Genderwahn
Wir leben zwischen Altem und Neuem. Erzogen nach dem Prinzip "ein Junge hat keine Angst - ein Mädchen macht sich nicht schmutzig und ist immer lieb", schöpfen wir andererseits aus der Fülle der Möglichkeiten und der Ansprüche an uns selbst: gleichberechtigte Partnerschaft, qualifizierter Beruf, sorgfältig erzogene Kinder. Dabei richtet sich die Sorgfalt unserer Erziehung ganz besonders darauf, selbstbewußte, starke und tüchtige Mädchen heranwachsen und ihnen jede Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie frei von Rollenzwängen und Schranken früherer Frauengenerationen sind.
In der Tat, wir haben vieles erreicht, und trotzdem läßt das Ergebnis zu wünschen übrig. Überall gehen Partnerschaften in die Brüche, im Beruf dümpeln Frauen trotz Qualifikation und Fleiß immer noch zum Großtel in den unteren Etagen vor sich hin. Unsere Töchter stehen bisweil der alten, bekämpften Frauenrolle nicht ganz abgeneigt gegenüber, wenn sie uns abgehetzt und wenig anmutig am Freitagabend in den Seilen hängend vorfinden. Auch die Söhne ziehen das ewig gleiche Schauspiel von Kampf und Aggression durch. Und eines wissen sie, befragt nach ihren Berufszielen, genau: Die Kohle muß stimmen, Karriere wird gemacht.
Es scheint, als hätte der Aufbruch in der Gleichberechtigung längerfristig sehr wenig Erfolg gehabt. In Deutschland sucht man nun Zuflucht zu Gleichberechtigungsgesetzen, Frauenförderungsplan und immer sorgfältiger Prüfung einzelner Gesetze auf mittelbare Diskriminierung hin. Die Krone all dessen - sogar der Bundeskanzler steht hinter diesem Programm - ist die vehemte Förderung der Teilzeitbeschäftigung für Frauen, damit sie Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können. Und gerade das sollte mißtrauisch machen.
In der Tat, wir haben vieles erreicht, und trotzdem läßt das Ergebnis zu wünschen übrig. Überall gehen Partnerschaften in die Brüche, im Beruf dümpeln Frauen trotz Qualifikation und Fleiß immer noch zum Großtel in den unteren Etagen vor sich hin. Unsere Töchter stehen bisweil der alten, bekämpften Frauenrolle nicht ganz abgeneigt gegenüber, wenn sie uns abgehetzt und wenig anmutig am Freitagabend in den Seilen hängend vorfinden. Auch die Söhne ziehen das ewig gleiche Schauspiel von Kampf und Aggression durch. Und eines wissen sie, befragt nach ihren Berufszielen, genau: Die Kohle muß stimmen, Karriere wird gemacht.
Es scheint, als hätte der Aufbruch in der Gleichberechtigung längerfristig sehr wenig Erfolg gehabt. In Deutschland sucht man nun Zuflucht zu Gleichberechtigungsgesetzen, Frauenförderungsplan und immer sorgfältiger Prüfung einzelner Gesetze auf mittelbare Diskriminierung hin. Die Krone all dessen - sogar der Bundeskanzler steht hinter diesem Programm - ist die vehemte Förderung der Teilzeitbeschäftigung für Frauen, damit sie Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können. Und gerade das sollte mißtrauisch machen.
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Ansatzpunkt ist immer die Situation der Frau. Warum, so frage ich mich, denkt nie jemand daran, die Situation umzukehren, und die Situation der Männer zu verändern? Ist aus dem Kampf der Frauen um gleiche und politische Rechte eine gesellschaftliche Bewegung geworden, die eine Änderung der Rolle der Frau nach sich gezogen hat, dann kann doch niemand ernsthaft an ein Gelingen glauben, wenn man sich nicht genauso intensiv mit der Änderung der Rolle der Männer beschäftigt.
Als ich vor dreizehn Jahren begann, das Buch Typisch Mädchen - Zur Entstehung von rollenspezifischem Verhalten in den ersten drei Lebensjahren zu schreiben, kam ich bei meinen Beobachtungen zu dem Schluß, daß der Teil der Veränderungen, der bei Frauen und Mädchen schon stattgefunden hat, nun auch bei den Jungen auf der Tagesordnung stehen müsse. Auch sie müssen frei von Rollenzwängen aufwachen dürfen. Findet meine Tochter in ihrer Umgebung Beifal, daß sie sich gegen Angriffe wehrt und selbstbewußt auftritt, so darf doch ihr gleichaltriger Freund, der sich bei den Raufereien auf dem Schulhof zurückhält, von der Lehrerin der in die Sprechstunde zitierten Mutter nicht als Problemkind dargestellt werden. Empfohlen wurde der Gang zum Jugendtherapeuten oder die Mitgliedschaft in einem Eishockeyclub, um ihn von seiner Friedensliebe zu kurieren.
Gerade an solchen Einstellungen ist abzulesen, wie sehr ein Junge in seine Rolle als künftiger Kämpfer und geeigneter Beschützer von Frauen und Kindern - sei es Krieg oder im Beruf - hineingezwängt, ja hineintherapiert wird. Mich erinnert dies an die Erkenntnisse der Frauen, was ihnen an kultureller, psychischer Gewalt angetan wurde, um "ordentliche Frauen aus ihnen zu machen", die des Schutzes und des Beschützers bedürfen. Ich denke dabei an Betty Friedans Buch Weiblichkeitswahn, das die Augen öffnete und den Startschuß für die vielen Ende der sechziger Jahre entstandenen "Bewußtseinsgruppen" und "Frauengruppen" gab, in denen Frauen diesen Werdegang gemeinsam nachvollziehen konnten.
Als ich vor dreizehn Jahren begann, das Buch Typisch Mädchen - Zur Entstehung von rollenspezifischem Verhalten in den ersten drei Lebensjahren zu schreiben, kam ich bei meinen Beobachtungen zu dem Schluß, daß der Teil der Veränderungen, der bei Frauen und Mädchen schon stattgefunden hat, nun auch bei den Jungen auf der Tagesordnung stehen müsse. Auch sie müssen frei von Rollenzwängen aufwachen dürfen. Findet meine Tochter in ihrer Umgebung Beifal, daß sie sich gegen Angriffe wehrt und selbstbewußt auftritt, so darf doch ihr gleichaltriger Freund, der sich bei den Raufereien auf dem Schulhof zurückhält, von der Lehrerin der in die Sprechstunde zitierten Mutter nicht als Problemkind dargestellt werden. Empfohlen wurde der Gang zum Jugendtherapeuten oder die Mitgliedschaft in einem Eishockeyclub, um ihn von seiner Friedensliebe zu kurieren.
Gerade an solchen Einstellungen ist abzulesen, wie sehr ein Junge in seine Rolle als künftiger Kämpfer und geeigneter Beschützer von Frauen und Kindern - sei es Krieg oder im Beruf - hineingezwängt, ja hineintherapiert wird. Mich erinnert dies an die Erkenntnisse der Frauen, was ihnen an kultureller, psychischer Gewalt angetan wurde, um "ordentliche Frauen aus ihnen zu machen", die des Schutzes und des Beschützers bedürfen. Ich denke dabei an Betty Friedans Buch Weiblichkeitswahn, das die Augen öffnete und den Startschuß für die vielen Ende der sechziger Jahre entstandenen "Bewußtseinsgruppen" und "Frauengruppen" gab, in denen Frauen diesen Werdegang gemeinsam nachvollziehen konnten.
Wir befinden uns heute auf einer gesellschaftlichen Entwicklungsstufe, auf der die realen Lebensbedigungen eigentlich kein auf Geschlechter festgelegtes Rollenverhalten mehr verlangen. Frauen sind zum größten Teil von gesetzlichen Einschränkungen befreit. Andererseits gehen aber die gedanklichen Voraussetzungen der neuen Gesetze von der bisherigen Rollenverteilung aus. So ist es bei Teilzeitarbeit für Frauen, bei den Unterhaltsregeln im Scheidungsrecht, bei der stillschweigend vorausgesetzten sexuellen Abwehr der Frau im Gesetz gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Der ganze Umfang der Auswirkungen ist im Rahmen der weniger entwickelten deutschen Verhältnisse kaum abzusehen. Farrell gibt in seiner Auseinandersetzung mit den viel weiter fortgeschrittenen Verhältnissen in den USA und der detaillierten Rechtsprechung amerikanischer Gerichte einen konkreten Einblick. Zudem zeigt er, daß sich auch in den USA weder im gesellschaftspolitischen noch im gesetzlichen Bereich Initiativen regen, um Männern zu helfen, sich von ihrer Rolle befreien zu können. Dies soll sich wohl ausschließlich im privaten Bereich abspielen. Und so kommt es zum täglichen Zweikampf zwischen Frau und Mann, zur täglichen Nörgelei um den Abwasch, um das Einkaufen, um die Versorgung der Kinder und den üblichen Hauskram. Die Konstellation kann nur schiefgehen, denn Frauen und Männer gehen von unterschiedlichen Ausgangssituationen aus, und die ganze Schwierigkeit der Männer, sich den geänderten Lebensbedingungen von Stadium II anzupassen, wird meist als Frage persönlichen Ungenügens diskutiert und endet dann im schlechtesten Fall, und das ist einer von dreien, vor dem Scheidungsgericht.
Bisher wurde der fehlende Veränderungswille der Männer auf fehlenden Leidensdruck geschoben. Die Diskussion ging von der unhinterfragten Prämisse aus, daß sie durch Beruf und entsprechendes Bankkonto so große Privilegien genössen, daß ihre Situation so beneidenswert gut sei, daß sie Veränderungen überhaupt nicht wollten.
Der ganze Umfang der Auswirkungen ist im Rahmen der weniger entwickelten deutschen Verhältnisse kaum abzusehen. Farrell gibt in seiner Auseinandersetzung mit den viel weiter fortgeschrittenen Verhältnissen in den USA und der detaillierten Rechtsprechung amerikanischer Gerichte einen konkreten Einblick. Zudem zeigt er, daß sich auch in den USA weder im gesellschaftspolitischen noch im gesetzlichen Bereich Initiativen regen, um Männern zu helfen, sich von ihrer Rolle befreien zu können. Dies soll sich wohl ausschließlich im privaten Bereich abspielen. Und so kommt es zum täglichen Zweikampf zwischen Frau und Mann, zur täglichen Nörgelei um den Abwasch, um das Einkaufen, um die Versorgung der Kinder und den üblichen Hauskram. Die Konstellation kann nur schiefgehen, denn Frauen und Männer gehen von unterschiedlichen Ausgangssituationen aus, und die ganze Schwierigkeit der Männer, sich den geänderten Lebensbedingungen von Stadium II anzupassen, wird meist als Frage persönlichen Ungenügens diskutiert und endet dann im schlechtesten Fall, und das ist einer von dreien, vor dem Scheidungsgericht.
Bisher wurde der fehlende Veränderungswille der Männer auf fehlenden Leidensdruck geschoben. Die Diskussion ging von der unhinterfragten Prämisse aus, daß sie durch Beruf und entsprechendes Bankkonto so große Privilegien genössen, daß ihre Situation so beneidenswert gut sei, daß sie Veränderungen überhaupt nicht wollten.
Frauen fühlten sich allein gelassen, und beide Rollen erfüllen zu können, sei eine Bürde, mit der sie überfordert seien. Männer fühlten bislang mehr diffus ihr Unbehagen an der Diskrepanz zwischen dem Vorwurf, sie genössen Vorteile aus dem Beruf, und ihrem Gekettetsein an den Beruf. Sie haben kaum Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit, Erziehungsurlaub für Männer ist geächtet, und ernsthaft braucht keiner die Frage zu stellen, wie es denn um seine Selbstverwirklichung stünde. Seine Gedanken kreisen um die Frage: "Wer ernährt die Familie?"
Ihr Unbehagen fand bislang noch so gut wie keinen gesellschaftspolitisch vernehmbaren Ausdruck. Oder kennen wir Forderungen, die Schulbücher endlich von dem Klischee zu reinigen, daß Chefs immer Männer sein müßten, weil das den Jungen ein Selbstbild vermittle, das sie überfordere und ihr Leben lang belaste? Setzt sich Herr Kohl dafür ein, daß alle seine Abteilungsleiter in den Ministerien Teilzeit arbeiten, um für die Familien mehr Muße zu haben? Wo und wie wird den Männer gezeigt, wieviel Persönlichkeitsanteile sie schon als kleine Kinder abgeben, um später die "tollen Typen" zu werden? Vielleicht ist das alles nur ein Mythos? Genau diese Frage stellt Farrell in seinem Buch.
Sein Anliegen ist es, die Situation der Männer anhand von vielen Fakten und Statistiken so zu beschreiben, daß sie entmystifiziert wird. Er will die Augen für die vielen Zwänge öffnen, die Männer zu Opfern ihrer Rolle als die allzeit potenten und zur Verfügung stehenden Beschützer macht. Dabei analysiert er uns ziemlich normal und banal scheinenden Situationen völig neu und in einer Weise, daß auch die Feministin nachzudenken beginnt. Sein Buch könnte der Anfang sein, daß sich Männer der vielen Nachteile ihrer Situation bewußt werden, daß auch sie beginnen, ihre Lage nicht länger als unabänderlich und naturgegeben hinzunehmen.
Ihr Unbehagen fand bislang noch so gut wie keinen gesellschaftspolitisch vernehmbaren Ausdruck. Oder kennen wir Forderungen, die Schulbücher endlich von dem Klischee zu reinigen, daß Chefs immer Männer sein müßten, weil das den Jungen ein Selbstbild vermittle, das sie überfordere und ihr Leben lang belaste? Setzt sich Herr Kohl dafür ein, daß alle seine Abteilungsleiter in den Ministerien Teilzeit arbeiten, um für die Familien mehr Muße zu haben? Wo und wie wird den Männer gezeigt, wieviel Persönlichkeitsanteile sie schon als kleine Kinder abgeben, um später die "tollen Typen" zu werden? Vielleicht ist das alles nur ein Mythos? Genau diese Frage stellt Farrell in seinem Buch.
Sein Anliegen ist es, die Situation der Männer anhand von vielen Fakten und Statistiken so zu beschreiben, daß sie entmystifiziert wird. Er will die Augen für die vielen Zwänge öffnen, die Männer zu Opfern ihrer Rolle als die allzeit potenten und zur Verfügung stehenden Beschützer macht. Dabei analysiert er uns ziemlich normal und banal scheinenden Situationen völig neu und in einer Weise, daß auch die Feministin nachzudenken beginnt. Sein Buch könnte der Anfang sein, daß sich Männer der vielen Nachteile ihrer Situation bewußt werden, daß auch sie beginnen, ihre Lage nicht länger als unabänderlich und naturgegeben hinzunehmen.
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War es in den Anfängen der Emanzipationsbewegung die berechtigte Forderung der Frauen, geschäftsfähig und damit als ernstzunehmender Mensch auch vor dem Gesetz anerkannt zu werden, und nicht nur der Mann, stellt Farrell fest, daß dieses Privileg der Männer eben auch seine Kehrseite hatte: Nur sie kamen in den Schuldturm, wenn die Familie sich verschuldete. Heute weist die Statistik zwar höhere Einkommen der Männer aus, aber auch in den Statistiken zur Unfallhäufigkeit, zu beruftsbedingten Krankheiten und zu Selbstmorden liegen sie vor den Frauen. Farrell erklärt als Mann Männern ihre Defizite und spricht das aus, was viele vage fühlen oder sogar schon denken, aber nicht wissen, wie sie damit zurechtkommen sollen. Es hilft ihrer Phantasie auf die Sprünge, wo sie nach den Gründen für ihr Unbehagen suchen können, und daß wenig damit getan ist, vielleicht eine neue "pflegeleichtere" Partnerin zu finden, sondern daß es dazu politischer Veränderungen bedarf, die die Verteilung der Risiken zwischen Mann und Frau im Auge hat und nicht den Mann in seiner alten Rolle gefangenhält.
Wesentliche Gesichtspunkte der Selbstbestimmung des Mannes können dabei die Freiwilligkeit des Wehrdienstes - und zwar auch für die Frauen -, die empfängnisverhütenden Pille für den Mann und die Pflicht der Frauen sein, die volle Verantwortlichkeit, besonders in ökonomischer Hinsicht, für ihr Leben - auch das einer ganzen Familie - übernehmen zu können.
Mir scheint, daß diese Forderungen auch schon von Frauen erhoben wurden, und zwar als Forderung an die Männer, sich um ihre Gleichberechtigung zu kümmern. Liest eine Feministin das Buch nur unter dem bislang gewohnten Blickwinkel, werden sich ihr die Nackenhaare sträuben. Bleibt sie aber nicht in ihrem Winkel sitzen, sondern stellt sich ins Zentrum, um einen Rundumblick zu erlangen, so wird sie mit dem von Farrell aus seinem Winkel heraus Gesagten etwas anfangen können. Mich jedenfalls hat es bestätigt in meinen Erfahrungen, die ich als Frauenbeauftragte gemacht habe.
Junge Väter, die aus ihrer Berufsrolle für einige Zeit herauswollten, um sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern und zu ihnen einen intensiven emotionalen Kontakt aufzubauen, kämpften oft vergeblich gegen die Betonwand von Vorurteilen, daß ein Mann "zu Hause nichts tut". Ich wünsche, daß viele Männer beim Lesen dieses Buches aufwachen und sich in Zukunft mit ähnlichem Schwung der Änderung ihrer Rolle widmen, wie dies bislang die Frauen taten. Ich wünsche aber auch, daß Frauen dieses Buch lesen und verstehen, daß Farrell hier nicht zum "backlash ansetzt, sondern eine Brücke zum gemeinsamen Weitergehen in einer jetzt scheinbar verfahrenen Situation zwischen "Stadium I" und "Stadium II" zu bauen versucht. Es schafft kein neues Feindbild "Frau", verlangt aber fairerweise, daß wir uns vom Feindbild "Mann" verabschieden.
Wesentliche Gesichtspunkte der Selbstbestimmung des Mannes können dabei die Freiwilligkeit des Wehrdienstes - und zwar auch für die Frauen -, die empfängnisverhütenden Pille für den Mann und die Pflicht der Frauen sein, die volle Verantwortlichkeit, besonders in ökonomischer Hinsicht, für ihr Leben - auch das einer ganzen Familie - übernehmen zu können.
Mir scheint, daß diese Forderungen auch schon von Frauen erhoben wurden, und zwar als Forderung an die Männer, sich um ihre Gleichberechtigung zu kümmern. Liest eine Feministin das Buch nur unter dem bislang gewohnten Blickwinkel, werden sich ihr die Nackenhaare sträuben. Bleibt sie aber nicht in ihrem Winkel sitzen, sondern stellt sich ins Zentrum, um einen Rundumblick zu erlangen, so wird sie mit dem von Farrell aus seinem Winkel heraus Gesagten etwas anfangen können. Mich jedenfalls hat es bestätigt in meinen Erfahrungen, die ich als Frauenbeauftragte gemacht habe.
Junge Väter, die aus ihrer Berufsrolle für einige Zeit herauswollten, um sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern und zu ihnen einen intensiven emotionalen Kontakt aufzubauen, kämpften oft vergeblich gegen die Betonwand von Vorurteilen, daß ein Mann "zu Hause nichts tut". Ich wünsche, daß viele Männer beim Lesen dieses Buches aufwachen und sich in Zukunft mit ähnlichem Schwung der Änderung ihrer Rolle widmen, wie dies bislang die Frauen taten. Ich wünsche aber auch, daß Frauen dieses Buch lesen und verstehen, daß Farrell hier nicht zum "backlash ansetzt, sondern eine Brücke zum gemeinsamen Weitergehen in einer jetzt scheinbar verfahrenen Situation zwischen "Stadium I" und "Stadium II" zu bauen versucht. Es schafft kein neues Feindbild "Frau", verlangt aber fairerweise, daß wir uns vom Feindbild "Mann" verabschieden.
Auszüge aus der Einführung von Warren Farrell
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich nun mit Frauen- und Männerthemen; das Gefühl der Männer, in einer Sackgasse zu stecken, ist in all diesen Jahren nie so ausgeprägt gewesen wie heute. Zugleich ist bei ihnen aber auch die Bereitschaft nie größer gewesen, an ihrer Situation etwas zu ändern.
Ich beobachte, wie Männer nach Wegen suchen, das zu erforschen, was sie bisher nicht erforschen wollten - ihre innere Welt. In den nächsten 25 Jahren werden Tausende von Männern und Frauen Gelegenheit haben, hier Pionierarbeit zu leisten. Dies wird Männern aus ihrer Isolation heraushelfen - und damit wegbringen von Drogen, Scheidung, Depression, Selbstmord und frühem Tod, den Folgen dieser Isolation.
Das Leid der Männer ist nicht ihre Sache allein. Der Selbstmord eines Mannes trifft seine Frau, seine Kinder, Kollegen und Freunde. Das gilt auch für seinen frühen Tod, seinen Alkoholismus, seinen Hang zu schönen jungen Frauen - all dies auch Dinge, die sich auf Firmengewinne und das Bruttosozialprodukt auswirken. Wenn Männer Opfer sind, sind wir alle Opfer.
Mythos Männermacht ist keine Rückkehr zum Mann der fünfziger Jahre, sondern ein Sprung nach vorn, zum Mann des Jahres 2050. Das Buch handelt davon, warum die männlichen und weiblichen Geschlechterrollen, die über Millionen von Jahren für die Spezies zweckmäßig waren, es jetzt nicht mehr sind.
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich nun mit Frauen- und Männerthemen; das Gefühl der Männer, in einer Sackgasse zu stecken, ist in all diesen Jahren nie so ausgeprägt gewesen wie heute. Zugleich ist bei ihnen aber auch die Bereitschaft nie größer gewesen, an ihrer Situation etwas zu ändern.
Ich beobachte, wie Männer nach Wegen suchen, das zu erforschen, was sie bisher nicht erforschen wollten - ihre innere Welt. In den nächsten 25 Jahren werden Tausende von Männern und Frauen Gelegenheit haben, hier Pionierarbeit zu leisten. Dies wird Männern aus ihrer Isolation heraushelfen - und damit wegbringen von Drogen, Scheidung, Depression, Selbstmord und frühem Tod, den Folgen dieser Isolation.
Das Leid der Männer ist nicht ihre Sache allein. Der Selbstmord eines Mannes trifft seine Frau, seine Kinder, Kollegen und Freunde. Das gilt auch für seinen frühen Tod, seinen Alkoholismus, seinen Hang zu schönen jungen Frauen - all dies auch Dinge, die sich auf Firmengewinne und das Bruttosozialprodukt auswirken. Wenn Männer Opfer sind, sind wir alle Opfer.
Mythos Männermacht ist keine Rückkehr zum Mann der fünfziger Jahre, sondern ein Sprung nach vorn, zum Mann des Jahres 2050. Das Buch handelt davon, warum die männlichen und weiblichen Geschlechterrollen, die über Millionen von Jahren für die Spezies zweckmäßig waren, es jetzt nicht mehr sind.
(...)
Warum der Feminismus die Notwendigkeit, Männer zu studieren, verstärkt hat
Der Feminismus hat darauf hingewiesen, daß Gott auch eine Frau sein kann. Daß möglicherweise auch der Teufel eine Frau sein kann, wurde aber nie erörtert. Der Feminismus zeigt nur die Schattenseiten der Männer auf und die Sonnenseiten der Frauen. Er vernachlässigt die Schattenseiten der Frauen und die Sonnenseiten der Männer. Er versäumt zu sagen, daß bei beiden Geschlechtern beide Seiten innerhalb einer Person vorhanden sind. Als das Thema der sexuellen Belästigung aufkam, hieß es, daß Männer das Problem einfach nicht "kapieren". Leider ist es aber so, daß es beide Geschlechter nicht verstehen. Männer verstehen die Angst der Frauen vor Belästigung nicht, die ihre Wurzel in der passiven Rolle der Frau hat, und Frauen verstehen die Angst der Männer vor sexueller Zurückweisung nicht, die ihre Wurzel in der aktiven Rolle des Mannes hat. Beide Geschlechter sind so sehr mit der eigenen Sicht der Dinge beschäftigt, daß jedes die Verwundbarkeit des anderen nicht "kapiert".
(...)
Der Feminismus rechtfertigte die weibliche "Macht des Opfers", weil er alle davon überzeugte, daß wir in einer sexistischen, männerdominierten Welt leben. Mythos Männermacht erklärt, warum die Welt bisexistisch ist, also von Männern und Frauen dominiert, patriarchal und matriarchal ist, nur jeweils in einer anderen Weise. Das Buch erklärt, warum die Worte "Patriarchat" und "Männerdominanz" Chiffren für das Opfern von Männern sind.
(...)
In den letzten 25 Jahren war Feminismus für die täglichen Nachrichten das, was Bakterien für das Wasser sind - wir nahmen ihn auf, ohne zu merken, was gut und was schlecht war. Aus männlicher Sicht machte der Feminismus den Kampf der Geschlechter zu einem "Krieg, bei dem nur eine Seite Flagge zeigte".
(...)
Männer hörten nicht nur, sondern glaubten auch all die Behauptungen über die Frauendiskriminierung (Frauen sind öfter Opfer von Gewalt, die Gesundheit von Frauen wird weniger wichtig genommen als die von Männern, Frauen bekommen für die gleiche Arbeit weniger Geld, Ehemänner schlagen ihre Frauen öfter als umgekehrt, Männer haben mehr Macht, wir haben in einer patriarchalischen, sexistischen, männerdominierten Welt gelebt). Viele Männer verurteilten diese "Frauendiskriminierung" und stimmten der "Notwendigkeit" von Diskriminierung von Männern zu (Frauenförderprogramme, von der Regierung unterstützte Frauenbeauftragte in fast jedem Staat und Land, Frauenstudien, Frauenzentrum, Hilfsprogramme der Regierung für Frauen, Kleinkinder und Kinder ...).
Warum der Feminismus die Notwendigkeit, Männer zu studieren, verstärkt hat
Der Feminismus hat darauf hingewiesen, daß Gott auch eine Frau sein kann. Daß möglicherweise auch der Teufel eine Frau sein kann, wurde aber nie erörtert. Der Feminismus zeigt nur die Schattenseiten der Männer auf und die Sonnenseiten der Frauen. Er vernachlässigt die Schattenseiten der Frauen und die Sonnenseiten der Männer. Er versäumt zu sagen, daß bei beiden Geschlechtern beide Seiten innerhalb einer Person vorhanden sind. Als das Thema der sexuellen Belästigung aufkam, hieß es, daß Männer das Problem einfach nicht "kapieren". Leider ist es aber so, daß es beide Geschlechter nicht verstehen. Männer verstehen die Angst der Frauen vor Belästigung nicht, die ihre Wurzel in der passiven Rolle der Frau hat, und Frauen verstehen die Angst der Männer vor sexueller Zurückweisung nicht, die ihre Wurzel in der aktiven Rolle des Mannes hat. Beide Geschlechter sind so sehr mit der eigenen Sicht der Dinge beschäftigt, daß jedes die Verwundbarkeit des anderen nicht "kapiert".
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Der Feminismus rechtfertigte die weibliche "Macht des Opfers", weil er alle davon überzeugte, daß wir in einer sexistischen, männerdominierten Welt leben. Mythos Männermacht erklärt, warum die Welt bisexistisch ist, also von Männern und Frauen dominiert, patriarchal und matriarchal ist, nur jeweils in einer anderen Weise. Das Buch erklärt, warum die Worte "Patriarchat" und "Männerdominanz" Chiffren für das Opfern von Männern sind.
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In den letzten 25 Jahren war Feminismus für die täglichen Nachrichten das, was Bakterien für das Wasser sind - wir nahmen ihn auf, ohne zu merken, was gut und was schlecht war. Aus männlicher Sicht machte der Feminismus den Kampf der Geschlechter zu einem "Krieg, bei dem nur eine Seite Flagge zeigte".
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Männer hörten nicht nur, sondern glaubten auch all die Behauptungen über die Frauendiskriminierung (Frauen sind öfter Opfer von Gewalt, die Gesundheit von Frauen wird weniger wichtig genommen als die von Männern, Frauen bekommen für die gleiche Arbeit weniger Geld, Ehemänner schlagen ihre Frauen öfter als umgekehrt, Männer haben mehr Macht, wir haben in einer patriarchalischen, sexistischen, männerdominierten Welt gelebt). Viele Männer verurteilten diese "Frauendiskriminierung" und stimmten der "Notwendigkeit" von Diskriminierung von Männern zu (Frauenförderprogramme, von der Regierung unterstützte Frauenbeauftragte in fast jedem Staat und Land, Frauenstudien, Frauenzentrum, Hilfsprogramme der Regierung für Frauen, Kleinkinder und Kinder ...).
Mut zur Konfrontation: Frauen können nicht hören, was Männer nicht sagen
Sind wir von Feministinnen irregeführt worden? Ja. Sind daran die Feministinnen schuld? Nein. Warum nicht? Männer haben nicht geredet. Frauen können nicht hören, was Männer nicht sagen. Jetzt müssen Männer die Verantwortung übernehmen und sagen, was sie wollen, um den Geschlechterkampf in einen Dialog zu verwandeln, in dem beide Geschlechter zu Wort kommen.
(...)
Eine Botschaft an Männer ... vorwiegend
(...)
Wenn in Ihrem Freundeskreis viele Feministinnen sind, werden Sie sich fragen müssen, wie sehr Sie von deren Zustimmung abhängig sind. Dieses Buch wird Sie mit vielen neuen Gefühlen konfrontieren. Sie sollten selbstsicher genug sein, um mit der möglichen Erfahrung fertig zu werden, daß nicht Ihre Gefühle gefragt waren, sondern eher Ihre Zustimmung.
Organisieren Sie eine Selbsthilfegruppe, in der Sie diese Gefühle mit anderen Männern erforschen können.
(...)
Was aber entdecken Männer, wenn sie anderen Männern ihre Gefühle mitteilen? Ein Beispiel: In den letzten Jahren habe ich mehr als zehntausend Amerikaner und Kanadier aus allen sozialen Schichten befragt, ob sie gern für sechs bis zwölf Monate nach der Geburt eines jeden Kindes den Beruf aufgeben würden, um ausschließlich das Kind zu betreuen. Über achtzig Prozent der Männer sagten, daß sie sich lieber ganztags um ihre Kinder kümmern würden - aber nur, wenn ihre Frauen damit einverstanden wären und die Familien keinen finanziellen Nachteil davon hätten. (Rund 17 % der Männer würden Teilzeitarbeit bevorzugen, 3 % würden lieber voll im Beruf bleiben.)
Sind wir von Feministinnen irregeführt worden? Ja. Sind daran die Feministinnen schuld? Nein. Warum nicht? Männer haben nicht geredet. Frauen können nicht hören, was Männer nicht sagen. Jetzt müssen Männer die Verantwortung übernehmen und sagen, was sie wollen, um den Geschlechterkampf in einen Dialog zu verwandeln, in dem beide Geschlechter zu Wort kommen.
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Eine Botschaft an Männer ... vorwiegend
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Wenn in Ihrem Freundeskreis viele Feministinnen sind, werden Sie sich fragen müssen, wie sehr Sie von deren Zustimmung abhängig sind. Dieses Buch wird Sie mit vielen neuen Gefühlen konfrontieren. Sie sollten selbstsicher genug sein, um mit der möglichen Erfahrung fertig zu werden, daß nicht Ihre Gefühle gefragt waren, sondern eher Ihre Zustimmung.
Organisieren Sie eine Selbsthilfegruppe, in der Sie diese Gefühle mit anderen Männern erforschen können.
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Was aber entdecken Männer, wenn sie anderen Männern ihre Gefühle mitteilen? Ein Beispiel: In den letzten Jahren habe ich mehr als zehntausend Amerikaner und Kanadier aus allen sozialen Schichten befragt, ob sie gern für sechs bis zwölf Monate nach der Geburt eines jeden Kindes den Beruf aufgeben würden, um ausschließlich das Kind zu betreuen. Über achtzig Prozent der Männer sagten, daß sie sich lieber ganztags um ihre Kinder kümmern würden - aber nur, wenn ihre Frauen damit einverstanden wären und die Familien keinen finanziellen Nachteil davon hätten. (Rund 17 % der Männer würden Teilzeitarbeit bevorzugen, 3 % würden lieber voll im Beruf bleiben.)
Man beachte, daß den Männern diese Frage erst gestellt werden mußte. Selbst dann hatten viele noch Hemmungen, die Hand zu heben. Wenn Männer anfangen, anderen Männern ihre Gefühle mitzuteilen, werden sie solche Fragen bald selber stellen. Sie erschrecken, wenn sie entdecken, daß so viele von ihnen etwas wollen, wonach sie nie gefragt worden sind.
Warum? Unbewußt merken die Männer, daß es eine Vergeudung wäre, sich mit Gefühlen zu befassen, denn, nun ja, "wenn ich meiner Frau sage, daß ich meinen Beruf aufgeben will, um für die Kinder dazusein, während sie die Rechnungen bezahlt, dann gäbe es nur Streit. Ich würde verlieren, und sie würde sich zurückziehen; wozu also das Ganze?"
Warum fürchtet sich das "mutige Geschlecht" so vor der Auseinandersetzung mit Frauen? Weil die Männer all ihre Gefühle den Frauen anvertraut haben - ein Problem, das sich durch eine Selbsthilfegruppe lösen läßt.
Dieses Buch wird weiterhelfen, ist aber auch eine persönliche Herausforderung. Weiterentwicklung und Liebe können miteinander in Konflikt geraten und die Beziehung auf die Probe stellen. Ihre nächste Aufgabe wird es sein, die Frau, die Sie lieben, dazu zu bringen, sich Ihren echten Gefühlen gegenüber zu öffnen. Die Kunst besteht darin, sich weiterzuentwickeln, ohne sich die Frauen zu Feindinnen zu machen.
(...)
Warum? Unbewußt merken die Männer, daß es eine Vergeudung wäre, sich mit Gefühlen zu befassen, denn, nun ja, "wenn ich meiner Frau sage, daß ich meinen Beruf aufgeben will, um für die Kinder dazusein, während sie die Rechnungen bezahlt, dann gäbe es nur Streit. Ich würde verlieren, und sie würde sich zurückziehen; wozu also das Ganze?"
Warum fürchtet sich das "mutige Geschlecht" so vor der Auseinandersetzung mit Frauen? Weil die Männer all ihre Gefühle den Frauen anvertraut haben - ein Problem, das sich durch eine Selbsthilfegruppe lösen läßt.
Dieses Buch wird weiterhelfen, ist aber auch eine persönliche Herausforderung. Weiterentwicklung und Liebe können miteinander in Konflikt geraten und die Beziehung auf die Probe stellen. Ihre nächste Aufgabe wird es sein, die Frau, die Sie lieben, dazu zu bringen, sich Ihren echten Gefühlen gegenüber zu öffnen. Die Kunst besteht darin, sich weiterzuentwickeln, ohne sich die Frauen zu Feindinnen zu machen.
(...)
Eine Botschaft für Frauen ... vorwiegend
Die Herausforderung von Frauen besteht darin, sich den männlichen Erfahrungen von Machtlosigkeit zu öffnen, wie sie es bei einer Frau tun würden - sich so um einen Mannn zu sorgen, der des Geldes wegen zur Armee geht, wie um eine Frau, die des Geldes wegen Sex macht. (...)
Frauen haben mir gesagt, daß dieser neue Blick auf die Männer zu einer milderen Einstellung ihnen gegenüber führte, wenn sie sich sagten: "Das ist sein Standpunkt - nicht unbedingt der meine ... Ich muß mir vorstellen, uch würde über eine fremde Kultur lesen." (...)
Je weniger Möglichkeiten ein Mann hat, seine Gefühle auszudrücken, deste mehr fühlt er sich nicht geliebt, wenn er merkt, daß ihm endlch zugehört wird. Frauen, die Männer auf diese neue Art sehen, sind etwas Besonderes, eben weil es so wenige Frauen tun.
Für Männer und Frauen ...
Mythos Männermacht stört den biologisch vererbten Instinkt beider Geschlechter, dem Schutz der Frau besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Männer mußten eine Frau beschützen und hatten ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren. Sie mußten bereit sein, für den Schutz von Frauen zu sterben. Es ist deshalb ganz natürlich, im wörtlichen Sinn, Einwände zu finden. Ich bin nicht perfekt; sicher gibt es berechtigte Vorwände und Kritik, sich mit der Männerperspektive nicht beschäftigen zu müssen. Doch hören Sie den Männern trotzdem zu.
(...)
Man könnte sagen, Männer sind auf der Suche nach ihrer inneren Perestroika. Was die Sowjetbürger empfanden, als die Welt um sie herum freier wurde, empfanden auch die Männer, als sie merkten, als die Frauen um sie herum freier wurden. So wie die Sowjetbürger anfingen zu fragen, ob ihr Selbstbild von der "mächtigen Nation" nicht von der eigenen verdeckten Machtlosigkeit ablenkte, so beginnen nun auch Männer zu fragen, ob ihr Selbstbild vom "mächtigen Geschlecht" nich von ihrer Machtlosigkeit ablenkt.
Ich behaupte, daß Männer anfangen zu begreifen, daß sie zum Dritte-Welt-Geschlecht geworden sind. Aber bis jetzt habe ich meine Behauptungen noch nicht bewiesen. Ist Männermacht wirklich ein Mythos? Wir werden sehen. (...)
Die Herausforderung von Frauen besteht darin, sich den männlichen Erfahrungen von Machtlosigkeit zu öffnen, wie sie es bei einer Frau tun würden - sich so um einen Mannn zu sorgen, der des Geldes wegen zur Armee geht, wie um eine Frau, die des Geldes wegen Sex macht. (...)
Frauen haben mir gesagt, daß dieser neue Blick auf die Männer zu einer milderen Einstellung ihnen gegenüber führte, wenn sie sich sagten: "Das ist sein Standpunkt - nicht unbedingt der meine ... Ich muß mir vorstellen, uch würde über eine fremde Kultur lesen." (...)
Je weniger Möglichkeiten ein Mann hat, seine Gefühle auszudrücken, deste mehr fühlt er sich nicht geliebt, wenn er merkt, daß ihm endlch zugehört wird. Frauen, die Männer auf diese neue Art sehen, sind etwas Besonderes, eben weil es so wenige Frauen tun.
Für Männer und Frauen ...
Mythos Männermacht stört den biologisch vererbten Instinkt beider Geschlechter, dem Schutz der Frau besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Männer mußten eine Frau beschützen und hatten ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren. Sie mußten bereit sein, für den Schutz von Frauen zu sterben. Es ist deshalb ganz natürlich, im wörtlichen Sinn, Einwände zu finden. Ich bin nicht perfekt; sicher gibt es berechtigte Vorwände und Kritik, sich mit der Männerperspektive nicht beschäftigen zu müssen. Doch hören Sie den Männern trotzdem zu.
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Man könnte sagen, Männer sind auf der Suche nach ihrer inneren Perestroika. Was die Sowjetbürger empfanden, als die Welt um sie herum freier wurde, empfanden auch die Männer, als sie merkten, als die Frauen um sie herum freier wurden. So wie die Sowjetbürger anfingen zu fragen, ob ihr Selbstbild von der "mächtigen Nation" nicht von der eigenen verdeckten Machtlosigkeit ablenkte, so beginnen nun auch Männer zu fragen, ob ihr Selbstbild vom "mächtigen Geschlecht" nich von ihrer Machtlosigkeit ablenkt.
Ich behaupte, daß Männer anfangen zu begreifen, daß sie zum Dritte-Welt-Geschlecht geworden sind. Aber bis jetzt habe ich meine Behauptungen noch nicht bewiesen. Ist Männermacht wirklich ein Mythos? Wir werden sehen. (...)
Gewalt - gegen wen?
- Auf jede ermordete Frau kommen drei ermordete Männer.
- Je brutaler ein Verbrechen, desto eher ist das Opfer männlich. Ausnahme ist die Vergewaltigung.
- Die meisten Opfer von Gewaltverbrechen (Vergewaltigung ausgenommen) sind männlich. Die Zahl dieser Gewaltverbrechen ist um 36 Prozent gestiegen.' Die Zahl der Vergewaltigungen, dem einzigen Gewaltverbrechen mit meist weiblichen Opfern, ist um 33 Prozent gesunken.
- Der Anteil von Vergewaltigungen an der Gesamtzahl der Gewaltverbrechen beträgt 6 Prozent. Bei den restlichen 94 Prozent sind vorwiegend Männer die Opfers
- Das Risiko des Durchschnittsamerikaners, ermordet zu werden, ist 1 zu 153. Das Risiko eines Schwarzen ist 1 zu 28.
- Das Justizministerium führte eine landesweite Umfrage durch und fand heraus, daß 41 Prozent der Amerikaner es weniger schlimm finden, wenn eine Frau ihren Ehemann ermordet als umgekehrt.
- Ehefrauen gaben an, daß sie öfter ihre Männer tätlich angriffen als umgekehrt. (Ergebnis einer landesweiten Studie über Gewalt in der Familie. Die Haushalte wurden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht.
- Schwarze werden sechsmal häufiger Opfer eines Mordes als Weiße.' Fünfundvierzig Prozent aller Schwarzen werden mehr als dreimal häufiger Opfer von Gewaltverbrechen.
- Auf jede ermordete Frau kommen drei ermordete Männer.
- Je brutaler ein Verbrechen, desto eher ist das Opfer männlich. Ausnahme ist die Vergewaltigung.
- Die meisten Opfer von Gewaltverbrechen (Vergewaltigung ausgenommen) sind männlich. Die Zahl dieser Gewaltverbrechen ist um 36 Prozent gestiegen.' Die Zahl der Vergewaltigungen, dem einzigen Gewaltverbrechen mit meist weiblichen Opfern, ist um 33 Prozent gesunken.
- Der Anteil von Vergewaltigungen an der Gesamtzahl der Gewaltverbrechen beträgt 6 Prozent. Bei den restlichen 94 Prozent sind vorwiegend Männer die Opfers
- Das Risiko des Durchschnittsamerikaners, ermordet zu werden, ist 1 zu 153. Das Risiko eines Schwarzen ist 1 zu 28.
- Das Justizministerium führte eine landesweite Umfrage durch und fand heraus, daß 41 Prozent der Amerikaner es weniger schlimm finden, wenn eine Frau ihren Ehemann ermordet als umgekehrt.
- Ehefrauen gaben an, daß sie öfter ihre Männer tätlich angriffen als umgekehrt. (Ergebnis einer landesweiten Studie über Gewalt in der Familie. Die Haushalte wurden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht.
- Schwarze werden sechsmal häufiger Opfer eines Mordes als Weiße.' Fünfundvierzig Prozent aller Schwarzen werden mehr als dreimal häufiger Opfer von Gewaltverbrechen.
Sind nicht Männer die Täter, und ist Gewalt nicht ein Zeichen der Männermacht?
Wir sind ohne weiteres bereit, im letztgenannten Punkt ein Beispiel der Machtlosigkeit der Schwarzen zu sehen. Die Tatsache, daß Männer eher Opfer von Gewaltverbrechen werden, sehen wir aber nicht als Ausdruck der Machtlosigkeit der Männer. Wenn die Statistik belegt, daß Männer öfter Opfer von Gewaltverbrechen werden als Frauen, tendieren wir zu: »Das ist eben Gewalt von Männern gegen Männer.« Wenn die Statistik aussagt, daß Schwarze öfter Opfer von Verbrechen werden als Weiße, nennen wir es rassistisch, wenn jemand kommentiert: »Das ist eben Gewalt von Schwarzen gegen Schwarze.« Opfer bleibt Opfer, wer auch immer das Verbrechen begangen hat.
Warum werden die meisten Gewaltverbrechen von Männern begangen? Spiegelt sich darin die Macht der Männer? Wohl kaum. Schwarze begehen nicht deswegen mehr Verbrechen als Weiße, weil sie mehr Macht haben. Die Stadt Flint in Michigan bringt uns auf die richtige Spur.
Mitte der 80er Jahre mußte die Stadt die Schließung mehrerer Fabriken von General Motors verkraften. 30 000 Automobilarbeiter zogen gezwungenermaßen weg, viele wurden arbeitslos. 1985 verzeichnete die Stadt, die vorher eine niedrige Kriminalitätsrate aufwies, einen enormen Anstieg von Selbstmorden und Alkoholkranken, vor allem aber von Gewalt gegen Ehefrauen, Vergewaltigung und Mord. Flint hatte bald eine höhere Kriminalitätsrate als die Stadt New York. 1985 wurden 285 Vergewaltigungen gemeldet, erschreckend viel für eine Stadt mit 150 000 Einwohnern.
Was können wir daraus schließen? Diese Zahlen geben uns einen Hinweis darauf, daß Mord, Vergewaltigung, Verprügeln der Ehefrau, aber auch Alkoholismus und Selbstmord nichts anderes sind als Macht auf Zeit: wenige Augenblicke von Machtempfinden gegen das jahrelange Gefühl der Machtlosigkeit. Die Verbrechen sind Manifestationen der Hoffnungslosigkeit, begangen von Machtlosen. Deswegen gehen sie hauptsächlich auf das Konto von Schwarzen und von Männern.
Verbrechen, besonders solche, bei denen Geld im Spiel ist, sind Hinweise auf die Diskrepanz zwischen der Erwartung und der tatsächlich gegebenen Möglichkeit, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Deswegen begehen Frauen, die berufstätig sind und ausreichend verdienen, selten ein Verbrechen. Frauen, die eine Arbeit haben und wenig verdienen, dagegen durchaus.
Wenn uns wirklich daran gelegen ist, daß Männer gleich wenig Verbrechen begehen wie Frauen, müssen sich unsere Rollenerwartungen ändern. Wir dürfen von Männern nicht erwarten, daß sie mehr für Frauen sorgen als umgekehrt.
Wir sind ohne weiteres bereit, im letztgenannten Punkt ein Beispiel der Machtlosigkeit der Schwarzen zu sehen. Die Tatsache, daß Männer eher Opfer von Gewaltverbrechen werden, sehen wir aber nicht als Ausdruck der Machtlosigkeit der Männer. Wenn die Statistik belegt, daß Männer öfter Opfer von Gewaltverbrechen werden als Frauen, tendieren wir zu: »Das ist eben Gewalt von Männern gegen Männer.« Wenn die Statistik aussagt, daß Schwarze öfter Opfer von Verbrechen werden als Weiße, nennen wir es rassistisch, wenn jemand kommentiert: »Das ist eben Gewalt von Schwarzen gegen Schwarze.« Opfer bleibt Opfer, wer auch immer das Verbrechen begangen hat.
Warum werden die meisten Gewaltverbrechen von Männern begangen? Spiegelt sich darin die Macht der Männer? Wohl kaum. Schwarze begehen nicht deswegen mehr Verbrechen als Weiße, weil sie mehr Macht haben. Die Stadt Flint in Michigan bringt uns auf die richtige Spur.
Mitte der 80er Jahre mußte die Stadt die Schließung mehrerer Fabriken von General Motors verkraften. 30 000 Automobilarbeiter zogen gezwungenermaßen weg, viele wurden arbeitslos. 1985 verzeichnete die Stadt, die vorher eine niedrige Kriminalitätsrate aufwies, einen enormen Anstieg von Selbstmorden und Alkoholkranken, vor allem aber von Gewalt gegen Ehefrauen, Vergewaltigung und Mord. Flint hatte bald eine höhere Kriminalitätsrate als die Stadt New York. 1985 wurden 285 Vergewaltigungen gemeldet, erschreckend viel für eine Stadt mit 150 000 Einwohnern.
Was können wir daraus schließen? Diese Zahlen geben uns einen Hinweis darauf, daß Mord, Vergewaltigung, Verprügeln der Ehefrau, aber auch Alkoholismus und Selbstmord nichts anderes sind als Macht auf Zeit: wenige Augenblicke von Machtempfinden gegen das jahrelange Gefühl der Machtlosigkeit. Die Verbrechen sind Manifestationen der Hoffnungslosigkeit, begangen von Machtlosen. Deswegen gehen sie hauptsächlich auf das Konto von Schwarzen und von Männern.
Verbrechen, besonders solche, bei denen Geld im Spiel ist, sind Hinweise auf die Diskrepanz zwischen der Erwartung und der tatsächlich gegebenen Möglichkeit, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Deswegen begehen Frauen, die berufstätig sind und ausreichend verdienen, selten ein Verbrechen. Frauen, die eine Arbeit haben und wenig verdienen, dagegen durchaus.
Wenn uns wirklich daran gelegen ist, daß Männer gleich wenig Verbrechen begehen wie Frauen, müssen sich unsere Rollenerwartungen ändern. Wir dürfen von Männern nicht erwarten, daß sie mehr für Frauen sorgen als umgekehrt.
Unsichtbare Gewalt
- Ein Mann betrat einen Vorlesungssaal der Universität von Montreal und erschoß mehrere Studentinnen. Das Verbrechen machte in der ganzen Welt Schlagzeilen. Als Motiv wurde Frauenhaß angegeben. Die kanadische Regierung gab Millionen von Dollar dafür aus, die Haltung von Männern gegenüber Frauen zu ändern. Etwa zur gleichen Zeit erschoß eine Frau aus Chicago, Laurie Dann, fünf kleine Schuljungen, vergiftete bei zwei Studentenverbindungen das Essen, steckte das Gebäude des Young Men Jewish Council in Brand, verbrannte zwei weitere Jungen in ihrer Kellerwohnung,'' erschoß ihren eigenen Sohn und begründete den Mord an dem Achtjährigen damit, daß er ein Vergewaltiger sei. In keiner einzigen Schlagzeile der Tribune von Chicago gibt es einen Hinweis darauf, daß alle Opfer dieser Frau Jungen waren. '4 Kein Staat investierte Millionen, um die Haltung von Frauen gegenüber Männern zu ändern.
- Bei den Unruhen, die auf das Urteil im Fall Rodney King folgten, wurden zehn Menschen von der Polizei getötet. Es waren ausschließlich Männer." Wenn es Schwarze, Latinos oder Frauen gewesen wären - wäre das unkommentiert geblieben?
Warum blieb der Mann als Opfer unsichtbar? Es liegt zum Teil an den ebenfalls nicht sichtbaren Erwartungen, die eine Gesellschaft an Männer hat. Bei ihnen wird davon ausgegangen, daß sie Geschäfte plündern, bei Frauen nicht. Haben weniger Frauen als Männer an den Plünderungen teilgenommen, weil sie moralischer sind?
Nicht ganz. Erstens haben auch Tausende von Frauen geplündert, es wurde aber keine von der Polizei erschossen. Zweitens wird kaum ein Mann einen gestohlenen Fernsehapparat nach Hause schleppen, wenn er weiß, daß er damit bei seiner Frau auf Ablehnung stößt. Drittens stimmten beide großen politischen Parteien darin überein, daß die Plünderungen durch Schwarze und Latinos nach dem Rodney-King-Urteil zumindest teilweise darauf zurückzuführen seien, daß die Armen kaum Zukunftsperspektiven haben und kaum an der Macht teilhaben. Die Tatsache aber, daß in der Hauptsache Männer die Plünderungen begingen, führte nicht zu dem gleichen Schluß.
- Ein Mann betrat einen Vorlesungssaal der Universität von Montreal und erschoß mehrere Studentinnen. Das Verbrechen machte in der ganzen Welt Schlagzeilen. Als Motiv wurde Frauenhaß angegeben. Die kanadische Regierung gab Millionen von Dollar dafür aus, die Haltung von Männern gegenüber Frauen zu ändern. Etwa zur gleichen Zeit erschoß eine Frau aus Chicago, Laurie Dann, fünf kleine Schuljungen, vergiftete bei zwei Studentenverbindungen das Essen, steckte das Gebäude des Young Men Jewish Council in Brand, verbrannte zwei weitere Jungen in ihrer Kellerwohnung,'' erschoß ihren eigenen Sohn und begründete den Mord an dem Achtjährigen damit, daß er ein Vergewaltiger sei. In keiner einzigen Schlagzeile der Tribune von Chicago gibt es einen Hinweis darauf, daß alle Opfer dieser Frau Jungen waren. '4 Kein Staat investierte Millionen, um die Haltung von Frauen gegenüber Männern zu ändern.
- Bei den Unruhen, die auf das Urteil im Fall Rodney King folgten, wurden zehn Menschen von der Polizei getötet. Es waren ausschließlich Männer." Wenn es Schwarze, Latinos oder Frauen gewesen wären - wäre das unkommentiert geblieben?
Warum blieb der Mann als Opfer unsichtbar? Es liegt zum Teil an den ebenfalls nicht sichtbaren Erwartungen, die eine Gesellschaft an Männer hat. Bei ihnen wird davon ausgegangen, daß sie Geschäfte plündern, bei Frauen nicht. Haben weniger Frauen als Männer an den Plünderungen teilgenommen, weil sie moralischer sind?
Nicht ganz. Erstens haben auch Tausende von Frauen geplündert, es wurde aber keine von der Polizei erschossen. Zweitens wird kaum ein Mann einen gestohlenen Fernsehapparat nach Hause schleppen, wenn er weiß, daß er damit bei seiner Frau auf Ablehnung stößt. Drittens stimmten beide großen politischen Parteien darin überein, daß die Plünderungen durch Schwarze und Latinos nach dem Rodney-King-Urteil zumindest teilweise darauf zurückzuführen seien, daß die Armen kaum Zukunftsperspektiven haben und kaum an der Macht teilhaben. Die Tatsache aber, daß in der Hauptsache Männer die Plünderungen begingen, führte nicht zu dem gleichen Schluß.
Mordversuch an einem Lehrer
In Michigan versuchte ein siebzehnjähriger Schüler, einen Lehrer seiner Schule zu erwürgen. Danach wurden keine besonderen Schutzvorkehrungen für die Lehrer getroffen. Zwei Monate später beging ein Vierzehnjähriger die gleiche Tat an einer Lehrerin - an derselben Schule. Die Schule berief sofort alle Lehrerinnen ab und reduzierte das Kollegium von einundzwanzig auf neun Personen. Die Sache hatte aber einen Haken: Die männlichen Lehrer mußten bleiben und fast doppelt so große Klassen unterrichten. Je größer die Klasse, desto größer die Gefahr von Gewalt. Schutz für alle Frauen brachte alle Männer in Gefahr. Die Männer wurden natürlich nicht gefragt.
Prügelstrafe - für Jungen
In neunundzwanzig Bundesstaaten ist körperliche Züchtigung in den Schulen immer noch gesetzlich erlaubt." In der Realität jedoch sieht es so aus, daß in den meisten Schulbezirken, die die Prügelstrafe zulassen, ein Lehrer, der ein Mädchen mit einem Lineal schlägt, sofort von den Eltern angezeigt wird. Und ein Lehrer, der ein Mädchen mit der Hand schlägt, kann seine Anstellung und seine Pension in den Wind schreiben. Prügelstrafe ist in der Praxis eine reine Jungenstrafe. In vielen Schulen wird dagegen protestiert, daß Lehrer eher dazu neigen, schwarze Jungen zu schlagen als weiße. Es wird aber an keiner Schule dagegen protestiert, daß nur Jungen geschlagen werden. Wir verwahren uns nicht gegen die Gewalt gegen Jungen, weil wir sie im Unterschied zu der gegen Mädchen nicht wahrnehmen.
Sexueller Mißbrauch: die unsichtbaren Opfer
Sexuellen Mißbrauch assoziieren wir mit Kindern und damit, daß Mädchen neunmal häufiger Opfer werden als Jungen. In Wirklichkeit ist das Verhältnis 1,7 zu 1.11 Wir vermuten als Täter stets einen Mann. Es ist aber so, daß Mädchen zumeist von Männern mißbraucht werden und Jungen zumeist von Frauen - von Müttern, älteren Schwestern sowie anderen weiblichen Verwandten und Babysitterinnen." Umfragen in Einrichtungen für sexuell mißbrauchte Kinder zeigen ein anderes Bild. Es sind dort grundsätzlich mehr Mädchen anzutreffen, weil wir einem Mädchen, das mißbraucht wird, eher Hilfe anbieten. Nur wenn wir erwachsene Männer ebenso wie Frauen nach sexuellem Mißbrauch in ihrer Kindheit befragen, wird der Mißbrauch auch gleichermaßen sichtbar.
Warum nehmen wir Männer, die Hilfe brauchen, nicht wahr: ob als Opfer von Mißbrauch in der Kindheit, von häuslicher Gewalt oder Prostatakrebs oder Obdachlosigkeit? Historisch bedingt fühlen sich Männer von der Frau-als-Opfer angezogen und Frauen vom Mann-als-Opfer abgestoßen. Auch heute noch wird eine Frau, die eine Reifenpanne hat, einem fremden Mann gestatten, ihr zu helfen. Wenn er eine Reifenpanne hat, wird sie wohl kaum anhalten, um ihm zu helfen.
Männer werden nur in dem Maß Fortschritte machen, wie die Gesellschaft begreift, daß Männer sich nur deswegen zur Frau-alsOpfer hingezogen fühlen, weil sie ein geringes Selbstwertgefühl haben. Männer glauben, nur dann einer Frau wert zu sein, wenn sie etwas für sie tun, daß sie nur unter dieser Bedingung wahrgenommen werden.
In Michigan versuchte ein siebzehnjähriger Schüler, einen Lehrer seiner Schule zu erwürgen. Danach wurden keine besonderen Schutzvorkehrungen für die Lehrer getroffen. Zwei Monate später beging ein Vierzehnjähriger die gleiche Tat an einer Lehrerin - an derselben Schule. Die Schule berief sofort alle Lehrerinnen ab und reduzierte das Kollegium von einundzwanzig auf neun Personen. Die Sache hatte aber einen Haken: Die männlichen Lehrer mußten bleiben und fast doppelt so große Klassen unterrichten. Je größer die Klasse, desto größer die Gefahr von Gewalt. Schutz für alle Frauen brachte alle Männer in Gefahr. Die Männer wurden natürlich nicht gefragt.
Prügelstrafe - für Jungen
In neunundzwanzig Bundesstaaten ist körperliche Züchtigung in den Schulen immer noch gesetzlich erlaubt." In der Realität jedoch sieht es so aus, daß in den meisten Schulbezirken, die die Prügelstrafe zulassen, ein Lehrer, der ein Mädchen mit einem Lineal schlägt, sofort von den Eltern angezeigt wird. Und ein Lehrer, der ein Mädchen mit der Hand schlägt, kann seine Anstellung und seine Pension in den Wind schreiben. Prügelstrafe ist in der Praxis eine reine Jungenstrafe. In vielen Schulen wird dagegen protestiert, daß Lehrer eher dazu neigen, schwarze Jungen zu schlagen als weiße. Es wird aber an keiner Schule dagegen protestiert, daß nur Jungen geschlagen werden. Wir verwahren uns nicht gegen die Gewalt gegen Jungen, weil wir sie im Unterschied zu der gegen Mädchen nicht wahrnehmen.
Sexueller Mißbrauch: die unsichtbaren Opfer
Sexuellen Mißbrauch assoziieren wir mit Kindern und damit, daß Mädchen neunmal häufiger Opfer werden als Jungen. In Wirklichkeit ist das Verhältnis 1,7 zu 1.11 Wir vermuten als Täter stets einen Mann. Es ist aber so, daß Mädchen zumeist von Männern mißbraucht werden und Jungen zumeist von Frauen - von Müttern, älteren Schwestern sowie anderen weiblichen Verwandten und Babysitterinnen." Umfragen in Einrichtungen für sexuell mißbrauchte Kinder zeigen ein anderes Bild. Es sind dort grundsätzlich mehr Mädchen anzutreffen, weil wir einem Mädchen, das mißbraucht wird, eher Hilfe anbieten. Nur wenn wir erwachsene Männer ebenso wie Frauen nach sexuellem Mißbrauch in ihrer Kindheit befragen, wird der Mißbrauch auch gleichermaßen sichtbar.
Warum nehmen wir Männer, die Hilfe brauchen, nicht wahr: ob als Opfer von Mißbrauch in der Kindheit, von häuslicher Gewalt oder Prostatakrebs oder Obdachlosigkeit? Historisch bedingt fühlen sich Männer von der Frau-als-Opfer angezogen und Frauen vom Mann-als-Opfer abgestoßen. Auch heute noch wird eine Frau, die eine Reifenpanne hat, einem fremden Mann gestatten, ihr zu helfen. Wenn er eine Reifenpanne hat, wird sie wohl kaum anhalten, um ihm zu helfen.
Männer werden nur in dem Maß Fortschritte machen, wie die Gesellschaft begreift, daß Männer sich nur deswegen zur Frau-alsOpfer hingezogen fühlen, weil sie ein geringes Selbstwertgefühl haben. Männer glauben, nur dann einer Frau wert zu sein, wenn sie etwas für sie tun, daß sie nur unter dieser Bedingung wahrgenommen werden.
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