Mich hat diese Doku und der Mut dieser Menschen, sich zu outen, obwohl das im schlimmsten Fall ein "Berufsverbot" bedeuten kann, sehr sehr berührt.
hawi hat geschrieben: ↑Di., 25.01.2022, 11:31
Für jemanden wie mich, der allenfalls ganz wenig religiös ist, der von sehr vielem, das Religionen ausmachte, ausmacht, wenig hält? - Ich ringe da schon um Verständnis für die, die sich das von ihrer Religion antun lassen.
Das finde ich sehr wertend. Auch wenn mein Weg anders aussieht, da ich erst komplett aus dem religiösen Umfeld draußen sein musste, bevor ich mir meiner sexuellen Identität bewusster wurde, kann ich das Dilemma, in dem sich diese Menschen zT ein ganzes Leben lang schon befinden, nachvollziehen. Für diese Menschen ist ihr Glaube genauso Teil ihrer Identität wie ihre Sexualität. Das waren allesamt Menschen, die im kirchlichen Kontext arbeiten. Deren Lebensunterhalt von dieser Institution abhängt. Was wir nicht wissen: Wann der/die Einzelne seine/ihre sexuelle Identität überhaupt "entdeckt" hat. Da waren die beruflichen Weichen vielleicht längst schon gestellt. Und was für mich sehr sehr deutlich wurde: Das sind alles Menschen, die ihren Beruf lieben, das ist für die eine Berufung und nicht irgendein Job.
Auch andere Leute im nicht kirchlichen Kontext bleiben in Arbeitszusammenhängen, die ihnen nicht gut tun. Aus welchen Gründen auch immer. Menschen sind eben komplexe Wesen.
Was mich viel mehr aufregt: Ein großer Teil dieser Arbeitsstellen in den Schulen, bei sozialen Trägern, in Krankenhäusern usw. wird keinesfalls aus Kirchensteuern bezahlt, sondern zum allergrößten Teil aus unserer aller Steuern und Sozialabgaben. Dass der Staat es zulässt, dass die Kirchen mit diesen öffentlichen Geldern zwar Leistungen für das Gemeinwesen finanzieren, aber dann ein "kirchliches Arbeitsrecht" praktizieren, das diskrimierend ist, finde ich genauso skandalös wie das Verhalten der Kath. Kirche (und der evangelischen Kirche in Teilen auch).
Dazu kommt: Die kirchlichen sozialen Träger (Diakonie, Caritas usw.) fühlen sich zB auch nicht an die Tarifverträge gebunden und bezahlen oft untertariflich. Die Angestellten dort haben kein Streikrecht, oft werden auch Personalvertretungen verhindert, und wenn es welche gibt, haben die wenig Rechte.
Da wird die Trennung von Kirche und Staat (die sowieso eine Farce ist - warum treibt der Staat dann die Kirchensteuer ein?) ad absurdum geführt...