Austausch zwischen Uno's und Multi's
Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)
Hallo Ihr Vielen !
Auf die vielen Vielen hier bin ich erst unlängst aufmerksam geworden - in diesem thread:
viewtopic.php?f=33&t=35805
Ich selbst würde mich nicht als "multiple Persönlichkeit" bezeichnen - aber meine Problemlage ist ähnlich. Ich will sie mal zu skizzieren versuchen.
In der Perspektive der Freudschen Psychoanalyse sind Charakter und Identität eines Menschen im wesentlichen durch das sogen. Über-Ich bestimmt, daß sich idR am Bild des gegengeschlechtlichen Elter nach dem Ödipus-Komplex aufrichtet. Es ist eine Form von Introjektion: man identifiziert sich mit dem gegengeschlechtlichen Elter, übernimmt seine Wertungen, eifert ihm nach. Dieses Über-Ich wird aber dann späterhin mit anderen Elementen weiter ausgebaut und ausgefüllt, kann auch tiefgreifende Umgestaltungen erfahren. Es bleibt meistens unbewußt - äusserst sich im Bewußtsein vor allem durch das, was wir Gefühle nennen.
Ein solches Über-Ich habe ich nicht entwickeln können, statt dessen gibt es eine Reihe von Introjekten, die miteinander zT unvereinbar sind. Introjektionen will ich mal in "konstruktive" und "defensive" Introjektionen unterscheiden. Konstruktiv sind meist auch bewußte "Identifikationen", wie sie etwa bei mir durch meine juristische Ausbildung und Berufsausübung erfolgt sind: ich hatte das Gefühl, doch genau das richtige studiert, den richtigen Beruf ergriffen zu haben. Dementsprechend hat sich eine "Anwaltspersönlichkeit" in mir ausgebildet und entwickelt. Konstruktiv können auch Identifikationen mit anderen (lebenden oder toten, ja sogar fiktiven) Personen mit Vorbildcharakter sein, Abstrakta wie Religionen, Ideologien und wissenschaftlichen Theorien oder Schulen. Gemeinsam ist: sie bereichern das Über-Ich und die Persönlichkeit, werden ins Über-Ich integriert.
Defensiv sind Introjekte als Abwehrmechanismen - die Identifikation mit dem Aggressor vorzüglich dann, wenn der Aggressor zugleich eine existenzielle Bezugsperson für sein Opfer darstellt, das Opfer dem Aggressor längere Zeit schutzlos ausgeliefert bleibt: Häftlinge, Entführungsopfer und Kinder, die von den eigenen Eltern (oder Personen in ähnlicher Machtstellung) mißbraucht und mißhandelt werden. Letzteres war bei mir der Fall gewesen. In solchen Fällen opfert die Psyche einen Teil ihrer Substanz, um ein Introjekt des "bösen Aggressors" vorzunehmen: das Böse wird vom Aggressor abgespalten, damit er als "guter Mensch" erhalten, die existenzielle Beziehung weitergeführt werden kann. Der abgespaltene böse Aggressor wird dann in diese Introjekt ins Unbewußte verpflanzt, und erhält dort regelrecht eine Art von Persönlichkeit, die eben aus einem Teil der psychischen Substanz des Opfers aufgerichtet wird, und allerlei Ungemach bereitet. Diese Identifikation mit dem Aggressor ist eine letzte, äusserste Notmaßnahme vor der völligen Auflösung der psychischen Organisation, dem psychischen Tod, nachdem alle anderen Abwehrmechanismen erfolglos geblieben sind. Des psychischen Überlebens willens wird ein schwerer psychischer Defekt inkauf genommen, etwa in ähnlicher Manier, wie manche Insekten eines ihrer Beine dem Angreifer opfern, und dann trotz der so entstandenen Behinderung durchaus weiterexistieren können.
(Fortsetzung folgt)
Auf die vielen Vielen hier bin ich erst unlängst aufmerksam geworden - in diesem thread:
viewtopic.php?f=33&t=35805
Ich selbst würde mich nicht als "multiple Persönlichkeit" bezeichnen - aber meine Problemlage ist ähnlich. Ich will sie mal zu skizzieren versuchen.
In der Perspektive der Freudschen Psychoanalyse sind Charakter und Identität eines Menschen im wesentlichen durch das sogen. Über-Ich bestimmt, daß sich idR am Bild des gegengeschlechtlichen Elter nach dem Ödipus-Komplex aufrichtet. Es ist eine Form von Introjektion: man identifiziert sich mit dem gegengeschlechtlichen Elter, übernimmt seine Wertungen, eifert ihm nach. Dieses Über-Ich wird aber dann späterhin mit anderen Elementen weiter ausgebaut und ausgefüllt, kann auch tiefgreifende Umgestaltungen erfahren. Es bleibt meistens unbewußt - äusserst sich im Bewußtsein vor allem durch das, was wir Gefühle nennen.
Ein solches Über-Ich habe ich nicht entwickeln können, statt dessen gibt es eine Reihe von Introjekten, die miteinander zT unvereinbar sind. Introjektionen will ich mal in "konstruktive" und "defensive" Introjektionen unterscheiden. Konstruktiv sind meist auch bewußte "Identifikationen", wie sie etwa bei mir durch meine juristische Ausbildung und Berufsausübung erfolgt sind: ich hatte das Gefühl, doch genau das richtige studiert, den richtigen Beruf ergriffen zu haben. Dementsprechend hat sich eine "Anwaltspersönlichkeit" in mir ausgebildet und entwickelt. Konstruktiv können auch Identifikationen mit anderen (lebenden oder toten, ja sogar fiktiven) Personen mit Vorbildcharakter sein, Abstrakta wie Religionen, Ideologien und wissenschaftlichen Theorien oder Schulen. Gemeinsam ist: sie bereichern das Über-Ich und die Persönlichkeit, werden ins Über-Ich integriert.
Defensiv sind Introjekte als Abwehrmechanismen - die Identifikation mit dem Aggressor vorzüglich dann, wenn der Aggressor zugleich eine existenzielle Bezugsperson für sein Opfer darstellt, das Opfer dem Aggressor längere Zeit schutzlos ausgeliefert bleibt: Häftlinge, Entführungsopfer und Kinder, die von den eigenen Eltern (oder Personen in ähnlicher Machtstellung) mißbraucht und mißhandelt werden. Letzteres war bei mir der Fall gewesen. In solchen Fällen opfert die Psyche einen Teil ihrer Substanz, um ein Introjekt des "bösen Aggressors" vorzunehmen: das Böse wird vom Aggressor abgespalten, damit er als "guter Mensch" erhalten, die existenzielle Beziehung weitergeführt werden kann. Der abgespaltene böse Aggressor wird dann in diese Introjekt ins Unbewußte verpflanzt, und erhält dort regelrecht eine Art von Persönlichkeit, die eben aus einem Teil der psychischen Substanz des Opfers aufgerichtet wird, und allerlei Ungemach bereitet. Diese Identifikation mit dem Aggressor ist eine letzte, äusserste Notmaßnahme vor der völligen Auflösung der psychischen Organisation, dem psychischen Tod, nachdem alle anderen Abwehrmechanismen erfolglos geblieben sind. Des psychischen Überlebens willens wird ein schwerer psychischer Defekt inkauf genommen, etwa in ähnlicher Manier, wie manche Insekten eines ihrer Beine dem Angreifer opfern, und dann trotz der so entstandenen Behinderung durchaus weiterexistieren können.
(Fortsetzung folgt)
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(Anschluß an 1. Teil)
Solche Introjekte - konstruktive und defensive - habe ich, wie mir erst im Laufe des letzten Jahres aufgegangen ist, eine ganze Menge: Das Erste (konstruktive?) entstammt wahrscheinlich einer Kindergärtnerin, mit der ich eine mehrwöchige "pädosexuelle Affaire" hatte. Dann kamen zwei oder drei (teils destruktive, teils konstruktive) Introjekte meiner Mutter: als Inzest-Geliebte, als Mißhandlungs-Täterin und schließlich ein "inversives Introjekt", das nach meiner Ablösung von ihrer vorherigen Bevormundung im Alter von 16 Jahren - nach dem Tod des Vaters - entstanden ist, und mit einem der ersten beiden zusammenfallen könnte. Das ist noch ungeklärt. Es gibt auch ein (destruktives?) Introjekt des Vaters - ein regelrechtes Über-Ich konnte daraus nicht erwachsen, weil ich meinen Vater ja im Ödipus-Konflikt "besiegt", er niemals eine echte "psychische" Autorität entwickeln konnte, und mich zudem den Mißhandlungen durch die Mutter bewußt auslieferte, wahrscheinlich um die Inzest-Bindung "niederzuknüppeln" - er hatte meine Mutter und mich "in flagranti" im Ehebett erwischt. Er war also nicht nur "als Liebhaber", sondern auch "als Beschützer" ein Vollversager gewesen. Ich glaube auch, daß die bereits früher entstandenen Introjekte meiner pädosexuellen "Partnerinnen" der Aufrichtung eines Über-Ichs im Wege standen: der "Bauplatz" war teilweise schon "besetzt", viel psychische Substanz schon als "Baumaterial" früherer Introjekte aufgebraucht gewesen. Wenn dieses Introjekt auch "Über-Ich-artig" sein wird - die prominente Stellung in der psychischen Organisation, den es normalerweise innehat, bleibt diesem Introjekt versagt. Damit hätten wir also schon 5 weitere Persönlichkeiten in meiner Psyche herumschwirren. Dann kommt "der Jurist" als konstruktive Identifikation dazu, hinzu kommen eine Reihe von Verdachtsfällen.
Eine konstruktive Introjektion, eine bewußte Identifkation versuche ich gerade mit Sigmund Freud, den ich zu meinem Ersatz- und Übervater erkoren habe. Ich hoffe, daß er als eine Art primus inter pares eine Art Moderatorenfunktion gegenüber den übrigen Introjekten ausfüllen kann, so daß etwas Ruhe und Ordnung in meiner Psyche einkehrt. Denn er war es gewesen, der mir als erster Schutz und Hilfe gegen die (sexuelle) Gewalt geboten hat, der ich letztlich meine gesamten heutigen Probleme verdanke - und auch als erster das berühmte Licht am Ende des Tunnels hat aufleuchten lassen.
Weil ich damit rechnen muß, daß eine Befreiung von all diesen Introjekten kaum mehr möglich sein wird - obschon ich weiter daran arbeiten will, wenigstens ein paar der Destruktiven loszuwerden - sehe ich mich nunmehr vor der für mich völlig neuen zusätzlichen Aufgabe, eine solche "Vielheit" zu organisieren. Ich glaube, daß ich auf einer Vorstufe der Entwicklung zur mulitplen Persönlichkeit stehen geblieben bin - zumindest kann ich nicht wahrnehmen, daß es unterschiedliche Persönlichkeiten gäbe, die "vorne" oder "hinten" sind - "vorne", in meinem Ich-Bewußtsein ist stets derselbe, auch fehlen mir die wohl typischen Amnesien der multiplen Persönlichkeiten von denen hier öfters die Rede ist. Ich bin also nicht Viele, aber es gibt Viele, die wie Beifahrer in einem Auto den Fahrer ständig zu beeinflußen suchen, ihn in diese oder jene Richtung lenken wollen, ihm gar ins Lenkrad greifen oder urplötzlich die Handbremse ziehen und ähnliche gefährliche Allotria. Sie liegen zT auch untereinander in heftiger Fede, die psychosomatisch bei mir v.a. in der Haut ausgetragen wird.
Ich würde vermuten, daß bei denen, die Viele sind, diese Beifahrer eben auch den ursprünglichen Fahrer immer wieder von seinem Platz verdrängen, der dann nach hinten wandert, während der neue Fahrer das Auto in eine mitunter völlig andere Richtung steuert. Wer also Viele ist, muß eben auch diese Vielheit, diesen Haufen versuchen in gewisser Weise zu organisieren, damit die Karre nicht ständig aus dem Ruder läuft oder gegen den Baum fährt.
Das ist also mein Interesse, meine Frage an Euch Viele: wie organisiert Ihr Eure Vielheiten - vielleicht könnte ich von Euch lernen !?
Gruß
Möbius
Solche Introjekte - konstruktive und defensive - habe ich, wie mir erst im Laufe des letzten Jahres aufgegangen ist, eine ganze Menge: Das Erste (konstruktive?) entstammt wahrscheinlich einer Kindergärtnerin, mit der ich eine mehrwöchige "pädosexuelle Affaire" hatte. Dann kamen zwei oder drei (teils destruktive, teils konstruktive) Introjekte meiner Mutter: als Inzest-Geliebte, als Mißhandlungs-Täterin und schließlich ein "inversives Introjekt", das nach meiner Ablösung von ihrer vorherigen Bevormundung im Alter von 16 Jahren - nach dem Tod des Vaters - entstanden ist, und mit einem der ersten beiden zusammenfallen könnte. Das ist noch ungeklärt. Es gibt auch ein (destruktives?) Introjekt des Vaters - ein regelrechtes Über-Ich konnte daraus nicht erwachsen, weil ich meinen Vater ja im Ödipus-Konflikt "besiegt", er niemals eine echte "psychische" Autorität entwickeln konnte, und mich zudem den Mißhandlungen durch die Mutter bewußt auslieferte, wahrscheinlich um die Inzest-Bindung "niederzuknüppeln" - er hatte meine Mutter und mich "in flagranti" im Ehebett erwischt. Er war also nicht nur "als Liebhaber", sondern auch "als Beschützer" ein Vollversager gewesen. Ich glaube auch, daß die bereits früher entstandenen Introjekte meiner pädosexuellen "Partnerinnen" der Aufrichtung eines Über-Ichs im Wege standen: der "Bauplatz" war teilweise schon "besetzt", viel psychische Substanz schon als "Baumaterial" früherer Introjekte aufgebraucht gewesen. Wenn dieses Introjekt auch "Über-Ich-artig" sein wird - die prominente Stellung in der psychischen Organisation, den es normalerweise innehat, bleibt diesem Introjekt versagt. Damit hätten wir also schon 5 weitere Persönlichkeiten in meiner Psyche herumschwirren. Dann kommt "der Jurist" als konstruktive Identifikation dazu, hinzu kommen eine Reihe von Verdachtsfällen.
Eine konstruktive Introjektion, eine bewußte Identifkation versuche ich gerade mit Sigmund Freud, den ich zu meinem Ersatz- und Übervater erkoren habe. Ich hoffe, daß er als eine Art primus inter pares eine Art Moderatorenfunktion gegenüber den übrigen Introjekten ausfüllen kann, so daß etwas Ruhe und Ordnung in meiner Psyche einkehrt. Denn er war es gewesen, der mir als erster Schutz und Hilfe gegen die (sexuelle) Gewalt geboten hat, der ich letztlich meine gesamten heutigen Probleme verdanke - und auch als erster das berühmte Licht am Ende des Tunnels hat aufleuchten lassen.
Weil ich damit rechnen muß, daß eine Befreiung von all diesen Introjekten kaum mehr möglich sein wird - obschon ich weiter daran arbeiten will, wenigstens ein paar der Destruktiven loszuwerden - sehe ich mich nunmehr vor der für mich völlig neuen zusätzlichen Aufgabe, eine solche "Vielheit" zu organisieren. Ich glaube, daß ich auf einer Vorstufe der Entwicklung zur mulitplen Persönlichkeit stehen geblieben bin - zumindest kann ich nicht wahrnehmen, daß es unterschiedliche Persönlichkeiten gäbe, die "vorne" oder "hinten" sind - "vorne", in meinem Ich-Bewußtsein ist stets derselbe, auch fehlen mir die wohl typischen Amnesien der multiplen Persönlichkeiten von denen hier öfters die Rede ist. Ich bin also nicht Viele, aber es gibt Viele, die wie Beifahrer in einem Auto den Fahrer ständig zu beeinflußen suchen, ihn in diese oder jene Richtung lenken wollen, ihm gar ins Lenkrad greifen oder urplötzlich die Handbremse ziehen und ähnliche gefährliche Allotria. Sie liegen zT auch untereinander in heftiger Fede, die psychosomatisch bei mir v.a. in der Haut ausgetragen wird.
Ich würde vermuten, daß bei denen, die Viele sind, diese Beifahrer eben auch den ursprünglichen Fahrer immer wieder von seinem Platz verdrängen, der dann nach hinten wandert, während der neue Fahrer das Auto in eine mitunter völlig andere Richtung steuert. Wer also Viele ist, muß eben auch diese Vielheit, diesen Haufen versuchen in gewisser Weise zu organisieren, damit die Karre nicht ständig aus dem Ruder läuft oder gegen den Baum fährt.
Das ist also mein Interesse, meine Frage an Euch Viele: wie organisiert Ihr Eure Vielheiten - vielleicht könnte ich von Euch lernen !?
Gruß
Möbius
Lieber Möbius,
das wird jetzt interessant...denn es gibt soviele Antworten wie Systeme auf diese Frage.
Bei uns gibt es ein Alltagsteam.Das haben wir in der Therapie erarbeitet.
Das sind vier erwachsene Anteile,die sich untereinander absprechen und ergänzen können.
Diese kommunizieren über ein Buch und den Organizer.
Für spezielle Sitationen und spezielle Anteile gibt es auch Kontaktpersonen und Anteile,die sich bereit erklärt haben einzuspringen und zu helfen.
Noch mehr Details möchte ich ungern öffentlich über mein System posten.
Ich hoffe,das nützt dir trotzdem ein wenig.
VG J.
das wird jetzt interessant...denn es gibt soviele Antworten wie Systeme auf diese Frage.
Bei uns gibt es ein Alltagsteam.Das haben wir in der Therapie erarbeitet.
Das sind vier erwachsene Anteile,die sich untereinander absprechen und ergänzen können.
Diese kommunizieren über ein Buch und den Organizer.
Für spezielle Sitationen und spezielle Anteile gibt es auch Kontaktpersonen und Anteile,die sich bereit erklärt haben einzuspringen und zu helfen.
Noch mehr Details möchte ich ungern öffentlich über mein System posten.
Ich hoffe,das nützt dir trotzdem ein wenig.
VG J.
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi
Mahatma Ghandi
Herzlichen Dank für dieses, wie ich finde, sehr anschauliche Bild!Möbius hat geschrieben:Ich bin also nicht Viele, aber es gibt Viele, die wie Beifahrer in einem Auto den Fahrer ständig zu beeinflußen suchen, ihn in diese oder jene Richtung lenken wollen, ihm gar ins Lenkrad greifen oder urplötzlich die Handbremse ziehen und ähnliche gefährliche Allotria. Sie liegen zT auch untereinander in heftiger Fede, die psychosomatisch bei mir v.a. in der Haut ausgetragen wird.
Ich würde vermuten, daß bei denen, die Viele sind, diese Beifahrer eben auch den ursprünglichen Fahrer immer wieder von seinem Platz verdrängen, der dann nach hinten wandert, während der neue Fahrer das Auto in eine mitunter völlig andere Richtung steuert. Wer also Viele ist, muß eben auch diese Vielheit, diesen Haufen versuchen in gewisser Weise zu organisieren, damit die Karre nicht ständig aus dem Ruder läuft oder gegen den Baum fährt.
Dass auch bei einem "Uno" mehrere im Auto sitzen und die Fahrt beeinflussen (bis hin zu: massiv behindern) und dass auch der "Uno" das nicht immer (und vor allem: nicht immer sofort) merkt, aber das Steuer nicht (oder nur in ganz seltenen Fällen vollkommener Überlastung) loslässt - diese Vorstellung hilft mir gerade, einiges bei mir besser zu verstehen.
Beste Grüße
Widow
PS: Die primäre 'Formung' des Über-Ichs durch Orientierung am gegengeschlechtlichen Elternteil wäre mir neu; ich war davon ausgegangen, dass hier alle 'Autoritäten', mit denen das Kind es zu tun hat, irgendwie prägend wären.
Zuletzt geändert von Widow am Sa., 26.12.2015, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Hallo Möbius,
bei uns funktioniert "Organisation" über "Absprachen" und darüber, dass Teilen mit "unerwünschten Verhaltensweisen" ein Teil mit "erwünschteren Verhaltensweisen" bewusst an die Seite gestellt wird und über gegenseitiges Verständnis. Wir haben aber auch ein "sehr starkes Erwachsenenteam" (wie das die Thera nennt), sind also von Haus aus sehr kontrolliert und rational im Alltag, manchmal eher zu sehr als zu wenig. Von daher wird "Kontrollverlust" hier bisweilen teils sogar ganz gern gesehen, auch wenn es im "Nachgang" nicht immer lustig ist...
Ich denke übrigens nicht, dass sich Introjekte und Persönlichkeitsanteile gleichsetzen lassen, da Introjekte ja eher "fehlerhafte oder nicht Ich-eigene" Überzeugungen sind während Persönlichkeitsanteile Teil der eigenen Persönlichkeit/Repräsentanten einer gewissen "Lebenszeit" sind.
Vielleicht geht es bei dir also eher darum herauszufinden, was denn nun Dein eigenes ist inmitten all dieser Introjekte und Dich bewusster nach "außen" (auch gegen die Introjekte, denn Introjekte sind immer "Ich-Fremde" Anteile) abzugrenzen? Haut ist ja ein klassisches "Grenz- und Kontakt"-Organ, es scheint mir also eher da zu hapern, als an innenpsychischer Organisation.
Lieben Gruss,
mio
bei uns funktioniert "Organisation" über "Absprachen" und darüber, dass Teilen mit "unerwünschten Verhaltensweisen" ein Teil mit "erwünschteren Verhaltensweisen" bewusst an die Seite gestellt wird und über gegenseitiges Verständnis. Wir haben aber auch ein "sehr starkes Erwachsenenteam" (wie das die Thera nennt), sind also von Haus aus sehr kontrolliert und rational im Alltag, manchmal eher zu sehr als zu wenig. Von daher wird "Kontrollverlust" hier bisweilen teils sogar ganz gern gesehen, auch wenn es im "Nachgang" nicht immer lustig ist...
Ich denke übrigens nicht, dass sich Introjekte und Persönlichkeitsanteile gleichsetzen lassen, da Introjekte ja eher "fehlerhafte oder nicht Ich-eigene" Überzeugungen sind während Persönlichkeitsanteile Teil der eigenen Persönlichkeit/Repräsentanten einer gewissen "Lebenszeit" sind.
Vielleicht geht es bei dir also eher darum herauszufinden, was denn nun Dein eigenes ist inmitten all dieser Introjekte und Dich bewusster nach "außen" (auch gegen die Introjekte, denn Introjekte sind immer "Ich-Fremde" Anteile) abzugrenzen? Haut ist ja ein klassisches "Grenz- und Kontakt"-Organ, es scheint mir also eher da zu hapern, als an innenpsychischer Organisation.
Lieben Gruss,
mio
Die Frage ist vielleicht, ob es überhaupt ein Ich geben kann, das (ontogenetisch) nicht ausschließlich aus Introjekten aufgebaut wird? Andersherum: Ist nicht jedes Ich das Ergebnis der Introjektion mehrerer anderer?mio hat geschrieben:eher darum herauszufinden, was denn nun Dein eigenes ist inmitten all dieser Introjekte und Dich bewusster nach "außen" (auch gegen die Introjekte, denn Introjekte sind immer "Ich-Fremde" Anteile) abzugrenzen?
Hallo Widow,
Sind diese "Repräsentanzen" gut "vernetzt" und "integriert" haben wir das, was wir als "einheitliches ICH" erleben, sind sie das nicht oder wurden/werden sie zu sehr durch "Introjekte" gestört, dann dürfte es da zu Problemen kommen. Das ist zumindest meine persönliche Sicht darauf.
"Introjekte" lassen sich meiner Meinung nach "beseitigen" ohne dass es zu einer "Lücke" im "ICH" kommt, "Repräsentanzen" nicht.
Lieben Gruss,
mio
ich würde unterscheiden zwischen "Introjekt" und "Repräsentanz". Ich bin auch der Meinung, dass jeder Mensch - auch "gesunde" - die "innerpsychische Repräsentanz" all seiner Erfahrungen mit der Umwelt ist. Aus diesen "Repräsentanzen" schustern wir dann individuell das zusammen, was wir unter "ICH" verstehen. Entwicklungspsychologisch passiert das normalerweise so mit 5-6 Jahren und dann noch mal in den Jahren der Adoleszenz.Widow hat geschrieben: Die Frage ist vielleicht, ob es überhaupt ein Ich geben kann, das (ontogenetisch) nicht ausschließlich aus Introjekten aufgebaut wird? Andersherum: Ist nicht jedes Ich das Ergebnis der Introjektion mehrerer anderer?
Sind diese "Repräsentanzen" gut "vernetzt" und "integriert" haben wir das, was wir als "einheitliches ICH" erleben, sind sie das nicht oder wurden/werden sie zu sehr durch "Introjekte" gestört, dann dürfte es da zu Problemen kommen. Das ist zumindest meine persönliche Sicht darauf.
"Introjekte" lassen sich meiner Meinung nach "beseitigen" ohne dass es zu einer "Lücke" im "ICH" kommt, "Repräsentanzen" nicht.
Lieben Gruss,
mio
Ich bedanke mich ganz artig für Eure Antworten und konzentriere mich zunächst einmal auf's Mitlesen und Verstehen-wollen. Der Sprachgebrauch ist mir ja auch neu - ich bitte um Nachsicht. Ich bitte insbesondere auch Mio und Myhre um eine gewisse Nachsicht - bei der bisherigen Kommunikation mit Euch wußte ich - ob "fahrlässig" oder nicht, sei mal dahingestellt - nicht, daß es sich bei Euch um zwei Viele handelt. Das erklärt möglicherweise einige Verwirrungen von mir, an die ich mich jetzt aber nicht mehr konkret erinnern kann - recht überraschende Veränderungen Eures Verhaltens mir gegenüber, für die ich keinen Grund sah - "Launen?" - Eure Vielheit ist da wohl die Erklärung.
Zu zwei Aspekten meine ich aber, schon etwas sagen zu können:
1) @ widow: So wie ich die Genese des Über-Ich verstanden habe, läuft es so: Der Ödipus-Konflikt beginnt dadurch, daß das Kind infantil-sexuelles Begehren auf den gegengeschlechtlichen Elter entwickelt, die Stelle des gleichgeschlechtlichen Elters einnehmen will. Der gleichgeschlechtliche Elter wird dadurch zum Konkurrenten, der - wenn kein mißbräuchlicher Inzest vorliegt - ja auch obsiegt. Dadurch wird er zum Aggressor, erst recht, wenn er an der Zurückweisung dieses infantil-sexuellen Begehrens des Kindes aktiv beteiligt ist. Da er aber gleichwohl eine existenzielle Bedeutung hat, Macht über das Kind ausübt, ist die Introjektionslage gegeben: das Kind will die Beziehung aufrecht erhalten und vollzieht eine Introjektion, die aber durch das gleichzeitig und im Anschluß an den Ödipus-Konflikt kooperative Verhalten des gleichgeschlechtlichen Elters positiv aufgefüllt wird: der gleichgeschlechtliche Elter als Beschützer und Führer in die Welt. Er ist die allererste Autorität, die das Kind als solche wahrnimmt.
2) @ mio: Ich setze Introjekt und Persönlichkeitsanteil nicht gleich. Verstehe aber als Persönlichkeitsanteil eben hier als "Einen von Euch Vielen". Ein Persönlichkeitsanteil bleibt auf jeden Fall lebenslang erhalten, wie ich das sehe, ein Introjekt ist grundsätzlich reversibel. Ein Persönlichkeitsanteil kann aber aus einem Introjekt erwachsen - auch sehe ich bislang keine weitere Erklärungsmöglichkeit für das Entstehen eines selbstständigen Persönlichkeitsanteils, der aus einer Persönlichkeit Zweie macht, als die Introjektion. Das will aber nichts heißen - nur, daß mir akutell keine andere Erklärungsmöglichkeit zur Verfügung steht.
Ein Persönlichkeitsanteil wäre also ein "ausgewachsenes Introjekt", ein Introjekt umgekehrt ein "embryonaler" Persönlichkeitsanteil, oder ein Anteil "in nuce". Ein Introjekt ist niemals so zur vollständigen Handlungsfähigkeit imstande, wie ein Persönlichkeitsanteil, der ja, wenn ich das richtig sehe, alleine und vollständig die Kontrolle über die Person, den Körper, Verhalten und Handeln ausüben kann, wenn er "vorne" ist. In meinem Auto-Bild: der Persönlichkeitsanteil hat Führerschein, das Introjekt nicht - kann auch nicht fahren. Es verhält sich zum Fahrer wie jemand, der überhaupt keine Ahnung vom Autofahren hat, nie selbst gefahren ist - aber gleichwohl "mitregieren" will.
Ein Introjekt ist ebensowenig wie ein Persönlichkeitsanteil ein Fremdkörper - wenn ich auch meine Introjekte als solche aktuell empfinde. Es sind Bestandteile einer ursprünglich monolithischen Psyche, aus der ein Teil abgetrennt und nach einem äusseren Bild geformt worden ist.
Zu zwei Aspekten meine ich aber, schon etwas sagen zu können:
1) @ widow: So wie ich die Genese des Über-Ich verstanden habe, läuft es so: Der Ödipus-Konflikt beginnt dadurch, daß das Kind infantil-sexuelles Begehren auf den gegengeschlechtlichen Elter entwickelt, die Stelle des gleichgeschlechtlichen Elters einnehmen will. Der gleichgeschlechtliche Elter wird dadurch zum Konkurrenten, der - wenn kein mißbräuchlicher Inzest vorliegt - ja auch obsiegt. Dadurch wird er zum Aggressor, erst recht, wenn er an der Zurückweisung dieses infantil-sexuellen Begehrens des Kindes aktiv beteiligt ist. Da er aber gleichwohl eine existenzielle Bedeutung hat, Macht über das Kind ausübt, ist die Introjektionslage gegeben: das Kind will die Beziehung aufrecht erhalten und vollzieht eine Introjektion, die aber durch das gleichzeitig und im Anschluß an den Ödipus-Konflikt kooperative Verhalten des gleichgeschlechtlichen Elters positiv aufgefüllt wird: der gleichgeschlechtliche Elter als Beschützer und Führer in die Welt. Er ist die allererste Autorität, die das Kind als solche wahrnimmt.
2) @ mio: Ich setze Introjekt und Persönlichkeitsanteil nicht gleich. Verstehe aber als Persönlichkeitsanteil eben hier als "Einen von Euch Vielen". Ein Persönlichkeitsanteil bleibt auf jeden Fall lebenslang erhalten, wie ich das sehe, ein Introjekt ist grundsätzlich reversibel. Ein Persönlichkeitsanteil kann aber aus einem Introjekt erwachsen - auch sehe ich bislang keine weitere Erklärungsmöglichkeit für das Entstehen eines selbstständigen Persönlichkeitsanteils, der aus einer Persönlichkeit Zweie macht, als die Introjektion. Das will aber nichts heißen - nur, daß mir akutell keine andere Erklärungsmöglichkeit zur Verfügung steht.
Ein Persönlichkeitsanteil wäre also ein "ausgewachsenes Introjekt", ein Introjekt umgekehrt ein "embryonaler" Persönlichkeitsanteil, oder ein Anteil "in nuce". Ein Introjekt ist niemals so zur vollständigen Handlungsfähigkeit imstande, wie ein Persönlichkeitsanteil, der ja, wenn ich das richtig sehe, alleine und vollständig die Kontrolle über die Person, den Körper, Verhalten und Handeln ausüben kann, wenn er "vorne" ist. In meinem Auto-Bild: der Persönlichkeitsanteil hat Führerschein, das Introjekt nicht - kann auch nicht fahren. Es verhält sich zum Fahrer wie jemand, der überhaupt keine Ahnung vom Autofahren hat, nie selbst gefahren ist - aber gleichwohl "mitregieren" will.
Ein Introjekt ist ebensowenig wie ein Persönlichkeitsanteil ein Fremdkörper - wenn ich auch meine Introjekte als solche aktuell empfinde. Es sind Bestandteile einer ursprünglich monolithischen Psyche, aus der ein Teil abgetrennt und nach einem äusseren Bild geformt worden ist.
@ mio "Repräsentanzen" - Mit diesem Begriff habe ich bislang nicht gearbeitet. Das Über-Ich ist nicht nur der Ort von solch dramatischen und hochrelevanten Geschehnissen, sondern dort sind auch ganz banale Dinge abgespeichert, die wir internalisiert haben, zB die Benutzung technischer Gegenstände, die ja größtenteils unbewußt erfolgen: von Messer und Gabel über den Füller bis zum Auto.
Scharfe, klar definierte Grenzen scheint es mir im Bereich der Psyche sowieso nicht zu geben - da wir es gewohnt sind, in scharfen Grenzen zu denken, uns insbesondere auch stets um scharfe Abgrenzungen bemühen, fällt es uns wohl allen schwer, "Psyche zu denken". Unser Bewußtsein lebt in der Welt der Erde: eines Gesteinsplaneten mit klar definierten Aggregatzuständen: fest - flüssig - gasförmig. Die Psyche jedoch ist ein Gasplanet, bei dem ("auf dem" kann man ja schon garnicht sagen) diese Grenzen nicht existieren. Auf dem Jupiter gibt es keinen festen Boden unter den Füßen.
Scharfe, klar definierte Grenzen scheint es mir im Bereich der Psyche sowieso nicht zu geben - da wir es gewohnt sind, in scharfen Grenzen zu denken, uns insbesondere auch stets um scharfe Abgrenzungen bemühen, fällt es uns wohl allen schwer, "Psyche zu denken". Unser Bewußtsein lebt in der Welt der Erde: eines Gesteinsplaneten mit klar definierten Aggregatzuständen: fest - flüssig - gasförmig. Die Psyche jedoch ist ein Gasplanet, bei dem ("auf dem" kann man ja schon garnicht sagen) diese Grenzen nicht existieren. Auf dem Jupiter gibt es keinen festen Boden unter den Füßen.
Hallo Möbius,
Ich nehme mal meine "Basisstruktur" die sich aus einem sehr starken, ich-nahen (im Ursprungssinne eigenen, mir also "emotional" nahem) Anteil und einem sehr stark von "Introjekten" geprägtem, ich-fernen Anteil zusammensetzt.
Das hat mit meinen frühesten Kindheitserfahrungen zu tun und damit, dass ich zwei sehr unterschiedliche Elternteile hatte: Einen sehr zugewandten, liebenden, lassenden, unterstützenden und mich sehenden Vater und eine eher abgewandte, "narzisstische" (im weiblichen Sinne), kritische, unterstellende, einschüchternde (im Sinne von "mach das bloss nicht, Dir könnte was passieren!), "strafende" Mutter, die sich allerdings in Gegenwart meines Vaters "zurückhielt" und an ihn "anpasste". Ich lebte in zwei absolut unterschiedlichen Welten, emotional.
Diese Welten konnte ich als "Baby und Kleinstkind" weder "gedanklich" vereinen noch "gedanklich" auseinanderhalten und so habe ich quasi zwei "Hauptspuren" ausgebaut im Hirn - eine für den Umgang mit meinem Vater, eine für den Umgang mit meiner Mutter. Wenn Du nun Deinen Freund Freud bemühen wolltest, dann müsstest Du wahrscheinlich für jede dieser "Hauptspuren" eine eigene Analyse durchführen um zu einem mich als "Gesamtes" beschreibenden Ergebnis zu gelangen. So war es mir zB. in Gegenwart meines Vaters möglich, meine Mutter - samt Introjekten - abzulehnen ohne Gefahr zu laufen zu "sterben", nur meiner Mutter "ausgesetzt" ging dies nicht. Wollte ich mir also mein "eigenes" erhalten und bewahren, so ging dies nur solange, solange ich diesen "Mutter-Teil" sorgsam davon getrennt hielt. So eine Art "innerpsychische guter Anteil - schlechter Anteil" Spaltung nur ein wenig komplizierter.
Wird es so verständlicher was ich meine?
Und na ja, einmal mit sowas "als Abwehr" angefangen...funktioniert gut: Machen wir also wieder. Form follows funktion.
Und Kinder sind nun mal hochgradig dissoziationsfähig.
Lieben Gruss,
mio
ich würde es "umgekehrt" sehen, ein Persönlichkeitsanteil kann stärker als ein anderer von einem Introjekt "infiltriert" sein, aber nicht jeder Persönlichkeitsanteil - zumindest bei DIS - hat was mit einem Introjekt zu tun, sondern einfach nur mit einer "Erfahrung/einem Lebensumstand" die/der bewältigt werden musste.Möbius hat geschrieben:Ein Persönlichkeitsanteil kann aber aus einem Introjekt erwachsen - auch sehe ich bislang keine weitere Erklärungsmöglichkeit für das Entstehen eines selbstständigen Persönlichkeitsanteils, der aus einer Persönlichkeit Zweie macht, als die Introjektion.
Ich nehme mal meine "Basisstruktur" die sich aus einem sehr starken, ich-nahen (im Ursprungssinne eigenen, mir also "emotional" nahem) Anteil und einem sehr stark von "Introjekten" geprägtem, ich-fernen Anteil zusammensetzt.
Das hat mit meinen frühesten Kindheitserfahrungen zu tun und damit, dass ich zwei sehr unterschiedliche Elternteile hatte: Einen sehr zugewandten, liebenden, lassenden, unterstützenden und mich sehenden Vater und eine eher abgewandte, "narzisstische" (im weiblichen Sinne), kritische, unterstellende, einschüchternde (im Sinne von "mach das bloss nicht, Dir könnte was passieren!), "strafende" Mutter, die sich allerdings in Gegenwart meines Vaters "zurückhielt" und an ihn "anpasste". Ich lebte in zwei absolut unterschiedlichen Welten, emotional.
Diese Welten konnte ich als "Baby und Kleinstkind" weder "gedanklich" vereinen noch "gedanklich" auseinanderhalten und so habe ich quasi zwei "Hauptspuren" ausgebaut im Hirn - eine für den Umgang mit meinem Vater, eine für den Umgang mit meiner Mutter. Wenn Du nun Deinen Freund Freud bemühen wolltest, dann müsstest Du wahrscheinlich für jede dieser "Hauptspuren" eine eigene Analyse durchführen um zu einem mich als "Gesamtes" beschreibenden Ergebnis zu gelangen. So war es mir zB. in Gegenwart meines Vaters möglich, meine Mutter - samt Introjekten - abzulehnen ohne Gefahr zu laufen zu "sterben", nur meiner Mutter "ausgesetzt" ging dies nicht. Wollte ich mir also mein "eigenes" erhalten und bewahren, so ging dies nur solange, solange ich diesen "Mutter-Teil" sorgsam davon getrennt hielt. So eine Art "innerpsychische guter Anteil - schlechter Anteil" Spaltung nur ein wenig komplizierter.
Wird es so verständlicher was ich meine?
Und na ja, einmal mit sowas "als Abwehr" angefangen...funktioniert gut: Machen wir also wieder. Form follows funktion.
Und Kinder sind nun mal hochgradig dissoziationsfähig.
Lieben Gruss,
mio
Hallo Möbius,
Lieben Gruss,
mio
ja, aber auch hier ist es zB. möglich, dass ein Teil etwas kann, was ein anderer nicht kann. Und das ist ziemlich "blöd", vor allem wenn Dir als "Erwachsene" ein noch sehr kleiner "Kindteil" zu sehr "zwischengrätscht". Ich hatte Phasen in denen ich so gut wie gar nicht von Hand schreiben konnte zB. Ging einfach an manchen Tagen nicht. Oder aber Tage an denen ich kaum sprechen konnte, ich habe einfach keinen "Satz" zusammenbekommen. Sowas ist ziemlich erschreckend und auch ziemlich übel...zeigt aber, dass auch solche "banalen" Dinge durchaus "getrennt" gespeichert werden können. Das geht hin bis zu körperlichen Erscheinungen wie zB. schielen oder sehr schlecht sehen, die nur einzelne Teile betreffen. Sind diese Teile "stark mit aktiv" schielst "Du" plötzlich, obwohl Du das eigentlich gar nicht tust...Möbius hat geschrieben:sondern dort sind auch ganz banale Dinge abgespeichert, die wir internalisiert haben, zB die Benutzung technischer Gegenstände, die ja größtenteils unbewußt erfolgen: von Messer und Gabel über den Füller bis zum Auto.
Lieben Gruss,
mio
@ widow: "Ich" - Das "Ich" ist vor allem das aktuelle Realitätsbewußtsein und Sitz des "Realitätsprinzips" (Freud), also der bewußten, zielgerichteten Interaktion mit der Umwelt ausserhalb der Psyche. Aber auch diese Grenze ist nicht fest, das Ich kann den gesamten Körper umfassen - "Körper-Ich", ja es können sogar körperfremde Werkzeuge zum Ich-Bestandteil werden. Das habe ich beim Motorradfahren ganz bewußt erlebt - ich habe auf ethologischer Grundlage schnelles Motorradfahren gelernt, was ein enormes Bildungserlebnis gewesen war. Seine Trainings- und Lerneffekte legt das Ich im Über-Ich ab - soweit ich bisher sehe. Die Interaktion zwischen Ich und Umwelt ist auch beständig durch das Über-Ich und das Es beeinflußt, es sind, wenn man so will, dialektische Prozesse.
Es ist aber durchaus richtig, daß das Über-Ich als Sitz unserer Identität, unseres Selbst, auch nach der Aufrichtung des Über-Ichs Beeinflussungen durch Umweltkontakten ausgesetzt ist, dynamisch bleibt. Es kann ja auch ganz bewußt beeinflußt werden. Ein banales Beispiel, das vielleicht viele von uns am eigenen Leib erlebt haben, ist die Überwindung von Scham, wenn wir, häufig am Ende der Adoleszenz, anfangen, nackt zu baden - "zum FKK zu gehen".
Es gibt sehr starre Über-Ichs - was man für gewöhnlich einen "starken Charakter" nennt, die auch gegen das Realitätsprinzip "ihren Charakter durchhalten", zB für irgendwelche Ideale in den Tod gehen, während "charakterlose" Menschen lieber ihre Ideale aufgeben, als ihr Leben.
Man kann vielleicht auch diese unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile, also die Individuen dieser innerpsychischen Gesellschaften derer, die sich "Viele" nennen, als auswechselbare Über-Ichs beschreiben: aus Sicht des Ich wird einfach "eine neue Platte aufgelegt".
Was mich ja interessieren würde: ist es möglich, daß das Ich sagt (und auch durchsetzt): ich will jetzt diesen oder jenen von uns "nach vorne lassen" ?
Es ist aber durchaus richtig, daß das Über-Ich als Sitz unserer Identität, unseres Selbst, auch nach der Aufrichtung des Über-Ichs Beeinflussungen durch Umweltkontakten ausgesetzt ist, dynamisch bleibt. Es kann ja auch ganz bewußt beeinflußt werden. Ein banales Beispiel, das vielleicht viele von uns am eigenen Leib erlebt haben, ist die Überwindung von Scham, wenn wir, häufig am Ende der Adoleszenz, anfangen, nackt zu baden - "zum FKK zu gehen".
Es gibt sehr starre Über-Ichs - was man für gewöhnlich einen "starken Charakter" nennt, die auch gegen das Realitätsprinzip "ihren Charakter durchhalten", zB für irgendwelche Ideale in den Tod gehen, während "charakterlose" Menschen lieber ihre Ideale aufgeben, als ihr Leben.
Man kann vielleicht auch diese unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile, also die Individuen dieser innerpsychischen Gesellschaften derer, die sich "Viele" nennen, als auswechselbare Über-Ichs beschreiben: aus Sicht des Ich wird einfach "eine neue Platte aufgelegt".
Was mich ja interessieren würde: ist es möglich, daß das Ich sagt (und auch durchsetzt): ich will jetzt diesen oder jenen von uns "nach vorne lassen" ?
Sorry, ich bin ein wenig lahm ..., doch soweit ich sehe, kann ich das noch abschicken, auch wenn es sich auf Eure früheren postings bezieht.
@ Möbius: So, wie ich Freud verstehe, z.B. hier, ist das mit dem Über-Ich doch ein bisschen komplizierter. Aber das führt vom Thema ab. (Bei dem kurzen Blick in den Text fand ich übrigens diese hübsche Stelle hier, die belegt, dass Dein Hausheiliger bereits mit dem Begriff "Repräsentanz" arbeitete, ich darf rasch zitieren [aus oben verlinktem Text]: "Nun, da wir uns an die Analyse des Ichs heranwagen, können wir all denen, welche, in ihrem sittlichen Bewußtsein erschüttert, geklagt haben, es muß doch ein höheres Wesen im Menschen geben, antworten: »Gewiß, und dies ist das höhere Wesen, das Ichideal oder Über-Ich, die Repräsentanz unserer Elternbeziehung. Als kleine Kinder haben wir diese höheren Wesen gekannt, bewundert, gefürchtet, später sie in uns selbst aufgenommen.«
@ mio:
Noch eine Lektürefrucht von eben: "kann die Auffassung ermöglichen, daß der Charakter des Ichs ein Niederschlag der aufgegebenen Objektbesetzungen ist, die Geschichte dieser Objektwahlen enthält." (Quelle, s.o. In dieser Arbeit fällt übrigens auch der Begriff "multiple Persönlichkeit"; aber ich warne: Ich habe den Text noch lange nicht wirklich 'durchgearbeitet' ...)
@ Möbius: So, wie ich Freud verstehe, z.B. hier, ist das mit dem Über-Ich doch ein bisschen komplizierter. Aber das führt vom Thema ab. (Bei dem kurzen Blick in den Text fand ich übrigens diese hübsche Stelle hier, die belegt, dass Dein Hausheiliger bereits mit dem Begriff "Repräsentanz" arbeitete, ich darf rasch zitieren [aus oben verlinktem Text]: "Nun, da wir uns an die Analyse des Ichs heranwagen, können wir all denen, welche, in ihrem sittlichen Bewußtsein erschüttert, geklagt haben, es muß doch ein höheres Wesen im Menschen geben, antworten: »Gewiß, und dies ist das höhere Wesen, das Ichideal oder Über-Ich, die Repräsentanz unserer Elternbeziehung. Als kleine Kinder haben wir diese höheren Wesen gekannt, bewundert, gefürchtet, später sie in uns selbst aufgenommen.«
@ mio:
Schön, dass wir uns mal in einem Punkte einig sind! Allerdings setze ich dieses Zusammenschustern schon deutlich vor dem 5./6. Lebensjahr an: Meiner Ansicht nach beginnt das bereits in den ersten Lebenstagen.Ich bin auch der Meinung, dass jeder Mensch - auch "gesunde" - die "innerpsychische Repräsentanz" all seiner Erfahrungen mit der Umwelt ist. Aus diesen "Repräsentanzen" schustern wir dann individuell das zusammen, was wir unter "ICH" verstehen.
Noch eine Lektürefrucht von eben: "kann die Auffassung ermöglichen, daß der Charakter des Ichs ein Niederschlag der aufgegebenen Objektbesetzungen ist, die Geschichte dieser Objektwahlen enthält." (Quelle, s.o. In dieser Arbeit fällt übrigens auch der Begriff "multiple Persönlichkeit"; aber ich warne: Ich habe den Text noch lange nicht wirklich 'durchgearbeitet' ...)
@ mio "Hauptspuren": Was ich gut nachvollziehen kann: daß sich die Persönlichkeitsanteile nicht ausschließlich aus "ausgewachsenen" oder "vollständigen" Introjekten entwickeln - es ist sehr gut denkbar für mich, daß es einen - aber auch nur genau einen - Persönlichkeitsanteil gibt, der aus der ursprünglichen psychischen Substanz besteht, von Introjekten frei ist, und möglicherweise gegenüber den aus Introjekten hervorgegangenen Persönlichkeitsanteilen eine gewisse Vorzugsstellung innehat: primus inter pares, Hauptpersönlichkeit oder wie auch immer. Vielleicht dominiert diese auch rein zeitlich gesehen die anderen, in dem diese Hauptpersönlichkeit die meiste Zeit über "vorne" ist.
Hallo Widow,
http://www.psy.lmu.de/epp/studium_lehre ... zung83.pdf
(Sicher nicht der beste Text dazu, aber das meinte ich in etwa. Hier wird es sogar etwas früher angesetzt, aber wenn ich mich recht entsinne, dann wird davon ausgegangen, dass Kinder diesen Entwicklungsschritt zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr normalerweise "sicher" abgeschlossen haben.)
Lieben Gruss,
mio
in Bezug auf das "unbewusste Zusammenschustern" sehe ich das auch so. Ich meinte einen "entwicklungspsychologischen Schritt". In diesem Alter in etwa haben Kinder gefestigt das "erlangt" was sich auch meta-kognitives Ich-Bewusstsein nennt.Widow hat geschrieben: Meiner Ansicht nach beginnt das bereits in den ersten Lebenstagen.
http://www.psy.lmu.de/epp/studium_lehre ... zung83.pdf
(Sicher nicht der beste Text dazu, aber das meinte ich in etwa. Hier wird es sogar etwas früher angesetzt, aber wenn ich mich recht entsinne, dann wird davon ausgegangen, dass Kinder diesen Entwicklungsschritt zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr normalerweise "sicher" abgeschlossen haben.)
Lieben Gruss,
mio
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