Therapie bei Autismus

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Sabina 2
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Beitrag So., 22.12.2024, 11:34

Ja genauso ist es.
Die Frage ist eben welche Hilfen es genau gibt?
Ob es irgendwelche Therapien gibt in denen man den Umgang mit Menschen lernt?
Ob es Arbeitsplätze gibt die geeignet sind?

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candle.
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Beitrag So., 22.12.2024, 11:50

Und wenn es nichts gibt? Was dann?
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chrysokoll
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Beitrag So., 22.12.2024, 12:23

Sabina 2 hat geschrieben: So., 22.12.2024, 11:34 Die Frage ist eben welche Hilfen es genau gibt?
Ob es irgendwelche Therapien gibt in denen man den Umgang mit Menschen lernt?
Ob es Arbeitsplätze gibt die geeignet sind?
Den Umgang mit Menschen lernt man nicht mechanisch wie ein Computerprogramm.

Lisbeth hat dir z.B. gestern im Beitrag ausgeführt was möglich ist.
Wenn du willst dass sich etwas verändert dann musst leider DU tätig werden. Z.B. eben Diagnostik, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, andere Therapie, Grad der Behinderung etc.
Da kommt niemand zu dir und offeriert dir das.
Es ist auch eine Entscheidung nichts zu tun und damit nichts zu verändern. Nur habe ich den Eindruck dass es dir nicht besonders gut geht damit so wie es jetzt ist. Und du gerne etwas verändern würdest, dazu aber Hilfe benötigst.

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Sabina 2
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Beitrag So., 22.12.2024, 12:29

Ich habe mir gerade eine Liste mit Diagnostikstellen angeschaut.
Und festgestellt, dass ich bei einer der genannten Psychiaterinnen schon mal einen Termin hatte.
Es ging damals um Depressionen aber auch um Autismus.
Dort wurde das Thema Autismus nicht weiter verfolgt.
Ich weiß jetzt nicht ob sich in der Zwischenzeit bezüglich Diagnostik etwas verändert hat ( ist schon ein paar Jahre her).
Auch von einer anderen Therapeutin die mit Autisten zusammenarbeitet wurde Autismus verneint.
Deswegen bin ich auch so verwirrt.
Ich wüsste aber nicht welche Diagnose sonst infrage kommen könnte.

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Sabina 2
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Beitrag So., 22.12.2024, 12:32

Ja es stimmt natürlich Menschenkontakt kann man nicht wie ein Computerprogramm lernen.
Die Frage ist eben wie man als Erwachsener menschlichen Umgang lernt?
Anderen Menschen sind eben oft nicht so begeistert wenn man sich unpassend verhält oder unsicher ist.

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candle.
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Beitrag So., 22.12.2024, 12:37

Ich habe deinen ersten Beitrag nochmal gelesen. Da hast du dich als jemanden mit autistischen Zügen vorgestellt. Nun ist die Frage wie du damals darauf gekommen bist?

So langsam habe ich aber auch den Eindruck, dass du hier nicht so weit kommen wirst. Wir sprechen hier doch zu unterschiedliche Sprachen- es ist also die verbal soziale Interaktion, die ich hier auch eingeschränkt erlebe.

Du kannst natürlich abwarten, irgendwas wird schon mit dir "passieren". Ob das dann zuletzt so ein Behindertenwerk ist (das habe ich mir auch mal angeschaut) oder ob es in der Rente mündet oder du doch eine Behinderung anerkannt bekommst weiß niemand hier und das versuchst du ja permanent in einen strikten Ablauf zu pressen, den es nicht gibt. Das finde ich auch beinahe autistisch "typisch".

Die Frage ist eben wie selbständig bist du in deinen Möglichkeiten? Was kannst du selbst in die Hand nehmen?

Die Zukunft bleibt eben ungewiss.

candle
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lisbeth
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Beitrag So., 22.12.2024, 12:47

Sabina, dass du nicht so richtig weißt wie der Umgang mit anderen Menschen "funktioniert" ist übrigens auch ein Punkt, der mMn dafür sprechen *könnte*, dass du dich irgendwo auf dem Autismus-Spektrum bewegst. Das lernt man nicht mit einem Handbuch, mit Modulen, mit Auswendiglernen. Das passiert bei den neurotypischen Menschen "nebenbei", intuitiv, über Spiegelneuronen, die denken noch nicht mal darüber nach, was sie da gerade machen.

Autistische Menschen haben damit Probleme, weil sie die Welt anders wahrnehmen und Dinge, die für Nicht-Autisten selbstverständlich sind, nicht auf dem Schirm haben, aufgrund ihrer Gehirnstruktur nicht auf dem Schirm haben können. Manches kann man sich evtl. antrainieren, oder wurde vielen (vor allem Mädchen und Frauen) auch mit Gewalt anerzogen, das wird aber immer ein Stückweit mechanisch bleiben und daher auch beim nicht-autistischen Gegenüber Irritationen hervorrufen. Ich (als Autistin) kann zB Augenkontakt bei Gesprächen halten. Ist ja auch immer so ein Argument gewesen: Wer Augenkontakt hält, kann nicht autistisch sein, weiß man inzwischen auch besser (auch das ist aber noch lange nicht bei allen Fachleuten angekommen). Aber Augenkontakt ist für mich extrem anstrengend, ich hab manchmal fast körperliche Schmerzen dabei vor Anspannung. Ich mache das ganz bewusst und nicht intuitiv, ich zähle innerlich dabei mit. Und es ist immer im "falschen" Moment und irgendwie zu lang oder zu kurz (für das Gegenüber). Und der Preis für dieses "Masking" ist sehr hoch, das kostet mich extrem viel Energie, die mir dann wiederum für andere wichtige Dinge fehlt.

Könnte dein Therapeut dir dabei helfen, dass du Anlaufstellen findest, die dich passgenauer unterstützen können? Das was du brauchst, findet in einer normalen Psychotherapie nicht statt, denke ich. Wäre es zB möglich, dass er dich zu einer psychiatrischen Institutsambulanz (PiA) überweist? Die machen ja z.T. auch ausführliche Diagnostik, die könnten, evtl. auch zusammen mit dem Sozialdienst, mit dafür sorgen, dass dich jemand an die Hand nimmt, was die sozialrechtlichen Dinge betrifft, hinsichtlich GdB, Integration in den Arbeitmarkt usw. Alternativ wäre auch eine gute psychiatrische Facharzt-Praxis ein Startpunkt, aber die sind schwer zu finden.

Du brauchst Hilfe und Unterstützung, ich glaube das sehen alle hier - und du willst es ja auch irgendwie. Andererseits lehnst du aber auch bestimmte Dinge (Diagnostik, Gruppentherapie, Ergotherapie usw.) immer wieder ziemlich vehement ab. An irgendeinem Punkt wirst du dich aber bewegen müssen, wenn sich etwas für dich verändern soll. Das passiert nicht von selbst und fällt auch nicht vom Himmel. Die gute Fee wird nicht vorbeikommen, auch wenn ich den Wunsch nach einer guten Fee selbst auch nachvollziehen kann.
Zuletzt geändert von lisbeth am So., 22.12.2024, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.
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candle.
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Beitrag So., 22.12.2024, 12:55

lisbeth hat geschrieben: So., 22.12.2024, 12:47 Ich (als Autistin)
Herzlichen Dank für die Nebeninformation zu dir!

candle
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lisbeth
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Beitrag So., 22.12.2024, 13:01

candle. hat geschrieben: So., 22.12.2024, 12:55
Herzlichen Dank für die Nebeninformation zu dir!

candle
Ist das jetzt ironisch gemeint? Ich hab das schon öfters an anderen Stellen erwähnt.


@Sabina:
Ich bin mit meinem Autismus-Verdacht auch lange Zeit nicht ernst genommen worden, weder bei meinen Therapeutinnen noch in den Kliniken, in denen ich war. Mich hat das Thema aber nicht losgelassen. Und ich habe es dann auf eigene Faust weiter verfolgt, habe irgendwann dann meine Psychiaterin (die immerhin zugegeben hat, dass sie sich nicht auskennt) mit ins Boot geholt. Bei manchen Dingen braucht man (leider) viel Hartnäckigkeit.

Wenn es bei dir kein Autismus ist, dann ist da irgendwas anderes, was dir diese Probleme macht. Und was bisher aber offensichtlich nicht so richtig identifiziert und erkannt wurde. So oder so wäre es wichtig, dass du die für dich passende Diagnose bekommst.

Ansonsten: Es gibt zB auch zahlreiche Facebook Gruppen für Autismus bei Frauen, für spät diagnostizierten Autismus. Bei den meisten brauchst du keine offizielle Diagnose, um aufgenommen zu werden. Bei den meisten Gruppen kannst du auch anonym posten, wenn du das nicht mit deinem normalen Profil machen möchtest. Du könntest anfangen, dich dort mit anderen Betroffenen auszutauschen, zu fragen: Wie ist das bei euch, kennt ihr auch das Problem XY, was macht ihr dann? Du könntest dir mal eine Selbsthilfegruppe für autistische Frauen (gibt es inzwischen in den meisten Städten) anschauen und dich dort austauschen. Auch dafür braucht man meistens keine offizielle Diagnose.

Ergänzung: Du könntest dir auch Bücher zum Thema besorgen, die meisten Büchereien haben dazu Literatur. Von Christine Preißmann (selbst Betroffene) gibt es zB ein Buch über Frauen und Mädchen mit Asperger, da geht es auch darum, woran es liegt, dass der Autismus oft so spät erkannt und diagnositiziert wird. Es gibt Reportagen und Podcasts zum Thema. Ich glaube, wenn du da mal anfängst, dich ernsthafter mit dem Thema "weiblicher Autismus" auseinander zu setzen, wird sich ziemlich sicher auch für dich einiges klären, in die eine oder andere Richtung.
Zuletzt geändert von lisbeth am So., 22.12.2024, 13:12, insgesamt 2-mal geändert.
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candle.
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Beitrag So., 22.12.2024, 13:08

lisbeth hat geschrieben: So., 22.12.2024, 13:01 Ist das jetzt ironisch gemeint? Ich hab das schon öfters an anderen Stellen erwähnt.
Nein, das ist nicht ironisch gemeint und ich habe das von dir auch noch nie gelesen. Aber dadurch wird mir einiges etwas klarer in deinen Beiträgen.

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Sydney-b
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Beitrag So., 22.12.2024, 13:25

Sabina, was ist eigentlich mit deinen Eltern?
Du hattest erwähnt, du möchtest sie nicht belasten wenn sie eventuell mal einen Fragebogen für eine Diagnostik ausfüllen sollen.

Was genau würde deine Eltern daran belasten?

Du lebst doch mit ihnen in einem Haushalt.
Sie wissen auch, dass du dich ständig beworben hast und trotzdem keine Arbeitsstelle erhalten hast.
Und sie werden auch wissen, dass du zum Therapeuten gehst und du dir Hilfe suchst um Veränderungen anzugehen.

Was wäre also für sie so belastend, wenn sie mal eine halbe Stunde einen Fragebogen ausfüllen würden?
Zumal es ja langen würde, wenn dies ein Elternteil erledigt…

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Sabina 2
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Beitrag So., 22.12.2024, 13:47

Ich war ja als Kind schon häufig: bei Ärzten, Kinderzentren etc.
Dort wurde allerdings nie eine Ursache gefunden.
Für meine Eltern war es aber jedes mal belastend.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 12:02

Sabina 2 hat geschrieben: So., 22.12.2024, 13:47 Ich war ja als Kind schon häufig: bei Ärzten, Kinderzentren etc.
Dort wurde allerdings nie eine Ursache gefunden.
Ja, das war vor 25-30 Jahren leider so, gerade bei Mädchen.
Sabina 2 hat geschrieben: So., 22.12.2024, 13:47 Für meine Eltern war es aber jedes mal belastend.
Ich vermute mal, dass sie dich das auch jedes Mal haben spüren lassen und dir auch immer wieder - direkt oder indirekt - vorgeworfen haben. Aber weißt du was? Das ist das Problem deiner Eltern, du machst das gerade zu deinem Problem.

Du könntest auch einfach sagen: Liebe Eltern, ihr seht ja auch, dass meine Probleme nicht einfach verschwinden. Ich möchte dem weiter auf den Grund gehen, auch damit ich die passende Unterstützung bekomme, und würde euch daher bitten, dass ihr ein paar Fragebögen für die Diagnostik ausfüllt, das sollte nicht länger als eine halbe Stunde dauern.

Was genau hält dich davon ab?
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― Anne Lamott

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Sabina 2
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 12:09

Ja sie haben mich das schon spüren lassen wenn auch nur indirekt.
Ich kann es aber auch irgendwie verstehen.
Sie mussten auch in der Grundschule ständig Gespräche mit der Klassenlehrerin und Schulleiterin führen.
Es gab vor allem von der Grundschule auch viel Druck.
Ständige Arztbesuche die zu keinem Ergebnis führten.

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Sabina 2
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 12:12

Ich hätte auch Angst, dass durch eine Diagnose mein Selbstwertgefühl wieder sinkt ( konnte es durch die Therapie ein bisschen verbessern).

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