Tipps für Angehörige oder ist es zu spät

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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kamikatze
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Beitrag Di., 26.08.2008, 21:04

Gothika hat geschrieben:Fakt ist, ich kann die Situation nicht einfach so lassen. Das widerspricht mir, und normalerweise meiner Meinung nach auch dem "gesunden" Menschenverstand. Ist aber nicht leicht zu durchschauen, weil die häufigste Antwort in unsere Gesellschaft "Passivitität" lautet. Passives Mitleiden. Oder sogar wegschauen. Nichts tun. Und weil die meisten so auf den ersten Blick so sehen, scheint es das "Vernünftigste" zu sein.
nee, ich finde ne portion rebellische aufmüpfigkeit geradezu erstrebenswert. passivität, resignation, arrangieren, improvisieren....
Gothika hat geschrieben:Nicht ICH muss den Karren aus dem Dreck ziehen, sondern wir alle brauchen Unterstützung.
logisch. du bist in eurem system die stärkste person mit den grössten physischen wie psychischen ressourcen.
dass du es demnach sein musst, welche eine entscheidung ÜBER die ganze familie zu fällen hast, weil die anderen beiden hauptbeteiligten dazu nicht in der lage sind ist vielleicht das, welches dich sosehr zum rebellieren bringt (gegen dich wie auch die anderen). dass du die starke sein kannst indem du markierst, dass ihr so aneinander zerbrechen könnt oder euch in der ein oder anderen weise das leben schwerer macht als nötig. stark sein im markieren der grenze des erträglichen und verdeutlichen der eigenen hilfsbedürftigkeit. das wäre keine definitive entscheidung.

ich sehe entscheidungen als kreisläufe: eine kontrollphase läutet immer auch eine suchphase für etwas neues ein.
Gothika hat geschrieben:Klingt das jetzt vernünftiger? Ich hoffe es. Für mich zumindest macht es Sinn.
ich habe nii gesagt du seist unvernünftig! ich würde mir auch gar nicht anmassen, so etwas beurteilen zu wollen.

LG!!!!!!
Ich rotiere höchstens,
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Beitrag Di., 26.08.2008, 22:14

Hi!

Ja, auch ich mag solche Modelle. Und vielleicht komme ich damit auch besser klar als mit dem "Emotionen fließen" lassen, deren Unterdrückung ja auch eines meiner eigenen inneren Schwierigkeiten ist.

Gemäß dem Modell würde ich es wie folgt beschreiben:

Die Anregungsphase hatte ich bereits im letzten Jahr während den Monaten mit meinem Psychologen. Sofort mit der Trennung war mir "eigentlich" klar, was ich will, was ich davon halte und so weiter und sofort.

Das "eigentlich" bedarf einer Erklärung.

1. zog es einem natürlich den Boden unter den Füßen weg und man natürlich nicht gerade in der Lage klar zu denken. Ich fühlte es sehr deutlich in mir, konnte es aber weder mir selbst noch anderen gegenüber deutlich artikulieren. Aber ich wußte, dass es so ist. Das ist vielleicht auch das, was Du mit "niedrige Ego-Permeabilität" evt. meintest: Im Grunde stand das ganze Entscheidungsgedöns ja schon fest, aber durch diese heftige Krise geriet ich in Unsicherheiten

2. Die Unsicherheiten führten dazu mehr auf die allgemeinen Meinungen und das Umfeld zu hören. Ich versuchte es, und versuchte es, und zog meine gedanklichen Kreise - hin und her, und her und hin - und konnte mich doch nie damit anfreunden. Und es kam mir auch wie Selbstverrat vor. Alles falsch, falsch und noch mals falsch. Und trotzdem fand ich keine Lösung. Vielleicht weil "mein Weg" die ganze Zeit bereits vor mir lag. Den berühmten Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Seit ich dies heute erkannt habe, bin ich sehr ärgerlich. Auf mich. Auf die Gesellschaft als solches.

Im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass das, was mir mein gesunder Menschenverstand und/oder spirituelle Seele (*zwinker*) sagt, von der absoluten Mehrheit und Allgemeinheit als "unvernünftig" bezeichnet wurde.

Weiter zu dem Modell. Dies führte dazu, dass ich mich in Phase 2 ("Suchen") und Phase 3 ("Optimieren") verlief und ständig im Kreis lief mit meiner Ambivalenz. Hinterher ist es immer leichter zu formulieren. Die Grundfrage: "Soll ich jetzt auf mich selbst hören, obwohl alle Welt mir davon abrät und kein einziger auf "meiner Seite" zu sein scheint?" ODER soll ich auf die Allgemeinheit hören, weils die einzige sinnvolle Alternative ist, obwohl ich das tiefe innere Gefühle habe, es sei falsch?

Jetzt möchte ich endlich, endlich weiter zur Durchführungsphase. Viele Wege führen nach Rom.

Es hat mit der Erinnerung an den Psychologen zu tun, die sich mir um so mehr in Bewußtsein brannte, je länger ich hier mit Dir über Thera's etc. schrieb. Damit einhergehend ein Perspektivenwechsel. Wenn ich mir mein komplettes Umfeld so anschaue, so bin ich wohl offenbar wirklich die "einzig Starke". Ich hasse es manchmal. Es ist unglaublich, wie viele Leute sich diese Misere seit Monaten direkt und indirekt tatenlos anschauen. Ich selbst hadere mit mir OB ich mich überhaupt "damit" beschäftigen soll oder nicht doch eher ganz egoistisch nur mit mir selbst... und... die einzige Person, die selbst mitdenkt und wenigstens aktiv versucht zu vermitteln und was zu tun, ist wer? Meine nicht mal 8 jährige Tochter!!!!

Was empfiehlt das Jugendamt?
1. Bloss nicht mit dem Kind darüber reden! Gespräche quasi abwürgen, in dem man sagt, es sei "Erwachsenenkram" (salopp wiedergegeben), weil alles andere das Kind zu sehr belaste.
2. "Kann man halt nichts machen, gehen Sie halt vor Gericht und verbieten sie den Umgang."
3. Nee, dem Mann erklären sie nichts (obwohl sie vorher es mehrmals betont haben, ich soll ihn an sie verweisen, dann reden sie mit ihm), weil "Schweigegebot", als er sich Rat-und Erklärungssuchend an sie wandte.

Ganz ehrlich, mein Vertrauen in Sozialpädagogen ist nicht erst seit dem erschüttert.

Verzeihung, ich ereifere mich wieder. Aber ich glaube langsam, meine Töchterlein ist die einzige "Vernünftigte". Bei unserem vorgestrigen Gespräch (entgegen der Jugendamtsempfehlung) konnte sie mir mehr Tipps und Rat geben als bisher irgendwer anders. (Mit Ausnahme von Dir). Und ich gestehe, ich texte wirklich jeden mit den Probleme zu. Uuuh... ich bin gerade so richtig schön zornig, im positiven Motivationssinne, und weiß zumindest welche dämliche Floskeln und Ausreden ich mir nicht mehr anhören werde, ohne zu explodieren. Genug!

*sfz*

Danke für deine Worte.

Gothika

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Beitrag Mi., 27.08.2008, 20:17

Liebe Gothika,
vielen dank für dein posting von gestern. ich habe mich sehr darüber gefreut!
Gothika hat geschrieben:Was empfiehlt das Jugendamt?
1. Bloss nicht mit dem Kind darüber reden! Gespräche quasi abwürgen, in dem man sagt, es sei "Erwachsenenkram" (salopp wiedergegeben), weil alles andere das Kind zu sehr belaste.
son schmarrn! deine tochter scheint ein ausgewachsenes persönchen zu sein, das ernst genommen werden will. du beschreibst sie als sehr "pflegeleicht", vernünftig. das ist sicher schön. andererseits : sie ist kind und darf es auch bleiben. wenn sie auf die situation auffällig reagiert ist das auch eine gesunde reaktion. als mein mann abgetaucht ist, über nacht ins ausland verschwand, hat mein älterer sohn (damals sieben; fast acht) überhaupt nicht reagiert. das wurde mir unheimlich. der kleine (damals fast sechs) hatte heulkrämpfe, konnte nicht mehr alleine sein etc. damit konnte ich was anfangen.
Um eine Scheidung gut verarbeiten zu können, würden Kinder Eltern benötigen, die ihnen – abgesehen von den ersten Lebensmonaten – so einfühlsam, geduldig, ausgeglichen und zuwendend wie noch nie zuvor zur Seite stehen. Zur selben Zeit jedoch befinden sich die Eltern in einer schwierigen psychischen Situation und es fällt zumeist schwer, ruhig, anspruchslos, loyal und gefestigt aufzutreten. In diesem Paradoxum liegt die eigentliche Gefahr der Scheidung/Trennung für die Kinder (vgl. Figdor 2006, S. 30).
ich habe beim grossen PT für ihn gesucht. beim kleinen bin ich mit folgendem "rezept" sehr gut gefahren:
Fast alle Scheidungskinder haben Schuldgefühle und brauchen die Gewissheit durch die Erwachsenen, dass sie nicht zu schlimm, zu dumm, zu teuer… waren und damit die Trennung verursacht haben. Die Trennungsgründe müssen dem Kind immer so veranschaulicht werden, dass es nachvollziehen kann, dass die Auseinandersetzungen ausschließlich einer Sache der Eltern sind bzw. waren. Das Zurückfallen auf eine niedrigere Entwicklungsstufe dient dem Kind als Selbstschutz um sich wieder „aufrichten“ zu können. Diese Art der Regression muss unbedingt zugelassen werden (vgl. Figdor 2006, S. 27 ff).

Dann habe ich an dich noch eine frage, die mir wichtig scheint:
Gothika hat geschrieben:Wenn ich mir mein komplettes Umfeld so anschaue, so bin ich wohl offenbar wirklich die "einzig Starke". Ich hasse es manchmal.
hasst du dass du stark bist oder weil die leute tatenlos danebenstehen und gaffen oder denkst du die keute gaffen, weil du ja stark scheinst?

GLG!
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Beitrag Mi., 27.08.2008, 21:54

Hi!

Ja, diesem Figor kann ich nur zustimmen. Ein weiterer Grund, mein Studium abzubrechen:Weil ich hier zwar selbst kaputt gehe, aber ich will emotional für sie da sein!

Du schreibst, dein Ex habe sich über Nacht ins Ausland abgesetzt. Das klingt für mich nach Planung und Kalkül. Das ist vielleicht ein Unterschied zwischen unseren Geschichten: Mein Mann hatte einen Zusammenbruch, und bekam keine kompetente Hilfe. Und wenn ich was sagte, stand ich als einzige auf verlorenen Posten!

An diesem Punkt bin ich schon mal sehr sauer, dass KEIN EINZIGER (von Betreuer bis Therapeut bis Schwiegereltern, die bei mir um die Ecke wohnen) es auch nur ansatzweise nötig sieht, mal nachzufragen, obwohl allen bekannt ist, dass er mit seinem Problemen alles andere als ehrlich ist.

Um zu deiner Frage zu kommen:

Ich hasse die Passivität und Tatenlosigkeit der Umstehenden. Zum Beispiel die Schwiegereltern, zu denen ich nun ein extrem gespanntes Verhältnis habe, obwohl sie mir vorher wichtiger waren als meine eigene Familie. Auch von engsten Freunden. Dass sie Stellen, an die man sich wenden könnte oder gewandt hat, nicht weiterhelfen.

Es ist irgendwie...paradox. Man neigt dazu, meinen Ex-Gemahl als "mündige, ruhige, vernünftigte, normale" Person wahrzunehmen, auch wenn man zehnmal weiß - verstandesmässig - dass er das nicht ist. Beispielsweise diese Trennung im Zuge eines Nervenzusammenbruch so zu werten wie eine "normale Trennung". So geht es eben zu. Sowas ist ja heute Alltag, gehört fast schon zum guten Ton etc.

Ach, und all die Ausreden für die Passivität! Und all die Aufforderungen an mich. Ich will's nun wirklich nicht mehr hören. Zum Beispiel: "Was geht er Dich noch an? Wieso fühlst Du Dich so krankhaft verantwortlich?" was ich schon damals hörte als mein eben noch liebender Mann und stolzer Vater sich suizidgefährted in seiner Wohnung einschloss. Natürlich macht man sich da Sorgen. Würde man auch wenn's NUR ein normaler Kumpel wäre. Aber nein, heutzutage muss mit dem Wort: "Es ist Schluss!" (auch wenn derjenige nicht klar denkt!) jedwedes Gefühl abgestellt werden...?!

In vielerlei Hinsicht sind diese ganze Empfehlungen oder Vorwürfe so absurd! Das meinte ich mit die einzige "Starke": Dass ich scheinbar zu den ganz wenigen Menschen zähle, die nicht einfach alles so hinnehmen und eine Kämpfernatur sind. Wo es doch so oft eigentlich klar auf der Hand liegt!!!

Was mich wirklich stört: Dass niemand "meiner Meinung" ist. Und ich meine wirklich niemand. Wenn's wenigstens ein paar wären, dann wäre ich nicht so zu verunsichern. Aber da ja wirklich ALLE eher in das Horn blasen, fängt man irgendwann an sich zu zweifeln. Es kann doch nicht sein, dass ALLE so denken und ich als einzige nicht? Dann werde ich unsicher. Ich bin zwar überzeugt, dass ich richtig liege, aber nun ja... vielleicht bin ja ich in Wahrheit die Kranke? Wer nicht egoistisch ist, ist eine schwache Person?

Summasummarum: Tja, so ist das, wenn man sich trennt. Und wer nicht damit klar kommt, so wie ich, ist selbst krank. Eine Scheidung gehört ja heutzutage zum guten Ton. Der will sich nicht helfen lassen, also hat er Pech gehabt. (Und alle anderen auch).

Ich las mal eine sehr guten Artikel, da wurde beschrieben wieso man bei manchen psychischen Krankheiten nicht wollen kann. Also der Unterschied zwischen "WOLLEN", "KÖNNEN" und "NICHT WOLLEN KÖNNEN". Das ist ja das Problem: Er KANN keine Hilfe annehmen, selbst wenn er wollte. Er ist ein einziger Hilfeschrei, und keiner will's hören. Jeder verweist die Verantwortlichkeiten weiter, und wenn's bei mir hängen bleibt, heißt es auch noch, dass man selbst krank sei... weil man aus moralischen Gründen und mit ausreichend Selbstbewußtsein eben nicht den Kelch einfach weiterreicht. Und schwups ... ist man schon wieder einmal die Dumme, weil man so was wie ein moralisches Empfinden hat!!!

Was meinst Du, was damals in Bekanntenkreis los war, als ich ihn in der ersten Woche zwangseinweisen lassen wollte, weil es der einzig logische Schluss war?
"Bloss nicht!". "Nee, dass kannst ihm nicht antun!". "Ach komm, der beruhigt sich wieder!". "Da wird schon nix passieren!". "Das geht Dich nichts an!". "Ach, es wird eh nichts bringen, wenn er nicht will!". "Da oben in der Klinik, die ist so schlecht, helfen sie dem eh nicht!" . "Am Ende ist er sauer auf Dich!" Und so weiter und sofort. Und das wirklich von allen Seiten. Ich bereute es hinterher so sehr! Als ich mich endlich dazu entschied, war keine aktue Gefahr mehr. Dabei wäre es wirklich nötig gewesen!!! Die fanden es alle vermutlich abartig, dass jemand (ich) die Konsequenz so einer Entscheidung hätte tragen wollen und können. Und ich hab mich dann so verunsichern lassen, dass ich es nicht tat.

Und so geht es an einer Tour. Überall. Kann doch nicht wahr sein?!

LG,
Gothika

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Beitrag Mi., 27.08.2008, 22:18

Verzeih, das war wiedermal zu viel "drumherum". Nochmal konkret zu deiner Frage:

Ich hasse es "stark" zu sein, weil offenbar niemand in meinem Umfeld damit umgehen kann, und es offenbar auch bei behördlicheren Stellen eine "Abnorm" ist. Es wäre ja noch halbwegs erträglich, würde man sich zurücklehnen und sagen: "Hören wir mal auf sie! Lassen wir sie das selbst machen!" , auch wenn's einsam machen würde. Aber es geht scheinbar so weit, dass sie mir meine Stärke immer und immer wieder als Schwäche auslegen können, immer wieder "dagegen" reden. Und sei es nur, nicht den eigenen Unzulänglichkeiten ins Auge zu blicken. Und das in so einer Überzahl, dass es mich langfristig immer wieder verunsichert. Das ist auch nicht nur Paranoia, denn wenigstens 2 Personen haben es im Laufe der Jahre auch direkt zuzugeben.

Meine größte Stärke ist meinen Willenstärke, welche aber durch diese Unsicherheiten dadurch blockiert wird, dass ich im Vorfeld immer unentschlossen bin, was dann wiederum mein größer Fehler ist. Außerdem meine moralische Stärke. Dass mir mein Ideale und Moralvorstellungen wichtiger als irgendwelche Konsequenzen sind und ich mich auch dann dafür einsetze, wenn ich mir damit schade. Dann meine "Leidensfähigkeit": Meine willentliche, bewußte Fähigkeit auch Unangenehmes (bewußt!) in Kauf zu nehmen, wenn's meinem höherem Ziel dient.

Meine wahre Liebe ist Abhängigkeit.
Meine offene Sexualität nur Zeichen einer Bindungsangst.
Meine Gabe der Selbstreflektion Grübelzwang.
Meine Ideale nur das Werk eines Tagesträumers, der im Alltag unfähig ist. ("Von Idealen wird man nicht satt")
Meine Moral- und Wertevorstellungen nur eine Ausrede, um nicht am echten Leben teilzunehmen zu müssen.
usw.

Ich hasse es, dass ich mich immer wieder so verunsichern lasse. Der einzige, der mich da wirklich unterstützte und auf den richtigen Weg brachte war der damalige Psychologe. Beispiels sorgte ich mich oft, ob ich mit dem einem Kind und der Situation überfordert war. Er versicherte mir, ich sei eine sehr, sehr vitale Frau, und aus soziobiologischer Sicht wird es wohl bei mir viel eher eine UNTER-Forderung sein, ich bräuchte einen großen "Clan" um mich herum...*sfz*

Gothika
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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Beitrag Do., 28.08.2008, 21:28

Liebe XY
Gothika hat geschrieben:An diesem Punkt bin ich schon mal sehr sauer, dass KEIN EINZIGER (von Betreuer bis Therapeut bis Schwiegereltern, die bei mir um die Ecke wohnen) es auch nur ansatzweise nötig sieht, mal nachzufragen, obwohl allen bekannt ist, dass er mit seinem Problemen alles andere als ehrlich ist.
viele ziehen sich zurück wenns zu brennen beginnt.
dass es auch jene sind, die wir am dringlichsten bräuchten tut weh. vielleicht ist es ihre eigene hilflosigkeit die sie so zu kaschieren versuchen, ihre angst selbst mitgerissen zuwerden in den strudel, ihre eigene innere abwesenheit infolge eigener baustellen .... führt alles aufs eine hinaus: am ende stehn wir alleine da. dabei wird uns ja von kindsbeinen eingetrichtert, der liebe vater sei an unsrer seite. irgendwann merken wir, dass das vielleicht hoffnung nur das verschleiern einer untrüglichen enttäuschung ist. sad but true. muss das so sein???? ich glaube, irgendwo bleiben wir nicht von dieser lektion verschont. wenns nicht der abstrakte staat, dann die freunde oder gar die eigenen eltern. so kumulieren wir wunde um wunde. scheuern uns innerlich wund an diesen entbehrungen.

und dann blitzt diese hoffnung doch immer wieder auf; wie ein silberstreifen am horizont. geben nochmal vollgas und überziehen unser vertrauenskonto, das eigentlich schon im minus gewesen ist.
Gothika hat geschrieben:Er ist ein einziger Hilfeschrei, und keiner will's hören. Jeder verweist die Verantwortlichkeiten weiter, und wenn's bei mir hängen bleibt, heißt es auch noch, dass man selbst krank sei... weil man aus moralischen Gründen und mit ausreichend Selbstbewußtsein eben nicht den Kelch einfach weiterreicht. Und schwups ... ist man schon wieder einmal die Dumme, weil man so was wie ein moralisches Empfinden hat!!!
Ungerechtigkeit! Gerechtigkeit scheint angesichts dieser erfahrungen wirklich eine pure farce zu sein. ne, das spiel ist profan: es geht nicht um moral oder wertvorstellungen. l'enfer c'est l'illusion concernant la justice....


Gothika: ich verstehe leider nur zu gut was dich so "bewildert". solche erfahrungen kann man wohl wirklich nie ganz zum vergessen bringen.
aber gehts darum? darauf habe ich noch keine antwort gefunden. es gibt halt leider keinen vom-leben-ungerecht-behandeltwerden-Ombudsmann.

jetzt wo ich das schreibe muss ich über mich selbst schmunzeln: wollte nicht wirklich ein wort zum sonntag schreiben

versuche grad noch den bogen anzurunden...
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Beitrag Do., 28.08.2008, 21:45

Gothika hat geschrieben:Dann meine "Leidensfähigkeit": Meine willentliche, bewußte Fähigkeit auch Unangenehmes (bewußt!) in Kauf zu nehmen, wenn's meinem höherem Ziel dient.
als mädchen liebte ich den song von tracy chapman: for my lover... wie romantisch ich das fand, alles in kauf zu nehmen. ins gefängnis zu gehen für ihn etcetc.
meine definition von liebe, die über alle grenzen hinweg lebt habe ich auf radikale weise zu leben versucht. autsch: dabei die finger verbrannt. Game over.

und dann zu hören, dass mein effort etc ja eh nur alles auf dem pathologischen komposthaufen gewdiehen ist, war sicherlich nicht erbaulich. naja, im nachhinein hat ja auch jeder recht. aber ich bin das risiko eingegangen; habe für einen traum gelebt.

wenn dann alles miesgeredet wird von aussen, das kann einen menschen schon kaputt machen. das zieht einem ja jeglichen boden unter den füssen weg.
Gothika hat geschrieben:Meine wahre Liebe ist Abhängigkeit.
Meine offene Sexualität nur Zeichen einer Bindungsangst.
Meine Gabe der Selbstreflektion Grübelzwang.
Meine Ideale nur das Werk eines Tagesträumers, der im Alltag unfähig ist. ("Von Idealen wird man nicht satt")
Meine Moral- und Wertevorstellungen nur eine Ausrede, um nicht am echten Leben teilzunehmen zu müssen.
usw.
eben so sachen wie oben zitiert kommen dann raus: l'enfer c'est moi-mème wenn ich an mir zu zweifeln beginne. dann ist nämlich tabula rasa. leere, öde: nihilistisches resignieren in der endstation selbstzweifel.

und doch ist da etwas, mein urpersönliches paradoxon in der misère: in dieser talfahrt habe ich erst zugang gefunden zu dem inneren feuer in mir, das offenbar schon immer in mir schüchtern gezüngelt hat. mein urpersönliches olympisches feuer; den zugang zu finden, dafür musste ich endlos fallen. und das ist es, was ich als die erfüllung in der öde, als die befriedigung in der überforderung erachte.

es gibt in meinem leben wenig heies oder gar heiliges mehr. aber dieses feuer hüte ich inzwischen wie einen schatz.
mir die leute zu suchen, die mir bei not die hand reichen, wenn ich ihnen kommunizier was und wie ich sie brauche: viel mehr brauchts meines erachtens nicht, um halbwegs an sowas ranzukommen wie glück. moderates glück.

hach, ich fasle wohl wie ne irre....

P.S: ich habe das auch mal erlebt dass er mit messer verbarikadiert hat im kinderzimmer.


P.P.S. was hättest du dir von den schwiegereltern gewünscht?
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Beitrag Do., 28.08.2008, 22:14

nachspiel:

habe einen langen wortweg gebraucht, eigentlich wollte ich nicht son emotionalen umweg machen... also:

alleine das finden dieser energiequelle in mir, das wärmen an meinem ureigenen feuer hat mich für alles kompensiert. das hat mir vielleicht einen anderen parameter des gewinns gezeigt um aus dieser spielsucht mit ewig verlorenem pfand herauszukommen...

http://www.youtube.com/watch?v=Fn01zVMX6Q0
http://www.youtube.com/watch?v=CSO3ZW3h ... re=related

goodnight!
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Beitrag Do., 28.08.2008, 22:17

Was bitte ist ein Ombusmann?

Mit der Ungerechtigkeit habe ich mich schon beschäftigt. Mehr oder weniger. Mit dem einfach Erdulden werde ich mich wohl nie anfreunden.

Such-und-Auswahlphase:

Die ganze letzte Nacht schmiedte ich Pläne, und sagte mir immer wieder "Viele Wege führen nach Rom". Und ja, mir kamen gleich einige neue Ideen *freu*. Wieso kam man nicht vorher drauf? Leider bin ich aktuell im Rumhängen und Nichts-tun bereits so befangen, dass mir Tatendrang, Energie und Konsequenz fehlen. *hmmpff* Gleich schon wieder ein Fehler gemacht: Email an Ex mit "leeren Drohungen" und unklaren Formulierungen statt Taten sprechen lassen. Silberstreif Hoffnung: Irgendwo hoffen, es noch anders regeln zu können, an die Vernunft appelieren. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Ich erwog mehre Drittparteien, die ich anrufen könnte: Von Polizei, die mal bei ihm vorbei schaut, schließlich mache man sich Sorgen, und die sind auch gut begründbar. Woher weiß ich eigentlich, dass er sich totstellt? Vielleicht hat er sich doch was angetan? Ist nicht unwahrscheinlich. Über Betreuer anrufen und somit dies auch gleich über den aktuellen völlige Irrationalistätsanfall informieren.Über die kleinste Lösung: Schwiegereltern in ihrem Urlaub auf Handy anrufen, auf dass sie mal nachfragen.

Geplanter Ziel der Aktion: Er muss endlich mal ein paar Dinge begreifen: Dass sein Verhalten NICHT normal ist (Krankheitseinsicht), dass er hilflos überfordert ist (und sich vielleicht auch mal dem Therapeut wirklich öffnet, statt ihm das Eigentliche zu verschweigen), dass man sich so nicht aus der Äffare ziehen kann (alles hat Konsequenzen), dass ich mir das auch im Namen der Tochter nicht bieten lasse (mein Selbstwert, Einsetzen für die Kleine), dass man nicht ständig auf anderen und schon gar nicht auf den Gefühlen der eigenen, eigentlich geliebten Tochter herumtrampeln kann. Dass man zu Entscheidungen - egal welche - stehen muss. Dass er auf diese Weise niemals seine Ruhe haben wird. Dass ich ihm weder Entscheidung noch Verantwortung abnehme.

Kann ich ihn zwingen Kontakt zum Kind zu halten? Nein! Wenn er nicht will. Will er nicht, kann er nicht? Ich tippe auf zweites. So oder so hat das Kind (und auch ich) das Recht zu wissen, woran sie ist. Dann soll er seine Entscheidung bekannt geben und dazu stehen. Egal welche.

Aber wie gesagt, leider habe ich es erst mal wieder gleich versaut. Die Polizei bei ihm vorzuschicken halte ich eine Nummer zu heftig, den Betreuer traue ich mich nicht anzurufen, und die Schwiegereltern... naja, außer dass ich ihnen den Urlaub versaue, hat ein Mahnanruf von ihnen keine großen Lerneffekt. Stattdessen also eine Email wo ich "nur" damit drohe...

Weitere Erkenntnis 1: Mir wird keine Behörde etc. helfen, weil jede immer nur für einen kleinen Teil zuständig ist, niemand für das ganze Konzept. Lösung: Dezentralisierung. Splitten.

Wenn ich endlich entspannen möchte indem ich ihn zwar weg aus meinem Leben, aber in kompente Hilfe weiß, z.B. wegen Verwahrlosung, dann ebenfalls weniger kompliziert denken, sondern einfach tun und machen und zuständige Behörde einschalten statt nach EINER Beratungsstelle suche, die mir insgesamt hilft. Soll sich doch das Ordnungsamt/Polizei darüber Gedanken machen ob wegen der Verwahrlosung die richtigen Schritte eingeleitet wurden. Schließlich wurde das schon vor 3 Jahren beantragt: Betreuer wegen Verwahrlosung, und irgendwie hat er's geschafft es auf die Finanzen runterzuhandeln. Seitdem war niemand in seiner Wohnung. Bisher dachte ich engstirnig über den "falschen" Betreuer nach, aber nie, den Fall mal von ganz vorne aufrollen zu lassen.

Klar, ein bißchen Genugtuung ist auch dabei. Aber das ist nicht der Hauptgrund. Würde ich Rache wollen, sehe es anders aus. Der Hauptgrund ist egoistisch: Wenn ich weiß, dass sich um ihn gekümmert wird, kann ICH besser abschalten und entspannen. Und ist dieser Egoismus verwerflich? Nimm er Rücksicht! Ja, es heißt doch ich soll an MICH denken. Und genau das verstehe ich unter "an mich denken und mir treu sein".

Weitere Erkenntnis 2: Mich auf ein "normales Maß" reduzieren, d.h. auch sich manchmal etwas dumm stellen. Macht mich erträglicher, öffnet ein paar Türen, solange man sich nicht selbst dabei vergisst.
Obiges Beispiel: Ich bin sicher, dass er noch lebt. Aber rein faktisch kann ich es nicht wissen! Also, rein auf die Fakten beschränken und so tun, als ob ich's nicht besser wüßte. Wenn ich an Leuten immer alle Antworten vorwegnehme ist es vielleicht auch kein Wunder, wenn mir nie einer hilft und keine neuen Einflüsse kommen.

Wie klingt das für Dich?

LG,
G.

Übrigens: ich freue mich schon immer den ganzen Tag auf dein neues Post. Oops, jetzt haben wir wohl gleichzeitig gepostet, Rest folgt später...

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Beitrag Do., 28.08.2008, 23:01

hey, das tönt nach konkreten schritten! gefällt mir.
du steckst da deinen gartenzaun ab. willst verhindern dass er so als unangemeldeter gast reinplatzen kann zu den unpässlichsten zeiten. du sagst, das ziel dabei sei ein delegieren von verantwortung.
ich hoffe, da kommt ne reaktion. was, wenn die sozusagen von amtes wegen finden, alles sei in "bester ordnung"?

wenn nun festgestellt würde, dass er verwahrlost ist? an sich glaub noch kein grund, jemanden in fürsorge zu nehmen glaub, ausser er bedeutet gefahr für sich oder andere.
Gothika hat geschrieben:Kann ich ihn zwingen Kontakt zum Kind zu halten? Nein! Wenn er nicht will. Will er nicht, kann er nicht? Ich tippe auf zweites. So oder so hat das Kind (und auch ich) das Recht zu wissen, woran sie ist. Dann soll er seine Entscheidung bekannt geben und dazu stehen. Egal welche.
das find eich an sich sehr gut. ich weiss nicht, ob du ihn psychisch damit überforderst.
ich vermute, deine aufgabe ist bsp. deine tochter vor weiteren enttäuschungen zu bewahren, indem du ihr reinen wein einschenkst. dass es ihm zur zeit eben nicht gut geht. daneben deine verlässlichkeit als hauptbezugsperson vorlebst.
ich will dir damit nicht noch mehr druck aufbürden. ich seh diesbezüglich kaum mehr möglichkeiten aus meiner optik.
Gothika hat geschrieben:Ich bin sicher, dass er noch lebt. Aber rein faktisch kann ich es nicht wissen! Also, rein auf die Fakten beschränken und so tun, als ob ich's nicht besser wüßte. Wenn ich an Leuten immer alle Antworten vorwegnehme ist es vielleicht auch kein Wunder, wenn mir nie einer hilft und keine neuen Einflüsse kommen.

Wie klingt das für Dich?
ich würd halt im moment nicht da die priorität verorten. vielleicht hier mal ne fünf grade stehn lassen (sog. verdrängen).

der eigene selbstwert lässt sich m.E. so nicht aufpolieren.
wenn du wirklich angst um ihn hast (sag: wovor hast du denn konkret angst: was könnte im schlimmsten fall passieren?) dann teile das mit. ohne druck auszuüben. einfach indem du dein sicherheitsbedürfnis deponierst.
was steckt denn hinter dieser dir so wichtigen erreichbarkeit? gehts hier nicht um deine wut, wie er sich aus seiner verantwortung herausgestolen hat?

falls meine hypothese stimmen sollte verdrängst du den schmerz und transformierst ihn ihn wut resp. eine aggressive besorgnis um seinen verbleib. wenn das das motiv wäre, rein hypothetisch, dann ist klar, dass eine aktion in dieser richtung druck auf ihn ausübt. und das wird er mit einer gegenreaktion quittieren, die das ganze endlos aufschaukeln wird.


ich habe da eine idee: wie wärs, wenn du ihn überraschst? dich paradox verhältst, so mal als experiment. könnt ja sein, dass das in ihm einiges auslöst. und: ich fänds gut, wenn du mit ner aktion beginnst, welches ein eindeutig positives ziel verfolgt wie: ich tu XY, damit es mich von einer bürde erleichtert. auch wenns nur ist, den schwiegereltern (wenn sie aus den ferien sind) zu schildern, dass du dich von ihnen im stich gelassen gefühlt hast....

ich hoffe, ich hab bei dir den richtigen ton getroffen.
P.S: auch ich habe grad heute gemerkt, dass mir unser abendliche austausch schon fast ein liebgewonnenes ritual geworden ist. GLG, k.
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Beitrag Fr., 29.08.2008, 19:07

meine definition von liebe, die über alle grenzen hinweg lebt habe ich auf radikale weise zu leben versucht. autsch: dabei die finger verbrannt. Game over. und dann zu hören, dass mein effort etc ja eh nur alles auf dem pathologischen komposthaufen gewdiehen ist, war sicherlich nicht erbaulich.
Pathologischer Komposthaufen?

Die restlichen Gedanken kommen mir bekannt vor, wenn ich – wie bisher – in der „es liegt an mir“-Perspektive bin, von der ich gerade versuche wegzukommen. Auch hier erneut meine Lieblingsfurcht: Selbstverrat. Ich bin so. Das ist meine Meinung. Ich sitze zwar genau deswegen jetzt im Dreck, aber ich will deswegen nicht dieses Ideal verwerfen müssen. Es lag nicht am Prinzip Liebe, sondern an was anderem.

Es tut mir Leid, ich kann kein Französich.
nihilistisches resignieren in der endstation selbstzweifel.
Ich bin leider überzeugt, dass sich das auch niemals nicht ändern wird, nur immer öfters verdrängt werden kann. Selbstzweifel ist nahe verwandt mit Selbstverrat. Wenn man sich seine eigene Ideale („die Seele“) als „pathologischen Komposthaufen“ („das Herz“) schlechtreden lässt, dann können Selbstzweifel und Leere doch nicht ausbleiben? Dann folgt man vielleicht der Vernunft und den allgemeinen gesellschaftlichen und psychologischen Ansichten, aber nicht sich selbst. Dass ist der Grund, wieso ich so sehr mit dem Weg des „einfach Akzeptierens“ bzw. „mit Therapie akzeptieren“ hadere und mich innerlich so dagegen speere. Wieso einen Weg gehen, denn ich innerlich bereits schon sehr lange als falsch empfinde? Nur weil mir keine Wahl bleibt? Und wieder: Viele Wege führen nach Rom.

Ja, ich kann lernen mit meinem Leben und Alltag zurecht zu kommen. Ich weiß, dass ich es kann. Bloß verdurstet dann meine Seele, und während ich zwar das Problem „Ex“ dann loshabe, züchte ich mir auf der anderen Seite neue Depressionen. Irgendwie sehe ich darin für mich keinen Sinn. Ja, vom täglichen Fühlen wird es mir besser gehen. Aber damit ist nichts gewonnen, weil ich auf der andere Seite meine „wahren Besonderheiten“ (wie Idealimus als treibende Kraft, inneres Feuer) verliere.

Ich kenne mein inneres Feuer zu gut. Ich muss es erst nicht finden. In vielerei Hinsicht. Aber das macht es nicht besser: Denn durch das Leben, Alltag und Muttersein habe ich defakto so gut wie keine Aussichten mehr, diese Seite an mir auch zu leben. Ich habe es gefunden, und dann wieder verloren... und das ist noch schlimmer als es gar nicht erst gefunden zu haben.

Schwiegereltern... das ist ein sehr langes Thema. Vielleicht später. Oder extra.

Was meine Pläne angeht: Nun, noch wird es mir nicht gelingen, dergleichen in die Tat umzusetzen. Und leider muss ich gestehen, dass ich mir derzeit überhaupt gar keine Sorgen mache, sondern es mir tatsächlich um eine Lektion – eine erzwungene Einsicht – handeln würde. Mit ein Grund noch zu zörgern. Die genauen Gründe, was ich damit erreichen will, habe ich im letzten Post schon ausführlich beschrieben. Dem ist nichts dazu zufügen oder wegzunehmen.

Wie wertvoll „erzwungene Einsichten“ sein mögen, ist natürlich fragwürdig. Man kann natürlich niemand zur Einsicht zwingen. Aber man kann jemanden konfrontieren. Ohne Konfrontation ist Einsicht definitiv nicht möglich. Mit Konfrontation wenigstens vielleicht. Ähnlich dem Motto: „Wer kämpft, könnte verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Vielleicht ist deswegen ein gewissen Maß an Konfrontation auch Bürgerpflicht. Wenn man jemanden weil er ja ach-so-krank ist ständig vor Konsequenzen, Konfrontationen und Entscheidungen schützt, kann man sicher sein, dass derjenige nie was draus lernt. Wenn mir einer auf den Fuß tritt, sollte ich „Aua“ schreien, sonst hat der andere gar nicht erst die Mögklichkeit zu verstehen. Was er dann draus macht, ist nicht meine Sache.

Und ja, eine endgültige Entscheidung könnte ihn überfordern. Überfordert ist er ja bereits. Aber das ist mir im Moment ehrlich gesagt egal. Jeder sagt mir, ich soll an mich denken. Genau das tue ich jetzt. Wenn er überfordert ist, dann muss ER was dagegen tun. Ich wäre dann ja dann auch zu entsprechenden Kompromissen bereit. Und sei es nur, dass er sich verzweifelt an seinen Thera wendet, und dieser mich dann zum Gespräch bittet. Oder zu einem gemeinsamen Beratungsgespräch? Wäre ja bereit dazu. Es wäre ja wohl ein Fortschritt?

Ich glaube, ich sollte wirklich endlich mit dieser falschen Rücksicht aufhören.

Was das Töchterlein angeht: Sie weiß, dass sie keine Schuld hat und Papa krank ist. Den Inhalt der Krankheit kann sie natürlich nicht verstehen, stellt es sich eher wie eine defekte Maschine vor. Aber es mit ein Grund wieso a) sie ihm unbedingt helfen will (sich für ihn verantwortlich fühlt statt umgekehrt) und b) bereit ist ihm wirklich alles zu verzeihen. Ihre Hoffnungen bezüglich dem Therapeuten sind natürlich noch kindgerecht naiv. "Na, denn geht Papa da eben hin und wird wieder gesund! Prima!"

Liebe Grüße,
Gothika

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Beitrag Fr., 29.08.2008, 21:31

Hallihallo!
Gothika hat geschrieben:Pathologischer Komposthaufen?
naja: neurotischer humus für das ganze abgrenzungsblabla. der pathologische blick wird glaubs meiner situation da
mals nicht gerecht. das meinte ich so halbironisch.

solange noch sowas wie ideale drin sind lebt man ja schliesslich noch.
was bleibt einem psychotiker übrig, wenn ihm der wahn ausgetrieben ist...ist das leere drin schlussendlich mehr wert etc.

wofür wir uns entscheiden uns mit herz und seele zu engagieren, das ist meiner meinung nach unsere freie wahl. ich habe immer gewisse leidenschaften betrieben mit rigoroser intensität: einmal dients mir (zB im studium) ein ander mal schadets mir, weil die kosten zu hoch sind. ob die kosten wirklich zu hoch sind: das kann nur ich mit mir ausmachen. wobei ich grundsätzlich froh bin um leute, die standfest genug sind, mit mir in einen argumentativen diskurs zu treten. dann bin ich offen und sehe manchmal mit deren hilfe ein, dass der preis wirklich zu hoch ist.
Gothika hat geschrieben:Auch hier erneut meine Lieblingsfurcht: Selbstverrat. Ich bin so. Das ist meine Meinung. Ich sitze zwar genau deswegen jetzt im Dreck, aber ich will deswegen nicht dieses Ideal verwerfen müssen. Es lag nicht am Prinzip Liebe, sondern an was anderem.
ich denke: hier ists nur eine frage der interessensverteilung. findest du ein neues gebiet, das dich mit leib und seele fasziniert, erfüllt, siehst du den vergangenen prozess nicht als verlust (ergo: verrat) sondern als wichtige etappe zum neuen feld deiner wahl. da wären wir menschen grundsätzlich sehr flexibel.

das nennen die VTler (kognitive Verhaltenstherapie) wohl kognitive restrukturierung. eigentlich ein sehr ökonomischer ansatz der darauf fusst, dass der mensch grundsätzlich nach glück strebt.
manchmal finde ich jedoch, dass dies etwas zu linear gedacht ist und zu pragmatisch konzipiert ist.
Gothika hat geschrieben:Es tut mir Leid, ich kann kein Französich.
soorri. bin dreisprachig aufgewachsen, manchmal reisst mir die zunge aus.
Gothika hat geschrieben:Dass ist der Grund, wieso ich so sehr mit dem Weg des „einfach Akzeptierens“ bzw. „mit Therapie akzeptieren“ hadere und mich innerlich so dagegen speere
nun: therapie heisst ja nicht dressur. eher eine konfrontation mit den eigenen blinden flecken, die wir alle mehr oder weniger kultivieren. ja: es bedingt natürlich schon einen portion mut, sich mit alternativer optik auseinanderzusetzen, resp. sich konfrontieren zu lassen. schlussendlich entscheidest ja du, was du annehmen willst oder nicht. es ist ja keine generalreperatur nachdem die karre einen totalen reboot gemacht hat.
Gothika hat geschrieben:Ja, ich kann lernen mit meinem Leben und Alltag zurecht zu kommen. Ich weiß, dass ich es kann. Bloß verdurstet dann meine Seele, und während ich zwar das Problem „Ex“ dann loshabe, züchte ich mir auf der anderen Seite neue Depressionen.
Muss ich das so verstehen, dass dir dein problem ex den lebensinhalt generiert hat????

ich denke, dass es für frau/mann heutzutage auch innerhalb einer funktionierenden beziehung immer wieder erforderlich ist, sich vom partner zu emanzipieren, sich "upzudaten" unabhängig vom partner!

die innere leere als umschreibung für depression find eich ein gelungenesw bild: eine krise stellt den bisherigen sinn in frage. ich bin davon überzeugt, dass in dir drinn ganz viele bild-anfänge für ein neues gemälde bereits vorhanden sind. ich denke, es würde sich lohnen, sich auf die suche nach ihnen zu machen. klar ist das anstrengend. die energie die du hier in dich investierst wird dich in eine unabhängige erfüllung bringen. klar mit up and downs.
Gothika hat geschrieben:Schwiegereltern... das ist ein sehr langes Thema. Vielleicht später. Oder extra.
ok
Gothika hat geschrieben:Wenn er überfordert ist, dann muss ER was dagegen tun. Ich wäre dann ja dann auch zu entsprechenden Kompromissen bereit.
im prinzip ist das ja eigentlich das rache-motiv: findest du nicht?

GLG, kkkkkkkkkkkkkk
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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Beitrag Fr., 29.08.2008, 22:49

Hallo!

Der zu hohe Preis...
Mein Kosten-Nutzen-Abwägung sieht ganz einfach aus: Der Preis all dessen was ich verliere (an Freiheiten, Idealen, innerem Feuer) ist ZU hoch. Daran festhalten kostet zwar ebenfalls, aber der Preis des alten Lebenskonzept loslassen ist noch wesentlich höher. Soweit erst mal unabhängig von ihm. Was ihn betrifft, so war er das kleinere Übel als das, was ich jetzt zu schlucken haben. Wobei damit hauptsächlich die weltlichen Umstände meine wie den Umzug, Studiumsabbruch, meine neurotische Mutter etc.

Natürlich kommt nun das typische Gegenargument: "Noch! Noch siehst Du das so! Es wird besser mit der Zeit! Sobald man was Neues gefunden hat, dass einen erfüllt!"

Und ich bin mir SO sicher, dass dem nicht so sein wird. Sowas von! Wie schon das letzte Mal betont: Natürlich kann ich auch wieder so was wie Glück und Zufriedenheit finden und ihm Fühlen wird es auch tatsächlich mit der Zeit, täglich, besser. Dies möchte ich nicht negieren. Aber das, was mir nun fehlt, wird ein unersetzbar sein.

Ich HATTE mich bereits auf sehr hohen Level verwirklicht. Und wer dies tief in sich gespürt hat, wird sich mit was anderen nur schwerlich zufrieden geben. Plan B. Das Leben zweiter oder dritter Wahl. Mag manchen genügen, aber wie gesagt ist es schwer, wenn man es bereits anders kennt.

Ja, "er" war der Sinn meines Lebens. Aber nur in der indirekten Form. Ich beschäftige mich viel mit Karma, Spiritualität, Ahnenaufstellungen etc. , und ich weiß bereits seit meiner Kindheit, dass diese Probleme zwischen ihm und mir DIE Lebensaufgabe dieses Lebens ist. Nicht die einzige, aber ja, ich bin überzeugt, dass dies der Grund für unsere gemeinsame Wiedergeburt war.

Dies gilt es jedoch nicht falsch zu verstehen: dies sagt überhaupt gar nichts darüber aus ob wir als Paar zusammen sind oder nicht. Dies ist völlig unabhängig davon. Der springende Punkt hinter all dem ist ja noch nicht mal wirklich, dass er mich verlassen hat (außer weltlich!), sondern die Art und Weise wie. Dass er alles Vergangene entwertet.

Ich habe im Laufe vieler Jahre zu viele Beweise gefunden, als dass man mir das jemals ausreden könnte. Was er aber gerade indirekt und unbewußt versucht.

Sinn des Lebens? Nicht er als Person. Nicht die Ehe. Sondern dass wir diese Probleme miteinander gebacken kriegen und uns gegenseitig - egal auf welche Art und Weise - unterstützen. Unser Lebensplan beeinhalte, dass wir nicht ewig aufeinander glucken. Ganz bewußt. Dass aus Ehe vielleicht mal Freundschaft werden könnte. Was jedoch völlig ausgeschlossen ist, ist dieser jetziger "Rosenkrieg"...
eigentlich ein sehr ökonomischer ansatz der darauf fusst, dass der mensch grundsätzlich nach glück strebt.


Wie immer man Glück definieren mag. Ich strebe nach Entwicklung, Evolution Selbstverwirklichung etc. Was mich dann in anderer Hinsicht vielleicht auch glücklich macht, aber eben im anderem Sinne. Beispielsweise lasse ich mich liebendgerne auf negative Erfahrungen ein - absichtlich! - wenn ich daraus was lernen kann. Mein fester Beziehungsleitsatz ist z.b. auch nicht, wie gut man sich versteht, sondern wie gut man streiten kann. DAS ist das eigentliche Wichtige im Leben: Die Reibung, die einen Diamanten schleift!
ich denke, dass es ... immer wieder erforderlich ist, sich vom partner zu emanzipieren, sich "upzudaten" unabhängig vom partner!
Das eine schließt das andere nicht aus. Hier stoße ich jedoch wieder an Verbalisierungsgrenzen. Sagen wir es so: Die innere Gewissheit habe ich seit Kleinkindalter und wird bleiben. Der Kern. Die weltliche Umsetzung - der Lebensentwurf - hingegen wurde mehrmals "upgedatet".
ich bin davon überzeugt, dass in dir drinn ganz viele bild-anfänge für ein neues gemälde bereits vorhanden sind.
Nein, eben nicht! Nicht mal ein Hauch!!! Die weltliche Umsetzung wird sich ändern. Statt mit seinem Blocken und Perfektionimus pflanzt sich das Problem z.B. in meinem Kind fort. Der Sinn dahinter bleibt: Dass ich mich damit auseinander setzte. Egal ob er da ist oder nicht.
im prinzip ist das ja eigentlich das rache-motiv: findest du nicht?
Schade, dass Du dabei nicht auf meine gebrachten Argumente eingegangen bist.

Wenn ich mich rächen würde wollen, so richtig, sähe das anders aus. Zum Beispiel eine Anzeige wegen seiner ilegalen Internetmachenschaften uvm.

Rache hat nichts Konstruktives. Damit vergiftet man nur den eigenen Geist. Es gibt auch Mittelwege zwischen "zuviel Mitleid und immer die andere Wange hinhalten" und "Rache".

*kopfschüttel*. Wenn man jemanden "zur Rede stellt" oder "Grenzen setzt" ist das doch lange nicht gleich Rache! Jetzt bin ich schon ein klitzekleinwenig enttäuscht...

Ganz liebe Grüße,
Gothika

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Beitrag Sa., 30.08.2008, 08:50

Guten morgen,
ok, ich habe versucht, dich in ein ratio-offside zu drängen... meine weltlichen argumente kommen deinen geistigen einfach nicht nach.
Gothika hat geschrieben: Schade, dass Du dabei nicht auf meine gebrachten Argumente eingegangen bist.
ich glaube schon, dass ich das bin! halt aus meiner optik besehen. dass du aus deiner warte das gefühl hast, ich gehe nicht darauf ein tut mir leid.

ich würde dich ja mit deinen argumenten in frieden lassen wenn ich wirklich das gefühl hätte, du bist glücklich dabei. aber das ist für mich nicht der fall. das der grund, weshalb ich ein paar argumentative zacken zugelegt habe. inhaltlich bin ich immer noch meiner meinung. deine warte respektiere ich trotzdem!
Gothika hat geschrieben:Ich HATTE mich bereits auf sehr hohen Level verwirklicht. Und wer dies tief in sich gespürt hat, wird sich mit was anderen nur schwerlich zufrieden geben. Plan B. Das Leben zweiter oder dritter Wahl. Mag manchen genügen, aber wie gesagt ist es schwer, wenn man es bereits anders kennt.
ja klar. versteh ich.

hach. verstehst du dass es mir schwer fällt, dich in deinem für mich fast schon fatalistisch anmutenden gedankenkonstrukt einfach stehen zu lassen?


GLG,kkkkk
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Beitrag So., 31.08.2008, 01:10

Liebe K.

Ich schreibe heute später, weil ich ganz, ganz ausnahmsweise auf mal aus war. Ich hatte sogar Spaß, getrübt einzig und allein von einer diversen Sentimatlität.

Auf Dein letztes Post möchte ich später eingehen, falls dies denn überhaupt nötig ist. Ich hatte selbst schon ein schlechtes Gewissen, dass ich möglicherweise sturer wirke, als ich bin. Leider ist es so, dass man bei meiner sehr ausgeprägten Spiritualität sehr schnell an die Grenzen des Verbalen und des Verständnis stößt, so dass ich seit 20 (!!!!) Jahren gewöhnt bin, dass dies häufig zu Mißverständnissen führt.

Für den Moment möchte ich aber jetzt einfach nur mal meine Gedanken festhalten, die mich bei meiner Heimkehr nach einem sehr schönen Konzertabend befallen: die Sentimentalität.

Was ich bei all der „Trauerarbeit“ nicht verstehe: Schließlich lebt er ja noch. Und es gibt seltene Momente, wo meine Gefühle absolut rein sind und fließen. Aus früheren Erfahrungen weiß ich, dass dies im Grunde die einzigen Momente sind, die zählen. Die sogar bei „IHM“ etwas bewirken. Dann denke ich mir: Schreib ihm doch einfach eine SMS. Sprich es doch aus. Dass Du ihn jetzt gerade vermisst... Wobei ich dazu sagen muss, dass Vermissen zu den seltsten Gefühlen gehört. In 6 Monaten kam es in der Reinform nur 3 mal vor. Alles andere war von einer Vielzahl anderer Gefühle bedeckt. Dann denke ich mir: „Schreib es ihm doch einfach! Er wird sich freuen!“. Ich weiß, dass es so ist. Aber ich weiß auch, dass es keinen Sinn macht. Nichts ändert. Ich denke an meine Tochter, die ihre Gefühle für sich behält, aber wenn sie sie äußert, dies in einer Klarheit und Reintut, dass ich sie einfach nur drum beneiden kann. Gefühle sind nun mal wie das „innere Kind“. Wenn ich das könnte... ich weiß, es hätte einen Affekt auf ihn. Aber will ich das? Und der Verstand mischt sich wieder ein. Und das macht mich ganz krank: verschwendete Gefühle. Da ist noch was. Auf beiden Seiten. Aber der Verstand verbietet, diesem „etwas“ zu folgen...und anderseits ist es genau das, was er möchte. Was er hören will. Bloß wäre es ja in gewisser Weise gelogen. Ich vermisse ihn just in dieser Sekunde. Ehrlich und rein. Und in der Form ist dies in 6 Monden erst das dritte Mal. Also von sehr untergeordneter Priorität. Es ist nicht das, worauf es ankommt. Aber wenn es um Liebe, wenn es um Emotionen geht... ist dann das Gefühl nicht ALLES was zählt?

Leider kenne ich die Antwort darauf bereits. Nachdem ich jahrelang mit hochbegabten Philospophenfreunde über die Natur der Liebe rätzelte, konnte mir der oft erwähnte Psychologe in einem Satz erklären: „Liebe ist die richtig Entscheidung zweier Menschen zum richtigen Zeitpunkt.“ Nicht mehr, nicht weniger. Man kann sich verliebt reden. Man kann sich auch auf eben solche Weise „ent-lieben“. Wichtig ist nur die Entscheidung. Und er hat sich eindeutig gegen mich entschieden. Wenn auch vielleicht aus falschen Gründen... Trotzdem sagt mir ein inneres Gefühl: Schreib es ihm einfach!!! Es ist die einzige Sprache, die er versteht!

Und das ist das Schlimme: Nicht DASS er gegangen ist. Darauf waren wir beide vorbereitet. Ich hab ihn auch schon mal zwischendurch verlassen. Alles was man aussendet, bekommt man auch zurück. Aber dass eben keinerlei Kommunikation mehr da ist. Dass ich ihm jetzt weder einfach einen lieben Gruß per SMS schreiben kann noch darf noch sollte...

Und wenn er tot wäre... also wirkliche Trauerarbeit im wortwörtlichen Sinn, dann bräuchte ich deswegen nun kein schlechtes Gewissen haben. Dann könnte ich meine Gedanken einfach in den Äther entsenden... denn die Mensche, die man liebt, bleiben nach ihrem Tod im Herzen. Die Menschen, die man hingegen ans Leben verliert, werden in Feindschaften oder Gleichgültigkeiten umgewandelt. Ich bin weder für das eine noch für das andere bereit.

LG, Gothika
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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