Hat jemand Gott gefunden?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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littlebuddha
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Beitrag Sa., 22.01.2011, 18:08

Ich sehe, ohne mich macht's euch also wirklich keinen Spaß. Will mal nicht so sein, außerdem gibt es da immer noch meine Frage.
Blaubaum hat geschrieben:Deine Frage ist m.E. leicht zu beantworten: Ersatz des Glaubens an einen menschlichen Gott durch eine andere Doktrin, um die den eigenständigen Geist der Bevölkerung dezimierende und händelbar machende Kraft des Glaubens auch im Atheismus nutzen zu können. Nicht umsonst sprach man von der Mao-Bibel. Nicht umsonst wurde Lenin wie ein Heiliger verehrt und wird es noch. Das weckt Energien, und die Leute sind zu ALLEM fähig, weil sie ihre Verantwortlichkeit für ihr eigenes Tun an den grossen Führer deligieren können.
Danke für deinen Versuch. Diese Erklärung stellt mich aber nicht zufrieden. Soweit ich weiß, haben Mao, Stalin und Co. selbst die Verbrechen befohlen und nicht der einfache Befehlsempfänger. Die Frage ist also:
a) Wie kommt es, dass Mao und die oberen Führungskräfte - als Atheisten (ohne den Makel von religiös bedingter Intoleranz und Weltverblendung und Hass auf andere, ungläubige oder andersgläubige Menschen)- diese menschenverachtenden Verbrechen anordnen konnten? Sie schufen ja erst dieses Glaubenssystem, welches - wenn ich dich recht verstehe - erst das Volk zu willenlosen Anhängern machte?

b) Wozu hat es ein atheistisches System nötig, vergöttlichte Führerfiguren zu erschaffen, damit die Leute willenlose Zombies des Anführers werden? Wozu braucht es das? Warum werden die behauptete religiöse Intoleranz;, Morde, Kriege etc. nicht durch atheistische Toleranz, Friedfertigkeit usw. ersetzt.? Und wenn der Atheismus das nicht kann: Warum sollten wir dann streben, ein schlechtes religiöses System mit einem ebenso schlechten nicht-religiösen auszutauschen? Warum schlugen sie sich die Köpfe ein und töteten? Das ist immer noch unklar. Waren Mao, Stalin etc. vielleicht gar keine "echten" Atheisten und das ganze Projekt einfach unausgegoren? Viele heutige Kommunisten benutzen die gleiche Erklärung dazu wie religiöse Menschen: "Nein, nein, der historische Kommunismus war vielleicht grausam, aber nur, weil er falsch gelebt wurde. Der richtige Kommunismus bringt Friede auf Erden!"
Ist es wirklich damit getan, die Religion loszuwerden, und der Mensch wäre ein friedliches Wesen? Voller Toleranz und Verständnis? Wenn es keinen Streit mehr gäbe wegen Glauben, gäbe es auch sonst keinen Streit mehr und keine Kriege wegen etwas anderem? Das überzeugt mich nicht.

Ein Problem ist, wenn man über Glauben spricht, vermischen sich immer Diskussionen für und wider Gott oder allgemein Glauben mit der Diskussionen für und wider Moral in der Religionsgeschichte. Das ist so ähnlich wie der folgende Dialog: "Magst du Micheal Jacksons Musik?" "Ne, der war Kinderschänder!"
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littlebuddha
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Beitrag So., 23.01.2011, 01:37

Huch, meine Frage erregt seit Stunden nur verlegenes Schweigen? Und das, wo noch bis einen Tag zuvor religiöser Glaube kaputt geschimpft wurde?
Fallen auf diese Fragen eines irgendwie gläubigen Menschen keinem passende Antworten ein?

Wo sind die Religionskritiker, die vorher so vehement den Glauben verteufelten, wenn es darum geht ihre eigene Position zu verteidigen? Wurden hier zuvor nicht einige religiöse Diskutanten, die sich aus persönlichen Gründen von der Diskussion zurückzogen, fast schon als Feiglinge tituliert?

Ich zitiere genüsslich Eremits Ausspruch von Seite 58: "Da sieht man, was die Glorifizierung der Märtyrer-Rolle anrichtet: Nähmlich Menschen, die immer vor allem davonlaufen, wenn's ungemütlich..." (alle Rechte für Rechschreibfehler bleiben wie immer beim Autor und nicht bei dem, der ihn zitiert...)
Wo sind die sonst so forschen Religionskritiker, wenn ich einige kritische Gegenfragen bezüglich des Unglaubens stelle?
Sind diese Fragen so ungemütlich?

All das Gerede von Religion schlecht, keine Religion gut ist unglaubwürdig, wenn auf meine unschuldigen Hinweis auf die Verbrechen atheistischer Experiemente keiner eine echte Antwort weiß.
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Beitrag So., 23.01.2011, 09:29

Wenn:"Erschaffen von Gott,mit eigenem Willen",warum die Bestrafung der Verfehlungen nach dem Tod?Er schuf uns so wie wir sind,genetisch.Und alles was ihm nicht gefällt
kommt auf die Müllverbrennung?Scheint als ob Gott doch nicht so unfehlbar ist.Bei dem Haufen Müll den er produziert!Ebenso das narzistische egomanische "Du sollst keinen anderen Gott haben,neben mir",Konkurrenz belebt das Geschäfft und nicht die Worte überzeugen,heutzutage müßen Taten folgen.
Die Erde als Schlachtfeld für Gut und Böse.In der Natur gibt es kein Gut und Böse,der Mensch nimmt sich das Recht dies zusagen.
mfG der ungläubige Thomas,grins.
Zuletzt geändert von TwoFace am So., 23.01.2011, 10:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag So., 23.01.2011, 09:33

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Beitrag So., 23.01.2011, 11:11

Die kath. Lehre z.B unterscheidet genau zwischen dem Übel und dem Bösen.
Die Widrigkeiten der Natur, physiologische Mangelzustände ( inkl. der Tod ),
ebenso wie Naturkatastrophen zählen dazu. Viele Menschen sehen diesen Regelkreis
des " Werden und Vergehen" als die ewige (göttliche?) Ordnung.
Die meisten monotheistischen Religionen hingegen haben eine konkrete Heilserwartung,
die den Glauben beinhaltet dass Ihre Religionsstifter (z.B Jesus und Mohamed) wiederkommen werden und in Gottes Auftrag eine neue Ordnung ohne die heutigen Übel
errichten werden.
Die ETHISCHEN PRINZIPIEN, die, die ANTITHESE zu den existenten NATURWISSENSCHAFTLICHEN PRINZIPIEN sind, sollen durch MENSCHLICH-TRANSZENDENTE VERNUNFT die einzelnen Menschen in den Dienst der anti-sozialdarwinistischen Ordnung stellen, um sich und ihr Umfeld auf die NEUE ORDNUNG
vorzubereiten.

Schon Kant setzte die Vernunft über den Verstand.

So handeln alle Gläubigen im "Gesetz der Resonanz", das leider allzuoft
materialistisch mißdeutet wird.
"Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen."
Karl Valentin

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Beitrag So., 23.01.2011, 12:58

littlebuddha hat geschrieben:Wo sind die Religionskritiker, die vorher so vehement den Glauben verteufelten, wenn es darum geht ihre eigene Position zu verteidigen?
Die waren mal am Klo.

Geht es um Gott? Geht es um Religion? Geht es um Glaube? Ist alles eins? Ist alles verschieden voneinander?

Zunächst: Wo Licht ist, da ist Schatten. Will heissen: Kein Mensch ist gut, kein Mensch ist böse. Das gilt für alle Menschen, auch für Gläubige und Atheisten. Manchmal ist eine gute Tat für den einen eine böse Tat für den anderen. Beispielsweise mag es gut sein, wenn man den Löwen tötet, der über die eigene Familie her fällt. Andererseits mag es schlecht sein, für die Jungen des Löwen die nun elediglich krepieren, dabei hat Mami doch niur Futter geholt. Ich will damit sagen: Brandschatzend und mordend durch die Welt ziehen ist kein Privileg der Gläubigen. Ebenso wie es kein Privileg der Ungläubigen ist. Es ist menschlich. Kein Tier macht das. Zumindest so losgelöst vom reinen Überleben.
littlebuddha hat geschrieben:Wozu hat es ein atheistisches System nötig, vergöttlichte Führerfiguren zu erschaffen, damit die Leute willenlose Zombies des Anführers werden?
Eben deshalb. Wer Macht im jeden Preis will, der zahlt auch jeden Preis. Der macht auch alles, ohne moralische Bedenken - bzw. erklärt sich diese eben für seine Interessen konstruktiv. Auf diese Weise werden und wurden im Namen Gottes Menschen gefoltert und gemordet. Auf diese Weise bedienen sich atheistische Diktatoren religiöser Strategien. Wobei ich da eher sagen würde: Die Strategien der Macht durch Unterdrückung, Verfolgung und Co. sind Elemente, derer sich diverse Systeme bedienen, seien es Diktatoren oder Glaubensführer. Wer auch immer Macht will, bedient sich Elemente der Macht. So gesehen imitieren nicht atheistische Diktatoren religiöse Machenschaften, sondern jeder der Macht will, bedient sich der Machenschaften zur Macht. Und baut sie aus. Naja, und manche Systeme haben eben schon langjährige Erfahrung in ihrem Machtausbau, konnten sie verfeinern, etablieren und stehen gut da, haben trotz allem immer noch ihre Anhänger. Warum sollte sich ein anderes machtgeiles System nicht dieser Erfahrungswerte bedienen? Das hat nichts mit Gläubigkeit zu tun. Früher haben Herrscher Gläubige getötet, weil sie ihnen nicht gehuldigt haben, später haben Gläubige Menschen getötet die nicht ihrem Gott (oder dessen Stellvertreter) gehuldigt haben, dann wieder duldeten Staatschefs keine Menschen die sich nicht ultimativ ergeben... Die menschliche Gesellschaft ist durchzogen von Grausamkeit. Ich neige dazu, zu behaupten: weil der mensch ein soziales Wesen ist, wird er in der Gruppe grausam. Vieles was der Einzelne nie tun würde, tut er in der Gruppe. Vieles, was der Einzelne verhindern würde, lässt er in der Gruppe zu. Das Gefallen wollen, integriert sein wollen, Teil von etwas sein wollen,.... hat ganz schreckliche Nebenwirkungen. Warum lassen sich auch aktuell so viele Menschen so viel Mist gefallen, gegen den sie "eigentlich" aufstehen wollen? Weil sie sich als soziale Wesen in einem sozialen Umfeld begreifen. Ja, ich gehe soweit, auch den Glauben als ein solches Ding zu begreifen. Die meisten Menschen sind nur religiös, weil es Teil ihres sozialen Umfelds ist, und sie Nachteile erhielten, würden sie zu ihren Atheismus stehen. Ich selber kenne auch heute noch Menschen, die NUR deswegen in der Kirche sind, oder ihre Kinder taufen lassen, damit sie in ihrem sozialen Umfeld keine Probleme bekommen. Soweit dazu, dass Religionen heute keine Macht hätten.

Aber ich denke, hier geht es um Gott. Daß die Religionsgemeinschaften machtversessene Systeme sind die nie vor Mord und Totschlag zurückgeschreckt haben, ist heute gängiges Wissen - und mich erschreckt lediglich, dass es noch immer bekennende dieser Religionen sind - denn das macht sie zu ideologisch Verbündeten. Wenn ich die Machenschaften eines Konzerns ablehne, kaufe ich dort nicht, erkläre mich nicht als sein totaler Anhänger der nur seine Machenschaften ablehnt. Ganz oder gar nicht, der rest ist herumlaborieren um der sozialen Integration willen. Und da integriert man sich auch mit Mord und Missbrauch.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Rezna
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Beitrag So., 23.01.2011, 12:59

Wenn ich behaupte, über meinem Haus schwebt ein unsichtbares Einhorn, dann darf ich das, so wie jemand anderer behaupten darf, es gäbe Gott. Dann sagt jemand, wenn du glaubst, da schwebt ein unsichtbares Einhorn, na dann glaubst zu eben daran. Dass bedeutet, man glaubt mir meinen Glauben daran, aber man glaubt nicht an das unsichtbare Einhorn. Nun ist es den meisten Menschen wohl egal, WARUM ich glaube, ein unsichtbares Einhon schwebt über meinem Haus. Vermutlich halten sie mich deswegen nicht für einen spirituellen Menschen, einen Menschen der deswegen höhere moralische Regeln hat, oder seiner Zeit voraus ist. Vermutlich halten mich die Menschen für irgendwie psychisch gestört. Indem sie mir GLAUBEN dass ich glaube, dass dieses unsichtbare Einhorn über meinem Haus schwebt, gehen sie von einer Störung meinerseits aus. Alterntiv glauben sie es mir NICHT. Sie glauben, ich lüge, will mich wichtig machen oder nur zum Kreis jener gehören, die unsichtbare Einhörner über ihren Häusern wissen. Ich glaube aber WIRKLICH an dieses Einhorn, will aber andererseits nicht für psychisch gestört gehalten werden. Um meine geistige Gesundheit zu beweisen, muss ich auch das Einhorn beweisen. Nicht andere müssen mir meine geistige Gesundheit und damit die nichtexistenz oder existenz des Einhorns beweisen. Seit das Einhorn da oben schwebt, fühle ich mich geschützt, aber auch beobachtet. Ich trau mich nicht mehr lügen, weil das Einhorn mich dann vielleicht mit seinem Horn aufspießt. Aber ich trau mich andererseits, den anderen Paroli bieten, denn wenn sie mir Schaden zufügen, wird mich das Einhorn rächen. Das Einhorn hat eine für mich wichtige Funktion. Deswegen weiß ich, dass es da ist. Und ich bin fix überzeugt, dass es das Einhorn ist, das mich verändert, und nicht meine Reife, mein erwachsen werden, oder mein mangelnder Zweifel.

Deswegen: ich bestreite nicht, dass Menschen an Gott glauben. Ich bezweilfe nicht, dass es den Menschen hilft, an Gott zu glauben. Sie profitieren davon. Sie glauben nicht an sich selber, sondern an eine unsichtbare Macht. Das kann passiert sein durch Hirnwäsche (auch mich hat man diesbezüglich gewaschen, hat aber nix genutzt) oder man quatscht einer Horde Menschen nach, um Teil ihrer Bewegung zu sein. Dann glaube ich nicht an Gott, aber ich singe gerne im Kirchenchor und die Medidationsnachmittage geben mir viel... dann lüge ich (mich selbst an), um Teil von etwas sein zu können. Oder ich glaube WIRKLICH und WAHRHAFTIG an Gott. Das beweist ihn aber nicht. Das beweist nicht, dass es ihn gibt, ich kann nur beweisen, dass ich an ihn glaube. Und dass ich an ihn glaube, so wie ich an das unsichtbare Einhorn glaube, beweist eher meine seelische Not. Ich BRAUCHE diesen Glauben. Ich BRAUCHE diese Vorstellung. Und wenn ich etwas brauche, dann fehlt mir etwas. Und wenn ich dieses fehlende nur finde, indem ich etwas erfinde was nicht da ist, oder überzeugt bin von etwas, das nur ich wahrnehmen kann, beweist das immer noch keinen Gott. Es beweist, dass ich mir etwas einbilde. Und je nachdem, wie weit das geht, wie weit ich glaube, durch eine Huldigung meiner Fantasievorstellungen könnte ich real etwas bewirken, verfalle ich magischen Denken. Wenn das soweit aus artet, andere Menschen zu bedauern, oder nicht zu "verstehen" dass sie diese Fantsien nicht haben, dann leide ich doch schon unter Wahnvorstellungen, oder? Wenn ich mich dann auch noch persönlich verfolgt fühle, weil jemand sagt, dass das nur eine Einbildung ist, dann bin ich in meinen Wahnvorstellungen schon ziemlich fest gefahren. Wenn ich mich so mit dem Einhorn identifiziere, dass ich mich persönlich angegriffen fühle, wenn jemand etwas gegen Einhörner sagt, dann geht es mir, nach medizinischem Standpunkt, eher schlecht.
Ob ich mein Einhorn dann benutze, um Macht zu erlangen und irgendwann dann mal alle foltern lasse, die es nicht sehen, damit sie es endlich sehen. Ob ich dann alle töte, die das Einhorn einfach nicht wahr haben wollen... das sind menschliche Machtstrategien. Da bediene ich mich dann eben davon - und - je nachdem wie viel Macht ich habe, wie lange ich diese Macht habe, verfeinere ich sie und werde im idealfall subtil. Irgendwann wird es normal sein, an das Einhorn zu glauben. Jeder der sich eine Wahnvorstellung zu seinem eigenen Trost sucht, kann sie finden, ohne für Verrückt erklärt zu werden. Ich definiere überdies das Einhorn so schwammig, dass auch alles mögliche als Einhorn durch geht. Notfalls auch Mäuse und bärtige Männer oder das Alles oder das Nichts. Solange man dann sich dann meiner MAcht anschließt - auch wenn man ihre Ausübung verteufelt - habe ich was ich will: Meine Macht und mein Einhorn.
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Beitrag So., 23.01.2011, 14:23

Hallo Arta!
Dein erster Kommentar bestätigt das, was ich mit meine: Gewalt, Krieg und Tod sind nicht zwangsweise religiöse Erfindungen. Auch nicht-religiöse Konstrukte leisten das, und zwar sehr effektiv.
Arta hat geschrieben:Aber ich denke, hier geht es um Gott. Daß die Religionsgemeinschaften machtversessene Systeme sind die nie vor Mord und Totschlag zurückgeschreckt haben, ist heute gängiges Wissen - und mich erschreckt lediglich, dass es noch immer bekennende dieser Religionen sind - denn das macht sie zu ideologisch Verbündeten. Wenn ich die Machenschaften eines Konzerns ablehne, kaufe ich dort nicht, erkläre mich nicht als sein totaler Anhänger der nur seine Machenschaften ablehnt. Ganz oder gar nicht, der rest ist herumlaborieren um der sozialen Integration willen. Und da integriert man sich auch mit Mord und Missbrauch.
Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Die meisten Leute haben von der Lidl-Affäre gehört, das der Konzern Betriebsräte ablehnt, die Mitarbeiter bespitzelt und unter Druck setzt. Na, Lidl gibt es immer noch! Ein paar Leute wie ich sind vielleicht einige Zeit nicht mehr hingegangen, aber der großen Masse war es a) entweder egal oder b) sie hatten zu viele Vorteile von Lidl, zB weil es billig ist. Warum sich Sorgen machen um die beknackten Mitarbeiter, wenn ich selbst keiner bin und mir der Konzern gutes gibt?
Beispiel Google. Viele wissen, das Google fast alle Daten, die es kriegen kann, speichert. Keiner weiß, was damit dann geschieht. Entweder a) ist es den Leuten egal oder b) sie nehmen es um der Vorteile willen in Kauf (obwohl www.ixquick.de oder www.scroogle.de nur einen einzigen Klick entfernt sind...) Manche installieren sich sogar den Browser von Google.
Beispiel Microsoft. Beispiel Cola. Beispiel McDonalds. Beispiel H&M. Es gibt unzählige Konzerne, bei denen man eigentlich schon oft gehört hat, wie die wirklich drauf sind, und dennoch gehen die nicht pleite. Cola-Afrika Affäre: Trinkwasser weg von der durstenden Bevölkerung, um Cola zu produzieren, welches dann an die verarmte Bevölkerung verkauft werden kann. Der kaputte Bohrturm von Shell (oder war's BP?) versuchte einen riesigen Küstenstrich. H&M produziert Jeans über Hungerlöhne, die Jeans selbst werden bei der Produktion über tausende Kilometer sinnlos weltweit hin und hergeflogen. Wie viele Leute nutzen Billigflieger zu ihrem eigenen Vergnügen, für einen billigen Urlaub zu ihrem eigenen Vergnügen?
Arta hat geschrieben:Das Einhorn hat eine für mich wichtige Funktion. Deswegen weiß ich, dass es da ist. Und ich bin fix überzeugt, dass es das Einhorn ist, das mich verändert, und nicht meine Reife, mein erwachsen werden, oder mein mangelnder Zweifel.
Ich verstehe auch hier nicht, was daran so schlimm ist, wenn mein "Einhorn" mir hilft, zu lernen und mich zu entwickeln. Ich gehe doch auch zur Schule, zur Uni, zur Lehre, meine Eltern erziehen mich, in meinen Beziehungen reife ich, das Gesetz sagt mir, wie ich mich gefälligst zu verhalten habe, was ich zu tun und zu lassen habe, die Medien sagen mir, was trendy ist und was gerade floppt, welche Musik ich hören soll damit ich in bin, welche Kinofilme geredet wird, welche Länder gerade zur Achse des Bösen gehören und wo Gottes verheißenens Land liegen soll. Martin Buber sagte doch irgendwie "Das Ich reift am Du" oder so ähnlich. Also warum kann sich ein religiöser Mensch nicht an Gott/oder dem Tao/ oder dem Dharma/ oder Krisna oder Allah oder dem fliegenden Spagetthimonster reifen? Und ich glaube, dass gerade einmal eine kleine Minderheit dieser Menschen eine Beziehung zu solchen Vorstellungen hat, die von Angst, Gewalt, Zwang, Verdummung etc. geprägt ist.
Dieses "Ich schaff das alleine, ich bin so stark, ich brauche gar keinen und erst Recht keinen, der mich liebt und weiß, was gut für mich ist - das weiß ich schon ganz alleine" ist für mich Zeichen von Schwäche und stolzer Überheblichkeit.
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Beitrag So., 23.01.2011, 14:38

Arta hat geschrieben:Und je nachdem, wie weit das geht, wie weit ich glaube, durch eine Huldigung meiner Fantasievorstellungen könnte ich real etwas bewirken, verfalle ich magischen Denken.
Nun ist es leider so, dass diese "Fantasievorstellungen" tatsächlich etwas bewirken können, zum Beispiel von schweren geistigen Störungen heilen, von Drogensucht und allgemein tief liegenden Problemen. Die unzähligen Augenzeugen und Betroffenenberichte kann man allen ernstes nicht als Lügen abstreiten, höchstens ignorieren. Ich kenne selbst flüchtig eine Person, welche sich über den Glauben von einer schweren Geisteskrankheit befreien konnte. Ich will nicht sagen, dass Glauben immer und auf jeden Fall heilen muss, sondern, dass es das real gibt und gar nicht mal so selten.

Für mich ist es eher Zeichen der Zeit, wie sehr unsere Zeit schon verkommen sind, dass so viele Leute hier völlig die Vorstellung ablehnen, höhere Mächte könnten in unser Leben eingreifen und uns persönlich helfen, weil sie uns so sehr lieben. Es stimmt dass "die Wissenschaft" diese höheren Mächte nicht beweisen kann, aber wenn ich nur glaube, was "die Wissenschaft" mir sagt, wäre ich ja auf einem Auge blind (wenn nicht gar blöd). Wissenschaft geht rational vor, mit der Vernunft, und das ist großartig und wichtig, doch sollte ich daher meine emotionale Seite, meiner Intuition nicht trauen? Ich kenne außer rein dogmatisch geführten ideologischen Debatten (Naturalismus vs. Theismus, oder Materialismus vs. Idealismus oder wie auch immer) keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis, dass es höhere Mächte oder Gott nicht gibt, dafür sagt mir meine emotional-intuitive Seite, dass es mehr gibt als mir meine Ratio und Vernunft zu zeigen vermögen.
Arta hat geschrieben:Wenn ich mich so mit dem Einhorn identifiziere, dass ich mich persönlich angegriffen fühle, wenn jemand etwas gegen Einhörner sagt, dann geht es mir, nach medizinischem Standpunkt, eher schlecht.
Ich nehme an, du hast etwas, dass du leidenschaftlich gerne hast (einen Musiker, einen Film, einen Sport). Nun käme ich und sagte dir, dass sei scheiße, warum findest denn du so einen Schwachsinn gut, lass es mal besser, du bist ja voll bescheuert dass du den Musiker magst, deine Sportart ist beknackt, dies und das ist viel besser. Also ich will denjenigen sehen, der sich da nicht persönlich angegriffen fühlte und dem es da von einem "medizinischen Standpunkt" nicht schlecht gehen würde. Ich habe das mal erlebt unter Wissenschaftlern, die eigentlich um eine ganz einfache Frage diskutierten. Weil sie nicht einer Meinung waren, fingen sie schnell an, sich persönlich verletzt zu fühlen. Selbst die vermeintlich rational denkenden Wissenschaftler stehen "vom medizinischen Standpunkt" eher schlecht dar, wenn sie ihre Thesen verteidigen.

Ich hoffe, ich konnte dir verständlich machen, wie ich das meine.
LG,
Littlebuddha
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Beitrag So., 23.01.2011, 14:52

Also ich will denjenigen sehen, der sich da nicht persönlich angegriffen fühlte und dem es da von einem "medizinischen Standpunkt" nicht schlecht gehen würde. Ich habe das mal erlebt unter Wissenschaftlern, die eigentlich um eine ganz einfache Frage diskutierten. Weil sie nicht einer Meinung waren, fingen sie schnell an, sich persönlich verletzt zu fühlen. Selbst die vermeintlich rational denkenden Wissenschaftler stehen "vom medizinischen Standpunkt" eher schlecht dar, wenn sie ihre Thesen verteidigen.
Richtig, littlebuddha. All die hier vermeintlich so objektiv und rein rational Diskutierenden würden sich ebenso persönlich angegriffen fühlen, wenn man das, was ihnen persönlich "heilig" ist, niedermachen würde.

Mir fällt übrigens auf, dass das, was hier die meisten als Gott leugnen, für sie sehr wohl exisitiert, nämlich ähnlich wie das Negativ eines Fotos ... Gott wird dadurch sichtbar, dass sie aufzählen, wo er in ihren Augen nicht existiert. Das wäre faszinierend, würde aber gleichzeitig nicht einer gewissen Komik entbehren, spräche daraus nicht eine ebenso tiefe wie ungestillte Sehnsucht nach dem Göttlichen ...

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Beitrag So., 23.01.2011, 15:24

Als einfacher, das bedeutet: nicht mit Eifer engagierter Nichtgläubiger kann ich mich einer gewissen Ferne erfreuen. Was nicht heißt, dass es für mich ein uninteressantes Thema wäre.

Mir fiel ein, welchen Beweis habe ich, dass vehement metaphysisch Unmusikalischen, um es mal so auszudrücken, die Argumente nicht vom Teufel oder einer vergleichbaren Über-Macht eingegeben wurden? *denk-denk*

Gruß
Anastasius

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littlebuddha
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Beitrag So., 23.01.2011, 15:52

Hi Eve,
das ging mir genauso wie du sagst, "Sehnsucht nach dem Göttlichen". Ich stelle mir vor, dass selbst Richard Dawkins, Hitchins, Daniel Dennett, Sam Harris und Christopher Hitchins (die sich selbst "die vier Reiter der Gegen-Apokalypse" nennen; na, ob das Vertrauen einflösst?) in ihrem tiefsten sich nach Gott sehnen. So ein wenig, wie der aggressive Mensch sich dennoch im tiefsten einfach nach Verständnis und Liebe sehnt, doch aus Trotz und Selbstschutz jeden Trost und jede Liebe abwehrt. Irgendwie verständlich.

War gerade dabei, etwas sehr persönliches hier zu schreiben, entschied mich dann doch dagegen es zu posten.

Nur kurz gesagt irrte ich lange Zeit im Dunklen in der Finsternis und entschied mich gegen das Licht, war mir dieser Entscheidung nicht mal bewusst und hielt mich deswegen für einen besonders rationalen, klugen Menschen. Meine Erfahrung ist, dass ich selbst, als ich Gott und die Seele leugnete, intern immer noch Gott schrie. Ich war nur zu voll mit Wut und Enttäuschung über den Herrn, dass ich zugeben wollte, dass ich seine Liebe brauche. Ich dachte auch, er hasst mich, und als ich voller Reue und mit eingeknickten Haupt zurückkam war ich nicht darauf gefasst, dass ein großes Fest gefeiert wird. In der Bibel steht irgendwo: "Genauso ist bei Gott im Himmel mehr Freude über einen Sünder, der ein neues Leben anfängt, als über neununneunzig andere, die das nicht nötig haben" (Lukas 15,7) Und: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben. Sie soll ich dazu aufrufen, ihr Leben zu ändern." (Lukas 5,31)
Wer einmal wirklich Vergebung erfährt, den verlässt das Gefühl der Dankbarkeit nie mehr.

Sehr schön und wahr finde ich auch Johannes 3,19-21: "Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht; denn ihre Taten waren schlecht. Jeder, der böses tut, hasst das Licht und bleibt im Dunkeln, damit seine schlechten Tagen nicht offenbar werden. Aber wer der Wahrheit gehorcht, kommt zum Licht; damit das Licht offenbare, dass er mit seinen Taten Gott gehorsam war."
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Ive
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Beitrag So., 23.01.2011, 16:50

Ja, littlebuddha. Mir gefällt auch die Römer-Stelle, dass "denen, die Gott lieben, ALLE Dinge zum besten dienen". Es tut übrigens gerade total gut, diese Zitate hier von Dir zu lesen - wie ein Licht in der Finsternis.
War gerade dabei, etwas sehr persönliches hier zu schreiben, entschied mich dann doch dagegen es zu posten.
Ja, nicht? Wie schade, aber es ist einem zu kostbar, um es hier nur zerpflücken und zertreten zu lassen ...

Gott kommt übrigens in der Regel nicht zu denen, um das noch zu sagen, die ihn aus einem hochmütigen Herzen heraus versuchen, d. h., die ihn "auf die Probe" stellen wollen (es sei denn, sie sind innerlich bereit für ihn, da macht er schon mal eine Ausnahme). So lässt er im allgemeinen nicht mit sich umgehen. Gott legt nun mal nicht unsere Maßstäbe an, und er hat eine Gerechtigkeit, die nicht die unsere ist. Wer nicht in der Lage ist, seine eigenen Maßstäbe zurückzustellen, ist für Gott unerreichbar. So ist es nun einmal und mit allem Zorn und aller Wut nicht zu ändern. Gott reagiert auf Demut.

Diese verzweifelt suchenden Menschen tun mir Leid, und auch Gott wird Mitleid mit ihnen haben. Das ändert aber nichts daran, dass Gott EINES von uns erwartet: Freiwilligkeit, Hingabe, Glaube = hoffend für wahr halten, was nicht bewiesen ist.

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Beitrag So., 23.01.2011, 18:22

Ive hat geschrieben: Gott kommt übrigens in der Regel nicht zu denen, um das noch zu sagen, die ihn aus einem hochmütigen Herzen heraus versuchen, d. h., die ihn "auf die Probe" stellen wollen (es sei denn, sie sind innerlich bereit für ihn, da macht er schon mal eine Ausnahme). So lässt er im allgemeinen nicht mit sich umgehen. Gott legt nun mal nicht unsere Maßstäbe an, und er hat eine Gerechtigkeit, die nicht die unsere ist. Wer nicht in der Lage ist, seine eigenen Maßstäbe zurückzustellen, ist für Gott unerreichbar. So ist es nun einmal und mit allem Zorn und aller Wut nicht zu ändern. Gott reagiert auf Demut.
Diese verzweifelt suchenden Menschen tun mir Leid, und auch Gott wird Mitleid mit ihnen haben. Das ändert aber nichts daran, dass Gott EINES von uns erwartet: Freiwilligkeit, Hingabe, Glaube = hoffend für wahr halten, was nicht bewiesen ist.
Er erwartet?Boah,da wird einem schwindelig.Die Worte könnten auch von der Bundesregierung stammen,denn was bekommt man für seine (steuerliche) Hingabe?
Glückseeligkeit?Endlose Weisheit?Gesundheit?
Naja,wie heisst es so schön,jedem Tierchen sein ........

I come from the Kingdom of Evil.
My Kingdom is the Evil.
(I am) the abyss, the assessor, the chaos.
Fallen from God, I am the tempter,
the destroyer, the Anti-Christ.
My name is Lucifer.
"My name is legion, and we come with many."

Ja auch das ist ein Glaube,mit einem Gott an der Spitze.
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Beitrag So., 23.01.2011, 19:07

@ Two face
Die Worte könnten auch von der Bundesregierung stammen
Gell? Toll, welche Kompetenz Frauen von heute haben können, nicht wahr?
Glückseeligkeit?Endlose Weisheit?Gesundheit?
Ja, ja und ja!
von Two face
the Anti-Christ.
My name is Lucifer.
Jedem das Seine, aber klar doch!
Zuletzt geändert von Ive am So., 23.01.2011, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

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