Stabilisierung <-> Trauma-Bearbeitung/-Konfrontation

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 18.08.2014, 22:58

Hallo Stern,
stern hat geschrieben:Habe eben selbst noch etwas gelesen (Eigeninteresse), weil ich meine Traumathera vielleicht verliere.

Es gibt auch schwer traumatisierte Patienten, die verzichten ganz auf Konfro, weil sie sagen, Stabilisierung und Ressourcenorientierung reicht aus (zumal es auch keine Garantie gibt, dass die Konfro AUF JEDEN FALL etwas bringt)... mal abgesehen von Risiken.

Ich glaube, jeder muss seinen eigene Weg finden... und nicht
Hast du eigentlich meinen Eingangspost und die folgenden gelesen oder dich mal so kurzfristig so eingeklinkt und weißt gar nicht so genau, worum es in meinem Threat geht? Den Eindruck habe ich momentan.

Um es auch dir klar zu machen: Ich habe den Eindruck, dass in der Traumatherapie zu lange nur auf Stabilisierung gesetzt wird und der Patient, auch wenn er selber in Konfrontation möchte, damit vertröstet wird, er sei noch nicht stabil genug dafür. Ich möchte wissen, ob andere ebenfalls solche Erfahrungen gemacht haben (oder von anderen wissen), und wenn ja, mal Ideen sammeln, woran das liegt, weil mich dieses halt interessiert.

Dass nicht für jeden Konfrontation das non plus ultra ist und ebenfalls das mit der Garantie, was du da jetzt einbringst, habe ich doch schon geschrieben, mindestens zweimal. (Das weiß ich und ich würdige jeden Weg, den andere für sich persönlich wählen). Darum geht es aber mir hier aber nicht. Ich würde mal sagen: wer lesen kann ist klar im Vorteil.
stern hat geschrieben: Und wie es auch mein Buch sagt, ist Bearbeitung weder immer möglich noch nötig noch sinnvoll... muss mal wohl etwas differenzierter betrachten, für wen was sinnig ist.

Und auch darum geht es hier nicht.
Es wäre schön/würde mich darüber freuen, wenn du mehr am Thema mit schreiben könntest, denn sonst kommt das hier in einen ganz andere Richtung.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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stern
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Beitrag Mo., 18.08.2014, 23:20

Wandelröschen hat geschrieben:Hast du eigentlich meinen Eingangspost und die folgenden gelesen oder dich mal so kurzfristig so eingeklinkt und weißt gar nicht so genau, worum es in meinem Threat geht? Den Eindruck habe ich momentan.
ja, habe ich gelesen.
Um es auch dir klar zu machen: Ich habe den Eindruck, dass in der Traumatherapie zu lange nur auf Stabilisierung gesetzt wird und der Patient, auch wenn er selber in Konfrontation möchte, damit vertröstet wird, er sei noch nicht stabil genug dafür. Ich möchte wissen, ob andere ebenfalls solche Erfahrungen gemacht haben (oder von anderen wissen), und wenn ja, mal Ideen sammeln, woran das liegt, weil mich dieses halt interessiert.
Kann ja z.B. auch daran liegen, dass Thera zu Recht oder Unrecht befindet, die Voraussetzungen für eine Konfro sind nicht gegeben oder nach Ansicht des Theras schlichtweg eine andere Arbeit angezeigt ist... ich bin schon am Thema, keine Sorge.

Ich bin halt auch darüber gestolpert, dass zwischen Stabilisierung im traumatherapeutischen Sinne und allgemeine Stabilisierung unterschieden wurde, die aber keine Stabilisierung im traumatherapeutischen Sinne sein soll. Da hatte ich dann Fragezeichen auf der Stirn, dass Stabilität der äußeren Faktoren keine Stabilisierung im traumatherapeutischen Sinne sein soll. Daher meine Hinweise, das Stabilisierung nMn sehr viel umfassen kann... und nun ja, je nach Störung/Patient verläuft evtl. bereits diese nicht optimal oder es ist viel Vorarbeit zu leisten, so dass man (je nach Patient) nicht immer oder noch nicht zur Konfro kommt. Zum Bleistift.
Liebe Grüße
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hopelife
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Beitrag Mo., 18.08.2014, 23:34

wandelröschen, ich meld mich morgen.

Gute Nacht erstmal.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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stern
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Beitrag Di., 19.08.2014, 00:00

Manche Therapeuten halten die Gefühle des Patienten nicht aus (als weitere Möglichkeit).
=nicht nur subjektive Vermutung. Wird auch teilweise von Fachleuten geteilt, dass das ein Grund sein kann, weswegen nicht konfrontiert wird.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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candle.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 00:12

stern hat geschrieben:Manche Therapeuten halten die Gefühle des Patienten nicht aus (als weitere Möglichkeit).
=nicht nur subjektive Vermutung. Wird auch teilweise von Fachleuten geteilt, dass das ein Grund sein kann
Ich habe das hier jetzt aber bewußt NICHT angesprochen, ahnte aber weshalb du hier schreibst wie du schreibst.

Da würde mich interessieren wie es denn bei dir gelaufen ist gemäß Thema?

candle
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stern
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Beitrag Di., 19.08.2014, 00:13

candle. hat geschrieben:Ich habe das hier jetzt aber bewußt NICHT angesprochen, ahnte aber weshalb du hier schreibst wie du schreibst.
???????????????? Fehlahnung... ich schreibe zum Thema. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist u.a. Ansicht von Fachleuten, dass das ein Grund sein kann, weswegen Konfro vermieden wird.
Da würde mich interessieren wie es denn bei dir gelaufen ist gemäß Thema?
[/quote]
Das hat dich doch nicht zu interessieren... sorry. Zu intim.
Liebe Grüße
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candle.
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Beitrag Di., 19.08.2014, 00:19

stern hat geschrieben: Das hat dich doch nicht zu interessieren... sorry. Zu intim.
OK.

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Jenny Doe
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Beitrag Di., 19.08.2014, 05:23

Zu den Zitaten von montagne & Stern
Arbeiten alle nach Reddemann oder Huber? Ich lese gerade eine andere Lektüre.
(...)
Denn der Begriff suggeriert, es gäbe DIE Traumatherapie
Nein, es arbeiten nicht alle nach Huber/Reddemann. Es gibt nicht die Traumatherapie. Die Konfrontationstherapeutin, für die ich mich letztendlich entschieden habe (siehe oben) arbeitet nach Ehlers & Clark uns Steil. Meiner Therapeutin waren Huber und Reddemann völlig unbekannt.
Ich selber habe sehr von der Traumatherapie nach Ehlers & Clark uns Steil profitiert, weil die Traumatherapie so durchgeführt wird, dass sie Konfrontation und Stabilisierung zugleich ist. Die Konfrontation wird so durchgeführt, dass sie nicht retraumatisiert oder den Klienten überfordert, sondern stabilisiert und befreiend wirkt und zugleich die negativen Erfarungen ins Autobiografische Gedächtnis integriert.

Zum Zitat von candle
Bei 80 Stunden läßt sich da nicht viel machen mit Beziehungsarbeit und Traumaaufarbeitung.
Ich habe durch drei Therapie (2 x Huber/Reddemann; 1 x Ehlers & Clark uns Steil) die Vergleichsmöglichkeit.
Ich habe es so erlebt, dass die Therapiestuden nach der Traumatherpie Huber/Reddemann in der Tat nicht reichen. Die ersten Stunden gehen "dafür drauf", dass eine Beziehung zum Therapeuten aufgebaut wird. Die nächsten Stunden werden in die Stabilisierungstherapie investiert. Wenn man als Klient nicht auf diese Stabiliserungstherapie anspricht oder zu denen gehört, die nicht gut imaginieren können, zieht sich die Stabilisierungstherapie in die Länge. Ehe man sich versieht ist die Therapie vorbei, ohne dass am Trauma gearbeitet wurde.
Ganz anders habe ich das bei der Traumatherapie nach Ehlers & Clark uns Steil erlebt. Zunächst wird (wie bei jeder Störung) eine Beziehung zum Therapeuten aufgebaut. Dann wird die Konfrontationstherapie vorbereitet. Es werden z.B. stabilisierende Elemente gesucht, die der Klient mit bringt, in sich hat (z.B. positive Erfahrungen im Lebenslauf), die während der Konfrontation traumakompensierend Anwendung finden, so dass man als Klient nicht abstürzt. Schließlich wird die Traumatherapie durchgeführt. In nicht mal 60 Therapiestunden waren wir mit der Traumakonfrontation durch. Ich habe nach keiner einzigen Therapiestunde das Gefühl gehabt, überfordert gewesen zu sein. Im Gegenteil. Durch die Kombination aus Konfrontation und stabilisierende Elemente bzw. Aktivierung und Stärkung meiner eigenen Ressourcen konnte bei mir schnell eine positive wirkung erzielt werden. Der Vorteil war, dass man nicht nur mit all dem Leid dieser Welt konfrontiert wird und geballt dem Trauma ausgesetzt wird, sondern dass positive Erfahrungen (die eigenen Ressourcen) als stabilisierende Elemente kompensierend in die Traumakonfrontation einfloßen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Waldschratin
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Beitrag Di., 19.08.2014, 06:11

Teil 1:
Ich hab das ähnlich erlebt in meiner Traumatherapie wie du,Jenny Doe.Die "Mischung" hats gemacht und daß mein Traumathera sich ganz auf das "gestürzt" hat als Arbeitsmaterial,was ich individuell mitgebracht hab.
Also KEINE "Methoden nach xxy",auch wenn er auf Basis der PITT nach Reddemann gearbeitet hat.
Stern hat geschrieben:Ich bin bei PP: Trauma ist nicht gleich Trauma...
Da bin ich auch bei PP und dir.
Ich hab ja eingangs irgendwo schon mal geschrieben,daß ich persönlich es da für notwendig halte zu unterscheiden zwischen "allgemeiner" seelischer Verletzung,narzisstischer Kränkung und solchen traumatischen Erlebnissen,die dann zu diesen willkürlichen "Terrorismus der Seele" führen.
Und nein,da kann ich mit keiner "wissenschaftlichen" Studie zum "Beweis" aufwarten ,das gründet sich alleine auf meine ganz persönliche Erfahrung mit diesen unterschiedlichen Arten von Verletzungen.

Ich seh das halt so,daß es da schon deutliche Unterschiede für nen Ansatz zur Bearbeitung und die Bearbeitung an sich gibt.

Aber für mich definiert sich ja "Trauma" und auch die Folgen davon auch nicht danach,wie schlimm,schwer oder ansonsten grausam das Erlebnis an sich war (Ich meine damit dieses "NOCH schlimmer,NOCH früher traumatisiert,NOCH länger anhaltend,NOCH noch noch...." als "Beleg" für die "Berechtigung",ne PTBS ausgebrütet zu haben),sondern vielmehr da dran,wie "reif" oder eben "defizitär" jemand war zum Zeitpunkt der Traumatisierung.

Was ich jetzt - für die,die das so lesen - NICHT "wertend" meine.
Ein Kind IST nunmal noch "unreif" und von daher weitaus schneller zu "überwältigen" in seinem Erleben als ein Erwachsener mit ner inzwischen gut ausgebildeten Resilienz.
Das Gute dran ist : Resilienz läßt sich „nachlernen“.

Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Was ich sagen will:
Für mich war so ne Unterscheidung schon wichtig,denn z.B. an ne narzisstische Kränkung muß ich doch ganz anders drangehen,auch an nem ganz anderen Punkt ansetzen,als wenn ich nen schlimmen Autounfall erlebt hab oder "wach" ne Operation hab erleben müssen oder eben zur "Luststeigerung" anderer gequält worden bin.

Ich kanns nur nochmal wiederholen :
Für mich war es wichtig,ZUERST die traumatischen Erlebnisse - die ja samt und sonders mit Kontrollverlust und Ohnmachtserlebnissen der absoluten Art einhergingen - ein Stück weit abgearbeitet zu bekommen,bevor ich mich überhaupt auf ne engere Beziehung und die Themen da drum mit nem anderen Menschen wirklich thematisch und bearbeitend einlassen konnte.


Waldschratin
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Beitrag Di., 19.08.2014, 06:13

Teil 2:
Ich seh`s auch so,daß narzisstische Kränkungen und "allgemeine" seelische Verletzungen was ganz Normales im Leben eines Menschen sind,das JEDEM passiert und wo JEDER auch herausgefordert ist,im Laufe seiner Entwicklung nen für sich guten Umgang damit zu lernen.Daß das Verletzungen sind,die ein Mensch sogar braucht für seine Entwicklung,um "Überlebensfähigkeit" zu lernen und somit sich "anpassen" (das Wort find ich nicht so gut,ich mag da lieber "mitschwingen") zu können an die Veränderungen und Herausforderungen,die auch ein Leben in unserer inzwischen doch sehr komfortablen Welt,was Verletzungen angeht,an jeden Einzelnen stellt.

Das,was ich persönlich dann "Trauma" nenne,übersteigt dieses "Normale" dann doch gravierend.
Krieg IST nicht "normal",sondern "Ausnahmezustand",ebenso ein Autounfall oder ne "wach" erlebte OP,ebenso wie rit. Mißbrauch etc.
(Nochmal gleich vorneweg : Ich meine NICHT "schlimmer,kaputtmachender,aussichtsloser" oder dergleichen!)
Das braucht dann einfach ne andere Herangehensweise und nen anderen Ansatz.

Für mich wars heilsam,daß mein Thera das damals zu unterscheiden wußte und sich da drauf stürzte,was für mich dabei im Vordergrund lag.
Hätte er mir ne ewig andauernde Stabi "auferlegt" - sei es,weil er selber die Hosen zu voll gehabt hätte für ne Konfro,sei es,daß er zu wenig Vertrauen in meinen Selbsterhalt gehabt hätte oder noch anderes - Ich wäre dabei draufgegangen und hätte Ähnliches durchgemacht wie Jenny Doe.

Im Übrigen seh ich es als Aufgabe des Theras,da unterscheiden zu können,ob eins überhaupt schon fähig/bereit ist zu ner Traumatherapie oder nicht und das dann auch zu thematisieren.DA wird mMn zu lasch und zu verallgemeinernd damit umgegangen.

Noch was zum Schluß von wegen "schlimmer,krankmachender,hoffnungsloser" und dergleichen mehr Dramatisierendes :
Ich bin ja grade dabei,diese anderen Verletzungen wie narzisstische Kränkungen,Bindungsstörungen,Symbiose und dergleichen zu bearbeiten.Und fand es natürlich anfangs erstmal viel schwieriger für mich,als selbst die Bearbeitung der Foltersachen.
Diese "terrorisierenden" Traumaerlebnisse konnt ich da viel "strukturierter" und sowas wie "isolierter" angehen und abarbeiten.
Jetzt war das erstmal ein einziger undurchdringlicher Gefühlssumpf,schon auch,weil der Löwenanteil davon in vorsprachlicher Zeit begründet liegt,der mir reichlich zu schaffen machte und den ich gerne erstmal "eingetauscht" hätte ins mir Vertrautere.


montagne
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Beitrag Di., 19.08.2014, 07:21

Na ja ich sag ja, gut, dass wir alle individuell sind.
Für mich persönlich, also für meine Person, macht es mehr Sinn, erst ein gutes Stück weit an Bindung und Scheinsymbiose zu arbeiten, bevor es an konkrete Ergebnisse und deren engeres drumrum gehen konnte. Scheint auch sinnvoller in Anbetracht der Struktur dessen, wie ich diese gestörte Bindung verarbeitet habe, wie es in mir drin bezüglich mich in Beziehung setzen aussieht.

Ich würd das aber eh nicht so trennen, wie ich es erlebe. Es hängt für mich eng zusammen. Neue, hilfreiche Beziehungserfahrungen machen heil ein bisschen die Auswirkungen des "Traumas" oder eher sehr sogar. Das Trauma wiederum ansehen zu dürfen, jemanden zu haben, der mich darin begleitet, staerkt die Beziehung zum anderen, zu mir selbst, zu Welt.
Schon deshalb finde ich eine aktive, dialogische Bearbeitung dessen, was war, für mich so wichtig. Weil es eben auch sehr meinen Bezug zu mir, zu Welt, zum anderen stärkt oder herstellt.
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stern
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Beitrag Di., 19.08.2014, 07:24

Mit Trauma meine ich Trauma im Sinne einer PTBS und nicht eine handelsübliche narzisstische Kränkung oder inflationär verwendeten Traumabegriff... nur klarstellend. Gleichwohl können Methoden der Traumatherapie auf verschiedenes Anwendung finden.
Aber für mich definiert sich ja "Trauma" und auch die Folgen davon auch nicht danach,wie schlimm,schwer oder ansonsten grausam das Erlebnis an sich war (Ich meine damit dieses "NOCH schlimmer,NOCH früher traumatisiert,NOCH länger anhaltend,NOCH noch noch...." als "Beleg" für die "Berechtigung",ne PTBS ausgebrütet zu haben),sondern vielmehr da dran,wie "reif" oder eben "defizitär" jemand war zum Zeitpunkt der Traumatisierung.
Gibt ja Kriterien, die (nur) Indikator sind, wann sie ein Trauma besonders gravierend auswirken kann... Resilienzfaktoren noch nicht gegengerechtet. Den Grundgedanken "was ist schlimmer" finde ich jedoch normal (auch) eher befremdlich... wie auch immer (und damit bin ich wieder bei äußeren Faktoren): Nicht jedes traumatische Erlebnis mündet zwangsweise in einer manifesten Störung... aber sehr oft wird v.a. die Nichtexistenz eines Unterstützungssystem als DER Risikofaktor angesehen.
Zuletzt geändert von stern am Di., 19.08.2014, 08:03, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:02

Desweiteren vorstellbar: Angst des Therapeuten, den Patienten zu destabilisieren/retraumatisieren.

Nach Ansicht eines Fachautors (Quelle fällt mir gerade nicht ein) entspricht das, was Therapeuten mitunter für eine erfolgreiche Konfrontation halten, in nicht wenigen Fällen lediglich einer Retraumatisierung.

Persönlich bin auch auch kein Freund von "Konfrontation möglichst vermeiden"... aber durchaus sehe ich es, dass es nichts bringt (oder sogar schaden kann), wenn die basics (doch / noch) nicht gegeben sind/etwas übersehen würde. Auch gibt es nunmal keine Garantie, dass die die Bearbeitung von whatever (für jeden) zu einer besseren Bewältigung des Lebens führt. Usw. Insofern ist für mich auch nachvollziehbar, wenn abgewogen wird.
Liebe Grüße
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:14

Sehe ich ganz genauso stern.
Die Ausgangsfrage war jedoch, ob zu zoegerlich konfrontiert wird. Was ich erstmal bejahen würde. Hab ja nur Erfahrung mit einer Therapie, aber kenne das dort. Auch wenn meine Therapeutin mir ihre Gründe für Zoegern meist nennt (soweit sie ihr bewusst sind) und wir drüber reden können, so bleibt ja erstmal der Fakt, dass sie zoegert.
Und in der Literatur habe ich es mehrfach gelesen, dass einige Autoren eben ein zu großes zoegern zu viel Stabilisierung kritisieren was eben den Weg der Heilung bremst und dem Klienten als Mensch, er gesehen werden will, Raum haben will, nicht gerecht wird.
amor fati

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stern
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Beitrag Di., 19.08.2014, 08:20

Waldschratin hat geschrieben:Ich kanns nur nochmal wiederholen :
Für mich war es wichtig,ZUERST die traumatischen Erlebnisse - die ja samt und sonders mit Kontrollverlust und Ohnmachtserlebnissen der absoluten Art einhergingen - ein Stück weit abgearbeitet zu bekommen,bevor ich mich überhaupt auf ne engere Beziehung und die Themen da drum mit nem anderen Menschen wirklich thematisch und bearbeitend einlassen konnte.
Kann bei manchen wohl so sein... ich bin insoweit bei montagne: Ist individuell... manche brauchen hingegen erst Beziehungsaufbau (der wohl bei vielen mehr oder wenig gestört ist... hehe, kommt aber auch wieder darauf an). Insofern wage ich echt zu beweifeln, dass es "überall ähnlich" zugeht. Auch wer Täter ist, kann einen Unterschied machen und so vieles.

Und was ich auch beachtlich ist: So lupenrein prozesshaft, kann man Stabi und Konfro ja auch gar nicht immer trennen. Und damit meine ich nicht nur, dass sich Symptome nicht unbedingt der Therapiephase anpassen, in der man sich befindet. Sondern nach Ansicht der Quelle, die ich gestern mal angelesen habe, enthält bereits eine gute Stabilisierung schon ein paar konfronatativere Elemente beeinhaltet.
Liebe Grüße
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