Psychosomatik verstehen - das ICH entdecken

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.

LynnCard
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Beitrag So., 10.05.2015, 01:38

Schneerose hat geschrieben:ich habe kürzlich was Interessantes dazu gehört:

die ORGANISMISCHE ZUSTIMMUNG
zu etwas geben...
d.h. auf meinen Körper hören, ob er sich mit meiner Tun, meiner Entscheidung...wirklich wohl und übereinstimmend fühlt,
mein Körper ist wie ein Parameter.
Der Körper ist auf jeden Fall ein wichtiger Signalgeber und in der Psychosomatik drückt er die verdrängten Gefühle symbolisch aus, z. B. las ich einmal ein Fallbeispiel, wo ein Gefolterter später genau an den Stellen, wo er früher gefoltert wurde, eine Schmerzkrankheit entwickelte. Körpererinnungen, die sich manifestieren. Es ist auch bekannt, dass ehemalige KZ-Häftlinge später oft an Schmerzstörungen litten (und trotzdem keine Rente erhielten, was für ein Hohn!).

Wenn man sich die Anamnese von Schmerzbiografien anschaut, besteht da oft ein unverarbeiteter Konflikt, der sich über Jahre in den chronischen Schmerzen symbolisch ausdrückt, z. B. eine fehlende Ablösung von den Eltern, unterdrückte Beziehungsverhältnisse, der widersprüchliche Konflikt zwischen Abhängigkeit und Autonomie, dann eben auch abgespaltene Gefühle, die das Ventil nur über den Körper finden. Irgendwo las ich einmal, dass die Psychosomatik das Vorstadium dieser Körpersprache sei. Das letzte Stadium der psychischen Rebellion über den Körper seien schwere Krankheiten wie Krebs, d. h. die Psyche drängt dann über genetische oder erworbene Schwachpunkte des Körpers vor, um sich als wirklich lebensbedrohliche Krankheit zu äußern.
LG Lynn

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Beitrag So., 10.05.2015, 02:05

SoundOfSilence hat geschrieben:Was den Schmerz angeht - da gibt es viele Varianten. Ich muss da, um zu erklären was ich meine, sehr unterscheiden zwischen körperlichem und seelischem Schmerz.
Ich denke, die Ursachen für Schmerzen lassen sich nicht so einfach aufdecken, da schwingt so viel Unterschiedliches mit: Funktionale Schwächen, die auftrainiert werden müssten; tatsächliche körperliche Belastungen; das Schmerzgedächtnis, Körpererinnerungen; Überbewertung von körperlichen Empfindungen, die als Schmerz eingestuft werden; Schmerzfixiertheit, aber auch die Alltagshypnose, die Schmerzsignale auflöst und dämpft; dann eben innerseelische Konflikte, die sich als psychosomatische Schmerzen über das Schmerzzentrum in den Gehirnarealen ausdrücken.
LG Lynn


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Beitrag So., 10.05.2015, 02:34

Kimba&Blacky hat geschrieben:Ich werde nach wie vor von meinem sozialen Umfeld dazu gezwungen, meine seelischen Bedürfnisse zu leugnen / ignorieren und immer schön brav und unkompliziert zu funktionieren.
Am liebsten wäre es denen wirklich, wenn ich nicht mehr existieren würde.
Liebe Kimba&Blacky

Gibt es keine Möglichkeit für Dich, aus diesem unfreien Leben auszusteigen, z. B. durch Wegzug von diesen Bezugspersonen, die Dich derart einengen? Gerade wenn Du glaubst, dass diese Leute Dich am liebsten weghaben wollen, Dich also nicht in einer Abhängigkeit halten möchten, könntest Du doch wirklich gehen, indem Du wegziehst und Dir ein neues Leben in einem besseren Umfeld aufbaust, wo Du nicht derart geplagt wirst. Hast Du schon darüber nachgedacht?
LG Lynn

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SoundOfSilence
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Beitrag So., 10.05.2015, 09:48

Moin moin Lynn,

sicher sind Schmerzen multifaktoriell bedingt, entstehen (jedenfalls chronische) durch ein Zusammenspiel verschiedener Aspekte. Aber nach vielen Jahren mit "meinen" Symptomen kann ich, glaube ich, relativ zuverlässig sagen, welcher Schmerz in der Hauptsache ein Ausdruck der (diversen) psychischen Probleme/Konflikte ist. Schwierig wird es immer dann, wenn die Schmerzen sich verändern, neue Dinge auftreten o.ä.
Mir ging es jetzt eher darum, dass auch die Wahrnehmung des (psychosomatischen) Schmerzes manchmal so schwierig (weil teilweise dissoziiert?) ist, und dass das wiederum mein Gefühl für mich weiter verschlechtert... Mh, versteht jemand, was ich sagen will?
Ich finde irgendwie, dass einerseits Schmerz ja etwas ist, das einen zunächst einmal "aufweckt", er zwingt mich, mich wahrzunehmen im Hier und Jetzt (mit meinen Schmerzen) - und andererseits verschwindet er dann manchmal in einem Nebel, anstatt meine Wahrnehmung zu fokussieren, anstatt dass ich mich als ein Person erlebe, erleben ich mich dann als eine Person mit und eine Person ohne Schmerzen, weiß nicht, wer ich jetzt eigentlich bin, leide unter dieser Aufspaltung (oder darunter, dass es nicht komplett abgespalten ist?) und leide auch darunter wieder nicht. Denn vielleicht ist es ja besser, zwei Personen zu sein, als eine Person mit Schmerz... Die Wirklichkeit um mich herum verliert ihre starren Grenzen, denn wenn ich 2 bin, dann ist auch die Welt nicht nur eine.
Aber ich WEIß ja, dass ich nur eine bin, und es auch nur eine Welt gibt - ich funktioniere auch dann, wenn ich anders empfinde, weil ich weiß, wie es wirklich ist. Nicht die Welt ist das Problem, meine Empfindung ist es.

Die Wahrnehmung ist also auch ein Problem, nicht nur das psychosomatische Symptom als solches. Wobei das eben auch genug Schwierigkeiten macht.

Vielleicht ist es ja so, dass ein Konflikt oder eine innerliche Empfindung, ein Gefühl o.ä. im Körper eine "Erinnerung" auslöst, so dass zusätzlich zu dem "Symptom-statt-Gefühl-fühlen"-Schema noch das Schema "Körper-erinnert-sich-und löst Dissoziation-aus" abläuft. Ein Teufelskreis, vor allem weil alles unbewusst abläuft, was eigentlich der Klärung bedürfte...

So - ich pack jetzt meinen Kopf in Gips
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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 10.05.2015, 10:01

LynnCard hat geschrieben:
Kimba&Blacky hat geschrieben:Ich werde nach wie vor von meinem sozialen Umfeld dazu gezwungen, meine seelischen Bedürfnisse zu leugnen / ignorieren und immer schön brav und unkompliziert zu funktionieren.
Am liebsten wäre es denen wirklich, wenn ich nicht mehr existieren würde.
Liebe Kimba&Blacky

Gibt es keine Möglichkeit für Dich, aus diesem unfreien Leben auszusteigen, z. B. durch Wegzug von diesen Bezugspersonen, die Dich derart einengen? Gerade wenn Du glaubst, dass diese Leute Dich am liebsten weghaben wollen, Dich also nicht in einer Abhängigkeit halten möchten, könntest Du doch wirklich gehen, indem Du wegziehst und Dir ein neues Leben in einem besseren Umfeld aufbaust, wo Du nicht derart geplagt wirst.
Ja, ich plane demnächst in eine eigene Wohnung zu ziehen.
Dann habe ich zwar nicht mehr ständig Leute um mich herum so wie jetzt (psychiatrisches Wohnheim), aber dafür habe ich dann noch mehr Pflichten und bin dann noch erschöpfter als ohnehin.
Ich weiß nicht was schlimmer ist.


Ich weiß nur, dass ich mich in psychiatrischen Einrichtungen generell nicht wohl fühle (und auch fehl am Platze) und selbst mit meinen Mitbewohnern anecke, weil ich so komische körperliche Symptome habe, die keiner versteht.
Anstatt mich um Verständnis zu bemühen (so wie ich es bisher immer versucht habe), will ich mich jetzt lieber weitestgehend isolieren, denn dann kann ich wenigstens nicht mehr so negativ auffallen.
Dieses ewige kämpfen um Verständnis und damit auch um Anerkennung meiner Leistungen macht mich nämlich psychisch krank.
Seltsame körperliche Symptome habe ich schon seit ich 5 Jahre alt bin und muss dazu sagen, dass ich von Psychiatern, Psychologen und psychiatrischen Kliniken und Wohnheimen deshalb sehr schlecht behandelt worden bin.
Dort, wo ich im Moment bin, geht es eigentlich, ich habe schon deutlich schlimmeres erlebt.
Dennoch fühle ich mich unwohl.


Mir wird geraten, dass ich ambulant betreutes Wohnen in einer eigenen Wohnung machen soll. Das finde ich eigentlich gut, denn dann hat man zur Not noch einen Ansprechpartner.
Aber auch dort befürchte ich, dass ich wieder nicht ernst genug genommen werde und mich immer erklären oder sogar rechtfertigen muss.
Auf Dauer macht einen das psychisch kaputt.
Ich bin mittlerweile so misstrauisch und angenervt von den Menschen, dass ich nicht mal mehr Freundschaften will obwohl diese mir nichts getan haben.



Der andere Punkt ist mit meinen Eltern, dort muss ich so tun als ob es mir einigermaßen gut geht, denn sonst würden sie vielleicht den Kontakt zu mir abbrechen und dann hätte ich keinen mehr, der mir finanziell aushelfen kann. Das wäre sehr schlimm für mich, da ich chronische Geldsorgen habe.
Aufgrund der Krankheiten bin ich nicht arbeitsfähig und mache mir deswegen seit mindestens 10 Jahren jeden Tag Schuldgefühle.
Ich frage mich sehr oft, ob ich nicht einfach nur zu faul zum arbeiten bin ?!?


Ich war auch schon mal deutlich leistungsfähiger, da hat es zwar auch nicht für den 1. Arbeitsmarkt gereicht, aber ich konnte wenigstens mindestens 3 Stunden täglich eine Arbeitstherapie machen.
Das war vor 6 Jahren, mittlerweile habe ich viel zu viel abgebaut.
Wenn ich die Wohnung habe will ich aber etwas machen, damit ich nicht nur zuhause rumsitzen muss.
Ich weiß aber nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll, vor allem weil ich dann ja auch mehr im Haushalt machen muss als jetzt.
Keine Ahnung wie das alles klappen soll.
Nächsten Freitag habe ich einen Termin bei einem Träger vom ambulant betreuten Wohnen.


LynnCard
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Beitrag So., 10.05.2015, 20:24

@Kimba&Blacky

Ich höre das immer wieder von chronisch psychosomatisch Kranken, die dadurch an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, auch vom Unverständnis, das ihnen entgegengebracht wird. Vielleicht ist die psychiatrische Ecke nicht so das Richtige für Dich, sondern eher bewusst psychosomatisch ausgerichtete Mediziner. Es gibt ja auch Psychosomatik-Kliniken. Deine Idee mit dem betreuten Wohnen finde ich eine gute Idee. Wenn Dir der/die BetreuerIn nicht passt, kannst Du Dir sicher eher einen neue/n BetreuerIn suchen, vielleicht dann in einer Psychosomatik-Klinik, wo die Leute dafür sensibilisiert sind. Ich wünsche Dir viel Kraft! Ohne diesen ständigen Stress durch andere kannst Du Dich sicher auch mehr erholen.
LG Lynn


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Beitrag So., 10.05.2015, 21:48

Liebe SoundOfSilence

Bei mir "verschwindet" die psychosomatische Symptomatik noch am ehesten, wenn ich mich nicht mit dem Schmerz selbst beschäftige (sonst steigt dieser ins Unermessliche), sondern an meine Ziele denke, die ich erreichen will.

Hier ein Link, der dieses Phänomen bestätigt: HIER.

Ob man den Schmerz genau zuordnen kann, scheint nach dem Link nicht so zentral zu sein, sondern eher, sich allgemein zu öffnen für Gefühle, auch wenn sie nicht so angenehm sind. Eine fixierte Schmerzorientierung und das Dagegenkämpfen sind offenbar eher kontraproduktiv. Wichtiger scheint es zu sein, den Schmerz zu akzeptieren und sich trotz und mit Schmerzen auf erreichbare Ziele zu konzentrieren.

Auf der anderen Seite lese ich in Fachbüchern schon auch von eruierbaren Zusammenhängen zwischen psychosomatischen Symptomen und innerseelischen Konflikten, wo die Aufdeckung der symbolischen Sprache der psychosomatischen Symptomatik etwas bringt. Aber bei mir hab ich eigentlich eher das Gefühl, dass die Symptomatik einfach allgemein Gestresstheit ausdrückt. Redewendungen wie "es schlägt mir auf den Magen" drücken es eigentlich schon aus.

Bei Dir wurde der Schmerz offenbar durch Dein Ziel, jetzt zu laufen, weggedrückt. Der Wille und klare Ziele drängen Schmerzgefühle am ehesten weg, weil sie dem Schmerz möglichst wenig Raum gewähren, deshalb dann diese Abspaltung, weil der Schmerz immer noch da ist, aber eher im Hintergrund.
LG Lynn

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Beitrag Di., 12.05.2015, 09:39

Liebe Lynn,
Auf jeden Fall gibt es, jedenfalls bei mir, zuordnenbare seelische Konflikte und physische Symptome. Ich will weiß Gott nicht sagen, dass immer und für jeden gilt "Magenschmerzen ohne organische Ursache kommen, weil man sich über den Partner ärgert und das verdrängt " oder so. Aber häufig verschwinden meine Symptome, wenn ich den Grundkonflikt erkenne (und verändere) - und das geht deutlich über das hinaus, was an Veränderungen erreichbar ist durch eine veränderte Haltung dem Symptom gegenüber. Klar, auch das kenne ich natürlich - sowohl von psychisch als auch organisch verursachten Symptomen, dass manchmal eine größere Akzeptanz (sich selber sagen "jetzt bist du eben krank, das geht auch vorbei. Mach das Beste daraus, lenkt dich ab") die Schmerzen deutlich erträglicher macht.
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Beitrag Di., 12.05.2015, 10:32

Oder das Krankheit nebensächlich wird, jedenfalls für einen kurzen Zeitraum, wenn man von etwas anderem gefangen ist(die Hochzeit der Tochter, die Examensarbeit, eine Fußball WM etc). Nur: ich kenne eben auch die andere Seite der Medaille, wenn man Symptome so lange ignoriert oder betäubt (mit Arbeit, mit Medis etc), bis ein Zustand so schlimm ist, das nix mehr geht... Und ich erlebte als Patient und erlebe beruflich Ärzte, die einerseits sagen "sie haben nix, ich glaub ja dass es weh tut, aber sie dürfen sich da nicht drauf fixieren " und andererseits Therapeuten die fragen "wie könnten Sie das so lange ignorieren? Wieso gehen Sie so wenig fürsorglich mit sich um? "
Dann gibt es noch die Fragen "wann taucht das Symptome Symptome xx denn auf? Bemerken Sie eine Regelmäßigkeit? " und "wenn sie in sich rein horchen, was fühlen sie?"
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Beitrag Di., 12.05.2015, 10:48

Also, nicht nur den Patienten fehlt das gesunde Gleichgewicht zwischen Gelassenheit und Ignoranz, zwischen Änderungswillen und Fixierung aufs Negativ, es fehlt oft auch im Gesundheitswesen!!!!
Und dann gibt es, glaube ich, ein weiteres Phänomen, nämlich den dissoziierten Schmerz (als körperl. Symptom). Ich kenne das von mir, dass ich manchmal so daran verzweifel dass mein Körper "wieder rumspinnt", dass ich gleichzeitig aus mir selber heraustrete. Ich kann mit schlimmsten Durchfallatacken auf dem Pott sitzen - und muss gleichsam über mich selber lauthals loslachen - und Wunder mich, wo der Körper das überhaupt noch hernimmt
Oder ich erkläre einem Arzt, wie sehr mein Leben darunter leidet, wie müde ich immer bin etc - nur dass ich dabei vor Charme und Lebensfreude nur so sprühe... Und ich denke die ganze Zeit "hoffentlich musst du nicht kotzen!! " schaffe es aber nicht, das zu sagen/zu leben... Und der Arzt denkt entweder, dass ich ihn (ungeschickt) anlüge oder dass ich spinne - kaum einer erkennt, dass ich eine Fassade NICHT FALLEN LASSEN KANN, obwohl das dahinter Hilfe braucht und will. Und manche Ärzte nehmen gar die Diskrepanz gar nicht wahr... Und dabei ist die Tatsache, dass die fröhliche Fassaden - Persönlichkeit wenigstens WEIß, dass es die kotzende Kranke GIBT ein GUTES zeichen, und vermutlich das, was mich von einer DIS unterscheidet
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Beitrag Di., 12.05.2015, 11:01

Ich merke, auch hier im Forum, wie viele Patienten nicht sehen wollen, dass ihre Gebrechen seelische Ursachen haben, die krankhaft fixiert darauf sind, so viel auszuprobieren auf der körperl./medizinischen Ebene bis endlich was gefunden wird... Weil sie eine Erklärung brauchen und die "psychische " nicht akzeptieren, weil sie sich von Ärzten abgeschoben fühlen, weil sie manchmal auch befürchten, dass sie ernstlich krank sind und sterben müssen... Und ich kenne Ärzte, die den Patienten nur beurteilen mit Blick auf die "Ernsthaftigkeit " der Erkrankung - und gar nicht nach dem Leid fragen. Die denken, wenn man einer 18-jährigen mit dauernden Durchfall, die kaum noch zur Schule geht sagt, dass sie KEINEN Krebs hat, dann ist sie so erleichtert, dass sie darüber ihre Symptome und auch ihre (berechtigte) Zukunftsangst vergisst... Nur, die einschränkenden Symptome, die bleiben halt leider...
Ach Lynn, du merkst sicher, daß Thema "Fixierung aufs Symptom oder den Schmerz" das regt mich auf. Weil ich finde, dass es oftmals zu kurz greift.
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Beitrag Di., 12.05.2015, 11:16

Deinen Setzt mit dem "Ziel zu Laufen, dass den Schmerz überdeckt" hab ich jetzt zig mal gelesen, ich höre da einen positiven Ton bei dir raus (ist das so gemeint??) und dazu muss ich sagen: würde ich mein Geld als Leichtathlet verdienen hättest Du damit recht. So aber war es eher ein Laufzwang, dem ich nicht mal durch Schmerz entkommen könnte, denn vorher ist der Schmerz im Fuß abhanden gekommen... Und so hab ich mich voll überfordert und verletzt und jetzt eine Woche gehumpelt... Doof!
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Beitrag Di., 12.05.2015, 11:34

Also, um das vielleicht doch versöhnlich abzurunden: ich finde der Umgang mit Schmerz und Symptom ist bei jeder Erkrankung wichtig und mit entscheidend (DAS trifft für mich die somato-psychische Komponente), egal ob der Rückemschmerz psychisch bedingt ist oder ein Tumor auf den Spinalnerv drückt. Aber gerade bei psychosomatischen Erkrankungen, also psychisch bedingter Somatisieren, denke ich, dass es eher darum geht, ganz genau hinzufühlen und nicht darum, sich abzulenken. In solchen Fällen ist das Symptom ja Teil eines innerpsychischen Vorgangs, der abgespalten und unbewusst ist - der aber gefunden werden müsste... Wenn dann noch ein dissoziiertes Wahrnehmen dazu kommt, wie ich es erlebe wenn mein eigenes Leiden mich zum Lachen bringt etc, dann wird so kompliziert, dass die ganze Nummer durch "ablenken " nur schlimmer wird... Und ich denke, ich empfinde das nicht als Einzige so. Oder??
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Kimba&Blacky
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Beitrag Di., 12.05.2015, 15:28

SoundOfSilence hat geschrieben:Oder das Krankheit nebensächlich wird, jedenfalls für einen kurzen Zeitraum, wenn man von etwas anderem gefangen ist(die Hochzeit der Tochter, die Examensarbeit, eine Fußball WM etc)....
Bei mir ist es so, dass die Krankheit mich gar nicht mehr zu solchen Sachen kommen lässt.
Deshalb ist mein Leben auch sehr trist geworden.
Richtig "Leben" tu ich nur noch in meiner Fantasie und im Internet.
SoundOfSilence hat geschrieben:Nur: ich kenne eben auch die andere Seite der Medaille, wenn man Symptome so lange ignoriert oder betäubt (mit Arbeit, mit Medis etc), bis ein Zustand so schlimm ist, das nix mehr geht...
Das kenne ich schon eher !

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Kimba&Blacky
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Beitrag Di., 12.05.2015, 21:05

SoundOfSilence hat geschrieben:Und dann gibt es, glaube ich, ein weiteres Phänomen, nämlich den dissoziierten Schmerz (als körperl. Symptom). Ich kenne das von mir, dass ich manchmal so daran verzweifel dass mein Körper "wieder rumspinnt", dass ich gleichzeitig aus mir selber heraustrete....
.... Und dabei ist die Tatsache, dass die fröhliche Fassaden - Persönlichkeit wenigstens WEIß, dass es die kotzende Kranke GIBT ein GUTES zeichen, und vermutlich das, was mich von einer DIS unterscheidet
Ich finde es interessant, dass Du den Zusammenhang psychosomatische und somotaforme (Schmerz)-Störungen bzw. generell Schmerzstörungen und dissoziativen Störungen ansprichst.
Ich hatte nämlich auch schon mal überlegt, ob es da (bei mir) einen Zusammenhang geben kann bzw. ob das eine zum anderen führen kann, habe dann aber gedacht, dass ich nur mal wieder zuviel nachgedacht hatte.
Vielleicht waren meine Gedanken doch nicht so falsch.

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