Wer liegt auf der Couch, wer sitzt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Sa., 21.12.2013, 19:13

Aber, pandas, war das bei euch nicht auch so, dass das sein Wunsch war? Oder verwechsle ich dich da?

Ich finde die Frage auch spannend, von wem der Wunsch ausgeht. Weil das ja auch eine Abstimmungsfrage ist. Es gibt Analytiker, die befehlen. Es gibt welche, die gar nichts sagen und darauf warten (oder hoffen), dass der Patient irgendwann loslegt. Und dann halt die, die immer mal vorsichtig nachfragen.

Werbung

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag Sa., 21.12.2013, 19:18

stern hat geschrieben:Denn so ist es schon etwas doppelbotschaftig: Einerseits Kontakt zu suchen, andererseits aber sehr geqält zu sein, wenn du den Kontakt suchst.
Ich finde vor allem diesen Therapeuten "doppelbotschaftig": "Legen Sie sich auf die Couch, damit Sie besser an Ihre Gefühle kommen und sich nicht mehr so kontrollieren müssen, aber verschonen Sie mich mit Ihren Klagen über Ihre Mutter und Ihren Aggressionen." Das verhindert genau das, was du, Sandrin, eigentlich lernen wolltest: zu dir selber zu stehen.


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Sa., 21.12.2013, 19:21

leberblümchen hat geschrieben:Aber, pandas, war das bei euch nicht auch so, dass das sein Wunsch war? Oder verwechsle ich dich da?.
Doch, ja, er hat relativ schnell gedrängelt, so dass ich jetzt 1 Jahr und 9 Monate liege. Aber, es fiel mir relativ schnell auf, dass ich es da entspannt finde und oft so einen Schwebezustand habe als auch im Streit gut fechten kann, anders als im real life, wobei es mittlerweile im real life auch besser geworden ist.

Ich könnte natürlich auch jederzeit wieder sitzen, aber so bin ich weit davon entfernt es zu tuen.

Auch beim bisher heftigsten Gefecht (so vor einen Monat) blieb ich liegen, auch wenn mein Gehirn mir sendete : "Jetzt gehen wir aber .." ...
leberblümchen hat geschrieben:Ich finde die Frage auch spannend, von wem der Wunsch ausgeht. Weil das ja auch eine Abstimmungsfrage ist. Es gibt Analytiker, die befehlen. Es gibt welche, die gar nichts sagen und darauf warten (oder hoffen), dass der Patient irgendwann loslegt. Und dann halt die, die immer mal vorsichtig nachfragen.
Naja, ich hatte das Gefühl das er drängelt und wenn ich den Dialog von damals wörtlich hätte, dann liesse sich das auch belegen. Aber befohlen kann man nicht sagen, ich denke nicht, dass das Analytiker machen und dürfen.

Die Strategie ist sicherlich dennoch sehr unterschiedlich.

Und auch denke ich, dass es Analytiker gibt, denen das nicht so wichtig ist wie anderen, die da einen wichtigen Bestandteil des Settings drin sehen, so wie der Meine.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Sa., 21.12.2013, 19:34

Mein Therapeut sagte immer, wenn wir uns gestritten haben - und deutlich wurde, dass ich mich unterlegen fühle -, dass ich mich gerne setzen könnte. Das fand ich sehr aufmerksam; einmal hab ich davon Gebrauch gemacht. Aber ich fühle mich doch wohler im Liegen, freier. Ich mag die Couch - aber ich mochte auch den Sessel. Aber Couch fühlt sich mehr nach 'mir' an.

Werbung


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Sa., 21.12.2013, 19:39

Mein Therapeut meint ja, ich würde mich zu wenig unterlegen fühlen oder das wegdrängen ... tipp ich mal.

Er nannte das Couch-HG-Gebilde mal Wippe, wobei er sagte, dass der die Macht hat, der unten sitzt ... aber ich finde ja, der hat bei der Wippe auch die Arbeit, denn da wird das Gewicht getragen ... tjaaa, ich bin wohl ein bissle zu kleinlich mit den analytischen Metaphern. Wobei er einfach auch ein bisschen strange Metaphern hat, aber das kann er nicht einsehen, da wird er sauer, wenn frau das hinterfragen möchte
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 21.12.2013, 21:13

Es ist tatsächlich ein Widerspruch, den ich auch so spüre. Andererseits, was soll ich denn machen? Ich glaube ohnehin nicht an sowas wie bwdingungslose Annahme. Erst recht nicht bei einem Wildfremden. Mir wäre es halt wichtig, dass ich in einigen exemplarischen Dingen lerne, zu mir zu stehen, und dass sich das dann auf andere Bereiche überträgt. Vieles was er sagt, hat ja durchaus Hand und Fuß. Aber ich weiß nicht, ich scheine was an mir zu haben, was ihn auf die Palme bringt. Ich muss aber akzeptieren, dass das so ist, ist ja auch wichtig, das zu lernen. Auch möchte ich bestimmte Dinge dann lieber mit mir oder der Familie ausmachen, wenn ich weiß, dass das unerwünscht oder untragbar ist.

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag Sa., 21.12.2013, 21:35

sandrin hat geschrieben:Es ist tatsächlich ein Widerspruch, den ich auch so spüre. Andererseits, was soll ich denn machen?
Mit ihm über dein Dilemma sprechen. Und wenn er dann wieder wütend wird, keine Analyse bei ihm machen. Denn dann taugt er vielleicht noch als Berater, aber nicht als Analytiker.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Sa., 21.12.2013, 21:41

sandrin hat geschrieben:Mir wäre es halt wichtig, dass ich in einigen exemplarischen Dingen lerne, zu mir zu stehen, und dass sich das dann auf andere Bereiche überträgt.
Meine ich halb-ernst... aber ist er in dem Punkt nicht auch Modell, wie man zu sich stehen kann bzw. sich abgrenzen kann?

Und was bedeutet es in dem Fall konkret, wenn du "zu dir stehen" würdest? Klar könntest du sagen (wenn du es denn könntest): das Thema ist mir wichtig und ich möchte, das sie zuhören.

Nur sieht er es (aus anscheinend nach wie vor unbekannten Gründen) so, dass er auch zu sich stehen muss, indem er auf seine Grenzen achtet, vgl.:
er müsse auch auf seine Grenzen achten und die würde er überschreiten, wenn er mir noch länger zuhört, wie mich mein Umfeld quält.
Hast du nicht hinterfragt, was der Punkt genau ist, der seine Grenzen überschreitet?
Auch möchte ich bestimmte Dinge dann lieber mit mir oder der Familie ausmachen, wenn ich weiß, dass das unerwünscht oder untragbar ist.
Na, die Konflikte mit er Familie kannst du eh nur mit ihr klären (bzw. mit dir selbst, z.B. wieviel Qual durch deine Familie für dich tolerierbar ist)... aber es sollte normal mit dem Therapeuten besprechbar sein. Daran würde ich für meinen Teil ansetzen, dass das wieder Therapiethema wird. Wie soll ich sagen: Vielleicht sieht er es ja zum Bleistift als (kontraproduktive) Verlagerung auf ihn, während manches an die Familie zu richten wäre. Also das muss nicht so sein, wäre aber für mich als Grund vorstellbar. Ich würde es jedenfalls hinterfragen. Bringt doch eher wenig, wenn du jetzt sagst, ich habe etwas an mir, was andere auf die Palme bringt.

Und btw. jeder bringt mal jemanden auf die Palme... aber Toleranzgrenzen von Menschen sind doch unterschiedlich. Also jemand anderen stört das vielleicht überhaupt nicht. Also nicht gleich persönlich nehmen, was du an dir haben musst...

Das Menschen Grenzen haben (von denen man nicht immer abrücken kann), finde ich normal... also es wird eh nicht immer funktionieren, dass "zu sich stehen" heißt, dass jemand anderes dafür sein Grenzen aufgibt bzw. überschreitet (Fakt scheint zu sein, DASS er sein Grenzen überschreiten würde - aus welchen Gründen auch immer).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Sa., 21.12.2013, 22:04

Hallo Sandrin,

vielleicht will Dein Therapeut auch nicht mehr hören, dass Du Dich von Deinem Umfeld so quälen lässt, weil dies vielleicht schon so lange Thema ist, ohne dass sich bei Dir etwas verändert.
Dass es jetzt darum gehen soll, warum Du das alles mit Dir machen lässt, diese Quälerei zulässt.

Das könnte auch ein Grund sein, warum er Dir jetzt die Liegeposition anbietet.
Wenn es stimmt, dass man im Liegen schneller regrediert, könnte er so besser an Deine kindlichen Bedürfnisse und Gefühle rankommen. Dadurch könntest Du dann evtl. wiederum mehr Erkenntnisse über Deine Beweggründe Dich quälen zu lassen gewinnen.

Ich arbeite zwar im Sitzen, komme aber so auch an meine Gefühle ran. Da ich auch schon Quälereien erleiden musste, könnte ich es mir so erklären.
Das ist momentan auch in meiner Therapie Thema: Warum habe ich das alles mit mir machen lassen......

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 21.12.2013, 22:09

Also du wirst lachen, aber ich habe mich das auch schon gefragt, ob er mir mit seiner Reaktion als Modell zur Verfügung stehen will.

Auf der anderen Seite finde ich schon, dass es einem Therapeuten schon zuzumuten sein muss, das auszuhalten.Aber vvielleicht seh ich das falsch. Dann wäre es mir aber lieber, wenn ich mein Innerstes nicht dieser Gefahr aussetze.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 21.12.2013, 22:11

@ solage
Ja, so hat er es auch ausgedrückt. Das Problem ist nur, dass dasselbe mit einem Thema passiert, das für mich sehr sensibel ist. Und dann bin ich psychisch eher in Gefahr.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Sa., 21.12.2013, 22:12

Solage hat geschrieben:vielleicht will Dein Therapeut auch nicht mehr hören, dass Du Dich von Deinem Umfeld so quälen lässt, weil dies vielleicht schon so lange Thema ist, ohne dass sich bei Dir etwas verändert.
Dass es jetzt darum gehen soll, warum Du das alles mit Dir machen lässt, diese Quälerei zulässt.
Den Gedanken hatte ich ebenfalls...

... aber klärbar ist es natürlich nur mit ihm.

--------

Was ich wahrnehme, wie "bedrohlich" es für dich ist, wenn er sich abgrenzt, vgl. deine Wortwahl: "Gefahr" oder "ins Messer laufen" o.ä. Was in deinem Inneren ist denn bedroht? Dein Selbstwert?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Sa., 21.12.2013, 22:14

sandrin hat geschrieben:@ solage
Ja, so hat er es auch ausgedrückt.
Was aber in der Tat etwas anderes ist/wäre als ultragenervt von dir zu sein
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Sa., 21.12.2013, 23:14

sandrin hat geschrieben:@ solageJa, so hat er es auch ausgedrückt. Das Problem ist nur, dass dasselbe mit einem Thema passiert, das für mich sehr sensibel ist. Und dann bin ich psychisch eher in Gefahr.
Magst Du das noch näher erklären?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag So., 22.12.2013, 08:25

Das ist es ja, was ich meine. Ich glaub, er hat sich sehr hart ausgedrückt und bei mir kam es dann so an.

Aber ich hab halt angst, dass mir das bei Themen, über die ich eh schwer reden kann, auch passiert. Und da sehe ich die Gefahr, weil das kann mich sehr aus der Bahn werfen.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag