Austausch DIS/DDNOS - Betroffene (Teil 3)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Bumpam
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Beitrag Do., 06.07.2017, 16:26

Hi,
also vielleicht bin ich ja völlig dämlich, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen wie man das in wissenschaftlich haltbarer Form herausfinden könnte, ob es (also nach dem Alter der physiologischen frühkindlichen Amnesie) nichttraumatische kindliche Amnesien gibt.
Also gemeint ist ausgedehnte Lücken, keine Erinnerungen an wesentliche Lebensereignisse usw. Wenn man traumatische Ereignisse in der Kindheit einwandfrei bestätigt hat, dann kommen solche Lücken bei den Betroffenen vor. Wenn jemand solche Lücken hat, und man keinen solchen Nachweis hat, heisst das ja noch nicht, dass nichts passiert ist. Es gibt wohl keine Biographie, die so beschaffen ist, dass man zweifelsfrei belegen kann, dass nichts grobes passiert sein KANN.
Damit - so denk ich mir - ist es gut möglich, dass man auch "einfach so" auffallende Lücken in der Erinnerung haben kann. Aber das könnte man ja weder in die eine noch in die andere Richtung beweisen, und schon gar nicht im Einzelfall.
Liebe Grüsse
Bumpam

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Sinarellas
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Beitrag Do., 06.07.2017, 17:02

Das ist quark weil der umkehrschluß bedeutet: Amnesie = Trauma und das ist schlicht schwachsinn.
..:..

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Bumpam
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Beitrag Do., 06.07.2017, 17:13

Häh?
Ich hatte doch gerade geschrieben, dass man in keine Richtung vernünftige Schlüsse ziehen könnte?????
Versteh ich jetzt noch weniger, sorry


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shesmovedon
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Beitrag Do., 06.07.2017, 17:38

Ja, ich denke es gibt grundsätzlich keinen Beweis für ein Trauma, wenn man amnestisch ist für seine Kindheit, aber es gibt auch keinen Beweis gegen eines.
Entweder man erinnert sich irgendwann an etwas oder es ist vielleicht wirklich nichts passiert.
Ich bin für das Trauma gar nicht komplett amnestisch, trotzdem erinnere ich mich nur sehr schwer an meine Kindheit und Jugend. Wahrscheinlich, weil ich halt immerzu dissoziiert war und vieles abgespalten haben. Trotzdem ist die Erinnerung da: das und das ist passiert. Die Erinnerung war eigentlich immer da. Die Flashbacks kamen erst später eigentlich dadurch, dass das Thema zum Thema wurde in Therapie durch die Anteile, die teilweise sehr schwer litten, weil sie die Einzelheiten kennen. In meiner Jugend hat mich der Missbrauch gar nicht so tangiert. Da war ich einfach nur vollkommen verwirrt, aber ich habe es nicht in Zusammenhang mit dem Missbrauch gesetzt. Dass ich Anteile habe, wusste ich da noch nicht, wie es denen ging, weiß ich also auch nicht. Der Missbrauch war bei mir von den Gefühlen und Details her immer komplett abgespalten und ist es jetzt auch wieder. Mir geht's gerade gut. Ich denke nicht dran, ich habe auch keine Flashbacks im Moment. Aber wenn ich mich zurückzuerinnern versuche, dann ist da einfach totaler Nebel, so als wäre das ganze Leben an mir vorbeigezogen und ich hätte gar nicht teilgenommen. Wahrscheinlich waren da einfach andere Anteile vorne, die diese Erinnerungen tragen.

Ich denke es ist halt schwer an ein Trauma zu kommen, dass gar nicht erinnert wird, wenn nicht gerade eine DIS vorliegt und eben die anderen Anteile die Erinnerungen tragen.
Viele sind ja auch traumatisiert und haben keine Anteile. Wie will man das dann rekonstruieren. Wobei diese Leute das vielleicht eher verdrängt, als abgespalten haben. Und Verdrängung ist in meinen Augen auch teilweise ein bewusster Prozess. Man kann sich also gegen das Verdrängen entscheiden. Abspaltung ist eher etwas, was einem passiert. Da kann man nicht bewusst eingreifen.

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Amorie
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Beitrag Do., 06.07.2017, 18:21

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass passive, zurückgezogene, (ängstliche) Kinder durchaus kaum oder keine Erinnerung an ihre Kindheit haben. Soll wohl mit dem Gehirn zu tun haben, denn sie waren ja nie aktiv dabei, sodass es vollkommen irrelevant war was sie dort passiv beobachtet haben, während es andere aktiv ausführten. Ich gehe also vollkommen mit der Meinung, dass eine "Amnesie " bzw kaum wissen über seine Kindheit nichts mit Trauma zu tun haben muss.

Viele Grüße

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Bumpam
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Beitrag Do., 06.07.2017, 18:35

Es tut mir leid, dass ich da jetzt darauf herumreite - aber ich merke das berührt mich schon unangenehm - ich glaub tatsächlich nicht dass man wissen kann, dass das passive ängstliche zurückgezogene Kind nicht einen handfesten Grund hat so zu reagieren! Ich danke man kann es eben nicht wissen! Und ich glaube der Grund warum mich das so aufregt ist, dass ich das ja so gut kenn, aus den zermürbenden Selbstvorwürfen - die Dinge die ich nicht beweisen kann, die hab ich mir ja nur eingeredet, die sind ja gar nicht passiert. Kann man ja ganz genau sagen.
Und ob es diese Amnesien ohne Trauma gibt oder nicht - ja, das kann man ganz genau sagen, man kann ja schliesslich ganz genau sagen, wer wie traumatisiert worden ist und wer nicht.
Und schon überhaupt von aussen.
Sorry, aber das kapier ich echt nicht
Liebe Grüsse
Bumpam


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shesmovedon
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Beitrag Do., 06.07.2017, 18:39

Wie will man von außen sagen, wer traumatisiert ist?
Es gibt bestimmte Indizien, die darauf hinweisen können. Aber selbst wenn einige erfüllt sind, heißt es nicht, dass der Mensch traumatisiert ist. Es gibt nicht das Indiz, was eine Traumatisierung definitiv schlussfolgern lässt.
Aber es gibt eben auch kein Indiz, was eine Traumatisierung ausschließt. Außer die Person selbst sagt, dass sie eine gute Kindheit hatte und nichts vorgefallen ist.


mio
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Beitrag Do., 06.07.2017, 20:12

Schlendrian hat geschrieben: Do., 06.07.2017, 18:39 Außer die Person selbst sagt, dass sie eine gute Kindheit hatte und nichts vorgefallen ist.
Das schließt aber auch überhaupt nichts aus. Es kann nämlich durchaus sein, dass die Person sich an gar nix schlimmes "erinnert" (also eben amnestisch dafür ist) oder aber es sobald es "angesprochen wird" wegredet (macht meine Mutter zB., sie erzählt mir teils Geschichten, die ich klar traumatisierend und schlimm finde und so wie sie sie erzählt, fand sie es als Kind auch schlimm, aber wenn ich das dann sage, sagt sie, dass sie eine schöne Kindheit hatte und dass da nix schlimm war...).

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Rubey
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Beitrag Do., 06.07.2017, 20:25

Passiv, ängstliche Kinder haben aber auch viel Stress und das könnte wieder erklären warum die Erinnerungen fehlen. Ein Trauma bedeutet ja (auch), dass (entweder) Gefühle, Körpererinnerungen oder oder...nicht integriert sind. Es kann also auch sein, dass man traumatisiert ist, sich an das Ereigniss erinnert, aber die schlimmen Gefühle oder Schmerzen abgespalten hat. Viele würden dann sagen, dass bestimmte Ereignisse nicht traumatisierend waren, vielleicht aber auch nur deswegen, weil sie sich nicht an die Schmerzen o.Ä. erinnern...

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Amorie
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Beitrag Do., 06.07.2017, 21:26

Hm bumpam, ich glaube Du hast mich missverstanden. Ich hab es lediglich als eine weitere Möglichkeit genannt.
Ich hatte mich mal länger damit beschäftigt ausgelöst durch eine Freundin, welche sich kaum an ihre Kindheit erinnern kann, sich aber mega den Kopf machte, da ja oftmals rum geht, dass man da etwas verdrängt, Trauma ect haben muss. Raus kam, dass sie tatsächlich ein stilles, ruhiges Kind war *nicht ängstlich*, was absolut gerne Leute beobachtete und eher introvertiert war und ist. Ihre wenigen Erinnerungen die sie hatte, waren dann auch nur jene, wo sie mal aktiv daran teilnahm. Objektiv fanden sich auch keine Hinweise für ein Trauma. Natürlich kann niemand sagen, wie es wirklich war, jedoch finde ich durchaus plausibel als zusätzliche Möglichkeit, dass das Gehirn unwichtiges aussortiert. Für uns ist oftmals subjektiv unsere Kindheit wichtig, aber ist sie das auch per se für das Gehirn explizit alles zu wissen wenn z.B. nichts spannendes war? Informationen werden ja auch überschrieben. Ich glaube aber was mir noch zusätzlich einfällt.. manche haben gar keine "triggerpunkte" für Erinnerungen an ihre Kindheit.. Wo die Erinnerungen dann kommen, wenn man sich näher damit auseinander setzt oder alte klassenkameraden trifft und damit die Priorität steigert.. und die Erinnerungen hoch holt.


mio
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Beitrag Do., 06.07.2017, 21:37

Ich hab mal gelesen, dass Erinnerungen besser "gespeichert" werden, wenn sie "emotional verknüpft" sind. Das würde für das sprechen, was Du schreibst Amorie. Umgekehrt könnte eine "zu hohe emotionale (??? vielleicht eher "logische" meint "widersprüchliche" Belastung") dann aber eben auch die Erinnerung "aussortieren", weil es zu einer "emotional logischen" Überforderung kommt aufgrund zweier gleich starker aber gegenläufiger Emotionen?

Würde für mich zumindest Sinn machen so und erlebe ich teils wohl auch so.

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Amorie
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Beitrag Do., 06.07.2017, 21:45

Ja, Mio! Da würde ich vollkommen mit Dir mitgehen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es sich sogar auf die Gegenwart beziehen kann, also zum Beispiel dass es zwar kein Trauma war, aber die Mutter gar nicht so lieb und nett war wie man dachte und um sein heutiges Weltbild aufrecht zu halten dann fern hält. Also quasi auch hier zwei extrem widersprüchliche Gefühle sind von früher und dem heutigen wissen und einschätzmöglichkeiten, welche man früher als Kind nicht hatte, wo die Bezugspersonen im Mittelpunkt standen und man als Kind ganz anders denkt. Oder auch umgedreht, dass man warum auch immer sich z.B. ganz arg mit einem Elternteil streitet und/oder im Konflikt ist (nicht aus vergangenheitsgründen der Kindheit) und alle "lieben, guten Erinnerungen" aus der Kindheit mit dem Elternteil fernhält. Aber das sind nur meine Gedanken dazu.. jedenfalls lösen beide Dinge extrem ambivalente Gefühle aus.


Maskerade
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Beitrag Do., 06.07.2017, 22:01

Beweisen kann man nicht, ob Amnesie und Trauma zwingen zu können. Ich denke psychische Prozesse kann man generell nicht beweisen, einfach schon, weil jeder Mensch anders ist.

Was allerdings möglich ist, ist, daß geschulte Außenstehende, vor allem Ärzte und Therapeuten, aufgrund von bekannten Symptomen, die für das Trauma und für eine Amnesie, oder beides im Zusammenhang sprechen erkennen können.

Wenn es Einnerungslücken gibt, und davon habe ich viele, dann heißt das NICHT gleichzeitig, daß in dieser Zeit alles in Ornung war, sondern allenfalls, daß ich durch Dissoziazionen reißaus genommen habe. Und meine Umgebung, bzw. die Menschen aus meiner Umgebung haben keine Pausen gemacht, das hat sich im Nachhinein teilweise sogar belegen lassn.

Gleichsam denke ich, ist es durchaus auch möglich, aus dem Nichts heraus eine Amnesie zu haben, ohne ein Trauma erlebt zu haben. Aber Trauma ist ein sehr weiter Begriff und kommt nicht zuletzt auf das Empinden des/der Betroffenen an. Trauma ist ein relativer Begriff, der zwar klar beschrieben ist, aber trotzdem sehr dehnbar. Und man muß dazu sagen, daß es in der Regel schon meist so ist, daß diese Lücken durch Traumata ausgelöst werden/wurden. Ich selbst kenne keinen Menschen, bei dem nicht beide im Zusammenhang aufgetreten sind.

Ganz wichtig finde ich hierbei auch zu beachten, das Der Begriff Trauma weitaus mehr bedeutet, als nur sexuelle Gewalt. Nur nicht als Verniedlichung. Es gibt zahlreiche andere Bereiche, wie z.B. Kriegserlebnisse, Flucht und Verlust der Heimat, psychische Gewalt, den Liebsten Menschen verlieren, Mobbing, ... nur um ein paar zu nennen.
Liebe Grüße, Maskerade

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Atmen - Durchhalten - Sein

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mio
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Beitrag Do., 06.07.2017, 22:10

In erster Linie kann man sie nicht beweisen, weil man noch nicht so gut ins "Hirn" kucken kann. Aber die Erkenntnisse die es da gibt, die sind schon sehr spannend.... Wir sind nun mal keine rein "spirituellen Seelenwesen" sondern in erster Linie Körperwesen. Zumindest solange wir die heutige Gestalt haben.

Dissoziation schützt ja unser überfordertes "Nervensystem", dass uns "umbringen" würde, würden wir nicht dissoziieren. Und sie "unterbricht" die normale "Weiterleitung" im Hirn. Hat wohl was mit dem Wissen um unsere Sterblichkeit zu tun.


Maskerade
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Beitrag Do., 06.07.2017, 22:16

mio:

Wir sind nun mal keine rein "spirituellen Seelenwesen" sondern in erster Linie Körperwesen. Zumindest solange wir die heutige Gestalt haben.
Auch wenn sich das für Dich offensichtlich widerspricht, möchte ich das mal dahin gestellt lassen, ich denke, man kann es genauso wenig beweisen, wie umgekehrt.
Liebe Grüße, Maskerade

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