Gibt euer Thera euch was mit nach Hause?

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:43

flowerbomb2 hat geschrieben:Ich habe z.B. gar keine Spekulationen, Hoffnungen oder Ängste in diesem Bezug, weil meine Thera ganz klar sagt: "ich mag Sie"!
Ist jetzt nur eine Frage, keine Unterstellung: Bist du sicher, dass, wenn sie das einmal gesagt hat, du dich nicht später irgendwann mal fragen würdest: "Sie hat ja schon lange nicht mehr gesagt, dass sie mich mag...???" oder so was denkst wie: "Hm, es ist so ein schönes Gefühl, dass sie mich mag. Wenn ich jetzt sage, dass ich laut schnarche, als Kind mal eine Klassenkameradin gemobbt habe und vor zwei Jahren einen Kaugummi geklaut habe (oder andere Leichen im Keller habe) - ob ich ihre Zuneigung damit aufs Spiel setze?"

Verstehst du? So was hat immer zwei Seiten. Und das meine ich mit "Spekulationen, Hoffnungen und Ängsten" - dass es, wenn die Privatebene erst mal 'eröffnet' ist, dann auch immer in allem mitschwingt.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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candle.
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:48

titus hat geschrieben: Verstehst du? So was hat immer zwei Seiten. Und das meine ich mit "Spekulationen, Hoffnungen und Ängsten" - dass es, wenn die Privatebene erst mal 'eröffnet' ist, dann auch immer in allem mitschwingt.
Ich glaube, du setzt immer irgendwie voraus dass alle das Problem haben. Ich habe das jedenfalls nicht und brauche da keine immer wiederholte Bestätigung- wäre mir sicher auch zu albern und unglaubwürdig, wenn es ständig wiederholt würde.

candle
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montagne
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:50

Wenn das bei euch so ist, werde ich mich da kaum einmischen. Aber es ist zumindest unüblich und, ja, in meinen Augen tatsächlich nicht gut.

Das Argument "woher willst du das beurteilen, wenn du erst seit drei Monaten dabei bist" empfinde ich als Abwehrhaltung deinerseits.
Ja, logisch wehre ich das innerpsychisch und äußerlich-verbal ab, wenn du dir die definitionshoheit über meine Therapie nimmst. Weil ich weiß doch, fühle mit jeder Faser meines Seins, dass es stimmig ist und mich so weit gebracht hat, sehr weit.

Wie gesgat, wenn du meinst gewisse Dinge seien in deiner Therapie deplaziert, falsch, übergriffig, therapeutisch schadhaft, schlicht nicht existent, whatever, dann kann ich das gut so stehen lassen.

Aber sowas mit Alleingeltungsanspruch:
Da steht sehr wohl etwas von Privatbeziehung. Auf der privaten Ebene gibt es keine Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Punkt.
Hmm.. nee und dann auch noch verdreht. Ich sprach von PrivatPERSONEN. Nicht Privatbeziehung. Der Unterschied mag fein sein, aber vllt. wirklich bedeutsam.
und das es in meiner Beziehung zur Therapeuten nach so langer Zeit ganz viele, unterschiedliche Ebenen gibt, ist für mich halt so. Und darunter eben eine als ganze Persönlichkeiten, aber auch.. hm.. doch privat eben oder außertherapeutisch, was letzlich auch einen tehrapeutischen Nutzen jat, mit Sicherheit.
Und das man unterm Strich irgend eine Beziehung zum Therapeuten hat, das ist doch einfach so.
amor fati

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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:54

Hmm, Ich weiß was du meinst. Ich hab eher das Gefühl, dass sich sowas ja auch ändern kann. Ich mochte auch schon Leute und dann nicht mehr und da denke ich eher, dass ich durch mein Verhalten bestimmt mal was kaputt machen könnte. Aber ich denke nicht wirklich, dass sie mich speziell dann weniger mag. Und es ist für mich sicherer, sowas mal gehört zu haben, als mir immer diese Frage zu stellen. Aber ich verstehe deinen Ansatz.

Diese Aussage war aber z.B. nicht einfach mal so in den Raum gestellt, weil ihr gerade danach war. Sondern weil wir einen großen Streit hatten, in dem ich ihr vorgeworfen habe, sie wäre nicht für mich da und würde sich nicht für mich interessieren.(Peinlicherweise im Nachhinein ein Missverständnis und da war ich noch ziemlich in der Abhängigkeit). Da war ich kurz davor, abzubrechen und sie meinte, dass das das für sie durchaus mehr ist als nur ein Job und dann eben dieses:"Ich mag Sie"..Eswar hauptsächlich, um mich davon abzubringen zu gehen und mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit zu geben. Auch so Dinge wie, dass sie sich freut, sagt sie eigentlich nur in Situationen, in denen ich dieses Gefühl nicht habe. War insgesamt zwei mal, ist jetzt also nicht so, dass sie mir sowas ständig und aus der Luft gegriffen sagen würde, sondern wohl schon im Rahmen dessen, dass sie denkt, es wäre jetzt gut, das zu sagen. Oder auch nur so. ich weiß es nicht.

Was ich damit sagen will: es hat sich nichts verschlechtert oder mich unsicherer gemacht, dadurch, dass sie das gesagt hat.
Zuletzt geändert von flowerbomb2 am Mi., 07.12.2011, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.

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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:56

Gedanken wie, wenn ich das und das erzähle, mag sie mich nicht mehr, hatte ich allerdings auch schon bevor das ausgesprochen wurde und die haben sich nicht bestärkt. Ich denke diese Befürchtungen innerhalb der Therapie kennen viele sicher so oder so.

Ich habe mir zwar schon ab und zu Gedanken gemacht, ob sie mich mag, bin aber schon immer eher davon ausgegangen.

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:58

Montagne, du hast geschrieben:
eine Ebene Privatperson Frau montagne und Privatperson Frau X. Und die können sich doch, wenn es in die Beziehung und zu beiden passt auch was schenken
Das ist dann dasselbe wie eine Privatbeziehung, tut mir ja Leid, ist aber nun mal so - wobei du sicher Recht damit hast, dass man das nicht überbewerten sollte und dass es da natürlich viele Nuancen gibt: Eine Privatbeziehung muss ja nicht immer eine Freundschaft sein.

Ich glaube, jetzt habe ich dich verstanden: Ich kann das tatsächlich nachvollziehen, dass du genervt bist, wenn du annimmst, ich als Frischling würde dir 'deine' Therapie madig machen und mich als Oberschlaumeier hinstellen. Aus deiner Sicht verstehe ich das und es tut mir Leid, dass das so rübergekommen ist. Wenn ich schreibe, dann denke ich dabei nicht an deine Therapie oder an die eines anderen, sondern daran, wie ich mir das ALLGEMEIN so vorstelle - wobei ich ausdrücklich auch das einbeziehe, was ich gelesen habe, und ich habe viel gelesen...

Ich möchte mit meinen Beiträgen aber nicht all das, was andere Leute sich über Monate und Jahre erarbeitet haben, angreifen, lächerlich machen oder als falsch darstellen. Das war überhaupt nicht meine Absicht und es tut mir Leid, wenn ich dich (oder andere) damit verletzt habe!

Ich werde versuchen, künftig darauf zu achten, nicht alles zu kommentieren, was mir persönlich merkwürdig erscheint. Versprochen!
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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 13:02

titus hat geschrieben:
Ich möchte mit meinen Beiträgen aber nicht all das, was andere Leute sich über Monate und Jahre erarbeitet haben, angreifen, lächerlich machen oder als falsch darstellen. Das war überhaupt nicht meine Absicht und es tut mir Leid, wenn ich dich (oder andere) damit verletzt habe!

Ich werde versuchen, künftig darauf zu achten, nicht alles zu kommentieren, was mir persönlich merkwürdig erscheint. Versprochen!
Danke! Natürlich kommentierst du weiter, was dir merkwürdig erscheint! Deine Ansätze sind teilweise gut und auch wertvoll.Mir würde es z.B. komplett reichen, wenn du sagst "ich finde" etc. oder einfach nicht so verallgemeinerst. Aber auch das darfst du in dem Forum machen, ich will ja auch nicht "zensiert" werden.

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*Dannie
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 13:11

Dannie, für mich passt das auch sehr gut (aber vermutlich wird mir wieder nicht geglaubt...). Ich kann das im Moment nicht genauer beschreiben, warum das auch für mich 'Balsam für die Seele' ist. Es ist vermutlich einfach diese Klarheit.
Ja, genau. Für mich ist diese Klarheit auch Freiheit und hat für mich auch etwas mit Struktur und Stabilität zu tun. Da ich aus einer sehr kranken und symbiotischen Mutter-Kind Beziehung komme. Deswegen ist für mich diese Abgrenzung meiner Thera, die dennoch vollkommen bei mir präsent ist emotional, geistig aber auch körperlich, auch so stabilisierend und heilsam.

Das hat mir geholfen quasi die Geburtsschnurr zu durchtrennen und ein erwachsener selbstbestimmter Mensch zu werden. Das kannte ich die letzten 30 Jahre nicht! Und das zu erleben, fühlt sich einfach nur geil an!

Außerdem hatte ich damals dringend jemanden gesucht, der mir in erster Linie dabei hilft meine materiellen und finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen. Ich hatte einfach keine Zeit darauf zu schauen, ob sie mir sympathisch ist. Ich weiß noch sehr genau was ich in der ersten kostenlosen Probesitzung dachte: "Fachlich Top die Möhre! Kann ich ihr als Mensch vertrauen? Hm.... Egal, sch* der Hund drauf, jetzt und hier und spring!"
Und ich MÖCHTE mich auch gar nicht erst mit Privatkram zwischen Therapeut und mir befassen und überlegen müssen
Ich auch nicht. Vora allem, weil mich das auch bares Geld kosten würde. Unstimmigkeiten in der Arbeitsbeziehung werden entsprechend von beiden Seiten auch kurz und knackig besprochen, gelöst und dann weiter zum Text. Ich habe auch keinen Nerv dazu, Beziehungsprobleme habe ich wenn zu Hause, brauch ich auch nicht auch noch mit meiner Therapeutin. Deswegen gehört es in meinem Arbeitsverhältniss auch dazu dass wir beide auf unsere Abgrenzung achten. Und da nimmt sie mich auch ganz klar und deutlich in die Pflicht.

Aber nach wie vor, wir sind da alle anders und wir gehen auch alle aus unterschiedlichen Gründen zur Therapie und entsprechend suchen wir auch instinktiv auch immer was anderes.

Viele Grüße,

Dannie

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 13:23

*Dannie hat geschrieben: Ja, genau. Für mich ist diese Klarheit auch Freiheit und hat für mich auch etwas mit Struktur und Stabilität zu tun. Da ich aus einer sehr kranken und symbiotischen Mutter-Kind Beziehung komme. Deswegen ist für mich diese Abgrenzung meiner Thera, die dennoch vollkommen bei mir präsent ist emotional, geistig aber auch körperlich, auch so stabilisierend und heilsam.

Das hat mir geholfen quasi die Geburtsschnurr zu durchtrennen und ein erwachsener selbstbestimmter Mensch zu werden. Das kannte ich die letzten 30 Jahre nicht! Und das zu erleben, fühlt sich einfach nur geil an!
Absolute Zustimmung!!! Genauso geht es mir auch. Meine Beziehung zu meiner Mutter ist / war auch so krankhaft symbiotisch. Und diese Beziehung war auch total instabil und 'wabbelig', weil meine Mutter mir keinen Halt geben konnte, sondern mich stattdessen mit Nähe und Geschenken 'zugekuschelt' hat, was ich als Kind schon sehr anstrengend fand. Und ich erlebe es zum ersten Mal, dass da jemand sagt: "Ich nehme dich als Mensch ernst und wir müssen nicht erst 'zusammenrücken' und irgendwie 'verschmelzen', um gut miteinander arbeiten zu können". Das fühlt sich in der Tat GEIL an, weil es eine völlig neue Erfahrung ist. Ich kann mich da viel besser sortieren, als wenn ich noch das Päckchen der Privatebene mitschleppen müsste. Obwohl ich mich auch nicht so ganz davon lösen kann. Heute war wieder so eine Stunde, wo ich am Anfang dachte: "Mann, der ist aber heute irgendwie distanzierter" und dann hab ich gedacht: "Scheix was drauf, ich bin nicht hier, um mir über ihn Gedanken zu machen" - und dann war es mal wieder eine sehr intensive Stunde, aus der ich am Ende mitgenommen habe: "Das hat mich jetzt wieder weitergebracht, und er hat dir geholfen, hat sich in dein Problem eingefühlt und wieder mal alles auf den Punkt gebracht - und zwar völlig unabhängig davon, ob er dich mag oder nicht". Man fühlt sich dabei gleich viel respektierter. Jedenfalls geht mir das so
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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*Dannie
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 13:44

montagne,
Privat ist für mich, dass ich schon einiges weis aus dem leben meiner Therapeutin. Sie bringt es dann ein, wenn es mir in meinem leben helfen könnte. Meist ging es um berufliche sachen, wo sie dann gesagt hat: "Ich hab das so und so geschafft und sie schaffen das auch." Und das hat mich wirklich motiviert, mir den Mut gegeben, mir erstmal gezeigt, das das was ich wollte nicht nur eine Wunschvorstellung bleiben mus, sondern real umsetzbar. Weil ein anderer normaler Mensch, der auch nur Luft atmet und mit Wasser kocht es auch geschafft hat, sie!

Jedes einzelne Wort, auch das Thema Beruf, kann ich aus eigener Erfahrung aus meiner Therapie, über meine Therapeutin genau so wieder geben.


Nur in meiner Therapie ist das noch lange keine private Ebene.

Diese privaten Informationen meiner Thera über sich selbst, sind lediglich therapeuthisches Werkzeug und sehr klar auch als therapeutische Maßnahme erkennbar.

Eine private Ebene wäre es, wenn wir die therapeutische Ebene, den therapeutischen Sinn und Zweck unserer Arbeit verlassen würden.

ZB, wenn sie als die Privatperson - ich nenne sie mal Anna-Maria - mir zu erkennen geben würde, dass sie mich Danielle sehr gern hat, mich als Danielle schätzt, so dass sie sich auch vorstellen könnte mit mir befreundet zu sein, oder mich näher privat kennen zu lernen, oder sich eine Tochter wie mich wünschen würde, oder dass sie mich gerne beschützen würde, dass sie möchte, dass ich sie als die private Anna-Maria auch sympathisch finde, usw.

Mit dieser Absicht mir etwas aus ihrem Privtleben zu erzählen hätte nichts mehr mit Therapie zu tun.

Und mit dieser Absicht ein Geschenk zu machen wäre in unserem Arbeitsverhältniss auch das Brechen mit einem gegenseitigen Commitment, wir sind Klientin und Therapeutin und es gibt nur die Arbeitsebene keine private Ebene.

In diesem Sinne, ist es bei mir so, dass ich eigentlich gar nicht weiß, ob meine Thera mich als die private Anna-Maria sympathisch findet. Ich habe keine Ahnung wie diese Frau nach getaner Arbeit über mich denkt. Sie lobt meine Erfolge und freut sich mit mir sehr herzlich und mit offnesichtlicher ehrlicher Begeisterung und die macht einen super Job. Mehr weiß ich von ihr privat in Bezug auf mich nichts. Da ist gähnende Leere.

Vielleicht verstehst du nun besser, wo ich da die Grenze ziehe.

Viele Grüße,

Dannie
Zuletzt geändert von *Dannie am Mi., 07.12.2011, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.

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stern
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 13:47

montagne hat geschrieben:@dannie: ist ja auch okay, für dich passt es so, für mich anders. Nur man kann eben nicht allgemein sagen, es gibt keine private Ebene. In meiner Therapie gibt es sie. Wobei das jetzt hier vllt. auch privater klingt, als es ist. Sagen wir ich empfinde gewisse Sachen als... da sind wir Privatpersonen... mehr als nur Klient und Therapeut.
Sehe ich auch so... und als ganz banales Beispiel: kurzer Smalltalk der vor Sitzungsbeginn stattfindet (manchmal auch am Situngsende beim Verabschieden)... oder: Wo sich Thera auch menschlich authentisch einbringt.

Wie will man in jedem Fall klar trennen: Einerseits Mensch/Privatmensch... anderseits Therapeut(enrolle)... das hätte dann schon fast etwas von einer Persönlichkeitsspaltung, wenn man das ganz klar trennen wollte. Denn klar fliesst auch in die therapeutische Haltung ein Stück weit menschliche Haltung mit ein (wenn sich ein Thera nicht als leere Projektionsfläche versteht)... denn es ist fast nahezu unmöglich, dass ein Thera als Thera in eine andere Persönlichkeit schlüpft als als Mensch. Mir ist Echtheit schon wichtig (und von der kann man nur etwas mitkriegen, wenn auch manches menschliches durchsickert)...aber klar, das kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein.
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Phönixia
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 13:56

@titus,
Das mit dem Neid redest du dir selbst ein. Ist also mehr dein Thema als meines. Wenn du eine Schwester hast und deine Mutter dir ein Geschenk zu Weihnachten macht, deiner Schwester aber nicht - dann wärest du mit Sicherheit nicht neidisch, denn du selbst hättest ja dein Geschenk. Du wärest wütend und es wäre dir unangenehm, aber Neid ist etwas anderes.
Ungerechtigkeit? Ist es das was du meinst?
Und übertragen auf deinen Therapeuten, er wäre ungerecht, wenn er einigen seiner Patienten mehr Sympathie entgegen bringt als anderen?

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 14:01

Stern, so unmöglich finde ich das gar nicht: Das betrifft ja auch andere Berufe. Ein Strafverteidiger kann auch nicht irgendwie raushängen lassen, dass er seinen Mandanten eigentlich widerwärtig findet. Klar, diese Trennung ist professionell, aber das macht m.E. gerade den Reiz aus.

Bei mir kommt noch hinzu, dass ich mit Small Talk sowieso nicht viel anfangen kann - ich kann es einfach nicht. Also bin ich froh, dass mir das erspart bleibt, anders als beim Friseur, zum Beispiel.

In irgendeinem Thread hat carö mal geschrieben (hoffe, ich darf das hier erwähnen), dass sie es schätzt, dass in der Therapie nicht diese 'klassischen' Konventionen herrschen. Geht mir genauso. Also: Konventionen kann ich nicht und mag ich nicht. Und alles, was darüber hinausgeht, wäre mir zu privat. Bleibt eben nur das therapeutische übrig. Und das gibt mir die nötige Klarheit.

Phönixia, ich weiß nicht, ob ich meine, dass er ungerecht wäre. Ich vermute eher, dass ich ihm das als persönliche Schwäche auslegen würde und dass ich das dann als blöd bewerten würde. Und ja, natürlich fände ich das auch für die ungerecht, die leer ausgehen. Wobei es ja nicht um den Wert an sich geht, sondern darum, dass er damit ja offenbart: "Ich kann nicht trennen zwischen Beruf und Privatem" und darunter müssten dann, vermutlich auch in anderen Bereichen, diejenigen leiden, die eben nichts bekommen.

Wäre doch irgendwie dasselbe, wie wenn ein Chef nur einer seiner beiden Sekretärinnen ein Weihnachtsgeschenk macht. Für mich passt das irgendwie nicht.

Also, wenn mein persönlicher Therapeut anderen Patienten mehr Sympathie entgegenbringt, würde mich das in dem Moment deutlich stören, in dem das so manifestiert wird, z.B. anhand von Geschenken. DASS er nicht jeden gleichermaßen mag, ist eine Tatsache, der man sich als Patient stellen muss.
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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 14:12

Dass mit den Geschenken an Sekretärinnen fänd ich noch schlimmer, bekomme ich aber genauso von meinem Umfeld mit. Unmöglich.Aber bei dem Thera kriegt man es wenigstens nicht mit oder kann sich auch nicht so sehr vergleichen, weil man die anderen im besten Fall nicht mal sieht.

Klar, sicher mag er nicht alle gleich. Ich denke irgendwie immer automatisch, mich mag sie am meisten, weiß gar nicht warum. Habe wohl auch einige narzistische Züge.

Aber ein Thera denke ich mag jeden Patienten irgendwo, zumindest glaube ich, ein Thera würde keine Therapie anfangen mit jemandem, der ihm komplett unsymphatisch ist.

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stern
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 14:31

Stern, so unmöglich finde ich das gar nicht: Das betrifft ja auch andere Berufe. Ein Strafverteidiger kann auch nicht irgendwie raushängen lassen, dass er seinen Mandanten eigentlich widerwärtig findet.
Jo, ein Stafverteidiger darf nicht nach Sympathie verteidigen, sondern ist an Recht und Gesetz gebunden... aber natürlich ist er auch Mensch, der einen Klienten bzw. dessen Taten höchst-widerwärtig finden kann. Zeigt er seine Gefühle nicht und schaut, dass er sich auch nicht davon leiten lässt (sondern von Recht und Gesetz), so nimmt er halt eine undurchsichtige, neutrale Haltung nach außen ein, obwohl Gefühle der Widerwärtigkeit sehr wohl da sein können. Das ist dann nur eine Frage: Was zeige ich und wie handele ich NACH AUßEN (wobei es da wohl auch so ist: je widerwärtiger eine Tat ist, so hat das wohl auch Ausmaß aufs Straftat).

Für meinen Teil gelange ich jedenfalls an den Punkt: Ich hätte vielleicht in der Tat Schwierigkeiten damit, ob die gezeigte Haltung (reine Therapeutenrolle) wirklich mit dem übereinstimmt, was wirklich ist.

Mir ist menschliche Echtheit/Authentizit jedenfalls angenehmer... z.B. auch in der Hinsicht: Ja, ich bin auch schon mal damt kollidiert, dass meine Thera genervt war (weckte nicht ganz so angenehmen Gefühle, gelinde gesagt), aber es ist mir UNGLEICH lieber als eine Haltung: Bloss das Therapeutenkostüm anlassen und Gegenübertragung hinter dem Berg halten... aber trotzdem im Inneren gernervt sein.
Und alles, was darüber hinausgeht, wäre mir zu privat. Bleibt eben nur das therapeutische übrig. Und das gibt mir die nötige Klarheit.
Und wie ergeht es dir im RL, wenn jemand einfach mal so etwas für dich tun würde oder dir etwas schenken würde, einfach so oder einfach deinetwillen, weil er dich sympathisch findet, usw. Wenn ich manches wegwische mit z.B. da könnte mich jemand manipulieren wollen (als den Gedanken, der sich zuerst aufdrängt), komme ich nie in die "NOT" etwas anzunehmen und annehmen zu können, dass das jemand einfach nur so macht, meintetwegen... usw.
Also, wenn mein persönlicher Therapeut anderen Patienten mehr Sympathie entgegenbringt, würde mich das in dem Moment deutlich stören, in dem das so manifestiert wird, z.B. anhand von Geschenken. DASS er nicht jeden gleichermaßen mag, ist eine Tatsache, der man sich als Patient stellen muss.
heißt: aber Thera muss sich (am besten) so verhalten, dass ich mich dem gar nicht stellen muss ... sei es dadurch, dass man Gesten gleich auf die Ebene therapeutische Intervention stellt... oder Thera auch ganz zurückhaltend sein sollte, und am besten Symapthie gar nicht so nach außen trägt (denn dann könnte sich etwas manifestieren, vgl. auch Bsp. Strafverteidiger), womit man sich dann auch noch auseinandersetzen müsste.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 07.12.2011, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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