Einverstanden. Und - völlig richtig - daraus folgt auch, dass man der Sache nicht mit Logik und Naturwissenschaft "beikommen" kann.Morpheus hat geschrieben:Gott ist weder beweis- noch falsifizierbar
Du sagst:Morpheus hat geschrieben:Aber hast schon Recht, an diesem Punkt hänge ich auch. Bleibt die Frage: Wie kann man darüber hinauskommen?
Was du dann nennst:Morpheus hat geschrieben:Gott, das sagt dir jeder seriöse Priester, jede Religion, die es seit ein paar Jahrhunderten gibt, jeder ernsthafte Mensch, der glaubt, kann man nicht beweisen, man muss ihn erfahren, und ich habe mich mal gefragt: Wenn es Gott gibt, wo könnte ich ihn gesehen haben?
da komme ich sehr gut mit. Nur gleichzeitig verflüchtigt sich Gott für mich dadurch auch. Meine Deutung, mein Glaube bei solchen Situationen geht dahin, dass man dabei bemerkt, dass man Teil des Ganzen ist, Mensch unter Menschen, Teil der Natur. Klar, man kann das Gott nennen, aber dieses Göttliche ist a) extrem subjektiv und b) kommt aus mir, ist meine Interpretation der Welt. Ich würde niemals daraus folgern, dass Gott existiert, also außerhalb meiner Vorstellung, und ich würde von diesem Punkt auch aus niemals zu einer organisierten Religion kommen. Für mich ist mit der von Dir beschriebenen Vorstellung von "Gott sehen" das Ende der Fahnenstange erreicht, weiter kann ich keinem Gläubigen folgen. (Verlangt ja zum Glück auch niemand von mir). Die subjektiven Gotteserfahrungen sind für mich letztlich so subjektiv, dass ich das einfach nur so hinnehmen kann, wenn mir jemand sagt, er habe Gott gefunden oder erfahren. Das ist das Erlebnis der jeweiligen Person, ich kann es nicht teilen, nicht nachvollziehen, nur akzeptieren. (Aber ich sage natürlich auch nicht: "Quatsch, das bildest du dir ein!")Nein, gefunden habe ich ihn nicht, aber ich habe ihn gesehen....
in einem Lied, das mich an einem wirklichen sch*** tag anrührt...
auf der Schulter eines türkischen Jungen mit katastrophaler Sozialisation - habe mal in einem sozialen Brennpunkt ein wenig Jugendarbeit gemacht - dem ein Bäckermeister mal was zugetraut und ihm eine Lehrstelle gegeben hat...
bei einem älteren türkischen Jungen- damals immerhin schon so um die 22- einem bislang eingefleischten Gewalttäter, der mir erzählt hat, dass er sich im Knast um deutsche "Schwächlinge" kümmern musste, weil die, das ist ihm erst dort klar geworden, keine "Gang" hatten...
im Gesicht meines Neffen, der mit sieben Jahren gestorben ist und da schon mehr Leid gesehen hatte als andere mit 30...
in jedem Wort einer verlorenen Frau, die ich mal geliebt habe...
am Sterbebett Albert Einsteins, der, als er nicht mehr aufstehen konnte, noch hastig irgendwelche Formeln hingekritzelt hat...
in den Fäusten von Muhammad Ali am 30.10.1974 im damaligen Zaire...
nicht bei Mutter Theresa - zu verbissene Fresse und etwas zu bemüht - aber bei Papst Wojtyła...
er strahlt aus der 9. Sinfonie von Beethoven...
oder aus "Schuld und Sühne" von Dostojewski...
Mein Eindruck geht doch sehr stark dahin, dass Gott als Idee psychologisch ziemlich gut erklärbar ist. Für mich hat nicht Gott die Menschen nach seinem Bilde geschaffen, sondern andersherum der Mensch nach seinen Eigenarten und Bedürfnissen. Betrifft natürlich nur die Vorstellungen Gottes, wie sie von den Religionen vermittelt werden. Natürlich heißt das freilich weder, dass ich weiß, wissen kann, dass es keinen Gott gibt und auch nicht, dass ich alle Erscheinungen auf der Welt für wissenschaftlich erklärbar halte. Ein agnostischer Standpunkt eben.
VG Selene