen Lebensgeschichte - Erinnerungen Kindheit?

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jenny1977
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Fragebogen Lebensgeschichte - Erinnerungen Kindheit?

Beitrag Di., 15.06.2010, 20:42

Meine Therapeutin möchte eine Verlängerung meiner Therapie beantragen und ich habe erneut den "Fragebogen zur Lebensgeschichte" erhalten um ihn auszufüllen.

Zu Beginn meiner Therapie hatte ich auch schon einen bekommen und habe diesen auch ausgefüllt, ich habe ihn aber nicht abgegeben. Meine Therapeutin hatte damals nicht wieder nach dem ausgefüllten Fragebogen gefragt, das nutzte ich und war recht froh das ich ihn nicht abgeben musste. Mir viel es einfach schwer verschiedene Fragen zu beantworten und ich war mir nicht sicher ob meine Antworten/Erinnerungen "richtig" waren.

Nun sitze ich seit Stunden da und fülle diesen Fragebogen erneut aus.

Meine Frage:
Geht es Euch auch so, dass Euch bei Fragen wie z. B. "Eigenschaften der Mutter", "Eigenschaften des Vaters", "Atmosphäre im Elternhaus", "Beziehung zu den Eltern" irgendwie immer zuerst oder hauptsächlich die negativen Eigenschaften oder Gedanken einfallen? Ist es normal das man sich meistens an die nicht so guten Sachen erinnert? Könnt ihr Euch auch so schwer an die Kindheit erinnern? Wie geht es Euch? Am liebsten würde ich den Fragebogen gar nicht abgeben. Nicht weil ich es nicht will, ich bin mir nicht sicher ob meine Erinnerungen an die Kindheit richtig sind oder ich Wichtiges vergessen habe. Irgendwie hören sich bei mir die Antworten recht negativ an. Z. B. bei den Eigenschaften meiner Ma. Natürlich hatte sie früher auch viele gute Eigenschaften. Am schnellsten eingefallen und aufgeschrieben habe ich aber hauptsächlich die Negativen. Oder bei der "Atmosphäre im Elternhaus": ich habe in Erinnerung das sich meine Eltern viel gestritten hatten und oft Spannungen da waren. Sollte ich die guten Dinge, wo ich länger überlegen müsste, auch aufschreiben. Warum muss ich bei den "guten" Dingen länger überlegen oder sind diese zu selbstverständlich?
Zuletzt geändert von jenny1977 am Mi., 16.06.2010, 19:00, insgesamt 3-mal geändert.
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Agnes Repplier

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candle
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Beitrag Di., 15.06.2010, 20:53

Hallo jenny1977!

Ich zeige Dir mal den Link zu meiner Geschichte mit diesem Bogen: viewtopic.php?f=33&t=8657

Normalerweise kenne ich das von meinen Vortherapeuten so, dass man ihn direkt mitgibt, was für mich auch besser war, weil ich sprichwörtlich "von Tuten und Blasen" keine Ahnung hatte. Später hat mir der Bogen bzw. die Seiten schwer zu schaffen gemacht.

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Stöpsel
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 21:45

Hallo jenny,

daß Dir mehr die negativen Sachen einfallen, finde ich schon eher logisch, denn Du hast ja drunter gelitten und das Verhalten/die Eigenschaften Deiner Eltern haben ja wahrscheinlich wesentlich mit zu Deinen heutigen Problemen beigetragen, wegen denen Du in der Therapie bist, von daher hast Du das stärker im Kopf. Aber wenn Deine Probleme besser sind und Du mit bestimmten Situationen besser umgehen kannst (mit denen Du früher in Deinem Elternhaus eben nicht umgehen konntest), wirst Du auch einen anderen (versöhnlicheren) Blick auf Deine Eltern haben können und das Positivere deutlicher sehen.
Es ist jetzt eben so, wie es ist. Manchmal ist es leichter, es so zu akzeptieren, wie es ist und sich nicht zu sehr zu hinterfragen, sondern sich stattdessen vom jetzigen Ausgangspunkt aus weiterzuentwickeln.

Du fragtest das im Zusammenhang mit dem Fragebogen, daher: Hast Du denn das Gefühl, Du mußt Deine Eltern gegenüber dme Therapeuten in Schutz nehmen? Oder Du wärst Deinen Eltern illoyal gegenüber, wenn Du schlecht von ihnen denkst/redest?

Sicherlich sind Therapeuten unterschiedlich, aber sie werden schon wissen, daß es auch positive Dinge in Deinem Elternhaus gab, auch wenn Du sie nicht explizit erwähnst.
ich bin mir nicht sicher ob meine Erinnerungen an die Kindheit richtig sind oder ich Wichtiges vergessen habe
Ich denke, es ist klar, daß so ein Fragebogen immer nur ein Ausschnitt ist. Da wird ja auch kein Anspruch auf Allumfassendheit (?) und absolute Gültigkeit erhoben, sondern es ist höchstens eine Diskussionsgrundlage für die weitere Therapie (ich schätze, meine Therapeutin hat vielleicht dementsprechend ihre Fragen an mich ausgewählt, aber letztlich antworte immer noch ich auf diese Fragen). Die Therapie findet ja nicht durch Fragebögen, sondern durch das Gespräch statt.

Viele Grüße

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jenny1977
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 22:09

Hallo Stöpsel,

danke für Deine Antwort.
Stöpsel hat geschrieben: Du fragtest das im Zusammenhang mit dem Fragebogen, daher: Hast Du denn das Gefühl, Du mußt Deine Eltern gegenüber dme Therapeuten in Schutz nehmen? Oder Du wärst Deinen Eltern illoyal gegenüber, wenn Du schlecht von ihnen denkst/redest?
Ich frage mich ob ich meine Eltern zu schlecht hinstelle, ich möchte nicht übertreiben. Es ist ja bekannt das sich die Eltern in vielen Familien streiten ect. In gewisser Weise hast Du schon recht mit dem "in Schutz nehmen". Ich bin nur selber enttäuscht warum mir als erstes die negativen Sachen in den Kopf kommen. Die negativen Sachen werden mir in den letzten Wochen erst richtig bewusst, vorher habe ich nie so richtig darüber nachgedacht. Das irritiert mich. Es hat vielleicht auch etwas mit meiner Übertragung zu tun, die seit 4 Wochen sehr stark ist. Keine Ahnung. Ein Beispiel: Auf einmal habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Mutter kein so inniges Verhältinis hatte, das sie nicht so auf mich eingehen konnte... Vielleicht vergleiche ich zu sehr mit meiner Therapeutin?
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Agnes Repplier

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Elena
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 22:16

Hi Jenny,

wenn es schon nicht über PN´s läuft, dann hier im Forum!
jenny1977 hat geschrieben:Ein Beispiel: Auf einmal habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Mutter kein so inniges Verhältinis hatte, das sie nicht so auf mich eingehen konnte... Vielleicht vergleiche ich zu sehr mit meiner Therapeutin?
Ich kenne das von mir ganz genauso, und ich glaube eher, dass man durch die Unterstützung der Therapeutin einfach die Kraft hat, sich die verdrängte Realtität mal genauer anzuschauen, wie es nämlich tatsächlich mit der eigenen Mutter gelaufen ist, da ja im Grunde genommen eine zweite Mutter (Therapeutin) hinten dran ist, die einem eine Stütze ist, dass man nicht so tief fällt.
Keine Ahnung, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe

LG Elena


montagne
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Beitrag Mo., 05.07.2010, 17:06

Hi jenny,
das kommt ja schon daher, weil du ja wahrscheinlich wegen der negativen Geschichten, der Probleme zur Therapie gekommen bist. Die wenigsten Menschen gehen zur Therapie, weil sie drüber reden wollen, wie gut es ihnen früher ging.

Ich erlebe das in der Therapie aber auch so. Manchmal frage ich mich warum mir so viel das negative einfällt, ob ich eine so verkorkste Wahrnehmung habe und das positive einfach nicht erkennen kann oder nicht als solches schätzen kann. Ich habe darauf keine Antwort.
Denke aber, das es eben zum einem mit dem Konstrukt Therpaie an sich zu tun hat und dann auch damit, dass man früher ja auch verunsichert wurde. Zu einem schlechten Familienklima und zu psychischen Problemen gehört doch oft, dass man gelernt hat, der eigenen Wahrnehmung zu misstrauen und dnan kann man nicht mehr gut handeln, genau deshlab gehts einem ja mies.
Es geht auch nicht darum, dass du wie ein zeuge vor gericht eine Aussage über deine familie machst, auf die man dich später festnageln wird. Es geht genau darum, deine subjektive Sichtweise für dich zu erkunden mit dem therapeuten zusammen.
amor fati

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Stöpsel
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Beitrag Do., 08.07.2010, 13:21

Hallo jenny,
Ich bin nur selber enttäuscht warum mir als erstes die negativen Sachen in den Kopf kommen. Die negativen Sachen werden mir in den letzten Wochen erst richtig bewusst, vorher habe ich nie so richtig darüber nachgedacht.
wie gesagt, Du wirst ja drunter gelitten HABEN (neben den guten Aspekten) und deswegen BIST Du ja wahrscheinlich in Therapie. Also mach Dich mal nicht fertig deswegen.
Ein Beispiel: Auf einmal habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Mutter kein so inniges Verhältinis hatte, das sie nicht so auf mich eingehen konnte... Vielleicht vergleiche ich zu sehr mit meiner Therapeutin?
Na ja, Dir hat das bemuttert werden gefehlt, was Du jetzt bei der Therapeutin ein Stück weit bekommst. Klar ist man traurig, wenn man spürt, "das jetzt mit der Therapeutin ist total gut, es wäre vieles besser gewesen, wenn ich das in der Kindheit von meinen Eltern bekommen hätte". Ich denke, das muß man erstmal zulassen, daß es so ist, dann kann man versuchen, fürs aktuelle Leben das Beste draus zu machen und in dem Maße, wie Du das schaffst, wird das andere unwichtiger werden. Besser kann ich es nicht erklären.

Viele Grüße

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