Mein Fazit über Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Fragensteller98
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:20

candle. hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 11:59
Doch, das gibt es durchaus, nur mußt du es vermutlich stark trennen. Du kannst Hobbies ausüben wo es sicherlich ganz liebe ältere Herren gibt mit denen du dich anfreunden kannst- allerdings wirst du dich mit deinem Trauma nie ganz nackig machen können, denn du mußt da vielleicht auch in deiner Verantwortung bleiben andere Menschen nicht zu überfordern oder zu traumatisieren.
Ich schreibe euch später, ich muss mal heute etwas vorankommen.

Aber darauf muss ich jetzt eingehen;

Du schreibst, meine Verantwortung andere Menschen damit nicht zu überfordern oder schlimmer.
DESHALB BIN ICH DOCH ZU DEN VERFICKTEN THERAPEUTEN GEGENAGEN VERDAMMT NOCHMAL! DIE TUN SO ALS OB SIE PROFIS SIND UND DOCH HABE ICH IM ERSTEN MOMENT DER BEGEGNUNG IHRE SCHWÄCHEN, IHRE VERLETZLICHKEIT GESPÜRT! WARUM NENNT IHR EUCH DANN PROFIS? WENN IHR LETZTLICH NORMALOS SEID? ERZÄHLT MIR KEINEN SCHEISSDRECK.

Ich mache viel Sport, auch mit älteren Männern, mit denen man dann auch mal danach etwas quatscht und ich finde das auch angenehm. Aber dieses Trauma steht dann trotzdem dazwischen. Ich kann (und will) darüber mit denen nicht sprechen. Wenn ich nun also jemanden kennenlerne, so ist da immer diese Lücke, dieses Unverständnis. Wenn ich es erzählen würde, würde es mein Gegenüber überfordern, ich weiß das. Vor allem würde es auch nicht viel bringen, weil da auch nicht das gleiche Verständnis herrschen würde. Ja, missbraucht, ist ja schon fast 20 Jahre her. Mghmm schlimm. Okay.

Ich hatte gehofft, dass ein Therapeut das anders versteht und ich hatte durchaus das Gefühl, dass da ein anderes Verständnis da ist. Nur leider sind Therapeuten schwache Menschen (bzw nicht so stark wie ich) oder sie hatten einfach nicht den Willen, mit mir das ganze durchzuziehen.

Ich glaube, dass ich meine Therapeuten permanent getestet habe. So nach dem Motto "wer bist du überhaupt, dass du mich therapieren möchtest/kannst" und "zeig mir erst mal, wie stark du bist". Ich würde das mal so nennen. Getestet. Herausgefordert, abgecheckt. Abgetastet. Und ich habe alle aufgefressen oder abgestoßen.

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ziegenkind
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:26

Die Therapeuten sind viel stärker als Du. Die lassen sich nicht benutzen - von Dir. Die gehen weg. Der eine, der sich zunächst auf Dein unsittliches Angebot eingelassen hat, der war schwach, aber dann hat er sich aus der Verwicklung, in die Du ihn gelockt hast gelöst und Dich in die Wüste geschickt. Da war er dann Gott sei Dank wieder schwach. Das wast Du willst, würde fürchterlich für Dich ausgehen.

Wahrscheinlich bist Du einfach noch zu jung. Der Leidensdruck muss vielleicht noch größer, Du musst an dem Gefühl der Einsamkeit noch irrer werden, bevor Du stark genug bist, wirklich an Dir zu arbeiten. Das geht vielen so, ist aber eigentlich schade.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Fragensteller98
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:29

ziegenkind hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 12:26 aber dann hat er sich aus der Verwicklung, in die Du ihn gelockt hast
Freche Unterstellung. Falsch.

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Montana
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:32

Fragensteller98 hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 07:37 Ich weiß auch nicht, ob Gefühle mein Problem sind. Ich denke, Trauma hat nicht primär was mit Gefühlen zu tun.

Außerdem berühren mich Therapeuten nicht emotional, weil von ihnen (fast) nichts persönliches kommt. Man sitzt Robotern gegenüber. Mich hat immer interessiert, wie die privat sind, was die für Probleme haben, was die für Beziehungen haben, wofür die sich interessieren...aber die öffnen sich da nicht.
Aber selbstverständlich hat Trauma primär mit Gefühlen zu tun. Menschen sind grundsätzlich soziale Wesen und sie können mit sich selbst und mit anderen nur dann gut umgehen, wenn sie ihre eigenen Gefühle und die der anderen wahrnehmen, einordnen und passend reagieren. Trauma bewirkt, dass das nicht richtig funktioniert. Es gibt ganz typische Schwierigkeiten die durch ein Trauma in der Kindheit verursacht werden, und das kannst du nachlesen wenn es dich interessiert. Mit das Wichtigste dabei ist, dass niemand das Kind beschützt hat, obwohl es Bezugspersonen im Leben jedes Kindes gibt, deren Aufgabe genau das gewesen wäre. Die waren aber aus irgendeinem Grund nicht dazu in der Lage. Und das gehört zu einem Trauma zwingend dazu. Es entsteht in der Regel gar keine Traumafolgestörung, wenn nicht zusätzlich jede Hilfe fehlt. Das Gefühlsleben und die Beziehungsfähigkeit sind daher nicht so, dass man damit ein gutes Leben führen kann.

Dass du Therapeuten als Roboter betrachtest ist bezeichnend. Jeder Mensch teilt ununterbrochen etwas über sich mit. Ohne Worte. Aber du kannst das gar nicht erkennen. Du merkst scheinbar auch nicht, dass du selbst das auch tust.

Der Begriff der therapeutischen Beziehung meint, dass die Beziehung eine besondere Qualität hat im Vergleich zu anderen Beziehungen, womit aber nicht Liebesbeziehungen gemeint sind. Zu jedem Menschen dem man begegnet, tritt man in eine Beziehung. Selbst zur Bäckereifachverkäuferin bei der man sein Brot kauft. Über die hast du schließlich auch eine Meinung: ist die nett, magst du mit ihr freundliche Worte austauschen, oder würdest du vielleicht wegen der dummen Kuh nie wieder dort was kaufen? Auch sowas ist Beziehung.

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candle.
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:33

Fragensteller98 hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 12:20 so ist da immer diese Lücke, dieses Unverständnis.
Dann hast du offenbar für alles und jeden Verständnis?

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Montana
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:40

Was das Testen von Therapeuten betrifft: das machen ALLE mit Traumahintergrund.

Es gibt sehr unterschiedliche Menschen unter den Therapeuten, so wie in jedem Lebensbereich. Und selbstverständlich gibt es auch totale Pfeifen. So wie überall. Einen guten wirst du aber nicht daran erkennen, dass er sich auf einen Kampf mit dir einlässt. Er wird immer "einen Schritt zur Seite machen" und dich vorbeilaufen lassen. Er wird aber sehr viel länger als jeder Privatmensch die Tür für dich offen lassen. Grenzen hat dabei aber jeder und das darf und muss auch so sein. Bedenke, dass jeder Therapeut tatsächlich auch einfach ein Mensch ist und das niemals abschalten kann. Und auch nicht darf, denn ein Roboter als Therapeut taugt nicht.

Es war in diesem Forum, glaube ich, wo ich mal gelesen habe, dass ein Therapeut während der Sitzung den Raum verlassen und in den Flur gekotzt hat. Weil er so schreckliches anhören musste. Und das ist weder unprofessionell noch sonstwas, sondern das ist berührend menschlich. Es ist eine Form der Anerkennung der entsetzlichen Erlebnisse der Patientin gewesen. War sicher nicht geplant, aber man kann das nicht ins Detail planen. Und: ja, solche Reaktionen sind authentisch und überhaupt nicht roboterhaft.

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Takli
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:45

Ich mußte leider auch schmerzlich feststellen, daß Therapeuten ihre Grenzen haben. Mein Abwehrverhalten besteht darin, daß ich aus Befangenheit verstumme. Sprich, bei mir hat es mit der Kommunikation gehapert. Damit waren die ersten beiden Therapeuten überfordert und haben mich weggeschickt, weil sie nicht wußten, wie sie mir helfen sollten bzw. weil es so keinen Sinn machen würde. Je nach Temperament entwickelt jeder andere Strategien, um sein Inneres zu schützen. Ich kann deine Enttäuschung voll und ganz verstehen. Gerade, wenn man verzweifelt ist und dringend Hilfe braucht, ist es besonders schmerzlich, wenn man dann "abgelehnt" wird. Das Problem bzw. die ernüchternde Realität ist nur leider, daß Therapeuten und Methoden ihre Grenzen haben. Mit "herausforderndem Verhalten" hat man es da schwer. Therapeuten sind überlaufen und eine destruktive Dynamik hilft dem Patienten ja auch nicht weiter. Leute mit Borderline-Diagnose haben es z.B. ganz schwer einen Therapeuten zu finden, weil viele Therapeuten sich überfordert fühlen mit der Dynamik konstruktiv umzugehen. Das ist bitter, aber leider nicht zu ändern. Therapeuten sind ja auch nur Menschen. Vielleicht läßt sich das mit einer schweren körperlichen Erkrankung vergleichen, bei der die Möglichkeiten des Arztes begrenzt sind.

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freeway
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:49

Montana hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 12:32 Selbst zur Bäckereifachverkäuferin bei der man sein Brot kauft. Über die hast du schließlich auch eine Meinung: ist die nett, magst du mit ihr freundliche Worte austauschen, oder würdest du vielleicht wegen der dummen Kuh nie wieder dort was kaufen? Auch sowas ist Beziehung.
Wenn sie unkommentiert ein Walnussbrot einpackt anstatt des georderten mit Sonnenblumenkernen, weil sie meint dass das besser für einen ist, muss sie nicht mal eine dumme Kuh sein. Dann ist sie schlicht ihrer Position nicht gerecht geworden.
"Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein." Jiddu Krishnamurti

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Montana
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:54

Darum geht es aber gar nicht. Jede Interaktion hat einfach etwas mit Beziehung zu tun. Selbst völlig ohne Worte.

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candle.
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:55

Fragensteller98 hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 11:16 Ihr versteht einfach nicht, dass die therapeutische Beziehung eine Fake-Beziehung ist, ein Rollenspiel, eine Farce. Auf sowas fallen vielleicht Kinder rein, aber ich nicht.
Der kleine Fragesteller98 in dir ist aber reingefallen und der erwachsene Fragensteller98 hat die Signale nicht wahrgenommen. Das kann schon echt wütend machen!

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candle.
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 12:57

Montana hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 12:40 Was das Testen von Therapeuten betrifft: das machen ALLE mit Traumahintergrund.
FALSCH! Niemals ALLE!

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freeway
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 13:10

MMn geht es genau darum.
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 13:14

Doch, das denke ich in diesem Fall tatsächlich. Die Frage ist vielleicht eher, wie man testen definiert. Ohne dabei gewesen zu sein bin ich mir z.B. sicher, dass der TE anders testet als ich. Es gibt ja sehr, sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten. Die Minimalvariante ist einfach die, den Therapeuten aufmerksam zu beobachten und anhand seines Seins festzustellen, dass er nicht der Richtige ist, bestimmte Dinge auszusprechen.

Jeder mit Traumafolgestörung ist doch immerzu dabei, seine Umgebung auf Sicherheit zu prüfen. Oft unbewusst. Weil einfach aus der Erfahrung heraus die Erwartung da ist, dass sie nicht vollkommen sicher ist, weil das nicht möglich ist. Auch Menschen und insbesondere die Beziehungen zu Menschen sind Gegenstand solcher Prüfungen. Und die hören auch nicht irgendwann auf. Eine Beziehung ist nicht nach Zeit x plötzlich sicher.

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Beitrag Sa., 07.09.2024, 13:17

freeway hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 13:10 MMn geht es genau darum.
Um Bäckereifachverkäuferinnen die mit Absicht das falsche Brot einpacken? In meinem Beispiel gibt es genau darum NICHT.

Bist du der Meinung, dass Therapeuten im Allgemeinen etwas entscheiden was sie für richtig halten und das dann durchziehen obwohl es am Wunsch und Bedarf des Patienten vorbeigeht? Das gibt es, definitiv, und ich habe das ebenfalls schon erlebt. Aber das sind oft die oben erwähnten Pfeifen. Die sind ja leider nichtmal selten. Und man kann überhaupt nicht ausschließen, dass der TE bisher ausschließlich solchen begegnet ist. Seine Schlussfolgerungen daraus stimmen nur nicht.

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candle.
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Beitrag Sa., 07.09.2024, 13:24

Montana hat geschrieben: Sa., 07.09.2024, 13:14 Doch, das denke ich in diesem Fall tatsächlich.
Dieser "Fall" ist aber nicht ALLE. Das mußte ich einfach mal schreiben. OT aus.

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