Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Sa., 02.01.2016, 01:08

Liebe Mio,

ganz herzlichen Dank!

Und happy 2016
Hello darkness, my old friend...

Werbung

Benutzeravatar

Quatsch
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 204

Beitrag Sa., 02.01.2016, 06:41

Ich glaube, ich habe für mich etwas verstanden:

Ob nun einer Dis hat oder ist, Multiple oder depri, etc. pp. das stecke ich in eine „neutrale“ Kategorie, die sich von meinem psychischen Problem unterscheidet. Ich denke, damit kann ich umgehen.

In dem Moment aber, wo ich in den Austausch mit euch gehe, überflutet mich geradezu das Ungeheuerliche, was euch geschehen ist/sein muss, ohne das es ja nicht zu Dis gekommen wäre.

An diesem Punkt verlasse ich dann den „neutralen Beobachterposten“. Da ich mich von dem, was ich das „Ungeheuerliche“ nannte, nicht distanzieren kann und es mich derart beschäftigt, dass mein RL zu kurz kommt, verlasse ich diesen Faden. Ich kann dann nicht mehr 'bei mir' bleiben. Bitte beachten: das ist MEINS.

Vielleicht haben sich an diesem Schnittpunkt die Unstimmigkeiten (sich über den Anderen erheben vs. im eigenen Leid nicht gesehen werden) ergeben. Ich weiß es nicht.

Allen rufe ich zu: Alles, alles Gute!


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Sa., 02.01.2016, 07:57

Ich versuche es mal anders zu erklären, mal weg von der DIS, die manche Betroffene als persönlichen Angriff erleben, hin zu einer anderen Störung, der Depression.

Wenn ihr den Fragebogen "Beck Depression Inventory (BDI)" ausfüllen, dann müsst ihr bei 22 Fragen dort ein Kreuzchen machen, was auf Euch zutrifft, z.B. Frage G:
0 Ich bin nicht von mir enttäuscht.
1 Ich bin von mir enttäuscht.
2 Ich finde mich fürchterlich.
3 Ich hasse mich.
0,1,2,3 stellen eine Skala dar, ein Kontinuum, auf dem ihr euch selbst einordnet. Diese Skala zeigt, wie stark dieses Merkmal bei euch ausgeprägt ist. Wenn ihr 0 ankreuzt, dann habt ihr keine Merkmalsausprägung auf dieser Skala, wenn ihr 3 ankreuzt, dann habt ihr eine hohe Merkmalsausprägung. Das ganze macht ihr 22 Mal, bis ihr alle Fragen beantwortet habt und bis ihr euch bei allen Merkmalsausprägungen auf einer Skala eingeordnet habt.
Wenn ihr damit fertig seid, dann wird ausgerechnet, wie viele Punkte ihr erzielt habt und ihr werdet eingeordnet in:
Unter 11 Punkten: Keine Depression
11 bis 17 Punkte: Mittlere Depression
18 und mehr Punkte: Starke Depression
Dabei ist es völlig gleichgültig, welche der 11 Fragen von 22 Fragen ihr mit "Ja" beantwortet habt, wenn ihr 11 Punkte erzielt, werdet ihr der Kategorie "Mittlere Depression" zugeordnet, wenn ihr 18 Punkte erreicht habt, dann werdet ihr der Kategorie "Schwere Depression" zugeordnet.

Was in diesem Thread gemacht wird ist folgendes:
Da sagen User "Ich hasse mich", das ist "typisch für eine Depression". Nicht-Depressive User antworten: "Das ist Quatsch, ich hasse mich auch, und habe keine Depression. Sich selbst hassen ist doch kein depressionstypisches Merkmal".
Auch Gesunde können sich beim Item G auf der höchsten Stufe der Skala "Ich hasse mich" eingeordnet haben. Ihre Gesamtpunktzahl (alle Ausprägungsgrade aller 22 Fragen aufsummiert) liegt jedoch unter 11 Punkten, während die Gesamtpunktzahl der stark Depressiven über 18 Punkten liegt. Da die Gesunden unter 11 Punkten liegen bekommen sie keine Depressionsdiagnose, obwohl auch sie sich selbst hassen können und in dem Item "Ich hasse mich" 3 Punkte erzielt haben können.
Sich selbst hassen, das tun auch Gesunde, das ist nicht typisch Depression. Kein einzelnes Merkmal für sich allein genommen ist "typisch Depression". Auch Gesunde können irgendein der 22 Items des Fragebogens bejahen und eine hohe Merkmalsausprägung in dem bejahten Merkmal aufweisen. Ihre Gesamtpunktzahl liegt jedoch unter der der Depressiven.
Die Depressiondiagnose bekommt man erst ab 11 Punkten. Das heißt aber nicht, dass der Gesunde gar keine Depressionsmerkmale hat. Er kann ebensfalls Depressionsmerkmale aufweisen. Die Gesamtzahl liegt jedoch unter 11 Punkten.
Bei der DIS ist das genauso. Erst wenn eine bestimmte Punktzahl erreicht wird, wird von DIS gesprochen. Das heißt aber nicht, dass Unos deshalb gar keine "DIS-Symptome" haben. Haben sie, doch deren Anzahl liegt unter dem Cut-Off-Wert für eine DIS. Man kann nicht sagen "Es ist typisch für eine DIS, Persönlichkeitsanteile nicht als zu sich gehörig wahrzunehmen". Das ist nicht typisch DIS. Auch Gesunde können Fragen nach der Wahrnehmung der Persönlichkeitsanteile bejahen, ohne eine DIS zu haben, da sie unter dem DIS-Cut-Off-Wert liegen.

Was hier desweiteren getan wird ist zu behauten, "ja aber, bei Depressiven kommt das viel häufiger vor". Nein. Auch ein Nicht-Depressiver kann sich 24 stunden lang am Tag selbst hassen. In der Gesamtpunktzahl jedoch liegt er unter dem Cut-Off-Wert für eine Depression und bekommt deshalb die Depressionsdiagnose nicht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25016

Beitrag Sa., 02.01.2016, 08:49

Jenny Doe hat geschrieben:Bei der DIS ist das genauso. Erst wenn eine bestimmte Punktzahl erreicht wird, wird von DIS gesprochen. Das heißt aber nicht, dass Unos deshalb gar keine "DIS-Symptome" haben. Haben sie, doch deren Anzahl liegt unter dem Cut-Off-Wert für eine DIS.
Und unter dem Cut-Off, kann man dann zum Bleistift prüfen, ob DDNOS vorliegt... wobei das, wie gesagt, eine Sammelbecken-Diagnose ist, die alles mögliche umfasst:
Typische Beispiele für DDNOS sind nach dem DSM-IV

Fälle, die der DIS ähneln, bei denen jedoch nicht alle Diagnosekriterien erfüllt sind (z.B. wenn sich keine eindeutig abgrenzbaren Teilpersönlichkeiten nachweisen lassen oder wenn klinisch relevante Amnesien für wichtige persönliche Informationen fehlen) (Typ I),
http://www.infonetz-dissoziation.de/t-ddnosdsm.html
Wenn das keine Abstufung ist, weiß ich ja auch nicht mehr. Und so weiter.

Multis und Unos ist, so wie ich das sehe, ein Sprachjargon, den so gut wie nur Menschen pflegen, die sich als Multi sehen. Ist mir persönlich tatsächlich zu schwammig. Willkürliche Grenzlinie.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

Joe-Cohen
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 56
Beiträge: 37

Beitrag Sa., 02.01.2016, 09:40

Ich persönlich halte von den Messinstrumenten rein gar nichts.
Der klinische Alltag oder die Psychotherapie machen eine 'Diagnose' erst valide.

Ich glaube jeder, der schon mal intensieveren Kontakt mit einem 'Multi' (furchtbares Wort) hatte, weiß daß es diese Form des Mensch-Seins gibt.

Ich verstehe diese 'Verwissenschaftlichung' nicht. Ich habe gedacht, hier kann man sich begegnen und ich dachte ich könnte lernen.
Mir fehlt hier entschieden das Zwischenmenschliche. Es liest sich wie ein Kampf.
Schade, einige haben sich sehr bemüht. Mir ist es zu anstrengend geworden dem Ganzen noch zu folgen.

Ich wünsche allen ein weniger leidvolles Jahr!
Adieu.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Sa., 02.01.2016, 10:01

Hallo Joe-Cohen
Mir fehlt hier entschieden das Zwischenmenschliche.
Mir auch
Es liest sich wie ein Kampf.
Ich mag diesen Kampf gegen die Erhebung eines Alleinanspruchs auf ein Symptom und das Einklagen des Rechts auch unter etwas leiden zu dürfen auch nicht. Und ich mag es auch nicht mich gegen "bei mir ist es aber schlimmer als bei Dir" zur Wehr zu setzen.
Ich glaube jeder, der schon mal intensieveren Kontakt mit einem 'Multi' (furchtbares Wort) hatte, weiß daß es diese Form des Mensch-Seins gibt.
Das es das gibt, stellt hier keiner in Frage.

Nur ich mag es nicht nur das Bedürfnis der anderen Gruppe "Gesehen zu werden, verstanden zu werden, akzeptiert zu werden, ..." zu befriedigen, während genau dieses Gruppe andersrum das Leid der Unos runterspielt. Das mag mit Unwissneheit darüber, wie es ist ein Uno zu sein, zu tun haben, aber dann erwarte ich, dass diese Gruppe, die für sich Verständnis beansprucht, sich andersrum auch bemüht Unos zu verstehen. Mir kamen von der anderen Gruppen zu viele Beleidgungen und trotzige Antworten. Zwischenmenschlichkeit bedeutet Zwischen-Mensch und nicht Einseitigkeit.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Sa., 02.01.2016, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Joe-Cohen
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 56
Beiträge: 37

Beitrag Sa., 02.01.2016, 10:10

Guten morgen Jenny Doe,
Leid läßt sich nicht herunterspielen. Auch das ist mir suspekt. Alle Symptome kann ein 'Uno' genauso haben-ausnahmslos alle. Ich glaube,daß ein extrem gespaltener Mensch schlicht mehr Mühe aufwenden muß bei der Bewusstwerdung sämtlicher. Wenn ich suizidal bin weiß ich das. Ist bei einem 'Multi' Anteil x suizidal muß der erst einmal identifiziert werden usw. und ich glaube genau da beginnt die Schwierigkeit und die Verzweiflung.

Ich weiß aber, daß auch ein Uno einen Blackout haben und sich schneiden etc. kann. Nur hat das eine andere Qualität. So denke ich mir das zusammen.


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Sa., 02.01.2016, 13:32

Insgesamt finde ich auch: Das hier ist ein ganz seltsamer Thread. Eine Gemeinsamkeit haben 'Unos' und 'Multis' allemal: Die Tendenz von sich selber abzulenken und mit abstrakten Überzeugungen, beinahe schon ideologisch, gegen andere in den Krieg zu ziehen.

Ich frage mich wie so oft bei Diskussionen auch hier wieder, was wohl am Ende (oder auch schon währenddessen) jeder Beteiligte eigentlich als persönlichen Ertrag einer solchen Diskussion für sich verzeichnet. Oder was überhaupt die Motivation ist, Seiten über Seiten und Beitrag über Beitrag, im Grunde mit bloß konstruierter grauer Theorie andere widerlegen zu wollen.

Diejenigen, die ihr Eigenes noch gar nicht verstanden haben, wollen unbedingt erreichen, dass andere ihr Unverstandenes verstehen.

Da gebe ich Joe-Cohen völlig Recht: Hier wird persönliches Empfinden und Erleben stets abstrahiert und (von 'Experten' belegt) verwissenschaftlicht. Ich finde das grausam. Und dann begegnen sich keine Menschen mehr, sondern es werden nur noch für sich alleinstehende Überzeugungen gewechselt.
Das geht doch eigentlich nur, wenn einem ausschließlich die eigene Rationalität, unangebunden an das Empfinden, zur Verfügung steht.

P. S. Mio, danke noch für deine persönliche Antwort auf mein Nachfragen auf der vorherigen Seite.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Benutzeravatar

lilu
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 415

Beitrag Sa., 02.01.2016, 13:55

Ich hatte ja schon ein paar Mal versucht zu erklären, dass ich mich nie anmaßen würde, mein Leid über das der Anderen zu stellen. Das wäre falsch und anmaßend. Ich bin der Ansicht, dass JEDER Mensch ein Recht auf seine Empfindungen, sein Leid hat. Und dabei ist es mir wirklich wurscht, ob es sich um einen Uno oder einen Multi handelt....
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Sa., 02.01.2016, 13:59

lilu hat geschrieben:Ich bin der Ansicht, dass JEDER Mensch ein Recht auf seine Empfindungen, sein Leid hat.
Wie das klingt.
Das 'Recht' auf das eigene Leid, die eigenen Empfindungen.
Ja, manche müssen anscheinend erst noch dahinterkommen, weil sie glauben, jemand müsse ihnen vorher eine Lizenz (oder eine Absolution) erteilen.

Man darf, ja! Ganz ohne Rechte und Lizenzen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Benutzeravatar

lilu
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 415

Beitrag Sa., 02.01.2016, 14:03

Warum wird man hier eigentlich ständig auf seinen Sprachgebrauch aufmerksam gemacht? Was ich geschrieben haben, kann man doch nun wirklich verstehen, aber nee, es wird einem direkt wieder alles madig gemacht...
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15223

Beitrag Sa., 02.01.2016, 14:10

Vincent hat geschrieben: Ich frage mich wie so oft bei Diskussionen auch hier wieder, was wohl am Ende (oder auch schon währenddessen) jeder Beteiligte eigentlich als persönlichen Ertrag einer solchen Diskussion für sich verzeichnet. Oder was überhaupt die Motivation ist, Seiten über Seiten und Beitrag über Beitrag, im Grunde mit bloß konstruierter grauer Theorie andere widerlegen zu wollen.
Und, hast du dich das auch schon selbst gefragt? Ganz so unbeteiligt bist du hier ja auch nicht! Was ist denn dein Ergebnis?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Sa., 02.01.2016, 14:26

Hallo Lilu
Ich hatte ja schon ein paar Mal versucht zu erklären, dass ich mich nie anmaßen würde, mein Leid über das der Anderen zu stellen. Das wäre falsch und anmaßend. Ich bin der Ansicht, dass JEDER Mensch ein Recht auf seine Empfindungen, sein Leid hat.
Ja, lilu, Entschuldigung, ich hätte nicht von "die andere Gruppe" sprechen dürfen, denn das stimmt so nicht. Bei dir, Myhre und Waldschratin (habe ich noch jemanden vergessen?) möchte ich mich bedanken, für das nette Miteinander hier und das ruhige und sachliche Bemühen eigenes Erleben verständlich zu machen und das Aufeinander-Eingehen. Sorry für meine Verallgemeinerung (Gruppe, die anderen). Die Beleidigungen und Angriffe einiger haben mich übersehen lassen, dass der Thread auch positive Austauschmomente hatte.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Sa., 02.01.2016, 14:53

Ich finde in diesem Thread zunehmend seltsam, wie hier alles verwissenschaftlicht werden soll einerseits und andererseits (unter anderem mir) einigen User, die von ihrem Empfinden sprechen und darüber, dass sie einen grundlegenden Unterschied zwischen Unos und Mulits "em-p-finden" vorgehalten (negativ!) wird, sie würden versuchen Diagnosen zu stellen... Und dann wieder gibt es die leidige Debatte darüber ob hier das Leid des Einen im Vergleich mit dem Leid des Anderen auf-, ab-, ge-, ent- oder sonstwie - wertet wird - und eigentlich sind sich alle einige, dass man das nicht kann und will - und dann wird aber doch wieder von Skalen und Fragebögen und Punkten und Cut-Offs geschrieben (wenn das nicht mal bewertend ist...)... Und zu guter eltzt noch gibt es Diskussionen über den Sprachgebrauch - angeblich rein wissenschaftlich motiviert und völlig wertfrei - wenn dann aber ein Beitrag durchaus ernstgemein kommt ÜBER den genauen Sprachgebrauch (nicht nur von Multis sondern auch von Unos, beispielsweise mit Zöliakie und mal ANDERE Erklärungen gebracht werden als die "gewünschte" dass es um Ausgrenzung ginge), dann geht da gar keiner mehr drauf ein von den ach so sprachinteressierten Hobby- und Berufslinguisten... Über die Motivation mit der von eingien hier geschrieben wird brauch man dann auch eigentlich nicht mehr zu spekulieren - und das gegenseitige VERSTEHEN ist so klein auch gar nicht, denn das gegenseitige "Kampflinien ziehen" - das WIRD doch letztlich genau so verstanden, wie es gemeint ist: feindselig!

Nicht alle hier stehen sich ja feindlich gegenüber, und auch wenn mir das krasse Verwissenschaftlichen hier (von z.B. Jenny Doe und Stern) wirklich zunehmend befremdlich erscheint (mir persönlich!) so sehe ich es nicht als feindlich, sondern eher als eine ganz andere Art, ein Phänomen "zu fassen zu kriegen", als es meine ist.

Das, worum es eigentlich gehen könnte, nämlich den AUSTAUSCH, kommt hier gelegentlich zu kurz - und dann, JA DANN!, wieder gibt es glitzernde Diamanten im Flußschlamm, ich jedenfalls habe auch einige sehr persönliche und für mich wertvolle Beiträge hier gelesen, von Multis und von Unos. Und sehr, sehr dankbar bin ich dir, liebe Mio, für deinen so gänzlich persönlichen Beitrag. Ich weiß ihn sehr zu schätzen! Mein Dank und mein Kommentar viel gestern so knapp aus, weil ich vom Smartphone antwortete - und auch weil ich das erstmal "begreifen" musste, was dort steht, so mitten in der Nacht. Es ist für mich ein ganz wichtiges Puzzelteilchen im Verstehen... Bild

Wie das hier so unter gehen kann, dass nicht einmal darauf GEANTWORTET wird von so vielen, denen es hier anscheinend wichtiger ist, irgendwelche Statistiken und Diagnose-Fragebögen zu posten und die leidige Debatte in Gang zu halten - ich verstehe es nicht. Und ich finde es schade. (Und am schlimmsten finde ich gerade die Vorstellung, dass der ein oder andere nun hektisch zurückblättern wird um den Eintrag von dir zu suchen, den ich meine... - S. 43 unten) Vielleicht haben sie es überlesen? Oder nicht verstanden? Ich weiß es nicht...
Aber:
Vincent hat geschrieben: Ich frage mich wie so oft bei Diskussionen auch hier wieder, was wohl am Ende (oder auch schon währenddessen) jeder Beteiligte eigentlich als persönlichen Ertrag einer solchen Diskussion für sich verzeichnet. Oder was überhaupt die Motivation ist, Seiten über Seiten und Beitrag über Beitrag, im Grunde mit bloß konstruierter grauer Theorie andere widerlegen zu wollen.
Ich jedenfalls kenne meinen persönlichen "Ertrag" ganz genau - er liegt darin, zu erkennen wie vielfältig das Thema "Identität" gestört und zerstört sein kann, wie viele auf der Suche nach ihrer Identität sind und wie unterschiedlich die Wege sind, die es da gibt. Vielleicht ganz einfach: wie individuell das ist, Identität. Ich fühle mich verstanden, ich verstehe - und ich fühle mich auch unverstanden und verstehe nicht.

Und, natürlich: auf einer gewissen Meta-Ebene nehme ich auch mit, wie bizarr die Dynamiken in diesem Forum hier manchmal sind... Und wie unterschiedlich Menschen ticken.
Hello darkness, my old friend...


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 02.01.2016, 15:03

Hallo Vincent,
Vincent hat geschrieben: Das geht doch eigentlich nur, wenn einem ausschließlich die eigene Rationalität, unangebunden an das Empfinden, zur Verfügung steht.
ich glaube dass das was ist, was den wenigsten Menschen in dieser Form durchgängig gegeben sein dürfte. Und ich sage mal wieder bewusst gegeben, da sich auch sowas je nach Perspektive unterschiedlich bewerten lässt.

Ich habe mal was gelesen zu den "Aufnahmekriterien" der Fremdenlegion. Da waren "Tests" dabei, die ein auch nur annähernd fühlender Mensch niemals aushalten würde, das war echt krass. Für die Fremdenlegion hingegen macht diese "Stressresistenz" durchaus als Rekrutierungskriterium Sinn. Das ich das nicht "menschlich" finde steht auf einem anderen Blatt ist aber letztlich auch wieder nur meine eigene Bewertung. Neben mir würden aber wahrscheinlich alle, die diese Tests auch nicht bestehen würden, das genauso bewerten. Die Fremdenlegion bewertet es zwar wahrscheinlich auch nicht als "menschlich" aber der ist es eben egal, weil sie Legionäre braucht die wie kleine "Kampfmaschinen" agieren. Wie sich diese "stressresistenten" Legionäre nun widerrum selbst bewerten würden? Nochmal anderes Blatt, es sind ja schließlich Zugehörige der Spezie "Mensch".

Für mich gibt es ein "Wut" Problem. Das ist was, was ich schon sehr häufig als "Projektionsproblem" beobachten konnte. Wenn man da mal drauf achtet gehört Wut mit zu den Gefühlen, die am häufigsten auf andere projeziert werden bzw. aufgrund derer andere am häufigsten projektiv identifiziert werden. Das ist ziemlich faszinierend, wenn man das mal "ganz nüchtern" beobachtet, gesetzt dem Fall man kann einigermassen nüchtern beobachten und lehnt das nicht als "unmenschlich" ab....

Lieben Gruss,

mio

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag