städtische Lebensberatung/Psychologen der Kirche

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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minds
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städtische Lebensberatung/Psychologen der Kirche

Beitrag So., 24.01.2010, 06:18

Wenn man nicht die Möglichkeit hat, eine Therapie zu machen (weil z.B. die zwei Jahre Wartezeit noch nicht vorbei sind), kann man auch einen Psychologen der Kirche aufsuchen (kostenlos) oder eine städtische Beratungsstelle (Lebensberatung o.ä.). Welche Erfahrungen habt Ihr damit gemacht? Können die einen dort auch professionell beraten? Kann einen das weiterbringen oder ist es ein eher schlechter Ersatz für richtige Psychotherapie?

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Xanny
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Beitrag So., 24.01.2010, 09:45

Es gibt in den Städten meist den psychosozialen Dienst. Der kann beratend und auch unterstützend sein. Mir hat das allerdings nicht geholfen, weil ich mich zur Zeit in Therapie befinde und sie sich da nicht einmischen wollten. Aber die Beratung dort ist kostenlos und die vermitteln auch weitere Angebote.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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candle
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Beitrag So., 24.01.2010, 09:47

Mit diesen Diensten habe ich psychologisch als Hilfe nicht so gute Erfahrungen gemacht.

Aber wieso mußt Du nun zwei Jahre warten? Es gibt ja noch andere Therapieformen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Tigerkind
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Beitrag So., 24.01.2010, 10:10

Also ich hab das auch mal gemacht, ich fand es eher sehr unprofessionell. Außer ein paar gut gemeinten Ratschlägen ist da gar nichts passiert.
Aus meinen Erfahrungen heraus kann ich Dir da nur abraten, vielleicht gibt es ja auch noch andere Möglichkeiten. Ich habe die 2 Jahre in denen man "clean" sein muß, selber finanziert, auch wenn es mir sehr schwer gefallen ist. Es gibt ja außerdem noch die Möglichkeit in eine andere Therapieform zu wechseln(z.B. von TFP zu Psychoanalyse).Was natürlich auch ein Problem ist, wenn man gerne bei seinem "eigenem" Therapeuten bleiben möchten.Finde es sowieso sehr schlimm, dass die Krankenkassen einem nur eine bestimmte Anzahl von Stunden zugestehen, jede Geschichte und jeder Mensch ist anders. Ich denke nur Patient und Therapeut können gemeinsam darüber entscheiden wann es an der Zeit ist aufzuhören.Ärzte und ihre Patienten müssen sich ja auch nicht rechtfertigen, egal wie lange die Behandlung dauert.Wie wäre das denn, wenn man einem körperlich kranken Menschen sagt: 2 Jahre Pause ! Ich finde die Psychotherapeuten sollten endlich den Ärzten gleichgestellt werden.
Ist jetzt leider ein bißchen viel geworen, Dir minds wünsche ich dass Du den für Dich richtigen, wirksamen und brauchbaren Weg findest.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Anne1997
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Beitrag So., 24.01.2010, 10:38

[quote="Tigerkind"]Wie wäre das denn, wenn man einem körperlich kranken Menschen sagt: 2 Jahre Pause ! Ich finde die Psychotherapeuten sollten endlich den Ärzten gleichgestellt werden.[/quote]
Ich habe mit Psychotherapeuten (getragen von der Kirche, in diesem Fall "Caritas") schon gute Erfahrungen gemacht! Das war ungemein hilfreich in einer Situation, in der ich eine weibliche Therapeutin brauchte für ein Thema, dass ich nicht mit meinem Therapeuten so angehen konnte (er konnte das sehr gut akzeptieren). Ich habe dies per E-Mail angefangen und dann für eine kurze Zeit persönlich fortgesetzt.
An vielen Stellen sind weitere Beratungen dann auch kostenpflichtig.

Meine Erfahrung war, dass auf diesen Stellen meistens Menschen mit einer kompletten therapeutischen Ausbildung (sehr viele Familien-/ systemische Therapeuten, etc., meist Sozialpädaogen oder Psychologen, Theologen, die ja für diese Ausbildung leider keine Approbation erhalten (in D)) sitzen.
Allerdings ist natürlich das "Setting" entscheidend und das ist nun mal bei einer solchen Stelle ein anderes, nämlich zeitlich begrenzt und - das wird immer gravierender werden - abhängig von Budgets.
Im Gegensatz zu Psychotherapeuten in eigener Praxis erhalten diese Berater / Therapeuten viel weniger Geld, das ist einfach Realität.
Insofern sind auch Beratungen hier zeitlich meist nur begrenzt oder in großen zeitlichen Abständen möglich.
Das kann natürlich keine Therapie ersetzen (zumindest mir nicht, manchen Menschen reichen aber diese Beratungen). Aber es hat meine sehr sinnvoll ergänzt!
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass auf Grund der Umstände manchmal solche Beratungen sich auf lose Ratschläge reduzieren können und ein richtiges Einlassen auf das Gegenüber nicht erfolgt.

Deinen Vergleich (s.o. Zitat), Tigerkind, finde ich auf der einen Seite richtig und wichtig (v.a. gesundheitspolitisch betrachtet), auf der anderen Seite habe ich mich persönlich nur sehr selten als "krank" angesehen, sondern als Mensch, der im Innersten gesund ist, einen heilen "Kern" hat, der nicht verletzt werden kann, der aber "verschüttet" bzw. zugedeckt da liegt. Und dafür braucht es Therapie: dass ich nicht als krank angesehen werde, bzw. meine "Begrenzungen" mit Blick auf die Diagnose gesehen werden etc. Diese Sichtweise hat mir persönlich enorm geholfen.

Und: rein rechtlich sind Psychotherapeuten in Deutschland Ärzten gleichgestellt, auch finanziell.
Du hast aber Recht, dass die zeitliche Budgetierung für Therapeuten und "Patienten" gleichermaßen lästig, (oft sehr) belastend, oft ungerecht, manchmal auch hilfreich sein kann.
Übrigens auch im somatischen Bereich... (Chirurgie, Innere etc.). Das kann einen ziemlich wütend machen.
Und: "Alles fließt", alles endet, das schmerzt und hilft zugleich, macht für das Leben (den "Lauf des Lebens") bewusster.

Liebe Grüße
Anne

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Medea
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Beitrag So., 24.01.2010, 11:17

Das kommt ganz auf die Ausbildung drauf an, die diese Menschen absolviert haben. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, der einfach nur zu hört und da ist, kann schon für den einen eine Hilfe sein, für den anderen ist es zu wenig.
Kirchliche Beratungsstellen bringen sicher mehr, wenn du selbst gläubig bist, aber man kann Gott selbst da zur Gänze rauslassen, wenn das nicht so dein Ding ist.

Ich selbst habe mit kostenlosen Städtischen Beratungen nur schlechte Erfahrungen gemacht, nach dem 1. Mal wußte ich immer, dass ich einfach in die Tasche greifen muss, wenn ich echte Hilfe will.
Eine gute Freundin hat aber wirklich Hilfe dort bekommen. Es hängt auch von dir selbst ab. Ich bin sehr kritisch, was Menschen und deren Umgang mit anderen Menschen anbelangt, habe selber eine Psychosoziale Ausbildung und Fehler fallen mir schnell auf, machen mich skeptisch.

Ich glaube, wenn man nicht so viel drüber weiß, ist es einfacher, sich fallen zu lassen.
Du kannst dir ja mehrere Institutionen anschauen und dann da bleiben, wo du dich am wohlsten fühlst.

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Tigerkind
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Beitrag So., 24.01.2010, 11:40

@Anne, schön das wenigstens Du damit gute Erfahrungen gemacht hast.Bei vielen scheint dies ja leider nicht so zu sein.
Als "krank" empfinde ich mich auch nicht, aber eben als ein Mensch mit einer sehr belastenden Geschichte und deshalb kann ich diese äußeren Begrenzungen nicht gebrauchen.

Da es Begrenzungen auch im somatischen gibt, ist natürlich genauso schlimm.


Rein rechtlich sind Psychotherapeuten den Ärzten also gleichgestellt, wieso dürfen sie dann noch nicht mal eine Überweisung zum Arzt ausstellen ?
Alles fließt,alles endet, macht für das Leben bewußter, da hast Du recht, aber darum geht es ja in diesem Fall nicht.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Anne1997
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Beitrag So., 24.01.2010, 12:03

[quote="Medea"]Es hängt auch von dir selbst ab. Ich bin sehr kritisch, was Menschen und deren Umgang mit anderen Menschen anbelangt, habe selber eine Psychosoziale Ausbildung und Fehler fallen mir schnell auf, machen mich skeptisch. Ich glaube, wenn man nicht so viel drüber weiß, ist es einfacher, sich fallen zu lassen.[/quote]
Das ist ein ganz wichtiger Punkt! Geht mir ähnlich (hatte halt Glück...., dass die Menschen eine gute Ausbildung und auch einen besonderen Umgang mit den Menschen hatten), bin ganz klar kritischer und brauche "mehr" (glaube ich).
Viele Menschen kommen mit Beratungen auch gut klar, die für viele von uns wohl hier im Forum kaum (in vielerlei Hinsicht und individuell unterschiedlich) ausreichend wären.

Zu Deiner Frage, tigerkind:
a) Haus- und Fachärzte dürfen immer zu Psychologischen Psychotherapeuten, Ausbildungsinstituten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten überweisen.
b) Psychologische Psychotherapeuten, (...) und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten dürfen keine Überweisung zu einem Arzt ausstellen. Daher genügt es, beim Arzt die Quittung (statt Überweisung) von ihnen vorzulegen. Dies gilt nicht für ärztliche Psychotherapeuten! (...)

Leider wird die psychologische PT-Ausbildung im Gegensatz zur ärztlichen in diesem Bereich (nur in D!) noch nicht "gewürdigt", was ungerechtfertigt ist, halt eben aber so ist. Überweisungen sind ja nicht immer nötig, man kann ja selbst aktiv werden, über den Tipp des Psychologen, dann z.B. den Hausarzt... etc.

Grüße von Anne

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Eve...
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Beitrag So., 24.01.2010, 13:32

Wieso sollten Psychologen von vornherein als "unprofessioneller" abgestempelt werden, weil sie bei der Stadt oder Kirche arbeiten? Ein "kirchlicher Hintergrund" wird übrigens auch nicht automatisch vermittelt in den Therapiegesprächen, höchstens dann, wenn man selbst das möchte.

Es kommt im übrigen außer auf die Ausbildung sehr stark auf die Persönlichkeit an. Wenn die nicht "passt", kann er oder sie noch so gut ausgebildet und erfahren sein - nützt dann trotzdem nix oder wenig, ist jedenfalls meine Erfahrung.

Und umgekehrt kann das auch gelten: Ein "schlicht" ausgebildeter Psychologe oder Therapeut kann mir dennoch, vor allem wenn dringend Beistand vonnöten ist, Hilfestellung leisten - allein schon durch die Kraft und Ruhe, die er mir zu vermitteln in der Lage ist. Wenn er es dazu noch schafft, mir das an Bestätigung bzw. an Akzeptanz zu geben, was ich gerade brauche, dann frage ich nicht weiter nach dem Ausbildungsstand.

Ich glaube, all das ist hauptsächlich eine Frage dessen, wie sehr ich Hilfe brauche. Solange ich mir noch den Luxus leisten kann, zu gucken, wo arbeiten er / sie denn - solange gehts mir noch ganz gut. Man könnte auch sagen: nicht schlecht genug.

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Anne1997
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Beitrag So., 24.01.2010, 14:00

[quote="Eve..."]Wieso sollten Psychologen von vornherein als "unprofessioneller" abgestempelt werden, weil sie bei der Stadt oder Kirche arbeiten?[/quote]
Danke, Eve, für Deinen Beitrag!
Glaube nicht, dass sie unprofessioneller sind, die Arbeitsbedingungen sind andere.
[quote="Eve..."]Ein "kirchlicher Hintergrund" wird übrigens auch nicht automatisch vermittelt in den Therapiegesprächen, höchstens dann, wenn man selbst das möchte.[/quote]
Das kann ich ganz klar bestätigen! ... ebenso wie (vor allem den zweiten Teil finde ich bemerkenswert und richtig):
[quote="Eve..."]Es kommt im übrigen außer auf die Ausbildung sehr stark auf die Persönlichkeit an. Wenn die nicht "passt", kann er oder sie noch so gut ausgebildet und erfahren sein - nützt dann trotzdem nix oder wenig, ist jedenfalls meine Erfahrung. Und umgekehrt kann das auch gelten: Ein "schlicht" ausgebildeter Psychologe oder Therapeut kann mir dennoch, vor allem wenn dringend Beistand vonnöten ist, Hilfestellung leisten - allein schon durch die Kraft und Ruhe, die er mir zu vermitteln in der Lage ist.[/quote]
So habe ich ich übrigens angefangen (und bin bei ihm (Therapeut auf Heilpraktikerbasis) geblieben....):
[quote="Eve..."]Wenn er es dazu noch schafft, mir das an Bestätigung bzw. an Akzeptanz zu geben, was ich gerade brauche, dann frage ich nicht weiter nach dem Ausbildungsstand.[/quote]
Heute wäre ich dennoch kritischer - weiß nun, dass mein Therapeut umfangreichst ausgebildet ist, aber Du hast Recht: am Anfang war mir dies auch vollkommen egal; die Hauptsache war das Gefühl, dass er mich irgendwie in etwa verstanden hat - der berühmte "Strohhalm"....
... und natürlich kann dies auf normalen Beratungsstellen vorkommen (ging mir ja auch so).

Herzliche Grüße
Anne

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 11:47

Hallo alle zusammen !
Eve... hat geschrieben:Wieso sollten Psychologen von vornherein als "unprofessioneller" abgestempelt werden, weil sie bei der Stadt oder Kirche arbeiten?
Wieso macht das irgendjemand ? Minds hat uns nach unseren Erfahrungen gefragt, diese haben wir ihr mitgeteilt, nicht mehr und nicht weniger.
Eve... hat geschrieben:ch glaube, all das ist hauptsächlich eine Frage dessen, wie sehr ich Hilfe brauche. Solange ich mir noch den Luxus leisten kann, zu gucken, wo arbeiten er / sie denn - solange gehts mir noch ganz gut. Man könnte auch sagen: nicht schlecht genug.
Wieso muß es einem denn erst "schlecht genug" gehen, ehe man sich Hilfe holt ?
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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