Verwirrt und ungeduldig?
Es ist gut wenn du das nicht von ihr bekommst, weil du dann an dem Punkt dich und danach sie zu fragen, wie sie dir helfen kann dir das selber zu geben und zu erfüllen.
Der Wunsch nach fremder Fürsorge und Geborgenheit wird aus meiner Persönlichen Erfahrung heraus immer weniger, je mehr du in Selbstfürsorge übergehst und lernst deine Bedürfnisse wahrzunehmen, anzunehmen und dich aktiv um diese selber zu kümmern, dich selber emotional zu versorgen.
Das ist am Angang sehr fremd und ungewohnt aber je besser dir das gelingt, desto weniger wünschst du dir das von anderen
Der Wunsch nach fremder Fürsorge und Geborgenheit wird aus meiner Persönlichen Erfahrung heraus immer weniger, je mehr du in Selbstfürsorge übergehst und lernst deine Bedürfnisse wahrzunehmen, anzunehmen und dich aktiv um diese selber zu kümmern, dich selber emotional zu versorgen.
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Vielleicht wärst du in einer Therapieform, die mehr auf die Bearbeitung der therapeutischen Beziehung fokussiert ist, also TfP oder Analyse, besser aufgehoben. Zumal 40 Stunden bei der Problematik, die du beschreibst, echt nicht viel sind. Und na ja, in Österreich musst du ja sowieso einen Großteil der Kosten selbst stemmen, oder? Wäre es für dich denkbar, das mal zu probieren?
Ich kann deine Bedürfnisse gut nachvollziehen. Ich bin als Kind wohl nicht ausreichend gespiegelt worden, zudem sind negative Emotionen sanktioniert worden. Als Resultat bin ich mir meiner Gefühle oft unsicher und wünsche mir natürlich sehr stark Empathie. Da ist dann eine sehr große Gefahr, sich zu sehr an den/die Therapeuten/in zu binden. Von dem, was ich gelesen habe, soll der Analytiker in der Analyse ein 'moderat deprivierendes' Umfeld herstellen. Also auf jeden Fall nicht die Wünsche des Patienten/der Patientin komplett erfüllen und damit Abhängigkeiten füttern, aber eben auch nicht so deprivierend, dass die Person gar nicht mit der Deprivation klar kommt. Ich weiß nicht, ob das in anderen Therapieformen genauso konzeptualisiert wird, aber so oder so müssen Therapeut_innen Patient_innen gegenüber Grenzen setzen.
Ich habe das Gefühl, dass mein Analytiker das ganz gut macht. Also ich erlebe schon viel Empathie und Mitgefühl von ihm, und das hilft mir, meine eigenen Gefühle zuzulassen, wahrzunehmen, zu sortieren, und regulieren zu lernen, was ich von meinen Eltern so nicht gelernt habe. Aber er achtet auch sehr darauf, dass ich mich nicht zu sehr an ihn hänge, ihn nicht zu sehr in die Rolle meiner 'Stütze' schiebe (was ich natürlich auch immer wieder versuche). Das tut manchmal sehr weh, weil ich es in dem Moment natürlich als Ablehnung, als auflaufen lassen, erlebe. Aber ich merke auch, wie sehr mir der Prozess hilft und dass ich schon ganz woanders stehe, als vor einem Jahr. Wichtig ist, dass ich die Gefühle der Abweisung auch immer wieder mit ihm besprechen und diese Schwäche zeigen kann, und er auch da Empathie zeigt - dass das aber trotzdem nicht bedeutet, dass er meine Wünsche erfüllt.
Genau darum, zu lernen, wie man mit eigenen Gefühlen umgeht und sie reguliert, geht es doch. Keiner erwartet, dass du das jetzt schon kannst, aber bei deiner Problematik wäre es vermutlich sehr wichtig, in der Therapie daran zu arbeiten, wie du es lernst, und vielleicht nicht nur auf neue Verhaltensmuster zu fokussieren - ein bisschen klingt es so, als wärt ihr vor allem an den Verhaltensmustern dran, die natürlich auch sehr wichtig sind?
Besprich das alles mit deiner Therapeutin und überleg dann, ob das der richtige Ansatz für dich ist. Dass sie nicht die Mutter spielt, ist schon richtig, aber es muss schon auch klar sein, dass in der Therapie etwas statt findet, dass dir dabei hilft, die Regulation selbst zu lernen.
Und was deine Wohnsituation angeht: wäre es denkbar, dass du erst mal in so eine Monteurswohnung oder sowas ziehst, damit du deinen eigentlichen Umzug ohne diese ganzen Kommentare von deinen Eltern durchziehen kannst? Eventuell könntest du deine Sachen in der Zeit irgendwo einlagern, wenn du Angst hast, dass deine Eltern dich eventuell zu bestrafen versuchen, indem sie deine Sachen verkaufen oder zerstören. So eine Monteurs- oder Montagewohnung ist normalerweise möbliert aber etwas minimalistisch eingerichtet und du hast häufig zumindest auch Zugang zu einer Mikrowelle oder sogar einer kompletten Küche, so, dass du nicht immer Essen gehen musst. Sie ist aber billiger, als ein normales Hotelzimmer (und ggf. eben auch billiger, als dein Zimmer bei deinen Eltern). Klar wäre der mehrschrittige Umzug evtl. umständlich, aber ich glaube, dass du sehr viel Energie gewinnen wirst, wenn du nicht mehr ständig den Negativbotschaften deiner Eltern ausgesetzt bist.
Ich kann deine Bedürfnisse gut nachvollziehen. Ich bin als Kind wohl nicht ausreichend gespiegelt worden, zudem sind negative Emotionen sanktioniert worden. Als Resultat bin ich mir meiner Gefühle oft unsicher und wünsche mir natürlich sehr stark Empathie. Da ist dann eine sehr große Gefahr, sich zu sehr an den/die Therapeuten/in zu binden. Von dem, was ich gelesen habe, soll der Analytiker in der Analyse ein 'moderat deprivierendes' Umfeld herstellen. Also auf jeden Fall nicht die Wünsche des Patienten/der Patientin komplett erfüllen und damit Abhängigkeiten füttern, aber eben auch nicht so deprivierend, dass die Person gar nicht mit der Deprivation klar kommt. Ich weiß nicht, ob das in anderen Therapieformen genauso konzeptualisiert wird, aber so oder so müssen Therapeut_innen Patient_innen gegenüber Grenzen setzen.
Ich habe das Gefühl, dass mein Analytiker das ganz gut macht. Also ich erlebe schon viel Empathie und Mitgefühl von ihm, und das hilft mir, meine eigenen Gefühle zuzulassen, wahrzunehmen, zu sortieren, und regulieren zu lernen, was ich von meinen Eltern so nicht gelernt habe. Aber er achtet auch sehr darauf, dass ich mich nicht zu sehr an ihn hänge, ihn nicht zu sehr in die Rolle meiner 'Stütze' schiebe (was ich natürlich auch immer wieder versuche). Das tut manchmal sehr weh, weil ich es in dem Moment natürlich als Ablehnung, als auflaufen lassen, erlebe. Aber ich merke auch, wie sehr mir der Prozess hilft und dass ich schon ganz woanders stehe, als vor einem Jahr. Wichtig ist, dass ich die Gefühle der Abweisung auch immer wieder mit ihm besprechen und diese Schwäche zeigen kann, und er auch da Empathie zeigt - dass das aber trotzdem nicht bedeutet, dass er meine Wünsche erfüllt.
Genau darum, zu lernen, wie man mit eigenen Gefühlen umgeht und sie reguliert, geht es doch. Keiner erwartet, dass du das jetzt schon kannst, aber bei deiner Problematik wäre es vermutlich sehr wichtig, in der Therapie daran zu arbeiten, wie du es lernst, und vielleicht nicht nur auf neue Verhaltensmuster zu fokussieren - ein bisschen klingt es so, als wärt ihr vor allem an den Verhaltensmustern dran, die natürlich auch sehr wichtig sind?
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Und was deine Wohnsituation angeht: wäre es denkbar, dass du erst mal in so eine Monteurswohnung oder sowas ziehst, damit du deinen eigentlichen Umzug ohne diese ganzen Kommentare von deinen Eltern durchziehen kannst? Eventuell könntest du deine Sachen in der Zeit irgendwo einlagern, wenn du Angst hast, dass deine Eltern dich eventuell zu bestrafen versuchen, indem sie deine Sachen verkaufen oder zerstören. So eine Monteurs- oder Montagewohnung ist normalerweise möbliert aber etwas minimalistisch eingerichtet und du hast häufig zumindest auch Zugang zu einer Mikrowelle oder sogar einer kompletten Küche, so, dass du nicht immer Essen gehen musst. Sie ist aber billiger, als ein normales Hotelzimmer (und ggf. eben auch billiger, als dein Zimmer bei deinen Eltern). Klar wäre der mehrschrittige Umzug evtl. umständlich, aber ich glaube, dass du sehr viel Energie gewinnen wirst, wenn du nicht mehr ständig den Negativbotschaften deiner Eltern ausgesetzt bist.
Zuletzt geändert von traeumend am So., 18.06.2023, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Danke für diesen Satz - es ist zwar komplett normal, aber in dem Chaos vergesse ich das oft. Ich habe Angst, den größten Fehler meines Lebens zu machen - da hilft es mir wirklich, diesen Satz zu lesen. Danke.
Ich habe eine Liste, wo ich alles dokumentiert habe, was meine Mutter so besitzt und was mir so eingefallen ist. Ich versuche das mal zu ordnen und weiter herunter zu brechen, so wie du das vorschlägst. Vielleicht wird es dann einfacher, weil es nicht so viel auf einmal ist. Danke jedenfalls dafür, dass du mir Mut machst!lisbeth hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 12:46 Fang an, dir etwas zuzutrauen. Versuche, nicht die große Mammutaufgabe auf einmal zu bewältigen, teile dir das Ganze in Teilabschnitte ein. Du musst auch nicht am Anfang die "perfekte" Wohnung haben. Vieles kannst ud dir auch später noch anschaffen. Ich hab in meiner allerersten Wohnung auf eine Matratze auf dem Boden geschlafen, hatte eine Kleiderstange für meine Klamotten, und ein selbstgebautes Regal für Bücher usw. Tisch und Stühle kamen erst nach und nach, und auch für die Küche hatte ich am Anfang nur das nötigste. Vieles lässt sich auch besser entscheiden (finde ich) wenn man in der Wohnung lebt, weil man dann ein besseres Gespür dafür entwickelt, was es noch braucht und wohin das kommen soll...
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.
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Ich hoffe, ich schaffe das eines Tages. Ich merke ja selbst, dass ich mit meinem emotionalen Durst andere förmlich erdrücke. Und wenn ich dem Bedürfnis nicht nachgebe, dann verdurste ich immer schneller, je mehr Beziehung sich aufbaut und das belastet den anderen enorm. Ich fühle mich dann immer sehr schlecht, weil ich in erster Linie niemandem schaden will und auf der anderen Seite aber selbst emotional verdurste. Ich hoffe wirklich, ich komme da raus, um auch mal anderen etwas geben zu können und nicht immer wie so ein Vampir alles von anderen aufzusaugen bis sie nicht mehr wollen/können und dann wieder Beziehungen zu zerbrechen und selbst wieder am Verdursten zu sein.Shukria hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:08 Es ist gut wenn du das nicht von ihr bekommst, weil du dann an dem Punkt dich und danach sie zu fragen, wie sie dir helfen kann dir das selber zu geben und zu erfüllen.
Der Wunsch nach fremder Fürsorge und Geborgenheit wird aus meiner Persönlichen Erfahrung heraus immer weniger, je mehr du in Selbstfürsorge übergehst und lernst deine Bedürfnisse wahrzunehmen, anzunehmen und dich aktiv um diese selber zu kümmern, dich selber emotional zu versorgen.
Das ist am Angang sehr fremd und ungewohnt aber je besser dir das gelingt, desto weniger wünschst du dir das von anderen
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Liebe wildeskeks,
Eigentlich wäre Schematherapie in deinem Fall schon das Richtige. Es ist ein 'Ausflug' der VT in die Tiefenpsychologie.
Aber wie die Therapeutin sagt, das geht nicht so lange du noch bei deinen Eltern wohnst. Also wäre der erste Schritt auszuziehen und versuchen dich besser von deinen Eltern umd ihrer Meinung zu distanzieren.
Und dann kann erst der nächste Schritt erfolgen (zu lernem wie du dich besser um deine emotionalen Bedürfnisse kümmern kannst).
caduta
Eigentlich wäre Schematherapie in deinem Fall schon das Richtige. Es ist ein 'Ausflug' der VT in die Tiefenpsychologie.
Aber wie die Therapeutin sagt, das geht nicht so lange du noch bei deinen Eltern wohnst. Also wäre der erste Schritt auszuziehen und versuchen dich besser von deinen Eltern umd ihrer Meinung zu distanzieren.
Und dann kann erst der nächste Schritt erfolgen (zu lernem wie du dich besser um deine emotionalen Bedürfnisse kümmern kannst).
caduta
Ich will auch noch mal die Wichtigkeit des Auszugs unterstreichen. Das mit der Monteurswohnung war meine Idee, weil du da sofort ausziehen könntest, genau, wie man von jetzt auf gleich im Hotel einchecken kann. Und alles andere danach klären. Die Zeit mit deinen Eltern schürt doch nur deine Zweifel und Schuldgefühle.
Es könnte trotzdem wichtig sein, über diese Wünsche zu reden, über das was du vermisst hast als du kleiner warst, über das was dir "entgangen" ist. Allerdings um es zu betrauern, um dir einzugestehen, dass "es" schlimm war früher (ich glaube viele von uns hatten ganz lange große Probleme, uns das überhaupt einzugestehen, dass eben nicht alles "ok" war früher) und nicht um von der Therapeutin das zu bekommen, was du früher nicht hattest.wildeskeks hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 12:50 Aber meiner "Trotzreaktion" folgt gerade große Trauer, weil es eigentlich wohl das ist, was ich mir wünsche. Eine Art "Mutter", so wie ich sie gerne gehabt hätte. Fürsorge und Liebe, aber wie du sagst: das bekomme ich von ihr nicht. Und wenn ich ganz ehrlich bin kam mir gerade die Frage, was ich dann bei ihr will.
Unabhängig davon gibt es die Frage, ob diese Therapeutin bzw. die Therapierichtung wirklich zu dir und deinen Problemen passt. Ich würde das an deiner Stelle mal mit der Therapeutin besprechen, was du dir wünschst, dass du manchmal das Gefühl hast, dass sie nicht auf deiner Seite steht. Und dann schauen, wie sich das entwickelt. Kann sein, dass sie sich da ein wenig mehr auf dich einstellt (wobei "bemuttern" weiterhin keine Option sein dürfte), kann aber auch sein, dass sie sagt, tut mir Leid, so arbeite ich einfach nicht (was ziemlich sicher nichts mit dir und deinen Wünschen zu tun hat). Dann passt es einfach weniger und du bist vielleicht bei jemand anders besser aufgehoben. Vielleicht ist wirklich eine Therapieform passender für dich, wo die therapeutische Beziehung mehr im Mittelpunkt steht (zB tiefenpsychologisch oder Analyse - da würde ich aber nahc jemanden suchen, der oder die interpersonell/relational arbeitet und nicht "klassisch" analytisch).
Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass du dich schnell angegriffen/verletzt fühlst. Das meine ich nicht bewertend, sondern erstmal nur als Tatsache. Ist wahrscheinlich Teil deiner Bewältigungsstrategie von früher her oder das, was du von deinen Eltern "gelernt" hast. Da kann es durchaus hilfreich sein, mit einem wohlwollenden Gegenüber, dem du nach einiger Zeit auch "abkaufst" dass sie dir nichts Böses wollen aufzudröseln, was da bei dir passiert. Dabei geht es mir weniger um das "Kopfwissen", sondern darum, dass du die Erfahrung machen kannst, dass du mit allem was zu dir gehört den Raum bekommst, der dir zusteht. Das braucht Zeit, das passiert nicht über Nacht.
So meinte ich das ganz und gar nicht, dass du ungeeignet bistwildeskeks hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 12:50 Aus deinem Satz lese ich heraus, dass ich ungeeignet für Therapie bin, weil ich ja die Schritte und den Weg kenne und ich ja "nur machen muss". Es ist mir klar, dass ich das tun muss und niemand anders, aber daran scheitert es dann oft. Ich weiß halt auch nicht wohin mit diesem Problem. Wenn nicht in eine Therapie, wo soll ich dann hingehen? Ist da Klinik wirklich das einzige Mittel?
Eher so, dass es einfach bei schwerwiegenden Problemen halt (für eine Zeitlang) auch eine intensivere Begleitung braucht als es eine ambulante Therapie leisten kann. Wenn du einen Trümmerbruch im Knöchel hast, dann ist es sicherlich auch besser, dass der operiert wird und die Knochen gerichtet werden, damit das Bein nicht schief zusammenwächst, und zwar am besten von einem Unfallchirurgen. Wenn dein Knöchel nur verstaucht ist, dann reicht kühlen und hoch legen und stabilisieren. Ich war selbst mehrmals stationär und das hat bei mir viele Prozesse angestoßen und ein paar Weichen grundsätzlich anders gestellt. Ohne diese Aufenthalte wäre ich heute sicherlich nicht da wo ich heute bin. Hinterher war ich dann wieder bei meiner ambulanten Therapeutin, denn auch ein Klinikaufenthalt ist ja nicht für immer...
Die Schritte und den Weg zu kennen ist das eine. Das alles wirklich umzusetzen das andere, und dafür braucht es mehr als das "Kopfwissen". Gib dir Zeit und sei auch ein wenig gnädig mit dir selbst. Du hast über 30 Jahre die Manipulationen deiner Eltern verinnerlicht und die konnten die meiste Zeit davon ungehindert sprießen. Dieses Unkraut wirst du nicht innerhalb von 3 Monaten los. Du siehst aktuell einfach nur alles was überwuchert ist und fragst dich wie um Himmel du das schaffen sollst. Fang an. In einer kleinen Ecke, egal welche. Und das muss für den Anfang auch nicht total viel sein. Aber Hauptsache ist, dass du loslegst. Aus dem ersten Schritt kommt dann der nächste und dann der übernächste. Das musst du heute noch nicht wissen, wie der aussieht. Für den Moment reicht es, den nächsten Schritt zu kennen.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Ich habe mich - bevor ich zu meiner jetzigen Therapeutin gegangen bin - informiert, welche Formen es gibt und welche auch wenigstens ein bisschen finanziell unterstützt werden. TfP und Verhaltenstherapie sind die einzigen Formen, soweit ich weiß. Und du hast recht: man muss den Großteil selbst bezahlen, es sei denn man hätte einen Kassenplatz, aber die bekommt man sowieso nicht. Bei TfP hatte ich allerdings so viele widersprüchliche Dinge gelesen - zum einen soll die Beziehung zwischen Therapeut und Klient sehr zentraler Bestandteil sein, einerseits las ich auch, dass der Analytiker sehr distanziert ist und sich kaum äußert und dich da auch etwas bewusst "verhungern" lässt, weil er dir gar nichts in den Mund legen will. Außerdem las ich, dass sie nur in der Vergangenheit herumwühlen und einem keine Mittel zur Bewältigung in der Gegenwart bieten. Im Gegensatz dazu die Verhaltenstherapie, die sich auf das jetzt konzentiert und sie Therapeuten versuchen, in eine gute Verbindung mit dir zu gehen, dir zu spiegeln, was nicht richtig läuft und dir helfen sollen, mit dir einen Weg zu finden. Aber das ist nur so meine Auffassung vom Gelesenen. Mittlerweile bin ich da etwas verunsichert, ob ich da nicht etwas falsch verstanden habe oder ob das einfach von Therapeut zu Therapeut unterschiedlich gelebt wird.traeumend hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:16 Vielleicht wärst du in einer Therapieform, die mehr auf die Bearbeitung der therapeutischen Beziehung fokussiert ist, also TfP oder Analyse, besser aufgehoben. Zumal 40 Stunden bei der Problematik, die du beschreibst, echt nicht viel sind. Und na ja, in Österreich musst du ja sowieso einen Großteil der Kosten selbst stemmen, oder? Wäre es für dich denkbar, das mal zu probieren?
Es tut mir ehrlich leid zu lesen, dass du diese Emotionen auch kennst. Ich kann das so gut nachvollziehen und es macht mich traurig, dass du mir damit so sehr aus der Seele sprichst.traeumend hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:16 Ich kann deine Bedürfnisse gut nachvollziehen. Ich bin als Kind wohl nicht ausreichend gespiegelt worden, zudem sind negative Emotionen sanktioniert worden. Als Resultat bin ich mir meiner Gefühle oft unsicher und wünsche mir natürlich sehr stark Empathie. Da ist dann eine sehr große Gefahr, sich zu sehr an den/die Therapeuten/in zu binden.
Das klingt ehrlich gesagt sehr schön, auch wenn ich sehr gut nachempfinden kann, wie weh diese Enttäuschung tut, wenn der Analytiker Grenzen setzt, wenn man seine Stütze auf ihn verlagern versucht. Es ist mir aber einleuchtend, dass es nicht richtig ist, dass er/sie der Ersatz wird. Trotzdem beschreibst du einen sehr liebevollen Umgang wie ich finde. Er lässt dich nicht hängen, sondern zeigt dir, dass er da ist, dich sieht und dich respektiert aber für dich quasi irgendwie Grenzen wahrt. Ich finde diese Vorstellung sehr schön ehrlich gesagt. Irgendwie sehr liebevoll und wertschätzend. Ich freue mich gerade wirklich daran, diese Zeilen zu lesen - ich weiß auch nicht warum.traeumend hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:16 Ich habe das Gefühl, dass mein Analytiker das ganz gut macht. Also ich erlebe schon viel Empathie und Mitgefühl von ihm, und das hilft mir, meine eigenen Gefühle zuzulassen, wahrzunehmen, zu sortieren, und regulieren zu lernen, was ich von meinen Eltern so nicht gelernt habe. Aber er achtet auch sehr darauf, dass ich mich nicht zu sehr an ihn hänge, ihn nicht zu sehr in die Rolle meiner 'Stütze' schiebe (was ich natürlich auch immer wieder versuche). Das tut manchmal sehr weh, weil ich es in dem Moment natürlich als Ablehnung, als auflaufen lassen, erlebe. Aber ich merke auch, wie sehr mir der Prozess hilft und dass ich schon ganz woanders stehe, als vor einem Jahr. Wichtig ist, dass ich die Gefühle der Abweisung auch immer wieder mit ihm besprechen und diese Schwäche zeigen kann, und er auch da Empathie zeigt - dass das aber trotzdem nicht bedeutet, dass er meine Wünsche erfüllt.
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Immerhin konnte ich mit ihr klären, dass ich die Vergangenheit sehr wohl als wichtig erachte und sie mir auch einräumte, dass das wichtig ist. Nur sie unterstreicht auch immer wieder, dass die Vergangenheit nicht änderbar ist. Das ist mir klar, aber gibt mir halt auch ein Bild von "ja, reden können wir ja darüber, aber dann kommen wir gleich wieder in die Gegenwart" - fühlt sich nicht sehr wertschätzend an gegenüber meinem Bedürfnis, diese Dinge auch irgendwie anzugehen. Vielleicht bin ich echt in der falschen Therapie. Aber ich verstehe ja auch, dass ich an meinen Mustern was ändern muss. Ich weiß halt auch nicht, wohin genau mit all meinen Themen und mich verwirren diese ganzen Ansätze und Richtungen langsam wirklich. Sie versuchte zumindest mir in der letzten Sitzung klar zu machen, dass wir an dem Schema, wo ich alles fast zu 100% erfülle, erst arbeiten können, wenn der akute Trigger weg ist. Also will sie unter anderem am Misstrauen arbeiten. Und sie hatte auch in einem Nebensatz erwähnt, dass sie sich Mitteln der Traumatherapie bedienen wird, da diese Dinge offenbar tief in meiner Kindheit liegen. Aber bisher konnte ich absolut gar nicht über meine Kindheit und nicht einmal über "aktuellere" schlimme Ereignisse richtig reden. Ich hatte sogar ganz am Anfang zu den Fragen von ihr "wie war ihre Kindheit" gelogen, weil ich ihr sagte "ja im Großen und Ganzen gut" - so ein Blödsinn. Aber ich konnte ihr nicht sagen, dass ich Schläge bekam und quer durchs Zimmer geflogen bin. Ich weiß nicht, wann ich denn genug Vertrauen habe, mit ihr darüber zu reden.traeumend hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:16 Genau darum, zu lernen, wie man mit eigenen Gefühlen umgeht und sie reguliert, geht es doch. Keiner erwartet, dass du das jetzt schon kannst, aber bei deiner Problematik wäre es vermutlich sehr wichtig, in der Therapie daran zu arbeiten, wie du es lernst, und vielleicht nicht nur auf neue Verhaltensmuster zu fokussieren - ein bisschen klingt es so, als wärt ihr vor allem an den Verhaltensmustern dran, die natürlich auch sehr wichtig sind?
Ich habe die Sachen bereits eingelagert, wo nur ich einen Schlüssel habe. Sie könnten zwar das Schloss aufbrechen, aber ob sie so weit gehen ... ich hoffe nicht. Das mit der Monteurswohnung kannte ich gar nicht. Das werde ich mir mal genauer ansehen. Zumindest wäre es ein Weg, falls es mir wirklich zu viel wird, dass ich dann schnell weg kann. Danke für diesen Tipp - das gibt mir auch ein bisschen das Gefühl, einen Plan B zu haben.traeumend hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:16 Und was deine Wohnsituation angeht: wäre es denkbar, dass du erst mal in so eine Monteurswohnung oder sowas ziehst, damit du deinen eigentlichen Umzug ohne diese ganzen Kommentare von deinen Eltern durchziehen kannst? Eventuell könntest du deine Sachen in der Zeit irgendwo einlagern, wenn du Angst hast, dass deine Eltern dich eventuell zu bestrafen versuchen, indem sie deine Sachen verkaufen oder zerstören. So eine Monteurs- oder Montagewohnung ist häufig möbliert aber etwas minimalistisch eingerichtet und du hast häufig zumindest auch Zugang zu einer Mikrowelle oder sogar einer kompletten Küche, so, dass du nicht immer Essen gehen musst. Sie ist aber billiger, als ein normales Hotelzimmer (und ggf. eben auch billiger, als dein Zimmer bei deinen Eltern). Klar wäre der mehrschrittige Umzug evtl. umständlich, aber ich glaube, dass du sehr viel Energie gewinnen wirst, wenn du nicht mehr ständig den Negativbotschaften deiner Eltern ausgesetzt bist.
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Danke dir für diese Erklärung. Sollte ich dann die Therapie bis dahin pausieren, damit es nicht falsch läuft oder ich Zeit verliere? Ich habe das Gefühl, die Therapie zum falschen Zeitpunkt begonnen zu haben, wenn ich das so lese :/caduta hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:46 Liebe wildeskeks,
Eigentlich wäre Schematherapie in deinem Fall schon das Richtige. Es ist ein 'Ausflug' der VT in die Tiefenpsychologie.
Aber wie die Therapeutin sagt, das geht nicht so lange du noch bei deinen Eltern wohnst. Also wäre der erste Schritt auszuziehen und versuchen dich besser von deinen Eltern umd ihrer Meinung zu distanzieren.
Und dann kann erst der nächste Schritt erfolgen (zu lernem wie du dich besser um deine emotionalen Bedürfnisse kümmern kannst).
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Aus "Komm, ich erzähle dir eine Geschichte" von Jorge Bucay
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling
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Das ist sicherlich ein Thema. Mir wurde auch immer eingeredet (und oft hört man es auch von anderen mit wahrscheinlich ähnlicher "Erziehung"), dass man das ja "gebraucht" hat. Man wäre ja sonst komplett abgesoffen und die Schläge, der Essensentzug und die harten Worte hätten einem nur gut getan. Ich empfinde mich oft als "verweichlicht", weil ich daran zweifle, dass das alles so gut für mich war und ich mich noch gut daran erinnere, wie ich bereits im Kindesalter mein Leben hinterfragt habe, ganz alleine in meinem Zimmer und mit dem Wissen, dass ich gerade der letzte Dreck für die einzigen Bezugspersonen von mir bin und somit keinerlei Daseinsberechtigung habe.lisbeth hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:58 Es könnte trotzdem wichtig sein, über diese Wünsche zu reden, über das was du vermisst hast als du kleiner warst, über das was dir "entgangen" ist. Allerdings um es zu betrauern, um dir einzugestehen, dass "es" schlimm war früher (ich glaube viele von uns hatten ganz lange große Probleme, uns das überhaupt einzugestehen, dass eben nicht alles "ok" war früher) und nicht um von der Therapeutin das zu bekommen, was du früher nicht hattest.
Ja, das muss ich wohl. Aber das fällt mir unsagbar schwer. Ich hatte letztes Mal sogar einen Brief mit, wo alles drauf stand, aber ich brachte nicht einmal das übers Herz. Ich hatte das Gefühl, damit seelisch komplett blank zu ziehen und dann auf die (schlechte) Reaktion zu warten. Als würde ich mich als Zielscheibe, die man nicht verfehlen kann, hinstellen. Blanker, seelischer Selbstmord für mich. Ich weiß nicht, wie ich es schaffe, ihr das zu sagen. Kennt das Problem jemand und hat vielleicht einen Tipp für mich? Wir haben leider mittlerweile so eine "professionelle" Ebene wie bei mir in der Arbeit und ich fürchte, ich lege meine (Vermeidens-)Muster gerade in die Therapie hinein, damit sie mich nicht erreicht und mir nicht weh tun kann.
Danke für den Tipp mit dem "interpersonell/relational" - das kannte ich gar nicht. Ich lese mich da mal ein.lisbeth hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:58 [..] Vielleicht ist wirklich eine Therapieform passender für dich, wo die therapeutische Beziehung mehr im Mittelpunkt steht (zB tiefenpsychologisch oder Analyse - da würde ich aber nahc jemanden suchen, der oder die interpersonell/relational arbeitet und nicht "klassisch" analytisch).
Ja, ich fühle mich leider oftmals sehr schnell angegriffen, was oft dazu führt, dass mein Gegenüber in den Gegenangriff geht (verständlicherweise). Ich tue das leider aus Angst heraus. Und das was du schreibst, wäre sicherlich sehr heilsam für mich - zumindest mal jemandem zu vertrauen und dann darauf basierend zu lernen, dass mir nicht jeder an den Kragen will.lisbeth hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:58 Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass du dich schnell angegriffen/verletzt fühlst. Das meine ich nicht bewertend, sondern erstmal nur als Tatsache. [..] Dabei geht es mir weniger um das "Kopfwissen", sondern darum, dass du die Erfahrung machen kannst, dass du mit allem was zu dir gehört den Raum bekommst, der dir zusteht. Das braucht Zeit, das passiert nicht über Nacht.
Das finde ich ein beruhigendes Sinnbild. Die Klink quasi als eine Art Unfallkrankenhaus für die Seele.lisbeth hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:58 Wenn du einen Trümmerbruch im Knöchel hast, dann ist es sicherlich auch besser, dass der operiert wird und die Knochen gerichtet werden, damit das Bein nicht schief zusammenwächst, und zwar am besten von einem Unfallchirurgen. Wenn dein Knöchel nur verstaucht ist, dann reicht kühlen und hoch legen und stabilisieren.
Das mit dem "überwuchert" trifft es. Und meine Ungeduld merkt man auch offenbar in meinen Beiträgen. Aber es hilft mir wirklich zu lesen, dass das andere vor mir geschafft haben und das alles "nicht so schlimm" ist, wenn man das wenigstens mal angeht. Und Danke, dass du bzw. ihr alle so eine Geduld mit mir habt und mir immer noch schreibt.lisbeth hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 13:58 [..] Du siehst aktuell einfach nur alles was überwuchert ist und fragst dich wie um Himmel du das schaffen sollst. Fang an. In einer kleinen Ecke, egal welche. Und das muss für den Anfang auch nicht total viel sein. Aber Hauptsache ist, dass du loslegst. Aus dem ersten Schritt kommt dann der nächste und dann der übernächste. Das musst du heute noch nicht wissen, wie der aussieht. Für den Moment reicht es, den nächsten Schritt zu kennen.
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Nein. Ich denke schon dass es jetzt Sinn macht die Therapie weiter zu machen. Ihr könnt halt noch nicht in die Tiefe gehen (an den Themen arbeiten, die weh tun) bevor nicht der Rahmen (Auszug) und das Vertrauen (zur Therapeutin) stehen. Jetzt ist es noch mehr VT.wildeskeks hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 14:09 Danke dir für diese Erklärung. Sollte ich dann die Therapie bis dahin pausieren, damit es nicht falsch läuft oder ich Zeit verliere? Ich habe das Gefühl, die Therapie zum falschen Zeitpunkt begonnen zu haben, wenn ich das so lese :/
Die Therapeutin kann dir helfen jetzt den gesunden Erwachsenen aufzubauen, den du dann später brauchst um dein inneres Kind zu versorgen. Und das lernst du dann in der Schematherapie.
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Die Geschichte hat mich sehr berührt. Ich konnte gerade meine Tränen nicht zurückhalten. Das ist so eine starke Geschichte ... Danke Dir wirklich von Herzen für diesen Link
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