Übertragung und Gegenübertragung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tellmewhy
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Beitrag Di., 10.04.2012, 15:50

Sorry, habe gerade gemerkt, dass ich gar nicht weiß, woran es liegt, dass du das sagst. "Nicht verstehen" war mein erster Eindruck. Wenn ich deinen Grund kennen lernen würde und dessen Hintergrund kann ich deine Aussage für dich richtig als Patientin begreifen.
In der Psychotherapie muss es Regeln geben, die für alle Patienten und für alle Therapeuten gelten können. Damit die bestmögliche Behandlung möglich wird. Ich finde also deine Aussage nicht an sich schwierig - sie ist als abstrakter Gedanke richtig, wie gesagt ohne, dass ich den inneren "Modell-Grund" dafür verstehe. Konkret ist deine Aussage falsch, der lebenslänglichen Abstinenz keine Bedeutung für die Therapie und den Therapieerfolg beizumessen.

tellmewhy

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**AufdemWeg**
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Beitrag Di., 10.04.2012, 16:17

wenn sich das Beziehungsverhalten des Therapeuten dahingehend verändert, dass es nicht immer ausschließlich um das Wohl des Patienten geht und dieses Kriterium wird verletzt, wenn der Therapeut zur Privatperson wird egal in welchem Maße.
Irgendwie gibt mir das gerade ein ganz starkes Gefühl von Sicherheit.
Wobei ich eine Frage noch hätte: wann fängt es an, dass ein Therapeut zur Privatperson wird? Also wo ist da die Grenze?

Ich habe immer mal wieder nachgedacht ob ich gerne mit meiner Therapeutin befreundet wäre.
Ja, in regelmässigen Abständen versuche ich sie von der Richtigkeit gemeinsam jetzt einen Kaffee trinken zu gehen zu überzeugen (was nie auch nur ansatzweise gelingt)
ABER und jetzts kommts:
Wenn sie ja sagen würde bekäme ich es mit der Angst und wäre sehr wahrscheinlich nicht in der Lage mit ihr Kaffee trinken zu gehen.
Der Gedanke, dass sie hier zu uns nach Hause kommt ist wirklich beängstigend, so, als würde mir etwas weggenommen werden.

Was ich mir wünsche ist etwas anderes: ich hätte sie gerne so wie sie ist als Therapeutin, das Problem ist, dass ich sie gerne IMMER so hätte...
wobei...will ich das wirklich IMMER?

Spannendes Thema dass du da hast, tellmewhy
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debussy
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Beitrag Di., 10.04.2012, 16:45

ich sehe starre regeln in professionellen beziehungen durchaus positiv.

eine starre regel sollte sein, dass eine lebenslange abstinenz dann zumindest vom therapeuten eingehalten werden muss, wenn auch nur die LEISESTE MÖGLICHKEIT besteht, dass durch eine private kontaktaufnahme eine verunsicherung bzw. destabilisierung des / der ehemaligen patienten/in hervorgerufen werden KÖNNTE.

und das ist hier offensichtlich passiert.

dies müsste ein guter / professioneller therapeut beachten.

und da eben auch therapeuten nicht gedanken lesen können, ist von solchen schwammigen beziehungsversuchen generell abzuraten.

natürlich kann es ausnahmen geben. aber eben nur dann, wenn sich der thera sicher ist, nach berücksichtigung ALLER eventualitäten, dass dadurch kein schaden angerichtet wird.

es ist erschreckend, wiviel wahsinnige herumrennen und sich therpeuten nennen.

ich möchte wieder einmal ein beispiel aus der fliegerei geben:
wäre fliegen zu 99,9% sicher würden in frankfurt/main täglich 16 flieger abstürzen.
(das zum thema: "wie sicher kann man sein"?

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**AufdemWeg**
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Beitrag Di., 10.04.2012, 16:48

das zum thema: "wie sicher kann man sein"?
also falls das auf meine Worte bezogen sein sollte, dass ich mich sicher fühle: Ja, ich fühle mich da ABSOLUT sicher, dass meine Therapeutin NIEMALS privaten Kontakt zu mir aufnehmen würde, nicht nach 2, nicht nach 10 Jahren.
Was mich sicher macht?
Das Wissen, dass dieser "Kühlschrank" keine Wahnsinnige ist *g
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zitronenlolly
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Beitrag Di., 10.04.2012, 21:41

Also…ich war heute mal wieder mit meinem Ex-Therapeuten Kaffee trinken…alles war gut! Es wird besser umso öfter wir uns treffen, umso menschlicher es dadurch wird. Ich glaube, dass ich und er wirklich einen guten Draht zu einander haben und es nicht nur aufgrund einer therapeutischen Symbiose ein gutes Verhältnis ist. Hoffendlich bleibt das so!

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 07:38

Und ich wollte noch sagen,
für mich ists völlig in Ordnung von ihm etwas aus seinem Privat leben zu erfahren (das habe ich ja auch bereits), Gefühle oder Beweggründe usw.. Ich will das sogar, das macht die Sache Menschlicher… Was bei meiner Geschichte noch besonders ist. Ich denke das ich noch was aus meiner Vergangenheit zu klären habe und ich denke das mein Ex-Therapeut der Mann dazu is
Also…ich war heute mal wieder mit meinem Ex-Therapeuten Kaffee trinken…alles war gut! Es wird besser umso öfter wir uns treffen, umso menschlicher es dadurch wird. Ich glaube, dass ich und er wirklich einen guten Draht zu einander haben und es nicht nur aufgrund einer therapeutischen Symbiose ein gutes Verhältnis ist.

Guten Morgen Zitronenlolly,

in welchem Verhältnis steht ihr denn nun zueinander?
Therapeutisch ist das nicht, oder?
Aber du willst doch Dinge noch klären mit ihm.
Wie vollführt ihr diesen Spagat?

LG ADW
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Tellmewhy
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Beitrag Mi., 11.04.2012, 13:54

Hi. Ja, ist ein wichtiges Thema. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es damit ausdrücke, wenn ich sage, dass für mich die Grenze zum Privaten darin besteht, dass für den Patienten klar erkennbar und begreifbar ist, ob er tatsächlich Verantwortung für die Bedürfnisse des Therapeuten übernimmt, oder ob es nur die Gedanken des Patienten sind, oder die Gefühle des Patienten, die auch als solche zur Aussprache kommen können ohne Realität werden zu müssen und zu können. Dazu bedarf es eines geschützten und neutral kommunizierten Beziehungsangebots seitens des Therapeuten, dem Professionalität eben zugrunde liegt.

Therapie ist eben nicht nur abhängig vom äußeren "Raum", sondern auch von der Stabilität eines "inneren Beziehungsraumes". Wenn ich mit meinem Therapeuten Kaffee trinken gehe, verlasse ich immer den inneren Beziehungsraum oder ich suche immer noch in einer anderen RÄUMLICHKEIT (z.B. Cafe) danach, weil die Therapie keine war.

tellmewhy

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zitronenlolly
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Beitrag Do., 12.04.2012, 09:01

@ AufDemWeg
Welchen Spagat???
Wir stehen in keinem therapeutischen Verhältnis mehr!

@ tellmewahy
Sorry, ich weiß gar nichts mit deinem Kommentar anzufangen- einfach vom Verständnis…kannst du es vielleicht nochmal anders formulieren?

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Mia Wallace
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Beitrag Do., 12.04.2012, 16:40

Sausewind hat geschrieben:Durch dieses Angebot von ihr wird das natürlich wieder alles aktiviert.
Gott sei Dank im Moment nicht mit unaushaltbarer Wucht, aber es ist schon sehr heftig .
Sausewind hat geschrieben:Ich könnte mich da auch kaum von abgrenzen.

Ja das ist grad schwer
Sausewind hat geschrieben:das was Altes ist, was da aktiviert wird

Danke für diese Erinnerung. Eigentlich ist mir das natürlich klar, aber ich vergesse oft diesen hilfreichen Trick, mir klar zu machen, dass das alte Gefühle sind, die im Hier und Jetzt nicht angebracht , oder nein: nicht mehr nötig sind.
Sausewind hat geschrieben:Wußte sie denn eigentlich, dass du so heftig für sie empfindest? Denn dann hätte man natürlich erwarten können, dass sie von sich aus die Wunde nicht noch mal extra aufreißt und dich so emotional in Schwierigkeiten bringt . .

Das ist, was mich so wütend macht. Sie wusste bis ins Letzte um die Heftigkeit meiner Gefühle für sie.

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Mia Wallace
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Beitrag Do., 12.04.2012, 17:00

**AufdemWeg** hat geschrieben:Ja, in regelmässigen Abständen versuche ich sie von der Richtigkeit gemeinsam jetzt einen Kaffee trinken zu gehen zu überzeugen (was nie auch nur ansatzweise gelingt)
ABER und jetzts kommts:
Wenn sie ja sagen würde bekäme ich es mit der Angst und wäre sehr wahrscheinlich nicht in der Lage mit ihr Kaffee trinken zu gehen.
Das nennt man auch Ambivalenz und ich hab mir sagen lassen, dass dieses Gefühl ganz normal ist

**AufdemWeg** hat geschrieben:Der Gedanke, dass sie hier zu uns nach Hause kommt ist wirklich beängstigend, so, als würde mir etwas weggenommen werden.
Du schreibst im anderen Thread, dass alles, was Du nicht kontrollieren kannst, Dir Angst macht.
Wenn ein anderer wirklich auf einer persönlichen Ebene in Beziehung tritt, dann ist das ja ein Kontrollverlust, weil dann der andere ja als Beziehungspartner etwas wollen könnte und zwar einem Moment, in dem er/sie es will. Oder er könnte auch Weggehen, wenn er nicht bekommt, was er will.

Insofern ist Deine Therapeutin vielleicht inzwischen gefodert, Dir ein Übungsfeld zu bieten, um Dir die Erfahrung zu ermöglichen, dass so ein Kontrollverlust nicht so existenziell bedrohlich sein muss, wie Du ihn erlebst.

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Tellmewhy
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Beitrag Fr., 13.04.2012, 20:30

Hallo zitronenlolly.

Was soll ich anders formulieren, was verstehst du nicht?


tellmewhy

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zitronenlolly
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Beitrag Fr., 13.04.2012, 20:59

Tellmewhy hat geschrieben: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es damit ausdrücke, wenn ich sage, dass für mich die Grenze zum Privaten darin besteht, dass für den Patienten klar erkennbar und begreifbar ist, ob er tatsächlich Verantwortung für die Bedürfnisse des Therapeuten übernimmt, oder ob es nur die Gedanken des Patienten sind, oder die Gefühle des Patienten, die auch als solche zur Aussprache kommen können ohne Realität werden zu müssen und zu können. Dazu bedarf es eines geschützten und neutral kommunizierten Beziehungsangebots seitens des Therapeuten, dem Professionalität eben zugrunde liegt.
tellmewhy
Diesen Satz verstehe ich nicht!

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 14.04.2012, 08:08

zitronenlolly hat geschrieben:Ich glaube, dass ich und er wirklich einen guten Draht zu einander haben und es nicht nur aufgrund einer therapeutischen Symbiose ein gutes Verhältnis ist. Hoffendlich bleibt das so!
Habt ihr denn mal über die Art eurer Beziehung gesprochen?

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 14.04.2012, 08:20

WOOOOOOOOOOOAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH


Ich war gestern SOOOOOOO kurz davor, sie anzurufen.
(gleich vorneweg: ich habe es Gott sei Dank nicht getan)

Das Gedankenkarussel hat sich schon in der Nacht davor, die ich durchwacht hatte, weil ich natürlich nicht mehr einschlafen konnte) gedreht:
Die Theorie: "was, wenn ich jetzt nur deshalb nicht anrufe, weil ich doch immer noch Hoffung auf die so lange herbeigesehnte Symbiose in mir habe. Also doch noch nicht mit dem Thema abgeschlossen habe und aus Angst festzustellen, dass es diese Symbiose natürlich nicht gibt, das ganze lieber in der Schwebe halte (indem ich mich nicht melde und mir nicht nochmals eine diesbezügliche Abfuhr hole).
Und mich so vielleicht um einen tollen Kontakt zu ihr bringe.

Irgendwie so....

Da kann was dran sein, oder auch nicht. Was mich so beängstigt ist, dass mein Impuls, anzurufen je mehr ich im Gedankenkarussel war, umso stärker wurde und ich tatsächlich zweimal den Hörer in der Hand hatte. Meine beiden Hirnhälften haben einen erbitterten Machtkämpfe geführt .
Gottseidank hat die für das rationale, analytische oder was immer zuständige Hälfte sehr knapp nach Punkten gesiegt und ich hab doch lieber meine beste Freundin angerufen.

Mich erschreckt, wie sehr mich so ein simples Brieflein von ihr aus dem Gleichgewicht bringen kann.
Das gibts doch nicht!!!!!!!!!

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carö
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Beitrag Sa., 14.04.2012, 10:31

liebe mia,

diese gedanken kenne ich auch
man könnte es aber noch mehr verknoten, indem man denkt, dass diese gedanken wiederum dir nur vormachen wollen, dass du ES tun kannst, weil du dann feststellen würdest, dass alles gut ist und ne freunschaft möglich ist, insgeheim wollen dich diese gedanken aber verführen und dich in ihre arme schicken... rationalisierung

erstmal gut, dass die eine hälfte, die zuständig ist für was auch immer, gesiegt hat..... du gewinnst ZEEIIITTT....

aber... ich würde auch sagen, wenn es dich dahin zieht und du es unbedingt wissen willst, dann machs. denn davon wird nicht alles zusammenstürzen, es sei denn es war nur ein kartenhaus.
du könntest ihr all das, was du hier geschrieben hast, sagen... bedrängen würde sie dich sicher nicht. oder du schreibst es ihr, so wahrst du mehr distanz. und mehr kontrolle über dich selbst. du könntest ihr sagen, dass du einfach noch mehr zeit brauchst.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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