Narben erklären

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Maskerade
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 19:11

stern hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 12:17 Bei einer Zugfahrt habe ich mal mitbekommen, wie ein Mann gefragt wurde. Ich hätte angenommen, dass das aus Selbstverletzung resultierte. Aber er hat das als bewussten Körperschmuck ausgegeben, der so gewollt ist... also quasi so etwas ähnliches wie ein Tattoo aus Narben. Ich habe Zweifel (kann aber natürlich auch sein). In jedem Fall ist das auch eine Möglichkeit. Muss man dann halt entsprechend verkaufen als so gewollt. Also so etwas in der Art meine ich (weiß nicht, wie die Technik heißt? Cutting?)
https://www.welt.de/vermischtes/video12 ... Kunst.html
Hallo Stern, ich finde, das ist in der Tat eine gute Idee. Was man allerdings wissen muß, ist, daß man, ich glaube, 2 Jahre Verletzungsfrei sein muß. Weil die Narben, je nach dem, so lange brauchen, bis man drübertätowieren kann. Die Tätowirer, die ich kenne, sagen auch ganz klar, wenn das nicht gegeben ist, tätowieren sie nicht. Ja und dann ist da noch ein anderes Problem, stellt sich natürlich die Frage, wieviel Fläche tätowiert werden müßte. Ist leider eine sehr kostspielige Angelegenheit. Abe trotz allem, ich finde, es ist eine tolle Möglichkeit, während ich cutting und branding sehr in Frage stellen würde. Zu ähnlich finde ich die Tätigkeit dieser Methoden der Selbstverletzung. Mir ist aber schon klar, daß sich da die Geister scheiden.
Liebe Grüße, Maskerade

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Maskerade
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 10:08

Sehr hat geschrieben: Do., 22.06.2017, 21:53 Ja. Es zeigt Schwäche.
Hm, ich glaube, daß das viele Menschen denken, aber meiner Meinung nach ist das Unsicherheit und Unwissenheit. Was denkst DU denn, was daran Schwäche sein soll ?
Und darf ich fragen, ob Du das aus der Sicht eines Betroffenen siehst, oder oder aus der Sicht eines Aussenstehenden, Interessierten ? Das finde ich jetzt sehr spannend und ich würde mich freuen, wenn Du antworten würdest.
Liebe Grüße, Maskerade

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Ysp.
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 11:07

Maskerade hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 10:08
Sehr hat geschrieben: Do., 22.06.2017, 21:53 Ja. Es zeigt Schwäche.
Hm, ich glaube, daß das viele Menschen denken, aber meiner Meinung nach ist das Unsicherheit und Unwissenheit. Was denkst DU denn, was daran Schwäche sein soll ?
Und darf ich fragen, ob Du das aus der Sicht eines Betroffenen siehst, oder oder aus der Sicht eines Aussenstehenden, Interessierten ? Das finde ich jetzt sehr spannend und ich würde mich freuen, wenn Du antworten würdest.
Das würde mich auch sehr interessieren, wie Du dies gemeint hast. Habe die nachfolgenden Erklärungen leider auch nicht wirklich verstanden.
Natülich ist jede Sucht/jedes selbstzerstörende Verhalten ein Zeichen von Schwäche, sonst würde man es ja garnicht machen...
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Sissel
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 11:09

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 21.06.2017, 19:09 Oder mit ner Gegenfrage reagieren: Warum interessiert dich/Sie das?

Ich hab auch schon mal gesagt : Das sind "Kriegstrophäen".
Oder ganz lapidar : Das sind halt Narben.
Diese Antworten von Waldschratin finde ich sehr gut.

Am schlimmsten finde ich die Menschen, die noch weitere Fragen stellen, wie z.B. "Was für "Kriesgstrophäen?", "Was für einen Unfall?", "Was für eine OP?" oder "Wars Du im Koma?!"

Am angenehmsten sind mir Menschen, die da sensibel regieren, wie z.B.

F: "Du hast da eine sehr große Narbe?"
A: "Ja"
F: "Okay"

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Krümmelmonster
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 11:41

Sissel hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 11:09
Am schlimmsten finde ich die Menschen, die noch weitere Fragen stellen, wie z.B. "Was für "Kriesgstrophäen?", "Was für einen Unfall?", "Was für eine OP?" oder "Wars Du im Koma?!"

Am angenehmsten sind mir Menschen, die da sensibel regieren, wie z.B.

F: "Du hast da eine sehr große Narbe?"
A: "Ja"
F: "Okay"

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wäre für mich zu wenig, da du mir keine Informationen gegeben hast. Das ich es verstehe, sonst würdest du zu den Bordis abgestellt die Aufmerksamkeiten willst.
Da gehöre ich auch dazu, weil ich es nicht verstehe, wieso das ein Mensch sich schneidet. Wenn er mir aber erklärt ,
dass früher was schlimmes passiert ist, möchte aber nichts dazu sagen.
Kann ich es besser verstehen und kann nach empfinden und lass dich in Ruhe.

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candle.
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 11:48

Krümmelmonster hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 11:41 wäre für mich zu wenig, da du mir keine Informationen gegeben hast.
Das hängt auch davon ab in welcher Beziehung du zu der Person stehst.

Hach, ich finde das hier wieder mal bescheiden. Mina macht sich aus dem Staub, und wären wir nicht im einschlägigen Forum, dann könnte das ja um alle möglichen Narben gehen.

Hier fehlt einfach der Kontext- mal wieder. Schade! So gibt jeder sein Statement ab, ob es überhaupt auf Minas Situation paßt oder nicht. Denn DAS ist ja eigentlich das Interessante an der Geschichte. Wenn da nun Verwandte nach fragen, ist das sicher mal was anderes als eine neue Bekanntschaft.

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Rubey
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 11:56

Ich würde niemals auf die Idee kommen fremde oder mir nicht sehr nahestehenden Personen zu fragen was welche Narben zu bedeuten haben oder woher sie kommen. Wenn jemand einen Unfall hatte und offensichtlich beispielsweise schwere Narben im Gesicht hat, dann frage ich doch auch nicht was wie woher diese Narben kommen und was denn das für ein Unfall war und am besten noch ob diese Person am Unfall Schuld hatte.

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Mondin
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 12:01

Meine Antworten (je nachdem wer vor mir stünde und wie der Betreffende auf mich wirken würde):

"Das Leben hat halt scharfe Krallen."

"Geht dich/sie gar nichts an."

"Wer will das wissen?"

"Das Leben hat Spuren hinterlassen. In der Seele, auf der Haut."

"Selbstverletzung. Manchmal hält man das alles nicht anders aus."

"Privatsache - ich bitte das zu respektieren."

"Wollen sie / willst du - eine Lüge oder lieber die Wahrheit? Die Wahrheit tut weh. Das gibt dann Narben."

usw. usf.

Ich würde sowas immer aus dem Bauch entschieden.

Grüßerle!
Mondin

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Sissel
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 12:03

Krümmelmonster hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 11:41 wäre für mich zu wenig, da du mir keine Informationen gegeben hast. Das ich es verstehe, sonst würdest du zu den Bordis abgestellt die Aufmerksamkeiten willst.
Okay, merke gerade, daß es hier nur um Narben von SVV geht. Meine Narben stammen von einem Unfall (Gewalt). Geauso unangenehm.

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Ysp.
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 12:11

Insgesamt kann ich keine guten Ratschläge zum Thema "Was sagen, wenn angesprochen" geben :neutral:
Meine ersten leichten, aber immer noch gut sichtbaren 5-6 Narben, habe ich mir zwar mit 13-14 Jahren auf dem linken Unterarm zugefügt, glücklicherweise aber kreuz und quer. Somit wurde ich, in späteren Jahren, nie wirklich angesprochen...
Ich bin glücklicherweise auch nie sooo tief "abgerutscht", dass mein ganzer linker Arm einem einzigen "Schlachtfeld" gleicht. Dies ist ohne Wertung gemein! Ich habe aber häufiger solche Personen gesehen (und kenne auch zwei), und habe jedes Mal gleichzeitig Mitleid und auch ein eigenartiges Hochgefühl, dass ich es wenigstens geschafft habe mir dies nicht selbst auch anzutun. Insgesamt denke ich aber auch, dass Personen, die so häufig diese auffällige Stelle wählen, damit laut nach Hilfe schreien und tief im Inneren möchten, dass die Narben gesehen werden (und auch die Hoffnung haben, dass so irgendwann/irgendwie die "Errettung" kommen muß). Mit Schwäche hat das aber in meinen Augen nicht viel zu tun.

Ich selbst habe (nach den ersten "Anfängen" an den Armen) meine SSV dann erstmal auf die untere Hälfte der Beine verlegt, bis mir bei einem Handballspiel die Gegnerin "Ritzerin" zufauchte und dies dann auch mehrmals laut wiederholte. Dies war der komplette Auslöser wesentlich "konspirativer" vorzugehen. Evtl. habe ich mit 13 -14 Jahren noch Aufmerksamkeit gesucht, aber danach war es einfach nur noch mein ganz eigenes, persönliches Ventil Druck abzulassen, und das sollte auch möglichst niemand anderes mitbekommen oder sehen!
Es gibt so viele Stellen und auch verschiedene Methoden (beides werde ich hier nicht näher beschreiben, um niemanden Ideen einzupflanzen, die er noch nicht hatte), an denen die Verletzungen/Narben relativ wenig auffallen.
Allerdings, war ich auch nie eine "Hardcore-Ritzerin", da ich mich auch durch Drogen, Alkohol etc. substituiert habe bzw. es leider immer noch tue. Und zudem war ich auch immer wieder für 1-3 Jahre "clean". Inzwischen bin ich seit 4-5 Jahren vom Ritzen weg (leider begleiten mich all die anderen Substitute immer noch und das sogar teilweise verstärkt, seitdem ich das Ritzen eingestellt habe).

Insgesamt komme ich wohl auf 100+ Narben und es wäre bis heute für mich der blanke Horror, wenn mich jemand darauf ansprechen würde. Ganz schlimm war es als, ich eine tibial-dorsal-Faktur hatte, in Narkose lag und die Ärzte definitiv meine Missetaten gesehen haben müssen - zum Glück kam dies in der Nachsorge nie zur Sprache.

Alles in allem bin ich also eher eine der Personen, die schon relativ zeitig anfing unauffällige Stellen zu suchen. Dieses "Geheimhalten", habe ich in späteren Phasen sogar in meine SSV-Routine einbauen. Während andere anscheinend "sofort das Messer nehmen" um sich Erleichterung zu schaffen, habe ich meist einen inneren Kampf mit mir geführt - manchmal über 5-7 Tage, um dann total einzubrechen und mich in den speziellen 20 Minuten dann gleich mehrfach zu "verstümmeln". Aber während sich diese Niederlagen abzuzeichnen begannen, habe ich mir, wie gesagt, auch speziell Gedanken um eine passende Stelle gemacht - sobald sich diese dann rauskristallisierte, gab es eigentlich auch kein Halten mehr.

Falls ich heutzutage dennoch auf diverse Narben angesprochen werde (sehr, sehr, sehr selten), schiebe ich es eigentlich immer auf meine Tollpatschigkeit (die leider wirklich existiert). Da jeder weiß, dass ich mich oft stoße, gegen Sachenrenne, mich verbrenne, meine Finger klemme etc. wurden mir danach nie weitere Fragen gestellt.

Ergo: Stolz, ist das letzte, was ich persönlich, für diese seelischen Ausfälle empfinden kann. Selbst Akzeptanz kann ich nicht wirklich aufbringen. Die Narben sind zwar ein Teil von mir (und werden es für immer bleiben), aber ich versuche sie ständig so gut es geht zu ignorieren.
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Philosophia
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 20:11

Maskerade hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 19:00
Ja, in all diesen Möglichkeiten wird die Bedürftigkeit deutlich. Und meine Fragen sind: ist mir das bewußt, wenn ich " ES " tue ? Tue ich es ganau deswegen ? Oder ist das ein Unbewußter Akt und eben ein unbewußtes Motiv nebst vielen anderen ? Für mich persönlich sind die Motive nicht egal
Natürlich sind die Motive nicht egal, also mir zumindest nicht, aber, seitdem mir bewusst geworden ist, wie sehr ich andere - egal wie ich es gedreht und gewendet hab - mit reinziehe, ihnen mitwehtue usw. ... das war für mich der größte Antrieb, mir andere Wege zu suchen, weil ich nämlich nicht nur für mich, sonden auch in meinem Verhalten auch ein bissl für andere Verantwortung trage, denn natürlich beeinflusse ich - das tut jeder. Aber ich verstehe natürlich, was du meinst ... als ich mich noch anders verhalten habe, da hab ich eben in erste Linie an mich gedacht, so siehts eben aus. Das war für mich bitter, anzuerkennen, dass ich eben damit auch ein ziemlicher Täter war - nicht nur gegen mich selbst, auch gegen meine Mitmenschen.
Klar, ist dies nicht bewusst, kann ich schwer etwas dagegen tun - aber ich kann sagen, dass ich immer darunter gelitten habe, wenn andere mir liebe Menschen nicht gut mit sich umgegangen sind - von daher hätte ich eigentlich eher drauf kommen können. Aber nicht vergessen - wir sind Menschen. Und ich als Mensch kann es gar nicht vermeiden mal egoistisch zu sein, weil ich ein bedürfnishaftes Wesen bin - selbst wenn indem ich es verneine - das Bedürfnis nicht bedürftig zu sein steht - und warum: weil ich endlich angenommen werden will - oder so ähnlich. Hach kompliziert :->
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Sehr
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 21:18

Ysp. hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 11:07
Maskerade hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 10:08

Hm, ich glaube, daß das viele Menschen denken, aber meiner Meinung nach ist das Unsicherheit und Unwissenheit. Was denkst DU denn, was daran Schwäche sein soll ?
Und darf ich fragen, ob Du das aus der Sicht eines Betroffenen siehst, oder oder aus der Sicht eines Aussenstehenden, Interessierten ? Das finde ich jetzt sehr spannend und ich würde mich freuen, wenn Du antworten würdest.
Das würde mich auch sehr interessieren, wie Du dies gemeint hast. Habe die nachfolgenden Erklärungen leider auch nicht wirklich verstanden.
Natülich ist jede Sucht/jedes selbstzerstörende Verhalten ein Zeichen von Schwäche, sonst würde man es ja garnicht machen...
So wie es da steht, selbst zerstörerisch + jeder sieht das = Opfer. (welcher Art auch immer)
Und das, wie ich es sehe hat auch mit mir persönlich zu tun. Ich will nicht als Opfer gesehen werden. Ich wurde u.a. gemobbt in der Schule + Gewalt hier und da, dann muss man auch nicht jedem zeigen wie sehr man (auch sich) hasst. U.a. hatte ich lange Zeit Zwangsgedanken + Mordlust, wie jeder und statt anderen weh zu tun tat ich es mir an. Und damit ist schon schluss.
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Maskerade
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 21:28

Hallo Philosophia,

Deine Einstellung und Rücksichtnahme auf andere Menschen finde ich nachvollziehbar.
Teilweise denke ch auch ganz ähnlich, aber insgesamt ist mein Eindruck, daß da ein längerer Weg und Prozeß dahintersteckt. Ich finde, daß Du da sehr viel geschafft hast. Kannst Du auch ein wenig stolz auf dich sein ?

Also wenn ich bei mir selbst zurückdenke, dann gab es da verschiedene Stufen.

Am Anfang habe ich es immer geheim gehalten, wenn ich mich verletzt habe, da hat es niemand mitbekommen.
Dann, als sich das verändert hat und uch die Verletzungen schlimmer wurden, haben es am Anfang nur Chirurgen und Krankenschwestern mitbekommen. Nur nicht in dem Sinn daß es denen nichts ausmacht, sondern im Sinne von, die kennen mich ja nicht. Während des Höhepunktes dieses Verhaltens haben engste Freunde angefangen, nachzufragen. Zuerst nicht, weil sie Narben sahen, sondern weil sie einfach gemerkt haben wie schlecht es mir immer wieder geht. Ok, die wußten die Ursache, warum es mir so geht. Zunächst sagte ich immer noch nichts über Selbstverletzung gesagt. Bis es eben mal sichtbar wurde. Dann haben sie gezielt gefragt. Sie waren zuvor nicht mit so was konfrontiert und mir war auch klar, daß das für sie heftig sein würde.

Aber das hat mich zusätzlich unter Druck gebracht und ich konnte es nicht ihnen zuliebe sein lassen. " konne " meint, ich war nicht der Lage dazu. Ich war so sehr in mir, meinen Problemen, meiner Not und meinen Mustern gefangen, daß ich völlig die Kontrolle verloren hatte. Hab dann schon irgendwann auch begriffen, daß ich mit meinem SVV nich nur mich selbst verletze, aber ich habe mir das nicht vorgeworfen. Es tat mir schon Leid, sie derart zu belasten aber ich mußte gleichzeitig mit meiner Lebensgeschichte, den komplexen Traumatisierungen, Entwicklungstrauma, usw. fertig werden.

In vielen Bereichen habe ich mehr ( zuviel ) auf ander geachtet, als auf mich selbst. Aber bei diesem Thema habe ich das nicht gekonnt. Das mag egoistisch klingen, hat in meinem Verständnis hat es eine andere Bedeutung. Während des SV war ich oft dissoziert und wenn nicht, dann habe ich auch an keinen anderen Menschen gedacht. Das kam in der Regel erst danach.

Also ich persönlich finde es zwar nachvollziehbar und nett, aber ich ich denke, man darf nicht vergessen, aus welcher Not solche dysfunktionalen Verhaltensweisen entstehen und was sie für eine Bedeutung haben. Es sin Bewältigungsstrategien, die natürlich nicht gut und und richtig sind, aber Betroffene machen das ja nicht, weil sie es so toll finden.

Und ich denke auch, daß nicht jede/r Betroffene so gut ausgebildete Recourcen und Fähigkeiten hat, um zuerst an andere zu denken, während er in erster Linie selbst versucht, sein Leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen. Ich finde, das kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Da fragt sich, ob das wirklich etwas mit Egoismus zu tun hat. Bei einigen Bertroffenen vielleicht schon, aber das ist aus meiner Sicht eben wieder nicht auf alle zu übertragen.

Dieses Thema ist wirklich sehr schwierig und komplex und es liegt in der Natur der Sache, daß es unterschiedliche Sichtweisen und Empfindungsweisen gibt. Jeder muß wohl seine eigene finden. Und nicht zuletzt ich glaube ich auch daß es ein bißchen typabhängig ist.
Liebe Grüße, Maskerade

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 22:27

Mich hat noch NIE jemand auf meine Narben angesprochen...komisch eigentlich.Deswegen habe ich mir auch noch nicht wirklich Gedanken gemachr,was ich sagen würde.Noch nicht mal beim Arzt beim Blutabnehmen ist jemals die Frage aufgetaucht. Deswegen verstecke ich auch nichts.Weil keiner guckt oder was aagt.wundert mich manchmal selbst.Bei frischen Wunden fragt man in der Arbeit manchmal was passiert ist.aber da ich eh teilweise risikoreiche Sportarten betreibe schiebe ich es immer darauf und alle sind zufrieden.
Einmal im Urlaub,musste ich mal in KH.Da fragte der Arzt ob ich Probleme mit BL hätte. Die Frage fand ich aber legitim und habe mich kurz erklärt. Dann war das Thema auch schon durch. Ich schäme mich nicht so sehr dafür denn die Narben gehören zu mir und ich habe akzeptiert eine komplizierte und geschundene Psyche zu haben.Das bin eben ich.
Ich habe mich auch schon oft gefragt,wieso eigentlich nie jemand was sagt. Ich glaube,die meisten Menschen kennen sowas gar nicht und können sich nicht im entferntesten vorstellen,dass man sich so derart selbstverletzen könnte. Ich lasse die in ihrem Glauben.alles andere stiftet eh nur Verwirrung.
LG, CrazyChild

***stay strong***


Maskerade
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Beitrag So., 25.06.2017, 00:47

Ich reagierte auch recht unterschiedlich, wenn ich auf meine Narben angesprochen wurde/werde. Und auch bei mir kommt es immer darauf an, wer mich anspricht und auch wie.
Einige meiner Antworten:

- hach ja, das sind alte Jugendsünden.
- naja, das war ich wohl selbst.
- bei engen Freunden kam dann schon die Nachfrage, ja warum das denn ? So es mir möglich war, habe ich es dann auch erklärt.
- die kommen von einem Unfall.
- entschuldigung, aber darüber möchte ich nicht reden
- das ist eine sehr persönliche Angelegenheit.
- Raubkatzen sollte man nicht zu nahe kommen, die haben scharfe Krallen. Usw. ...

- habe auch eine sarkastische Antworten, aber die fühhre ich besser nicht hier auf. ...
Liebe Grüße, Maskerade

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