Verantwortung für das Gelingen einer Psychotherapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Schneerose
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 12:05

Hallo an Euch,

ich denke EIGENVERANTWORTUNG ist dazu das Zauberwort...aber meist begibt sich ein Patient ja genau deswegen in Therapie, weil er genau das eben im Leben verlernt hat, aus welchen Gründen auch immer.

Das Gelingen einer Therapie liegt für mich großteils beim Therapeuten, weil ein Patient ohne Vorerfahrung niemals wissen kann, auf was er sich einlässt...
die Einzige Verantwortung die der Patient trägt, ist, SICH VERÄNDERN ZU WOLLEN lernen...sich eines Tages aus der Komfortzone herausbewegen.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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ziegenkind
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 13:14

aus aktuellem anlass: unabdingbar scheint mir die bereitschaft, auf sich selber zu gucken. scheitern droht da, wo man das ziel, sich selber zu verstehen, aus den augen zu verliert und statt dessen ganz auf den anderen, auf das therapeutische gegenüber fixiert ist. das heißt auch: sich nicht in der verlockenden therapeutischen beziehung verlieren; phantasien nicht nur genießen, sondern sie auch und v.a. analysieren; sich selber in der beziehung verstehen und nicht den anderen auseinandernehmen. alles nicht einfach. es gibt ganz viele möglichkeiten sich selber auszuweichen. und viele davon können dem anderen verborgen bleiben.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Schneerose
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 16:19

...ja, auch aus aktuellem Anlass, lese ich wieder einmal das Buch EITLE LIEBE v. Bärbel W.

ich habe es während meiner Therapiezeit oft gewälzt, "alle Schuld" bei mir gesehen,
jedoch nicht den Abstand einnehmen können, auch den "eventuell möglichen" Anteil daran beim Therapeuten zu erkennen...
WAS daran dann eben "therapeutisch" war, damit ich daraus lernen kann, und WAS möglicherweise sein echtes Problem, werde ich wohl nie erfahren, es sei denn es geschehen Zeichen und Wunder...

aber erstmal bin ich dabei ICH zu werden, ohne ihn zu verachten,
ich mache einen Unterschied im Ganzen:
Ich werde den Menschen immer schätzen, jedoch die Therapiemethode nicht - da sehe ich einiges anders...als er...
kann aber auch sein, dass ich mir zuwenig Zeit ließ zum Lernen, keine Ahnung...
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stern
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 18:09

Auch aus gegebenem Anlaß : Nicht nur bzw. vorwiegend bei sich (als Patient) suchen. Sondern auch in Erwägung ziehen, dass Thera einen Fehler gemacht bzw. best. Verantwortungen nicht übernommen haben könnte. Sonst kann wichtiges evtl. auch verborgen bleiben, wenn Thera das ebenfalls übersieht.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Krang2
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Beitrag Di., 12.08.2014, 15:11

@Widow,
ich glaube, die Hauptverantwortung des Therapeuten liegt darin, aufgrund seiner Erfahrung und seiner Diagnose Therapieziele als realistisch oder unrealistisch zu benennen und dem Patienten zu helfen, sinnvolle Ziele festzulegen und wie man diese erreichen kann (Methoden, Art und Dauer der Therapie u.ä.).
Die Hauptverantwortung des Patienten besteht darin, sich auf die Therapie einzulassen und diese Therapieziele aktiv anzustreben.
Beide Seiten haben die Verantwortung, ehrlich und vertrauensvoll miteinander umzugehen.
Zu dieser Ansicht bin ich erst nach meiner angefangenen Therapie gekommen.

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Fify
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Beitrag Di., 12.08.2014, 15:22

Was ist denn eine gelungene Psychotherapie? Ich könnte mir vorstellen, dass da Therapeut und Patient unterschiedliche Vorstellungen davon haben.
Meist gibt es ja einen Vertrag zwischen Therapeut und Patient, in dem festgelegt ist, was die Aufgabe des Patienten ist und dass trägt der Patient dazu bei. Dafür hat der Patient die Verantwortung.
Und die Verantwortung des Therapeuten ist es, die Therapie nach neuestem wissenschaftlichem Standard zu gestalten.

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Krang2
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Beitrag Di., 12.08.2014, 15:35

@Fify, ganz genau, deshalb schrieb ich, daß die gemeinsamen Therapieziele so wichtig sind.

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Fify
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Beitrag Di., 12.08.2014, 15:43

Ich kann mir das nicht vorstellen, dass es gemeinsame Therapieziele gibt. Natürlich gibt es eine Richtung, in die ich möchte, aber ob ich das in das Therapie erreiche, steht auf einem anderen Stern.
Und ob meine Therapeutin sie gut findet, weiß ich auch nicht. Das ist für mich nicht entscheidend und hat auch nicht unbedingt etwas mit einer gelingenden Psychotherapie zu tun.

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Fify
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Beitrag Mi., 13.08.2014, 19:14

http://www.srf.ch/player/radio/kontext/ ... 9ffba2379a

interessanter Beitrag!

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Schneerose
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Beitrag Do., 07.05.2015, 19:43

Ich habe ein Buch das ich euch gern empfehlen mag:
v. Reinhardt Krätzig
LIEBE IN DER PSYCHOTHERAPIE

LG Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


Igelkind
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Beitrag Do., 07.05.2015, 23:03

Eine sehr spannende Diskussion.
Ich persönlich versuche, mein Potenzial der Eigenverantwortlichkeit auszuschöpfen oder womöglich zu erweitern, wozu auch gehören mag, dem Therapeuten bei der Arbeit auf die Finger zu schauen.

Allgemein finde ich leben wir aber in einer Zeit, in der der Einzelne zu viel Verantwortung übernimmt, was bedeutet, dass der einzelne sich auch dementsprechend überschätzt und seine Wirksamkeit vielleicht zu hoch empfindet.
Begriffe wie "Glück" oder "Pech" sind bis jetzt in dieser Diskussion noch nie gefallen.
Natürlich sind diese Begriffe nicht relevant für uns, da sie sich unserem Wirkungsbereich entziehen.
Wir glauben Heute daran, dass jeder für sein Leben / Gesundheit / Schicksal selbst verantwortlich ist.
Wer sein Leben nicht durchwegs selbst und zwar ausschliesslich positiv gestaltet, ist in der heutigen Zeit natürlich selber schuld, woran auch immer.
Selbst bei schweren Schicksalsschlägen machen die Leute nicht Halt, die Schuld / Verantwortung beim "Geschlagenen" zu suchen und notfalls im Karma zu finden, da der Glaube an die Strafe Gottes in den meisten Kreisen etwas veraltet ist.

Für mich spielen aber Glück und Pech sehr wohl auch eine kleine Rolle beim Gelingen einer Therapie.
Für mich persönlich, auch wenn ich versuche, soviel Verantwortung in diesem Prozess wahrzunehmen, wie es mir nur möglich ist, entspannt es die ganze Diskussion um Schuld und Verantwortung, die ich zwar sehr interessant und wichtig aber auch etwas bedrückend empfinde.

Ich möchte für mich immer bedenken, dass gewisse Themen eben Lebensthemen / -Aufgaben sind, und ich mich selbst im Strom eines Lebenslangen Prozesses befinde, in dem irgendwo zu einer bestimmten Zeit diese eine Therapie eingesetzt hat.
Sie begleitet mich auf diesem Abschnitt, und die Therapie davor hat mich auf einem anderen Abschnitt begleitet.
Für mich hängt das subjektive Gefühl des "Gelingens" also auch vom Lebensabschnitt ab, in der die Therapie stattfindet.
Und natürlich von meinen eigenen Erwartungen und Möglichkeiten.

Somit habe ich die Eingangsfragen nicht beantwortet, aber ich wollte aufzeigen, dass für mich die ganze Verantwortung nicht zwischen Therapeut und Patient aufgeteilt werden kann, da im Leben vielleicht auch noch andere Faktoren ausschlaggebend sind, die Verantwortlichkeit beeinflussen oder ausser Kraft setzen können.


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Widow
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Beitrag Do., 07.05.2015, 23:04

Liebe Schneerose,

da ich diesen Thread eröffnet habe, fühle ich mich nun, da Du ihn aus der (vermutlich gerechtfertigten) Versenkung holst, bemüßigt, mich ein wenig darum zu kümmern. Ich möchte Dich darauf hinweisen, dass Du mit Deiner Buchempfehlung hier nicht ganz punktgenau gelandet bist: Es ging in diesem Thread nicht um das "Liebes-Problem", das Dich so heftig bewegt und umtreibt.
Sicherlich wird Dein Buch-Tipp in Threads, die näher am Thema sind, mehr dankbare LeserInnen finden. Vielleicht solltest Du ihn auch dort noch einmal posten.

Beste Grüße
Widow


Igelkind
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Beitrag Do., 07.05.2015, 23:29

@Widow: ich sehe erst jetzt, dass die Diskussion ja schon 1 Jahr her ist
Deine eingangs beschriebenen Gründe, weshalb deine Therapie immer wieder mal auf der Kippe stand, haben mich sehr berührt. Wenn jemand so ehrlich und genau über sein inneres Empfinden Auskunft geben kann, geht das für mich auch unter "gelungene Therapie".

Ich selbst möchte nach fast jeder Sitzung die Therapie abbrechen, gehe aber wie durch ein Wunder doch immer wieder hin und es bringt mich jedes mal weiter.
Ich wünschte, ich wüsste über das Motiv meiner (diversen) Abbruchsgründe besser bescheid, dann würde ich den Therapeuten nicht immer wieder mit meinen Abmeldungen nerven, die anfangs wütend oder verzweifelt ins Telefon geschrien, jetzt eher freundlich per Mail formuliert werden... Ich falle ständig immer wieder auf mich selbst rein, er zum Glück nicht.

LG Igelkind


Thread-EröffnerIn
Widow
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Beitrag Fr., 08.05.2015, 01:27

Liebes Igelkind,

nun, da der Thread wieder "da" ist (tja, so ist das mit dem Eigenleben ...), möchte ich auch auf Dein posting reagieren.
Ich mag Mr. Gemini52 wirklich. Und ich mag ihm auch nicht das kleinste Zipfelchen ( ) seiner Verantwortung für unsere Analyse und ihr Gelingen (und so, wie's im Moment aussieht, gelingt sie) absprechen.
Aber dass ich vor einem Jahr sagen konnte, was in mir war, hat mit Mr. Gemini52 nichts zu tun. Das konnte ich schon, bevor ich die Analyse begann. Es hat mit anderen Menschen zu tun.


Bei mir hat sich nach dem (damals in meiner Sicht völlig berechtigten) Einschlafen dieses Threads etwas verändert. Der Prozess hat lange gedauert - nein: er dauert noch an.
Dein posting, liebes Igelkind, nehme ich zum Anlass darüber zu berichten (vielleicht kannst Du damit etwas anfangen):

Es gab eine sehr konkrete Situation. Ab der habe ich meine Analyse (und - ist es nicht herrlich lächerlich: Ich bestehe immer noch darauf, dass es nicht nur meine ist, sondern auch eine von Mr. G.?!) - es gab also eine sehr konkrete Situation, ab der ich meine Analyse nicht mehr abbrechen wollte.
Das war im letzten Herbst (ich habe damals andernorts hier davon erzählt, aber die Bedeutung wird mir vielleicht erst jetzt klar).
Ich hatte wieder einmal gegen die Regel verstoßen und eine Mail geschickt. Ich hatte darüber hinaus wieder einmal eine die Analyse (und damit Mr. G., den Analytiker) zerstörende Mail geschickt.
In der darauf folgenden Stunde musste ich "strafsitzen". Wir sprachen über die Mail. Irgendwann sagte Mr. G., dass er am Ende sei, nicht mehr weiter wisse.

Er sagte es so, dass ich seine Hilflosigkeit spürte. Überall.

Das war ein schrecklicher Moment - für mich. Und vermutlich auch für ihn.

Ich begriff in Herz und Hirn, dass ich einen Menschen, den ich mag, in ein Gefühl getrieben hatte, das ihn nur schmerzt. Ich hatte jemandem, den ich lieb hatte, richtig weh getan.

Seither habe ich nie wieder agiert, die Therapie abzubrechen.
(Ich habe aber noch drei Mails geschrieben seither - habe gerade nachgesehen [sorry, L: ich habe mich geirrt] -, eine mit was Schönem [das war immer "erlaubt"] und zwei "kipplige". Die letzte jedoch liegt nun vier Monate zurück.
Und ich habe das nie wieder agiert, mehr noch: Ich habe seit einigen Monaten auch in mir selbst nicht mehr den Wunsch [doch, natürlich, klar: ETWAS in mir zerstört weiter - aber ich habe ihm ein leeres Schwimmbad eingerichtet, mit einem Vorschlaghammer und einer Gaspistole und ansonsten noch vielen Kacheln für die Handknöchel mitten in der Arktis ...], diese Analyse abzubrechen.
Ich möchte mit Mr. Gemini52 bis an ihr Ende gehen. (Wie auch immer das wo auch immer sein soll.)

Der geht einstweilen mit! [ ]


Das mit der annihilierenden Mail damals im letzten Herbst, das habe ich für mich langsam einigermaßen sortiert bekommen.
Da ist nichts "durchgearbeitet", aber ich habe (aus Gründen!) das Symptom abstellen können - und manchmal ist das (Er)Lösung genug ...

Mittlerweile bin ich Selbstzahlerin (seit fünf oder sechs Stunden). Und ich habe so eine klitzekleine Ahnung ... - das könnte meine Analyse nochmals RICHTIG verändern (auch, was diese Abbruch-Impulse anbelangt).
Nicht wegen des Geldes.
Nein: Wegen der Freiheit. (Die wir nun haben, Mr. G. und ich. - Aber ich frag' mich gerade, ob ich mir nicht auch die nur wieder einbilde ...)

LG
Widow

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Schneerose
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Beitrag Fr., 08.05.2015, 05:55

@widow - sorry ich weiß dass du immer was an mir auszusetzen hast egal was ich mache. Ich wollte nur das Buch empfehlen und dafür keinen eigenen Thread eröffnen - ich habe ganz ehrlich nicht auf deine Story geschaut nicht mal darauf dass du die TE bist sondern einfach nur einen halbwegs passenden Titel gesucht.
Ich werde in Zukunft mehr darauf achten, wobei ich ganz ehrlich schon nicht mehr weiß, was hier richtig oder falsch ist beim Schreiben. Denn der admin bittet oft, neue Teilnehmer sich doch statt einen T zu eröffnen sich einen passenden Thread zu suchen statt noch mehr Platz zu beanspruchen...

Wenn du das Buch kennen würdest, dann würdest du sehen, dass es durchaus um das Gelingen in Psychotherapie darin geht...

was mein Thema betrifft, JA, es ist für missbrauchte Menschen sehr schwer zu verarbeiten retraumatisiet zu weren - ein heißes Eisen in der Psychotherapiewelt.

Aber sollte es die Moderatoren auch so stören wie dich,
dann bitte ich wieder einmal um das Verschieben einer meiner Beiträge.
Danke und
Friede sei weiterhin mit dir.

Lieber Gruß an dich
Schneerose
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