Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Helena81
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Beitrag Do., 04.02.2010, 00:12

Hello Hill,

schöne Fragen hast Du gestellt. Die mag ich.

Sicherer Ort: Habe ich mal imaginiert, allerdings nicht in der Therapie. Er gefällt mir zwar gut und ist ziemlich stark gesichert, aber das Böse wird manchmal zu Gas oder Flüssigkeit und kommt dann durch. Dann muss ich so etwas wie Magie anwenden, was ein ziemlicher Kraftakt ist, aber bisher funktioniert. Ein anderes Problem sind die "Besucher". Sie tauchen plötzlich einfach an meinem sicheren Ort auf, und nicht immer klopfen sie an der Türe, sondern erscheinen aus dem Nichts und sind dann mitten im sicheren Bereich. Die sind dann zwar nicht wirklich böse - denn das Böse fühlt man kommen - aber sie sind auch nicht "rein". Sie sind schweigsam und umgeben von so einer Undurchdringlichkeit, dann wird die Temperatur an meinem sicheren Ort gleich ein paar Grad kälter und ich muss warten, bis der Besucher sich von selbst entscheidet, wieder zu gehen.

Anzahl Innenanteile: Mir geht es eher wie Momo, es ist schwer zu sagen. Außerdem habe ich die Tendenz, Stimmen realer Außenmenschen nach einem "emotionaleren Kontakt" zeitweilig in mich aufzunehmen. Diese Stimmen gehen zwar nach ein paar Tagen wieder weg, aber erhöhen doch das Stimmen- und Meinungsgewirr erheblich. Außerdem gibt es keine Namen bei uns oder soetwas. Nur Stimme + das Gefühl, sich jetzt so zu fühlen + situationsgemäß: innere oder außere Handlungen. Hmmmm... sind aber sicher 5-8 regelmäßig aktive bzw. deutlich unterscheidbare Anteile, wovon 2 kleinere Kinder sind, es gibt keine Jugendlichen, 3 Erwachsene und dann gibt es noch 2 "abstrakte Einheiten", wovon das eine einfach "das Böse" ist.

BG, H.
Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen. Die Frösche sterben im Ernst. (Erich Fried)

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nichtmehrda
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Beitrag Do., 04.02.2010, 07:06

hallo nochmal,

noch ein kommentar zu den innenteilen: ja, es ist bei uns auch so wie du helena es beschreibst. sowohl das mit den von außen aufgenommenen stimmen, die irgendwann wieder verschwinden, aber das stimmengewirr erheblich erhöhen.

zu den namen: auch hier haben die innenteile keine namen - bis auf die ganz kleine, aber da ist das auch nicht wirklich so, dass sie sich mit namen vorgestellt hätte... nur - sie sagt inzwischen, dass SIE "momo" ist... sie ist auch irgendwie die, die am stärksten abgespalten zu sein scheint.
aber insgesamt scheinen die innenteile nicht so richtig abgespalten zu sein wie es bei multis der fall ist... (das hat auch die thera bestätigt...)
sie haben keine namen, und werden auch irgendwie erinnert... von einem außenstehenden beobachter, der aber nicht eingreifen will oder kann(??). es gab früher auch gelegentlich amnesien. aber die waren zeitlich auch immer kurz und eher selten. inzwischen ist ein "ICH"-anteil ziemlich stark und hat gelernt wirklich "hier" zu bleiben... und der kann (mit viel anstrengung zwar, aber immerhin) auch eingreifen und steuern. kann auch immer unterscheiden, was sind die innenanteile, die ihr "eigenleben" haben und aber das system in der regel in große unruhe stürzen und was ist "wirklichkeit".

michaela huber beschreibt übrigens diese verschiedenen formen der dis irgendwo in ihren büchern sehr gut... und hat auch gute erklärungen dafür. mir hat das bei der identifikation der innenteile sehr geholfen.

muss jetzt sausen... die arbeit ruft ...
schönen tag euch allen!
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Zerrissene
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Beitrag Do., 04.02.2010, 07:51

Es interessiert mich nicht, aus wievielen dissoziierten Seiten wir bestehen. Was soll dieses Wissen bezwecken? Ich bin eh kein Freund des direkten Hinschauens. Ich bin der Meinung, das ist Sache des Therapeuten und wir reden ganz selten darüber. Ist in 8 Therapiejahren bei ihm nur 1-2 Mal vorgekommen, dass wir uns über die Größe des Systems ausgetauscht haben. Da gab es wohl doch mal eine Neugierige... Ansonsten bin ich kein Freund der Selbstanalyse dieser Art, weil mich das nicht voranbringt, eher zurückwirft. Könnte ich gleich den Kopf in den Sand stecken.

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Helena81
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Beitrag Do., 04.02.2010, 18:32

Hi Zerissene. Finde Deine Einstellung verständlich. Wenn man keine vollständige Integration anstrebt, kann man das so sehen. Mir ist es inzwischen auch ziemlich egal.

Was anderes: Meine Therapiestunde ist heute "ausgefallen" weil einer von uns den Termin falsch notiert hatte. Mein Therapeut muss außerdem auf eine Art "Dienstreise", so dass ich ihn erst übernächste Woche wiedersehen kann. Das Ganze war eine unschöne Darbietung, ich fühlte mich zu unrecht zurechtgewiesen, verschoben und beschuldigt (noch wegen ein-zwei anderer Sachen). Ich würde wirklich gerne, gerne aus dieser Therapie aussteigen, aber meine Abhängigkeit ist viel, viel zu stark. Ich habe mich deshalb heute an eine Beratungs-/Beschwerdestelle gewandt. Nicht um mich zu beschweren, aber um Möglichkeiten zu erkunden, wie ich da rauskomme. Ich nannte meinen Zustand: Co-Existenz. Irgendwie so fühlt es sich an. Wenn ihr irgendeinen Tipp wisst, was ich machen könnte oder sollte, bitte sagt es mir. Ich glaube, wir sprachen auch schon einmal hier in diesem Threat darüber.

Liebe Grüße an Euch Alle, Helena
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Helena81
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Beitrag Do., 04.02.2010, 23:45

Ich nochmal: Ich nehme mir jetzt wirklich ganz fest vor, aus dieser Abhängigkeit herauszukommen. Vielleicht nicht gleich die Therapie abzubrechen, aber wirklich weniger von dieser Person "Therapeut" abhängig zu sein. Mehr Selbstfürsorge und weniger kindliche Bedürfnisse, mehr erwachsene Pragmatik. Drückt mir die Daumen, dass ich es hinbekomme. Ich denke, es ist an der Zeit dafür. Ein bisschen mehr abschotten ist doch notwendig, fühle ich.
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nichtmehrda
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 07:20

hallo helena!
die terminverschiebung ist traurig und auch schlimm... weil 14 tage eine lange zeit zwischen zwei sitzungen.
ich kenn das,dass sich anteile zurückgewiesen fühlen - obwohl es vielleicht gar nicht als zurückweisung gemeint war... aber es ist so. hat vielleicht was mit angst-vor-dem-wieder-verlassen-werden zu tun?
du schreibst ja auch - mehr selbstfürsorge! da stimm ich dir absolut zu! weniger kindliche bedürfnisse??? nun, wieder nur meine erfahrung und keine "belehrung" - ich hab halt entdeckt, dass je mehr selbstfürsorge mir möglich wird, die kindlichen bedürfnisse abnehmen. aber das funktioniert nicht immer. die kindlichen bedürfnisse sind offenbar so auf der strecke geblieben dass sie fast nicht zu stillen sind. und nicht immer haben die erwachsenen lust, sie zu erfüllen, was sie aber wieder verstärkt. fast so was wie ein teufelskreis... am wenigsten geht es, wenn wir die kleinen einfach ignorieren. dann wird das gezeter so enorm laut und die defizite dominieren das ganze system.
je mehr die kleinen sich geliebt fühlen umso leichter gehts.
und auch nur so komme ich aus dem gefühl der abhängigkeit von der thera heraus. denn das "gefährliche" dran ist, dass sich die kindlichen anteile irre stark an die thera binden. und jede entscheidung der thera, die das nicht berücksichtigt - wie zB auf urlaub zu gehen - noch dazu ohne es rechtzeitig anzukündigen - führt zu enormen irritationen. und da hilft dann keine erwachsene pragmatik, sondern nur verständnis und ganz viel liebe für die kleinen. ganz viel kuscheln und streicheln und gut zureden, aber auch ganz viel ablenken.
trotzdem bleibt immer sowas wie eine ganz tiefe traurigkeit... aber auch ein totales "verdammen" nach dem motto "die brauchen wir ja überhaupt nie mehr. können gleich aufhören hinzugehen..."
ich glaub, da braucht es wirklich dann auch eine "feste hand" die den kleinen ganz einfach mal grenzen setzt.
ich weiss nicht, wie es dir / deinen sonstigen innenanteilen mit dem therapeuten geht... aber schau dir das gut an - ist es der kindliche trotz, die angst, verlassen zu werden oder sonst eine kind-reaktion -- oder entscheiden die erwachsenen, überlegten anteile, was zu verändern und die therapie zu beenden.
ich halt dir ganz fest die daumen, dass du/ihr es hinkriegt. "abhängikeit" von einem menschen, und wenn er ein noch
so toller therapeut ist, ist nie gut und hilfreich und führt wohl zwangsläufig immer wieder zu denselben enttäuschungen.
ganz lieben gruss
momo
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Xanny
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 07:41

momo_will_leben hat geschrieben:ich kenn das,dass sich anteile zurückgewiesen fühlen - obwohl es vielleicht gar nicht als zurückweisung gemeint war... aber es ist so. hat vielleicht was mit angst-vor-dem-wieder-verlassen-werden zu tun?
Das glaube ich, hängt stark zusammen. Immer die Angst, als Mensch abgewiesen, zurückgewiesen zu werden. Wieder verlassen dazustehen. Bei mir ist das auf jeden Fall so.
momo_will_leben hat geschrieben:e mehr die kleinen sich geliebt fühlen umso leichter gehts.
Ein schöner Satz. Hört sich hoffnungsvoll an. Aber kann mehr Liebe die Angst und die Erfahrungen in den Hintergrund drängen?

Und wenn ich meinem Kind das selbst nicht geben kann, wie bekomme ich diese Liebe und Zuneigung?

Ach, wenn ich diesen Satz lese, dann melden sich da halt gleich verschiedene Anteile von mir, also nicht böse sein.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*


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Zerrissene
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 07:47

Xanny hat geschrieben:
Aber kann mehr Liebe die Angst und die Erfahrungen in den Hintergrund drängen?

Und wenn ich meinem Kind das selbst nicht geben kann, wie bekomme ich diese Liebe und Zuneigung?
Xanny,

ich weiß auch nicht WIE das gehen soll. Betroffene "Kinder" hängen voll drin in ihrem Leid, kennen nichts anderes, "nur" Grauen und Schrecken, sind in ihrer Zeit gefangen, sind auch nicht erreichbar, an diesem unheilvollen Ort. Sie können nicht mal mehr weinen oder schreien, sie frieren und sind steif.

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Xanny
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 08:04

Hallo Zerrissene,

mit diesen Worten hast Du genau getroffen, wie mein Kind sich fühlt. Manchmal kann dieses Kind Liebe annehmen, manchmal hockt es wie festgenagelt in mir drin und kann keinerlei Gefühl empfinden.

Ich hoffe, für uns wird es irgendwie einen Weg geben, endlich das zu spüren, was Menschen brauchen und was ihnen zusteht. DAs, was viele andere Menschen in dieser Welt spüren und erleben dürfen.

Wie ist das eigentlich bei Euch: haben Eure Anteile Kontakt miteinander? Mein Therapeut sagte mir, er wolle versuchen, diese Anteile miteinander in Kontakt zu bringen. Und das er kaum Zugang zu einem Anteil bekommt. Habt Ihr damit Erfahrungen?
Er sagte mir, meine Anteile möchten mich beschützen und bekämpfen sich dabei selber, weil jeder von ihnen glaubt, das Beste zu tun.

Ich bin deswegen ziemlich durcheinander.
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Zerrissene
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 08:56

Xanny hat geschrieben:
Ich hoffe, für uns wird es irgendwie einen Weg geben, endlich das zu spüren, was Menschen brauchen und was ihnen zusteht. DAs, was viele andere Menschen in dieser Welt spüren und erleben dürfen.
Liebe Xanny,

das kann ich ja trotzdem. Das ist doch das Schöne an unserer Störung. Es gibt gesunde, nicht betroffene Seiten, die "DAS, was viele andere Menschen in dieser Welt spüren und erleben" dürfen.

Meine Anteile haben nur z. T. Kontakt miteinander. Es sind die Seiten, die ich bewußt wahrnehme und im Heute, also in der Gegenwart leben, die also direkt Einfluß nehmen, auf mein Leben, es "mit leben". Es gibt auch kindl. Seiten, die nicht im Trauma stecken, also mit dem Kaufmannsladen spielen etc. Die tatsächlich Leidenden kann ich nicht erreichen, sie sind irgendwo in mir. Sie stecken "fest", sind ja auch nach den Worten meines Theras: "Nicht therapiert". Ich weiß, dass es sie gibt, doch da ist ein großes unsichtbares Fragezeichen. Einmal, in der Therapie ist ein Kind, dass noch im Mißbrauch hängt, herausgekommen. Ich konnte es fühlen, sein Herz beobachten, es schlug ganz schnell, seine Atmung verfolgen, seine Scham... Ach, ich will nicht weitererzählen. Gehört nicht hierher. Diesem Kind könntest du keine Puppe in die Arme legen, die Puppe würde auf den Fußboden fallen, weil das Kind so verkrampft wäre, so gelähmt. Ein erstarrtes Kind, dass nur ein schnell schlagendes Herz am Leben erhält...

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nichtmehrda
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 10:00

Xanny hat geschrieben:Manchmal kann dieses Kind Liebe annehmen, manchmal hockt es wie festgenagelt in mir drin und kann keinerlei Gefühl empfinden.
Ja, genau so ist es...
und dann eben das "lasst mich in ruhe, brauch euch eh alle nicht." oder "wir gehen NIE MEHR zur thera, weil die mag uns eh auch nicht..."
das ist eben genau die situation, wo alle immer wieder zumindest im augenblick überfahren sind...
Und wenn ich meinem Kind das selbst nicht geben kann, wie bekomme ich diese Liebe und Zuneigung?
Ach, wenn ich diesen Satz lese, dann melden sich da halt gleich verschiedene Anteile von mir, also nicht böse sein.
Nein, niemand ist böse... das ist auch das problem hier immer wieder.
meine thera meinte kürzlich "holen sie sich, was sie kriegen können!" dachte ganz spontan dasselbe was du schreibst: "... woher bitteschön??????" natürlich kann niemand dem kind die liebe geben die es gebraucht hätte, weil es gibt eben nur eine mutter und die hat es eben nicht getan.
trotzdem... wir versuchen halt jede noch so kleine kleinigkeit an zuwendung die irgendwo aufgeschnappt werden kann, dem kind zu geben... und manchmal ist halt das alles zu wenig. und dann weint es. aber wir können es auch nicht ändern...
es wird besser, je bewusster wir mit dem kind umgehen... aber es tut immer wieder soooo weh.
Zerrissene hat geschrieben:Diesem Kind könntest du keine Puppe in die Arme legen, die Puppe würde auf den Fußboden fallen, weil das Kind so verkrampft wäre, so gelähmt.
*ganz zärtlich und vorsichtig die kleine in den arm nehme wenn ich darf*

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lilu
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 10:15

Hallo,
muss mich hier mal einklinken, obwohl ich kein DIS habe, glaube ich jedenfalls. Aber mich beschäftigt folgendes (Beispielsituation):

Streit mit meinem Sohn 9 Jahre alt. Ich schimpfe mit ihm, habe Wut. Auf einmal tut er mir leid, verstehe seine Situation, will das er nicht von mir angeschrien wird. Dann wieder Wut....Habe manchmal das Gefühl, dass ich aus einer Erwachsenen und einem Kind bestehe. In solchen Situationen, switche ich ständig zwischen Erwachsensein, erziehen wollen, Wut haben und Kindsein,Verständnis für seine Lage und nicht angebrüllt werden wollen (fühle mich von der Erwachsenen beschimpft), hin und her.. Hm, vielleicht ein wenig verwirrt beschrieben, kann es nicht anders erklären. Ich habe halt dieses Kind, welches immer Angst hat, sich nicht artikulieren kann, Angst hat vorm Verlassen werden und die Erwachsene, die aufeinmal sich wohl artikulieren und mit Fachbegriffen um sich schmeißen kann, selbstbewußt rüberkommt, in mir. SORRY, ein Schachtelsatz...

Wenn ich länger drüber nachdenke, gibt es noch mehr Anteile von den Beiden. Das würde auch erklären, warum ich manchmal sehr selbstbewußt, stark, kompetent mit meinem Gegenüber verhandeln kann. In dieser Situation kann ich auch Mutter sein. Kann erziehen, beschützen, Liebe geben, Verständnis, aber auch Wut auf das launische Kind haben.

Das Kind nimmt mich mehr ein. Selbstunsicherheit, Angst, extreme Gefühlsschwankungen, Hilflosigkeit, sich nicht öffnen können, zumindest angemessen. Steuern kann ich die Beiden leider nicht. Ich möchte so gern öfter die selbstbewußte Erwachsene sein...

Hm, muss ich mir Gedanken machen, oder ist das normal? Ich meine jeder ist ja Schwankungen ausgesetzt, ich verstehe es aber trotzdem nicht, warum ich mal so und mal so bin, so extremen Änderungen ausgesetzt bin.

Weiterhin höre ich jetzt immer öfter ein Kind weinen, stelle mich dann ständig in den Flur und höre ob es meine Kleinen sind. Nööö....Meine Therapeutin meinte, vielleicht höre ich mich als Kind weinen....hm

Auch liegt manchmal jemand neben mir im Bett, aber nur gefühlt. Gestern abend hat er mir von hinten den Arm umgelegt. Ich bekomme dann Angst und muss fünfmal auf die Stelle schauen wo er gefühlt lag und mich vergewissern, dass da wirklich keiner liegt. Aber das Monster unterm Bett ist immer da...

So, musste mich mal ausheulen, ich verstehe halt vieles nicht...

LG Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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Helena81
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 21:17

Guten Abend Lilu,

bin jetzt etwas unsicher, was die richtigen Worte wären, ob ich welche finde... hm, also, klar ist, dass du "kindliche Ängste" beschreibst - die sich in diesen auditiven und visuellen Täuschungen ausdrücken. Eine dissoziative Spaltung in einen oder mehrere emotionale/n Anteil/e und einen "kompetenten", in der Regel erwachsenen Anteil gibt es laut einigen Theorien bei vielen Störungen, nicht nur bei DIS, sondern auch z.B. bei der einfachen oder der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung, wobei die Probleme und auch deren Behandlung ähnlich sind.

Problematisch wird die Spaltung auf jeden Fall dann, wenn du das Gefühl bekommst bzw. hast, dass die beiden Seiten von dir autonom handeln und zum Beispiel gegen das Interesse des jeweils anderen. Oder wenn dein erwachsener Part, den emotionalisierten, kindlichen Part nicht erreichen kann, um ihn zum Beispiel an deiner "erwachsenen" Kompetenz zur Selbstberuhigung teilhaben zu lassen. Auch kann die Dissoziation zwischen zwei Anteilen jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Für deinen Sohn hast du vielleicht auch "nur" besonders starke Empathieempfindungen, was eigentlich eine gute Sache sein kann und dir als Mutter ermöglicht, deine erziehung liebevoll zu gestalten. Was sagt denn deine Therapeutin zu deinen "Stimmungsschwankungen" usw.?

LG, H.
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lilu
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 21:31

Hallo Helena,
na ja so richtig habe ich das noch nicht angesprochen. Mir ist das erst bei diesem Streit so extrem aufgefallen´, weil die zwei Anteile so hin und her geswitcht sind. Ich habe mich schon des öfteren über MICH gewundert. Ich hatte z.B. mal ein Gespräch mit einer Kollegin und das war nicht ICH (obwohl ich gar nicht weiß wie ICH denn bin). Ich war ziemlich arrogant und von oben herab, habe mit meiner Kompetenz "geprahlt"....Eine halbe Stunde später, bin ich wie wach geworden, hm wie soll ich das beschreiben, ich hab ja nicht geschlafen, aber ich hab mich über mich selbst erschrocken, da ich eigentlich eher unsicher bin. Also diese Seite von mir, sehe ich nicht so oft....Dann ist ja noch die andere Erwachsene/Mutter und dann halt das Kind....Wenn ich das jetzt so niederschreibe, muss ich gestehen, dass mir durch diese Einteilung vieles erklärbarer wird, ich besser sortieren kann...Als Kind war ich auch zwei. Die Rotzfreche mit großer Klappe, Klassenkasper und Störenfried und das verängstigte, mißhandelte Kind, unsicher, traurig, nach Liebe suchend. Wenn meine Mutter mich verprügelt hat, kam die Rotzfreche raus und hat meine Mutter ausgelacht..da gab`s dann noch mehr auf den Kopf....

Ich schreibe und schreibe und es fällt ein Pfennig nach dem Anderen. Ich wußte nie, wie ich sein soll, habe mir Leute rausgeguckt die ich toll fand und habe versucht sie zu kopieren...Ach alles eigenartig...

LG Lilu
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Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

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Helena81
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 21:42

Liebe Momo,
trotzdem bleibt immer sowas wie eine ganz tiefe traurigkeit... aber auch ein totales "verdammen" nach dem motto "die brauchen wir ja überhaupt nie mehr. können gleich aufhören hinzugehen..."
da beschreibst du genau mein Gefühl! Die Verletzung durch eine halb reale-halb eingebildete Zurückweisung ist so stark, dass der einzige Ausweg der zu sein scheint, aus der Beziehung herauszugehen, sprich, sie aber mal sowas von zu beenden! Ich denke, dahinter steckt purer Selbstschutz + das im Prinzip sich eben doch nicht vorstellen können, dass jemand es gut mit einem meint (herrührend vom Urvertrauen, welches sich nicht entwicklen konnte).
Diesem Kind könntest du keine Puppe in die Arme legen, die Puppe würde auf den Fußboden fallen, weil das Kind so verkrampft wäre, so gelähmt. Ein erstarrtes Kind, dass nur ein schnell schlagendes Herz am Leben erhält...
Bei dem, was Zerissene und Xanny sagen ist aber noch etwas anderes mit im Spiel, eine andere "Problematik" sozusagen. Hierbei geht es nicht primär um das Gefühl des Verlassen-Werdens, sondern um den Zustand der Bedrohung, stell ich mir vor. (Obwohl Verlassen-Werden auch bedrohlich sein kann, sehr sogar.) Vielleicht kennst du aber auch eine merkwürdige Abhängigkeit der beiden "Varianten", so wie ich es mehr erahne als wirklich behaupten zu können?

Und zwar bekam ich in den vergangenen Monaten regelhaft genau DANN Zugang zu einem "erstarrten Kind" (sagen wir besser: ich wurde es), wenn das "verlassene Kind" sich "sicher und angenommen" fühlte, sprich aufgehoben und eben nicht verlassen. Sobald aber dieser Zustand der Geborgenheit weg war, war auch dass erstarrte Kind weg. Ich musste da gelegentlich an ein Bild der mehreren Pforten zum Seelengeheimis denken. Kennst du dergleichen vielleicht auch? Und - du schriebst nur von deiner Mutter. Hattest du auch keinen Vater?

Was ich bezüglich meines Therapeuten merkwürdigerweise am allermeisten fürchte - als Resultat - ist, dass, wenn ich mich aus Selbstschutz vom ihm trenne oder ihn auch nur als "menschliches, nicht idealisiertes Objekt" anerkenne, dass ich dann nie erfahre, wer das erstarrte Kind eigentlich ist. Vielleicht aber ist es auch gut so und ich kann meine Ängste anderweitig in den Griff bekommen und muss es nicht kennenlernen.

Grüss dich herzlichst, Helena
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