Naja - 'Sucht' nach ICD-10 ...
Dennoch hat z. B. Alkohol nicht nur die Psyche, sondern auch (oder vor allem) den Körper fest im Griff, was man von THC nun wirklich nicht behaupten kann. Aber sicherlich, da hast du recht, ist jede Form der Sucht (auch die völlig substanzlose Spielsucht) wohl allein psychisch dispositioniert.
Ich unterschätze THC als psychische Sucht-Substanz auch gar nicht und will das keinesfalls verharmlosen. Aber als Alkoholiker wäre ich sicherlich nicht von Heute auf Morgen ohne Weiteres von meinem Stoff losgekommen. Selbst wenn mein Wille stark war, hätte mein Körper das nicht mitgemacht. Also muß es einen grundlegenden Unterschied zwischen Sustanzen wie Alkohol und THC geben - und somit auch der Suchtausprägung.
Ich hab bei meinem Cannabis-Entzug übrigens stark geschwitzt, konnte nächtelang sehr schlecht schlafen und hatte wenig Appetit
Ich bin ja kein Fachmann. Aber aufgrund meiner eigenen Erfahrung würde ich obige Symptome nicht als Entzugssymptome deuten, sondern - wie ich bereits schrieb - als ein Ausgleichen des zuvor oftmals benebelten Bewußtseins bzw. als eine Art 'Realitätsabgleich'. Ein Wieder-zu-sich-Kommen sozusagen. Denn unterschätzt wird wohl oft die Verdrängung 'echter' Gefühle während des Langzeitkonsums von THC. Insofern: Wenn der Stoff nun nicht mehr zur Verfügung steht, beschäftigen dich plötzlich wieder deine wahren Gefühle. Was zur Folge hat, dass du dich (leicht) überfordert fühlst und die eine oder andere Nacht schlechter schläfst.
Und auch die auffällige Appetit-Verlagerung, dass sich allmählich vom klareren Geiste zum Körper hin die Bedürfnisse verändern bzw. bewußter werden, ist in erster Linie eine nicht-physische Gewohnheitsveränderung.
Beim Zigaretten-Rauchen ist es etwas anderes. Nikotin ist eine Substanz, nach der vor allem der Körper schreit, wenn er sich daran gewöhnt hat.
Abhängigkeitserkrankung besteht ein Leben lang. Egal, wovon man abhängig ist. Wenn du jetzt also sagst, das sei bei Cannabis anders, sagst du damit indirekt, Cannabis hat kein Suchtpotential.
Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur psychische von physischen Abhängigkeiten unterscheiden wollen. Und es sind vor allem die (auch) körperlichen Abhängigkeiten, die ein Leben lang währen. Beim Spielsüchtigen oder beim Cannabiskonsumenten hängt es allein von der Konstitution seiner Psyche ab. Wenn letzterer aufhört und einige Jahre später wieder anfängt zu kiffen, wird das nicht zwangsläufig wieder zum unkontrollierten Konsum führen, wenn sich inzwischen seine Psyche stabilisiert hat, wenn er einen befriedigenden Lebensinhalt gefunden hat usw. ...
'rückfällig' mit diesen Anführungszeichen bedeutet, dass ich eigentlich gar nicht rückfällig werden kann, da ich ja nicht wirklich süchtig bin?
Du bist sehr empfindsam für Anführungszeichen.
Wie ich das meine erklärt sich aus dem Absatz hierüber. Also: Rückfällig magst du nur zum unkontrollierten Konsum werden, wenn es dir nicht gelingt, den Mangel an Sinn in deinem Leben konstruktiv mit Interessen zu füllen. Gelingt es dir, wirst du künftig auch einen 'gesünderen' Umgang mit Marihuana finden.
'Süchtig' bist du im Grunde nur im Hinblick auf die Kompensation, durch die eben etwas anderswo Fehlendes ausgeglichen werden soll.
Du warst süchtig nach dem Cannabis-Rausch aber nicht nach der Substanz? Das musst du mir aber mal näher erklären… bitte! Der Rausch ist ohne die Substanz doch gar nicht möglich.
Wenn du in der Logik argumentierst, muß ich dir natürlich Recht geben.
Aber meine obige Antwort (im Sinne meiner Logik) impliziert ja bereits auch die Antwort auf diese Frage.
By the way: Man darf ja (und soll doch auch) Substanzen konsumieren, um einen Rausch oder etwas anderes herbeizuführen. Wer das hin und wieder maßvoll tut, ist längst nicht süchtig oder abhängig. Die Übertreibung jedoch, die Maßlosigkeit liegt in jedem selbst begründet. Und daran läßt es sich arbeiten.