Ein Leben ohne Partner und Kind(er)

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Thanker
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Beitrag Do., 03.12.2009, 20:09

Eremit hat geschrieben:Ging ich arbeiten, war ich zu fern. Blieb ich zuhause, kamen Vorwürfe wegen des fehlenden Einkommens. Ich bin keine Ausnahme, sondern die Regel.
Ich wüßte mal zu gerne, wie viele dieser "Hausmänner" von ihren Frauen verlassen werden oder Hörner aufgesetzt bekommen; ich kann mir allerdings vorstellen, daß das Ausbleiben sämtlicher männlicher Karriereambitionen für nicht wenige Frauen extrem unsexy rüberkommt...

Natürlich wäre eine solche Studie politisch höchst inkorrekt, würde sie doch die Grundfesten der Emanzipation erschüttern. Allerdings weiß ich aus meinem Bekanntenkreis, daß meist Frauen diejenigen sind, die ein "aaah" und "oooh" verlauten lassen, wenn man erwähnt, man habe promoviert (und beschämt zur Seite gucken, wenn man erwähnt, man sei arbeitslos).


Nicht daß man mich falsch versteht: Das Modell Elterngeld ("Hausmann auf Zeit") finde ich gut, ich möchte davon so viel in Anspruch nehmen, wie möglich; ich sehe dies durchaus als eine Art "Sabbatical" an, das nicht nur meiner Familie nützt, sondern auch meinem Selbstverständnis als Vater.

Nur: Man sollte sich nicht einbilden, das jahrtausendealte System der Natur überlisten zu wollen, indem man schnell mal die Rollen von Mann und Frau tauscht. Das kann in Einzelfällen funktionieren, muß aber nicht.
Zuletzt geändert von Thanker am Do., 03.12.2009, 20:20, insgesamt 2-mal geändert.

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Dunkle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 20:15

Eremit hat geschrieben:Muß ja ein toller Job sein, in dem man 6 Stunden täglich arbeitet und trotzdem auf einen guten Verdienst kommt, daß es für Dich und das Kind reicht. Wenn ich mir die Frage erlauben darf, in welcher Branche arbeitest Du, Dunkle?

Und was signalisierst Du eigentlich Deiner Tochter? Daß Männer entbehrlich sind, und Kinder kann man ohne weiteres in Krippen abschieben. Wundere Dich nicht, wenn Du als Mutter genauso entbehrlich wirst.
Ich glaube ja , Eremit, nach Deinem jetzigen Beitrag, dass wir so entfernt voneinander nicht sind.

Es tut mir leid, dass Du so schlechte Erfahrungen gemacht hast, Dir Dir Deine ehrenwerten Intentionen so verleidet haben.

Hier noch einige Richtigstellungen:
Ich kriege Unterhalt vom Vater meiner Tochter.
Nur so kann ich mir leisten, sechs Stunden zu arbeiten.
Ich arbeite in einem non-profit-Bereich, in dem die Verdienste im Vergleich zur Wirtschaft eher niedirg sind. Dafür scheint mir das Verständnis für verhältnisse wie meinem etwas besser ausgewogen. Ich weiß aber, nicht jeder kann/will so etwas machen.
Ich signalisiere meiner Tochter notgedrungen, dass ich alles in meiner Macht stehende tue, um den fehlenden Papa zu ersetzen (der sich aus freien Stücken entschieden hat, aus Karrieregründen (und aus vielen anderen Gründen), 500 km von uns weg zu leben.
Ich habe mich entschieden, meine Tochter, die sonst nur mit mir allein zu Hause war, dann regelmäßig mit anderen Kindern zusammenzubringen, als sie sich auffällig für andere kinder interessierte und mit ihnen spielen wollte. Da war sie zwei Jahre alt. Die vier Stunden täglich in dem kleinen Kinderladen haben sie stark vorwärts gebracht. Ihre Sprache entwickelte sich schneller, sie lernte, mit anderen Kindern umzugehen und zu teilen. Da habe ich sie nicht "abgeschoben", sondern uns beiden etwas ermöglicht.


Eremit
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Beitrag Do., 03.12.2009, 20:20

Thanker hat geschrieben:Ich wüßte mal zu gerne, wie viele dieser "Hausmänner" von ihren Frauen verlassen oder betrogen werden; ich kann mir vorstellen, daß das Ausbleiben sämtlicher männlicher Karriereambitionen für nicht wenige Frauen extrem unsexy rüberkommt...
Es ist nicht ganz so krass. Aber es ist ein Problem. Ich ging am Ende halbtags arbeiten und war den Rest des Tages für die Kinder da. Am Ende kam die Frau zu kurz, die, getrieben von der Propaganda, eine moderne Frau kann und MUSS alles haben, sich vernachläßigt fühlte.

Frau, Kinder, Arbeit. Drei Extreme, die ich immer wieder hin- und hergeschlichtet habe. Immer und immer wieder. Eines kam dabei immer zu kurz, da ich ja auch nur ein Mensch bin. Am Ende bleibt immer genug Material für einen Strick.

Nebenbei, ich bin wirklich 30.


Eremit
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Beitrag Do., 03.12.2009, 20:26

Dunkle hat geschrieben:Ich glaube ja , Eremit, nach Deinem jetzigen Beitrag, dass wir so entfernt voneinander nicht sind.
Wir könnten gar nicht weiter voneinander entfernt sein, denn:
Dunkle hat geschrieben:Ich signalisiere meiner Tochter notgedrungen, dass ich alles in meiner Macht stehende tue, um den fehlenden Papa zu ersetzen
So etwas würde mir NIEMALS über die Lippen kommen, auch nicht über die Tastatur. Ein Kind braucht seine Mutter. Ich kann der Superpapa schlechthin sein, aber ich kann niemals die Mutter ersetzen. Ich bin nur ein ElternTEIL.
Dunkle hat geschrieben:Ich kriege Unterhalt vom Vater meiner Tochter. Nur so kann ich mir leisten, sechs Stunden zu arbeiten.
Und wie viele alleinerziehende Männer bekommen Unterhalt von ihren Frauen?

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Dunkle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 20:27

@Thanker
Dann will ich mich hier mal auf die andere Seite schlagen (mir dem Verdacht bewusst, dass mir nicht so ohne Weiteres geglaubt wird, da die Erfahrungen zu schlecht zu sein scheinen)...:

Ich finde Männer, die es schaffen und wagen, mal längere Zeit allein mit ihrem Kind zu Hause zu sein, bewunderswert. Jeden Morgen beobachte ich einen Papa, der sich mit einem Kinderwagen im Bus abmüht. Ich finde den toll. Ich hatte einen Kommilitonen, der mit seinen zwei kleinen Kindern zwei Jahre zu Hause war, während seine Frau Zahnärztin wurde. Er hat danach studiert. Es waren harte Zeiten, aber der Mann hatte einen untrüglichen Sinn für Realismus und konnte einfach mitreden bei Fragen der Kindererziehung. Ich habe immer gehofft, auch so einen Mann kennenzulernen. Hat leider nicht geklappt.

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Thanker
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Beitrag Do., 03.12.2009, 20:29

Eremit hat geschrieben: Frau, Kinder, Arbeit. Drei Extreme, die ich immer wieder hin- und hergeschlichtet habe. Immer und immer wieder. Eines kam dabei immer zu kurz, da ich ja auch nur ein Mensch bin.
Diese Befürchtung habe ich auch, sollten wir uns dafür entscheiden, Kinder zu kriegen. Ich bin nicht der Belastbarste. Job und Freundin sind anstrengend genug - ich bin derzeit völlig ausgelastet. Natürlich könnte ich noch irgendwo Zeit und Energie abknappsen - doch die fehlenden Stunden der Muße und Entspannung würden zu Lasten meiner Seelenhygiene gehen.

Daher ist es für mich wichtig, daß ich mit einer Frau zusammen bin, die beim Unternehmen "Kinder kriegen" voll mitzieht, d.h. die bspw. nicht zwanghaft eigene Karriereansprüche anmeldet und gleichzeitig von mir erwarten würde, ebenfalls zu arbeiten (da ich sehr gut ausgebildet bin ist es unwahrscheinlich, daß sie mehr verdienen würde als meinereiner).

So selten sind solche (für Forenverhältnisse wohl eher "konservative") Frauen glücklicherweise nicht. Meine Freundin weiß, mit mir kann man reden (ebenso wie ich weiß, daß sie zu Kompromissen bereit ist). Frauen die immer und überall die Kampfemanze raushängen lassen müssen sind mir ebenso unsympathisch wie diese Püppchen ohne eigene Meinung, die sich als "Gebärmaschinen" wohl am besten eignen.


Eremit
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Beitrag Do., 03.12.2009, 21:29

Thanker hat geschrieben:Frauen die immer und überall die Kampfemanze raushängen lassen müssen sind mir ebenso unsympathisch wie diese Püppchen ohne eigene Meinung, die sich als "Gebärmaschinen" wohl am besten eignen.
Ich unterstreiche das mal ganz subtil.

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Dunkle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 21:55

Wie heißt der Thread so passend?

Ein Leben ohne Partner und Kind(er).

(sic!)

Adieu die Herren und viel Spaß noch


Gast
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Beitrag Do., 03.12.2009, 22:04

Dunkle hat geschrieben: Ich bin ein DDR-Kind, in meiner Klasse gabs eine einzige, deren Mutter zu Hause war, alle anderen Mütter gingen arbeiten.
Bin ich auch. Allerdings gäb's dazu viel Kritisches zu bemerken - das sprengte hier den Rahmen.

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mitsuko
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:14

Dunkle hat geschrieben: Adieu die Herren und viel Spaß noch
Kann ich gut verstehen. Will noch kurz dalassen, dass mir deine Worte gut gefallen haben. Ich bin zwar weder alleinstehend, noch Mutter, gedenke jedoch Kinder zu bekommen und weiter zu arbeiten. Mein Partner hat das Gleiche vor und ich bin mir sehr sicher, dass es eine ganz grpße Entlastung ist, da zu zweit zu sein und es ganz sicher für alleinerziehende Frauen meistens sehr hart ist, denn leider gibt es ja nunmal auch viele Väter, die nach einer Trennung so viel gar nicht mehr von sich hören lassen. Auf jeden Fall konnte ich mich gerade mit deiner Aussage identifizieren, dass man ja auch vielleicht einfach gerne arbeiten geht, weil es Spass macht. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es mir dann rundum besser geht. Das was man als steile Karriere bezeichnet, strebe ich nicht an und habe mich mmer schon gefragt, weshalb da immerzu so gerne von Kind oder Karriere geredet wird, als könne man nicht einfach so einer Arbeit nachgehen, ohne unbedingt der größte Oberboss von allen werden zu wollen. So einer will ich weder werden, noch will ich einen zum Partner. Ich denke auch nicht, dass man einem Kind unbedingt unglaubliche Reichtümer bieten muss. Was ist einzuwenden gegen einen mittleren Verdienst, den man ja zu zweit eigentlich gut haben kann, ohne überlange Arbeitszeiten. Wenn ich mich in meinem jetzigen Kollegium so umschau, die meisten Kolleginnen über 35 haben Kinder. Alleinerziehend ist nur eine, aber zumindest mit Mann und Arbeit scheint es schon auch bei vielen Paaren ganz zu klappen. Eremit, es tut mir ja leid, dass deine Frau ein solch unausgegorenes Wesen und mit nichts zufrieden war, ich bezweifle allerdings, dass das letztendlich wirklich anders gewesen wäre ohne Kinder, Karriere oder Hausmannstum. Viele der hier ansonsten vorgebrachten Vorstellungen über fehlende moralische Legitimation zur Mutterarbeit und das ganze Piepapo, sind für mich einfach nur zum Weglaufen. Tatsächlich fehlt mir daraum auch gerade (eigentlich immer) die Lust auf Stammtischdiskussionen dieser Art.

Ich hoffe, das wirkt jetzt nicht zu lethargisch, um anschließend noch schnell mein Outing als bekennende KAMPFEMANZE zu vollziehen. Tatsächlich bin ich nämlich stolz, das an dieser Stelle verkünden zu dürfen und fühle mich vor allem aufgrund der Anti-Emanzen-Beschwörungen geradezu dazu verpflichtet. Es versteht sich von selbst, dass Männer, die gerne mal Aussagen tätigen wie ihr zwei, Thanker und Eremit, für mich ganz genauso unsympathisch wirken, wie ich offenbar auf euch. Schön, dass wir das mal festhalten können.


Dann mache ich mir gerne Gedanken, aber das jetzt nur ganz am Rande und aus historischem Interesse heraus, weshalb man in Deutschland tatsächlich der Meinung ist, Mama, die nur fürs Kind da ist, sei eine 'traditionelle' Vorstellung. Kann auch gut sein, dass sich das mehr auf Westdeutschland beschränkt. Geschichtlich gesehen hatten Frauen ja kaum je Zeit, um nur für ihre Kinder da zu sein, da einen Haushalt führen lange Jahrhunderte eine ganz, gant andere Arbeit darstellte als heute. Also die Option bestand ja überhaupt nur wirklich die letzten paar Jahrzehnte, und das auch nur für Besserverdienende. Ist mehr ein Novum als eine Tradition.

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Dunkle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:42

@mitsuko
Danke für die Stärkung, Mit-Kampfemanze und kampf-schwesterliche Grüße !
Noch ne kleine Anmerkung zu Deiner Frage:
mitsuko hat geschrieben:Dann mache ich mir gerne Gedanken, aber das jetzt nur ganz am Rande und aus historischem Interesse heraus, weshalb man in Deutschland tatsächlich der Meinung ist, Mama, die nur fürs Kind da ist, sei eine 'traditionelle' Vorstellung. Kann auch gut sein, dass sich das mehr auf Westdeutschland beschränkt. Geschichtlich gesehen hatten Frauen ja kaum je Zeit, um nur für ihre Kinder da zu sein, da einen Haushalt führen lange Jahrhunderte eine ganz, gant andere Arbeit darstellte als heute. Also die Option bestand ja überhaupt nur wirklich die letzten paar Jahrzehnte, und das auch nur für Besserverdienende. Ist mehr ein Novum als eine Tradition.
Ist klar ein Novum, ja.
Diese Zuschreibung, dass es ein deutsches Unicum ist, betrifft ja auch erst das 20. Jahrhundert. Ich habe mal einen interessanten Aufsatz gelesen (nein, nein, nicht in der "Emma"! ), dass der Mutterkult der Nazis den Boden bereitet hat für den Weg, wie sich das Bild der Frau als Mutter in Westdeutschland dann in den fünfziger bis in die siebziger Jahre hinein (und eben teilweise bis heute, weil unreflektiert übernommen) gefügt hat. Da wird der Mutter quasi Übernatürliches zugesprochen, ein Alleinvertretungsanspruch, der nur sie allein befähigt, ihre Kinder zu erziehen und zu entscheiden, was richtig ist. Die "heilige Mutter" ist da nicht weit. Solange man ihr dieses "große Amt" zusprach, konnte man sie ja auch immer in diese Ecke verweisen, während die Männerdomänen ungestört blieben. Und davon ist sooo vieles hängengeblieben, auch in den Köpfen jüngerer Leute. Dieses übertriebene Misstrauen vor dem "Kinder-Abgeben" in Kindergärten und ähnlichem (in Baden-Württemberg heißen Ganztageskindergärten, die dort bis heute eine Rarität sind, ja "Tag-Heime", werden also quasi als halbe Kinderheime angesehen), das auch schon eingefleischte Misstrauen gegen in größeren Küchen gekochtes Essen (nur bei Mutti schmeckts am besten!) und die heute vielfach geäußerte Meinung, die immer leicht naiv daher kommt: Wozu habe ich dann denn Kinder bekommen, wenn ich sie dann jemandem anderen überlasse?
Wie gesagt, in unseren Nachbarländern (außer jetzt mal Österreich ) ist das Bild ja ganz anders. Französinnen und Skandinavierinnen sind da ganz anders eingestellt. Die These lautet sogar "Überall da, wo einst Faschismus herrschte, ist heute noch so ein Mutter-Frau-Bild vorzufinden".
Und natürlich wird ganz absichtlich sofort von "Karriere" geredet, wenn eine Frau, die Kinder hat, arbeitet. Weil eine "Frau mit Karriere" vielen Männern immer noch was sehr Unheimliches ist. Und so kann man eine solche Frau doch schnell in diese "Emanzen-Karriere-Ecke" abschieben und da bleibt sie dann... und darf sich ein schlechtes Gewissen machen. Statt dessen wird dann Demut und Dankbarkeit gefordert und genervt gefragt: Ja, willst du denn alles haben? ts ts ts. Das geht eben nicht! Eine Frau muss verzichten, jawoll! Sonst sind wir mitschuld am gesellschaftlichen Unglück...
Dass man einfach gern arbeitet und sich diese Freude nicht nehmen lassen muss, und ein Kind mit Hilfen von außen trotzdem zu einem guten Menschen heranziehen kann, wird ja auch hier geflissentlich überhört.

Viel Glück, Mitsuko!
Es ist zu schaffen! Nur Mut!

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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:19

Und so kann man eine solche Frau doch schnell in diese "Emanzen-Karriere-Ecke" abschieben und da bleibt sie dann... und darf sich ein schlechtes Gewissen machen. Statt dessen wird dann Demut und Dankbarkeit gefordert und genervt gefragt: Ja, willst du denn alles haben? ts ts ts. Das geht eben nicht! Eine Frau muss verzichten, jawoll! Sonst sind wir mitschuld am gesellschaftlichen Unglück...
Dass man einfach gern arbeitet und sich diese Freude nicht nehmen lassen muss, und ein Kind mit Hilfen von außen trotzdem zu einem guten Menschen heranziehen kann, wird ja auch hier geflissentlich überhört.
Falls du mich damit meinst, dann hast du mich aber gründlich missverstanden.

Was das Zitat oben angeht, finde ich, dass du hier sehr subjektiv schreibst. Offenbar hast DU mit diesem Vorteil zu kämpfen und übersiehst geflissentlich, dass Mütter, die zuhause bleiben als "Sozialschmarotzer", "faul" und "naive Muttchen" beschimpft werden, und zwar durchaus etwas aggressiver als das Emanzen-Vorurteil. Oder glaubst du, dass bilden sich alle andere nur ein?

Genau darum geht es doch: EGAL was frau tut, es ist falsch! Genau um diesen Konflikt geht es hier doch? Den scheinst du völlig zu ignorieren und den Leuten hier Sachen in den Mund zu legen, die sie so nicht gesagt haben.

Wir reden hier NICHT darüber, dass Frauen, die arbeiten, schlechte Mütter seien!!!! Wir reden hier darüber, dass egal was Frau macht, es falsch ist und man dazwischen zerrissen ist. Aber du siehst wohl nur deine Seite. Schade.

Was mich angeht: ich finde, Frauen sollten FREI entscheiden dürfen, was sie wollen! Ob arbeiten gehen oder zuhause bleiben. Und das dürfen sie offenbar nicht, denn s.o. EGAL für was sich frau entscheidet, hat man mit Diskriminierungen zu rechnen.

Und ja, wenn du so viel SPASS am Arbeiten hast und offenbar die richtige Stelle, dann könntest du durchaus wenigstens im Stillen "dankbar" dafür sein. Dass es anderen Frauen NICHT so gut geht, nicht so viel Glück haben, scheint dir ebenso entgangen zu sein wie die Tatsache, dass zuhause bleiben sogar NOCH MEHR verpönt ist als Arbeiten zu gehen.

Pardon: ich finde deine oben zitierte Auslegung einfach nur ärgerlich. Lese dir mal bitte die Statistiken durch, die belegen, dass die meisten Menschen unter der Armutsgrenze alleinerziehende Mütter sind. Warum? Weil sie alle zu FAUL zum arbeiten sind? Weil sie GERNE zuhause rumsitzen? Weil OMA ihnen da so eingeimpft hat? Wenn du das wirklich glaubst...??? Na, dann weiß ich auch nicht. Wirklich schön für dich, dass DU so ein Glück hast, dass dein Ex Unterhalt zahlt, dass du eine Stelle gefunden hast, die dir Spaß macht und sich vereinbaren lässt, ja, ganz toll für dich, großes Kino. Aber wenn du glaubst, dass dies die Norm oder gar selbstverständlich sei, dann ... nun ja, liegt mir das Wort "weltfremd" auf den Lippen.

Was ich dabei besonders bedauerlich finde: Gerade ich bin so jemand, der extreme (!) Unannehmlichkeiten in Kauf nimmt, um nicht nur daheim rumzusitzen. Da sind wir eigentlich einer Meinung. Aber deinem Vorurteil, dass nicht-arbeitende Mütter mit weniger Vorurteilen kämpfen müssten, weil DIESE ja im Gegensatz zu Dir dem westeuropäischen Zeitgeist entsprechen, dem kann ich mich nun beim besten Willen nicht anschließen.

*verärgert*

Gothika

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Dunkle
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:32

@Gothika

nein, sorry, du warst damit überhaupt nicht gemeint, sondern vornehmlich Thanker... ich ging davon aus, dass das zu merken wäre.
Naja, falsch gelegen.

Ja, Gothika, so unterschiedlich sind eben unsere Erlebensweisen. Ich musste mich bisher viel rechtfertigen dafür, dass ich arbeiten gehe ("Dein ARMES Kind!!" "Das schaffst Du nicht!" "Dann gib sie doch gleich ganz ab...".usw. usf.)
Die andere Ecke habe ich nicht mitbekommen, ich habe auch keinen Kontakt zu nicht-arbeitenden Alleinerziehenden. Darum geht es mir auch gar nicht. Und ich finde auch nicht, dass man die Beschimpfungs-Aggresivität gegeneinander aufwiegen kann: wer muss sich die aggresiveren Beschimpfungen anhören, die arbeitenden oder die Nicht-arbeitenden?
Und: doch, über Frauen, die arbeiten gehen möchten, wurde schon insofern geredet, als das Thanker die (rhetorische) Frage stellte, ob frau denn tatsächlich immer alles haben müsse...
Und dann kam die Betreuungs-Kritik usw. usw.
Insofern ist uns passiert, was eigentlich immer passiert: Zum Schluss hacken die Alleinerziehenden aufeinander ein, weil sie sich in jedem Falle unverstanden fühlen..
Das habe ich überhaupt nicht beabsichtigt, dass Du Dich angesprochen fühlst. Tut mir echt leid. Mit den Nicht-arbeitenden Müttern, die ich im Sinne hab, hast Du nun so ganz und gar nichts zu tun.
Doch seit deinem letzten Beitrag haben die Herren hier fröhliche Urständ' gefeiert, die vergeblich nach den Frauen zwischen Dummchen-Gebärmaschine und Kampfemanze suchen. Und das finde ich, ist schon schrecklich, wenn das Frauenbild zwischen diesen beiden Unverschämtheiten eingequetscht ist. Klar, dass es sich nicht finden lässt.

Natürlich, Gothika, sollen Frauen die Wahl haben. Aber es wird ihnen von jeder Seite aus schwer gemacht. So sieht es aus. egal, was passiert, es ist irgendjemandem nicht recht. Damit hast Du allerdings recht.

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Una
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 01:53

Schade das hier so Mißverständnisse aufgrund verschiedener Deutungen von Begriffen passiert sind.
Wenn ich heute Karriere sage, dann meine ich, dass man seine Chance auf den Beruf, den man gelernt oder studiert hat erhält, indem man am Ball bleibt.
Keineswegs meine ich damit ein gieriges unersättliches hinterherhecheln hinter materiellen Werten.
Und was das "alles haben wollen" betrifft:
Was ist daran falsch, seine Fähigkeiten und das Wissen das man sich angeeignet hat auch einsetzen zu wollen, auch nachdem frau geboren hat?
Frau ist doch kein anderer Mensch, nur weil sie zweimal schwanger war und Kinder hat.

Das ist für mich gerade aus dem Mund einer Frau wirklich absurd.
Was hier von den Männern so losgelassen wurde lässt mich vermuten, dass sie ganz schöne Probleme haben in dieser Welt. Denn so schnell das Wort Geschlechterkampf in den Mund zu nehmen und danach loszuschwadronieren:
Thanker hat geschrieben:Frauen die immer und überall die Kampfemanze raushängen lassen müssen sind mir ebenso unsympathisch wie diese Püppchen ohne eigene Meinung, die sich als "Gebärmaschinen" wohl am besten eignen.

Es wimmelt das wilde Klischee genauso blind durch die Gegend, wie das Sperma im Kondom, was?

Frauen die viele Kinder bekommen eignen sich dazu besser wenn sie keine eigene Meinung haben.
Denn Kinder gebären ist was für meinungslose. Aha.

Ich denke hier passt mal wieder der Satz: Das mit der Meinungsfreiheit ist ein Mißverständnis.
Nicht jeder der Meinung hat, muß sie deshalb auch eine äußern.
Wenn es so peinlich wird wie das da oben, dann bitte besser nicht.

Getriggert an ein Post erschienen hier Einlassungen, die
Tatsachen benennen als Kampf bezeichnen und ihn dann eigentlich selbst beginnen.

Geschlechterkampf war hier nur von demjenigen zu finden, der es als erster in den Mund nahm.
Und emanzipiert war das leider gar nicht Thanker.

Aber ein schönes Beispiel. Du bist gut ausgebildet, also verdienst Du auch das Familieneinkommen.


Oder weil der Job schon soooo anstrengend ist?
Warum ist es so, dass es meistens Männer sind, die besser verdienen?

Thanker hat geschrieben:Ich bin nicht der Belastbarste. Job und Freundin sind anstrengend genug - ich bin derzeit völlig ausgelastet.
Wie ist es denn für Deine Freundin?
Ein Spaziergang?
Thanker hat geschrieben:nicht zwanghaft eigene Karriereansprüche anmeldet und gleichzeitig von mir erwarten würde, ebenfalls zu arbeiten (da ich sehr gut ausgebildet bin ist es unwahrscheinlich, daß sie mehr verdienen würde als meinereiner).
Ab wann ist es denn pathologisch arbeiten gehen zu wollen?
Thanker hat geschrieben:So selten sind solche (für Forenverhältnisse wohl eher "konservative") Frauen glücklicherweise nicht.
Die gesünder sind im Kopf, nämlich.

@ Dunkle
Ich befürworte Kinderbetreuung wie Du es machen mußt um zu arbeiten sehr.
Wie soll es denn sonst gehen?
Arbeitslos zuhause wärst Du gleich wieder assozial. Erst ein Kind bekommen und dann nicht dafür sorgen, hieße es dann. Da war uns die DDR mit dem gesllschaftlichen Modell und der geistigen Entwicklung mal tatsächlich um einiges vorraus, denn da galt tatsächlich beider Arbeit etwas und das Thema Kinderbetreuung wurde wirklich gelöst.

Der historische Exkurs war auch sehr interessant und da könnte etwas dran sein.
Die Mutter als göttliche Alleskönnerin. Das passt.
Davor war die Kinderbetreuung entweder nicht vorhanden (zu Beginn der Industrialisierung waren die Frauen 14h arbeiten und überließen die Kinder sich selbst) oder sie wurde von wohlhabenden tendenziell delegiert. Auf dem Land war es noch am ehesten familiär, leider auch oft geprägt von harter Armut und Kinderarbeit.

Weltbevölkerungsmäßig sind wir Anschlag. Es braucht nicht noch mehr Kinder,
rein vom Aspekt der Überbevölkerung.
Es brauchen Kinder die schon geboren sind eine Chance, Versorgung, Bildung.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Schneekugel
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 09:23

Aber Thanker, warum ist es denn wichtig ob du mehr Geld verdienst als deine Partnerin beim Thema, wer zieht karrieremässig den Kürzeren? Wie du doch selbst gesagt hast hat Österreich ein SPITZEN-Sozialsystem das dafür sorgt, dass ihr vor dem Verrecken aufgefangen werdet und in aller Ruhe vor euch hinvegetieren könnt. Die Liebe zu eurem Kind und die Kraft die euch euer Kind wiederum gibt wird euch vergessen lassen, dass ihr eure Rechnungen nicht zahlen könnt, und euer Kind auf dem Weg zum Schulweg friert, da es leider nur zu einer Jacke vom Kik reicht. Sie wird auch eure Tränen trockenen wenn die ganze Klasse und alle Freunde eures Youngsters auf Klassenschiurlaub fahren...

Sarkasmus out: Tut mir leid, es ist mir leider nur echt aufgestossen, dass du gestern noch propagierst Frauen sollen sich keine Gedanken um Geld machen bevor sie an Kinder denken, weil Österreich lässt sie eh nicht verrecken, aber wenns um dich geht ist es für dich vollkommen verständlich den finanziellen Aspekt nicht ausser acht zu lassen und mit einzubeziehen.

Deinem Kind soll natürlich an nichts mangeln, die anderen können ja von der Fürsorge leben und haben gefälligst glücklich zu sein, schließlich haben sie ja die Liebe und Kraft ihre Kindes.

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