Danke für deinen Versuch. Diese Erklärung stellt mich aber nicht zufrieden. Soweit ich weiß, haben Mao, Stalin und Co. selbst die Verbrechen befohlen und nicht der einfache Befehlsempfänger. Die Frage ist also:Blaubaum hat geschrieben:Deine Frage ist m.E. leicht zu beantworten: Ersatz des Glaubens an einen menschlichen Gott durch eine andere Doktrin, um die den eigenständigen Geist der Bevölkerung dezimierende und händelbar machende Kraft des Glaubens auch im Atheismus nutzen zu können. Nicht umsonst sprach man von der Mao-Bibel. Nicht umsonst wurde Lenin wie ein Heiliger verehrt und wird es noch. Das weckt Energien, und die Leute sind zu ALLEM fähig, weil sie ihre Verantwortlichkeit für ihr eigenes Tun an den grossen Führer deligieren können.
a) Wie kommt es, dass Mao und die oberen Führungskräfte - als Atheisten (ohne den Makel von religiös bedingter Intoleranz und Weltverblendung und Hass auf andere, ungläubige oder andersgläubige Menschen)- diese menschenverachtenden Verbrechen anordnen konnten? Sie schufen ja erst dieses Glaubenssystem, welches - wenn ich dich recht verstehe - erst das Volk zu willenlosen Anhängern machte?
b) Wozu hat es ein atheistisches System nötig, vergöttlichte Führerfiguren zu erschaffen, damit die Leute willenlose Zombies des Anführers werden? Wozu braucht es das? Warum werden die behauptete religiöse Intoleranz;, Morde, Kriege etc. nicht durch atheistische Toleranz, Friedfertigkeit usw. ersetzt.? Und wenn der Atheismus das nicht kann: Warum sollten wir dann streben, ein schlechtes religiöses System mit einem ebenso schlechten nicht-religiösen auszutauschen? Warum schlugen sie sich die Köpfe ein und töteten? Das ist immer noch unklar. Waren Mao, Stalin etc. vielleicht gar keine "echten" Atheisten und das ganze Projekt einfach unausgegoren? Viele heutige Kommunisten benutzen die gleiche Erklärung dazu wie religiöse Menschen: "Nein, nein, der historische Kommunismus war vielleicht grausam, aber nur, weil er falsch gelebt wurde. Der richtige Kommunismus bringt Friede auf Erden!"
Ist es wirklich damit getan, die Religion loszuwerden, und der Mensch wäre ein friedliches Wesen? Voller Toleranz und Verständnis? Wenn es keinen Streit mehr gäbe wegen Glauben, gäbe es auch sonst keinen Streit mehr und keine Kriege wegen etwas anderem? Das überzeugt mich nicht.
Ein Problem ist, wenn man über Glauben spricht, vermischen sich immer Diskussionen für und wider Gott oder allgemein Glauben mit der Diskussionen für und wider Moral in der Religionsgeschichte. Das ist so ähnlich wie der folgende Dialog: "Magst du Micheal Jacksons Musik?" "Ne, der war Kinderschänder!"