Im Notfall Therapeutin anrufen

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Candykills
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Beitrag Do., 29.09.2016, 18:08

montagne hat geschrieben:@Candy: Ich denke schon, der/die Therapeutin kann da was bewirken, wenn die Bindung ausreicht. kann, muss nicht. Ist sicher auch kein versagen, wenn sie es nicht kann.
Aber auch wenn sie es zuverlässig könnte, so ist kein Therapeut 24/7 erreichbar. Und für die Zeit der nich Erreichbarkeit oder doch mal Berufsunfähigkeit muss vorgesorgt werden, klar.
Mh, ich bin mir da nicht so sicher. Also ich kenne es bei meiner eigentlich nur so, dass sie auch am Telefon sagte, dass ich mich auf direktem Wege in die Psychiatrie bewegen sollte, wenn ich schwerst suizidal war und nicht wusste, ob ich den Tag überlebe (und wenn's nicht so extrem ist, suche ich mir auch keine Hilfe). Da rief ich sie anfangs schon an und es beruhigte mich sie zu hören, aber nach dem Telefonat war's wieder genauso schlimm. Ich hätte sie dann schon für einen längeren Zeitraum bei mir gebraucht. Ich hab für mich sehr schnell kapiert, dass sie in wirklichen Krisen, wenn ich wirklich nicht zu überleben weiß, gar nicht so für mich da sein kann wie ich's brauche, selbst wenn sie zurückruft. Natürlich sage ich ihr auch Bescheid, wenn ich mal wieder in die Psychiatrie gehe und dann ruft sie zurück irgendwann und wünscht mir alles Gute. Aber Tatsache ist ja schon wie du sagst, dass sie gar nicht immer erreichbar ist und es darf halt nicht sein, dass der Patient dann nicht weiß wohin er sich melden kann, weil es in der Therapie versäumt wurde sich darum zu kümmern.
Letztendlich seh ich's aber auch so: nen Therapeut, der sich aus dem Urlaub anrufen lässt, ist selber Schuld.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 18:13

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem ersten Therapeuten, als es um einen eventuellen Anruf ging und ich ihn fragte, bis wann ich mich denn melden könnte. Ich wollte eigentlich nur wissen, bis wann er in der Praxis erreichbar ist. Und er antwortete, dass ich rund um die Uhr anrufen könnte, weil er eine Rufumleitung hat. War also ein Missverständnis. Ich hab dann noch mal nachgefragt, ab wann es denn WIRKLICH zu spät sei, und da lächelte er und meinte, das spielt keine Rolle.

Aber irgendwie ist doch klar, dass es da eine Grenze gibt.

Aber es war tatsächlich ein schönes Gefühl zu wissen, dass da jemand ist... selbst wenn man nie WIRKLICH spät anrufen würde (ob er wirklich ans Telefon gegangen wäre, weiß ich nicht. ..).

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Candykills
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Beitrag Do., 29.09.2016, 18:14

Speechless hat geschrieben: Ich sehe es aber trotzdem als Problem des Therapeuten, wenn er sich nicht abgrenzt. Ich weiß zum Bsp im Urlaub könnte ich anrufen ohne Ende, sie wäre trotzdem nicht erreichbar. Das finde ich ok. Ich bin einfach für klare Ansagen, nicht für komplettes Kontaktverbot außerhalb der Stunden.
Ich bin auch nicht für komplettes Kontaktverbot. Aber ich finde es eben extrem grenzwertig, wenn ich den Therapeuten im Urlaub anrufe. Das geht für mich gar nicht. Oder nach jeder Stunde eine Email schreibe etc. Ich finde es auch völlig OK anzurufen und nach einem Notfalltermin zu fragen, wenn's kriselt oder irgendwas passiert ist. Es geht mir darum, dass einfach immer wieder zu lesen ist, dass bestimmte Grenzen überschritten werden. Es macht ja nen Unterschied, ob ich alle 5 Monate mal ne Email schreibe oder ständig, oder ob ich meinen Therapeuten nachts oder im Urlaub anrufe - von ihm dann auch noch eine kompetente Lösung erwarte - oder ob ich tagsüber einen Notfalltermin ausmache.
Wenn's mir nachts so schlecht geht, dass ich nicht weiß wie ich die Nacht überstehen soll, dann geh ich in die Psychiatrie. Da bringt auch ein kurzer Schlagabtausch mit dem Therapeuten nichts. Und wenn es "nur" Suizidgedanken sind, aber nicht um eine Umsetzung geht, dann würd ich mich schon auch frage, ob ich meine Therapeutin jetzt aus dem Bett holen muss oder ob ich mir nicht woanders Hilfe hole oder bis zum Morgen abwarte und dann in der Praxis anrufe und nach einem Notfalltermin frage.
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lisbeth
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Beitrag Do., 29.09.2016, 22:25

Hm.
Die Frage ist doch auch, was erwarte ich wenn ich im Notfall dort anrufe.
Was würde mir in einem Notfall helfen? Und bekomme ich das dann?
Das war ja irgendwie auch das, was Alyssas Frage provoziert hatte, dass ihr Therapeut dann irgendwie hilflos wirkte und ihr keine richtige/wirksame Hilfestellung in der Situation geben konnte.

Für mich ist es so, wenn ich in einer richtig akuten Krise bin, dann hilft mir auch kein Telefonat mit meiner Therapeutin. Alles was sie sagen könnte/vorschlagen könnte würde an mir abprallen. Was beide Seiten dann nur noch mehr frustrieren würde. Wenn möglich hat sie mir in der Vergangenheit dann einen Termin außer der Reihe angeboten. Wenn das nicht ging, haben wir noch kurz überlegt, was mir helfen könnte, um die Zeit bis zum nächsten Termin mich über Wasser zu halten, was ich einerseits unendlich banal fand, und andererseits hat es dann aber doch geholfen und mir auch irgendwie wieder einen Anschub gegeben, mit ganz kleinen Schritten mir etwas Luft zu verschaffen.

Klar, auf einer eher unbewussten Ebene ist irgendwie der Wunsch da, die Therapeutin soll mich retten. Gerade in so einer scheinbar ausweglosen Krisensituation. Auch wenn mir rational klar ist, dass sie das nicht tun wird und auch nicht kann. Dass ich die einzige Person bin, die mir helfen kann.

Aber was macht man dann mit diesem Wunsch, der sich um solche Situationen herumrankt??
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mio
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 08:26

lisbeth hat geschrieben:Die Frage ist doch auch, was erwarte ich wenn ich im Notfall dort anrufe.
Was würde mir in einem Notfall helfen? Und bekomme ich das dann?
Ich denke mal dass das individuell verschieden ist. "Notfälle" können ja vielerlei bedeuten und mir hat es zB. dann oft schon geholfen überhaupt irgendwas zu tun, mir irgendeine Hilfe zu holen, um wieder Boden unter die Füsse zu bekommen und mich stabilisieren zu können.

Bei mir sehen "Notfälle" aber auch meist so aus, dass ich das Gefühl habe durchzudrehen, "es" nicht mehr aushalten zu können, verrückt zu werden. Und da hilft mir ein "aufmerksames" und "beruhigendes" Feedback dann schon. Ich rufe zwar nicht an sondern schreibe dann mails, aber mir hat es häufig geholfen, dass ich wusste: Da ist jemand, der Dich verstehen wird, der Bescheid weiss und der im Zweifel schon Worte finden wird... Allein das "reisst" mich dann irgendwie wieder raus aus dem Zustand bzw. "mildert" ihn zumindest ab.

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StatueOfFreedom
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 08:59

Ich muss sagen, ich hatte gestern auch ein Tief nach einem für mich sehr unschönen Erlebnis. Ich war panisch, verzweifelt, konnte mich kaum beruhigen und habe tassenweise Beruhigungstee getrunken um zumindest meinen Puls zu normalisieren. Ich hätte mir gestern auch sehr gewünscht, ich hätte das Angebot erhalten von meinem Therapeuten, mich auch außerhalb der Therapiestunden in solch einer Situation melden zu dürfen. Wir sind jetzt auf einen 2wöchigen Sitzungsrhythmus gewechselt und mir wird die Stunde nächste Woche extrem fehlen, da ich glaube, dass ich momentan jede Unterstützung gebrauchen könnte, um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
Aber da ich das Angebot nicht bekommen habe, wäre es mir unangenehm, Kontakt aufzunehmen, alleine aufgrund einer möglichen Zurückweisung und weil ich das Gefühl habe, einen Schritt zurück gemacht zu haben. Wäre ich nicht in diesem Forum unterwegs, hätte ich nicht einmal daran gedacht, dass es diese Möglichkeit gibt. Ich bin daher im Zweispalt, was solche Kontaktaufnahmen angeht. Ich denke, es würde mir helfen, aber andererseits fordert es mich auch heraus, mir selbst zu helfen. Und gerade aufgrund der letzteren Arguments würde ich grundsätzlich immer mehrfach überlegen, ob ich dieses Angebot in Anspruch nehme.
Ich stimme euch aber zu, dass es nicht verwerflich ist, das Angebot anzunehmen, wenn der Therapeut das konkret anbietet.


mio
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 09:07

StatueOfFreedom hat geschrieben:Ich denke, es würde mir helfen, aber andererseits fordert es mich auch heraus, mir selbst zu helfen.
Unter Umständen ist das der "Knackpunkt". Ich bin zB. jemand, der es absolut gewohnt ist, sich selbst helfen zu müssen. Für mich ist es grundsätzlich eher ein "Fortschritt" so ich mir aktiv Hilfe bei anderen suche. Die Thera ist da natürlich nur "Übungsfeld" und auch "Ausnahmepartner" (weil sie Dinge weiss, die sonst kaum jemand so weiss über mich und die "normale" Menschen auch nur schwer nachvollziehen können, das habe ich "ausprobiert"), aber für mich ist es gut, dass dieses Angebot klar im Raum steht. Einfach auch um zu sehen: Kann ich machen...es passiert nix schlimmes...

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StatueOfFreedom
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 09:42

Das ist schön, dass es das Angebot gibt. Ich kann gerade nicht über meinen Schatten springen und um Unterstützung bitten, weil die Angst zu groß ist, dass ich zurückgewiesen werde und dass den weiteren Verlauf irgendwie behindern könnte.


mio
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 09:46

StatueOfFreedom hat geschrieben:weil die Angst zu groß ist, dass ich zurückgewiesen werde und dass den weiteren Verlauf irgendwie behindern könnte.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Und es ist auch der Grund dafür, dass ich meiner Thera sehr dankbar bin, dass sie das Thema von Anfang an aktiv transparent (Also, wie sind die Regeln für einen solchen Fall? Bei ihr: Schreiben Sie mir eine SMS, ich rufe Sie dann so bald es geht an.) kommuniziert hat. Mir hat das was "abgenommen", was ich vielleicht sonst nicht so gut hinbekommen hätte. Entweder, weil ich mich nicht getraut hätte. Oder aber, weil ich gedacht hätte: Es hilft ja nicht...

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 09:49

@ StatueOfFreedom: Ich finde aber, dass absolut nichts dagegen spricht, ihn in der Praxis anzurufen und zB um eine zusätzliche Stunde zu bitten. Das muss er dir auch nicht gesondert angeboten haben. Sowas gehört schlicht zum Betrieb.
Dann kann er dich entweder einschieben oder sagt schlimmstenfalls Nein.

Ich bin, was private Angebote angeht, kritisch. Am Ende nutzt man das Angebot nicht und das Risiko, dass sowas nach Hinten losgeht ist ziemlich hoch. Viele Theras wissen einfach nicht, was sie da tun, meine ich. Der Patient bekommt das Angebot, soll es aber nicht nutzen. Und ich meine hier nicht die Einzelfälle, sondern die private Nummer als Notfallnummer.
Echte Nöte sind fürs Tel zu krass und bei anderen wär's keine Not.

Der kleine Rest, der weiß, was er tut und Verantwortung übernimmt, dem gebührt natürlich meine Hochachtung. Es tut mir ja Leid, liebe TherapeutenversteherInnen, aber wer die Nummer für Notfälle herausgibt, schließt die Nacht nicht aus. Die Telefonseelsorge hat auch nicht nur von 9:00 bis 17:00 geöffnet.
Alles in Allem macht es einfach 0 Sinn, den Thera privat zu kontaktieren.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


mio
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 09:58

Broken Wing hat geschrieben:Alles in Allem macht es einfach 0 Sinn, den Thera privat zu kontaktieren.
1. Was ist daran privat? Dass es außerhalb der "Geschäftszeiten" getan wird? Für mich ist das noch lange nicht "privat".

2. Ich glaube kaum ein Therapeut wird nachts um 3h ans Telefon gehen (es sei denn er ist zufällig eh noch wach...). Das zu erwarten halte ich für illusorisch. Da liegt der "Denkfehler" dann woanders bzw. das Angebot wird dann wohl "falsch" verstanden. In dem Sinne wäre es tatsächlich kontraproduktiv, weil es eh nur zu Enttäuschungen führen würde und damit eine Gefahr für die therapeutische Beziehung darstellen würde.

3. Nur weil es für Dich keinen Sinn macht, ein solches Angebot zu bekommen, bedeutet das nicht, dass das generell so ist.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 10:02

mio hat geschrieben:
StatueOfFreedom hat geschrieben:weil die Angst zu groß ist, dass ich zurückgewiesen werde und dass den weiteren Verlauf irgendwie behindern könnte.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Und es ist auch der Grund dafür, dass ich meiner Thera sehr dankbar bin, dass sie das Thema von Anfang an aktiv transparent (Also, wie sind die Regeln für einen solchen Fall? Bei ihr: Schreiben Sie mir eine SMS, ich rufe Sie dann so bald es geht an.) kommuniziert hat. Mir hat das was "abgenommen", was ich vielleicht sonst nicht so gut hinbekommen hätte. Entweder, weil ich mich nicht getraut hätte. Oder aber, weil ich gedacht hätte: Es hilft ja nicht...
Das ist auch bei mir der Grund, warum ich in diesem Zusammenhang klare Absprachen am hilfreichsten finde.
Ein klar definierter Rahmen kann hier auch echt entlastend sein. zum einen weil es die Unsicherheit nimmt und zum anderen weil ich so erst die Möglichkeit habe, über meinen eigenen Schatten zu springen und um zusätzliche Unterstützung zu bitten.

Bei mir war es immer klar, wenn ich mich außer der Reihe melde, dann über das Praxistelefon oder wenn sie ihre Telefonsprechzeiten hat. E-Mails ging auch, die hat sie aber auch nur zu normalen Praxiszeiten gelesen/beantwortet. Das heißt dann umgekehrt auch: ich kann auch nur während normaler Praxiszeiten eine Rückmeldung erwarten. In Phasen wo es notwendig war, haben wir für andere Zeiten (Urlaub, Wochenende, Nachts) einen Notfallplan mit verschiedenen Eskalationsstufen aufgestellt (Psychiaterin, Sozialpsychiatrischer Dienst, Krisenstation, usw.)
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Alyssa
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 10:17

mio hat geschrieben:Für mich ist es grundsätzlich eher ein "Fortschritt" so ich mir aktiv Hilfe bei anderen suche. Die Thera ist da natürlich nur "Übungsfeld" und auch "Ausnahmepartner" (weil sie Dinge weiss, die sonst kaum jemand so weiss über mich und die "normale" Menschen auch nur schwer nachvollziehen können, das habe ich "ausprobiert"), aber für mich ist es gut, dass dieses Angebot klar im Raum steht. Einfach auch um zu sehen: Kann ich machen...es passiert nix schlimmes...
Ja, so ist es bei mir auch. Mein Therapeut hat ja am Anfang schon fast gebettelt, dass ich mal Wünsche (in Bezug auf Therapie/ihn) äussere und mehr auf ihn zurückgreife als Stütze. Und die Erfahrung des "Kann ich machen...passiert nix schlimmes...du wirst sogar ernst genommen und nicht weggeschickt" war/ist für mich Gold wert.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 10:28

mio hat geschrieben: 1. Was ist daran privat? Dass es außerhalb der "Geschäftszeiten" getan wird? Für mich ist das noch lange nicht "privat".

2. Ich glaube kaum ein Therapeut wird nachts um 3h ans Telefon gehen (es sei denn er ist zufällig eh noch wach...). Das zu erwarten halte ich für illusorisch. Da liegt der "Denkfehler" dann woanders bzw. das Angebot wird dann wohl "falsch" verstanden. In dem Sinne wäre es tatsächlich kontraproduktiv, weil es eh nur zu Enttäuschungen führen würde und damit eine Gefahr für die therapeutische Beziehung darstellen würde.
...
Mio, ich finde schon, dass mit einem Angebot außerhalb der Praxiszeiten oder über Mobiltelefon die Grenzen verwischt werden. Denn das geht dann für mich in den Bereich "Freizeit" hinein, und den betrachte ich als privat. Sicher, es ist die Entscheidung der Therapeutin, ein solches Angebot zu machen. Aber auch Therapeuten können nicht vorwegsehen, wie oft/intensiv ein Patient dieses Angebot dann annimmt und nutzt. Da kann es dann auch mal passieren, dass die Grenzen dann nachträglich wieder strikter gezogen werden, und das wäre glaube ich nicht so günstig für die Beziehung zwischen Therapeut und Patient.

Das mit dem in der Nacht anrufen - da war doch hier im Thread auch schon die Rede davon... Muss man mit rechnen als Therapeut, wenn man seine Mobilnummer/Privatnummer rausgibt, dass es dann auch Patienten gibt, die das auch zu ungewöhnlichen Zeiten nutzen. Egal, wo der Denkfehler liegt oder was auf welcher Seite die Erwartungen sind.

Ich persönlich habe ein Problem damit, für mich klare Grenzen zu setzen. Von daher wünsche ich mir auch eine Therapeutin, die das in einem guten und gesunden Rahmen vorlebt: Dass es ok sein kann Grenzen zu haben und dass man die auch sozialverträglich kommunizieren kann und dass man trotzdem eine gute Beziehung miteinander haben kann.
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 11:12

Es ist schlicht nicht in Ordnung, einem Patienten in der Not seine E-Mail oder private Nummer zu geben und vorauszusetzen, dass man nicht in der Freizeit gestört wird, sich trotzdem das Recht zu nehmen, nach dem tollen Ausflug zu reagieren etc. Bei Notfällen darf ich erwarten, dass ich nicht zwischen Mittagessen und Zoobesuch eingeschoben werde und dass auf mich sobald wie möglich reagiert wird.

Aber das hat auch mit meiner Definition von Notfall zu tun. Die Psychiater/Psychotherapeuten von Lockenkopf haben es meiner Meinung nach auch so betrieben, wie es sich für einen Notfall gehört. Die Wussten wohl, wovon sie redeten.
Alles andere gehört in die Stunde. Da kann man mir noch so oft erzählen, dass der Therapeut dies und jenes bezwecken wollte. Er muss das in der Stunde schaffen und den Pat. dazu kriegen, in seinem Umfeld auch mal fordernd aufzutreten.

@ Alyssa: Sobald ernste Suiziderwägungen im Spiel sind, wäre es eigentlich ein Fall für den Notdienst.
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