analytische Therapie im Alter 50+

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 12:09

Und wie hat das funktioniert?

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Maika
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Beitrag Do., 08.08.2013, 12:18

Hm, wie soll ich das beschreiben.... ich hatte einen starken Widerwillen, fand es total bescheuert und habe ein paar Stunden ausfallen lassen und wollte gar nicht mehr hin. Es ging auch um eine künstlerische Therapieform. Dann habe ich mit dem Therapeuten darüber geredet. Er hat einen Vorschlag gemacht, wie ich anders weiterarbeiten könnte, ich habe es ausproblert und das hat sehr gut funktioniert.
Also erst mal ist eine Blockade sehr sichtbar geworden, und dadurch, dass die so sichtbar wurde, hat sich dann der andere Weg ergeben. Klingt irgendwie abstrakt wahrscheinlich...
Wenn es jetzt Musiktherapie gewesen wäre, wo ich mich ein bisschen "auskenne" und schon Zugang zu der "Sprache" der Musik habe, hätte sich die Blockade/das Problem wohl gar nicht so offensichtlich gezeigt, weil ich dann immer "irgendwas" gemacht hätte, reproduziert hätte, was ich schon kann und kenne.


leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 12:22

Wieso bist du zu diesem Therapeuten gegangen?

Ich finde das schon nachvollziehbar, was du schreibst, aber es hört sich auch ein bisschen so an, als könnte und müsste man jedes Hindernis bearbeiten und aus dem Weg räumen. Ist vielleicht dieselbe Diskussion wie mit 'Mann vs. Frau': Es gibt ja Therapeuten, die sagen, dass gerade die Leute bei einer Frau eine Therapie machen sollten, die mit Frauen große Probleme haben. Das funktioniert aber nur bis zu einem bestimmten Grad, oder? Üblicherweise sucht man sich doch 'das Geschlecht' nach Vorlieben und v.a. Zuneigungen aus.

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Maika
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Beitrag Do., 08.08.2013, 12:30

titus2 hat geschrieben:Wieso bist du zu diesem Therapeuten gegangen?
Das wurde mir damals ziemlich ans Herz gelegt von einem Arzt, dem ich so weit vertraut habe, dass ich es trotz Widerwillen probiert habe.
titus2 hat geschrieben: Ich finde das schon nachvollziehbar, was du schreibst, aber es hört sich auch ein bisschen so an, als könnte und müsste man jedes Hindernis bearbeiten und aus dem Weg räumen. Ist vielleicht dieselbe Diskussion wie mit 'Mann vs. Frau': Es gibt ja Therapeuten, die sagen, dass gerade die Leute bei einer Frau eine Therapie machen sollten, die mit Frauen große Probleme haben. Das funktioniert aber nur bis zu einem bestimmten Grad, oder? Üblicherweise sucht man sich doch 'das Geschlecht' nach Vorlieben und v.a. Zuneigungen aus.
Weiß ich nicht, ich bin eigentlich überhaupt keine Verfechterin davon, sich zusätzliche Hindernisse zu suchen und es sich möglichst schwer zu machen. So habe ich das auch nicht empfunden. (Ich wollte ja ziemlich schnell das Handtuch werfen und mich nicht durchquälen.) Letztlich war diese Therapieform für mich sehr effektiv, hat es mir also einfacher gemacht. Allerdings hatte ich auch den Eindruck, damals einen sehr guten Therapeuten erwischt zu haben, damit steht und fällt es natürlich...

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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 12:47

damit steht und fällt es natürlich...
Das stimmt. Und damit relativieren sich alle anderen Voraussetzungen bzw. Faktoren natürlich auch. Um z.B. noch mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich nur wenige Therapeuten gibt, die in der Lage sind, sich auf das bzw. den einzustellen, der da kommt. Vermutlich fahren die meisten ihr Standard-Programm - und das sieht nun mal so aus, dass die meisten Patienten deutlich jünger als 60 oder gar 50 sind. Abgesehen von den anderen hier diskutierten 'yavis'-Faktoren.

Wenn einer richtig gut ist UND die überstrapazierte Chemie stimmt, dann kann der sicher alle möglichen Leute behandeln, die von seinen Kollegen weggeschickt würden.

Aber da reicht es eben nicht, das auch zu WOLLEN, sondern man muss es auch KÖNNEN. Und ich glaub, wenn man immer nur fordert, was ein 'guter' Therapeut alles können muss, dann verkennt man die Schwierigkeit dieses Jobs. Ich hab inzwischen mal ein bisschen gelesen, was Anne erwähnt hat: Die Problematik bei den älteren Patienten bezieht sich ja nicht nur auf das Übertragungsgeschehen und auf die Patienten-Faktoren, sondern auch auf die Gegenübertragung und die 'narzisstische Kränkung' des Therapeuten, der so einen 'Anti-Yavis'-Patienten behandelt.

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Maika
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Beitrag Do., 08.08.2013, 12:59

titus2 hat geschrieben:Die Problematik bei den älteren Patienten bezieht sich ja nicht nur auf das Übertragungsgeschehen und auf die Patienten-Faktoren, sondern auch auf die Gegenübertragung und die 'narzisstische Kränkung' des Therapeuten, der so einen 'Anti-Yavis'-Patienten behandelt.
Find ich jetzt sehr spekulativ. Ich hab mal was von Radebold gelesen und da war es wohl eher so, dass er mit seinen älteren Patienten (seiner Generation) auch noch mal mit eigenen blinden Flecken in Berührung gekommen ist und sich dadurch menschlich und professionell weiterentwickeln konnte. Ich denke auch da gibt es tausend Möglichkeiten und Konstellationen, die sich nicht mit dem Schema "älterer Patient wird ungern genommen" fassen lassen.
Und selbst das "nicht von jedem Therapeuten genommen werden" kann ja noch Vorteile für einen als Patienten haben. Wenn man zur auf den ersten Blick "beliebten" Patientengruppe gehört, wird man vielleicht aus oberflächlichen Gründen gern genommen, für "einfach" gehalten und wenns dann doch zur Sache geht, steht vielleicht die ganze Therapie auf der Kippe.

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Tristezza
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:06

Von der narzisstischen Kränkung durch das höhere Alter von Patienten haben ich auch schon gelesen und war überrascht und betroffen. Ist das möglich, dass Ältere ein derart schlechtes Ansehen in unserer Gesellschaft haben? Und ausgerechnet bei PAs, für die doch die innere Reife, die "Weisheit des Alters", etwas Wertvolles sein sollte? So was finde ich zum . Aber ich habs in der "Psyche" gelesen, von einem, der es wissen muss.

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hopelife
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:13

Könnt ihr das mal für nicht Analyse Profis erläutern. Wie sieht denn eine narzisstische Kränkung aus
und warum sollte es dazukommen?
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!


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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:16

Maika, gerade auf Radebold hab ich mich bezogen: Natürlich sieht er das persönlich anders. Aber er beschreibt ja nur das, was er bei seinen Kollegen sieht.

Irgendwo hab ich dann auch gelesen von den 'hound'-Patienten. Ich behaupte mal, dass ich selbst in der yavis-hound-Skala auf der Mitte bin - und schon sehr oft hab ich mich gefragt, was passiert wäre, wenn ich mehr hound wäre? Wäre ich dann wirklich nutzlos für die 'Masse' der Psychoanalytiker? Keiner mehr, der mir sagt, er würde durch mich auch was lernen? Welchen Wert sollte ein Patient überhaupt für den Analytiker haben?

Aber ob das wirklich so zutreffend ist? Es ist doch nicht JEDER Analytiker ein Narzisst? Meiner jedenfalls nicht: Der nimmt auch Alte, Dicke und Hässliche... Aber ich bin ganz sicher, dass es durchaus auch Therapeuten gibt, die mich deshalb ablehnen würden, weil man mit mir als Patient keinen Blumentopf gewinnt, wenn man mich als 'Fall' irgendwo vorstellt. Und ich bin auch keine Augenweide, die mit ihren kurzen Röckchen für Ablenkung sorgt, wenn sie zu viel Müll labert.


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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:21

hope, eine narzisstische Kränkung ist eine Art 'Schlag ins Gesicht'; du fühlst dich gedemütigt, weil du mit dieser 'Schande' nicht klarkommst und sie sich auf dein Selbsterleben auswirkt. Du bist dann nicht mehr der tolle Hecht, um den sich die Patienten z.B. reißen und der die armen, verschüchterten hochintelligenten Studentinnen trösten kann, sondern du hast da plötzlich eine alte, dicke Hausfrau liegen, die über ihre lästige Verwandtschaft jammert. Dann fühlst du dich gar nicht mehr toll, sondern plötzlich ganz erbärmlich. Und davon sollst du dann noch in der Intervision berichten? Was die Kollegen da wohl denken? Womöglich halten die dich auch für klein und schauen auf dich herab? Wie schöner wäre es, wenn du den Papst oder Madonna therapieren könntest! Da würden die aber Augen machen! Dann wärest du ein ganz Großer!

Mal etwas überzeichnet.

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hopelife
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:23

Es ist doch nicht JEDER Analytiker ein Narzisst? Meiner jedenfalls nicht: Der nimmt auch Alte, Dicke und Hässliche...
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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hopelife
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:25

titus2 hat geschrieben:hope, eine narzisstische Kränkung ist eine Art 'Schlag ins Gesicht'; du fühlst dich gedemütigt, weil du mit dieser 'Schande' nicht klarkommst und sie sich auf dein Selbsterleben auswirkt. Du bist dann nicht mehr der tolle Hecht, um den sich die Patienten z.B. reißen und der die armen, verschüchterten hochintelligenten Studentinnen trösten kann, sondern du hast da plötzlich eine alte, dicke Hausfrau liegen, die über ihre lästige Verwandtschaft jammert. Dann fühlst du dich gar nicht mehr toll, sondern plötzlich ganz erbärmlich. Und davon sollst du dann noch in der Intervision berichten? Was die Kollegen da wohl denken? Womöglich halten die dich auch für klein und schauen auf dich herab? Wie schöner wäre es, wenn du den Papst oder Madonna therapieren könntest! Da würden die aber Augen machen! Dann wärest du ein ganz Großer!

Mal etwas überzeichnet
Echt ja? Das ist ja echt mad!
Aus der erbärmlichen Hausfrau kann auch ein wunderschöner Schmetterling werden
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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Tristezza
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:27

titus2 hat geschrieben:Mal etwas überzeichnet.
Aber gut erklärt!

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Maika
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:34

titus2 hat geschrieben:Maika, gerade auf Radebold hab ich mich bezogen: Natürlich sieht er das persönlich anders. Aber er beschreibt ja nur das, was er bei seinen Kollegen sieht.
Welchen Text meinst du jetzt genau? Den kenne ich glaube ich nicht. Was ich meinte sind die Texte zur Kriegsgeneration und Spätfolgen von Kriegserleben.

Oh man, bei der Beschreibung der narzisstischen Kränkung des Therapeuten fällt mir ein, dass mein Extherapeut öfter irgendwas von anderen Patienten erzählt hat (was mich immer total gestört hat) und das dann Musiker in einem "bekannten Orchester", oder Feuerwehrmann, oder Juniorprofessoren waren. Ich hatte mich auch gefragt, ob der keine Hausfrauen und Arbeitslose therapiert oder deren Berufe einfach nicht so gerne erzählt (na gut, einmal war einer dabei der "so Webdesign-Zeugs" macht).


leberblümchen
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Beitrag Do., 08.08.2013, 13:42

Meiner hat mir mal erzählt von einer anderen Patientin, die "auch etwas kräftiger" war (das war irgendwie wichtig für den Zusammenhang). Auf die war ich komischerweise überhaupt nicht eifersüchtig... Manchmal hab ich mich gefragt, wie das für so einen Therapeuten wäre, wenn der wirklich den Papst behandeln würde - oder halt irgendeinen A-Promi: Ob die da nicht mächtig stolz wären? Und ob die das so für sich behalten könnten? Und so stelle ich mir das grundsätzlich auch vor: dass es sich vielleicht tatsächlich 'toller' anfühlt, attraktive Patienten zu haben?

Ich meinte das hier: http://www.aging-alive.de/begegnung.html

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