Hat jemand Gott gefunden?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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littlebuddha
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 15:00

Mir fällt auf, dass jeder irgendwie sein eigenes Gottesbild (auch wenn er Gott verneint) auf den anderen projiziert und wir dann überflüssige Streigespräche führen.

Das letzte Beispiel:
Saul hat geschrieben:Christen glauben verbreitete Wahrheiten, und sie glauben dann auch Gott gefunden zu haben. Dabei tun sie nichts anderes als "Gott" zu denken. Denn zwischen ihnen (den Christen) und "Gott" hat sich eine unüberwindbare Mauer aufgetan (was ursprünglich auch genau so gewollt war). Aber diese Trennung zwischen euch und "Gott" nimmt euch den Blick auf die Welt, wie sie in ihrer Wesenhaftigkeit nunmal ist.
Ja, "die Christen" sind dies, "die Christen" sind das. Klar, alle Juden gehören zur Weltverschwörung und haben lange Nasen, alle Homosexuelle haben AIDS, alle Menschen mit nicht-heller Hautfarbe sind kriminell oder dumm oder verkaufen an der Straßenecke Chinanudeln.
Mir stellt sich die Frage, woher solche Aussagen überhaupt ihre Legitimität nehmen außer aus den Vorstellungen der Person, die sie behauptet. "Was Peter über den Pau sagt, sagt mehr aus über Peter als über Paul".

Warum höre ich mir hier immer an, wie ich bin oder wie andere angeblich seien? Woher wollt ihr das wissen? Woher weißt du, dass sich eine "unüberwindliche Mauer" aufgetan hat? Das kommt ein wenig arrogant rüber, was du so alles über andere zu wissen glaubst. Meine Meinung ist, dass ihr (jetzt also mal du, Saul) eine gewisse Einstellung habt, ein gewisses Bild, und von dem generalisiert ihr dann auf alle, die in diese Schublade passen. Hätte ich das negative Gottesbildern von einigen der hier vertretenen Personen wäre ich doch auch nicht gläubig. Igitt, so ein schrecklicher Gott! Aber wer hat "Recht"? Wie ist Gott wahrhaftig? (abgesehen davon, dass seine Existenz geglaubt werden muss)

Wenn ich wissen will, wie der Thomas so ist, lerne ich Thomas am besten selbst kennen. Wenn ich Ingo frage, der Thomas kennt, lerne ich nämlich nicht Thomas kennen, sondern Ingos Bild über Thomas.
geronimos secret hat geschrieben:Für mich ist Gott ab heute eine Frau. Und zwar aus Protest!
Eine Hausfrau?
Wie gesagt, ich stelle mir gott eigentlich nicht mit einem Geschlecht vor, auch wenn ich "Herr" oder "Vater" sage. Das sind nur Worte. "Unendlich" ist auch nur ein kleines Wort für etwas unfassbares. Und ist unendlich nun ein Mann oder eine Frau, weil ich dafür ein Wort habe?
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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littlebuddha
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 15:04

Anhand geronimos Gender-Interesse erkennt man doch eindeutig, wie viel Persönliches im Spiel ist, wenn man sich sein Gottesbild baut.
Mich interessiert es herzlich wenig, ob Mann oder Frau (warum auch? Was ändert das? abgesehen davon - wie gesagt - dass ich mir Gott nicht einschränkend in diesen zwei Kategorien denke; vielleicht gibt es ja noch tausend andere Geschlechter? Wir Frauen/Männer bzw. Männer/Frauen und Männer/Frauen bzw. Frauen/Männer (politisch korrekt, hoffe ich) sind ja ganz schön intolerant, dass wir die Gulfs, Onks und Hessls und die ganzen anderen armen Geschlechter so unterdrücken...), und sie scheint das sehr wichtig zu finden.
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geronimos secret
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 15:35

Das sind nur Worte.
Worte mit großer Wirkung! Worte, die nicht nur Auswirkungen auf das Gottes- sondern auf das gesamte Weltbild haben.
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Ive
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 15:37

Geronimos, ich hab das Gott=Mann-Frau-Problem nicht, auch wenn ich drüber nachdenke nicht. Bei der Lektüre des empfohlenen Buches stellte sich ununterbrochen diese Denkaufgabe. Ich fand sehr interessant, aber auch nicht mehr.

Dass Du den Unterschied so sehr empfindest, zeigt lediglich auf, wie sehr DU dem "Gott ist ein Mann-Denken" verhaftet warst.

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geronimos secret
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 15:50

@ive
Gott WAR Mann, ich sehe keinen Fehler darin.
Du glaubst doch selbst, dass Gott ein Mann ist.

Es muss doch möglich sein, tradierte Denkstrukturen kritisch zu hinterfragen, ohne dass einem gleich persönliche Beweggründe unterstellt werden. Wenn ich hier den Gender Aspekt mit eingebracht habe, dann nicht aus persönlichem, sondern aus akademischem Interesse, ist mir der Gender Diskurs doch vor allem aus meinem Studium bekannt. Gott auch unter Gender Perspektive zu durchleuten wird doch wohl gestattet sein.
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Ive
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:09

geronimos secret hat geschrieben:@ive
Gott WAR Mann, ich sehe keinen Fehler darin.
Du glaubst doch selbst, dass Gott ein Mann ist.
Ja sicher, in der Gestalt Jesu. Deshalb kann er aber trotzdem Frau sein, wenn er will! Ich mach mir kein weiteres Bild von ihm, sage nur, dass ich es nicht brauche.

Ich hab nichts zu "gestatten", wollte Dich nicht angreifen; Du lässt Dich aber ebenso wenig auf Gedankenexperimente ein, die Dir fern liegen.

Im Grunde ist es hier, als versuchten Chinesen und Italiener, eine gemeinsame Sprache zu finden. Du schriebst weiter oben, es sei vergebliche Liebesmüh, über den Glauben etc. zu diskutieren? Hast Recht.

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geronimos secret
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:26

Liebe Ive,
es geht hier nicht um ein "gegenüber", sondern um die eigenen Denkstrukturen, die hinterfragt werden wollen. Dass man Gott als männlich internalisiert, sind derartige verkrustete Denkstrukturen. Denen auf die schliche zu kommen, finde ich spannend. Du nicht?
Zuletzt geändert von geronimos secret am Mo., 24.01.2011, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Ive
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:27

Aber sicher doch. Verkrustete Strukturen gibts jede Menge auf dieser Welt, und sicherlich besonders in manchen kirchlichen Instituitionen. Ich vermute, es gibt den "Oberen" Sicherheit ... Festgelegt ist festgelegt, basta!

Ich fand Gott in zwei Frauengestalten (eine Schwarze als Vater (!), eine Chinesin als Heiliger Geist) in diesem Buch deshalb ja auch so interessant.

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geronimos secret
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:31

Ich rede hier aber nicht von den verkrusteten Strukturen in Institutionen, sondern von den verkrusteten Strukturen in den eigenen Köpfen.
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Ive
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:32

Na, hängt doch zusammen!

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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:49

Ive hat geschrieben:weiter oben, es sei vergebliche Liebesmüh, über den Glauben etc. zu diskutieren?
War nicht zwar nicht direkt an alle gerichtet, ich möchte trotzdem was dazu sagen.

Ich meine, es kommt drauf an, wie man diskutiert. Das kann auf rationale, sozial-politische", "entlarvende", anthropologische und was weiß ich was Art geschehen. Auch in kritischer Weise mit Blick auf die Leiden, die der christliche "Offizialglaube" hervorruft (hervorrufen kann/hervorgerufen hat) und die Verbrechen, die im Namen der Kirche/des rechten Glaubens begangen wurden.

Es kann aber auch eine Diskussion sein, wo das, besser: eines Ziele ist, das Gegenüber besser/genauer zu verstehen. Was bedeutet, sich auf die Gedankenwelt des anderen einzulassen, was ja nicht bedeutet, sie für wahr und richtig zu halten. Das wäre m. E. nicht müßig. Klar wird es Punkte geben, wo Überzeugung gegen Überzeugung steht, wo sozusagen der letzte Grund erreicht wird.

Gruß
Anastasius

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Saul
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 16:52

Ihr seid ja süss, Ive und geronimos. Als würde ein erwachsener Mensch einem Kind die Welt (v)erklären ...

@geronimos
Es ist eben einfacher, sich seiner verhärteten Denkstrukturen unbewusst zu bleiben, als einem historischen Gott zu huldigen. Weil das schon abermilliarden Menschen zuvor ("erfolgreich") getan haben, kann es doch nicht schaden, sich dem auch zu unterwerfen. Hauptsache ist doch, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen.

@Ive
Wenn wir aber nur eine gemeinsame Sprache finden, dann kommen wir hier nicht in Kontakt. Denn dann würde ein Jeder nur sein Weltbild hier aufschreiben und der jeweils Andere müsste es einfach stehenlassen. Dann wäre dieser Thread lediglich eine Auflistung verschiedener Sichtweisen auf "Gott". Aber das kann es nicht sein. "Religion" ist ein stetiger Aushandlungsprozess und kein statisches Konstrukt.

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Saul
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 17:18

Ive hat geschrieben:Ob Gott "ist" oder ich ihn "denke" - wo ist der Unterschied?
Wo der Unterschied ist? Du denkst den vom Menschen gemachten Gott. Daher ist er auch männlich.

Doch wenn Gott nur für die Menschen da ist, dann liegt es nahe, immer noch zu glauben, dass die Erde eine Scheibe ist und die Welt der Mittelpunkt des Universums.

So wie du dir selbst vielleicht wenig Raum gibst, so gibst du auch deinem Gott nur ein kleines bisschen mehr Raum und stellst ihn dir als Mann mit Rauschebart im Himmel vor, der über die Menschen wacht und sie beschützt. Und Jesus wird auferstehen usw. ...

Hast du schon einmal einen Blick ins Universum geworfen? Wie kann Gott dann noch Menschengestalt haben? Was soll der universelle Geist mit Jesus zu tun haben?


@littlebuddha
Natürlich gibt es keine homogene Christenheit. Ich spreche von denjenigen Christen, die tatsächlich so einfältig glauben, Jesus sei Gottes Sohn. Das hat mit individuellem Glauben nichts zu tun, sondern ist einfach nur unhinterfragt übernommener Nonsens.

Daher auch meine vermeintliche Arroganz: Soetwas lasse ich eben ungerne so stehen - weil der menschliche Geist zu wesentlich mehr fähig ist, als sich an etwas vermeintlich Höheres zu verschenken.

Für mich geht es in Glaubensfragen übrigens auch nie darum wer Recht hat - solange ein wahrhaft religiöses Gefühl, eine höchst individuelle Begegnung/Erfahrung mit Gott, oder eine persönliche religiöse "Gewissheit" geäussert werden. Aber Jesus ist eine historische Figur. Und wer seinen Glauben an ihn anlehnt, lehnt ihn auch an einen historischen Gott an. Aber über Geschichte lässt sich eben streiten.

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littlebuddha
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 17:20

@ Geronimos
OK, aber wenn Gott eine Frau wäre, würde ich als Mann dann nicht schreien "Für mich ist Gott aber ein Mann - und zwar aus Protest"? Noch einmal: Für mich hat Gott kein Geschlecht. Aber irgendwie müssen wir ihn ja denken. Die Frage nach dem Geschlecht ist mir genauso müssig wie die Frage, ob Gott nun Allah heißt, Jehove, Krishna oder sonst was. Für manche mag dies wichtig sein, für mich nicht.

Ich habe für mich entschlossen, mich aus der Gendersache rauszuhalten. Damit wir es mir ehrlich gesagt heute zu weit getrieben: Heißt es Studentenrat? Nein, es heißt Studierendenrat, oder StudentInnEN-Rat. Bald müssen wir noch die Mond sagen, die Mann und die Penis oder was? Wenn ich lese, dass er/sie so was sagt, denke ich mir wirklich, dass er/sie seinen/ihren Kopf lieber für was anderes einsetzen könnte. Der Mann/die Frau, der/die so was tut, treibt es mir ein wenig zu weit. Ich beteilige mich daran insofern, dass ich anstatt "man" oft "mensch" verwende. Wenn mensch sowas tut, dann blabla. Das verstehe ich und finde ich praktisch und schön. Aber die ganze andere politisch korrekte Sprechweise? Ne! Gut finde ich nur noch, wenn mensch manchmal Feminin und Maskulin abwechselt in Texten. Und ich bin jetzt kein Sexist oder so, aber ich bin gegen übertriebene Sprachverdrehungen. Sorry, wenn ich dein heißes Gender-Interesse so nicht teilen mag.

Von mir aus können wir Gott auch Hulahula nennen. Ich bin ja auch kein anderer nur weil ihr mich dann "Bigbuddha" nennt oder "Buddhafaust des Nordens" oder "Margarinenfürst". Wobei, KING BUDDHA wäre schon nett

In "Gespräche mit Gott, Band 1" schreibt Walsch, wenn Gott sich der Welt zeigte, würde ein Teil der Offenbarung glauben, der Rest würde es nicht glauben ("Wie, Gott sieht aus wie ein Tisch? Nein, Gott sieht nicht wie ein Tisch aus, Gott sieht wie ein Baum aus"). Und wenn Gott tatsächlich eine so eindrückliche Erscheinung gegeben würde, dass es Gott ist, mit Donner, Katastrophen und vielen anderen von Roland Emmerich Filmen bekannte eindrucksvollen Effekten, dann würde ein Teil dem glauben und der Rest würde sagen: "So ist Gott nicht, das kommt vom Satan!" Gott KANN gar nicht so erscheinen, dass jeder ihn erkennt.


Anastasius letzten Kommentar finde ich sehr vernünftig. Saul geht danach wieder voll ins Extrem (entweder, oder). Dann können wir ja den Bundestag dicht machen. (Hm, eigentlich sollten wir den wirklich dicht machen, kommt eh nur Gülle raus... ein bisschen wie bei uns )
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geronimos secret
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 17:23

Bald müssen wir noch die Mond sagen, die Mann und die Penis oder was?
die Mond ist korrekt, nur im Deutschen gabs da einen Sonderweg...

der Mond ist weiblich und die Sonne männlich - verrückte Welt, was?!
Zuletzt geändert von geronimos secret am Mo., 24.01.2011, 17:28, insgesamt 3-mal geändert.
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