Stern, so unmöglich finde ich das gar nicht: Das betrifft ja auch andere Berufe. Ein Strafverteidiger kann auch nicht irgendwie raushängen lassen, dass er seinen Mandanten eigentlich widerwärtig findet.
Jo, ein Stafverteidiger darf nicht nach Sympathie verteidigen, sondern ist an Recht und Gesetz gebunden... aber natürlich ist er auch Mensch, der einen Klienten bzw. dessen Taten höchst-widerwärtig finden kann. Zeigt er seine Gefühle nicht und schaut, dass er sich auch nicht davon leiten lässt (sondern von Recht und Gesetz), so nimmt er halt eine undurchsichtige, neutrale Haltung nach außen ein, obwohl Gefühle der Widerwärtigkeit sehr wohl da sein können. Das ist dann nur eine Frage: Was zeige ich und wie handele ich NACH AUßEN (wobei es da wohl auch so ist: je widerwärtiger eine Tat ist, so hat das wohl auch Ausmaß aufs Straftat).
Für meinen Teil gelange ich jedenfalls an den Punkt: Ich hätte vielleicht in der Tat Schwierigkeiten damit, ob die gezeigte Haltung (reine Therapeutenrolle) wirklich mit dem übereinstimmt, was wirklich ist.
Mir ist menschliche Echtheit/Authentizit jedenfalls angenehmer... z.B. auch in der Hinsicht: Ja, ich bin auch schon mal damt kollidiert, dass meine Thera genervt war (weckte nicht ganz so angenehmen Gefühle, gelinde gesagt), aber es ist mir UNGLEICH lieber als eine Haltung: Bloss das Therapeutenkostüm anlassen und Gegenübertragung hinter dem Berg halten... aber trotzdem im Inneren gernervt sein.
Und alles, was darüber hinausgeht, wäre mir zu privat. Bleibt eben nur das therapeutische übrig. Und das gibt mir die nötige Klarheit.
Und wie ergeht es dir im RL, wenn jemand einfach mal so etwas für dich tun würde oder dir etwas schenken würde, einfach so oder einfach deinetwillen, weil er dich sympathisch findet, usw. Wenn ich manches wegwische mit z.B. da könnte mich jemand manipulieren wollen (als den Gedanken, der sich zuerst aufdrängt), komme ich nie in die "NOT" etwas anzunehmen und annehmen zu können, dass das jemand einfach nur so macht, meintetwegen... usw.
Also, wenn mein persönlicher Therapeut anderen Patienten mehr Sympathie entgegenbringt, würde mich das in dem Moment deutlich stören, in dem das so manifestiert wird, z.B. anhand von Geschenken. DASS er nicht jeden gleichermaßen mag, ist eine Tatsache, der man sich als Patient stellen muss.
heißt: aber Thera muss sich (am besten) so verhalten, dass ich mich dem gar nicht stellen muss ... sei es dadurch, dass man Gesten gleich auf die Ebene therapeutische Intervention stellt... oder Thera auch ganz zurückhaltend sein sollte, und am besten Symapthie gar nicht so nach außen trägt (denn dann könnte sich etwas manifestieren, vgl. auch Bsp. Strafverteidiger), womit man sich dann auch noch auseinandersetzen müsste.