Verantwortung für das Gelingen einer Psychotherapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Widow
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Verantwortung für das Gelingen einer Psychotherapie?

Beitrag So., 13.07.2014, 21:10

Aus aktuellem hiesigen Anlass und weil mich persönlich diese Frage schon lange umtreibt, eröffne ich diesen Thread (mal schauen, ob was kommt).

Bei wem liegt Eurer Ansicht nach die Hauptverantwortung für das Gelingen einer ambulanten* Psychotherapie: auf Therapeuten- oder auf Patientenseite?

Und konkreter: Welche Art der Verantwortung hat ein jedes innerhalb der therapeutischen Dyade?

*(Um eine ambulante Therapie bewältigen zu können, muss die/der PatientIn über eine gewisse psychische Gesundheit verfügen.)


(Der Esel geht voran. Also versuche ich, eine eigene, vorläufige Antwort auf die Threadfrage zu formulieren.)

Mr. Gemini52, der Analytiker, der mit mir zusammen meine Psychoanalyse durchführt, hat von Anfang an ("störungsbedingt") zwei bei mir liegende Verantwortungen immer wieder betont:

1. Wenn ich nicht mehr will, dann ist die Analyse beendet. (Das war bei all den Stunden so, in denen ich abbrechen 'wollte' - es aber de facto nicht wollte; ich konnte dann auch nach dem einmal von mir tatsächlich vollzogenen Abbruch wieder anknüpfen: Die Tür stand offen.)

2. Ich bin ein erwachsener Mensch. Zwar ist in mir - wie in jedem Menschen - auch mein Kinder-Selbst in seinen verschiedenen Entwicklungsstadien (und vor allem: in den dortigen Fixierungen) vorhanden, doch ich bin fähig, eine ambulante Therapie durchzuführen, mithin nicht so entwicklungsgestört, dass ich als gleichsam infantil festgefahren akut und damit temporär eine pflegerische Rundumbetreuung benötigen würde. (Das hatten wir - vor Beginn der Therapie, der sich dadurch um einige Monate verzögerte, auch wenn ich nur ein paar Tage im KH war.)
Massiven Regressionsanwandlungen meinerseits hat Mr. G. (vielleicht auch, weil ihm sehr bald klar war, dass ich aus bestimmten Gründen einen ausgeprägten Krankenhaus-Hass hege) schnell vorgebeugt.

Gleichwohl stand meine Therapie etwa zweieinhalb Jahre immer wieder auf der Kippe.

Die Gründe dafür liegen zum größten Teil in mir selbst, in:
  • - grundlegendem Sinnlosigkeitsgefühl (inkl. suizidaler Tendenzen);
    - einigen "Versprechen", die ich mir gegeben habe, und die ich durch eine gelingende Therapie zu "brechen" drohe;
    - der doppelten Unaushaltbarkeit des Gedankengefühls, dass sich da einer für mich interessiert/mir helfen möchte/mich mag (doppelt, denn a) "bin ich toxisch, und wer sich näher auf mich einlässt, wird mindestens krank"; b) "wer sich näher auf mich einlässt, gar vieles von mir weiß, ist eine unerträgliche Gefahr, denn er wird mich verraten und/oder verlassen, also muss ich mir so jemanden fern halten");
    - meiner (paradoxer-, aber erklärbarerweise) wachsenden Enttäuschung darüber, dass Mr. G. hinsichtlich des letzten Spiegelstrichs alles ziemlich richtig machte und sich mir gegenüber immer wieder in die Ferne verzog;
    - meiner in all der Zeit vorherrschenden Unwilligkeit, für mich selbst (wieder) die Verantwortung zu übernehmen, mein Leben selbst (wieder) "gestalten" zu wollen (lassen wir jetzt mal außen vor, dass da die Grenzen sehr, sehr eng sind) - mithin: mich auch (wieder) ein wenig verändern zu wollen (Leben ist ja unter vielem anderen das: anfangs ganz große, später dann kleine, immer aber permanenteVeränderung);
    - allerhand anderen Aspekten meiner selbst, die ich hier jetzt nicht gleich ausführen mag bzw. die ich einfach auch noch nicht gut genug kenne.

Vielleicht ist das persönlichkeitsabhängig (persönlichkeits- nicht persönlichkeitsstörungs-abhängig!), doch ich hatte immer, auch in den schlimmsten Wackelmomenten meiner Therapie, das Gefühl, dass ich den größeren Teil der Verantwortung für ihr Scheitern oder eben ihr Gelingen trage.

(Ich muss aber dazu sagen, dass Mr. G. sich zwar nie "therapeutisch angebiedert" hat - s. sein Augenmerk auf gravierenden Regressionstendenzen meinerseits -, doch er hat allerhand Therapiedestruktionswerk ertragen und es mir "durchgehen lassen", wodurch mir hinterher und in zunehmendem Ausmaß immer deutlich wurde: Er will mir was Gutes. - Mittlerweile "hat" er mich "soweit" , dass ich das aushalte; so sieht's momentan jedenfalls aus.)


Wer also hat welche Form von Verantwortung für eine gelingende Therapie zu tragen?
Was sind (verbreitete?) "Fehler", die die jeweilige Verantwortung schwächen?


Das fragt alle, die hier lesen (es besteht ja kein Antwortzwang ), und herzlich grüßend
Widow

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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 06:39

@ Widow

Ich denke nicht, dass man pauschal und verallgemeinert sagen kann, der Therapeut/Klient ist Schuld. Jeder Therapie verläuft anders, jeder Therapeut ist anders, jeder Klient ist anders, jede Therapeut-Klient-Interaktion ist anders. Wer "Schuld" ist kann man nur nach einer Einzelfallbetrachtung sagen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Miesel
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 06:46

Ich denke, das ist ein in sich verzahntes Miteinander und je nach Phase trägt ein anderer die Verantwortung.

Erstmal ist der Therapeut an der Reihe, der dir die Umgebung, die Sicherheit, die Möglichkeit, die Beziehung bieten muss, die dir ermöglichen, Dich zu öffnen.

Ob Du das auch erkennen, annehmen, nutzen kannst, diese Verantwortung liegt in Dir.

Dann ist es wieder seine Verantwortung mit dem was Du anbietest, auf den Tisch bringst achtsam, verständnisvoll und für dich annehmbar umzugehen.

In Deiner Verantwortung liegt es dann wieder, das nutzen zu können und zu wollen.

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Mary-D.
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 07:21

Verantwortung - ein großes Wort! Für meinen Geschmack klingt das viel zu sehr nach Schuld und potentiellem Versagen.

Ich würde lieber davon sprechen, mein eigenes Leben zu gestalten. Das war und ist für mich der größte Motor in der Therapie und nach der Therapie: zu sehen, was kann ich (ich selbst!) aus meinem Leben machen: dass es mir gefällt, ich mich darin wohlfühle und es mir besser darin geht (es muss ja nicht gleich der Traum auf Erden werden). Das kann man Verantwortung nennen, klingt für mich aber viel zu sehr nach Bewertung - diesen inneren Lehrer in mir, den hatte ich mal (und der hat mich nicht nur in der Therapie zunächst ziemlich ausgebremst). Im Laufe der Therapie habe ich ihn wahrnehmen gelernt und seitdem geht mir das Leben deutlich einfacher von der Hand.

Interessanterweise übernehme ich seitdem auch deutlich weniger Verantwortung für andere (für das Wohlergehen meiner Familie z.B oder gar meiner Herkunftsfamilie, die ich lange Jahre wie eine Last mit mir herum geschleppt habe). Das macht mein Leben (und das der anderen!) auch deutlich leichter.

Oder anders gesagt: indem ich die (durch die innere Bewertungsinstanz im Grunde fremd-bestimmte) "universale" Verantwortungsübernahme (und damit auch meine Schuld!) abgelegt habe, habe ich die Verantwortung für ein selbstbestimmes Leben in die eigene Hand genommen.

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 09:40

Ich gehe bei den Fragen von folgendem Hintergrund aus:
Patient will therapiert werden und "gesunden".
Therapeut will Patienten adäquat unterstützen und ist dem Patienten positiv gestimmt.
(beides ist ja gerne mal nicht der Fall, daher muß man was als Gegeben annehmen, da du da nichts geschrieben hast)
Bei wem liegt Eurer Ansicht nach die Hauptverantwortung für das Gelingen einer ambulanten* Psychotherapie: auf Therapeuten- oder auf Patientenseite?
Es ist meiner Meinung nach kein 50/50, denn damit eine Therapie gelingt muß der Patient arbeiten und der Therapeut kann lediglich Gedankenanstöße geben. Kommt aber auch auf die Diagnose an, das ist viel zu Wage geschrieben.
Ich denke der Patient muß so hart arbeiten, an sich und den Verhaltensweisen, dass er sehr viel mehr Verantwortung hat als der Therapeut. Dieser ist aber dafür verantworlich, dass positive Bahnen eingeschlagen werden, die richtige Therapiewahl getroffen wird und Rückschläge zu was positivem Ummodeln kann etc.
Ohne den Therapeuten gehts meistens nicht, ich würde meinen 35% ist Therapeutenverantwortung.
Und konkreter: Welche Art der Verantwortung hat ein jedes innerhalb der therapeutischen Dyade?
WIeso ist das gleich eine Dyade? Eine intensive zweier Beziehung? So würde ich das mal gar nicht formulieren, ich war über viele Jahre bei meiner Therapeutin und es war nie intensiv. Intensive Beziehungen sind mit Gefühlen zum anderen verbunden und der Großteil der Patienten hat keine derartigen Gefühle zum Therapeuten (Behauptung entsteht aus jahrelanger Erfahrung mit anderen Patienten).
Somit ist die Frage für mich da deplaziert, weil subjektiv.
Wer also hat welche Form von Verantwortung für eine gelingende Therapie zu tragen?
Siehe oben, eigentlich zum dritten mal die gleiche Frage.
Was sind (verbreitete?) "Fehler", die die jeweilige Verantwortung schwächen?
-> Patient entwickelt Gefühle zum Therapeuten (Fehler die man aber nicht immer beeinflussen kann)
-> Therapeut " zum Patienten (auch das gibts) / oder ist ihm emotional viel zu nah, so dass er nicht mehr objektiv behandelt.
-> Patient verweigert sich jeglicher neuer Wege
-> Therapeut zeigt keine Alternativen

da könnte ich tausendfach weiter machen...
..:..

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Miesel
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 10:56

Sinarellas hat geschrieben:WIeso ist das gleich eine Dyade? Eine intensive zweier Beziehung? So würde ich das mal gar nicht formulieren, ich war über viele Jahre bei meiner Therapeutin und es war nie intensiv. Intensive Beziehungen sind mit Gefühlen zum anderen verbunden und der Großteil der Patienten hat keine derartigen Gefühle zum Therapeuten (Behauptung entsteht aus jahrelanger Erfahrung mit anderen Patienten).
Uiii....ehrlich?

Also ich habe sehr, sehr, sehr intensive Gefühle in Bezug auf meine Therapeutin und die Stunden sind oft so intensiv (im positiven Sinne), dass ich manchmal heftig unter Spannung stehe.


pandas
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 17:45

Die Verantwortung in der Psychotherapie ist ein auf der Wippe sitzendes Zwillingspaar.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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panta
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 18:29

Für mich trägt die Verantwortung was die Inhalte betrifft zu 100% der Patient, was die Einhaltung des Rahmens betrifft zu 100% der Therapeut, darüber hinaus ist jeder für seine Gefühle selbst verantwortlich.

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stern
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 19:10

Widow hat geschrieben:Bei wem liegt Eurer Ansicht nach die Hauptverantwortung für das Gelingen einer ambulanten* Psychotherapie: auf Therapeuten- oder auf Patientenseite?
Vor einer Weile hätte ich vermutlich noch gesagt: Tendenziell trägt der Thera mehr Verantwortung (Begründung geht in Richtung: Abhängigkeitsbeziehung, Berufspflichten des Theras, usw.)

Mittlerweile überlege ich eher, ob man das wirklich gegeneinander aufrechnen kann. Also ob man die Verantwortungen auf eine Waage werfen, gegeneinander aufrechnen und gewichten kann. Eben weil die Verantwortungen (ist das der Plural?) ganz? oder teilweise? unterschiedliche sind. Wenn der Therapeut seinen Job nicht macht, wird die Therapie aller Wahrscheinlichkeit nach in die Hose gehen. Wenn der Patient seinen Beitrag für das Gelingen nicht leistet, wird die Therapie wahrscheinlich ebenfalls scheitern.

Auf die anderen Fragen (z.B. Art der Verantwortung) steige ich jetzt nicht so ein. Nur kurz: Der Therapeut hat z.B. die Verantwortung, sich professionell zu verhalten. Das ist praktischerweise gleichzeitig ein Beispiel für meine Sichtweise. Diese Verantwortung hat der Patient ja gar nicht (er hat ja keine Profession zu erfüllen, sondern ist Patient). Patientenseitig müsste ich ganz andere Verantwortungen auf die Waage legen. Gelingen kann es m.M.n jedoch nur, wenn beide etwas auf die Waage werfen.

Was das genau sein muss, ist eine nicht wirklich leichte Frage (für meine dzt. Matschbirne *gg*).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 19:44

@ stern,

sehe ich auch so wie du.
Psychotherapie ist für mich wie ein Arztbesuch. Der Arzt ist für Diagnose und Behandlung verantwortlich und trägt die Verantwortung, wenn da was falsch läuft. Am Klienten liegt es den Ratschlägen des Arztes zu folgen und an sich zu arbeiten. Tut er es nicht, dann liegt das Nicht-Gelingen der Therapie in seinem Verantwortungsbereich.

Aber:

Selbst im juristischen Bereich können psychische Störungen zu dem Gerichtsurteil "Schuldunfähig" führen. Aber wenn es um Psychotherapie geht, da neigt man gerne dazu dem Klienten Schuld zuzuschreiben und lässt unberücksichtigt, dass er unter einer psychischen Störung leidet (die es ihm z.B. schwer macht, eine schlechte Therapie rechtzeitig zu beenden).

In der Medizin gibt es z.B. Patienten, die antibiotikaresistent sind. Behandlung war richtig, Patient hat sich erwartungsgemäß verhalten. Wer ist verantwortlich für das Nicht-Gelingen der Therapie? Aber wenn es um die Psychotherapie geht, da besteht die Erwartung, dass sie allen helfen muss. Hilft sie nicht, dann muss einer (Therapeut/Klient) verantwortlich sein. Vielleicht gibt es auch therapieresistente Klienten? Wer ist dann verantwortlich?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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nonStop
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Beitrag Di., 15.07.2014, 01:03

Ist nicht jeder irgendwie immer auch für sich verantwortlich ?? Auch in Therapien .. Ich denke jeder Mensch der lebt ( nicht komatös ist ) hat eine Eigenverantwortung sich und jederzeit anderen gegenüber, egal wo.. In einer Therapie hat der Therapeut die Verantwortung des Klienten gegenüber Rahmenbedingungen zu setzen, der Klient die Mitverantwortung diese einzuhalten.. Nichts kann wirklich ohne grenzen funktionieren .. Überall gibt es grenzen, Hierarchien und ein mitwirken am aktiven geschehen ( das Leben leben ) ein Klient kann nicht seine komplette Eigenverantwortung auf dem Therapeut übertragen und andersrum auch nicht. .. Schuld oder eine gewisse Unfähigkeit halt in meinen Augen der, der es nicht schafft grenzen zu aktivieren und / oder einzuhalten ( zu akzeptieren ) eine Grenze einer Therapie könnte sein, außerhalb der Stunden keine oder nur in wirklicher Not Telefon oder Email Kontakte herzustellen..das zu kommunizieren liegt in der Verantwortung des Therapeuten, dies einzuhalten und abzugrenzen wann man selbst als Klient in NOT IST, LIEGT AN DEN KLIENTEN.. und so geht es immer weiter.. Egal wo man ist.. Ob zuhause auf Arbeit oder bei Freunden, es gibt überall grenzen und regeln , es gibt überall eine zwischenmenschliche Kommunikation .. Das in der Mitte zu halten ist die Eigenverantwortung eines jeden.. Es ist wie ein Zahnrad der ins andere greifen muss um sich zu bewegen, es gehört überall ein miteinander dazu .. Respekt für fast jeden der mir gegenübersteht.. Ich sage fast jeden.. Es gibt bestimmte Menschen die mit ihrer Eigenverantwortung so minimiert umgehen und unschuldige ( auch kleine ) Menschen schaden ( oft bewusst ) solche Menschen werde ich nicht respektieren.. In meinen Augen hat ein Mensch keine Eigenverantwortung mehr, wenn er nicht in der Lage ist bewusst zu handeln, weil Koma ( handlungsunfähig ) ein minderjähriges Kind hat auch NOCH keine volle Eigenverantwortung da es noch in der Entwicklungsphase ist .. Alle andere bewusst lebendlenkene Menschen tragen auch Eigenverantwortung die man niemals irgendwo abgeben kann


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Widow
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Beitrag Di., 15.07.2014, 01:55

Als gewissermaßen "host" dieses Threads moderiere ich mal ein wenig:
Jenny Doe hat geschrieben:Ich denke nicht, dass man pauschal und verallgemeinert sagen kann, der Therapeut/Klient ist Schuld.
Liebe Jenny,
ich sprach nicht von "Schuld", sondern von Verantwortung.
Und ich forderte ausdrücklich dazu auf, die Verantwortungs-Arten, die die UserInnen hier einerseits bei sich und anderseits bei ihren Theras sehen, mal zu beschreiben.
Miesel hat geschrieben:Ich denke, das ist ein in sich verzahntes Miteinander und je nach Phase trägt ein anderer die Verantwortung.
Liebe Miesel: D'accord!
Aber vielleicht kriegen wir diese "Verzahnung" - trotz aller Individualität einer jeden Psychotherapie - doch ein wenig genauer vor unsere Augen und dann auseinandergedröselt? Darum ist es mir hier (versuchshalber!) zu tun.
Mary-D. hat geschrieben:Verantwortung - ein großes Wort! Für meinen Geschmack klingt das viel zu sehr nach Schuld und potentiellem Versagen.
Liebe Mary-D.,
das ist Dein Geschmack. Für meinen Geschmack bezeichnet das Wort "Verantwortung" etwas völlig anderes als das Wort "Schuld".
(Und ich glaube auch nicht, dass ich imstande bin, mein "Leben zu gestalten" [ich glaube, dass das niemand kann], und ich bin mir sicher, dass ich das durch keine Therapie dieser Welt lernen werde - was ich immer gelernt habe und weiterhin lerne [mit und ohne Therapie], das ist: Manchmal öffnet sich mein Leben zu mir, dann kann ich ein wenig Einfluss darauf nehmen; meist aber entzieht sich mir mein Leben; und grundsätzlich tut es das ohnehin, denn mein Leben strebt wie jedes Leben dem Tod zu; doch ich bin mit Dir einig darin, dass das eigene Leben zu leben nicht heißen darf und kann, nur für andere da bzw. "verantwortlich" zu sein [und wie oft bildet man sich lange Zeit ein, da gar keine Wahl zu haben, sondern einfach "verantwortlich sein zu müssen", nicht wahr?])
Sinarellas hat geschrieben:Ich gehe bei den Fragen von folgendem Hintergrund aus:
Patient will therapiert werden und "gesunden".
Liebe Sinarellas,
das ist "Patient" keineswegs immer zu Beginn einer Psychotherapie klar.
Und das, was Du als "viel zu vage geschrieben" bezeichnet hast, war und ist Sinn dieses Threads, denn wenn ich wüsste, zu welchen Prozenten und in welcher Art jeder der beiden an einer Therapie Beteiligten (nur das meinte ich mit Dyade: Dass da, sofern keine Gruppentherapie gemacht wird, zwei Menschen einem von beiden sehr nah zu kommen versuchen ...) für das Scheitern oder das Gelingen der Therapie verantwortlich wäre, dann hätte ich einen Aufsatz darüber geschrieben und in einer psychotherapeutischen Zeitschrift veröffentlicht.
Ich weiß das aber nicht (und ich will auch keine Aufsätze darüber schreiben, ich will es persönlich wissen). - Deshalb frage ich hier. (Und ich erlaubte mir, meine Eingangsfrage am Ende meines postings, in dem noch viel anderes Blahblah stand, noch einmal in Erinnerung zu rufen, weil da zwischendrin viel anderes Blahblah stand.)
panta hat geschrieben:Für mich trägt die Verantwortung was die Inhalte betrifft zu 100% der Patient, was die Einhaltung des Rahmens betrifft zu 100% der Therapeut
Liebe Panta,
was ist für Dich "Inhalt", was "Rahmen"?
stern hat geschrieben:Gelingen kann es m.M.n jedoch nur, wenn beide etwas auf die Waage werfen.
Was das genau sein muss, ist eine nicht wirklich leichte Frage (für meine dzt. Matschbirne *gg*).
Liebe stern,
da sind wir uns einig: Es IST keine leichte Frage! Auch mit klarem Kopf (glaub ich). Deshalb finde ich es begrüßenswert, dass wir uns hier darüber austauschen.
Jenny Doe hat geschrieben:Vielleicht gibt es auch therapieresistente Klienten? Wer ist dann verantwortlich?
Liebe Jenny,
soweit ich persönlich erlebt habe, gibt es die. Und angesichts derer ist Deine Frage meine. (Wiewohl ich allmählich meine subjektive Antwort darauf zu finden beginne.)


Liebe nonStop,
verzeih, aber hier geht es weder um "komatöse" Kranke noch um "minderjährige Kinder", hier geht es um die Frage, wie eine Psychotherapie gelingen oder auch scheitern kann, und wer von den beiden Beteiligten welche Art und welchen Grad von Verantwortung dafür trägt.


Ich bin auf weitere Ideen, Vorstellungen, Abneigungen, Ansichten, Zuweisungen, Überlegungen, Hypothesen, Überzeugungen etc. gespannt und danke allen, die bisher geantwortet haben und z.T. bereits miteinander ins Gespräch gekommen sind über das Thema!

w

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hope_81
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Beitrag Di., 15.07.2014, 07:56

Ich denke, dass dem Patienten anfänglich der größte Teil der Verantwortung zu kommt.
Denn er muss den für sich "passenden" Therapeuten finden. Ich denke nebst der Pflicht sich
aufklären zu lassen, ( was für Methoden, welche Ausbildungen, kennt der Therapeut sich mit
dem Problem aus? Usw.) muss er auch noch entscheiden, ob er sich in der Beziehung zu dem
Therapeuten wohl fühlt. Leider das bereits nach max 5-7std. Ziemlich schwierig wie ich finde.

Dann muss er zu 100% die Bereitschaft mitbringen sich zu öffnen, nichts zu schönen, nichts zu
verheimlichen und die Bereitschaft zu Vertrauen, ja sogar sich abhängig zu machen (nicht in pathologischer Form).

Der Therapeut muss sich der Verantwortung dieses Umstands zu 100% bewusst sein und sollte in der Lage sein früh zu erkennen, ob er helfen kann, oder nicht. Er trägt die Verantwortung sich nicht zu überschätzen, sich klar zu sehen und auch natürlich dafür, dem Patienten ggfs. mitzuteilen, ob er überfordert/ fachlich nicht ausreichend ausgebildet ist etc.

Wie oft schon habe ich hier gelesen (nicht nur hier), dass ein Therapeut jemanden behandelt, obwohl er sich mit dem Spektrum nicht gut auskennt und sich neben der Behandlung etwas mit der Materie auseinandersetzt.

Ich finde immer noch, dass Psychotherapie zu sehr auf die leichte Schulter genommen wird und viele der Meinung sind, eine "gute therapeutische Beziehung" (was auch immer das sein soll) reiche aus.

Beide Seiten müssen sich im Vorfeld bewusst sein, dass so eine Therapie IMMER einen Eingriff ins Gehirn darstellt. Eigentlich vergleichbar mit einer Operation.

Da wäre ich dann wieder bei dem leidigen Thema der Aufklärung, die nicht ausreichend praktiziert wird.

Ein Patient kann ja erst nach erfolgen dieser Verantwortung tragen. Vorher nur schwer möglich.

Wenn das alles gegeben ist, dann hat der Patient die Verantwortung wahrhaft zu sein, seine "Hausaufgaben"zu machen und sich dem Prozess hinzugeben. Mehr trägt er nicht, denke ich.

Für alles andere ist der Therapeut zuständig. Wenn die Therapie stockt, keine Früchte trägt oder, oder, oder, dann muss er das klar benennen und andere Wege finden, auch wenn das bedeuten würde, dass sich Patient und Therapeut trennen.

Ja, so in etwa.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Broken Wing
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Beitrag Di., 15.07.2014, 08:16

Man sollte in der Therapie wesentlich leistungsorienter vorgehen. Der Therapeut wird bezahlt, hat eine Dienstleistung zu erbringen. Ich habe keinen Grund, ihn zu Beukottieren, im Falle eines Nichtgelingens lasse ich ihn nicht von irgendwelchen unbewussten Gefühlen daherfaseln.
Mit Deutungen wird sich der Therapeut bei mir ohnehin schwer tun, da ich Nachvollziehbarkeit verlange. Seine Eindrücke von mir nehme ich ernst, aber eine Herumfühlerei wird es nicht.

Mir sind so krasse Abschiede erspart geblieben. Außerdem kann man auch schön sehen, wie viel tatsächlich erreicht wurde. Und das ist, leider, nicht viel. Ich bin nach wie vor depressiv - trotz Medikamente. Wenn ich mir Therapieverläufe aus dem Forum reinziehe, weiß ich, dass es auch mit Gefühlsdusel nicht klappen würde. Ich scheine nichts verpasst zu haben.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Jenny Doe
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Beitrag Di., 15.07.2014, 08:31

@ Widow,
ich sprach nicht von "Schuld", sondern von Verantwortung.
Schuld und Verantwortung hängen für mich eng miteinander zusammen und sind eine Frage der Perspektive. Unter Schuld verstehe ich "ursächlich", "verantwortlich für". Wer die Verantwortung hat trägt auch die Schuld, falls es schief geht.
Ein Arzt, der die Verantwortung hat eine Behandlung heilungsbringend durchzuführen trägt zugleich auch die Schuld am Leid des Patienten, wenn er die Schere im Bauch vergisst, sprich, die Therapie nicht gelingt. Ein Klient, in dessen Verantwortungsbereich es fällt, den Anweisungen des Arztes Folge zu leisten, ist selbst Schuld, wenn er es nicht tut.
Psychotherapie ist ein Interaktionsprozess und erfordert, dass Therapeut und Klient gleichmaßend am Strang ziehen, um das Therapieziel zu erreichen. Wenn man fragt, wer für das Gelingen einer Therapie verantwortlich ist, dann impliziert dies auch die Frage, wer Schuld ist, wenn sie nicht gelingt. Denn die Frage nach der Verantwortung lässt sich nicht beantworten mit "der Therapeut hat sie" oder "der Klient hat sie". Jeder trägt Verantwortung für das Gelingen der Therapie. Der Therapeut trägt die Verantwortung für Diagnostik und Behandlung. Dem klienten obliegt es, den Anweisung zu folgen. "Versagt" einer der beiden, dann ist er Schuld daran, dass die Therapie nicht gelungen ist.
Platt ausgedrückt, denn es gilt, meiner Meinung nach, noch zu berücksichtigen, dass es nichts gibt, was allen gleichermaßen hilft, weder in der Medizin noch in der Psychotherapie ("Therapieresistenz). Zu berücksichtigen ist zudem, unter welcher Störung der Klient leidet ("Schuldunfähigkeit")
soweit ich persönlich erlebt habe, gibt es die. Und angesichts derer ist Deine Frage meine. (Wiewohl ich allmählich meine subjektive Antwort darauf zu finden beginne.)
Wie lautet deine subjektive Antwort?

Meine Fazit daraus ist: Ich muss damit leben, dass mein Darm nicht mehr voll funktionsfähig ist. Ich muss lernen, das Beste daraus zu machen. Ich muss lernen mit den Symptomen zu leben und einen Umgang damit zu finden. Ähnliches denke ich über die Psychotherapie. Wenn sie therapieresistenten Klienten nicht hilft, dann müssen sie lernen mit ihren Problemen und Symptomen umzugehen und zu leben.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Di., 15.07.2014, 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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