Übertragung und Gegenübertragung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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zitronenlolly
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Übertragung und Gegenübertragung

Beitrag Sa., 07.04.2012, 22:28

Also...
Nach zehn Jahren habe ich zu meinem damaligen Therapeuten wieder Kontakt, dieses mal Privat, also ohne Therapeutischen rahmen, und es ist so als ob sich nichts verändert hätte! Ich sehe in ihm meinen Vater und er in mir seine Tochter- was soll ich davon halten??? Er gesteht seine Gefühle ein und ich auch, trotzdem weis ich nicht wie ich mich verhalten soll.

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candle.
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 22:33

Willkommen im Forum zitronenlolly!

Vielleicht magst du etwas mehr zu deiner Situation schreiben, denn ich weiß noch nicht viel mit deiner Frage anzufangen.

Was ist denn für dich das Problem? Bist du sicher, dass es sich um Übertragung handelt?

Wie oft habt ihr euch denn jetzt unter welchen Vorraussetzungen getroffen?

Wie du dich verhalten sollst ist eine schwere und sehr individuelle Frage. Da mußt du selber schauen? Soll es Freundschaft werden?

Viele Grüße!
candle
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Hamna
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 22:38

Hallo zitronenlolly und herzlich Willkommen hier im Forum


Es hört sich so an, als würdest du dich nicht freuen über den Kontakt sondern würdest dem eher ambivalent gegenüberstehen. Wollt ihr denn jetzt Kontakt halten und wie soll der sich gestalten, habt ihr darüber gesprochen?

Und wie kam der Kontakt zustande?
zitronenlolly hat geschrieben: was soll ich davon halten???
Weiß ich auch nicht. Wie fühlt es sich denn für dich an?

LG, Rilke

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zitronenlolly
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 22:49

Naja, ich bin mir schon sehr sicher, dass es eine Übertragung ist...da ich damals, noch jugendlich (14), schon ein sehr guten und besonderen Bezug zu ihm hatte- er machte mir Geschenke und vereinbarte mehr Termine und Telefonate wie üblich. Er ist 30 Jahre älter, hat zwei Kinder in meinem alter und sagte mir kürzlich, dass ich für ihn damals wie eine Tochter war, DAMALS wie es heute ist weis ich nicht wirklich...wir treffen uns ca. einmal im Monat und schreiben 2-3 Wöchentlich Mails. Mir gefällt das und ich würde gerne mehr Kontakt haben wollen- nämlich den den ich so vermisse, eine Schulter zum anlehnen usw., was ich nie hatte. Aber ich weis gar nicht einzuschätzen ob er das auch so versteht?


Kurzum: er hätte mich adoptiert wenn ich nicht seine Patientin gewesen wäre. Und weil ich Sauer war weil das nicht ging, wendete ich mich ab. So und jetzt sind wir wieder da wo wir waren nur eben 10 Jahre später! Und das geht doch nicht oder?

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zitronenlolly
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 23:06

Das Thema „Wurmt“ mich so, dass ich nicht mal Hallo gesagt habe...

Hallo, erstmal!!!

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Hamna
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 23:12

zitronenlolly hat geschrieben:Hallo, erstmal!!!
Ja, hallo

Macht aber nix, einen Vorstellungsthread kannst du auch später noch eröffnen, aber auch das ist keine Pflicht

Also, das bringt dich alles ganz schön durcheinander. Wichtig finde ich zu klären, ob ihr beide das selbe wollt. Wenn eure Gefühle noch die selben sind wie damals, kann ich da erstmal nichts schlimmes dran finden. Also, er hat väterliche Gefühle für dich, du sehnst dich nach einer Schulter zum Anlehnen. Ja mei, ist ja erstmal nicht verwerflich. Dir das damals so zu sagen mit den Adoptionswünschen, dir Geschenke zu machen etc. war sicher nicht sehr professionell, aber mittlerweile seid ihr beide erwachsen und du nicht mehr seine Patientin.

Aber irgendwas daran ist dir offensichtlich nicht ganz geheuer. Versuche, das zu klären - mit dir und/oder mit ihm.

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candle.
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 23:14

Was wurmt dich? Die alten aufgeflammten Gefühle? Nun ja, jetzt bist du eine erwachsene Frau und kannst dich ja dementsprechend verhalten und "wehren" oder wie auch immer.

candle
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lamedia
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Beitrag Sa., 07.04.2012, 23:30

Wie ich es jetzt verstehe (Hallo zitronenlolly ) - "wurmt" Dich, dass Du trotz Eures Kontakts noch eine (unerfüllte) Sehnsucht hast - so wie damals... Dass sich also die "Übertragung" noch nicht so richtig aufgelöst hat? Und Du fragst Dich jetzt, ob "noch mehr" geht und ob das alles richtig so ist?

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zitronenlolly
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Beitrag So., 08.04.2012, 07:19

Ja, genau lamedia- so in etwa kann man das sagen...

Wie würdet ihr den mit der Situation umgehen?
Hat jemand was ähnliches erlebt???
Ich würde sagen ich bin ein ganz normaler Mensch (je nachdem was man so als normal versteht- meine Treffer habe ich auch), ich habe Mann, Kind, Job usw., aber mit der Situation kann ich nicht normal umgehen. Ich möchte aber auch nicht den Kontakt abrechen, weil das ja jener ist den ich mir offenbar schon so lange wünsche!

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lamedia
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Beiträge: 717

Beitrag So., 08.04.2012, 10:13

Ich glaube, zitronenlolly, Dein "Konflikt" spielt sich vor allem in Dir drinnen ab. Oder wie genau äußert es sich, dass Du nicht "normal damit umgehen" kannst?
Magst Du noch mal berichten, wie die Kontaktaufnahme genau zustande kam. Warum gerade nach über zehn Jahren? Vor allem, in welcher Situation Du gerade warst, als das geschehen ist, und mit welchen Gefühlen Du die Kontaktaufnahme im ersten Moment erlebt hast? - Was ist gerade sonst in Deinem Leben los? Wo fehlt Dir was, warum fehlt Dir was? Und: Welche Rolle spielte der Therapeut in der langen Zeit, als es keinen Kontakt gab? Vielleicht hilft es Dir erstmal, Dich etwas mehr in Deiner Gesamtsituation auch außerhalb dieser Beziehung zum Ex-Therapeuten zu betrachten.

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mitsuko
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Beitrag So., 08.04.2012, 10:18

Weißt du, für mich klingt das so, als habe sich da endlich etwas aufgetan, was du dir vor sehr langer Zeit erträumt hast. Und jetzt kannst du es haben.
Das Blöde ist nur, du hast schon was ganz anderes. Du bist gar nicht mehr das kleine Mädchen, das nicht glücklich sein kann ohne die starke Schulter des lieben, alten Papis.
Und jetzt ist halt die Frage, ob du es wieder werden willst.


pandas
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Beitrag So., 08.04.2012, 14:42

hallo zitronenlolly,

vielleicht ist es ja gar nicht exact so wie damals: Du schreibst selbst, Du erlebst Dich als erwachsene Frau, die auch schon etwas geschafft hast, siehst ihn aber noch Ü-technisch als "Vater" - Nun von den Rollen wäre es ja so, dass Du gerade dann auch Ablösungswünsche hättest, ein anderes Verhältnis als früher, mehr Distanz zu den Eltern, eigenständig Entscheidungen treffen etc.

Vielleicht kannst Du den Kontakt peu a peu reduzieren: Nur einmal im Monat treffen, aber keine Mails o.ä.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Mia Wallace
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Beitrag So., 08.04.2012, 15:45

zitronenlolly hat geschrieben:Wie würdet ihr den mit der Situation umgehen?
Hat jemand was ähnliches erlebt???

schluckschluckschluck......................
ja ich
(für mich auch ein, wenn nicht DER Grund, mich hier anzumelden).
Eigentlich wollte ich ja einen eigenen Thread zum Thema eröffnen, aber vielleicht schreibe ich auch (falls das ok ist, liebe Zitronenlolly) einfach hier mit...?

zitronenlolly hat geschrieben:Ich würde sagen ich bin ein ganz normaler Mensch (je nachdem was man so als normal versteht- meine Treffer habe ich auch), ich habe Mann, Kind, Job usw., aber mit der Situation kann ich nicht normal umgehen. Ich möchte aber auch nicht den Kontakt abrechen, weil das ja jener ist den ich mir offenbar schon so lange wünsche!
Genauso ist es bei mir auch (außer den Kind ) und genau so empfinde ich auch.
Allerdings ist es bei mir auch (noch) nicht zu einem tatsächlichen privaten Kontakt gekommen.



Aber es eröffnet sich gerade eine Perspektive in diese Richtung und ich bin so gespalten und ambivalent wie noch nie in meinem Leben.

Ich erzähl vielleicht mal kurz:
Meine Therapie ist seit knapp zwei Jahren beendet (nach vielen Jahren bei ihr schließlich in beiderseitigem Einvernehmen vereinbart, von mir gewünscht, mit durchlebtem und durchlittenem Abschied).
Ich war verliebt, abhängig bis zum Gehtnichtmehr, viel zu lange und viel zu kurz bei ihr, habe agiert, sie und mich zur Weißglut gebracht, gelitten, die Beziehung genossen, profitiert wie sonst von wenig in meinem Leben, bin mit ihrer Begleitung viele Schritte gegangen, die ich nie für möglich gehalten hätte, durfte nachreifen, wurde ausgehalten und so genommen, wie ich war. Das ganze Programm . Und sie war immer professionell, mit den Jahren immer öfter spürbar und nahbarer als zu Beginn, aber immer in professioneller Distanz.

Ich habe unendlich vermisst. Aber es ist langsam besser geworden.

Und jetzt habe ich -völlig aus dem Nichts- einen Brief von meiner ehemaligen Therapeutin an meine ehemalige Privatadresse erhalten. Mir auf etwas abenteuerlichen Wegen nachgeschickt, weil ich inzwischen umgezogen bin und sie meine neue Adresse natürlich nicht hatte.

Sie teilt mir in diesem -handgeschriebenen, zweiseitigen- Brief, in einer ganz komischen, verwirrenden Mischung inhaltlich manches Persönliche (uaaahhh) mit, aber nicht wirklich in die Tiefe gehend und eher beiläufig, wenig greifbar und eher allgemein formuliert (also so und so ist es, aber nicht wie sie dabei nun empfindet, obwohl es schon etwas sehr Persönliches ist).
Und neben ihrer neuen Praxisadresse (sie ist offenbar umgezogen) stehen in diesem -handgeschriebenen- Brief auch ihre Privatadresse, ihre private Handynummer, ihre private Festnetznummer und ihre private Mailadresse. Explizit als "meine privaten Kontaktdaten sind" betitelt .
Das ganze mit dem Satz, dass sie sich freuen würde, von mir zu hören.
(Aber ohne Erklärung, was das nun genau heißen soll )
Das ist eigentlich nicht ihre Art (die immer glasklar und unmissverständlich war- sie hat mich nie im Ungewissen gelassen) und lässt mich mehr als verwirrt zurück.

Zumal das, so wie der Brief formuliert und gehalten ist allles und nichts bedeuten kann.



Wie ich jetzt damit umgehen soll.....Keine Ahnung.
Mein Bauch schreit natürlich: melde Dich. Mein Kopf sagt: bloß nicht.

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Sausewind
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Beitrag So., 08.04.2012, 15:58

@Mia Wallace:

Ui, das ist ja heftig, was du beschreibst. Kontaktaufnahme seitens der Thera aus dem Nichts . . ich glaube, da wäre wohl jeder Patient mit überfordert . .

War das denn das erste Mal, dass sie dir Persönliches mitgeteilt hat? Also wusstest du vorher wirklich gar nichts von ihr?

Spontan würde ich denken (wieder mal), dass Therapeuten eben auch nur Menschen sind und sich verstricken und sehnen und eine aktive Beziehung zu ihren Klienten eingehen . . (sicherlich nicht alle, aber doch sicherlich öfter als man denkt).

Vielleicht lagst du ihr einfach am Herzen? Und sie hat sich Gedanken/Sorgen gemacht, wie es dir geht? Aber ich wäre damit auch überfordert, völlig. Mein Therapeut ist auch oft sehr fürsorglich, und ich komme damit auch zum Teil kaum zurecht.

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carö
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Beitrag So., 08.04.2012, 16:46

liebe mia w.

auch schluck... das liest sich für mich auch sehr heftig. ich kann ein wenig nachvollziehen, was für ein durcheinander das auslösen kann. würde mich auch sehr überfordern.

darf ich fragen, wie ihr verblieben seid beim abschied?
gab es gar keinen kontakt mehr in diesen zwei jahren ? klingt so, da sie von deinem umzug nichts wusste...
ist es für dich so, dass du nie und nimmer mit einer kontaktaufnahme ihrerseits je gerechnet hättest ?

vielleicht kannst du dir auch noch etwas zeit geben vor einer sonstwie gearteten reaktion oder nicht-reaktion, um für dich selbst erstmal sicherer und klarer zu werden, was du willst.

lg
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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