Ich kann es jetzt nur mit meiner Mutter vergleichen.BöseTochter hat geschrieben: Besser ist relativ. Wenn eine psychische Erkrankung dafür verantwortlich wäre, könnte ich sie trotzdem versorgen, denn sie wäre nicht verantwortlich für ihren Mangel an Selbstkontrolle und ihr Verhalten. Anders liegt die Sache, wenn all diese Aussagen bewußt und kalkuliert waren, um mich zu manipulieren.
So ähnlich tickte unsere Mutter auch.Nein, sie war mir gegenüber - seit ich denken kann - milde gesagt "unterkühlt". Sie funktionierte was mein Großziehen betraf. Sie gab mir essen, wusch meine Kleidung und war sehr darauf bedacht, mich zu informieren, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Worte wie "Blamier mich nicht" und "Was werden die Leute denken" war mein Alltag.
Als mein Bruder sie - als erwachsener Mann - einmal fragte, wie sie Liebe definieren würde, da bekam er als Antwort: "Pflichterfüllung. Dafür sorgen, dass aus den Kindern etwas Anständiges wird. Vom Kuscheln und Umarmen hat ein Kind nichts."
Meine Schwester hat mit der psychischen und physischen Gewalt, die uns angetan wurde, dann so abschließen können, indem sie durch diese/ihre These ihren Frieden mit der Mutter gefunden hat:
"Manche Menschen haben eine Rechen- oder Rechtschreibschwäche. Unsere Mutter hatte eine emotionale Schwäche."
Und nun zurück zu deinem Schlusssatz
Ich denke nicht, dass es ganz bewusst Manipulation ist. Meine Mutter konnte das ja auch sehr gut.Anders liegt die Sache, wenn all diese Aussagen bewußt und kalkuliert waren, um mich zu manipulieren.
Ich vermute, das sind Verhaltensweisen, die auch unsere Mütter schon von ihren Eltern so vorgelebt bekommen haben und das als "so löst man diese Situation" als richtig angesehen haben.
Vermuten lässt mich das mein eigenes Muttersein.
Ganz früher, als ich gerade frischgebackene Mutter war, da wusste ich, dass ich meine Kinder sicher NIE schlagen werde.
Und dann kam ich nach etwas mehr als vier Jahren doch einmal an den Punkt, an dem ich meinem ältesten Kind etwas auf den Hintern gab.
Und da war ich sehr erschrocken darüber. Erst hinterher kam mir in den Sinn, dass ich genauso gehandelt habe, wie meine Mutter mir Erziehung vorgelebt hatte.
Ich wusste also, dass ich meine Kinder gewaltfrei erziehen möchte, aber mir fehlte das positive Model dazu.
Leider gab es damals - Ende der 80er Jahre - noch keine Internetforen, wo ich mir Erziehungstipps von erfahrenen Müttern holen hätte können.
Aber ich habe es eigentlich sehr gut hinbekommen. Für mich war immer klar, dass ich meine Kinder niemals schlagen möchte. Und als es dann passiert war, da habe ich hinterher sofort die Situation analysiert und danach gesucht, wie es beim nächsten Mal besser gelöst werden kann.
Und da sind wir wieder bei der Manipulation unserer Mütter.
Wenn sie Manipulation als falsch ansehen, und sich hinterfragen, damit sie nicht manipulativ handeln (So wie ich die Spirale der Gewalt durchbrochen habe), dann müsste man sagen, dass sie bewusst manipuliert haben.
Aber so - denke ich - praktizieren sie nur das, was ihnen selber als richtig vorgelebt wurde.
Und daraus sollte man ihnen keinen Strick drehen.
Man kann es verstehen, und dann so handeln, wie es für einen selber am wenigsten belastend ist.
Unser Glück ist ja, dass wir nun erwachsen sind, und nicht mehr in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Mutter verharren müssen. Wir dürfen uns aus diesen Abhängigkeiten lösen, soweit es für uns notwendig ist.
Oft ziehe ich da Vergleiche mit der Tierwelt.
Eine Tiermutter "beißt" ihr Junges richtiggehend weg, damit es die Mutter verlässt. Und dann geht das Junge. Oft weit weg und sieht die Mutter nie wieder.
Und wir Menschenmütter? Wir versuchen unsere "Jungen" möglichst lange an uns zu binden.
Naja, diese Bindung ist wohl irgendwie von Nöten, damit wir im Alter nicht "von den Hyänen" gefressen werden. So wie das Ende einer alten Tiermutter in der Regel aussieht.
Aber wir Mütter hätten es in der Hand, unseren Kindern soviel Freiheit zu lassen, dass sie im Alter gerne für uns da sind.