Positive Gefühle dem Therapeuten gegenüber beschreiben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag So., 25.10.2020, 10:34

Marlena hat geschrieben: So., 25.10.2020, 10:27 Candle: ja aus meiner Sicht eher der Vater, alleine schon wegen dem Altersunterschied. Er meint ich übertrage Vater und Partner aufgrund Meiner Geschichte. Kann irgendwie auch sein. Anstrengend ists jedenfalls. Vielleicht bin auch ich einfach sowas von abnormal und die Therapieform ist nicht geeignet. Ich weiß nicht obs viele gibt die das so schlecht aushalten aber trotzdem nicht aufhören wollen. Wie so ne Hass/Liebe...
Du bist nicht abnormal.
Du brauchst dich jetzt auch nicht selber runterputzen. Aber wie fühlt es sich nun unter dem Aspekt des eigenen Vaters an mit der Liebe?
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag So., 25.10.2020, 10:36

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 25.10.2020, 10:30 Hab spaßeshalber mal gegoogelt: "Ist Dankbarkeit eine Form von Liebe?"

Auf den ersten drei Seiten (weiter habe ich nicht geschaut) hieß es, ganz im Gegenteil, jeweils:
"Dankbarkeit und Liebe werden oft verwechselt."
"Dankbarkeit hat nichts mit Liebe zu tun."
(...)
Ich habe nie geschrieben dass es das selbe ist sondern das Dankbarkeit eine Form, wenn du willst quasi Untergruppe von Liebe ist. Ich könnte da hier jetzt auch was reinkopieren, aber das ist mir zu blöd ich will dich ja nicht überzeugen. Also das selbe ist es nicht aber es gehört zusammen. Dankbarkeit gehört zur Liebe dazu. Aber ich kann schon verstehen wie du es meinst.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag So., 25.10.2020, 10:39

Candle: hmm gut. Also ich merke, dass ich schon sehr starke Bedürfnisse habe. Dass er mich stützt, mich haltet, mir Geborgenheit gibt, beschützt, lauter so nen Schmarren. Deshalb wahrscheinlich die heftifen Verlustängste durch kleinste Terminverschiebungen. Ich weiß dass alle Gefühle dieser Welt in einer Therapie sein dürfen, aber ich frage mich eben immer noch wie gut das ist. Und wenn man ne stärkere Persönlichkeitsstörung hat, ob das dann normal ist, dass es einen so aushängen kann. Aber ja vermutlich schon, wenn der Therapeut der erste Mensch im Leben ist der einem hilft Gefühle zu verstehen. Ich kanns nur schwer aushalten

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag So., 25.10.2020, 10:42

Ich dachte nur, wenn man sich bewußt ist, dass man überträgt, was bleibt an Gefühlen für den Therapeuten übrig?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag So., 25.10.2020, 10:48

Achso meinst du das. Puh keine Ahnung... Sympathie und Dankbarkeit, ich weiß nicht..


MariJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 28
Beiträge: 998

Beitrag So., 25.10.2020, 10:52

Marlena, nimm den Therapeuten doch bitte nicht so in Schutz. Du musst ihn nicht verteidigen. Wenn er dir damit nicht zu nah getreten ist, und scheinbar wäre er das bei vielen Anderen hier, dann ist es doch ok. Aber man wird wohl bedenklich finden dürfen, dass du dich jetzt sozusagen damit auseinandersetzt, ob du eine Form von Liebe für ihn spürst etc. Man kann jemanden herzlich gerne haben, ohne zu lieben. Und ich finde seine Vergleiche schräg. Es ist schon was anderses, ob man in einer Therapiebeziehung über intime Dinge spricht oder in einer Affäre Intimität erfährt. Wenn er das auf das Beziehungsmuster münzt- ok, wenn es so ist, dass sich das ähnelt. Aber ich würde mir von ihm da jetzt nicht mehr andichten lassen, als da ist... er ist dein Therapeut und du musst gar nichts; auch nicht deine positiven Gefühle ihm gegenüber benennen. Ich finds schon befremdlich, dass du dir da - aus meiner Sicht - Druck machst bzw. machen lässt.

Schau für dich selbst, was das für Gefühle sind. Mit Liebe muss es doch gar nichts zu tun haben. Ich hab mich von meinem früheren Therapeuten irgendwann verabschiedet, weil er (meine Sicht) nicht klar bekommen hat, dass ich bei ihm verstecken spielen wollte, am liebsten unter seinem Schreibtisch gehockt hätte, wenn ich Probleme hatte. Ich hab ihn echt gemocht, ihm das auch öfter gesagt. Aber es war keine Liebe und er hat mir mal erklärt, dass er findet, ich bin verführerisch. Mir wollten auch ganz viele Leute einreden, ich wäre es, wäre vielleicht in den Therapeuten verliebt. Nichts da. Man weiß selbst am allerbesten, was genau man selbst für Gefühle hat. Und du beschreibst etwas kindliches. Kann sein, dass er da selbst noch eine Frau erlebt, mit einer erwachsenen Sexualität, aber das sollte eben nicht das Thema zwischen euch werden. Und da finde ich den Vergleich mit der Affäre schon etwas blöd, einfach weil die eine sexuelle Konnotation hat. Wenn er gesagt hätte: Ihr Beziehungsmuster hier ist ja dem zu ihrer Affäre ähnlich. Aber er hat scheinbar gesagt: Wir haben ja sowas wie eine Affäre ohne Anfassen. Zu einer Affäre gehören aber immer zwei - sprich, ich hätte echt Angst, dass der mich irgendwann mal anfassen möchte. Vielleicht war das ungünstig gewählt, vielleicht seine Sicht. Und wenn es seine Sicht ist, wäre ich weg... einfach weil das ein Übergriff ist. Eine Therapie ist keine Affäre.

Also: Warum überhaupt deine Gefühle für ihn formulieren? Wozu? Um sein Ego aufzuwerten? Vielleicht eher, um ihm mal zu sagen, dass ihr keine Quasi-Therapie-Affäre habt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag So., 25.10.2020, 11:11

Danke. Marijane für deine Gedanken.
Hm ja. Kann sein dass ich ihn immer wieder in Schutz nehme.. Aber er kommt mir wirklich nicht übergriffig oder so vor. Er ist immer extrem vorsichtig sonst und vor allem, wenn ich mal über meine Sexualität spreche und er merkt es ist schwer sagt er auch gleich, bzw fragt, ob ich mir sicher bin, dass ich da jetzt mit ihm drüber reden möchte und das es schon ok ist, ihm aber vorkommt dass mir das grad schwer fällt und so. Also er ist sonst sehr sehr vorsichtig. Aber ich weiß nicht, ich glaube in einer Analyse geht's ja so stark im die Beziehung. Man sagt ja auch "Heilung durch Liebe" etc... Er hat mich ja auch nur gefragt, weil ich ihm ne Mail geschrieben habe.. Sonst hätte er ja nie von sich aus gefragt was die postivien Gefühle denn sind. Da ists dann ganz falsch das so hinzustellen als würde er es machen um sein ego aufzuwerten. Aber mir kommt schon vor dass er denkt ich sei "übertragungsverliebt"
Und nochmal: ich hätte nie im Leben Angst dass er mich angreifen würde um Gottes Willen! Nie mals. Er vergleicht das beziehungsmuster zu meiner Affäre. Aber ja er drückt sich sehr seltsam aus manchmal...

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag So., 25.10.2020, 11:15

Marlena hat geschrieben: So., 25.10.2020, 10:36 Ich habe nie geschrieben dass es das selbe ist sondern das Dankbarkeit eine Form, wenn du willst quasi Untergruppe von Liebe ist.
Das du geschrieben hättest, das es dasselbe wäre, hat dir doch auch keiner unterstellt.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag So., 25.10.2020, 11:17

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 25.10.2020, 11:15
Marlena hat geschrieben: So., 25.10.2020, 10:36 Ich habe nie geschrieben dass es das selbe ist sondern das Dankbarkeit eine Form, wenn du willst quasi Untergruppe von Liebe ist.
Das du geschrieben hättest, das es dasselbe wäre, hat dir doch auch keiner unterstellt.
Nein aber du hast so danach gegoogelt

Benutzeravatar

Singingsaskia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 213

Beitrag So., 25.10.2020, 11:19

Marlena hat geschrieben: Do., 22.10.2020, 15:46 Frau x. Das was wir hier haben ist das selbe wie eine Affäre, wir haben nichts mit einander und ich berühre sie nicht, aber die Themen sind sehr intim und es entsteht eine große Nähe, die sie nicht aushalten und dann wollen sie weg"

Er meinte dann, dass es dasselbe ist wie mit meinem Freund, dass ich die Nähe nicht aushalte und wir das durcharbeiten müssen die Beziehung da herinnen, wir kommen da nicht drum rum, sonst ist es immer wieder das selbe... Das gleiche beziehungsmuster. Er meint ich habe das bei meinen Freundinnen auch, aber bei Männern eben noch mal ne Ecke stärker...
Ich hab mir noch nicht alle Beiträge durchgelesen muss jetzt aber dazu auch meinen Senf abgeben.

Ich finde die Aussagen des Theras gar nicht abwegig. Er wollte Marlena ja schlicht darauf hinweisen, dass sich dieses destruktive Beziehungsmuster (zuerst Nähe, dann bei zuviel Nähe, auf Abstand gehen) neben den "normalen" privaten Beziehungen" auch in der therapeutischen Beziehung wiederspiegelt.
Und das ist ein Problem im therapeutischen Setting. Eine langjährige Freundin von mir, hatte das auch mal in die Richtung. Sie ist Beziehungen eingegangen, alles hat super gepasst aber auch sie war da ziemlich ambivalent und sobald es zu eng wurde, hat sie sich getrennt. Sie war dann auch in Therapie und hat eine Therapie nach der anderen abgebrochen. Sobald es ihr zu nahe war, war sie weg. Jedes Mal hatte sie Angst sich zu sehr mit dem thera zu verstricken und zu abhängig zu werden.

Schlussendlich ist sie dann bei einer Frau gelandet, der sie von Anfang an das Problem geschildert hatte und die auch effektiv dagegen gesteuert hat. Von da an gings ganz gut.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Ich finde nicht dass der thera hier in irgendeinen Form übergriffig war, sondern einfach bildlich die Problematik veranschaulichen wollte damit es für Marlena auch verständlicher und greifbarer ist.
In meiner Therapie zeigt der Thera auch häufig Vergleiche, weil ich mir zeitweise in der Wahrnehmung der Situation schwer tue.

LG

Singingsaskia

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag So., 25.10.2020, 11:27

Marlena hat geschrieben: So., 25.10.2020, 11:17
Anna-Luisa hat geschrieben: So., 25.10.2020, 11:15

Das du geschrieben hättest, das es dasselbe wäre, hat dir doch auch keiner unterstellt.
Nein aber du hast so danach gegoogelt
Ich habe gegoogelt: "Ist Dankbarkeit eine Form von Liebe?" Von "dasselbe sein" konnte bei meiner diesbezüglichen Suche nicht die Rede sein.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag So., 25.10.2020, 11:46

Marlena hat geschrieben: So., 25.10.2020, 10:36 Ich habe nie geschrieben dass es das selbe ist sondern das Dankbarkeit eine Form, wenn du willst quasi Untergruppe von Liebe ist.
Aber das ist doch rein logisch vollkommen unsinnig. Ich kann jemandem dankbar sein für eine bestimmte Sache und ihn gleichzeitig hassen, weil er ansonsten ein ganz, ganz fieser Mensch ist. Beispiel: ein Nachbar hat die ganze Nacht Party und mich belastet der Krach, weil ich nicht schlafen kann. Ich trau mich aber nicht, dagegen was zu machen bzw. könnte selbst auch nur die Polizei rufen weil der meiner Bitte nicht nachkommt, die Musik leiser zu machen. Und dann geht Nachbar Zwei, der ein ganz fieser Möpp ist, rüber und macht Theater. Die Musik ist aus. Dann bin ich Nachbar Zwei dankbar, aber ein fieser Möpp ist er trotzdem. Nur deshalb hat das ja auch geklappt, weil Nachbar Eins Angst vor ihm hat. So, und wo ist DA jetzt die Unterform von Liebe?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag So., 25.10.2020, 11:54

Singing Saskia danke für deinen Beitrag :) ja genau das denke ich auch. Er meinte auch dass er denkt dass ich das bei Männern eben stärker habe. Hat deine Freundin vorher nur männliche Therapeuten gehabt?
Ist es ihr mit der Therapeutin immer gut gegangen? Ich gehe 1.mal max 2. Mal im Monat zu einer Frau (Psychologin aber keine Therapie) wegen meiner Essstörung. Sie hilft mit das Essverhalten zu durchbrechen. Ich mach das erst seid Juni und sehr unregelmäß, aber ich merke auch, dass sie mir mal auf die Nerven geht und ich wieder aufhören will. Bei meinem Thera wurde die Übertragung so stark, als ich ihm nach einem Jahr von meiner Bulimie erzählt habe. Er war quasi der zweite nach 10 Jahren Mit dem ich drüber geredet habe. Ich denke dass da einfach so viel aufgebrochen ist. Und von da an habe ich die Anhängigkeit der Stunden gespürt. Das erste Jahr war ich sehr distanziert, habe zwar viel geweint aber immer gesagt, ich will mich nicht von ihm abhängig machen.
Dann ist es passiert und seitdem ist es einfach nur schrecklich

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1695

Beitrag So., 25.10.2020, 11:58

Liebe Marlena,

basiert darauf, wie du die Aussagen deines Therapeuten hier zuerst geschildert hast, empfand ich sie auch etwas suggestiv. Und es wirkt auch so, wenn ich lese, was das mit dir macht - dass du dich fragst, ob du etwas verdrängst. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, über wie lange Zeit diese Äußerungen stattgefunden haben, sondern ob sich das in dir summiert oder du das locker und abgegrenzt vorbei fließen lässt. Wäre es das Zweitere, wäre es kein Thema für dich.

Du gabst somit indirekt den Worten deines Therapeuten über deine Gefühle mehr Bedeutung, als deinem inneren Erleben, in welchem du deine Gefühle aus erster Hand spürst und fängst an, an deinen Erfahrungen mit dir selbst zu zweifeln. Vielleicht trau dir mal, ruhig 'Nein, Sie irren sich, ich erkenne mich in Ihren Worten nicht wieder' zu sagen..

Lieben Gruß,
Fairness
Zuletzt geändert von Fairness am So., 25.10.2020, 12:09, insgesamt 2-mal geändert.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

Benutzeravatar

Mondmann
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 52
Beiträge: 220

Beitrag So., 25.10.2020, 12:00

Marlena hat geschrieben: So., 25.10.2020, 09:42 Das nennt man Ambivalenz. Ich kann positive und negative Gefühle gleichzeitig wahrnehmen.
Nicht ganz:

Wenn jemand Nähe nicht aushalten kann, dann ist damit nicht gemeint, dass er die Nähe so herstellen und fühlen kann, aber "nur" Angst vor dem Verlust hat; sondern damit ist gemeint, dass jemand diese Nähe gar nicht erst zulassen kann, z. B. weil er die Angst vor dem Verlust hat. Dem Gefühl, jemandem nahe zu sein, wird also eine "Schranke vorangestellt", die sich in destruktiven Verhaltensmustern äußert.

Die Frage wäre höchstens, ob du wirkliche Nähe überhaupt so fühlen kannst. Ich würde das - aber vielleicht sag ich da zu viel von mir - nach deinen Schilderungen eher bezweifeln. Ich könnte mir vorstellen, dass du nicht weißt, was "Nähe" eigentlich als Gefühl ist und dass du es verwechselst und dich daher in Begrifflichkeiten stürzt, die dein Therapeut dir vor die Füße wirft.

Wenn du Nähe fühltest, dann wäre auch die Verlustangst "milder", weil du weißt, dass "Nähe" nichts Bedrohliches ist, was der Andere einem wegnehmen kann oder die der Andere für seine Zwecke ausnutzen kann. "Nähe" zwischen zwei Menschen ist ein sehr "stilles" Gefühl, das den Moment meint und genießt, und in diesem Moment ist es egal, dass beide wissen: Es ist "nur" ein Moment. Es ist der Moment, der zählt. Und wenn jemand in der Therapie viele solcher Momente hatte, dann kann er daraus eine "Haltung" ableiten, die bedeutet, dass man keine (große) Angst mehr vor Beziehungen haben muss, eben weil man weiß: "Ich kann Nähe herstellen; ich kann sie genießen und jemandes Näheangebote annehmen; ich kann auch loslassen" - ohne Loslassenkönnen ist Nähe überhaupt gar nicht möglich!

In Bezug auf die Ambivalenz gilt es genau hinzusehen:

Eigentlich ist das nicht als "Ressource" gemeint, sondern als Problem: Der Betroffene weiß nicht sicher, wie sich die Beziehung zum Anderen gestaltet: "Ist er gut oder böse?". Dann ist das aber kein "gleichzeitiges Wahrnehmen von positiven und negativen Gefühlen", sondern ein abrupter Wechsel von heftigen Gefühlen (der das Gegenüber mindestens herausfordert, wenn nicht überfordert). Das Gleichzeitige ist eher "Ambiguitätstoleranz", also die Fähigkeit, anzuerkennen, dass es positive und negative Gefühle gibt - (und die gibt es immer, man muss sie nur sehen können und wollen) ohne dass das Bild deshalb instabil wird.

Was ich sagen will: Es ist vollkommen normal, Gutes und Schlechtes im Anderen und in sich zu sehen; das ist nicht die Störung. Die Störung ist, diese Wahrnehmungen nicht so verstehen zu können, dass das Bild über die Beziehung, den Anderen und sich selbst stabil bleibt. Es wäre also wünschenswert, wenn es so wäre, wie du das im Zitat benennst, aber das ist eher nicht mit "Ambivalenz" gemeint, die eher problematisch ist.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag