Gottsuche: Reizthema und Möglichkeit

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Saul
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Beitrag So., 22.05.2011, 18:46

Noch zwei, drei Dinge, littlebuddha:

Warum bist du dir selbst kein Fundament? Wie kann dir die Bibel (nach streng christlicher Auslegung) mehr Fundament sein, als du dir selbst?

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Im Übrigen habe ich den Eindruck, auch dein Glaube, so wie du ihn dir zurecht konstruiert hast, ist nichts weiter als eine Wissenschaft. Das ist deutlich herauszulesen! Nicht herauszulesen ist hingegen, dass das Göttliche dir eine Gewissheit ist. Du kannst nicht ohne Lehre auskommen, die dir nämlich dabei hilft, Gott nicht ganz schnell wieder zu verlieren.

So wie die Wissenschaft letzte Wahrheiten eben auch nicht klären kann, aber glaubt, sie könne ihr durch neue Konstrukte immer näher rücken, so brauchst auch du deine Konstruktionen, die verhindern, dass du deine "Wahrheit" ganz schnell wieder verlierst. Gäbe es keine Bibel, gäbe es für dich auch keinen Gott. Nur es gibt ihn ja - auch ohne Bibel. Aber den hast du noch nicht gefunden.

Das ist so, als hieltest du eine reife Erdbeere in der Hand, ohne zu wissen, wo sie herkommt, wie sie entstanden ist, dass sie im Boden gewachsen ist, dass sie die Frucht einer Pflanze ist, dass die Erbeerpflanze mal ein Samen war, dass der Samen von einer Pflanze stammt, dass diese von einem Samen stammt ...

Jemand hat dir deinen lieben Gott als Endprodukt verkauft, ohne dass er dir den Herstellungprozess erklärt hat. Und das nimmst du für bare Münze.

Aber wie die werte Lanzalotta schon schrieb: Du bist ein junger, kluger Mann und du wirst deinen Weg finden. Aber jetzt schon darauf zu pochen, die letzte und einzig wahre Wahrheit gefunden zu haben, das halte ich für äusserst blauäugig.

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Saul
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Beitrag So., 22.05.2011, 18:52

Warum eigentlich? Was macht mich unglaubwürdig? Oder anders: Was macht für dich einen glaubwürdigen Christen aus? Diese Fragen bitte ich dich wirklich mal zu beantworten. Ich möchte mal deine Maßstäbe kennen lernen.
Dazu habe ich schon eine Menge geschrieben. Und ich will mich nicht ständig wiederholen müssen.

Vielleicht komme ich drauf später nochmal zu sprechen - aber das weiss ich noch nicht ...

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littlebuddha
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Beitrag So., 22.05.2011, 22:47

Hey Saul,
ich lese in deinen letzten Posts sehr viel "du bist dies, du bist das" und "du, du, du"-s raus. Jemand, der anfängt sehr viel "Du bist so und so einer" um sich zu schmeißen erscheint mir dann doch recht gehetzt, weil das Umschalten von Selbstoffenbarung (Ich bin so einer) meist Defensive bedeutet. Ich will dir sicher nichts Böses und auch sonst keinen, ich will nur meinen Glauben bezeugen. Wenn du dich missioniert fühlst, ist das nicht meine Schuld, weil du dich ja nicht missionieren lassen muss. Selbst wenn ich neben dir stünde würde ich nicht mit Gewalt festhalten, mit einer Wasserflasche bespritzen und "Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes" rufen.

Warum schreibst du eigentlich immer über mich? Warum schreibst du nicht über dich selbst? Du bist mindestens genauso interessant. Ich habe zB gelernt, dass ich in einem Kommunikationsvorgang nicht immer über den anderen reden soll, also zB "Du bist von meiner Art nur deswegen so verletzt, weil du gar kein Selbstwertgefühl hast". Denn ich beurteile damit den anderen, und nicht selten ver-urteile ich ihn damit. Im Sinne von Schulz von Thuns Kommunikationsviereck sendest du ganz viele Beziehungsnachrichten (Wir stehen so zueinander, so einer bist du) und Appelle (tue dies, lass das), aber du bringst wenig Selbstoffenbarung (so einer bin ich). Ich versuche daher, so gut es geht zu vermeiden, dich oder andere zu beurteilen, indem ich irgendwas spezielles über dich oder andere schreibe, sondern mehr von mir selbst zu schreiben.

"Was das Hänschen über den Peter sagt, sagt mehr aus über Hänschen als über Peter."

Das Alter was bei mir steht ist übrigens nur ein grober Wert, ich bin doch schon etwas reifer. Bin einfach zu faul es zu ändern. Weiß auch nicht was das damit zu tun hat, es gibt sehr viele Leute die machen mit 15 eine Glaubenstaufe und bleiben bis zum Tod gläubig. Das du darauf wert legst, vermute ich, dass du und andere Leute die so denken eben selbst oft zweifeln an ihrem Weg, dass sie so oft die Erfahrung machen, ihre Richtung ändern zu müssen. Ist ja nicht, dass ich immer die richtige Richtung einschlage, aber im religiösen fühle ich mich nun sicher gebunden (nach langer Irrfahrt heimgekommen - "der verlorene Sohn")

Zweifel sind auch an sich nichts Schlechtes, ich zweifle ja auch manchmal. Ive sagte ja auch, dass jeder Christ auch Zweifel und dunkle Stunden hat, ist ja nicht so dass uns Gottvater höchstpersönlich jeden Abend zärtlich die Decke über den Kopf legt und "Ich liebe dich, mein Kind" flüstert. Dennoch vertrauen wir darauf, dass Gott immer da ist, und ab und zu gibt es dann doch auch deutlichere Zeichen, dass es da jemanden gibt, der uns erhört. Na und auch wenn es Gott nicht gäben würde, wenn es mir dadurch so gut geht, warum sollte ich es dann sein lassen?
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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littlebuddha
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Beitrag So., 22.05.2011, 22:54

Mal Sauls Beschreibung von mir in "Du bist"-Botschaften vom letzten Post. Keines vondem, bist auf das letzte, kann ich selbst zustimmen, aber Saul, der mich wohl besser kennt als ich mich selbst, wird sicher Recht haben.
Saul hat geschrieben:Du kannst nicht ohne Lehre auskommen,
Äh... na ja.
Saul hat geschrieben:so brauchst auch du deine Konstruktionen
Wenn du meinst.
Saul hat geschrieben:Gäbe es keine Bibel, gäbe es für dich auch keinen Gott.
Die Bibel sagt mir, wer Gott ist. Da Gott verborgen ist, kann ich Gott ohne seine Offenbarung nicht erkennen.
Saul hat geschrieben:Aber den hast du noch nicht gefunden.
Sicherlich wirst du das besser wissen als ich.
Saul hat geschrieben:Du bist ein junger, kluger Mann und du wirst deinen Weg finden. Aber jetzt schon darauf zu pochen, die letzte und einzig wahre Wahrheit gefunden zu haben, das halte ich für äusserst blauäugig.
Danke übrigens für das Kompliment junger (dafür kann ich ja nichts ) und kluger (kann ich dafür was?) Mann!
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littlebuddha
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 01:00

Saul hat geschrieben:Warum bist du dir selbst kein Fundament? Wie kann dir die Bibel (nach streng christlicher Auslegung) mehr Fundament sein, als du dir selbst?
Wenn du die Bibel kennen würdest, wie du vorhin sagtest, wüsstest du doch, dass der Mensch viel zu verloren in seinem sündigen Wesen ist, um sich irgendwie selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Das geht nur, wenn Gott uns aus reiner Gnade dabei hilft. Nicht, dass wir es verdient hätten oder uns irgendwie erarbeiten könnten (= Werkgerechtigkeit), sondern weil Gott uns kennt und dennoch liebt.

Die Buddhisten sind sich selbst Fundament oder wollen es sein. Ich weiß nicht, wie weit die damit kommen. Mir war das nichts, ich habe darin versagt mich selbst zu heiligen und mich dann noch elender gefühlt, dass ich es versuche aber nicht schaffe. Jetzt weiß ich, dass ich versagen darf und dass mein Wesen von Grund auf einfach sündhaft ist.

Der Begriff Sünde ist heute ziemlich außer verpönt. Fand ich früher auch, bis ich heraus fand, dass Sünde einfach nur Schuld ist. Nun gut, schuldig will auch keiner genannt werden, aber es geht um prinzipielle Schuld. Wenn man sich mal richtig erforscht, sieht man, dass die eigenen Motive eigentlich doch immer ziemlich egoistisch und manchmal regelrecht böswillig sind. Eigentlich ist Sünde alles, was uns das leise Gewissen im Inneren eh sagt, dass wir es lassen sollten, es unziemlich ist. Wenn ich vergeben bin und mit meiner Kollegin flirte, dann mache ich mir vielleicht vor, dass ich ja keinen Sex mit ihr habe und es nicht schlimm sei, aber mein leises Gewissen sagt mir dennoch: Das ist nicht Recht; wenn die Partnerin das wüsste... Der Leitspruch "Was du nicht willst, dass man dir tut, dass füg auch keinen anderen zu" ist biblisch! Kommt von Jesus.

Ebenso schwarz fahren, Steuerhinterziehen, Notlügen, schön reden, jemanden böses Wünschen, etc. Im Endeffekt ist Gott so heilig, dass alles, was ich überhaupt von mir aus tun kann, unheilig und unwürdig ist. Und nach Jesus Christus ist das gar nicht mehr schlimm - Gott sieht, dass wir Staubwesen sind, und es nicht anders können.

Meiner Meinung nach wollen die Menschen ihre Schuld nicht einsehen. Ist ja klar, wer will schon gerne schuldig sein. Und darum bauen sie sich ganz viele Philosophien und Weltanschauungen und bauen sich Götter aus Papmasche oder genauso schlimm erklären sich selbst für heilig und göttlich, einzig um ihren Schöpfer zu entfliehen. Der eigentlich nach Jesus nur liebend und traurig darauf wartet, dass seine armen verirrten Schäfchen zurückkommen und er sie nicht richten muss. Das Angebot steht, es ist bekannt gemacht worden, der größte Teil der Menschheit kennt es. Wer es nicht annimmt, muss verdammt werden. Dabei ist das Angebot völlig kostenlos, es kostet höchstens das bisschen Stolz, zu sagen, "Du, ich habe mich geirrt, ich habe dich verletzt. Es tut mir Leid." Das kennt man auch aus ganz normalen Streitereien, dass Leute Hemmungen haben, den anderen um Verzeihung zu bitten, weil sie sich nicht vor dem anderen erniedrigen wollen. Und weil sie Angst haben, der andere wird sie nicht annehmen. Doch Gott tut es, garantiert, solange man es ehrlich meint und ehrlich darum bittet.

Du magst sagen was du willst, aber diese christliche Anthropologie gefällt mir viel besser als irgendwelcher Humanismus, der mich unter Druck setzt und sagt "Jetzt mach doch mal endlich! Du kannst es! Tschaka!" Denn der impliziert: Du bist nur Ok, wenn du dich gut verhältst und endlich mal so wirst, wie du sein sollst, also so, wie du oder die Gesellschaft denkst, wie du sein solllst. Genau, wie unsere Eltern und die Gesellschaft uns nur liebt, wenn wir brav sind (und wenn du nicht gehorchst kommst du wie all die anderen Unangepassten in die Irrenanstalt...). Nein, Gottes Liebe ist grenzenlos, und wenn wir bereuen, dann nimmt er uns in unserer Unwürdigkeit dennoch an. Und er gibt uns Kraft, die wir alleine einfach nicht haben.

Man könnte dieses Gottesbild auch psychologisch als die Ultimative Bindungsperson darstellen. Mit dem sehr vorteilhaften Effekt, dass alles, was du von anderen Menschen niemals kriegen kannst und nie bekommen hast (bedingungslose Liebe, die immer verfügbar ist), von Gott kriegst. Von daher könnte man das Christentum durchaus als mega erfolgreiche Psychotherapie erklären und wer Lust darauf hat, soll es von mir aus tun. Eine andere Idee, die ich habe, ist die neue psychotherapeutische Idee der radikalen Selbstakzeptanz. Das finde ich in diesem klassischen Humanismus nicht. Werde der, der du sein sollst, entfalte dein Potenzial - alles andere ist schlecht. Dadurch lehnt man aber ab, wie man ist, doch erst über Selbstannahme kann ich mich überhaupt verändern. Da ich mich nicht mehr schön reden muss und mit der Gewissheit, dass Gott mich liebt, kann ich mich auch mehr selbst annehmen.

Daher halte ich entgegen allen Meinungen, das Christentum ins Mittelalter zurückversetzen, für sehr reif und seiner Zeit weeeeit voraus.
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Saul
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 12:04

Hallo littlebuddha, du Seelenfänger!

Eigentlich wollte ich mich schon längst hier losgerissen haben. Aber deine magischen Worte lassen mich einfach nicht weit kommen. Sie ziehen mich doch immer wieder von Neuem in ihren Bann ...

Vielen Dank für deinen Beitrag von 23:47 Uhr. Durch den hast du mich wirklich mal zum Nachdenken gebracht! Vor allem folgende Fragen zur Art meiner Kommunikation zwingen mich zur Selbstreflexion, die noch nicht abgeschlossen, aber durch deinen Anstoss in vollem Gange ist.
littlebuddha hat geschrieben:Warum schreibst du eigentlich immer über mich? Warum schreibst du nicht über dich selbst?
Dazu fällt mir spontan ein: Ob ich nun offensiv oder defensiv reagiere oder agiere, hängt natürlich sehr stark mit Widerständen in mir zusammen, die von dem einen "Gesprächspartner" heftiger angesprochen werden als von einem anderen Gesprächspartner.

Ich weiss, dass das allgemein mein Thema ist, wie es mehr oder weniger wahrscheinlich für uns alle Thema ist - aber um mal bei diesem konkreten Thema "Gottsuche" zu bleiben, spüre ich einfach Widerstände, ja sogar Abneigungen gegen einen allzu überzeugten Glauben - vor allem, wenn er sich nur auf die Bibel stützt. Beim Lesen deines Beitrages, den du dann um 2:00 Uhr noch nachgeschoben hast, distanziere ich mich z. B. wieder, weil du darin wieder missionierst, deine Überzeugung über alle anderen Überzeugungen zu stellen scheinst - und weil dieses scheinbar so stimmige Glaubensbekenntnis für mich im Grunde so unstimmig ist. Und dazu muss ich kein Bibelkenner sein.

Ich möchte und werde schon wieder über mich schreiben. Aber gerade bei religiösen Fragen, bei denen ich so meine Gewissheiten habe, will ich nicht gegen bibeltreue Christen antreten müssen. Meine Gewissheiten lassen sich zum Teil auch aus der Bibel herleiten bzw. finden sie sich versteckt darin wieder. Das Buch ist aber für mich eben nicht das Wort Gottes. Und in diesem Punkt trennen wir uns. Da kommen wir einfach nicht zusammen. Aber warum sollten wir auch? Hier geht es nicht darum, sich zu einigen. Hier muss auch niemand Kompromisse machen.

Es gibt wohl noch einen anderen Grund, weshalb ich mich hier so mit meinem Eigenen zurückhalte: Ich habe nicht so sehr den Anspruch bzw. das Bedürfnis, meine Gewissheiten hier auszubreiten. Die lassen sich ohnehin nicht so gut beschreiben, wie ein aus der Bibel hergeleiteter Gott ... wie ein kirchlich formuliertes Dogma mit all seinen Formeln und Phrasen, die zwar wunderschön in den Ohren klingen, für mich aber nur den Charakter von Weltflucht haben.
"Was das Hänschen über den Peter sagt, sagt mehr aus über Hänschen als über Peter."
Das ist wohl wahr. Trifft definitiv zu - und ist, wie oben erwähnt auch mein Thema. Aber eben nicht hier. Hier habe ich einfach das Bedürfnis, mich abzugrenzen. Und eigentlich sage ich gar nichts über dich, was du nicht mantrenhaft ohnehin immer wiederholst.
es gibt sehr viele Leute die machen mit 15 eine Glaubenstaufe und bleiben bis zum Tod gläubig

Ja, dann schau dir diese Leute mal an. Mit 15 Jahren weiss man doch noch gar nichts von dieser Welt und vom Leben. Leute, die mit 15 einen vermeintlich gefestigten Glauben haben, wurden aber sicherlich auch schon sehr früh von Eltern, Familie ... Milieu dahingehend indoktriniert. Und Indoktrination vermeidet Offenheit für bestimmte Lebenserfahrungen, die jeder Mensch unbedingt machen sollte, um dem Bibel-Gott zu entkommen, ihn durch einen freien Gott zu ersetzen.

Vermutlich kannst du nichts mit meiner Signatur anfangen. Du nimmst sie nicht gar aus dem Grund ernst, weil sich deine eigene Erfahrung darin wiederspielt, sondern schon allein, weil der Satz einfach nur in der Bibel steht. Oder?

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Ive
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 12:29

Darf ich auch? Denn eigentlich bin ich ja 2 Tage gar nicht da, aber ich denke, ein friedlicher Einwurf wird schon gestattet sein, oder, Nitrat?

Saul, ich bin erst im gereiften Alter zum Glauben gekommen, mich lehnst Du ja noch viel mehr ab als Little ...

Ich habe lange Jahre - viel länger noch als Du bist jetzt - ähnlich gedacht wie Du, daher verstehe ich schon ganz gut, dass Du Deinen Glauben individueller und "exklusiver" findest als den der tumben Gemeinden-Renner ... auch, dass Dir einfach der Zugang zu anderem fehlt. Das ist ja in Ordnung, mir liegt es fern, Dich zu missionieren. Ich weiß im übrigen aus eigener Erfahrung, dass das gar nicht geht. Vielleicht kannst Du mir das einfach mal glauben?

Ich frage mich aber immer noch, was Dir an den "bibeltreuen Christen" - ich bin übrigens keiner, frag mal meine Gemeindegeschwister - solche Angst einjagt ... Ich stelle immer wieder fest, für mich spricht etwas aus Deinen Worten, was ich mit "Furcht vor ..." - ja, vor was? bezeichnen würde ...

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Saul
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 12:55

Klar darfst du, Ive!

Ich lehne euch nicht als Menschen ab. Von "Ablehnen" kann überhaupt keine Rede sein ... und dich auch nicht mehr als littlebuddha.

Bitte - lies doch mal: Ich glaube nicht! Das was du und littlebuddha praktiziert, das ist ein Glaube. Ich praktiziere gar nichts. Ich weiss - und lebe!

Meine Angst, die du spürst?!? Es ist die Angst vor Menschen, die Angst vor der Freiheit haben!

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littlebuddha
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 13:23

Hallo Saul,
schön, dass ich dich mit diesem Theme Kommunikation berühren konnte. Da sehen wir ja, dass wir es schaffen unseren Konflikt doch auf dem Gottestheme beruhen zu lassen und an anderen Punkten zusammen kommen können. Ist ja auch nicht so, dass das, was andere hier oder anders wo schreiben, völlig von mir abprallen. Beim Thema Gott bin ich dann schon standfester, wenn es weit von dem abweicht, was ich glaube.
Saul hat geschrieben:hängt natürlich sehr stark mit Widerständen in mir zusammen, die von dem einen "Gesprächspartner" heftiger angesprochen werden als von einem anderen Gesprächspartner.
Völlig verständlich. Geht mir bei einigen Leuten ähnlich. Ich kann dir nur sagen, dass ich gegen dich nichts habe. Ich habe auch nichts gegen Blaubaum, ich habe nur etwas dagegen, wenn wir uns die ganze Zeit zoffen und ich mich provoziert fühle.

Vielleicht könnten wir den Thread ja auch wieder in eine etwas neutralere Richtung lenken. Da, wo man sich wieder treffen kann ohne sich in Sichtweisen diamentral gegenüber zu stehen. Weiß gerade nicht bei welchem Thema, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee.
Saul hat geschrieben:Vermutlich kannst du nichts mit meiner Signatur anfangen.
Im Moment nicht. Willst du es erklären? Ich könnte nur spekulieren, was du damit genau ausdrücken willst.
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Aditi
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 15:31

@little
Meiner Meinung nach wollen die Menschen ihre Schuld nicht einsehen.
meiner meinung nach ist unterdrückung ein normaler psychischer verteidigunsmechanismus für zeiten, in denen die gefühle von angst, schuld oder zorn so überwältigend werden, dass unser bewusstsein sie völlig ausblendet. schuld ist eine allgemeine menschliche erfahrung und nur allzugerne gesellt sich scham dazu.
wir fühlen uns schuld, wenn wir spüren, dass wir etwas falsch gemacht haben. scham hingegen, da haben wir das gefühl, falsch zu sein.

im übrigen komme ich immer mehr zu der überzeugung, dass menschen viel weniger oft aus "boswilligkeit" handeln, wie sie handeln oder ihre schuld nicht einsehen, sondern, weil es ihnen noch nicht anders möglich ist. ich bin da schon viel barmherziger geworden

mlg
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Saul
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 15:56

littlebuddha hat geschrieben:Da sehen wir ja, dass wir es schaffen unseren Konflikt doch auf dem Gottestheme beruhen zu lassen und an anderen Punkten zusammen kommen können.

Dass wir generell zusammen kommen können, habe ich nie abgestritten. Zwar bin ich ein eher kritischer und skeptischer Mensch - aber wenn ich sehe, dass meine Mitmenschen selbstverantwortlich ihre individuelle Freiheit anstreben - und nicht das Gegenteil - dann bin ich aufrichtig, ehrlich, offen und wenn möglich unterstützend dabei.
littlebuddha hat geschrieben:Ich kann dir nur sagen, dass ich gegen dich nichts habe.
Immerhin hast du nichts gegen mich. Das ist ja schon mal was!
Ich habe auch nichts gegen dich - ganz im Gegenteil!
littlebuddha hat geschrieben:Vielleicht könnten wir den Thread ja auch wieder in eine etwas neutralere Richtung lenken. Da, wo man sich wieder treffen kann ohne sich in Sichtweisen diamentral gegenüber zu stehen.

Wenn alleine Gott lenkt, dann warten wir doch auf sein Zeichen.
Nicht wir, sondern nur "ER" wird diesem Thread eine Wendung geben können.
littlebuddha hat geschrieben:Willst du es erklären? Ich könnte nur spekulieren, was du damit genau ausdrücken willst.
Nein, will ich jetzt nicht erklären. Und du sollst auch nicht spekulieren.
Ich wollte über die Signatur nur erklären, dass biblische Texte für mich erst dann "heilig" werden, und damit eine Bedeutung bekommen, wenn ich mich aus eigener Erfahrung mit ihnen identifizieren kann - und nicht grundsätzlich, weil sie eben zufällig da stehen und vermeintlich von "Gott" höchstpersönlich sind. Göttliche Wahrheiten mögen sich darin wiederspiegeln; geschrieben sind diese Texte jedoch von Menschen, die diese göttlichen Wahrheiten erkannt haben.

Und noch einmal, littlebuddha: Wir müssen immer bedenken, dass diese Texte, die uns heute noch vorliegen, nur eine winzigkleine Auswahl aus dem ursprünglich möglichen Kanon sind. Und das gilt mindestens für alle grossen Religionen. Keine Religion kann mehr zu ihrem Ursprung hin eindeutig und plausibel nachvollzogen werden. Solche Lehren werden immer unvollständig bleiben, und somit ist jeder Mensch selbst aufgerufen, zu erkennen!

Ja ja - du hast dich dazu ja schon geäussert und argumentierst, das habe schon alles seine Richtigkeit. Aber es war historisch nachweisbar nur ein einziger Bischof, der im stillen Kämmerlein in Lyon lediglich vier aus über dreissig Texten als Evangelien auswählte. Alle anderen - vermutlich waren es weitaus mehr als dreissig - waren entweder bereits abhanden gekommen oder er hat sie - aus welchen Gründen auch immer - einfach unberücksichtigt gelassen. Somit handelt es sich im Grunde bei der Bibel um eine gar nicht ernst zu nehmende Schrift, weil sie eben mehr als nur unvollständig ist.

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Aditi
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 16:24

Gottsuche: Reizthema und Möglichkeit

für mich stellt es sich inzwischen so dar:
.) ich "glaube" an eine höhere intelligenz (die bezeichnung ist für mich unwichtig: gott, jesus, universum . . .)
.) wir sind spirituelle wesen, die eine menschliche erfahrung machen
.) meine seele hat, bevor sie inkarnierte, zugestimmt, diese erfahrung ( wie schmerzvoll auch immer) machen zu wollen.
.) die lernaufgabe hier auf diesem planet: lieben lernen!
.) meine mission besteht im wesentlichen darin, den opfer-archetyp zu transformieren und das bewusstsein des planeten auf eine höhere stufe weiterzuentwickeln.
.) ich kann nur etwas transformieren, wenn ich es als spirituelle mission begreife. jedoch, wir entscheiden nicht in dieser welt über unsere mission, sondern in der welt der göttlichen wahrheit (vor unserer inkarnation).
.) etwas zu transformieren bedeutet nicht, es zu verändern.

um ewas zu transformieren, muß ich es vollständig erfahren und so lieben, wie es ist.

und so sehe ich es heute: meine persönliche mission war es, in eine familie geboren zu werden, in der ich sexualisierte gewalt erfahren habe, um den missbrauch aus erster hand zu erfahren und kennenzulernen. meine erinnerung an meine entscheidung für meine aufgabe wurde völlig ausgelöscht, sobald ich inkarnierte. könnte ich mich daran erinnern, dann könnte ich die energie und die erfahrung, opfer zu sein, nicht vollständig erleben.
als mensch bin ich zutiefst verwurzelt in meinen überzeugungen über schmerz und leid, angst und tod. doch auch als mensch sind mir die hände nicht völlig gebunden. ich kann die energie meiner erlebten sexualisierten gewalt transformieren.

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Ive
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 17:20

Dass die Texte fragmentarisch sind, Saul, nimmt ihnen ja nichts von ihrer Wahrheit. Wir werden IMMER nur Fragmente erkennen können, immer, auch Du ... aber vermutlich genau so viel, wir wir es zum gegenwärtigen Zeitpunkt vertragen oder "verdauen" können. Diese inspirierten Texte haben ihre Gültigkeit über Jahrtausende nicht verloren - das ist eines ihrer Wunder für mich; sie vermögen heute immer noch zu Menschen zu reden, und zwar in einer äußerst eindringlichen und prägnanten Weise, das finde ich ein zweites Wunder.
Ich wollte über die Signatur nur erklären, dass biblische Texte für mich erst dann "heilig" werden, und damit eine Bedeutung bekommen, wenn ich mich aus eigener Erfahrung mit ihnen identifizieren kann - und nicht grundsätzlich, ... Göttliche Wahrheiten mögen sich darin wiederspiegeln; geschrieben sind diese Texte jedoch von Menschen, die diese göttlichen Wahrheiten erkannt haben.
Da stimme ich doch glatt mit Dir überein! *AndenKopfschlagvorStaunen* Und ich finde es total schön, dass biblische Texte für Dich heilig sein können, egal ob mit oder ohne Gänsebeinchen ...

@ Aditi
Ernsthaft und aufrichtig: Ich finde es enorm, was Du Dir da erarbeiten konntest. Ich hatte zwar auch ein schwieriges Elternhaus und bin mit Missbrauch in anderer Form konfrontiert worden, aber selbst so etwas erlebt zu haben und es dann in sein Leben integrieren zu müssen und sogar zu transformieren - stelle ich mir ungeheuer schwierig vor.

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Aditi
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Beitrag Mo., 23.05.2011, 17:44

Ive hat geschrieben: @ Aditi
Ernsthaft und aufrichtig: Ich finde es enorm, was Du Dir da erarbeiten konntest. Ich hatte zwar auch ein schwieriges Elternhaus und bin mit Missbrauch in anderer Form konfrontiert worden, aber selbst so etwas erlebt zu haben und es dann in sein Leben integrieren zu müssen und sogar zu transformieren - stelle ich mir ungeheuer schwierig vor.
liebe ive,

schwierig, ja! allerdings nicht unmöglich! und aus meiner heutigen sicht - unumgänglich, not-wendend! für mich war es der weg - sonst wäre ich heute in einer geschlossenen anstalt, eine gespaltene persönlichkeit, suizidiert oder sonst was.

nun, ich habe auch viel an mir gearbeitet, war immer offen für vieles, bereit für veränderungen. "offen sein"; reflektieren; bereit, die verinnerlichten glaubenssätze zu hinterfragen und noch viel mehr; das scheint mir der weg zu sein.

aditi
Zuletzt geändert von Aditi am Mo., 23.05.2011, 18:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 23.05.2011, 17:46

.............. doppelt ............
Zuletzt geändert von Aditi am Mo., 23.05.2011, 18:08, insgesamt 2-mal geändert.

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